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Westerholter Kartoffelfest ...
...muss ich in diesem Jahr schweren Herzens einmal ausfallen lassen.
Die letzten Male wars ja wirklich bezaubernd. Vor allem, wenn Pastor Öcalan-Kubiçek-Schmitt nach 12 Korn und 3 selbst aufgesetzten Holunder-Birnen-Likörchen noch ma schnell ne Erntedank Messe „to go“ gehalten hat- ja, dann wurds immer noch ma so richtig lustich.
Tante Ursula, die, so glaube ich mich erinnern zu können, niemandes wirkliche Tante mehr gewesen is, weil sich den Rest ihrer Familie schon vor Jahren der von Ursula selbst zusammengeschusterte Kartoffel-Runkelrüben-Grünkohl-Schnapps geholt hatte, welchen sie nach eigenen Angaben nur noch für den Eigenbedarf brannte, hatte immer ihr schmiedeeisernes Waffeleisen angekarrt und für die versammelte Nachbarschaft lecker Waffeln nach traditionellem Rezept gebacken. Mit schön dick Schlachsahne und heißen Kirschen dazu.
Dat gabs aber im letzten Jahr schon nich mehr, weil sich der grüne Ortsverband beim Bürgermeister Szcibulski darüber beklagt hatte, datt die olle Ursel für ihr wuchtiges Backeisen an so nem Kartoffelfestabend ma locker 134 Liter Schiffsdiesel durch den Generator jagte. Der Szcibulski is dann so richtig auf der grünen Ökowelle geßörft und hat der Ursel nen Sonnenkollektor verordnet.
Bis siebzehn Uhr ginget dann auch- bis da haben se alle lecker lauwarmen Teig ausm energieunterversorgten Waffeleisen geschleckt; mit nem Schuss Aufgesetzten war dat fein.
Aber danach war der Lorenz hinterm Horizont (und in Westerholt gehts hinterm Horizont nich weiter, zumindest nich für Ursels Waffelbackmaschine).
So blieb nur eins: drei Liter Eierlikör, den die alte Lotte noch in ihrem Urinbeutel (mit Antirefluxventil) ausm Seniorenstift "Sankt Anna" schmuggeln konnte, in den Eimer mit den verbliebenen zweieinhalb Litern Waffelteig. Den Kindern die Strohalme ihrer Caprisonne Orange geklaut- alle sechs erbeuteten Strohhalme zusammengebastelt und dann ging dat reihum. Der Pastor durfte zuerst an den Trog. Der hatte ja auch Gottes Segen … und unseren auch … wir brauchten ja jemanden, bei dem wir die Auswirkungen dieser Teufelsmischung auf den menschlichen Organismus beobachten konnten.
Wäre der Pastor daran eingegangen, hätte der drei Tage später sowieso wieder auf der Matte bzw. auf der Kanzel gestanden - wegen der Sache mit der Auferstehung, versteht sich.
Is aber alles auch ohne Lebenspause des Pfaffen vonstattengegangen.
Ruck zuck ging dat Leeren des Eierlikör-Waffelteigeimers aber nich über die Bühne; man muss sich dat in etwa so vorstellen, datt da lauter 78-92 jährige Haftcremejunkies fünfeinhalb Liter alkoholhaltiges Erfrischungsgetränk mit der Konsistenz von kaltgeschleudertem Fenchelhonig ungefähr n halben Meter hochsaugen müssen. Durch ne Öffnung, die annähernd dem Durchmesser einer 2er Häkelnadel entspricht.
Der Willi vonner Zechenstraße 17c hätte sich zwar fast an seiner Backenzahnbrücke verschluckt, aber dat konnte der in letzter Sekunde noch dadurch verhindern, dass er seine schon vorher verzehrten 14 kleinen und 5 großen Herrengedecke geschickterweise im richtigen Moment ausgekotzt hat … der alte Fuchs.
Ich sach ja immer: "Et reicht nich, mit nem buschigen Schwanz durch n Wald zu laufen – man muss auch n Fuchs sein." Dat wusste der Willi also auch schon.
Andächtig erinnere ich mich an diese und andere schöne Kartoffelfestabenderlebnisse und trauere darüber, erst wieder im nächsten Jahr dabei sein zu können und hoffe, datt dann irgendjemand so schlau sein wird und mehr Caprisonne kauft.