Waf
WAF
Eher selten, aber manchmal doch geschieht es, daß man sich als eingefleischter Hammenser wie ein Großstädter, gar weltläufig und erfahren vorkommt.
Insbesondere ist das der Fall, wenn man im Auto sitzt und vor sich ein Fahrzeug hat, welches im Nummernschild die Buchstabenfolge „WAF“ trägt.
Führer eines solchen Boliden legen gewisse Eigenarten an den Tag. So pflegen sie auf Straßen, die so seltsame runde Zeichen an der Seite haben, auf denen “60“ steht, grundsätzlich mit 45 Kmh durch die Gegend zu eiern. Das auch noch mit weit aufgerissenen Augen, die einen Ausdruck zwischen Erstaunen und kaltem Entsetzen haben.
Das Kaos kulminiert vollends, so sich die inzwischen zur Autoschlange mit dem „WAFler“ in Front angewachsene Truppe, Lützows wilder verwegener Jagd im Spargang gleich, einem Kreisverkehr nähert.
Das WAFlerische Frontfahrzeug beginnt damit, erst einmal links zu blinken (wenn überhaupt), denn irgendwie scheint der Fahrer an eine Autobahnauffahrt erinnert zu sein, und da war das ja auch sehr kompliziert. Dann wird voll auf die Bremse gelatscht, denn von rechts nähert sich auf der nächsten Einfahrt ein Wagen. Plötzlich: Kavaliersstart, durchdrehende Reifen, zweimal, immer noch links blinkend, im Kreis herum und dann, natürlich zur falschen, Ausfahrt raus, rechts rann und irgendwo angehalten. Puh- erstmal den Schweiß abwischen.
Davon mal abgesehen, wer einmal erlebt hat, wie beim Abbiegen in einen Kreisverkehr einem ein Fahrzeug mit einem WAFler und den oben beschriebenen weit aufgerissenen Augen und schreckenstarren Gesicht von rechts entgegen kommt, der weiß, was ich meine. Wirklich, echt erlebt.
Immer wieder beliebt ist das Anhalten und nach dem Weg fragen, vor allem direkt an der Einfahrt zum Kreisverkehr und auch gerne gesehen vor gerade grün gewordenen Ampeln. Schon mitten auf der Kreuzung habe ich einen WAFler nach dem Weg fragen erlebt, das alles finde ich, ja sagen wir mal, zumindest eigenartig.
Andererseits, das mit dem Auskunft geben haben die WAFler nicht so ganz drauf. Einmal befand ich mich im tiefsten Ahlen und wollte zur Huesmannstraße. Todesmutig befragte ich einen des Weges kommenden Eingeborenen. Ein langes, tiefes Schweigen zunächst. Ich erwartete schon, die Ruhrgebietstypische Antwort: „Wat willstn denn da? Is do nix los. War auch ma da. Nix los.“ zu hören, aber welch Wunder! Der Native sprach: „Ja, da müssen se erst mal so zwei Kilometerchen da lang, un dann an die Ampel links, nee rechts, nee doch links. Un dann nach son paar hundert Meters da wo Alfons Schmitt wohnt, da noch mal links. Dann sin se da.“
Ich verzichtete darauf, den Eingeborenen darüber aufzuklären, daß, wenn ich wüsste, wer Alfons Schmitt wäre und wo er wohnte, ich es kaum nötig hätte nach dem Weg zu fragen, nein, ich bedankte mich höflich und fuhr zum nahegelegenen Bahnhof, um einen Blick auf den Stadtplan zu werfen. Und so fand ich meinen Weg.
Andererseits, fast hätte ich es vergessen, weiß ich jetzt so ungefähr, wo Alfons Schmitt wohnt, und das ist doch auch recht schön!
Emde´