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Wassertropfen

teo

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09.05.2005
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Wassertropfen

Wassertropfen

Hinter mir, im sanften Licht der Abenddämmerung ein Schatten. Schritte auf groben Kies. Schneller Atem. Schneller. Ja, schneller! Los! Renn! Dunkles Grün der Sträucher und Bäume rauschte an mir vorüber. Blätter und Dornen streiften meine Arme. Wohin nur? Vielleicht nach rechts. Nein! Bloß nicht vom Weg abkommen. Anhalten und nach hinten sehen und dem unabwendbaren Schicksal in die Augen blicken. Schneller, schneller! Knackende Zweige.
Ein gellender Schrei:„Bleib stehen, du Mistkerl!“ Weiter, nur weiter. Irgendwer müsste doch in der Nähe sein. Nur ein Mensch. Hilft mir denn keiner?
Ein weiterer quälender Schrei, der die laue Sommerluft erzittern ließ:„Bleib stehen! Ich krieg dich sowieso!“ Schritte, die immer näher kamen. Bedrohlich laut der Atem meines Verfolgers. Ich spürte ihn schon fast im Nacken. Meine Haare sträubten sich.
„Hilfe“, brachte ich noch heraus. Da lag auch schon eine schwere Hand auf meiner Schulter. Sie riss mich mit einem Ruck herum. Ich stolperte, drehte mich um mich selbst und blickte nach oben. Der Himmel war dunkelblau, fast schwarz. Wie ein Karussell raste er an mir vorbei. Eine Amsel flatterte kreischend aus einem nahegelegenen Strauch in die Höhe. Meine Beine schwer wie Blei, zogen mich auf den Boden.
„Du Schwein“, röchelte die Stimme. Ich fiel auf die Knie. Eine zweite Hand drückte meine Brust auf den kühlen und harten Boden. Spitze Steine drückten sich in meinen Rücken. Vorbei. Es war vorbei. Ich schloss meine Augen.
„Jetzt bist du dran!“ Hände packten den Kragen meines Flanellhemdes. Gewaltsam rissen sie es auseinander. Tropfen. Wassertropfen auf meiner Brust. Harte Knie auf meinen Schenkeln. Keinen Millimeter konnte ich mich mehr bewegen. Ich schnappte verzweifelt nach Luft und wartete auf die kalte Klinge.
„Du Scheißkerl“, hauchte die Stimme in mein Ohr. „Du Scheißkerl! Du hast es nicht anders verdient!“
Eine der Hände löste sich von meiner Brust und wanderte zum Gürtel. Nein, dachte ich, nur das nicht. Rasend schnell löste sich der Gürtel, der Hosenknopf sprang auf und die Hand suchte sich ihren Weg nach unten.
„Nein! Bitte nicht“, quetschte ich zwischen meinen Lippen hervor. Zum ersten Mal öffnete ich meine Augen. Lippen. Schöne, volle Lippen sah ich. Sie beugten sich zu mir hinunter. Warm spürte ich sie auf meinem Mund, im Nacken und auf der Brust. Sie war es. Ihr hatte ich vorhin beim Baden zugesehen. Unerlaubt zugesehen. Nackt. Die Hand, am Ziel. Über mir jemand, kein Schatten mehr. Dunkle Sommernacht.

 

Hallo teo!

Es ist schon irgendwie klar, dass die Geschichte auf eine Pointe hinausläuft. Ich persönlich bin kein großer Fan von Pointengeschichten, wenn dann muss sie wirklich sitzen und richtig richtig verdammt gut sein. Die hier ist ein bisschen lahm. Man denkt zuerst, der Verfolger wäre der grobschlächtige Ehemann, der den Erzähler inflagranti mit seiner Frau oder so erwischt hat und ihn jetzt verfolgt und am Ende ist es (Achtung Spoiler) die Frau. Was mich dann nur wundert ist, die Frau sagt doch auch mal was. Hat sie so eine Männerstimme, dass dem Prot. das nicht mal auffällt?
Überhaupt ist es bei vielen mäßig bis schlechten Pointengeschichten so, dass auf Charakterzeichnung usw. wenig Wert gelegt wird, aber das ist eben das, was eine gute Geschichte ausmacht. Hier wird lediglich auf die Pointe vorbereitet, und das nichtmal gut (s. Stimme der Frau). Es ist jetzt natürlich Geschmackssache, ob man diese Art von Geschichten mag, aber selbst für eine Pointengeschichte muss man sich mehr Zeit lassen beim Schreiben, es wirkt sonst schnell billig.
Nicht zuletzt lässt die Form zu wünschen übrig. Da sind Formulierungen drin, bei denen ich glaube, dass sie so bestimmt nicht gemeint sind, und einige, die wirklich schräg klingen.
Insofern kommt bei mir gar keine Stimmung auf, sorry.

Liebe Grüße,
apfelstrudel

 

Hallo apfelstrudel!

Danke für deine ehrliche Meinung. Vielleicht gibt es ja auch grobschlächtige Frauen mit einer tiefen Stimme. Die Geschichte habe ich eher schnell runtergeschrieben ... man könnte sich mehr Zeit lassen. Ist mir einfach so in den Sinn gekommen. Man lernt nie aus!

Gruß,
teo

 

Lieber teo,
ich habe Deine Geschichte ähnlich wie apfelstrudel empfunden, wobei mir am meisten die Charakterzeichnung fehlt und hierdurch vor allem die Glaubwürdigkeit Schaden nimmt. Wir bewegen uns zwar in einer "fiktiven Welt" mit Geschichten, außer es wird explizit eine andere Wirklichkeit geschaffen, und muss auch auf bestimmte Weise mit der Wirklichkeit konform gehen. Ich habe beim Lesen gedacht, dass es keine "durchschnittliche" Frau schaffen kann, einen Mann zu Boden zu bringen und ihn dort zu halten- gegen seinen Willen.
In diesem Fall bräuchte ich zumindest die Statur einer der beiden Personen, damit es für mich irgendwie funktionieren kann und das "setting"/Vorgeschichte könnte auch noch ein wenig Speck vertragen.
Also habe ich versucht mir das zusammenzubasteln und ich habe tatsächlich geglaubt, dass es sich hier um einen "Verfolger" geht und ich wähnte mich schon in einer erotischen, schwulen Rollenspielgeschichte. Insgesamt hätte ich mir einfach mehr erwartet.
Liebe Grüße,
die Bambule

 

Hi Teo,

jetzt oute ich mich mal als Freund von Pointen. Allerdings, und da gebe ich Apfelstrudel Recht, müssen diese sehr gut vorbereitet sein und auch wirklich zünden. Eine Kunst, die ungefähr so schwierig ist, eine humorvolle Geschichte zu schreiben. Lange Einführungsrede, kurzer Sinn: So richtig gelungen ist diese Pointe noch nicht. Da fehlt etwas. Wobei mir ganz sicher keine Charakterzeichnungen fehlen, die sind bei Geschichten, die eindeutig auf eine Pointe hinauslaufen, nicht so wichtig.
Allerdings gefällt mir die Pointe, so wie sie jetzt formuliert ist, noch nicht so ganz. Allerdings muss ich zugeben, dass mir im Moment auch keine bessere Lösung einfällt.

Was du auf jeden Fall machen könntest, um der Geschichte mehr Drive zu geben: Schreib sie doch mal im Präsens. Mir ging es ja beim Lesen schon so, dass ich ständig ins Präsens reingerutscht bin. Ich glaube, dann kommt das Gehetzte viel besser rüber.
Und wegen der Pointe ...da findet sich bestimmt auch noch was.

Gruß
George

 

Hallo Bambule und George!

Vielen Dank für eure ehrlichen Anregungen. Ich werde mir die Geschichte nochmal vornehmen und verbessern. Die Idee mit der Schwulen-Story finde ich garnicht so schlecht. Aufjedenfall wäre das realistischer ... muss ich mir mal durch den Kopf gehen lassen. Ich kenne mich zwar in homosexuellen Gefühlen nicht aus (eine Frau, drei Kinder!), aber man könnte es ja mal probieren!

Gruß,
teo

 

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