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Weihnachten 2016

Seniors
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03.07.2004
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Weihnachten 2016

In der Heiligen Nacht sprühten Unbekannte »Ausländer raus aus Deutschland« auf die Schaufensterscheibe des Obst- und Gemüseladens, der seit über zehn Jahren von Aram Boyacian betrieben wurde. Im Ort hielten ihn alle für einen muslimischen Türken, tatsächlich aber stammte er aus einem kleinen Bergdorf im Irak und war ein armenischer Christ. Deshalb fuhr er manchen Sonntag gut fünfzig Kilometer zur armenischen Gemeinde und besuchte über Weihnachten Landsleute, mit denen er in die Weihnachtsgottesdienste ging. So bekam er die Schmiererei gar nicht mit.
Nach Weihnachten stand seine Angestellte alleine im Laden und regte sich über den Schriftzug auf der Schaufensterscheibe sehr auf. Da es kalt geworden war, hatte sie keine Obst- und Gemüsekisten auf die Auslagen vor dem Laden gestellt, das ganze Angebot befand sich im Verkaufsraum.
Schon zwei Minuten nachdem sie aufgeschlossen hatte, kam die erste Kundin:
„Hallo, ich hätte gerne zwei Kilo Apfelsinen.“
„Guten Tag, es tut mir Leid, aber Apfelsinen haben wir heute nicht.“
„Naja, dann nehme ich halt Mandarinen.“
„Wir haben leider auch keine Mandarinen, genauer gesagt, haben wir gar keine Südfrüchte.“
Die Kundin schaute ebenso erstaunt wie ihre Nachbarin, die gerade in die Tür gekommen war und fragte: „Und wie ist es mit Bananen?“
„Nein, leider auch nicht.“
Ratlos gingen die beiden Frauen zwischen den Obstkisten herum und stellten fest, dass zwischen den Kisten sehr viel mehr Platz war als noch vor Weihnachten.
„Letzte Woche hatten Sie hier Renette-Äpfel, die haben mir sehr gut geschmeckt, aber jetzt sehe ich sie nicht. Haben Sie alles ausverkauft?“, fragte ein älterer alleinstehender Herr, der die ausgestellten Äpfel begutachtete.
Die Verkäuferin zuckte mit den Achseln: „Wir bekommen die Äpfel von einem Biobauern aus Frankreich: Heute kam noch keine neue Lieferung.“
Ein Junge kam in den Laden gestürmt: „Mama braucht ein Päckchen Zuckererbsen.“
Die Verkäuferin suchte einen Moment und meinte dann: „Tja, Ich kann dir nur tiefgekühlte junge Erbsen aus deutscher Ernte anbieten.“
„Da muss ich Mama erst fragen.“ Und schon rannte der Junge wieder aus dem Laden.
Inzwischen waren weitere Kunden gekommen und kauften auch manches ein. Aber vieles gab es nicht. Zum Beispiel Tomaten, was allen sehr auffiel.
Einige Kunden bekamen ein mulmiges Gefühl. Irgendetwas stimmte hier nicht. Wollte Herr Boyacian seinen Laden etwa schließen?
Ein junger Lehrer kam in den Laden, um sich ein wenig Obst und Nüsse für sein Müsli zu holen. Als er nur zwischen drei Sorten Winteräpfeln wählen konnte, fand er die Erklärung:
„Es gibt hier nur noch Obst und Gemüse aus Deutschland.“
Er hatte seine Erkenntnis so laut herausposaunt, dass jeder im Laden sie deutlich hören konnte. Alle Augen starrten auf den Schriftzug an der Schaufensterscheibe. Dann redeten die Menschen im Laden wild durcheinander und fragten, ob Obst und Gemüse dieser Aufforderung etwa gefolgt seien oder ob diese Verknappung eine ganz perfide Strategie von Herrn Boyacian sei. Aber dann war zu hören, dass es bei Bäcker Becker keine Schokoladen-Croissants gebe. Der Lehrer konnte sich gleich wieder als Besserwisser geben und erklären: „Schokolade enthält Kakao und Kakaobohnen wachsen ebenso wenig in Deutschland wie Kaffeebohnen.“
Einige Kundinnen eilten daraufhin zum Supermarkt. Auch dort waren die Regale weitgehend leer. Es gab nichts mehr aus anderen Ländern. An den Kassen herrschte heillose Aufregung. Der Marktleiter rang seine Hände: „Wir haben unsere neuen Registrierkassen erst vor zwei Monaten aus Taiwan erhalten – und jetzt sind sie spurlos verschwunden. Wenigstens das deutsche Wechselgeld ist noch da.“
Besorgt fragte eine Frau die Umstehenden: „Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass viele Nachbarn fehlen, die sonst mit uns einkaufen?“
„Naja, die Ehefrauen von den Gastarbeitern scheinen nicht zu kommen.“
„Ich kenne manche Nachbarn, die aus anderen Ländern gekommen sind. Keinen von ihnen habe ich bisher gesehen.“
Der Lehrer kam auch wieder und erzählte: „Der Unterricht fällt heute aus. In der Schule herrscht helle Aufregung. Die Austauschlehrer aus Frankreich und Australien fehlen und mehrere Schüler sind auch nicht erschienen.“ Er grummelte vor sich in und meinte dann: „Ich verstehe das nicht. Ein guter Schüler von mir zum Beispiel. Seine Eltern kommen aus der Türkei. Aber er ist in Deutschland geboren und hat einen deutschen Pass.“
„Was bedeutet denn Ausländer? Sind wir nicht alle irgendwie Ausländer?“, warf eine Frau ein und wunderte sich anschließend über sich selber. Wie war sie bloß auf diesen Gedanken gekommen.
„Wohin verschwinden denn alle? Die Südfrüchte und die Menschen und was noch alles?“, fragte jemand.
Die anderen lachten, aber der Lehrer begann zu rechnen: „Wir wissen nicht, ob nur bei uns alles Ausländische verschwindet oder auch an anderen Orten. Denn dann dürften in Spanien oder in Israel die Apfelsinen meterhoch auf den Straßen liegen. Und wo sollen die ganzen Menschen jetzt unterkommen. Die haben doch nichts mit und in ihrer alten Heimat ist wahrscheinlich gar kein Raum für sie.“
„Ich fürchte, es wird noch viel mehr fehlen“, stöhnte jemand.
„Was meinen Sie damit?“
„Na, schauen Sie doch einmal auf die Straße.“
„Ist irgendwo ein Unfall? Oder wieso stehen die Autos?“
„Wie sollen sie denn ohne Reifen fahren?“
„Wieso, was haben denn Reifen damit zu tun, die gibt’s doch überall zu kaufen.“
„Ich hab‘ neulich gelesen, dass die Industrie Naturkautschuk verwendet und der kommt auch aus dem Ausland.“
„Man könnte auch Kautschuk aus Kohle herstellen, aber der ist teurer“, warf der Lehrer ein.
Überall standen ratlose Menschen herum. Ihre Autos sahen aus, wie frisch vom Schrottplatz geholt. Alle wischten vergeblich auf ihren Smartphones. Einige ältere Menschen hatten noch Uralthandys aus deutscher Produktion. Aber selbst deren Innenleben hatte sich verflüchtigt. Ein genervter Autofahrer fragte: „Wie soll ich jetzt meinen Chef anrufen, dass ich zu Fuß kommen muss?“
„Wollen Sie denn barfuß laufen?“
Erstaunt schaute der Mann auf seine bestrumpften Füße: „Meine italienischen Schuhe! Die waren sauteuer.“
Jemand meinte dann: „Ich fürchte, manches wird demnächst sehr viel teurer. Wirklich ganz dumm, was hier passiert ist.“
„Vielleicht sollten wir den Schriftzug von der Schaufensterscheibe entfernen und Ausländer willkommen darauf schreiben“, schlug der Lehrer vor.
„Meinen Sie, das hilft?“
Er zuckte mit den Schultern: „Ich weiß es nicht. Hat überhaupt die Schmiererei an der Schaufensterscheibe dieses Geschehen, um nicht zu sagen, diese Katastrophe ausgelöst?“
Jemand kicherte. „Oder ist ein Engel vom Himmel gekommen und hat alle Fremden in ein besseres Land geführt?“
Eine ältere Frau schüttelte den Kopf: „Also mir ist sehr unwohl. Ich geh zum Pfarrer. Vielleicht hat der ja ‘ne Idee, was man tun kann.“
Einige Frauen eilten zur Kirche. Als erstes stellten sie fest, dass die Kirchenpatrone, Petrus und Paulus ihre Sockel verlassen hatten. Links vom Altar stand zwar noch die Krippe, aber die Figuren waren nicht mehr da - weder die Hirten noch die drei Könige aus dem Morgenland, nicht einmal Maria, Josef oder das kleine Jesuskind. Nur über der Krippe schwebte weiter der Engel. Er schaute aber gar nicht mehr freudig und selbst sein Spruchband hing traurig herab und die Schrift war so verblasst, dass man nur noch entziffern konnte: „Erde . . . den Menschen“.
Neben der Krippe stand ein Jugendlicher und malte mit seinem Filzer ein Fragezeichen auf das Spruchband.
„Sie können doch nicht einfach ...“, begann eine erboste Frau, als neben ihr die sanfte Stimme des Pfarrers erklang: „Wem gehört denn die Erde?“

Es wurde Nacht. Frau Weber lag im Bett und freute sich kein bisschen auf den kommenden Tag, Sie konnte nicht einschlafen, weil sie über die Worte des Pfarrers nachdachte. Wenn jetzt der Weihnachtsengel käme, was würde er uns verkünden? „Nun seht mal zu, wie ihr alleine zurechtkommt“, oder? Dann träumte sie von einem riesigen in dunkle Flammen gekleideten Engel, der auf dem Marktplatz stand und rief: „Fürchtet euch.“
Der Lehrer hatte Besuch von einem Freund, der fünfzig Kilometer mit dem Fahrrad zurückgelegt hatte und ihm atemlos berichtete, die orthodoxe Gemeinde, zu der auch Herr Boyacian gehörte, sei während ihres Weihnachtsgottesdienstes spurlos verschwunden. Sie alarmierten ihre Bekannten und alle trafen sich am Laden. Weitere Passanten kamen dazu und halfen mit, die Schmiererei vom Schaufenster abzuwaschen. Dann pinselten sie gemeinsam mit weißer Farbe „Ausländer willkommen.“ auf die Scheibe.
„Hoffentlich hilft es“, murmelten einige dabei.
„Morgen ist alles wieder gut.“

 

Liebe Fliege,

du hast ganz recht mit deiner Kritik. Also habe ich mich daran gemacht und die Namen und einiges mehr gestrichen. Die Geschichte ist jetzt etwas kürzer und ich hoffe, sie lässt sich jetzt auch besser lesen.

Vielen Dank für deine Kritik und dass du die Geschichte gern gelesen hast.

Liebe Grüße

Jobär

 

Hi Jobär,

da wird inzwischen ja doch ein bisschen mehr erklärt .. :-). Und es tut deiner Geschichte ausgesprochen gut, dass jetzt die vielen verwirrenden Namen gestrichen wurden, liest sich um einiges leichter und besser! Ach, und vielen Dank auch, dass es nun auch die Aussicht auf ein Happy End gibt ... da stehe ich ja total drauf, dass alles besser werden kann (das Gegenteil wird ja unentwegt und mit destruktiver Wirkung oft genug behauptet). Wirklich schön zu lesen jetzt!

Viele Grüße,

Eva

 

Hallo Eva,

hach jetzt ist mir aber ein dicker Stein herabgefallen - die Streichungen haben sich gelohnt. Sehr schön und vielen Dank.

Liebe Grüße

Jobär

 

Liebe Maria,

ich lese aus deiner Kritik

a) es fällt gleich auf, wenn der Jobär mal Fehler mcht

b)

Es ist nett, aber mehr eben nicht

Da ich die Qualität eines Peeperkorn sicher nicht (oder nur unter großen mentalen Qualen) erreichen werde, freue ich mich sehr über deine Aussagen, denn ich habe das, was ich wollte, offensichtlich geschafft.

Liebe Grüße

Jobär.

 
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Hallo jobär,

zu allererst: Ich finde die Idee deiner Geschichte echt gut. Vor allem, den Bogen, den du dann spannt. Sie wischen die Schmiererei von der Scheibe und hoffen, dass ihr Ausruf "Ausländer willkommen" die Lage wieder zum Guten kehrt. Das ist so wahnsinnig naiv, dass ich es schon wieder charmant fand.

Ich finde ja, du hast generell eine märchenhafte Art zu schreiben, deine Sprache klingt für mich immer sehr träumerisch. Das finde ich an sich eine schöne Abwechslung zu all dem Realismus, aber dennoch stört mich hier bei dieser Geschichte etwas: Man merkt den Dialogen an, dass sie dazu dienen, Fakten an den Leser heranzutragen. Anfangs fällt das noch nicht so auf, als die Orangen und Mandarinen fehlen. Aber als du dann damit beginnst, die Menschen über die Frage "Wer ist Ausländer und wer nicht" diskutieren zu lassen und bei der Feststellung endest, dass unsere Autos ja dann keine Reifen mehr hätten, das ist mir zu plakativ. Ich verstehe, was du sagen willst, und du hast ja auch recht damit, aber vielleicht kannst du daran noch einmal basteln und die Dialoge subtiler zeigen lassen, was da in dem Ort gerade passiert.

Ansonsten gerne gelesen.
Liebe Grüße
RinaWu

 
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Lieber jöbär,
eine sympathische Geschichte.
Ich weiß ja, dass du sie vor Senioren vorliest, und da finde ich deinen Tonfall und auch die Menge an Infos, wie du sie nun verdichtet hast, richtig. Du hast halt einen anderen Zweck, als jetzt eine hochliterarische Geschichte zu schreiben, und dafür muss man manchmal ein bisschen mehr erklären oder auf den Punkt zuführen als jetzt hier vielleicht im Forum selbst.
Ich habe hin und wieder mal Geschichten zwei Versionen gemacht. Als ich zum Beispiel mal feststellen musste, dass horrorungeübte Leser überhaupt nicht verstanden haben, was meine Geschichte will. Und für dieselbe Geschichte hier im Forum mir gesagt wurde, das sei zu redundant. Also manchmal muss man da auch an den Adressaten einer Geschichte denken.

Den Tonfall finde ich aber auch noch aus einem anderen Grund ganz passend, er ist so hübsch nüchtern und trocken und eher sachlich und ich meine, das passt zum Inhalt. Ein geschwätziger, gar hysterischer Erzähler würde glaube ich eher nerven.
Aufpassen solltest du aber an einem Punkt, das sind so manche Dialogführungen, da hat man das Gefühl, da dient die Rede zu stark der Informierung des Lesers. Das könnt man vielleicht noch mal angucken, und ggf durch ein paar szenische Einsprengsel würzen.

Inhalt:
Wenn ich jetzt an meinen persönlichen Geschmack denke, habe ich mit dem Inhalt ein bisschen Probleme. Er ist mir zu lieb. Zu sehr den Finger erhoben, zu sehr auf das idealistische Vorhaben gedeutet, nur ja nicht xenophobisch zu denken. Und klar, - es ist schon eine Menge, darauf überhaupt aufmerksam zu machen. Das weiß ich ja nur zu gut.
Von daher, das Anliegen als solches finde ich sehr sympathisch.
Trotzdem, Ich muss halt bei solchen Geschichten immer sofort daran denken, dass die Realität ein bisschen anders gestrickt ist als die charmante Idee uns das vorgaukeln will. Dass es zum Beispiel so ausschaut, dass die netten ausländischen Produkte aus dem Geschäft nicht importiert worden sind, um Frau Maier einen Gefallen zu tun, sondern, weil damit ein Geschäft gemacht wird. Und wenn Frau Maier, ob sie nun aus Hessen stammt oder aus der Türkei die französischen oder deutschen Äppelscher nur dann überhaupt kriegt, wenn sie Geld hat. Das ist mal eine Trennlinie - völlig ausländerfreundlich und wunderbar unxenophobisch.
Und ich muss daran denken, dass es immer schon immer die Unterteilung in "gute" und "böse" Ausländer gegeben hat. Auch die Gründe, weshalb vor Jahrzehnten italienische oder türkische Gastarbeiter herkommen "durften" oder heute der indische ITler, dessen Knowhow so schön billig zu haben ist. Und dann gerät mir die Zuspitzung der Geschichte mit meinen eigenen Überlegungen in die Quere. Weißt du, was ich meine? Und schon ist man dann halt weg von der Geschichte und ihrem Anliegen und überlegt, ob nicht vielleicht schon Merkels damalige "Wir schaffen das" Geste auch keine besonders menschenfreundliche war, war sie doch immer schon mit der Verschärfung von Abschiebegesetzen verknüpft und schon damals eher als Anspruch darauf zu verstehen, dass Deutschland im Nahen Osten außenpolitisch präsent sein und anderen europäischen Ländern die Quoten diktieren will.
Du siehst, Jobär, ich gerate schnell in Überlegungen, die mit deiner Geschichte nicht mehr sehr viel zu tun haben. :) Das liegt einfach an dem märchen- und parabelartigen Charakter und dem Zweck deiner deiner Geschichte.

Egal, ich habe dann überlegt, wie die Geschichte sein müsste, damit sie mich persönlich nicht zu solchen Überlegungen verleitet, und dann bin ich auf dieses Zitat hier gestoßen:

Dabei könnten doch in einer so kleinen Stadt herrlich bekloppte Dinge passieren, wenn plötzlich irgendwelche Funktionsträger verschwinden ... der Pastor beispielsweise - dann gäbe es keine sanfte Stimme und die Leute müssten selber denken. Frei nach Dario Fo: Im Gelächter liegt der höchste Ausdruck des Zweifels.
Das ist es! Ich glaube für mich persönlich würde die Geschichte gewinnen, wenn sie deutlich absurdere Konsequenzen zeigen würde. Ob nun an den Menschen durchgeführt oder an den Waren.
Meine Lieblingsstelle zum Beispiel ist diese hier:
Als erstes stellten sie fest, dass die Kirchenpatrone, Petrus und Paulus ihre Sockel verlassen hatten.
Was weiß ich, auf dem Weg zur Kirche fahren überhaupt keine Autos mehr, viele Autofahrer stehen, sich den Kopf krtazend rum, weil ihr Auto auf einmal weg ist, die Ampelanlage nicht mehr funktioniert und von den Autos, die noch da sind, sind die Reifen ab.
Gut - aber das kannst du alles sehr unter Geschmack verbuchen. Und ob das für die Leute, denen du die Geschichten vorlesen willst, das Richtige ist, das ist auch wieder eine ganz andere Frage.

Und unter dem Strich bleibt, dass dir eine kurzweilige Geschichte mit deutlicher weihnachtlicher Botschaft geglückt ist.

Viele Grüße von Novak

 

Hallo Jobär,

als jemand der hauptberuflich für die evangelische Kirche arbeitet (und das obwohl ich nun wirklich überhaupt keinen missionarischen Eifer habe ;)) musste ich sehr grinsen, als ich dann später in den Kommentaren las, dass du diese Geschichte für Senioren geschrieben hast, denn ich habe bei der Lektüre sofort gedacht, diese Story würde sehr gut bei einem kirchlichen Seniorennachmittag funktionieren (und das meine ich völlig wertfrei) :)... ich fände sie aber als Kindergeschichte (dafür müsstest du sie vielleicht noch ein bisschen umbauen und einen Tick kindgerechter machen) fast noch stärker, weil ich die Botschaft mag, die du vermittelst und ich sie gerade für junge Menschen für sehr wichtig halte. Und in dieser märchenhaft gehaltenen Form auch gut geeignet finde.
Du schaffst es ohne Engel und das übliche Brimbramborium (schreibt man das so?) eine weihnachtliche Stimmung aufzubauen und eine richtige Botschaft interessant zu verpacken.
Gestört hat mich übrigens direkt der erste Satz, das falsch geschriebene Auslander rauss, weil es das Problem (wahrscheinlich unterbewusst) verharmlost. Klar sind es oftmals immer noch die ganz trüben Tassen, die keinen Satz richtig schreiben können, die so einen Schmarn an die Wände schmieren, aber häufig genug sind es eben durchaus intelligente (und dennoch saublöde) Zeitgenossen. Ich fände es für die Geschichte viel stärker, wenn der Satz da korrekt steht. Schließlich ist das bei dir ja in gewisser Weise der Stein des Anstoßes, vielleicht gar der Auslöser deiner märchenhaft gehaltenen Geschichte. Also gib ihm mehr von seiner verheerenden Kraft, in dem du ihn nicht zu einem tumben Witz werden lässt.

Danke für die wirklich interessante Lektüre
LG svg

 

Hallo svg,

du unterstreichst mein Missfallen mit dem Satz an der Scheibe - also wird er berichtigt. Ich habe die Geschichte (als ehemaliger Hauptberuflicher in Kirche und Diakonie) übrigens bei einem Gemeindeseniorennachmittag schon vorgelesen und weitere werden wohl folgen.

Vielen Dank für deine Kritik

Jobär

 

RinaWu und Novak

vielen Dank für eure ausführlichen Kritiken. Ich habe jetzt ein wenig - in eurem Sinne hoffentlich - geändert. Vielleicht fallen mir ja noch mehr Ideen ein. Momentan ist mein Kopf mit zwei anderen Geschichten beschäftigt. So'ne Challenge führt zu einem ziemlichen Geschichtenstau.

Liebe Grüße

Jobär

 

Hallo jobär,

ich mag die Idee zu deiner Geschichte und habe sie gerne gelesen. Neu ist sie natürlich nicht - es erinnert mich an ein Plakat, das ich als Kind gesehen habe, das ging etwa so:

Dein Auto japanisch
Deine Zahlen arabisch
Deine Schrift lateinisch
etc. etc.
Und dein Nachbar nur ein Ausländer?

Noch kürzer und spitzer auf den Punkt gebracht hat das Kurt Tucholsky (glaube ich zumindest, dass der es war): Deutsche! Kauft deutsche Bananen! :)

Aber manche Dinge können gar nicht oft genug gesagt werden, und die Vorstellung, wie die Leute da so ein bisschen bedröppelt herumstehen und merken, was plötzlich alles fehlt, wenn man alles Nicht-Einheimische weg nimmt, finde ich auch ziemlich witzig. :)

Es geht mir zwar ähnlich wie vielen anderen Lesern - für meinen persönlichen Geschmack ist der Text ein bisschen zu vordergründig. Auf der anderen Seite denke ich, das entspricht deiner Intention. Dieselben Punkte, die durch die Brille der Literaturkritik betrachtet zu kleinen Abstrichen führen, machen den Text vielleicht zu einem effektiveren pädagogischen Instrument. :)

Ein paar Detailanmerkungen:

Überall standen ratlose Menschen herum. Ihre Autos sahen aus, wie frisch vom Schrottplatz geholt. Es gab einige ältere Menschen mit Uralthandys aus deutscher Produktion. Aber sonst? „Wie soll ich meinen Chef anrufen, dass ich zu Fuß kommen muss?“

Hier finde ich, dass der Sprung von den Autos zu den Handys sehr abrupt ist. Vielleicht hast du dazwischen etwas gekürzt, aber ich wäre dafür, vielleicht noch einen Satz einzufügen, dass außer den Autos auch die Handys nicht mehr funktionieren. Das sollte übrigens auch für die "aus deutscher Produktion" gelten. Denn die Rohstoffe, insbesondere die seltenen Metalle, die man dafür braucht, sind in jedem Fall importiert - die kann man hier gar nicht abbauen.

Als erstes stellten sie fest, dass die Kirchenpatrone, Petrus und Paulus ihre Sockel verlassen hatten. Links vom Altar stand zwar noch die Krippe, aber die Figuren waren nicht mehr da - weder die Hirten noch die drei Könige aus dem Morgenland, nicht einmal Maria, Josef oder das kleine Jesuskind.

Stimmt ... "Dein Christus ein Jude" war auch noch auf dem Plakat. :) Wobei ich das nicht so richtig passend fand - schließlich ist das eine Religion und keine Nationalität. Aber deutsch war er ja definitiv nicht.

Weitere Passanten kamen dazu und halfen mit, die Schmiererei vom Schaufenster abzuwaschen. Dann pinselten sie gemeinsam mit weißer Farbe „Ausländer willkommen.“ auf die Scheibe.
„Hoffentlich hilft es“, murmelten einige dabei.
„Morgen ist alles wieder gut.“

Den Schluss finde ich richtig gut. Die Geschichte bis hierhin ist sehr märchenhaft, aber diese Reaktion - "Schwamm drüber" im wahrsten Sinn des Wortes und dann hoffen, dass morgen alles wieder gut ist, die finde ich sehr realitätsnah. :p

Grüße von Perdita

 

Hallo Jobär,

das ist ja so eine Geschichte, die zum Weiterdenken herausfordert. Ich finde sie so rund, wie du sie jetzt geschrieben hast. Am Ende droht alles auseinander zu fallen und das Fremde, was unsere Gesellschaft zu bedrohen scheint, ist gleichzeitig das, was sie zusammenhält.

Zitat von @Novak
Ich glaube für mich persönlich würde die Geschichte gewinnen, wenn sie deutlich absurdere Konsequenzen zeigen würde.

Ich denke auch an Kultur, Wissenschaft. Und auch die Deutschen selber haben oft Vorfahren aus dem Ausland. Vieles, was man für die eigene Identität hielt ist plötzlich importiert.

Und so könnte der Schreiber der "Ausländer raus"-Zeile plötzlich feststellen, dass ihm ohne das feurige Gen des ungarischen Urgroßvaters das Leben fade wird. Oder so.

Eine Sache war mir nicht so klar:

„Erde . . . den Menschen“.
Neben der Krippe stand ein Jugendlicher und malte mit seinem Filzer ein Fragezeichen auf das Spruchband.
„Sie können doch nicht einfach ...“, begann eine erboste Frau, als neben ihr die sanfte Stimme des Pfarrers erklang: „Wem gehört denn die Erde?“

Vielleicht steh' ich gerade auf der Leitung, was müsste denn da stehen? Irgendwas mit Friede? Deshalb verstehe ich auch die Frage des Pfarrers nicht.


Inspirierend, deine Geschichte!

Liebe Grüße von Chutney

 

Lieber Chutney,

danke für deine mutmachende Kritik. Bei manchen Weihnachtskrippen wird nicht nur ein fliegender Engel aufgehängt, sondern auch ein Spruchband mit den Worten der himmlischen Heerscharen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. Und die letzten hier verbliebenen Worte - Erde (gehört) den Menschen stellen der Jugendliche und der Pfarrer in Frage.

Liebe Grüße

Jobär

 

Hallo jobär,

vorneweg, weil die Überschrift (die mir übrigens nicht so gut gefällt, da man sich dadrunter alles oder nichts vorstellen kann) halt als erstes kommt:

Deine Geschichte hätte auch ganz gut in die Nicht-Weihnachtszeit gepasst. Weiß nicht, ob das im Text alles unbedingt zur Weihnachtszeit passieren musste.
Aber das nur mal so am Rande … :Pfeif:

Im Ort hielten ihn alle für einen muslimischen Türken, tatsächlich aber stammte er aus einem kleinen Bergdorf im Irak und war ein armenischer Christ. Deshalb fuhr er manchen Sonntag gut fünfzig Kilometer zur armenischen Gemeinde und besuchte über Weihnachten Landsleute, mit denen er in die Weihnachtsgottesdienste ging. So bekam er die Schmiererei gar nicht mit.
Ist diese Info so wichtig, dass er armenischer Christ ist?
Dass er die Schmiererei nicht mitbekommen hatte, könnte ja auch einen anderen Grund haben, er muss ja nicht gerade beim Gottesdienst sein.

Nach Weihnachten stand seine Angestellte alleine im Laden und regte sich über den Schriftzug auf der Schaufensterscheibe sehr auf.

Wieso hat sie keine Anstalten gemacht, die Schrift abzuwischen?

Ein junger Lehrer kam in den Laden, um sich ein wenig Obst und Nüsse für sein Müsli zu holen. Als er nur zwischen drei Sorten Winteräpfeln wählen konnte, fand er die Erklärung:
„Es gibt hier nur noch Obst und Gemüse aus Deutschland.“
Ja, da muss erst ein junger Lehrer kommen, um für Aufklärung zu sorgen. :lol:

Er hatte seine Erkenntnis so laut herausposaunt, dass jeder im Laden sie deutlich hören konnte. Und alle Augen starrten auf den Schriftzug an der Schaufensterscheibe. Einige begannen sich zu fragen, ob Obst und Gemüse dieser Aufforderung etwa gefolgt seien oder ob dies eine ganz perfide Strategie des Inhabers sei.
Hm … Mich wundert, dass da keiner drüber gesprochen hat, die Damen nicht wenigstens getuschelt haben.

Und der Lehrer erklärte weiter: „Schokolade enthält Kakao und Kakaobohnen wachsen ebenso wenig in Deutschland wie Kaffeebohnen:“
Nicht nur das, sondern auch viel mehr am Text wirkt m.E. zu erklärend.
(Am Ende des Satzes ist übrigens ein Doppelpunkt hereingeraten).

Der Marktleiter rang seine Hände: „Wir haben unsere neuen Registrierkassen erst vor zwei Monaten aus Taiwan erhalten – und jetzt sind sie spurlos verschwunden. Wenigstens das Wechselgeld ist noch da.“
Eine witzige Vorstellung. ;)

Aber spricht man bei Euros nicht auch von z.B. französischen oder holländischen Euronoten und -münzen? Sinnvoller/schöner wäre es doch, wenn nur deutsche Drucke/Prägungen übrig wären.

Alle Bewohner mit fremden Namen waren nicht da.
Finde ich zu pauschaliert. Was ist ein fremder Name?
„Fehlt“ der Alain, die Alyona oder Kuschinski und Kaczmarek? Die Namen mögen zwar fremd klingen, aber die Leute müssen es ja nicht sein.
Der Lehrer sagt es ja später selber: „Seine Eltern kommen aus der Türkei. Aber er ist in Deutschland geboren und hat einen deutschen Pass.“

„Wollen Sie denn barfuß laufen?“
Erstaunt schaute der Mann auf seine bestrumpften Füße: „Meine italienischen Schuhe! Die waren sauteuer.“
Witzig. :thumbsup:

Jemand meinte dann: „Ich fürchte, manches wird demnächst sehr viel teurer. Wirklich ganz dumm, was hier passiert ist.“
Topaktuell, wo ich gerade gehört habe, dass Apple untersucht hat, wie es wäre, die Produktion ihrer iPhones in die USA zu verlagern.

„Vielleicht sollten wir den Schriftzug von der Schaufensterscheibe entfernen und „Ausländer willkommen“ darauf schreiben“, schlug der Lehrer vor.
Die Gänsefüßchen innerhalb der Gänsefüßchen würde ich streichen und den Text dafür in kursiv setzen.

Was mir fehlt, ist die Fokussierung auf eine bestimmte Person. Da wäre doch der erstgenannte Ladenbesitzer gut geeignet. Der hätte am Ende ja noch seinen persönlichen Auftritt bekommen können, zur Abrundung des Ganzen.

Die Idee ist klasse und die Geschichte ist an einigen Stellen lustig, das gefällt mir. Zudem macht sie nachdenklich und würde sich – entsprechend angepasst – hervorragend für Kinder eignen.

Gerne gelesen.

Liebe Grüße und einen schönen Abend,
GoMusic

 
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Hallo GoMusic,

ich habe versucht, deine Ideen und Anregungen umzusetzen.
Vielen Dank für deine ausführoliche Kritik.

Hallo Perdita,

ja, der Kurt Tucholsky war einer der einsamen Rufer in dunkelster deutscher Nacht.
Ich habe deine Anregungen umgesetzt und hoffe, es klingt jetzt besser.

Liebe Grüße

Jobär

 
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Hej jobär,

der Ton deiner Geschichte erinnert mich schon sehr an ein Märchen, auch dass Dinge einfach geschehen und verschwinden, wieder auftauchen. Als ich mich drauf eingelassen habe, las es sich sehr gut und dann passten auch die Belehrungen des Lehrers, die Namen, z.B. vom Bäcker.

Vielleicht könnte man das noch weiter auf die Spitze treiben, wenn man lustig wäre.
Dennoch habe ich deine Weihnachtsgeschichte ruckzuck und gerne gelesen, obwohl mir im ersten Absatz mulmig wurde, fürchtete ich doch einen Bezug auf die deutsche Vergangenheit des Zweiten Weltkrieges.

Und da habe ich flugs den letzten Satz gelesen und alles war wieder gut :)

Danke für diesen denkwürdigen Ausflug. Ich mag "was-wäre-wenn-Spiele".

(Deine Bienenvolk-Erklärung in josefelipe s Challenge-Story klingt plausibel - was das Unterbewusstsein doch manchmal für ein dolles Ding ist ;))

Freundlicher Gruß, Kanji

 
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Hallo Jobär,

Du hast schon viele Kommentare zu Deiner Geschichte bekommen, und ich habe nicht alle bis ins Detail gelesen, deshalb weiß ich nicht, ob ich Dir was Neues schreibe.

Die Grundidee ist löblich. Du zeigst, wie stark das Leben in Deutschland mit dem Leben (und damit auch mit der Produktion) in anderen Ländern verbunden ist. Du beweist, dass es zum Chaos kommen würde, wenn man das auf einen Schlag kippen würde. Ich finde es gut, wenn eine Geschichte dazu animiert, sich über die allgemeine Vernetzheit Gedanken zu machen, aber es gibt da einen kleinen Webfehler, eine Logiklücke.

Dass nämlich ein System zusammenbrechen würde, wenn man das Element "ausländisch" plötzlich herausnimmt, belegt keineswegs den Wert dieses Elements. Dazu ein Beispiel aus der Medizin. Beim sogenannten kalten Entzug setzen Menschen mit einer Suchterkrankung die abhängig machenden Substanzen (Heroin, Kokain, Alkohol) von einem Tag zum anderen ab, und das geht oft übel aus. Kalter Entzug ist häufig eine Folge davon, dass der Süchtige nicht mehr an seinen Stoff rankommt. Das Ergebnis sind nicht selten Herz- Kreislaufversagen, Kollaps des Nervensystems, Krampfanfälle, Stoffwechselversagen usw. Heißt das jetzt, abhängig machende Substanzen sind wertvoll für uns, weil wir sie nicht ohne weiteres, nicht risikolos plötzlich absetzen können?

Dass die Leute Apfelsinen vermissen würden und ohne "Ausländisches" dann der Naturkautschuk fehlen würde, beweist keineswegs den Wert dieser Dinge, sondern nur die eingebildete oder tatsächliche Abhängigkeit davon. Die Menschen wollen auch im Winter Erdbeeren essen. Ausländisches Hurra! Papaya und Mango sind auch viel leckerer als Äpfel und Birnen. Also ein Hoch auf die Globalisierung!

Und wenn wir gerade dabei sind: Sollen doch deutsche Firmen lieber in China ihre Fabriken bauen und damit den Errungenschaften unserer Großväter und Großmütter, die in Gewerkschaften für vernünftige Arbeitsverhältnisse gekämpft haben, die Nase drehen, weil man in Asien Arbeitskräfte eben für einen Sklavenlohn bekommt.

Was die Geschichte meiner Ansicht nach verpasst, ist das Herausarbeiten eines humanistischen Wertes, der im freundschaftlichen Umgang und Austausch zwischen den Völkern steckt. Dass wir Apfelsinen brauchen oder wollen, ist kein humanistischer Wert. Das sagt Dir jeder Kapitalist. Ausländer raus! ist nicht deshalb falsch, weil wir dann in extremo nur noch zwischen drei Sorten Winteräpfeln wählen könnten, sondern weil ... Ja, das wäre eben zu klären.

Auf der handwerklichen Ebene ist das Problem dieser Geschichte, dass die Personen nur als Stichwortgeber auftauchen und emotional beim Leser nichts bewegen, einfach weil man sie nicht kennenlernt. Das ist eine handlungs- und storyorientierte KG, die es aber für mein Empfinden ein bisschen übertreibt mit der Vernachlässigung der Charaktere. Als Leser kann man da einfach keine Beziehung geschweige denn eine Bindung aufbauen. Deshalb bleibt man von dem Geschehen unberührt.

Ich finde, Du schreibst gut, flüssig, bildhaft. Ich konnte mir das alles gut vorstellen, habe die Szenen deutlich vor mir gesehen. Wenn Du es außerdem schaffst, interessante Figuren in Deine nächste Geschichte einzubauen, machst Du sicher einen großen Schritt nach vorn. Ich freue mich auf Deine weiteren Texte.

Gruß Achillus

 

Hallo jobär,

ich bin leider nicht unbedingt ein Freund dieser belehrenden Geschichten. Da fühle ich mich meist recht schnell gegängelt und somit unwohl. Ich weiß, dass es garantiert nicht deine Intention war, mich zu gängeln. So gut kenne ich dich.

Vielleicht liegt es an dem rein erzählenden Charakter dieser Geschichte, dass sie bei mir nicht richtig zündet. Die Idee ist ja gar nicht schlecht. Vielleicht wäre aber mehr Abstand sinnvoll.

Die Form der Satire fiele mir da ein oder wenigstens eine hochhumorige Geschichte. Man lacht über die Geschehnisse in dem Dorf und merkt am Ende, dass es eigentlich bitterernst ist. So in etwa könnte ich mir eine bessere Verpackung der Aussage vorstellen. Der Effekt wäre auch der, dass von mir kein Belehrungsmodus erkannt wird, weil ich ja vorrangig zum Lachen gebracht werden soll.


Den Titel finde ich übrigens etwas lustlos gewählt. Aber dafür hast du dich prima an die Vorgabe gehalten. Es wird etwas an die die Wand (Schaufensterwand) geschrieben.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo Kanji,

danke für deinen Kommentar. Mir ist durch manche Kommentare der letzten Zeit deutlich geworden, dass ich dazu neige, Märchen zu schreiben - vom Stil und auch von der Intention her. Den Humor könnte man verstärken, da hast du einen interessanten Vorschlag. Momentan bin ich aber mit ganz anderen Geschichten beschäftigt und weiß nicht, ob ich diese Geschichte noch einmal umbauen kann.

Liebe lakita,

auch für deinen Kommentar vielen Dank aus dem tiefen Süden, in den es mich verschlagen hat. Ich schrieb es eben schon bei kanji und ich erinnere mich auch an andere Vorschläge: Mehr Humor, dann wird die Geschichte vielleicht sogar tiefgründiger. Beim Titel wird mir eins deutlich: DIe Geschichte hieß vorher Weihnachten 2014 - ich bastel jetzt seit zwei Jahren an ihr und momentan ist einfach die Luft raus bei dieser Geschichte.
Achillus,

deine Auführungen fand ich sehr interessant. Ich frage mich allerdings: Was ist denn der Unterschied zwischen Apfelsinen, auf die wir verzichten könnten (als Kind habe ich es noch erlebt, dass es nur zu Weihnachten ein paar Apfelsinen gab) und den seltenen Erden, auf die wir auf keinen Fall mehr verzichten können, auch wenn es Handys jedenfalls in unserer Jugendzeit gar nicht gab. Und da steht für mich die nächste Frage im Raum: Befinden sich die Ausländer, die diese Waren produzieren, eigentlich auf Augenhöhe mit uns oder sind es nicht im tiefsten Grunde die Sklaven unser modernen Kolonialwirtschaft. Aber diese Gedanken würden aus meiner Geschichte etwas ganz anderes machen. Ich wollte ein wenig zum Nachdenken bringen und an deinem Kommentar lese ich ab, dass es funktioniert hat.

Euch allen liebe Grüße und eine schöne Zeit

Jobär

 

Hallo jobär,

als Neuling hier habe ich mir vorgenommen, alle Challengegeschichten zu lesen und zu kommentieren. Jetzt bist quasi Du bzw. ist Deine Geschichte an der Reihe, wobei ich gestehen muss, dass ich die anderen Kommentare nur überflogen habe.

Bei Deiner Geschichte fühlte ich mich unweigerlich zurück in meine Schulzeit in den Religionsunterricht katapultiert. Da habe ich das letzte Mal eine solche "Lehrgeschichte" gelesen. Ich glaube, dass diese bei Kindern einen guten Effekt hat. Sie ist flüssig geschrieben, nachvollziehbar und regt zum Nachdenken an.

Ich habe aber ein Logikproblem, das, wenn man darüber nachdenkt, der Geschichte einen anderen Twist verleihen könnte: Mir ist nicht klar, ab welchem Zeitpunkt alles "Ausländische" verschwindet. Aus der Geschichte entnehme ich aber, dass das Verschwinden auch in die Vergangenheit reicht. Wenn man das konsequent zu Ende denkt, müssten aber alle Menschen verschwinden, denn es gab sicherlich einen Zeitpunkt, an dem Deutschland unbesiedelt war, sodass wir praktisch alle Ausländer sind (wenn es überhaupt einen Menschen gibt, der quasi nur von den "Urmenschen" abstammt, die zuerst ihre Füße auf das jetzige Gebiet Deutschlands gesetzt haben).

Dieses Logikproblem werden Kinder vielleicht nicht haben bzw. wenn sie es erkennen, ist das pädagogisch sicherlich wertvoll. Insofern ist das kein Grund die Geschichte zu ändern.

Aber der zeitliche Aspekt bietet Stoff für eine wahre Horrorgeschichte: Erst verschwinden die ausländischen Dinge, die tagesaktuell sind (z. B. Zeitungen, Informationen im Internet, etc.) und dann frisst sich das Verschwinden immer tiefer in die Struktur und weiter in die Vergangenheit.

Aber das wäre eine ganz andere Art von Geschichte und ich denke auch nicht, dass Du dieser Geschichte diesen Twist geben möchtest. Von daher ist das eher eine Idee für eine weitere Geschichte, die auf derselben Idee aufbaut. Ich weiß aber auch nicht, ob das überhaupt Dein Metiers ist. Ich fände es jedenfalls spannend.

Gruß
Geschichtenwerker

 

Geschichtenwerker,

vielen Dank für deinen Kommentar und deie Überlegungen. Ich habe schon versucht, eine Geschichte zu schreiben, die bei Kindern oder Senioren gut ankommt, weil sie die zentrale Message verstehen. Aber wer dann tiefer gräbt, stößt auf manche Fragen - angefangen von der Frage: Wird alles gut, wenn man Gegenwerbung betreibt? -bis eben zu der Frage: Wer oder was ist eigentlich Ausländer? Die Kartoffeln etwa oder Meerschweinchen usw. usw,

Ich finde es gut, da die Geschichte zum Nachdenken anregen soll, dass neue Richtungen und Verzweigungen beim nachsinnenden Lesenden ankommen.

Liebe Grüße

Jobär

 

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