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Weiße Weihnachten

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19.05.2015
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Weiße Weihnachten

Während der Nacht lief der Heizstrahler. Die Brüder schliefen an der gegenüberliegenden Wand auf Matratzen. Das Fenster hatten sie mit Styropor abgedichtet, um die Kälte abzuhalten, die von draußen reinkroch, Spinnen, Käfer und Raupen und was auch immer an Getier nach einem sicheren Unterschlupf suchte. Von den Bergen, von Mosambik her, war schlechtes Wetter nach Johannesburg herübergezogen, hatte sich in den letzten Tagen mit rauen Winden angekündigt. Sie schwitzten. Joseph nahm den Gestank ihrer Ausdünstungen erst wahr, als er zum Pinkeln nach draußen ging. Der Himmel, die Welt, die sonst vibrierte, war eine graue Masse, leer und still und die Kälte fuhr ihm durch die Glieder. Ohne Heizung wäre es nicht auszuhalten. Beim Einschlafen fiel ihm die Mama Jala ein und er fragte sich, wie viel Winter sie erlebt hatte. Sie hatte ihm erst gestern die Geschichte des Elefanten erzählt, den sie vor gar nicht langer Zeit gesehen hatte, einem Bullen mit Stoßzähnen bis zum Boden, einem Tusker, einer Legende, Reste eines fast ausgestorbenen Genpools, von dem es in ganz Afrika noch dreißig oder vierzig Tiere geben soll. So wenig! Er schaute auf die Uhr, drei Uhr in der Nacht. Um fünf mussten sie aufstehen. Der frühe Springbock bekommt das beste Wasser. Wie es wohl wäre mit einem Elefanten wie diesem zu wandern? Die Geister der Ahnen steckten in solchen Wesen. Das war klar, konnte gar nicht anders sein. Zwei Stunden noch. Joseph suchte nach dem Namen des Tuskers, als ob er diesen in den Tiefen seines Gedächtnisses vergraben hätte, als ob es möglich wäre, dass Erinnerungen von anderen auf ihn übergehen könnten, von jemandem, der genau diesen Elefanten gekannt hatte, noch bevor Joseph geboren war.

Der Weckton riss ihn aus dem Schlaf. Sein Bruder lag immer noch eingerollt auf der Matratze und drehte sich um, als das Signal verklungen war.
„Schnarchnase, aufstehen!“, rief Joseph und rüttelte an den Schultern Luckys.
„Viel zu früh und viel zu kalt.“
„Los jetzt! Wir müssen unser Zeug holen und uns zurechtmachen.“
„Wart mal, ich brauche noch einen Moment.“ Dann schloss er die Augen und rührte sich nicht.
„Hej, Lucky, du verpasst Eva, willst du das? Sie wird in etwa vierzig Minuten von ihrem Fahrer zum College gebracht, weißt du doch.“
„Na und?“
„Ich habe gesehen, wie sie dich angeschaut hat, ich hab’s gesehen, Bruder!“
„Komm schon, viel zu weiß für mich. Die ist so weiß wie Schnee. Hast du ihre Haut gesehen?“
„Sie hat die Scheibe runtergelassen und dir zugewunken, Lucky, und das hat sie jetzt schon zum dritten Mal gemacht. Und denk an die Scheine. Sie hat uns doppelt so viele gegeben wie die anderen. Egal wie weiß sie ist, sie mag dich.“
„Ich stelle mir vor, wie das ist, wenn man so weiße Haut hat, ob man da auf die Adern aufpassen muss, die direkt zum Herz führen, weil man sie durch die Haut hervorlugen sieht.“
„Zeit für ein Date, was?“
„Übertreib mal nicht, nur weil ich mit ihr texte.“
„Wirklich?“
„Ich habe ihr den Zettel mit meiner Nummer gestern zugesteckt. Abends hat sie mir dann geantwortet.“
„Zeig mal.“
„Nee, privat.“
„Du hast mit ihr geschrieben, mm?“
„Schon!“

Unterdessen war Lucky aufgestanden, zum Waschbecken gelaufen, hat es gefüllt und sich mit Waschlappen und Seife der entledigt. Zum Duschen war keine Zeit und dazu hätten sie in Bens Haus gehen müssen. Joseph war längst fertig, weißes T-Shirt, enge Jeans, Sneaker, Hoody drüber, auf dem ein Löwe mit aufgerissenem Maul zu sehen war. Lucky trug dieselbe Uniform. Sie schwiegen, tranken den heißen Tee, den Joseph aus den Resten des Krautes gebrüht hatte. Die Großmutter hatte es gemixt und ihnen mit der Bemerkung gegeben, es helfe gegen Hitze und Kälte gleichzeitig. Dann suchten sie die Ausrüstung zusammen, die sie für den Auftritt auf der Straße brauchten: vier leere Getränkekästen, Tücher, Politur, Glasreiniger, sowie die batteriebetriebene Mini-Anlage für die passende Musik. Lucky sprühte sich noch etwas Rasierwasser auf den Hals und die Handgelenke. Eva mochte es, wenn ein Junge gut riecht, hatte sie geschrieben. Und einen Smiley und Daumen-Hoch Emoji geschickt, als er ihr erklärte, was er im Leben vorhabe, dass er mit dem Job auf der Straße Geld sammle, um ans College zu gehen, dass ihm das Mandela-Hilfswerk eine Art Stipendium versprochen habe, wenn er so weit wäre, schließlich habe er die Schule als Drittbester abgeschlossen und das wäre schon was, auf dem man aufbauen könne. Die Kosten für die Uni würden übernommen, aber er müsse selbst für Verpflegung und Unterkunft aufkommen. Seinem Bruder hatte er davon nichts erzählt.

Sie zogen die Base-Caps über die Ohren. Ein paar Grad über Null. Wer war das schon in Johannesburg gewöhnt? Der Morgen brach bald an. Die Dämmerung nahte. Durch einen Fetzen klaren Himmels waren ein paar Sterne zu sehen, Betageuze links oben, unweit von Orion. Zumindest glaubte Joseph das. Eine Galaxie, unerreichbar für Menschen. Von Südafrika aus war die Antarktis viel näher als Europa. Man muss nur von Kapstadt oder Durban aus lossegeln oder ein Schiff finden, das einen mitnimmt. Dort gab es richtige Kälte, hier bestenfalls einen Vorgeschmack. Ein grauer Tag schälte sich aus der Nacht, keine Aussicht auf eine südliche Sonne. Selbst die früh einsetzende Geschäftigkeit der Stadt wirkte gedämpft, vielleicht waren die Menschen misstrauisch angesichts des ungewohnten Wetters, vielleicht hatte irgendein alter Zauberer Hühnerblut vergossen und herausgefunden, dass das Ende der Welt nahte, wenn der kalte Wind aus Mosambik erst über Johannesburg strich und eine Eiszeit mit Schnee und ewiger Kälte brachte.

Sie liefen zum Eingang des Township. Unterwegs trafen sie niemanden. Ohne Mauern geht es nicht in diesem Land, ohne Sicherheit erst recht nicht. Sie winkten der Wache zu, verließen den geschützten Bereich und gingen die Straße entlang zur Hauptverkehrsader, die von Sandton über die Provinz Gauteng weiter nach Pretoria führte und von dort aus in den Norden, zum Kruger Nationalpark. Der Wind drang durch die Kleider. Sie kamen an einigen Villen vorbei, die nach hinten versetzt, hinter Zäunen und NATO-Draht versteckt lagen, sodass man die Häuser und Pools nicht sehen konnte. An ihrer Kreuzung trafen sie auf Joe und seinen Vater. Der alte Mann saß im Rollstuhl und grinste sie aus einem zahnlosen Mund an.
„Ihr seid auch bei der Kälte unterwegs?“, fragte er.
„Ja, klar, konnten nicht schlafen und dachten, wir verdienen bisschen Geld.“
„Haben wir auch vor.“
„Wo wollt ihr euch hinstellen?“
„An die Ampel, die vom Zentrum kommt.“
„Wir auch!“
„Gut, wir stellen uns stadtauswärts hin.“
„Ist ja klar“, sagte der alte Mann.
„Da gibt’s mehr Tips.“
„Aber nur, wenn man was bietet.“
Der Alte im Rollstuhl saß so, dass sein Anblick besonders viel Wirkung erzielte. Eine Armeedecke auf den Knien, die Haare wirr und die Haut fettig und dazu der Jammerblick, bei dem man glaubte, jederzeit würden die Tränen kullern, damit auch diejenigen, denen es selbst nicht besonders gut ging, das Gefühl hatten, es gäbe welche, denen es wesentlich schlechter ging. Dafür muss man schon etwas liefern, Mitleid erregen, wenngleich die beiden wirklich vom Schicksal geschlagen waren, denn Joes Vater Ben arbeitete viele Jahre als Gärtner bei einer ANC-Familie, Zulus, natürlich Zulus, die sich eine schöne Afrikaans-Villa geschnappt hatten, weil die Vorbesitzer allzu eifrige Verfechter der Apartheid waren und Hals über Kopf flüchten mussten, als der Wind drehte und diejenigen, die Blut an den Händen hatten, nicht mehr bleiben konnten. Die meisten versteckten sich und horteten ihr über Generationen gerafftes Vermögen, waren sich keiner Schuld bewusst. Und tatsächlich war vielen auch nichts nachzuweisen. So war das in den Zeiten des Umbruchs. Lucky und Joseph hatten das selbst nicht erlebt, aber darauf kommt es gar nicht an. Erinnerungen besitzen ein Eigenleben. Sie hatten die Erzählungen der Väter und Großväter, der Mütter und Großmütter, der Tanten und Onkel, der Lehrerinnen und Lehrer, der Frauen und Männer auf dem Markt gehört. Die Geschichten wurden ihnen wieder und wieder erzählt, mit Namen versehen, mit Gesichtern verbunden. Je öfter man etwas hört, desto mehr wird es zur eigenen Erinnerung, ganz so, als ob man selbst erlebt, was man nur gehört hat. Was am Ende bedeutete, dass man sich aussuchen konnte, was man für Wahrheit hielt, dass die wenigen echten Fakten möglicherweise in der Wirkweise der Naturgesetze begründet liegen und sich in der Weisheit erschöpften, dass man besser nicht von einer Felsenklippe am Signal Hill ins Meer springen sollte, allein wegen der Haie. Was Ben erzählt, mag also wahr sein oder eine Lüge oder etwas dazwischen, weil Ben daran glaubt.

Dass es verdammt kalt geworden ist und Joseph sich fragte, wie das mit dem Schnee funktionierte, welche Temperatur erreicht werden musste, damit er fällt, das lag schon näher an der Realität. Wobei man sich auch darauf nicht komplett verlassen konnte, schließlich gab es Wunder und die waren wahrer als Realitäten. Zum Beispiel die Zaubersprüche seiner Großmutter, das Kraut, das sie zusammenbraute, um Liebeskummer zu bekämpfen, einen Fluch oder einen Segen zu erwirken. Und natürlich der Tusker irgendwo da draußen im Kruger, der das Wissen der Welt zwischen den Stoßzähnen festhielt und hütete, was Menschen nicht bewahren können. Ein leichter Regen setzte ein, aber die Tropfen fühlten sich schwer auf der Haut an. Anstatt dass es wärmer wurde, je weiter der Tag fortschritt, nahm die Kälte zu, schlüpfte unter die Kleidung, wie es die Brüder nie zuvor gespürt hatten. In diesen Breiten brauchte man keine Heizung, keine Funktionsjacken. Wozu auch? Sie hatten in Filmen gesehen, wie Menschen im Norden in watte- oder daunen- oder plastikgepolsterte Jacken gepresst wurden und aussahen, als wären sie Enten oder hätten riesige Wänste. Während die Sonne unerbittlich Geist und Körper folterte, wirkte Kälte subtiler, sorgte für zitternde Glieder und dafür, dass die Poren der Haut sich zusammenzogen. Die Wangen fühlten sich eiskalt an. Joseph und Lucky erreichten ihren Standort an der Kreuzung. Ein paar Fahrzeuge waren schon unterwegs. JoBurg, eGoli, war eine dieser Städte, in der nie geschlafen wurde. Ein endloses Brausen lag über den Straßen und Häusern, ein Brei aus Stimmen und Geräuschen. Schreie, Weinen, Glück und Furcht, Ekstase und Bedrohung.
Unterdessen blätterte die Farbe auf den Pillars in Newtown langsam ab: Respect, Diversity, Democracy, Freedom, Resposibilty, Reconcillation stand da, während überall in der Stadt, als Graffiti an den Wänden, als Statue, in den Herzen der Menschen, der Mann, der alles verändert hat, die Menschen anlächelte. After climbing a great hill, one only finds that there are many more hills to climb.

Lucky gab den Takt vor und sie begannen mit den Übungen vor der Show, Muskeln lockern und den Geist entspannen. Lucky dachte an Eva, daran, wie er es schaffen könnte, sie zu daten. Er würde sie fragen, gleich heute noch, das nahm er sich fest vor. Sie würden irgendwo Eis essen, in einer Mall flanieren wie all die anderen Paare. Und sie würden sich Blicke zuwerfen, lächeln, Händchen halten, was man eben machte und er würde gut auf sie aufpassen. Er war ein Zulu, ein Krieger, einer, den niemand besiegen würde, niemals. Er erwachte aus seinem Traum, als sein Bruder ihn anstieß und zum Himmel zeigte. Der Wind hatte nachgelassen, vom Himmel schwebten Schneeflocken. Was geschah hier und warum? Ein Zeichen des Klimawandels, von dem alle sprachen? Wäre nicht zu erwarten gewesen, dass die Hitze das Land ersticken würde? Wie merkwürdig es aussah, weiße Flocken auf die Straße fallen zu sehen, die sich nach und nach zu einem sichtbaren Belag schichteten, so winzig, aber millionenfach zu Kristallen geformt fielen sie unaufhörlich herab. Die Brüder schauten sich an. Sie zogen beinahe gleichzeitig an ihren Mützen, rückten sie fester auf ihrem Kopf zurecht.
„Was nun? Gehen wir auf die Straße wie immer?“
„Klar, wie immer!“
Was anderes käme auch nicht in Frage, bei Wind und Wetter, ohne Unterlass. Außerdem machte es Spaß. Wer etwas mit Leidenschaft macht, der schaut nicht auf die Uhr oder zum Himmel, der schwitzt und friert und lässt die Sonne brennen oder den Sturm toben und lächelt dabei, weil es darum geht, zu tanzen und die Menschen zu unterhalten. Also schritten sie voran, auf die Straße, gleich neben der Ampel, während der alte Mann im Rollstuhl zögerlich zu ihnen schaute und sich vom Gehweg nicht weg bewegte. Die Fahrzeuge fuhren langsamer. Jeder schien sich darüber zu wundern, was da passierte, eine Singularität, die es nicht geben durfte, etwas Verbotenes, vielleicht durch einen Zauber verursacht, wer wusste das schon.

Die Brüder legten los, stellten ihre Kisten auf, tanzten und ließen die Rhythmen gegen den Schnee kämpfen, während sie sich wilder bewegten, je mehr Flocken die Straße bedeckten. Sie waren Schneekönige, weiß gekrönte Fantasiegestalten, nur ihrer eigenen Welt verpflichtet. Sie befreiten die Scheiben der Autos von den Resten der fremden Macht, die sich aus fernen Gegenden eingeschlichen, verirrt hatte. Ein Dienstag im Juli in Johannesburg. Etwas wie Weihnachten.

Joseph hatte einen Einfall, stoppte mitten in der Vorstellung seinen Tanz und rüttelte an den Schultern seines Bruders. „Hej Mann, Bruder, lass uns etwas Spaß haben. Wir haben doch so eine Playlist, Last Christmas, Jingle Bells, du weißt schon. Gibt vielleicht sogar fett Trinkgeld.“

Sein Bruder sah ihn erst verwirrt an, begann dann aber breit zu grinsen. Sie klatschten sich ab, stellten die Lautstärke des Players auf maximal und legten los. Keiner von ihnen wusste, wie man als Weihnachtsmann tanzt, ob man die Hüften bewegen durfte oder nicht. Dennoch versuchten sie es und die Leute in ihren Fahrzeugen, auf schneeverwehter Straße, staunten. Der Verkehr kam zum Erliegen, Menschen stiegen aus, rückten die Kleidung zurecht und tanzten nach den Melodien der Weihnachtslieder.

Irgendwann tauchte auch der Wagen auf, in dem Eva saß. Sie umarmte Lucky zur Begrüßung und tanzte mit ihm. White Christmas in JoBurg.

Joseph glaubte in der Ferne den Schatten des Tuskers zu sehen, der sich langsam auf sie zubewegte, den Rüssel hoch erhoben und die mächtigen Ohren angelegt, während die Stoßzähne manchmal den Asphalt berührten.

 

Hey Leute, ich wollte die Frist einhalten und habe den Text fast in einem Zug geschrieben. Ohne Ruhefrist sozusagen. Also verzeiht etwaige Fehler. Immerhin habe ich nun etwas Zeit zu Verbesserungen aller Art gewonnen.
Eure Texte werde ich nach und nach lesen und kommentieren und freue mich darauf.

 

Moin @Isegrims ,

danke für Deine Geschichte.
Hab sie gerne gelesen, das Setting empfand ich für eine Weihnachtsgeschichte als unverbraucht und interessant.

Den Einstieg finde ich gelungen, obgleich ich ein wenig verwirrt war, warum die Brüder einen Heizstrahler aufstellen und die Fenster mit Styropor gegen die Kälte von draußen abdichten, sich dann aber in ihren Hoodies einen abschwitzen. Das kam mir unlogisch vor, da hätte ich sie vielleicht in Unterhemden oder so pennen lassen, da sie die Hoodies dann ja später auch wieder anziehen.
Ich muss aber dazusagen, dass ich von der gesamten Materie, dem Land und der Leute Afrikas nicht den Hauch einer Ahnung habe, daher ist jede Anmerkung von mir mit Vorsicht zu genießen. ;)

Ich frage mich, ob es den Teil mit dem legendären Elefanten braucht.
Der taucht am Anfang auf und wieder ganz am Ende und wirkte auf mich wie eine Art Klammer, die Josephs Verbundenheit, seine Wurzeln zum eigenen Land darstellen sollte, das sich sowohl klimatisch als auch gesellschaftlich und politisch im Wandel befindet.
Das Bild des Tuskers hat bei mir nicht so stark gewirkt, wie ich glaube, dass es von Dir beabsichtigt war. Kann gerade gar nicht festmachen, wieso, weshalb, warum.

Kleinigkeiten:

Sie schwitzten unter den leichten Pullovern. Joseph nahm den Gestank ihrer Ausdünstungen erst wahr, als er zum Pinkeln nach draußen ging und zurückkam, um weiter zu schlafen.
Da Du im Anschluss die Welt, den Himmel und die Kälte beschreibst, würde es mMn Sinn ergeben, den letzten Teil des Satzes zu streichen. Er macht diese Erfahrungen ja an der frischen Luft und nicht, nachdem er wieder im Haus ist. Die Wahrnehmung des Miefs kommt auch so gut rüber, finde ich.

„Sie hat die Scheibe runtergelassen und dir zu gewunken, Lucky
zugewunken (?)

Die Kosten für die Uni würden übernehmen werden,
übernommen

Von Südafrika was ward die Antarktis viel näher als Europa.
aus

Man muss nur von Kapstadt oder Durban aus los segeln oder ein Schiff finden, das einen mitnähme.
lossegeln (?)

Dort gab es richtige Kälte, hier bestenfalls ein Vorgeschmack.
einen

Ein grauer Tag schade sich aus der Nacht, keine Aussicht auf eine südliche Sonne.
schälte (?)

Der Alte auf dem Rollstuhl saß so, dass sein Anblick besonders viel Wirkung erzielte.
Der Alte im Rollstuhl

Sie würden irgendwo Eis essen, in einer Mail spazieren wie all die anderen Paare.
Mall

Im Juli, an einem Dienstag, mitten in Johannesburg, fand etwas statt, was in den nördlichen Ländern die Ahnung von Weihnachten einleitete.
Hier habe ich mich gefragt, ob der Titel nicht vielleicht passender wäre, ohne den Weihnachtsbezug darin. Da das Ganze ja eigentlich im Juli stattfindet. Oder hast Du den gewählt, weil die Brüder dann (auch) White Christmas als Song anspielen und dazu tanzen?

Das ganze letzte Viertel der Geschichte, ab da wo es anfängt zu schneien und sie die Weihnachtsmusik aufdrehen und dazu tanzen, das alles hat bei mir übrigens ausgezeichnet gut funktioniert. :thumbsup:

Gerne gelesen
Beste Grüße :xmas:
Seth

 

Hallo @Isegrims ,

ich muss ja gestehen, dass ich bei deiner Ankündigung, die du vor Tagen gemacht hattest, so dachte, dass du haarscharf am Challenge-Thema vorbeisegeln willst. Aber da hab ich mich (übrigens sehr gern) getäuscht. Da ist dir durchaus ein passender Plot gelungen, wenn auch der Schnee unter Garantie in Johannesburg nicht zur Weihnachtszeit fallen kann, denn dann ist ja dort fett die Sommerzeit. Aber du erzeugst trotzdem Weihnachtsstimmung und deswegen hat mir deine Geschichte ausnehmend gut gefallen. Mir gefällt, dass du nur so eine kleine Begebenheit rausgezoomt und daraus etwas sehr Stimmungsvolles gezaubert hast. Deine Figuren sind gut gezeichnet und überhaupt gefällt mir dein Plot.

Und dafür, dass du die Geschichte einfach in einem Zug dahingeschrieben hast, gilt dir mein Respekt und mein Erstaunen, denn sooo viel zu verbessern ist dann gar nicht.
Da würde ich im Vergleich eine deutlich längere Mängelliste aufweisen.

. Von den Bergen, von Mosambik her, zog böses Wetter herüber, hatte sich in den letzten Tagen mit rauen Winden angekündigt.
Später erkenne ich, dass alles in Johannesburg spielt und nicht, wie ich denke, in Mosambik.
Sie hatte gestern angerufen und ihm von dem alten Elefanten erzählt, dem mit den Stoßzähnen bis zum Boden, einem Tusker, einer Legende, Teil eines fast ausgestorbenen Genpools.
Hier ist zu viel Infodumping. Das macht den Satz unschön.
Frieren war keine Alternative.
Diesen Satz würde ich streichen. Mich hat er verwirrt, denn sie haben ja so gut alles abgedichtet, dass sie sogar etwas schwitzen. Jetzt denke ich: seltsam, ist es doch zu kalt?
Wie es wohl wäre auf einem Elefanten wie diesem zu reiten oder ihn wenigstens zu sehen, seine Anwesenheit zu spüren.
oder ihn wenigstens zu sehen, verwässert, es geht ja eigentlich darum, dass er ihm gern sehr nahe sein möchte und so würde ich es auch (be) schreiben.
, ob man da auf die Adern aufpassen muss, die hervorlugen wie verdammte Leitungen, die direkt zum Herz führen.“
Das ist so ein technisch seltsam eiskalter Satz, der reißt die Stimmung in deiner Geschichte kaputt, ich würde den völlig entschärfen, vielleicht sogar ganz weglassen.
weißes T-Shirt, enge Jeans, Sneaker, alles schwarz, Hoody drüber,
Hier hat mich "alles schwarz" verwirrt, was denn nun? Und ist das so wichtig?
die Schaber für die Autoscheiben,
Bei Schaber denke ich an Eis, gerade das werden sie aber nicht haben, also Schieber oder Abzieher.
Und einen Smiley und Daumen-Hoch Emoji geschickt, als er ihr erklärte, was er im Leben vor hat, dass er mit dem Job auf der Straße Geld sammelte, um ans College zu gehen, dass ihm das Mandela-Hilfswerk eine Art Stipendium versprochen habe, wenn er soweit wäre, schließlich habe er die Schule als Drittbester abgeschlossen und das wäre schon was, auf dem man aufbauen könne.
Daraus drei, aber mindestens zwei Sätze bitte basteln. Du schreibst ja nicht hier im Wettbewerb der Bandwurmsatzleser.
Die Kosten für die Uni würden übernehmen werden,
übernommen werden, am Ende vielleicht noch eleganter formulieren.
Wer war das schon in Johannesburg gewöhnt?
Hier erst entdecke ich JoBurg und bis hier hab ich mich in Mosambik verortet gesehen.

. Von Südafrika was ward die Antarktis viel näher als Europa.
korrekturbedürftiger Satz
. Dort gab es richtige Kälte, hier bestenfalls ein Vorgeschmack.
einen Vorgeschmack
Ein grauer Tag schade sich aus der Nacht,
schade????
angesichts der ungewohnten Wetters,
des
. Ohne Mauern geht es nicht in diesem Land, ohne Sicherheit erst recht nicht.
Treffender Satz. Gefällt mir.
zum Kruger Nationalpark.
Später schreibst du auch nochmals Kruger. Ich weiß ehrlich nicht, ob Krüger richtiger wäre. Musst du entscheiden.
. „Ihr seid auch bei der Kälte unterwegs?“, fragte er. „Ja, klar, konnten nicht schlafen und dachten, wir verdienen bisschen Geld.“ „Haben wir auch vor.“ „Wo wollt ihr euch hinstellen?“ „An die Ampel, die vom Zentrum kommt.“ „Wir auch!“ „Gut, wir stellen uns stadtauswärts hin.“ „Ist ja klar“, sagte der alte Mann. „Da gibt’s mehr Tipps.“ „Aber nur, wenn man was bietet.“
Mich hat bei dieser absolut gut gesetzten wörtlichen Rede gestört, dass ich sie wie einen Lochstreifen lesen musste, ich würde sie formatieren bitte.

Dafür muss man schon etwas liefern, Mitleid erregen, wenngleich die beiden wirklich vom Schicksal geschlagen wurden, denn Joes Vater Ben arbeitete viele Jahre als Gärtner bei einer ANC-Familie, Zulus, natürlich Zulus, die sich eine schöne Afrikaans-Ville geschnappt hatten, weil die Vorbesitzer allzu eifrige Verfechter der Apartheid waren und Hals über Kopf flüchten mussten, als der Wind drehte und diejenigen, die Blut an den Händen hatten, nicht mehr bleiben konnten.
Bei einer Challenge, wer den längsten Satz schreiben kann, hättest du verflucht gute Chancen. Bitte zerteile das doch mehr in kleinere Portionen. Du willst doch gelesen werden und nicht überflogen.
. Je öfter man etwas hört, desto mehr wird es zur eigenen Erinnerung, ganz so, als ob man selbst erlebt habe, was man nur gehört hat.
Wunderbar zutreffende Aussage. Guter Satz! Bis auf: mein Sprachgefühl würde ...erlebt hat" wählen.
Was Ben erzählt mag also wahr sein oder eine Lüge oder etwas dazwischen, weil Ben daran glaubt.
erzählt(,) mag
Dass es verdammt kalt geworden ist und Joseph sich fragte, wie das mit dem Schnee funktionierte, welche Temperatur erreicht werden musste, damit er fällt,
Hier kommst du mir zu rasch mit dem Schnee als Einleitung zum dann tatsächlich runterfallendem Schnee. An einer Stelle, die ich nicht rauszitiert habe, schreibst du etwas von 10 Grad. Von 10 Grad auf 2 oder 1 oder 0 Grad runter ist schon wuchtiger Wetterumschwung. Mir wäre von der Logik her wohler, wenn du die 10 Grad schon runternimmst auf 4 oder so. Damit es mit dem Schnee dann glaubwürdiger wird. Oder, das ist ja auch möglich, du beschreibst diesen Temperatursturz als solchen explizit, damit man im Bild ist, weshalb das so passiert.
als wären sie Enten oder hätten riesige Wänste.
hihi...ja so müssen wir wohl für Leute aussehen, die sonst nur leichte Kleidung tragen.
. Nicht nur New York war eine Stadt, in der nie geschlafen wurde Ein endloses Brausen lag über den Straßen und Häusern.
Mich stört hier New York , das könntest du eleganter schreiben, dass JoBurg nicht schläft.
Irgendjemand schrie in der Ferne, irgendjemand weinte, irgendjemand wurde ausgeraubt, vergewaltigt oder bedroht.
Ich ahne, du willst hier es eher lapidar mitteilen. Ich finde jedoch, dass du dir mit diesem Satz mehr Formulierungsmühe geben könntest, er könnte smarter klingen. Ich würde dir das nicht vorhalten, wenn ich nicht wüsste, dass du das kannst.
in einer Mail spazieren wie all die anderen Paare.
Mall
ein schmales, scheues Impala, das er hüten würde vor den Schlangen der Berge, den Reißzähnen der Löwen.
Angenehm phantasievolle Beschreibung, gefällt mir.
Wie merkwürdig es aussah, weiße Flocken auf die Straße fallen zu sehen und sich nach und nach zu einem sichtbaren Belag schichteten, so winzig, aber millionenfach zu Kristallen geformt fielen sie unaufhörlich herab.
Wunderbarer Satz, perfekt treffend geschildert.

Irgendwo hab ich mal diesen Spruch gelesen: Schneeflocken sind die Schmetterlinge des Winters.

zögerlich zu Ihnen schaute
ihnen
Sie waren Schneekönige, weiß gekrönte Fantasiegestalten, nur ihrer eigenen Welt verpflichtet
Super, dieser Satz!
Der Winter zeigte sich in diesen Breiten mit etwas Regen und Wind, aber mit Schnee?
Wir Leser haben es begriffen, dass Schnee fällt. Wem musst du hier noch etwas verklickern?
Das geschah bestenfalls alles zehn Jahre, wenn überhaupt.
alle
Im Juli, an einem Dienstag, mitten in Johannesburg, fand etwas statt, was in den nördlichen Ländern die Ahnung von Weihnachten einleitete.
Ich weiß, was du sagen willst, aber ich finde diesen Satz etwas stockbeinig. Vielleicht gelingt dir da noch eine elegantere Formulierung?
und den Schnee pflügte.
Ich finde die Szene mit dem Elefanten gut, aber nicht, dass er den Schnee pflügte. Im Grunde genommen dürfte dieses Tier auch überrascht sein und sich dementsprechend wie ein überraschter Elefant benehmen, wobei bei mir das Wissen darum, wie ein Elefant überrascht wirkt, vollkommen fehlt.


Sehr gern gelesen!


Lieben Gruß


lakita

 

Hallo @Seth Gecko

und vielen Dank für den Kommentar.
Fehler und Wording habe ich aufgrund deiner Anmerkungen schon ein wenig verbessert.

Hab sie gerne gelesen, das Setting empfand ich für eine Weihnachtsgeschichte als unverbraucht und interessant.
Das ist gut: Weihnachten mal anders hieß es doch in der Ankündigung.

Das kam mir unlogisch vor, da hätte ich sie vielleicht in Unterhemden oder so pennen lassen, da sie die Hoodies dann ja später auch wieder anziehen.
mm, die sind Kälte nicht gewöhnt, und Heizungen gibt es nicht, deshalb schwitzen sie lieber ein wenig.

Ich frage mich, ob es den Teil mit dem legendären Elefanten braucht.
Glaube ich schon, einfach weil es die Gedankenwelt der Protagonisten spiegelt und auch, wie die Menschen dort ihre Welt konstruieren, dass das magische Element Anteil nimmt.
Und so beschreibst du den Tusker bzw. die Bedeutung, die er für Joseph hat, ja auch:
Der taucht am Anfang auf und wieder ganz am Ende und wirkte auf mich wie eine Art Klammer, die Josephs Verbundenheit, seine Wurzeln zum eigenen Land darstellen sollte, das sich sowohl klimatisch als auch gesellschaftlich und politisch im Wandel befindet.

Hier habe ich mich gefragt, ob der Titel nicht vielleicht passender wäre, ohne den Weihnachtsbezug darin. Da das Ganze ja eigentlich im Juli stattfindet. Oder hast Du den gewählt, weil die Brüder dann (auch) White Christmas als Song anspielen und dazu tanzen?
Am 11. Juli 2023 hat es in Johannesburg tatsächlich geschneit, muss eine Katastrophe gewesen sein. Ich war nicht vor Ort.
Und Weihnachten am 24. Dezember empfinde ich als Symbol, Metapher per se.

Das ganze letzte Viertel der Geschichte, ab da wo es anfängt zu schneien und sie die Weihnachtsmusik aufdrehen und dazu tanzen, das alles hat bei mir übrigens ausgezeichnet gut funktioniert. :thumbsup:
Gut, wenn das klappt, bisschen wild ist die Szenerie ja schon.

Viele Grü😉ße sendet und einen guten Start in die Woche wünscht
Isegrims

 

Liebe @lakita

Was für ein Kommentar! Nicht nur, weil du den Text lobst, was mich natürlich sehr freut, sondern vor allem auch, weil ich den Text aufgrund deiner Anmerkungen mehr zu dem umgestalten konnte, den ich mir wünsche.
Das allermeiste habe ich umgesetzt, über den einen oder anderen Punkt muss ich noch nachdenken und warte ggf andere Kommentare ab.

ich muss ja gestehen, dass ich bei deiner Ankündigung, die du vor Tagen gemacht hattest, so dachte, dass du haarscharf am Challenge-Thema vorbeisegeln willst. Aber da hab ich mich (übrigens sehr gern) getäuscht.
Da hast du dich immerhin getäuscht :D
ber du erzeugst trotzdem Weihnachtsstimmung und deswegen hat mir deine Geschichte ausnehmend gut gefallen. Mir gefällt, dass du nur so eine kleine Begebenheit rausgezoomt und daraus etwas sehr Stimmungsvolles gezaubert hast. Deine Figuren sind gut gezeichnet und überhaupt gefällt mir dein Plot.
:Pfeif: Dankeschön, es freut mich, dass Weihnachtsstimmung aufkommt.
Und dafür, dass du die Geschichte einfach in einem Zug dahingeschrieben hast, gilt dir mein Respekt und mein Erstaunen, denn sooo viel zu verbessern ist dann gar nicht.
Die Idee brodelte in mir, nahm auch Form an, aber dann war wenig Zeit und es wart ein schöner Rausch die Geschichte zu schreiben
Mich hat bei dieser absolut gut gesetzten wörtlichen Rede gestört, dass ich sie wie einen Lochstreifen lesen musste, ich würde sie formatieren bitte.
die entsprechenden Stellen habe ich verändert.
Bei einer Challenge, wer den längsten Satz schreiben kann, hättest du verflucht gute Chancen. Bitte zerteile das doch mehr in kleinere Portionen. Du willst doch gelesen werden und nicht überflogen.
Haha, mm, mal sehen, was ich ändere, wollte auch ein wenig das Assoziative des Gedankenstroms wiedergeben.

Hier kommst du mir zu rasch mit dem Schnee als Einleitung zum dann tatsächlich runterfallendem Schnee. An einer Stelle, die ich nicht rauszitiert habe, schreibst du etwas von 10 Grad. Von 10 Grad auf 2 oder 1 oder 0 Grad runter ist schon wuchtiger Wetterumschwung. Mir wäre von der Logik her wohler, wenn du die 10 Grad schon runternimmst auf 4 oder so.
muss ich noch mal drüber, obwohl ich 10 Grad glaube ich nicht erwähne.

Schneeflocken sind die Schmetterlinge des Winters.
Was für ein Bild! :herz:
Ich finde die Szene mit dem Elefanten gut, aber nicht, dass er den Schnee pflügte. Im Grunde genommen dürfte dieses Tier auch überrascht sein und sich dementsprechend wie ein überraschter Elefant benehmen, wobei bei mir das Wissen darum, wie ein Elefant überrascht wirkt, vollkommen fehlt.
Ich habe ergänzt, durch den Schnee pflügt. Ohnehin handelt es sich nur um Vorstellung Josephs. Wenn Schnee fällt, würde sich ein Elefant vielleicht irgendwo unterstellen. :)

Vielen Dank und bis sehr bald am Rande deines Weihnachts-Challenge-Beitrags
Isegrims

 

Lieber @Isegrims ,

klar, ist der Elefant nur in Josephs Phantasie.
Mit dem Schneeflügen würde ich es aber trotzdem nicht übertreiben, denn normalerweise dauert es eine ganze Weile bis man so viel Schnee auf die Erde bekommt, um dort rumzuflügen. Ich würde mir eine glaubhaftere Szene (in der Phantasie Josephs) ausdenken.
Ich übertreibe mal mit meiner Phantasie eines schneepflügenden Elefanten. Muss dabei dann sofort an Dumbo denken und dazu noch ein lustiges Trööööt und schon ist die Weihnachtsstimmung im Eimer, also du weißt schon, die deutsche Weihnachtsstimmung mit Besinnlichkeit und Andacht und diesem ganzen Quark.

Ich kann jetzt nicht direkt das Zitat über die Zitatfunktion einfügen, weil ich grad an einer anderen Kritik arbeite und da ist meine Liste schon voll mit Zitaten, aber hier hast du geschrieben:

Sie zogen die Base-Caps über die Ohren. Zehn Grad Celsius und sogar weniger.

Der Leser liest die erste Info, die mit den 10 Grad, die zweite Info, die das relativiert nicht. Ich halte übrigens nichts von solchen Relativierungen. "Eventuell, könnte sein, kann sein, vielleicht, scheinbar, vermutlich", das sind alles hohle Aussagen, die einem Text die ganze Kraft nehmen. Mal ausgenommen, man will gezielt in der wörtlichen Rede eine Person so charakterisieren, dass sie eine unsichere Person ist, die sich zu keiner Entscheidung durchringen kann.
Deswegen, da bleibe ich stur, würde ich ein paar Grad runterdrosseln. Ich biete 5. :D

Aber keine Sorge, wir sind hier nur im Bereich der kleinsten Details, um der Geschichte ihren Schliff zu geben. Sie ist auch mit diesem 10Grad-Fauxpax eine gute Geschichte.

Und ich mache immer nur Vorschläge zur Verbesserung, ich erwarte nie, dass jemand das übernimmt. Ich finde, es hilft dem Autoren ja auch, sich mit diesen Vorschlägen auseinandersetzen zu müssen. Er ist ja jedes Mal aufgefordert, den Vergleich anzustellen und so etwas schult auf Dauer den Blick. Daher ist es egal, ob etwas am Ende wirklich geändert wird oder nicht, der Weiterbildungseffekt ist immer gegeben. Und bei mir als Kritikerin ja sowieso, weil jede Geschichte ist eine neue Herausforderung, sich mit dem Thema "was ist eine gute Geschichte" zu befassen.

Lieben Gruß

lakita

 

Hallo Isegrims,

eine gut erzählte Geschichte! Flott erzählt, mit sehr viel (kitschfreier) Atmosphäre. Die Protagonisten werden in ihrer Umgebung lebendig, Gerüche, Geräuche und optische Eindrücke verbinden sich zu einem lebendigen Bild.

Der Kreisschluss von Anfang zum Ende durch die erneute Erwähnung des Elefanten ist ein schöner erzählerischer Kniff. Eigentlich geht es unm drei besondere Ereignisse: Die Wiederkehr des Elefanten (fiktiv), den Schnee (real) und die Beziehung zu einer hellerhäutigen Frau (potentiell).

Trotz der Armut der Protagonisten kommst du ohne Spielen auf der Gefühlsklaviatur des Lesers aus - dafür einen Extrapunkt ... :lol:

Beste Grüße,

Woltochinon

 

Liebe @lakita

okay, okay: :eek::D

Mit dem Schneeflügen würde ich es aber trotzdem nicht übertreiben, denn normalerweise dauert es eine ganze Weile bis man so viel Schnee auf die Erde bekommt, um dort rumzuflügen. Ich würde mir eine glaubhaftere Szene (in der Phantasie Josephs) ausdenken.
Ich übertreibe mal mit meiner Phantasie eines schneepflügenden Elefanten. Muss dabei dann sofort an Dumbo denken und dazu noch ein lustiges Trööööt und schon ist die Weihnachtsstimmung im Eimer, also du weißt schon, die deutsche Weihnachtsstimmung mit Besinnlichkeit und Andacht und diesem ganzen Quark.
Joseph glaubte in der Ferne den Schatten Tuskers zu sehen, der sich langsam auf sie zubewegte, den Rüssel hoch erhoben und die mächtigen Ohren angelegt, während die Stoßzähnen manchmal den Asphalt berührten.
Ich habe die Szene verändert, brauchte wohl deine Beharrlichkeit, danke!

Lakita schreibt: Der Leser liest die erste Info, die mit den 10 Grad, die zweite Info, die das relativiert nicht. Ich halte übrigens nichts von solchen Relativierungen. "Eventuell, könnte sein, kann sein, vielleicht, scheinbar, vermutlich", das sind alles hohle Aussagen, die einem Text die ganze Kraft nehmen. Mal ausgenommen, man will gezielt in der wörtlichen Rede eine Person so charakterisieren, dass sie eine unsichere Person ist, die sich zu keiner Entscheidung durchringen kann.

Deswegen, da bleibe ich stur, würde ich ein paar Grad runterdrosseln. Ich biete 5. :D

Ein paar Grad Celsius. Wer war das schon in Johannesburg gewöhnt?
okay, auch die Stelle sehe ich ein, also nun wie oben.

vielen Dank und ein paar Glühweingrüße
Isegrims

 

Hallo @Woltochinon

Bleibt mir gar nicht viel mehr als mich für den Kommentar bedanken und beinahe alles, was du geschrieben hast, zitieren:

Die Protagonisten werden in ihrer Umgebung lebendig, Gerüche, Geräuche und optische Eindrücke verbinden sich zu einem lebendigen Bild.
gut, dass das gelingt.

Der Kreisschluss von Anfang zum Ende durch die erneute Erwähnung des Elefanten ist ein schöner erzählerischer Kniff. Eigentlich geht es unm drei besondere Ereignisse: Die Wiederkehr des Elefanten (fiktiv), den Schnee (real) und die Beziehung zu einer hellerhäutigen Frau (potentiell).
Keiner lebt isoliert, jeder ist seinen Wünschen, Gedanken und Träumen unterworfen, deshalb finde ich es wichtig, Verbindungen zu zeigen.

Trotz der Armut der Protagonisten kommst du ohne Spielen auf der Gefühlsklaviatur des Lesers aus - dafür einen Extrapunkt ..
:Pfeif:

Vielen Dank für den Kommentar und das Lob, freut mich sehr, dass die Geschichte funktioniert

Weihnachtsnähernde Grüße
Isegrims

 

Das Fenster hatten sie mit Styropor abgedichtet, um die Kälte abzuhalten, die von draußen reinkroch wie die Insekten, Spinnen und Käfer und Raupen und was …
...
Der Himmel, die Welt da draussen, die sonst vibrierte, war eine graue Masse,
Moin,

Isegrims,

nicht hetzen lassen, da kommt's zu unterschiedlichen Schreibweisen, und gilt auch für mich, denn ab morgen taucht ein Enkel auf und da hat's erst Mal mit schreiben und/oder korrigieren ...

Von den Bergen, von Mosambik her, war böses Wetter nach Johannesburg herüber gezogen*, hatte sich in den letzten Tagen mit rauen Winden angekündigt.
* ein Wort „herüberziehen“

..., drei Uhr in der Nacht. Um Fünf mussten sie aufstehen.
Um fünf … - ein verkürztes „fünf Uhr“ ...

Abschlusszeichen fehlt hier

„Ich stelle mir vor, wie das ist, wenn man so weiße Haut hat, ob man da auf die Adern aufpassen muss, die direkt zum Herz führen, weil man sie durch die Haut hervorlugen sieht“

Sie schwiegen, tranken den heißen Tee, den Joseph aufgebrüht hatte, aus den Resten des Krautes, das ihnen die Großmutter gemixt und ihnen mit der Bemerkung gegeben habe, es helfe gegen Hitze und Kälte gleichzeitig.
Wie – ist nicht sicher, ob die Großmutter die „Bemerkung gegeben“ hat?

Und einen Smiley und Daumen-Hoch Emoji geschickt, als er ihr erklärte, was er im Leben vor hat*, dass er mit dem Job auf der Straße Geld sammelte, um ans College zu gehen, dass ihm das Mandela-Hilfswerk eine Art Stipendium versprochen habe, wenn er soweit** wäre, schließlich habe er die Schule als Drittbester abgeschlossen und das wäre schon was, auf dem man aufbauen könne.
* vorhabe
** so weit (statt der Konjunktion soweit)

Die Kosten für die Uni würden übernommen werden, aber er müsse selbst für Verpflegung und Unterkunft aufkommen.
Warum das „werden-Festivall“? Weg mit dem zwoten!, im Konj. II stecken immer auch Zweifel

Man muss nur von Kapstadt oder Durban aus lossegeln oder ein Schiff finden, das einen mitnähme.
Warum zum Abschluss Konjunktiv, wenn der Indikativ durch die vorhergehende Bedingung („muss“) schon begrenzt wird?

Ein paar Fahrzeuge waren schon unterwegs. JoBurg war eine dieser Städte, in der nie geschlafen wurde Ein endloses Brausen lag über den Straßen und Häusern, ein Brei aus Stimmen und Geräuschen.
warum der Artikel?, dass es ohne geht, belegen doch die Häuser

Lucky gab den Takt vor und sie begannen mit ihren Aufwärmübungen* bevor die Show begann, …
* Komma

Sie zogen beinnahe gleichzeitig an ihren Mützen, rückten sie fester auf ihrem Kopf zurecht.
Schöne Wortschöpfung ...

Gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo Isegrims,

eine ruhig erzählte Geschichte aus einer Gegend, in der ich mich gar nicht auskenne. Die beiden Helden sind sympathisch, das Ganze ein bisschen versehen mit Mythen, einer eigenen Vorstellungswelt.
Du schreibst ja häufig Texte, die in fremden Ländern spielen, deren Kultur von unserer sehr verschieden ist, das Denken deiner Figuren beinhaltet oft so Anklänge an ethnische Religionen. Mich würde interessieren, ob du das recherchierst, oder ob du Begegnungen von Reisen verarbeitest, oder ob da auch viel deine Phantasie im Spiel ist.

Ohne Heizung war es nicht auszuhalten.
wäre? sie haben doch einen Heizofen
Sie hatte ihm erste gestern die Geschichte
erst
Der frühe Vogel findet das beste Futter.
Hier bin ich einfach neugierig. Gibt es den Spruch dort so, oder hast du da den deutschen Spruch mit dem Wurm abgewandelt?
Wie es wohl wäre auf einem Elefanten wie diesem zu Die Geister der Ahnen steckten in solchen Wesen. Das war klar, konnte gar nicht anders sein.
Da ist etwas abgebrochen. Den letzten Satz, da höre ich sehr den Autor. Wenn etwas für mich klar ist, dann würde ich das ja nicht noch betonen. Oder ist er sich nicht sicher und muss sich das bestätigen?
„Ich habe gesehen, wie sie dich angeschaut hat, ich hab’s gesehen, Bruder!“
„Komm schon, viel zu weiß für mich. Die ist so weiß wie Schnee. Hast du ihre Haut gesehen, Bruder?“
„Sie hat die Scheibe runtergelassen und dir zugewunken, Lucky und das hat sie jetzt schon zum dritten Mal gemacht. Und denk an die Scheine. Sie hat uns doppelt so viele gegeben wie die anderen. Egal wie weiß sie ist, sie mag dich.“
„Ich stelle mir vor, wie das ist, wenn man so weiße Haut hat, ob man da auf die Adern aufpassen muss, die direkt zum Herz führen, weil man sie durch die Haut hervorlugen sieht“
Hier überlege ich, wie es ist, als weißer Mensch aus Sicht eines farbigen Menschen zu schreiben, um dann wiederum so ein Minderwertigkeitsgefühl gegenüber weißen Menschen auszudrücken. Der letzte Satz ist so naiv poetisch, hm.
Sie schwiegen, tranken den heißen Tee, den Joseph aufgebrüht hatte, aus den Resten des Krautes, das ihnen die Großmutter gemixt und ihnen mit der Bemerkung gegeben habe, es helfe gegen Hitze und Kälte gleichzeitig.
Aha, Mama Jala ist nicht die Großmutter
Sie liefen zum Eingang des Townships. Unterwegs trafen sie niemanden. Ohne Mauern geht es nicht in diesem Land, ohne Sicherheit erst recht nicht.
Die Mauern sind etwas Konkretes, ein gutes Bild, die "Sicherheit" ist so ein abstraktes Bild, würde ich weglassen.
Sie kamen an einigen Villen vorbei, die nach hinten versetzt(komma?) hinter Zäunen und NATO-Draht versteckt lagen, dass man die Häuser und Pools nicht sehen konnte.

„Wo wollt ihr euch hinstellen?“
„An die Ampel, die vom Zentrum kommt.“
„Wir auch!“
„Gut, wir stellen uns stadtauswärts hin.“
„Ist ja klar“, sagte der alte Mann.
„Da gibt’s mehr Tipps.“
„Aber nur, wenn man was bietet.“
Diesen Dialog verstehe ich nicht so ganz. Sie bieten an, sich woanders hinzustellen, um dem alten Mann nicht in die Quere zu kommen und er sagt trotzdem "Ist ja klar"?
So war das in den Zeiten des Umbruchs. Lucky und Joseph hatten das selbst nicht erlebt, aber darauf kommt es gar nicht an. Erinnerungen besitzen ein Eigenleben. Sie hatten die Erzählungen der Väter und Großväter, der Mütter und Großmütter, der Tanten und Onkel, der Lehrerinnen und Lehrer, der Frauen und Männer auf dem Markt gehört. Die Geschichten wurden ihnen wieder und wieder erzählt, mit Namen versehen, mit Gesichtern verbunden. Je öfter man etwas hört, desto mehr wird es zur eigenen Erinnerung, ganz so, als ob man selbst erlebt, was man nur gehört hat.
Schön. So transgenerationale Themen, wie sie die beiden geprägt haben.
Ein paar Fahrzeuge waren schon unterwegs. JoBurg war eine dieser Städte, in der nie geschlafen wurde Ein endloses Brausen lag über den Straßen und Häuser, ein Brei aus Stimmen und Geräuschen. Schreie, Weinen und irgendwo wurde ein Unbekannter ausgeraubt, vergewaltigt oder bedroht.
ja, stimmungsvoll
Was anderes käme auch nicht in Frage, bei Wind und Wetter, ohne Unterlass, ohne Zagen oder Klagen. Außerdem machte es Spaß. Wer etwas mit Leidenschaft macht, der schaut nicht auf die Uhr oder zum Himmel, der schwitzt und friert und lässt die Sonne brennen oder den Sturm toben und lächelt dabei, weil es darum geht, zu tanzen und die Menschen zu unterhalten.
Das verstehe ich bis zum Schluß nicht richtig. Tanzen sie wirklich oder ist das nur eine Metapher fürs Scheibenputzen?
Die Fahrzeuge fuhren langsamer. Jeder schien sich darüber zu wundern, was da passierte, eine Singularität, die es nicht geben durfte, etwas Verbotenes, vielleicht durch einen Zauber verursacht, wer wusste das schon.
Schön.
Die Brüder legten los, stellten ihre Kisten auf, tanzten und ließen die Rhythmen gegen den Schnee kämpfen, während sie sich wilder bewegten, je mehr Flocken die Straße bedeckten. Sie waren Schneekönige, weiß gekrönte Fantasiegestalten, nur ihrer eigenen Welt verpflichtet. Sie befreiten die Scheiben der Autos von den Resten der fremden Macht, die sich aus fernen Gegenden eingeschlichen, verirrt hatte. Ein Dienstag im Juli in Johannesburg. Etwas wie Weihnachten.
Hier auch, ich verstehe das nicht.
Aber sie versuchten es und die Leute in ihren Fahrzeugen, auf schneeverwehter Straße, staunten. Der Verkehr kam zum Erliegen, Menschen stiegen aus, rückten die Kleidung zurecht und tanzten nach den Melodien der Weihnachtslieder.
Jetzt tanzen sie jedenfalls. Das Ganze wird zu einem Weihnachtsmärchen.
Irgendwann tauchte auch der Wagen auf, in dem Eva saß. Sie umarmte Lucky zur Begrüßung und tanzte mit ihm. White Christmas in JoBurg. Joseph glaubte in der Ferne den Schatten Tuskers zu sehen, der sich langsam auf sie zubewegte, den Rüssel hoch erhoben und die mächtigen Ohren angelegt, während die Stoßzähnen manchmal den Asphalt berührten.
Ein Happy end mit archaischer Rückendeckung. Das liest sich alles sehr schön und hoffnungsvoll, Lucky wird sein Stipendium bestimmt machen und die weiße Eva bekommen, deren Scheiben er geputzt hat.

Liebe Grüße von Chutney

 

Lieber Friedel @Friedrichard

Flusen findend friedelt Friedrichs Art, Dankeschön! Habe mich sehr über deinen Besuch gefreut.
Das mit den Konjunktiven wird schon irgendwann, wenngleich du die unkorrekte Verwendung immer in meinen Texten aufweckst.

nicht hetzen lassen, da kommt's zu unterschiedlichen Schreibweisen, und gilt auch für mich, denn ab morgen taucht ein Enkel auf und da hat's erst Mal mit schreiben und/oder korrigieren ...
Na dann bring dem Enkelchen was bei, Punsch geht ja auch bei Kindern und von Friedel wird er oder sie sicher in der einen oder anderen Weise profitieren.
Schöne Wortschöpfung ...
beinnnnnahe: eine kleine Schwäche meiner Tastatur. Irgendeine sich dahinter versteckende KI hat sich merkwürdigerweise in das n verliebt: man haucht auf die Taste und schon passiert es, schon finnnnnden sich gleich mehrere dieser nniedlich geschwungenen Buchstaben. :D

Viele Grüße sendet und einen weihnachtlich entspannten Tag wünscht dir
Isegrims

 

Hallo Isegrims,

eine Kleinigkeit habe ich noch:

„Ich stelle mir vor, wie das ist, wenn man so weiße Haut hat, ob man da auf die Adern aufpassen muss, die direkt zum Herz führen, weil man sie durch die Haut hervorlugen sieht.“

Adern, die "direkt" zum Herz führen - wenn man die sehen kann! Da muss man schon ziemlich transparent sein.

Viel Erfolg,

Woltochinon

 

Hallo @Isegrims

Deine Story ist, wie ich finde, ebenfalls ein origineller Beitrag zum Thema „Weiße Weihnacht“. Die Handlung spielt an einem exotischen Ort und die beiden Brüder sind, was ihre Gedankenwelt anbelangt, auch weit weg von unserer Alltagserfahrung. Gefallen hat mir die Grundidee und die Anspielungen auf ihre Kultur. Und, hey, sogar eine Liebesgeschichte bahnt sich an, das habe ich bisher bei dieser Weihnachtschallenge vermisst.

Die Auslassungen zu der Vergangenheit des Landes, zum Apartheidsregime, wirken aber auf mich aufgesetzt. Und was hat der Elefant für eine Funktion in der Story? Nur schmückendes Beiwerk? Immerhin taucht er ja am Ende nochmal auf.

Die Sprache ist manchmal gekünstelt und ich bin auch auf dieses oder jenes Satzmonster gestoßen.
Beispiele folgen:

Dafür muss man schon etwas liefern, Mitleid erregen, wenngleich die beiden wirklich vom Schicksal geschlagen wurden, denn Joes Vater Ben arbeitete viele Jahre als Gärtner bei einer ANC-Familie, Zulus, natürlich Zulus, die sich eine schöne Afrikaans-Ville geschnappt hatten, weil die Vorbesitzer allzu eifrige Verfechter der Apartheid waren und Hals über Kopf flüchten mussten, als der Wind drehte und diejenigen, die Blut an den Händen hatten, nicht mehr bleiben konnten.
Uff! Da geht mir als Leser die Puste aus.
Wie merkwürdig es aussah, weiße Flocken auf die Straße fallen zu sehen und sich nach und nach zu einem sichtbaren Belag schichteten, so winzig, aber millionenfach zu Kristallen geformt fielen sie unaufhörlich herab.
Wieder zu lang und grammatikalisch falsch. ... die sich nach und nach zu einem sichtbaren Belag schichteten (Anmerkung: das meine ich mit gekünstelt), so winzig, aber millionenfach zu Kristallen geformt. Unaufhörlich fielen sie herab.

Grüße
Sturek

 

Liebe @Chutney

Schön, dass du dir Zeit nimmst für den Text und über die wertvollen Hinweise freue ich mich ohnehin. Danke dir!
Inzwischen habe ich auch einige Änderungen vorgenommen, auch an Stellen, die du angesprochen hast.

eine ruhig erzählte Geschichte aus einer Gegend, in der ich mich gar nicht auskenne. Die beiden Helden sind sympathisch, das Ganze ein bisschen versehen mit Mythen, einer eigenen Vorstellungswelt.
:Pfeif:
Du schreibst ja häufig Texte, die in fremden Ländern spielen, deren Kultur von unserer sehr verschieden ist, das Denken deiner Figuren beinhaltet oft so Anklänge an ethnische Religionen. Mich würde interessieren, ob du das recherchierst, oder ob du Begegnungen von Reisen verarbeitest, oder ob da auch viel deine Phantasie im Spiel ist.
Gerade in den letzten Jahren reise ich viel, dritt oft beruflich, aber auch privat. Afrika kenne ich gut, Nordamerika und Russland (vor dem Krieg) auch. Gerade wenn ich beruflich unterwegs bin, rede ich mit Menschen und suche Kontakt über das touristische "Aus der Ferne schauen" hinaus.
Alle Geschichten, die ich schreibe, enthalten im Kern eine oder mehrere Szenen, die ich selbst gesehen oder erlebt habe.
In dieser Geschichte habe ich verarbeitet, was ich in Johannesburg gesehen habe: zwei Jungs, die auf einer fünfspurigen Straße einen Tanz mit Getränkekisten aufgeführt, Scheiben geputzt haben. Man sieht auch alte Leute, die an das Mitleid der Autofahrer appellieren, zum Beispiel den alten Mann im Rollstuhl. Aber auch junge Familienväter oder -mütter mitsamt ihren Kindern. Mit einigen Leuten habe ich auch geredet.
Den Tusker habe ich im Kruger beobachten können. Das war ein besonderer Moment. Er kam uns entgegen und ist dann abgedreht. Auf meinem Instagram-Account findest du Fotos.
Natürlich ist die Komposition der Geschichte meiner Fantasie entsprungen.
Hier bin ich einfach neugierig. Gibt es den Spruch dort so, oder hast du da den deutschen Spruch mit dem Wurm abgewandelt?
Der Zuluspruch lautet eigentlich: Der frühe Vierbeiner (Gnu, Impala, Antilope) findet gutes Wasser. Den hätte aber keiner so recht verstanden.

Hier überlege ich, wie es ist, als weißer Mensch aus Sicht eines farbigen Menschen zu schreiben, um dann wiederum so ein Minderwertigkeitsgefühl gegenüber weißen Menschen auszudrücken. Der letzte Satz ist so naiv poetisch, hm.
Ja, das mit der Aneignung; dabei geht es um Empathie. Ich werde etwas ausführlicher darauf eingehen, wenn ich auf @Henry K. s Kommentar eingehe.
Nur so viel: wahrscheinlich deutlich mehr als 90% fiktiver Literatur ist nicht von jemandem geschrieben, der derselben sozialen, ethnischen oder was auch immer Gruppe angehört.

Diesen Dialog verstehe ich nicht so ganz. Sie bieten an, sich woanders hinzustellen, um dem alten Mann nicht in die Quere zu kommen und er sagt trotzdem "Ist ja klar"?
Die sprechen einfach ab, wer, wo steht.

Das verstehe ich bis zum Schluß nicht richtig. Tanzen sie wirklich oder ist das nur eine Metapher fürs Scheibenputzen?
Ja, sie tanzen, vielleicht ergänze ich da was.

Ein Happy end mit archaischer Rückendeckung. Das liest sich alles sehr schön und hoffnungsvoll, Lucky wird sein Stipendium bestimmt machen und die weiße Eva bekommen, deren Scheiben er geputzt hat.
Hoffnung ist doch das allerwichtigste und davon erzählt die Geschichte.

Viele Grüße aus dem Taunus und ich hoffe es geht dir gut!
Isegrims

 

Hallo @Henry K.

Obwohl ich wenig Zeit habe, möchte ich doch auf deine Kritik jetzt noch antworten.

Die Erzählstimme, die Details der Story und auch die Figurenzeichnung überzeugen mich nicht davon, dass hier authentisch vom Leben in den Townships o. Ä. erzählt wird.
Ich kann schon ganz gut verstehen, dass man etwas außerhalb seiner eigenen Blase mit dem Authentizitäts-Fragezeichen versieht.
So what: über die Townships und die Menschen in Johannesburg zu schreiben finde ich dennoch wichtig, den Blick zu den Rändern eben.

Geschrieben ist der Text gut, die Sprache fliesst, und der Plot funktioniert. Allerdings stösst mir sauer auf, dass du hier als weisser und privilegierter Mann aus Deutschland (?) das Leben schwarzer Jugendlicher in Südafrika beschreibst.
Na ja, diese Aneignunngsdebatte: ich schreibe respektvoll über Leute, mit denen ich auch selbst gesprochen habe, die ich in ihrem Umfeld erlebt habe. Ich war oft in Afrika, beruflich und privat.

bin ich persönlich für mich noch nicht zu einem abschliessenden Urteil gelangt und ich denke, da wird es auch niemals einen Schlusspunkt in der Debatte geben. Ich sage also nur, dass mir persönlich die Themen- und Figurenzeichnung in diesem speziellen Fall tatsächlich sauer aufstösst.
Denn eines ist für mich klar: Wenn man dieses Wagnis, für andere Kulturen zu sprechen, eingeht, dann muss man sich seiner Sache sehr, sehr sicher sein. Man muss viel Wissen und eine legitime Position haben. Und ich glaube, das hast du beides nicht. Bei der Story kommt ja auch noch dazu, dass du ja schon ein Mann im fortgeschrittenen Alter bist (wir hatten ja schon in einem Online-Meeting "persönlich" das Vergnügen) und hier für bzw. über Jugendliche sprichst.
Ich kann für mich in Anspruch nehmen, dass ich diese Welt ganz gut kenne.

Wenn man sie mal auflistet, diese Elemente, wird das direkt klar, finde ich. Ich meine, du schreibst von: - Zwei armen Brüdern in einer Hütte
- Elefanten, Löwen, Hyänen
- Dem Kruger Nationalpark
- Gespieltem Elend bzw. Elend als Beruf
- Trennung von arm und reich
- Trennung von weiss und schwarz
- Apartheit und ANC
- Neid/Hass auf die Schwarzen, die es geschafft haben
- Magie und Ritualen (Zauber, Hühnerblut)
- Ahnenkult
- Zulu-Kriegern
- Tanzenden Menschen
Genau diese Punkte spielen aber eine Rolle, wenn man über Johannesburg schreiben will, das sind die Insides, von denen du sprichst.

Du verleihst vor allem dem Protagonisten zwar eine innere Persönlichkeit mit einer eigenen Gedankenwelt, aber es fehlen jegliche Insides oder Elemente, die die Jugendkultur von heute abbilden.
Ich habe mir tatsächlich überlegt, ob ich Verweise, Einschübe zu populären Musikern aus der Jugendkultur Südafrikas machen soll, mich aber dagegen entschieden, weil mMn genau das aufgrund meiner Herkunft und meines Alters unangebracht wäre.

Es gibt hingegen keine (südafrikanischen) Slang-Begriffe, es gibt keine Bezüge auf aktuelle südafrikanische Musik oder Prominente, es gibt keine Ausführungen zu den modischen Codes usw. Und der Konflikt - armer Junge verliebt sich in reiches Mädchen - der ist auch nicht gerade fresh.
siehe oben: ist ja auch eine Weihnachtsgeschichte.
Vielleicht täusche ich mich ja auch vollkommen und du hast beste Insides in das Land und die Leute dort. In diesem Fall würde ich sagen: Gib uns, den Lesern, mehr davon. Interessant ist das, was man nicht schon weiss oder sich selbst denken würde.
Die Jungs, die mit Getränkekisten auf der Straße tanzen, die habe ich gesehen, mit ihnen gesprochen, genauso mit der alten Frau, ihrer Großmutter, aber ich glaube, dass man den Text auch nicht überfrachten darf.
Vielleicht ergänze ich noch was, mal sehen.

Ein Buch, an das ich die ganze Zeit denken muss, ist "Der weisse Tiger" von Aravind Adiga. Das macht das perfekt.

Das ist nur ein Beispiel dafür, wie man aus Klischees ausbrechen kann. Erwartet hätte man vielleicht eher eine Liebesgeschichte voller Drama und Mitleid, aber hier ist der Held zwiespältig und alles strotz vor schwarzem Humor.
Ich kenne den Roman, großartig!
Die Figurenkonstellation zeigt die Probleme, ist aber dennoch fiktiv. Die meisten Menschen in der Realität sind voller Hoffnung, naiv oder komplett enttäuscht.

Ich habe schon was mit genommen aus deiner Kritik, danke! Und wenn es nur ist, dass man unterschiedliche Vorstellunngen von Literatur haben darf.

Viele Grüße
Isegrims

 
Zuletzt bearbeitet:

@ HenryK
Will keine Off-Topic-Diskussion aufmachen, aber da mich das angesprochene Problem grundsätzlich interessiert mal eine kleine Anmerkung dazu.

Du sagst:

„In der Frage, ob es generell "nicht erlaubt" ist, für andere Gruppen und Kulturen zu sprechen, natürlich insbesondere nicht "nach unten" (sozial, ökonomisch, bildungstechnisch), bin ich persönlich für mich noch nicht zu einem abschliessenden Urteil gelangt und ich denke, da wird es auch niemals einen Schlusspunkt in der Debatte geben.“

Mehr durch Zufall habe ich deine Anmerkungen gelesen. Was du da ansprichst, ist wirklich ein Problem. Vor vielen Jahren gab es hier im Forum mal eine Diskussion, weil jemand aus der Perspektive eines Tieres geschrieben hat. Geht das, ohne Vermenschlichung?

Da ich eher Kunstfiguren erschaffe (was schon mal ein kreativer Spaß ist), umgehe ich das Problem (meistens). Nur - verstehe ich einen Obdachlosen? Frauen? Mich selbst? Wo soll man da Halt machen? Was macht man bei historischen Romanen?

Eine allgemeingültige Lösung für das Problem habe ich nicht, aber ich denke, es gibt universelle menschliche Gefühle, Reaktionen, über die man schreiben kann (weil uns das Menschsein verbindet). Schmerz, Freude usw. gehören zu diesen Gefühlen (wobei selbst da Kulturelles eine Rolle spielt). Interessant ist natürlich auch die Frage, inwieweit wir nicht-menschliche Aliens kreieren können.

Ich hatte bei Isegrims Text nicht den Eindruck, dass er sich bei den Beschreibungen zu viel zugetraut hat. Es gibt dort Elefanten usw. Und in seiner fiktiven Realität sind die Leute halt so, wie er sie beschreibt.

War interessant darüber nochmal nachzudenken,

beste Grüße,

Woltochinon

 

Guten Abend @Sturek

und vielen Dank für deine Zeit und die Leseeindrücke.

Deine Story ist, wie ich finde, ebenfalls ein origineller Beitrag zum Thema „Weiße Weihnacht“. Die Handlung spielt an einem exotischen Ort und die beiden Brüder sind, was ihre Gedankenwelt anbelangt, auch weit weg von unserer Alltagserfahrung. Gefallen hat mir die Grundidee und die Anspielungen auf ihre Kultur. Und, hey, sogar eine Liebesgeschichte bahnt sich an, das habe ich bisher bei dieser Weihnachtschallenge vermisst.
Etwas wie Liebe gehört ja auch zu Weihnachten dazu, ist vielleicht sogar der Kern.

Die Auslassungen zu der Vergangenheit des Landes, zum Apartheidsregime, wirken aber auf mich aufgesetzt. Und was hat der Elefant für eine Funktion in der Story? Nur schmückendes Beiwerk? Immerhin taucht er ja am Ende nochmal auf.
Gerade diese Hinweise braucht es, um zu verstehen, was für eine Bedeutung zum Beispiel der Elefant hat. Aber klar, da geht nicht jeder mit.

Die Sprache ist manchmal gekünstelt und ich bin auch auf dieses oder jenes Satzmonster gestoßen.
Ein Stil ist ein Stil ist ein Stil...
gekünstelt müsstest du an Beispielen erläutern, damit ich darauf eingehen kann.

Wieder zu lang und grammatikalisch falsch. ... die sich nach und nach zu einem sichtbaren Belag schichteten (Anmerkung: das meine ich mit gekünstelt), so winzig, aber millionenfach zu Kristallen geformt. Unaufhörlich fielen sie herab.
Den von dir zitierten Satz halte ich für richtig. Man würde die Satzmelodie verändern, zerstören, wenn man mehrere daraus machen würde.

Vielen Dank für deine Gedanken und Hinweise und
Glühweinselige Grüße
Isegrims

 

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