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Wi(e)ders(t)ehen

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16.02.2004
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Wi(e)ders(t)ehen

Es war still in dem alten Fabrikgebäude. Sie liefen hintereinander – erst die kleine Blondine, dann die Brünette, beide offensichtlich aufgeregt. Es war dunkel im Gebäude, die Luft war schlecht – es roch nach Abwasser. Sie waren bis zum äußersten Rand der Stadt gefahren, dann noch ein gutes Stück durch das alte Fabrikgelände gelaufen. Jetzt suchten sie nach der Halle – die Wegbeschreibung war ungenau gewesen. Sie waren grade erst durch einen Umkleideraum gegangen, der nicht vorgekommen war – ihre Herzen rasten. Es war ein seltsames Gefühl.
Während die kleine Blondine vorging, sich immer hektisch in den Räumen umsah, nach etwas ungewöhnlichem suchte, war die Brünette hinter ihr sehr ruhig – wobei sie sich unwohl fühlte. Das Gebäude war ihr unheimlich – sie traf sich nie in so etwas. Ihr wurde von dem Geruch schlecht, sie würde am liebsten wieder gehen. Außerdem brannte die Pistole in ihrer Tasche – sie hasste die Waffe. Blut klebte an ihr, das wusste sie. Das Blut eines Vaters, eines Freundes, eines Menschen.
Sie trat die nächste Tür kraftvoll auf – es wurde immer unheimlicher. Niemand war zu sehen, kein Ton. Sie hatte Angst in diesem Haus. Was sollten sie hier? Sie misstraute der Situation. Sie war zu oft an ihrem Poster vorbeigelaufen. An Stromkästen, an Häuserwänden, an Liftfastsäulen.
Eine große Halle lag vor ihnen – sie schienen da zusein. Es stank nach Ratten, Abfall und altem Wasser.
Sie blieb stehen zog die Pistole, zielte kurz blind ins Dunkle, zog sie dann eng an ihren Körper, schon die andere Frau hinter sich.
„Bit du da?“
Sie zuckte bei der lauten Frage zusammen – zu schwer gewöhnten sich ihre Augen an die Finsternis.
Stille – keine Reaktion.
„Bleib bitte hinter mir!“ Langsam ging sie los, an der Wand entlang. Eine Spinne lief an ihrem Bein hoch, kroch unter die Hose.
Sie beobachtete weiter alles, riss dann ruckartig die Pistole herum – sah in ein paar gleichmütige Augen.
„Hallo!“ Er blieb stehen, hatte die Hände in den Hosentaschen.
Wieder trat eine Stille ein – sie richtete weiter die Pistole auf ihn – aufgeregt sah sie ihn an – ihre Gefährtin lächelte liebevoll: „Hallo!“
„...Du kannst die Pistole wegpacken!“ Er stand noch immer regungslos, schaute ihr unbeeindruckt ins Gesicht – er nahm jede Schweißperle zur Kenntnis.
Wortlos senkte sie den Lauf etwas, richtete ihn auf den Boden vor sich – sie atmete viel zu schnell.
„Wie geht’s dir?“ Sie lief zu ihm, umarmte ihn liebevoll, er achtete nicht drauf, wand sich aus ihren Armen: „Lass das!“
Erstaunt blieb sie stehen.
„...Macht schnell!“ Die Blondine ging zum Fenster, schaute ruhig nach draußen – nichts war zu sehen. Keine Bewegung, niemand. Nicht einmal Wind. Die Ruhe vor dem Sturm? Der Himmel war bewölkt...
„Du hast spät angerufen, wir hätten es fast nicht geschafft!“ Sie musterte ihn, nahm die Veränderungen zur Kenntnis. Er sah müde aus, angestrengt. Aber er war ruhig. Seine Augen waren eingefallen – aber er atmete ganz ruhig, schwitzet trotz Schwüle nicht.
Ihre Handflächen waren nass, sie war aufgeregt. Zu lange hatten sie sich nicht mehr gesehen. Wochen, fast Monate. Dabei war es sonst so oft gewesen...
Sie drückte sich schlagartig vom Fenster weg, gegen die Wand.
„Ist etwas nicht okay?“ Erstaunt sah sie sie an, verstand nicht.
„Mach schnell, da unten sind Leute, die sehen aus wie Bullen! Hört auf rumzusülzen, das könnt ihr ein anderes Mal machen!“
Kurz war es still, sie runzelte mit der Stirn, versuchte zu realisieren, was das hieß.
„Wir haben Zeit.“ Er lächelte – das erste Mal auf ihrem Treffen.
Sofort richtete sie die Waffe wieder auf ihn.
Aber diesmal mit Widerstand: „Was tust du da? Nimm die Pistole weg!“ Sie sah sie verständnislos an, lief zu ihr, wollte ihr die Pistole aus der Hand reißen – aber das verhinderte sie. Unsanft stieß sie sie zur Seite.
„...Wieso bist du mitgekommen? Du wusstest doch genau, was passiert!“
Sie richtete den Lauf direkt zuwischen seine Augen: „Du Schwein!“ Langsam krümmte sich der Zeigefinger, dann war die Waffe weg. Mit allem Mut hatte sich ihre Freundin nach vorne geworfen, sie ihr aus der Hand geschlagen.
„Was tust du?“ Entgeistert starrte die Frau auf ihre leere Hand, auf die Freundin – dann ins Leere. Die Zeit schien stillzustehen. Fast sah sie das Metall auf sich zufliegen, sich langsam in ihren Bauch bohren – Schmerz spürte sie keinen.
Die Luft wich aus ihrer Lunge, sie spürte nichts. Putz schnitt in ihren Rücken, während sie an der Wand herunterglitt, auf dem Boden sitzen blieb.
Sie hatte nicht den Mund, auf den Bauch zu fassen, sie spürte lediglich die unsagbare Angst, als sie das Blut sah.
Verständnislos starrte sie auf die zweite Pistole, verstand nicht, was der Freund tat. Er zielte noch immer auf sie, ein Lächeln spielte mit seinen Lippen.
„Was...“
„Du hättest auf deine Gefühle hören sollen, jetzt kostet es euch Beide alles! Ihr seid so durchschaubar!“
Bittere Tränen standen in ihren Augen, die Gefühle kamen zurück, der Schmerz fraß sich durch ihren Körper, Blut lief über Stellen, wo es nicht sein sollte – und sie begriff es. Sie hätte auf ihr Gefühl hören solle – spätestens in dem Moment, als er so spontan angerufen hatte. Er hatte genau geplant, was passieren sollte. Er hatte es wahrscheinlich vom ersten Moment an gewusst, sobald...
„Was hast du getan?“ Sie wollte zu ihm rennen, die Waffen wegnehmen, doch sie wurde abgehalten: „Nimm die scheiß Pistole und schieß... Schnell!“ Tränen liefen über ihr Gesicht, mischten sich mit Blut.
„Was soll das?“ Verständnislos starrte sie Beide an, begriff immer noch nicht – er hatte sie doch angerufen! Er hatte reden gewollt, über die Scheiße, die er gebaut hatte... Darüber, dass er so unmöglich gewesen war, dass er sie nicht respektiert hatte, dass er sie hatte zwingen wollen...
Jetzt richtete sich die Waffe auf sie, ruhig zielte der Lauf direkt auf ihre Brust: „Jetzt ist es so weit...“
„Was tust du? Sind das Bullen, draußen? Was soll das...“
„Nimm die Waffe und schieß endlich! Oder er...“ Sie brach ab, stöhnte unter unsagbarem Schmerz auf.
„Was hast du getan? Du hast uns verraten! Du hast...“
„Das ist meine Rasche.“ Er lächelte noch immer, „jetzt bekommst du es zurück. Du hättest dich für den richtigen entscheiden sollen...“
„Du bist ein Mörder!“ Sie griff in ihre Hosentasche, fühlte die Pistole. Ihr Herz raste.
„Nein! Wer hat jemand umgelegt? Ich? Aber nein... Ich werde auch dich nicht töten – sie war Notwehr, da ging es nicht anders...“ Seine Stimme war ruhig. „ich warte jetzt einfach, bis du abgeholt wirst. Den Rest deines Lebens kannst du in Ruhe darüber nachdenken, was du mir angetan hast...“
„Ich habe dir gar nichts angetan! Du hast mich zwingen wollen... Ich habe nur...“
„Ja, du bist unschuldig!“ Er nickte, „du bist auch nicht Schuld daran, dass sie mitgekommen ist – du bist unschuldig... Wie immer...“
Ihr Schrei war verzweifelt, flehend: „Hör nicht auf ihn! Schieß endlich!“
Sie schüttelte mit dem Kopf – sie war Schuld... Sie hatte sie mitgenommen... Und jetzt... Das ganze Blut...
Der Knall, der die Stille zerriss, kam ihr leise vor – sie sah ihn zu Boden sinken, sah das Loch in seinem Hals, in Brust und Schulter – er lag regungslos da – sie konnte nicht mehr atmen.
Sie schaute nicht auf den Körper, der inzwischen auch auf dem Boden lag. Die Waffe in der zierlichen Hand zitterte noch immer – sie lag auf dem Boden, atmete nicht mehr.
Und er auch nicht.
Sie stand in der Mitte, spürte sich selber nicht mehr. Stille breitete sich in ihrem Kopf aus, wurde nicht einmal von den schweren Schritten und den Schreien der Soldaten gestört – sie realisierte nicht mehr, dass man sie mitschleifte.

 

Hallo Toki,

irgendwie bin ich verwirrt. Vielleicht habe ich ja nicht konzentriert genug gelesen, aber irgendwann kam in Deiner Geschichte der Punkt, an dem ich kaum noch wusste, welche der beiden Frauen spricht, oder handelt, weil Du ihnen einfach keinen Namen gegeben hast.

Dazu hast Du noch einige Flüchtigkeitsfehler drinnen, weiß nicht, ob ich sie noch alle gefunden habe. Vielleicht siehst Du noch mal slebst drüber.


„Bit du da?“

Bist du da?


„...Du kannst die Pistole wegpacken!“

Die Punkte kannst Du weglassen, hast Du, glaube ich, kurz danach wieder gemacht.


Sie richtete den Lauf direkt zuwischen seine Augen:

zwischen


Sie hatte nicht den Mund, auf den Bauch zu fassen,

Sie hatte nicht den Mut...


Sie hätte auf ihr Gefühl hören solle

Sie hätte auf ihr Gefühl hören sollen


„Das ist meine Rasche.“

Rache


sie war Notwehr,

es war Notwehr


Liebe Grüße,
gori

 

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