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Wärmer als vieles

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21.04.2015
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Wärmer als vieles

Vermutlich sind es bloß Sekunden.
Sekunden, in denen die tanzenden Körper stocken.
Der Bass verebbt zu einem dumpfen Pochen.
Für alle anderen ein Wimpernschlag.
Für die Frau im roten Kleid hält die Zeit inne.

Weiches Laternenlicht auf Kopfsteinpflaster. Wärme strahlt von gewölbten Steinen.
Der DJ hat das Pult und die Boxen nach draußen getragen. Er wirft die Arme in die Luft, stampft zum Sound von 90er-Jahre-Trash. Lacht und singt so laut, dass er sie mit sich reißt. Menschen, die eben noch am Geländer gelehnt und die funkelnden Lichter im Hafen beobachtet haben, ins Gespräch vertieft mit ihrem Gegenüber. Nun feiern sie, jubeln und atmen zum gleichen Beat.
Die Frau steht am Rand, nippt am Drink, wippt mit dem Fuß im Takt. Ihr Blick gleitet durch die Menge, vorbei an Sommerkleidern, nackter Haut, schwitzenden Gesichtern. Die Luft flimmert. Salzkristalle wie glitzernder Staub.
Da sieht sie ihn.
Und er sieht sie.

Vermutlich sind es bloß Sekunden.
Sekunden, in denen Feuerwerksraketen über ihrem Kopf in den Himmel schießen. Sie explodieren in grellen Farben, tauchen die Szene in blau, rot und grün. An den Rändern zerfasert das Bild.
Wenn sie solche Vergleiche in Büchern liest, verdreht sie die Augen.

***​

Über ihnen der Mond, unter ihnen das Meer.
Sie sitzen auf einem Felsvorsprung, trinken Wein, der viel zu süß ist.
Sein Lächeln ist warm. Wärmer als vieles in den letzten Jahren.
Er sagt, sein Lieblingsfilm sei La Tortue Rouge, irgendwie bringe der ihn zur Ruhe. Sie sagt, ihrer sei La Haine, irgendwie rüttle der sie auf.

Mit jedem Schluck sinken die Fragen tiefer.
Woher kommt er, der Schmerz in deinem Blick? Woher das Leuchten?
Sie erzählen sich Dinge, für die es noch zu früh ist. Die sie bei einem ersten Treffen nie erzählt haben. Weil man das nicht macht.
Hier ist es richtig. Womöglich ist es das sogar immer.

Er spricht von der Zerrissenheit zwischen Frankreich und Guadeloupe. Wie er mit seiner Mutter durch Lyons Altstadt spaziert, die Gassen vertraut und doch fremd. Wie er seinen Vater an den Hafen von Port-Louis begleitet, ihm beim Malen zusieht und sich fragt, wer dieser Mann eigentlich ist. Wo Zuhause ist. Dass er deshalb umherreist, seit er 19 ist. Auf der Suche nach dem richtigen Ort. Dass diese Insel vielleicht dieser Ort ist. Er sagt, er sei glücklich. So was hat sie lange von niemandem mehr gehört.
Das hier ist flüchtig.
Morgennebel.
Und doch.
Sie vertraut ihm an, dass sie oft glaubt, sie sei kompliziert. Weil Menschen ihr das gesagt haben. Mal ist sie zu viel, mal zu wenig. Aber jetzt, hier, in diesem Moment, in diesem winzigen Fetzen Leben, in dem er sie sieht, sie einfach nur sieht, da weiß sie, dass das gar nicht wahr ist.

Wellen krachen gegen den Felsen. Werden zurückgesogen ins Meer, bevor sie wieder ans schroffe Gestein klatschen.
Rauschen breitet sich in ihr aus.
Das hier ist flüchtig.
Echt.

 

Hallo @RinaWu ,

das ist so gar nicht mein Genre ... aber gefallen hat er mir trotzdem, Dein Text.

Romantisch, poetisch und tatsächlich sanft wie eine Kissenburg.

Ein paar Anmerkungen habe ich dennoch:

Vermutlich sind es bloß Sekunden.
Sekunden, in denen der Bass verebbt zu einem dumpfen Pochen im Ohr. /Die tanzenden Körper stocken.
Für alle anderen ein Wimpernschlag.
Die Frau im roten Kleid spürt, wie die Zeit innehält.
Der fett geschriebene Teil des Satzes fühlt sich unrund an.
Da wo ein / ist, würde ich einen Absatz setzen. Dann hat es noch mehr Poesie.

lacht und singt so laut, dass niemand sich ihm verwehren kann.
sich ihm verwehren kann ...?
Wieder unrund und schade. Der erste Teil des Absatzes ist voller Leben, der zweite klemmt ein wenig.

Vermutlich sind es bloß Sekunden.
Sekunden, in denen Raketen über ihrem Kopf in den Himmel schießen. Sie explodieren in grellen Farben, tauchen die Szene in blau, rot und grün. An den Rändern zerfasert das Bild.
Wenn sie solche Vergleiche in Büchern liest, verdreht sie die Augen.
Jetzt ist sie mittendrin.
Das ist gut. Ich hatte auch erst an Kitsch gedacht und dann die Selbstironie entdeckt. Köstlich.

Wellen krachen gegen den Felsen. /Werden zurückgesogen ins Meer, bevor sie wieder an die Steinwand klatschen.
Warum der Passiv bei den Wellen? Zerstört das Versmaß und ist unnötig.

Wie wäre es im Aktiv: Fließen zurück ins Meer, ...

Rauschen breitet sich in ihr aus.
Das hier ist flüchtig.
Echt.
Ich bin schon am Anfang über "die Frau" gestolpert. Spätestens hier finde ich es schade.
Wie wäre es mit dem Wort in grün?

Der Text ist so schön flüchtig, echt.

Gerne gelesen und im Rausch(en) kommentiert.

Viele Grüße,
Gerald

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @C. Gerald Gerdsen,

danke dir, dass du mir deine Gedanken zu meinem Text dagelassen hast, auch wenn das gar nicht dein Genre ist :)

Romantisch, poetisch und tatsächlich sanft wie eine Kissenburg.
Ui, das nehme ich gerne an. Ich tue mich ja schwer mit Romantik, einfach, weil sie so brüchig ist und weil man immer haarscharf am Kitsch vorbeischrammt, aber es hat auch echt Spaß gemacht, diese kleine Geschichte zu schreiben.

Der fett geschriebene Teil des Satzes fühlt sich unrund an.
Da wo ein / ist, würde ich einen Absatz setzen. Dann hat es noch mehr Poesie.
Das habe ich nun ein bisschen umgestellt, danke für den Hinweis, jetzt klingt es für mich auch besser.

Auch die Szene mit dem DJ habe ich verändert, du hast recht, davor hat der letzte Satz nicht zur Lebendigkeit dieser Szene gepasst.

Warum der Passiv bei den Wellen? Zerstört das Versmaß und ist unnötig
Hier bleibe ich bei meiner Version. Ganz einfach weil das passiv sein soll, dieser Sog zurück ins Meer. Wellen fließen nicht aktiv zurück ins Meer, sie werden von der Kraft des Wassers, der Strudel, aufgesogen und dann zurückgeworfen. Das Klatschen gegen die Felsen ist so auch kraftvoller mit dem Kontrast aktiv-passiv, finde ich. Und es spiegelt auch schön das Hin und Her zwischen Verliebten ;)

Spätestens hier finde ich es schade.
Wie wäre es mit dem Wort in grün?
Habe ich gerne angenommen.
Am Anfang des Textes finde ich die Distanz, die durch "die Frau" entsteht, gut. Am Schluss dann mehr bei "ihr" zu sein, ist eine gute Idee.

Danke dir sehr für diese hilfreichen Anmerkungen.

Viele Grüße
RinaWu

 

Hallo @RinaWu

ich finde es total spannend, wie jeder Challengeteilnehmer dieses Thema umsetzen wird.
Und ich finde, dazu darf man auch ein paar Worte verlieren. Romantik pur würde ich diesen Texte umtiteln, eine kleine Liebesgeschichte und damit ist die Vorgabe absolut erfüllt.

Ich fand deinen Text spannend, weil er gelungene Formulierungen enthält und dann wieder habe ich die Stirn kraus gezogen, weil ich manche Sätze den Fluss ausbremsen. Aber dazu gleich detailliert.
Ich fand dieses Liebeaufdenerstenblick -Genre gut umgesetzt. Da läuft man ja doch stets Gefahr, im Kitschalarm stecken zu bleiben, aber das hast du gut in den Griff bekommen. Respekt.

Wärme strahlt vom Asphalt.
Eben war es noch Kopfsteinpflaster...wo befindet sich jetzt der Asphalt. Auch die Steine können doch Wärme abstrahlen.
dass er sie mit sich reißt.
dass er sie alle mitreißt...fände ich schöner. Aber ist auch Geschmackssache.
wippt im Takt.
Bitte genauer. Denn sie steht und wie wippt sie jetzt im Takt. Ich weiß, solche Forderungen von Kritikern sind immer ärgerlich. Aber es ist ein sehr kurzer Text und grad deswegen muss jedes Wort seine richtige Bestimmung haben und exakt sitzen.
Ihr Blick schwebt über die Menge.
Wie soll das gehen, es sei denn, sie ist sehr groß. Dass ihr Blick schwebt finde ich eine gute Formulierung, das würde ich beibehalten, aber eben genauer sagen wo er schwebt oder wohin.
Salzkristalle wie glitzernder Staub.
Ein klasse Satz, aber ich weiß nicht, was jetzt gemeint ist. Die Luft, die wie Salzkristalle glitzert? Wo glitzert es?
Wenn sie solche Vergleiche in Büchern liest, verdreht sie die Augen.
Jetzt ist sie mittendrin.
Klasse formuliert.
Über ihnen der Mond, unter ihnen das Meer.
Also hier und an weiteren Stellen, die ich dir noch aufzeige, bist du mir zu ungenau. Worauf sitzen sie? Auf einem Mauervorsprung oder einem Felsvorsprung oder ist es eine Hafenmauer und dann sind da ja meist keine Felsen...und was ist von diesen Örtlichkeitsbenennungen denn wirklich wichtig?
Sie sitzen auf einem Mauervorsprung,
siehe meinen Post davor
Mit jedem Schluck sinken die Fragen tiefer.
Wundervoll formuliert.
Sie erzählen sich Dinge, für die es noch zu früh ist. Die sie bei einem ersten Treffen nie erzählt haben.
Der erste Satz ist einfach gelungen und danach würde ich ihn nicht zerreden, also den zweiten Satz weglassen.
Weil man das nicht macht.
Und dementsprechend den hier auch.
Hier an der Klippe ist es richtig.
Klippe, Mauer...Felsen? Ich würde aber eh diesen Satz streichen, weil man schon als Leser weiß, dass es beide erwischt hat, sonst würden sie sich nicht Dinge sagen, für die es noch zu früh ist.
Er spricht von der Zerrissenheit zwischen Frankreich und Guadeloupe.
Da hast du die Beschreibung seiner Sorgen zu sehr verkürzt. Ich verstehe es jedenfalls nicht, was jetzt zwischen Guadeloupe und Frankreich für eine Zerrissenheit sein könnte für ihn. Oder spürt die jeder?
. Er sagt, er sei glücklich. So was hat sie lange von niemandem mehr gehört.
Schön formuliert und vor allen Dingen auf den Punkt.
Das hier ist flüchtig.
Wieso zersägt deine Protagonistin die Stimmung jetzt? Welchen Anlass hat sie denn, frage ich mich.
Und doch.
Würde ich streichen.
Dass sie das müde macht.
Das klingt etwas klischeehaft. Entweder dazu mehr Inhalt oder vielleicht streichen?
Aber jetzt, hier, in diesem Moment, in diesem winzigen Fetzen Leben, in dem sie bei sich ist, ganz bei sich, und er bei ihr, ganz bei ihr, in dem er sie sieht, sie einfach nur sieht, da weiß sie, dass das gar nicht wahr ist.
Da gerätst du zu schwülstig, ich würde diesen Satz kürzer und klarer und ohne Wiederholungen formulieren. Aussage ist ja: jetzt ist das alles nicht wahr, weil sie sich in einer anderen Dimension befindet, nämlich der der Verliebtheit.
Wellen krachen gegen den Felsen.
Felsen? Mauer? Kliff?
bevor sie wieder an die Steinwand klatschen.
Steinwand?
Das hier ist flüchtig.
Echt.
Dazu habe ich ja schon oben gefragt, wozu deine Prota sich ihre Stimmung zersägt. Hast du die Befürchtung, es wird zu kitschig, wenn sie sich nicht mit Selbstzweifeln plagt?

Trotz all dieser Punkte, das möchte ich unbedingt noch erwähnen, hat mir deine kleine Liebesgeschichte gefallen. Grad, weil du nicht in Pilcherform romantisierst und ausführlich dich an Klischees bedienst, sondern weil in diesen hervorragend knackigen Sätzen ganze Absätze stecken, die ganz viel erzählen und die Fantasie des Lesers befeuern.

Lieben Gruß

lakita

 

Hallo RinaWu,

die Kissenburg möchte sich bei mir mit dieser Romantik nicht ganz einstellen, eher vielleicht ein Luftballon, der am Ende zerplatzt, weil er sich nicht zu fliegen traut. Dafür ist der Moment zu flüchtig, was die Geschichte für mich am Ende traurig macht. Und die Frau im roten Kleid vermutlich auch, da sie nach dem Moment die Sehnsucht kennt. In solch einer einsamen Unsicherheit halt ein glücklicher Moment jedenfalls bei vielen besonders traurig nach.
Ein paar Details:

Die Frau im roten Kleid spürt, wie die Zeit innehält.
Wie spürt man das? In einer direkteren Formulierung könntest du den Gegensatz besser herausarbeiten und genauer treffen, was du meinst. Vermutlich sind es nur Sekunden, für alle ein Wimpernschlaf, "aber für die Frau im roten Kleid hält die Zeit inne". (Beim Schreiben Chris de Burg gehört?)
Sie sitzen auf einem Mauervorsprung, trinken Wein, der viel zu süß ist.
Warum nicht "trinken viel zu süßen Wein"?
Sie vertraut ihm an, dass sie oft denkt, sie sei kompliziert.
Das finde ich etwas umständlich. Das gilt für den ganzen Absatz. Du kannst das auch an der Häufung von "dass"-Konstruktionen merken. Und ja, ein bisschen kompliziert darf der Absatz klingen, da er ihre Unsicherheit in den Wiederholungen trifft.

Lieber Gruß
sim

 

Hallo @lakita,

danke dir für die Zeit, die du dir genommen hast, und für's genaue Hinsehen.

Ich fand dieses Liebeaufdenerstenblick -Genre gut umgesetzt. Da läuft man ja doch stets Gefahr, im Kitschalarm stecken zu bleiben, aber das hast du gut in den Griff bekommen. Respekt.
Das ist schön zu hören. Genau, du sagst es, der Kitschalarm. Ist super schwer, dieses Gefühl, das ja nun mal kitschig ist, so zu beschreiben, dass man nicht sogar selbst schon mit den Augen rollt. Da gibt es so viele ausgelutschte Formulierungen, die sich automatisch in den Kopf schleichen - das ist schon eine Herausforderung, es dann auf seine Weise zu beschreiben.

Die von dir bemerkten Ungenauigkeiten (Asphalt/Kopfsteinpflaster, wippen, Blick/Menge, Felsen/Mauer) habe ich versucht, exakter zu machen. Danke für den genauen Blick.

Ein klasse Satz, aber ich weiß nicht, was jetzt gemeint ist. Die Luft, die wie Salzkristalle glitzert? Wo glitzert es?
Das möchte ich gerne so lassen, ich finde, hier genauer zu sein, würde es kaputt machen. Davor steht ja "die Luft flimmert", dann kommen die Salzkristalle. Daher erschließt sich das eigentlich ganz gut, glaube ich.

Zu dem Absatz, in dem sie sich zu früh zu viel erzählen, den du ja deutlich kürzen würdest: Ich muss da drüber nachdenken. Im Moment bin ich dagegen, diese Streichungen vorzunehmen, weil es ja genau darum auch geht, hier zu zeigen, dass sie das sonst nicht machen, einfach all in gehen. Dass sie Mauern um sich rum aufgebaut haben, die hier keine Rolle spielen. Und dass man so vielleicht viel öfter agieren sollte. Ich will hier ja mehr sagen, als "sie sind sturzverknallt", und ich habe das Gefühl, genau darauf würde ich es reduzieren, würde ich den Rest streichen.

Dazu habe ich ja schon oben gefragt, wozu deine Prota sich ihre Stimmung zersägt. Hast du die Befürchtung, es wird zu kitschig, wenn sie sich nicht mit Selbstzweifeln plagt?
Ich würde nicht sagen, sie zersägt sich die Stimmung. Sie ist einfach realistisch. Liegt vielleicht daran, dass ich persönlich an dieses hemmungslose Verknallen ab einem bestimmten Alter nicht glaube, ich beobachte das an anderen und an mir, je älter man wird, desto mehr verliert sich das. Klar hat man ab und zu noch dieses Wow-Gefühl, aber es ist dennoch klarer, wird viel schneller eingeordnet, als mit 14. Sie sagt ja nicht, "das hier wird mir weh tun" oder "das hier ist nicht gut", sondern sie macht sich bewusst, dass das ein Moment Glück ist, der nicht ewig dauert, aber genau deshalb so wertvoll ist.

Vielen Dank, lakita, da war viel zum Nachdenken dabei.
Liebe Grüße
RinaWu


Hallo @sim,

danke auch dir für's Vorbeischauen.

In einer direkteren Formulierung könntest du den Gegensatz besser herausarbeiten und genauer treffen, was du meinst.
Jep, hast du recht, habe ich geändert.

Warum nicht "trinken viel zu süßen Wein"?
Ich denke, das ist Geschmackssache (welch tolles Wortspiel in diesem Zusammenhang, höhöhö). Ich finde "viel zu süßen Wein" fließt nicht so schön an dieser Stelle.

Das finde ich etwas umständlich. Das gilt für den ganzen Absatz. Du kannst das auch an der Häufung von "dass"-Konstruktionen merken. Und ja, ein bisschen kompliziert darf der Absatz klingen, da er ihre Unsicherheit in den Wiederholungen trifft.
Muss ich drüber nachdenken. Genau, ich habe diese Konstruktion nicht ohne Grund gewählt. Aber da muss ich mal sehen, ob und wie ich das noch ein wenig geschmeidiger machen kann oder ob ich es so rucklig haben möchte.

Dafür ist der Moment zu flüchtig, was die Geschichte für mich am Ende traurig macht.
Kann ich verstehen. Ist glaube ich Ansichtssache. Mich haben flüchtige Momente auch sehr oft melancholisch gemacht. Mittlerweile versuche ich, sie einfach zu genießen, zu verstehen, dass das Schöne eben oft im Flüchtigen liegt. Gelingt nicht immer, aber öfter als zuvor ;)

Liebe Grüße
RinaWu

 

Hurra, ein Beitrag von @RinaWu! Challenge ist toll, weil sie viele Vermisste an die Startblöcke lockt und so unglaublich vielfältig endet.

Lass mal schauen, wie ich mit Romantik klarkomme, bin selbst ja eher Kopfmensch und viel zu verwurzelt, daher hast Du schon ein dickes Plus für die Genrewahl.

Wärmer als vieles
Ja, der Titel passt! Also nach dem Lesen und sowieso zur Challenge.

Der Bass verebbt zu einem dumpfen Pochen im Ohr.
Ich mag Deinen Einstieg, hie rmöchte ich dennoch kurz erwähnen, dass ich überlegt habe, ob es das "Ohr" wirklich braucht. Also nicht nur wegen der Logik (ja, man hört mit den Dingern), sondern eher, weil gerade die Bässe ja im ganzen Körper schwingen (wenn sie den gut sind).

Für die Frau im roten Kleid hält die Zeit inne.
Haha, ich höre den Titel und beginne zu summen (falsch, wie immer)

Nun feiern sie, jubeln und atmen mit diesem Fremden zum gleichen Beat.
Da bin ich beide male gestolpert. Ja, Du beziehst es auf den DJ, oder? Aber der ist für mich (vergessliche Frau) schon zuweit weg. Ich habe jedenfalls mit meinen Augen "den" Fremden gesucht.

Wenn sie solche Vergleiche in Büchern liest, verdreht sie die Augen.
Jetzt ist sie mittendrin.
Ja, hier mag ich sogar das altvertraute Bild des Augen verdrehens, weil ich mich wiederfinde.

Sein Lächeln ist warm. Wärmer als vieles in den letzten Jahren.
Guter Bezug oder Quelle des Titels. Tue ich mich oft schwer mit, daher fällt mir immer auf, wenn eine Lösunge für mich passt.

Die sie bei einem ersten Treffen nie erzählt haben. Weil man das nicht macht.
Hier ist es richtig. Womöglich ist es das sogar immer.
Das ist meine Lieblingsstelle, weil es sich so wahr anfühlt. Und so eine Erkenntnis für sie ist, die man glauben kann.

Sie vertraut ihm an, dass sie oft denkt, sie sei kompliziert. Weil Menschen ihr das gesagt haben.
Nur als Frage oder Idee ... Meinst Du wirklich denkt? Ich tendiere hier zu "glaubt". Ist das nicht auch immer so in bisschen "fishing for compliments", so ein wenig vorwarnen, ohne es ernst zu meinen ...

Wellen krachen gegen den Felsen. Werden zurückgesogen ins Meer, bevor sie wieder ans schroffe Gestein klatschen.
Ich habe es nicht geschaft, die Vorkommentare zu lesen, weiß also nicht, ob Du es schon begründet hast. Hier holst Du sie ja aus ihrer Urlaubs/Romantik/Rotes Kleid Stimmung heraus. Da sind ganz viele "harte", "deutliche" Wörter - krachen, Sog, schroff, klatschen. Du willst also vielleicht zeigen, dass Sie sich der Wirklichkeit bewusst ist, das wahre Leben ist oft anders. Aber irgendwie ist das schon ein ziemlicher Stimmungskiller. Für ein Happy End würde ich hier etwas mildern, es sie so in der "härte" schön finden lassen zum Beispiel.

Das hier ist flüchtig.
Echt.
Auch wenn es so wahrscheinlich ist, mag ich den Schluss nicht, aber es ist ja auch kein Wunschkonzert.
Generell eine schöne Romantikgeschichte, mir etwas zu kurz, zu wenig, aber wahrscheinlich genau dass, was Du wolltest.
Schön, dass Du mal wieder auftauchst
witch

 

Hallo @RinaWu

möchte dir doch nochmals kurz auf deine Antwort erwidern:

Das möchte ich gerne so lassen, ich finde, hier genauer zu sein, würde es kaputt machen. Davor steht ja "die Luft flimmert", dann kommen die Salzkristalle. Daher erschließt sich das eigentlich ganz gut, glaube ich.
Der Satz ist so klasse, der muss auch stehenbleiben. Gar keine Frage. Aber ich fände es schöner, wenn du es eher als Vergleich benutzt. Denn mal ehrlich in flimmernder Luft wird man kaum als Mensch mit diesen unerträglich schlecht guckenden Augen Salzkristalle erkennen können. Mich hat der Wahrheitsgehalt dieses wirklich schönen Satzes gestört. Ich vermute, dass du das falsch verstanden hattest.
Zu dem Absatz, in dem sie sich zu früh zu viel erzählen, den du ja deutlich kürzen würdest: Ich muss da drüber nachdenken. Im Moment bin ich dagegen, diese Streichungen vorzunehmen, weil es ja genau darum auch geht, hier zu zeigen, dass sie das sonst nicht machen, einfach all in gehen. Dass sie Mauern um sich rum aufgebaut haben, die hier keine Rolle spielen. Und dass man so vielleicht viel öfter agieren sollte. Ich will hier ja mehr sagen, als "sie sind sturzverknallt", und ich habe das Gefühl, genau darauf würde ich es reduzieren, würde ich den Rest streichen.
Doch, doch, sie sind "sturzverknallt" und so what, was ist daran schlimm? Der Leser begreift doch bereits nach dem ersten Satz, dem Kernsatz sozusagen, dass es gefunkt hat zwischen den beiden. Der Rest verdünnt diese gelungene Aussage nur.
Ich würde nicht sagen, sie zersägt sich die Stimmung. Sie ist einfach realistisch. Liegt vielleicht daran, dass ich persönlich an dieses hemmungslose Verknallen ab einem bestimmten Alter nicht glaube, ich beobachte das an anderen und an mir, je älter man wird, desto mehr verliert sich das. Klar hat man ab und zu noch dieses Wow-Gefühl, aber es ist dennoch klarer, wird viel schneller eingeordnet, als mit 14. Sie sagt ja nicht, "das hier wird mir weh tun" oder "das hier ist nicht gut", sondern sie macht sich bewusst, dass das ein Moment Glück ist, der nicht ewig dauert, aber genau deshalb so wertvoll ist.
Doch zersägt und klar, da sind wir uns einig, ab einem bestimmten Alter verknallt man sich nicht mehr wertfrei. Da läuft ununterbrochen diese Instanz mit, die prüft und verwirft und kritisiert und mahnt und unkt und zu jedem Zeitpunkt, hättest du bloß mal in den Ring wirft. Und dein letzter Satz, dass einem bewusst wird, wie wertvoll dieser Moment jetzt ist, der müsste viel klarer herausformuliert sein. Sie ist glücklich und zwar jetzt, sie gönnt sich dieses Glücklichsein, obwohl sie vermutet, dass es nicht von Dauer ist. Du schilderst eine Person, die nur unter dem Vorbehalt der Vergänglichkeit, also mit gehörigen Abstrichen Glück empfindet. Und das meine ich mit, sie zersägt ihr Glück.
Mittlerweile versuche ich, sie einfach zu genießen, zu verstehen, dass das Schöne eben oft im Flüchtigen liegt. Gelingt nicht immer, aber öfter als zuvor
GENAU! Und das müsste im Text viel deutlicher hervor blitzen. Erschaffe eine Prota, die das bereits vollendet schafft und schmeiß die Wehmut aus dem Text raus.

Ich hoffe, du fühlst dich jetzt nicht allzu genervt durch mein Insistieren.

Lieben Gruß

lakita

 

Liebe RinaWu,
wunderbare Challenge, wunderbares Thema und wunderbare RinaWu-Geschichte.
Ich bin zufrieden mit deinem Text, so richtig rundum. Für mich passt die Wehmut, die der Text enthält, es schmälert nicht die Freude, sondern erhöht sie vielleicht gar? Ist vielleicht personenbedingt. Das Wissen oder besser, das Bewusstsein der Vergänglichkeit steigert für mich persönlich immer die Freude am Moment. Das mag komisch klingen, aber bei mir ist es eben so. Wie Ying und Yang beim Buch lesen, Landschaft betrachten, Bild betrachten. Vielleicht ist das einfach Geschmacks- oder Ansichtssache, aber von daher passt das Ende für mich persönlich einfach saugut.
Du schreibst sehr lyrisch, das ist mir schon früher aufgefallen. Zu solch kurzen Texten, zu solch kleinen Stimmungsbildern, die du ja auch so gerne schreibst, passt das alles sehr gut.
Und was ich auch noch bemerkenswert finde, du schreibst nicht überladen, nicht kitschig, , obwohl du dich wirklich traust, ordentlich ins Gefühl zu gehen, ist schon insgesamt sehr stimmig so.
Ich mag deinen Text wirklich sehr. Bin fast ein wenig verliebt. Echt. :lol:
Habe entsprechend nicht viel anzumerken. Höchstens Kleinigkeiten und viele Lieblingsstellen.
Mit den Kleinigkeiten hältsts du es wie die Dachdecker. :)

Der Bass verebbt zu einem dumpfen Pochen im Ohr.
Das ist nicht nur nicht nötig, sondern verkrickelt auch den schönen Rhythmus des Satzes.

Die Luft flimmert. Salzkristalle wie glitzernder Staub.
Schön
Sekunden, in denen Raketen über ihrem Kopf in den Himmel schießen. Sie explodieren in grellen Farben, tauchen die Szene in blau, rot und grün. An den Rändern zerfasert das Bild.
Wenn sie solche Vergleiche in Büchern liest, verdreht sie die Augen.
Jetzt ist sie mittendrin.
Sehr gelungen, dieser Kontrast.

***​
Über ihnen der Mond, unter ihnen das Meer.
Sie sitzen auf einem Felsvorsprung, trinken Wein, der viel zu süß ist.
Sein Lächeln ist warm. Wärmer als vieles in den letzten Jahren.
Schön, wie du hier anklingen lässt, dass sie es nicht leicht hatte in den letzten Jahren.
Er sagt, sein Lieblingsfilm sei La Tortue Rouge, irgendwie bringe der ihn zur Ruhe. Sie sagt, ihrer sei La Haine, irgendwie rüttle der sie auf. Mit jedem Schluck sinken die Fragen tiefer.
Und auch hier schön, wie du diese beiden Menschen über die Filme und warum sie diese jeweils mögen ein wenig charakterisierst. Und das eben auch wieder sprachlich schön, weil mit Rhythmus spielend.
Woher kommt er, der Schmerz in deinem Blick? Woher das Leuchten?
Auch schön.
Sie erzählen sich Dinge, für die es noch zu früh ist. Die sie bei einem ersten Treffen nie erzählt haben. Weil man das nicht macht.
Und nochmal schön.
Das hier ist flüchtig.
Morgennebel.
Und doch.
Un schon wieder schön. Superschön, wie du mit so knappen Sätzen oder Worten Bilder zeichnest.

Wellen krachen gegen den Felsen. Werden zurückgesogen ins Meer, bevor sie wieder ans schroffe Gestein klatschen.
Da kommt er, der Blick in die Zukunft, Sprachlich schön gemacht.

Rauschen breitet sich in ihr aus.
Das hier ist flüchtig.
Echt.
Sehr sehr schön. Und auch wieder so ein schönes Spiel mit Rhythmus, Kontrasten, kleinen Wortmehrfachbedeutungen, wie in "Echt".

Aber jetzt, hier, in diesem Moment, in diesem winzigen Fetzen Leben, in dem er sie sieht, sie einfach nur sieht, da weiß sie, dass das gar nicht wahr ist.
Und das, das kann ihr keiner mehr nehmen, egal, wie alles ausgehen wird und wo der Fremde und sie irgendwann sein werden. Schön. Von daher volles Happyend.

Das ist doch auch das Schöne an den kleinen schillernden Momenten, man kann sie nicht festhalten, aber man kann ihren Duft als Erinnerung in sich tragen. Oh je, jetzt hör ich aber auf, sonst löst der Webby noch den persönlichen Novak-Kitschalarm aus.
Also meinen Novaksegen hast du zu dieser wunderschönen kleinen Geschichte.
Bis die Tage
Novak

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @greenwitch,

jawohl, die Challenge hat mich hinter'm verstaubten Ofenrohr rausgelockt ;) Ich habe letztes Jahr meinen Roman komplett überarbeitet und habe außerhalb dieses Projekts nur kleine Fetzen geschrieben, eher in Richtung Lyrik, deshalb kam hier von mir so lange nichts mehr. Aber es fühlt sich schön an, wieder mal in den Wortkriegerpool zu springen!

dass ich überlegt habe, ob es das "Ohr" wirklich braucht. Also nicht nur wegen der Logik (ja, man hört mit den Dingern), sondern eher, weil gerade die Bässe ja im ganzen Körper schwingen (wenn sie den gut sind).
Hast du recht. @Novak hat das auch angemerkt, also ihr habt beide recht. Und ja, deine Überlegung gefällt mir und sie ist wahr, den Bass spürt man nicht nur im Ohr. Ich wollte damit beschreiben, wie alles für ein paar Sekunden die Form verliert, aber das funktioniert ohne das Ohr sogar besser. Danke euch.

Ja, Du beziehst es auf den DJ, oder? Aber der ist für mich (vergessliche Frau) schon zuweit weg. Ich habe jedenfalls mit meinen Augen "den" Fremden gesucht.
Valider Punkt. Vielleicht kann ich "den Fremden" einfach streichen. Was ich sagen will, sage ich dann auch.

Guter Bezug oder Quelle des Titels. Tue ich mich oft schwer mit, daher fällt mir immer auf, wenn eine Lösunge für mich passt.
Boah, richtig gut. Ich habe nämlich gefühlt ewig überlegt, wie ich diesen Text nenne. Entweder der Titel war mir zu kühl oder zu überladen. Und dann habe ich eben diesen hier gewählt - umso schöner, dass er für dich funktioniert.

Meinst Du wirklich denkt? Ich tendiere hier zu "glaubt". Ist das nicht auch immer so in bisschen "fishing for compliments", so ein wenig vorwarnen, ohne es ernst zu meinen
Ja, glauben trifft es vielleicht besser. Und klar, das "fishing" steckt da mit drin. Bitte sag mir, dass es nicht so ist, usw. Aber ich glaube, es ist manchmal auch so eine Mischform von inneren Zweifeln und dem Wunsch danach, dass dein Gegenüber dich wirklich sieht. Also dass man einerseits manchmal denkt, hey, ich bin echt kompliziert, vielleicht auch weil man sich mit den falschen Menschen umgibt, und aber tief im Inneren eigentlich denkt, hey, ich bin doch eigentlich ganz entspannt. Und natürlich ist diese Behauptung "ich bin so und so" auch eine Form des Abwehrens. Komm mir nicht zu nahe, denn ich bin kompliziert. Ich wollte hier ausdrücken, wie sie genau in diesem Moment zu sich kommt, wie sie merkt, dass sie gut ist, so wie sie ist und dass sie sich entspannen kann, wenn sie ein Gegenüber vor sich hat, dass sie wirklich sieht und diese Entspannung zulässt.

Du willst also vielleicht zeigen, dass Sie sich der Wirklichkeit bewusst ist, das wahre Leben ist oft anders. Aber irgendwie ist das schon ein ziemlicher Stimmungskiller. Für ein Happy End würde ich hier etwas mildern, es sie so in der "härte" schön finden lassen zum Beispiel.
Jep, ich finde diesen Kontrast schön und wichtig. Ich verstehe deinen Punkt, für mein Gefühl wäre ein weicheres Ende, auch in der Wortwahl, aber irgendwie zu viel des Guten. Es soll ja nicht völlig verklärt sein, sondern ich mag schon auch diese Wehmut, die da mitschwingt, die den Moment aber nicht schlechter machen muss, sondern vielleicht sogar kostbarer, bewusster.

Generell eine schöne Romantikgeschichte, mir etwas zu kurz, zu wenig, aber wahrscheinlich genau dass, was Du wolltest.
Wie oben schon beschrieben, ich bin gerade so ein bisschen auf dem "Fragmente-Trip", mich reizt das total, so kurz und klar zu schreiben und zu lernen, mit wenig viel zu erzählen, zumindest auf so kurzer Strecke. Aber freut mich, dass dir dieser kleine Ausschnitt dennoch gefallen hat :)

Liebe Grüße!


Hello again, @lakita,

Gar keine Frage. Aber ich fände es schöner, wenn du es eher als Vergleich benutzt. Denn mal ehrlich in flimmernder Luft wird man kaum als Mensch mit diesen unerträglich schlecht guckenden Augen Salzkristalle erkennen können. Mich hat der Wahrheitsgehalt dieses wirklich schönen Satzes gestört.
Genau das wollte ich nicht. Also explizit den Vergleich klarmachen. Denn ich glaube, das wird auch ohne deutlich, dass ich hier nicht sagen will, dass man die Salzkristalle in der Luft sehen kann. Sondern man sie eher spürt. Diese besondere Luft am Meer, wenn man weiß, überall hier schwirren diese kleinen Kristalle rum, legen sich auf die Haut, dass sie vielleicht glitzern würden wie Staub in einem Sonnenstrahl, könnte man sie wirklich sehen. Es ist also viel mehr eine Stimmung, als ein wahrhaftes Bild. Das aber explizit so auszuschreiben, möchte ich einfach nicht, das würde für mich die Stimmung killen.
Irgendjemand hat mir auch mal gesagt, man solle sich ruhig trauen, diese Stimmungsbilder nicht als Vergleich klar herauszustellen, sondern - wie du so schön sagst - sie mit einem gewissen Wahrheitsgehalt einfach niederzuschreiben. Dass das viel mehr macht im Kopf. Ja und das finde ich mittlerweile auch. Ist aber sicher Geschmackssache.

Der Leser begreift doch bereits nach dem ersten Satz, dem Kernsatz sozusagen, dass es gefunkt hat zwischen den beiden.
Aber das ist ja nicht alles, was dieser spezielle Absatz sagt. Er erzählt durch die Zusätze eben mehr. Über ihre Vergangenheit und darüber, wie sie vielleicht in Zukunft agieren, offener sind als noch vor diesem Treffen. Deshalb möchte ich das einfach nicht streichen. Für mich verdünnen diese Zusätze nicht, sondern sie malen ein runderes Bild, dass über die Sturzverknalltheit hinaus geht.

Du schilderst eine Person, die nur unter dem Vorbehalt der Vergänglichkeit, also mit gehörigen Abstrichen Glück empfindet.
Hmm, ich glaube, hier wird klar, wie unterschiedlich man das lesen kann. Für mich sind das keine Abstriche, für mich ist es das Bittersüße am Glück. Sie erlebt es bewusst, die Vergänglichkeit muss jedoch kein Abstrich für sie sein. Es steht im Text ja nirgendwo, dass sie diese Flüchtigkeit traurig macht. Es steht nirgendwo, dass es ihr dabei schlecht geht. In ihr breitet sich das Rauschen des Meeres aus, sie ist voll da, genießt, eben weil es so vergänglich ist, in vollen Zügen. Würde ich dieses Bittersüße aufweichen, ginge bei diesem kleinen Text jegliche Tiefe verloren, finde ich.

Und das müsste im Text viel deutlicher hervor blitzen. Erschaffe eine Prota, die das bereits vollendet schafft und schmeiß die Wehmut aus dem Text raus.
Ich finde, das tut es ;) Durchblitzen, meine ich. Ich möchte keine Geschichte erzählen, von jemandem, der irgendetwas vollendet schafft. Ich möchte erzählen, was da in ihr passiert, wie sie beide Seiten wahrnimmt, das WOW und die Vergänglichkeit. Und wie beides zusammen funktionieren kann. Ohne die Wehmut wäre mir das zu wenig.

Ich hoffe, du fühlst dich jetzt nicht allzu genervt durch mein Insistieren.
Nein, quatsch, dafür sind wir doch hier. Ich glaube nur, es wäre ein anderer Text, würde ich gerade diese von dir angesprochenen Stellen ändern. Und es wäre eben nicht mehr die Geschichte, bzw. sie hätte nicht mehr den Klang, den sie haben soll.

Liebe Grüße!


Liebe @Novak,

dein ganzer Kommentar - eine flauschige, warme Kissenburg. Danke dir!

Für mich passt die Wehmut, die der Text enthält, es schmälert nicht die Freude, sondern erhöht sie vielleicht gar?
Du sprichst mir aus der Seele :) Wie du dann weiter schreibst, ja, ich denke auch, das ist personenbedingt. Ich persönlich bin da voll bei dir. Zu erkennen, wie flüchtig alles ist, vor allem aber diese kleinen Momente des Glücks, macht es für mich auch besonderer. Ist vielleicht eine melancholische Art, das Leben zu betrachten, da tickt jeder anders, aber ich empfinde da sehr ähnlich wie du.

Du schreibst sehr lyrisch, das ist mir schon früher aufgefallen. Zu solch kurzen Texten, zu solch kleinen Stimmungsbildern, die du ja auch so gerne schreibst, passt das alles sehr gut.
Und was ich auch noch bemerkenswert finde, du schreibst nicht überladen, nicht kitschig, , obwohl du dich wirklich traust, ordentlich ins Gefühl zu gehen, ist schon insgesamt sehr stimmig so.
Ich mag deinen Text wirklich sehr. Bin fast ein wenig verliebt. Echt.
Im Moment ist das irgendwie mein Ding. Ich mag das gerade sehr, die Kurzstrecke, dieses Reduzierte, das Andeuten. Liegt sicher auch daran, wie anstrengend das letzte Jahr war und mir manchmal schlichtweg die Energie fehlt, einen langen Text zustande zu bringen. Und da sind diese kleinen Fragmente kleine Retter, damit ich mich ausdrücken kann. Und tatsächlich auch eine gute Lernmethode, viel mit wenig zu erzählen.
Hach, das find ich richtig gut, genau das ist nämlich das, womit ich bei diesen Texten immer hadere. Es darf nicht so sein, dass durch die Kürze das Gefühl auf der Strecke bleibt. Im Gegenteil. Das ist jedes Mal die Herausforderung. Und wenn ich dich hiermit ein bisschen verliebt machen konnte, dann ist das einfach schön. Echt. :)

Schön, wie du hier anklingen lässt, dass sie es nicht leicht hatte in den letzten Jahren.
Danke. Genau das sind so Stellen, an denen ich lange sitze. Diese Sätze, die etwas über die Figuren erzählen sollen, ohne es explizit zu erzählen.

Und auch hier schön, wie du diese beiden Menschen über die Filme und warum sie diese jeweils mögen ein wenig charakterisierst.
Ja, auch hier, nur ein Andeuten, aber genau so war es gedacht. Freut mich sehr, wie du diesen Text liest. Da schwingt ja schon ein Wesenszug mit bei diesen Aussagen über den Lieblingsfilm. Und eben auch, dass sie vielleicht sogar sehr unterschiedlich sind.

Und auch wieder so ein schönes Spiel mit Rhythmus, Kontrasten, kleinen Wortmehrfachbedeutungen, wie in "Echt".
Auch hierüber freue ich mich riesig. Ich hab das früher nie so wirklich gemacht, auf den Rhythmus geachtet und so. Das mache ich erst, seit ich diese kurzen Dinger schreibe, weil man da auch besser mit arbeiten kann, finde ich. Und ja, damit wollte ich spielen. Rhythmus (Der Anfang, die Szene mit den Lieblingsfilmen, z.B.), Kontraste (gerade am Ende) und mit kleinen Rahmen (das hier ist flüchtig) oder Doppeldeutigkeiten. Toll, dass dir das aufgefallen ist.

Und das, das kann ihr keiner mehr nehmen, egal, wie alles ausgehen wird und wo der Fremde und sie irgendwann sein werden. Schön. Von daher volles Happyend.
Empfinde ich auch so :)

Also meinen Novaksegen hast du zu dieser wunderschönen kleinen Geschichte.
Danke, danke, danke, Novak, ich komme aus dem Schmunzeln gar nicht mehr raus.

Liebe Grüße!
RinaWu

 

Hallo @RinaWu,

und direkt hinein ins Vergnügen:

Für die Frau im roten Kleid hält die Zeit inne.

Den Satz finde ich ungelenk. Ich glaube, weil hier die Zeit personifiziert wird. Besser fände ich: Für die Frau im roten Kleid bleibt die Zeit stehen. Geschmackssache.

Menschen, die eben noch am Geländer gelehnt, die funkelnden Lichter im Hafen beobachtet haben, ins Gespräch vertieft mit ihrem Gegenüber.

Hier stelle ich mir Fragen zum Satzbau: müsste man nicht, nach dem ersten 'die' ein Komma setzen, da 'eben noch am Geländer gelehnt' der Einschub ist. Und müsste es nicht heißen 'ans Geländer gelehnt'. Also quasi so:

Menschen, die, eben noch ans Geländer gelehnt, die funkelnden Lichter im Hafen beobachtet haben, mit ihrem Gegenüber ins Gespräch vertieft.

Bin leider kein Deutschlehrer, vielleicht eine Sache für @Friedrichard Die Frau steht am Rand, nippt am Drink, wippt mit dem Fuß im Takt.

Nun feiern sie, jubeln und atmen zum gleichen Beat.

Zum Beat atmen klingt für mich nach Hyperventilieren.

Die Frau steht am Rand, nippt am Drink, wippt mit dem Fuß im Takt.

Auch hier eher eine Frage zum Ausdruck 'mit dem Fuß wippen'. Wenn man sitzt und die Beine übereinander geschlagen hat, kann man mit dem Fuß wippen, aber im Stehen? Hat sie einen Fuß angehoben und lässt sie ihn pendeln? Wie genau stellst du dir das vor?

Ihr Blick schwebt

Gleiche Frage: Können Blicke schweben?

Wenn sie solche Vergleiche in Büchern liest, verdreht sie die Augen.
Jetzt ist sie mittendrin.

Das gefällt mir sehr.

Mit jedem Schluck sinken die Fragen tiefer.

'Sinken' hat für mich eine negative Konnotation, doch hier möchtest du etwas positiv bewerten. Vielleicht wäre tauchen eine Alternative, dann hast du auch eine Alliteration.

Woher kommt er, der Schmerz in deinem Blick? Woher das Leuchten?
Sie erzählen sich Dinge, für die es noch zu früh ist. Die sie bei einem ersten Treffen nie erzählt haben. Weil man das nicht macht.

Auch das gefällt mir.

Das hier ist flüchtig.
Morgennebel.
Und doch.

Und das gefällt mir auch. Es gelingt dir, mit wenigen Worten eine Stimmung zu transportieren. Chapeau!

Fazit: Ich beneide dich um die Fähigkeit, zu verdichten. Ich kann das nicht. Ich mag die Atmosphäre, die Stimmung, die du erschaffst. Einige Bilder in deinem Text aber klingen für mich schief.

Liebe Grüße,

HL

 

Gude @RinaWu,
du führst durch eine schöne Szenerie, die ganz wunderbar zum sehr angenehmen Thema der Challenge passt. Da kann ich mich auch mal wieder zu einem Kommentar aufraffen.

Ich mag die Kürze des Texts, in dem du dennoch ein klares Bild zeichnest. Die Grenze zwischen Kitsch und Romantik ist, wie auch andere geschrieben haben, gut getroffen. Beispielhaft ist da für mich diese Stelle:

Hier ist es richtig. Womöglich ist es das sogar immer.
Würde hier nur der erste Satz stehen, wäre das für mich schon eher nichts. Natürlich ist der Augenblick ~perfekt~ :sick: Aber durch den zweiten Satz kommt da eine gewisse Abstraktion rein, der Moment, der sich ja durchaus perfekt anfühlen kann, erhält eine Erdung. Dadurch finde ich es schön, nicht kitschig. Aber vielleicht ist das auch nur weird.

Aufgefallen ist mir:

die Frau im roten Kleid
Ich kenne die "Frau im roten Kleid" als Trope der "Femme Fatale" oder einer "Ablenkung" für den dann meist männlichen Held. Als konkretes Beispiel fällt mir spontan nur Matrix 1 ein, aber den "red dress effect" gibt's auch noch.
Beides trifft meinem Eindruck nach nicht auf die Protagonistin zu, wird aber auch nicht gebrochen. Normalerweise würde ich es einfach unter den Tisch fallen lassen, aber da der Text eben so kurz ist, gewinnt auch die Frage nach der Farbe des Kleides an Bedeutung.

Und "Rot" taucht ja noch einmal auf:

La Tortue Rouge
Ich find's übrigens sehr schön, dass das jetzt keine überbekannten Blockbuster sind, wobei man sie trotzdem kennen kann (sollte bei La Haine? Den hab ich noch nicht gesehen, aber davon gehört :sealed:).
Die "rote" Schildkröte wird ja auch zur Frau und der Mann scheint Gefallen an der Dame im roten Kleid zu haben. Ich bin mir noch unsicher, inwiefern das weitergesponnen werden kann. Kann auch die Frau im roten Kleid eine Metapher für die Natur sein (wenn man die rote Schildkröte als solche sehen möchte)? Ihr Lieblingsfilm La Haine ist gesellschaftskritisch, soviel weiß ich, aber ob das dann irgendwo zusammengeht, kann ich so nicht sagen - wenn er sie "aufrüttelt" statt z.B. "anekelt" erweckt sie eher den Eindruck, sich damit verbunden zu fühlen.
Aber vielleicht sollte ich auch aufhören, zu lange über ein rotes Kleid nachzudenken :lol:


Zum Abschluss einer der Sätze, die mir sehr gut gefallen haben:

Mit jedem Schluck sinken die Fragen tiefer.
Hach, diese schöne strandalkoholseelige Trunkenheit :D


Liebe Grüße
Vulkangestein

 

Hallo @HerrLehrer,

vielen Dank für deinen Kommentar. Ich gehe mal direkt rein in deine Anmerkungen.

Besser fände ich: Für die Frau im roten Kleid bleibt die Zeit stehen. Geschmackssache.
Hmm, genau dieses altbekannte "die Zeit bleibt stehen" wollte ich eben nicht verwenden. Finde das Bild einer aktiv innehaltenden Zeit auch eigentlich ganz nice. Deshalb bleibe ich da lieber bei meiner Version.

Hier stelle ich mir Fragen zum Satzbau: müsste man nicht, nach dem ersten 'die' ein Komma setzen, da 'eben noch am Geländer gelehnt' der Einschub ist. Und müsste es nicht heißen 'ans Geländer gelehnt'.
Nein :) Gemeint sind ja Menschen die am Geländer gelehnt haben und die funkelnden Lichter beobachtet haben, ich habe lediglich das doppelt "haben" gekürzt, damit sich das nicht wiederholt.

Wenn man sitzt und die Beine übereinander geschlagen hat, kann man mit dem Fuß wippen, aber im Stehen?
Klar geht das ;) Du stehst, und dein einer Fuß wippt im Takt. Entweder kann sich dabei die Ferse leicht anheben und wieder auf den Boden senken oder aber deine Zehen.

Gleiche Frage: Können Blicke schweben?
Ich würde sagen, das können sie. Aber ich habe mir den Satz noch einmal durchgelesen und dadurch, dass sie ja eher die Menge mustert, ihr Blick also durch die Menge geht, habe ich gleiten draus gemacht. Das trifft es vielleicht noch besser.

'Sinken' hat für mich eine negative Konnotation, doch hier möchtest du etwas positiv bewerten. Vielleicht wäre tauchen eine Alternative, dann hast du auch eine Alliteration.
Hmm, ich muss sagen, dass sinken für mich nichts Negatives hat. Aber ich verstehe, wenn das für andere eine gewissen Schwere hat. Für mich passt sinken hier besser, weil tauchen so was Aktives hat, sinken hingegen fühlt sich langsam an, sachte.

Ich beneide dich um die Fähigkeit, zu verdichten. Ich kann das nicht. Ich mag die Atmosphäre, die Stimmung, die du erschaffst.
Vielen Dank, das freut mich sehr. Ich hoffe, die schiefen Bilder konnte ich ein wenig begradigen.

Liebe Grüße!

Hallo @Vulkangestein,

Würde hier nur der erste Satz stehen, wäre das für mich schon eher nichts. Natürlich ist der Augenblick ~perfekt~ :sick: Aber durch den zweiten Satz kommt da eine gewisse Abstraktion rein, der Moment, der sich ja durchaus perfekt anfühlen kann, erhält eine Erdung. Dadurch finde ich es schön, nicht kitschig.
Ja ja und ja. Es ist toll, wie du das liest, weil ich ja genau diesen Absatz schon verteidigt habe. Für mich ist diese Erdung, wie du es richtigerweise nennst, eben wichtig, um hier nicht komplett in Kitsch abzurutschen. Und klar, das schmälert das perfekte Gefühl des Moments nicht, für mich macht es das sogar noch bewusster.

Wow, ich finde das mega interessant, was du dir da zum roten Kleid, bzw. der Farbe Rot für Gedanken gemacht hast. Um ehrlich zu sein geht mir dieser Link zwischen La Tortue Rouge und dem roten Kleid erst jetzt auf. Ich glaube, ich habe die Farbe des Kleides schlicht gewählt, weil Rot eben für all diese warmen, bzw. leidenschaftlichen Gefühle steht. Aber deine Theorie, bzw. die Gedanken, die das bei dir ausgelöst hat, find ich richtig gut.

Hach, diese schöne strandalkoholseelige Trunkenheit
Du sagst es, gibt wenige Dinge, die schöner sind :)

Vielen Dank für deine Worte, ich werde jetzt noch weiter über die Schildkröte und Rot und La Haine nachdenken. Übrigens, großartiger Film, kann ich dir nur empfehlen :)

Liebe Grüße!
RinaWu

 

Hallo @RinaWu =)
Hallo!

Und schön, dich wieder zu lesen!

Deinen Text habe ich sehr gern gelesen. Ja, definitiv Wohlgefühlsound. An eine Kissenburg habe ich zwar nicht so direkt gedacht - ich sah die Kissenburg viel zu konkret vor meinem geistigen Auge. Aber ja, warum nicht =)

Vielleicht, nur eine Idee, magst du ja die Charaktere stärker und individueller zeichnen. Du hast ja schon ein paar Hinweise (Frankreich etc.), aber je individueller die Figuren wirken, desto stärker, denke ich, wirkt auch das Vage, Unbestimmte deiner einfachen und passenden Beschreibungen.

Mit jedem Schluck sinken die Fragen tiefer.
Sinken heißt aber sich passiv treiben zu lassen. Hier auf Grund des Alkohols. Ich denke aber, du willst etwas anderes schreiben: Sie trauen sich mehr. Sie stellen persönliche und persönlichere und persönlichererere Fragen. Da ist viel mehr aktives Handeln als passives Treiben in der Szene. Aber Ansichtssache.
Er spricht von der Zerrissenheit zwischen Frankreich und Guadeloupe. Wie er mit seiner Mutter durch Lyons Altstadt spaziert oder seinen Vater an den Hafen von Port-Louis begleitet und ihm beim Malen zusieht. Zuhause und fremd
Du schreibst von der Zerrissenheit, im nächsten Satz wird diese jedoch nicht erwähnt, im dritten Satz summierst du die Message zusammen. Im Mutter-Vater-Satz könntest du etwas negatives packen, etwas, was mehr diese Zerrissenheit verdeutlicht. So verstehe ich nicht, warum er denn sich fremd fühlt, wenn hier die Mutti spaziert und dort der Vater am Hafen malt.
Das hier ist flüchtig.
Stellt sich natürlich die Frage nach dem Warum. Ein Urlaubsflirt? Ist natürlich schwierig, wenn die Beziehung so tief und so schön ist ... warum wird das aufgegeben? Weil sie kompliziert ist?
Sie vertraut ihm an, dass sie oft glaubt, sie sei kompliziert. Weil Menschen ihr das gesagt haben.
Liebe Rina,

sehr gerne gelesen =)

Lg
kiroly

 

Hallo @kiroly,

kann ich nur zurückgeben - schön, dich zu lesen :)

Freut mich, dass du den Text mochtest. Ich habe das Thema "Kissenburg" nicht wörtlich genommen, sondern bin eben eher nach diesem Wohlgefühl gegangen und hoffe, ich hab da nix falsch verstanden :sconf:

Ja, es stimmt, ich könnte die beiden noch präziser zeichnen. Aber ich weiß nicht, ob ich das will. Muss ich drüber nachdenken. Weißt du, warum? Weil ich irgendwie das Gefühl habe, wenn ich da zu viel ins "Personalisieren" komme, dann nimmt das den Flow dieses Textes, dann wird das zu erklärend. Aber vielleicht denke ich da auch falsch, das muss ich mal sacken lassen.

Sinken heißt aber sich passiv treiben zu lassen. Hier auf Grund des Alkohols. Ich denke aber, du willst etwas anderes schreiben: Sie trauen sich mehr. Sie stellen persönliche und persönlichere und persönlichererere Fragen.
Richtig, verstehe deinen Punkt. Ich habe dennoch "sinken" genommen, weil ich das eben nicht so aktiv betonen möchte, was da passiert. Sondern eher, dass es immer persönlicher und persönlicherer wird, ohne dass sie es forcieren. Sie viben miteinander, lassen sich treiben und kommen sich dadurch immer näher. Ohne dass sie aktiv oder bewusst darüber nachdenken. Also so war mein Gedanke dazu.

Du schreibst von der Zerrissenheit, im nächsten Satz wird diese jedoch nicht erwähnt, im dritten Satz summierst du die Message zusammen. Im Mutter-Vater-Satz könntest du etwas negatives packen, etwas, was mehr diese Zerrissenheit verdeutlicht. So verstehe ich nicht, warum er denn sich fremd fühlt, wenn hier die Mutti spaziert und dort der Vater am Hafen malt.
Guter Punkt, da fehlt was. Ich möchte sagen, dass er hin- und herpendelt zwischen Mutter und Vater, zwei Ländern. Beide ein Zuhause, aber irgendwie auch nicht, weil er gefühlt nirgendwo richtig ankommt. Muss ich mal überlegen, wie ich das besser rausarbeiten kann. Danke für's Finger drauflegen.

Stellt sich natürlich die Frage nach dem Warum. Ein Urlaubsflirt? Ist natürlich schwierig, wenn die Beziehung so tief und so schön ist ... warum wird das aufgegeben? Weil sie kompliziert ist?
Nun, genau genommen ist das ja eine Momentaufnahme. Da steht ja nicht, dass sie es deswegen aufgeben will. Sondern nur, dass ihr in diesem Augenblick trotz des kleinen Glücks klar ist, wie vergänglich das ist. Aber eben auch echter, wärmer als vieles, was sie zuletzt erlebt hat. Daher bleibt das in meinem Kopf offen - also ob es weitergeht mit den beiden oder nicht.

Danke dir für den Denkstoff, kiroly :)
Liebe Grüße
RinaWu

 

Liebe Rina,

den Titel finde ich wunderschön, geheimnisvoll und seiner melancholischen Relativierung auch so lebensecht.
Wenn im vierten Satz eine Frau mit rotem Kleid vorkommt, hat die Geschichte es jedoch erstmal schwer bei mir, einfach, weil ich das als so abgenudelt empfinde. So suche ich im weiteren Verlauf nach Frischem, Besonderem - und finde es auch.
Das ist schon eine hübsche poetische Flash Fiktion, ein bisschen wie im Lied "La foule" zu Beginn und dann eine Begegnung, wo es funkt und alles leicht ist.
Das was schwer ist im Leben der Beiden, deutest du geschickt an, auch so, dass man Lust hätte, mehr zu erfahren. Aber es bleibt das "Salz in der Suppe" und du ziehst das sehr konsequent durch, den unerwarteten Glücksmoment, eine Begegnung, in der beide so viel über den anderen und sich selbst erfahren. Etwas Heilsames hat das.
Dass da am Ende der Gedanke an die Vergänglichkeit kommt, gibt dem Ganzen ein Gewicht. Ich kenne das auch so, dass es gerade in den glücklichsten Momenten auch diese Unterströmung, diese Gewissheit gibt, wie flüchtig alles ist.

An dem allerletzten Wort hänge ich ein bisschen fest.
"Echt"
Soll das so doppeldeutig sein? Ich glaube, es würde mir besser ohne gefallen. Oder "Wahr"? Ich bin nicht sicher

Schön, dass unsere Challenge dich herausgelockt hat, Rina.:)

Liebe Grüße von Chutney

 

Hallo @RinaWu,

ich bin im Zwiespalt zwischen der schönen, lyrischen und sehr exakten Sprache und dem begrenzten Blitzlichtmoment, in dem nicht viel passiert, denn eigentlich wird nicht viel erzählt. Romantik, ich bin kein Fan, das ist für mich persönlich oft auf der Grenze: Frau im roten Kleid, Laternenlicht auf Kopfsteinpflaster, funkelnde Lichter im Hafen, explodierende Raketen über dem Kopf, zu süßer Wein, Mond über dem Meer, warmes Lächeln, der Schmerz im Blick, das sind satte Register, die du ziehst und die triggern bestimmte Empfindungen, mir wird das in der Gesamtheit zu viel. Klar, Kissenburg, kapiert, dennoch: Wenn du da abspecken würdest, weniger satt formulierst, würde der Text mMn leichter, ätherischer, flirrender.
Dennoch ist es auch so ein sanfter, berührender Text und du setzt durch sensible Formulierungen Kontrapunkte, "Salzkristalle wie glitzernder Staub" finde ich sehr gelungen, der Schweiß, die Stadt am Meer, das Flirren in der Luft schwingt da schön mit.
Auch "wärmer als vieles in den letzten Jahren" finde ich sehr hübsch, auch "mit jedem Schluck sinken die Fragen tiefer". Mein persönliches Highlight:

Aber jetzt, hier, in diesem Moment, in diesem winzigen Fetzen Leben, in dem er sie sieht, sie einfach nur sieht, da weiß sie, dass das gar nicht wahr ist.
sehr schön!

Peace, l2f

 

Liebe @Chutney,

freut mich sehr, dass der Titel funktioniert. Wirklich.
Und ja, hach ja, verzeiht mir alle miteinander, ich habe wirklich NULL darüber nachgedacht, dass die Frau im roten Kleid durchgenudelt ist, ehrlich wahr :sconf: Das ist der Erinnerung geschuldet und der 1:1-Übertragung in die Geschichte. Hätte auch gelb sein können oder grün. Stimmt. Ich hab da nicht aufgepasst und jetzt ändern mag ich es auch nicht mehr, jetzt gehört dieser ausgenudelte Fehler irgendwie dazu ;)

Froh bin ich, dass du etwas Frisches und Besonderes gefunden hast. Ich habe mir nach dem Lesen deines Kommentars gleich mal LA FOULE angehört und musste schmunzeln. Das ist so passend zu diesem Text, echt schön.
Genau, ich deute an, dass die beiden es nicht leicht hatten, bzw. dass der eine wie die andere - aus welchen Gründen auch immer - normalerweise distanzierter sind, sich nicht einfach in irgendwas reinstürzen. Dass genau deshalb dieser Moment so speziell ist, weil sie es dann auf einmal doch tun. Hier wollte ich, vor allem in Anbetracht der Kürze des Textes, nicht zu viel erklären. Und schön zu wissen, dass diese Andeutungen reichen, dass sie "das Salz in der Suppe" für dich sind.

Etwas Heilsames hat das.
Genau! Hach, schön, das war mir wichtig, das genau das rauskommt. Und manchmal ist es ja so. Da kann eine kurze, aber intensive Begegnung etwas in einem selbst in Gang setzen, etwas, das einen heilen lässt, das einen wieder ein bisschen mutiger und offener werden lässt.

Dass da am Ende der Gedanke an die Vergänglichkeit kommt, gibt dem Ganzen ein Gewicht.
Ja :shy: Und wie du dann weiterschreibst, für mich geht das auch oft Hand in Hand, der Glücksmoment und die Unterströmung.

An dem allerletzten Wort hänge ich ein bisschen fest.
"Echt"
Soll das so doppeldeutig sein?
Nein. Gemeint habe ich es tatsächlich im Sinne von "wahr". Aber "wahr" würde ich in diesem Zusammenhang nicht sagen. Das würde am Schluss dann so pathetisch klingen, finde ich. Das "echt" wiederum klingt für mein Ohr authentischer und passte deshalb besser zum Text. Hmm, weglassen wäre natürlich eine Option, aber dann fehlt irgendwas. Muss ich mal sacken lassen, liebe Chutney.

Danke dir für deine Worte.
Liebe Grüße!

Hallo @linktofink,

ich bin im Zwiespalt zwischen der schönen, lyrischen und sehr exakten Sprache und dem begrenzten Blitzlichtmoment, in dem nicht viel passiert, denn eigentlich wird nicht viel erzählt. Romantik, ich bin kein Fan, das ist für mich persönlich oft auf der Grenze
Ich kann dich sehr gut verstehen, denn mir geht es genauso :D Wirklich wahr. Ich glaube, hätte es diese Challenge nicht gegeben, hätte ich mich nicht getraut, mal so in den Romantiktopf zu greifen. Und doch bin ich jetzt froh, dass ich es gemacht habe, war irgendwie schön.

Wenn du da abspecken würdest, weniger satt formulierst, würde der Text mMn leichter, ätherischer, flirrender.
Da werde ich auf jeden Fall drüber nachdenken. Natürlich war es auch mal geil, einfach voll reinzugehen und mich zu trauen, eventuell auch ein bisschen zu überladen. Meine Idee war eben, das mit der Klarheit der Sprache wieder aufzufangen, bzw. ein bisschen zu "entladen".

Dennoch ist es auch so ein sanfter, berührender Text und du setzt durch sensible Formulierungen Kontrapunkte
Danke. Finde ich echt schön, dass du dem Ganzen, obwohl so gar nicht dein Ding, doch auch etwas abgewinnen konntest. Danke auch für das "Highlight". Ich habe da echt lange dran rumgeschustert, weil ich wollte, dass der Satz nach Leben klingt, nach Sehnsucht, nach Hoffnung. Umso schöner, wenn er der Favorit dieser Geschichte für dich ist.

Schönen Wochenstart und liebe Grüße
RinaWu

 

Hallo @RinaWu,

dein Text hat mich an Poetry Slam denken lassen, ich mochte diesen lyrischen Sound (ist dir sehr gut gelungen) und ich fand ganz besonders gelungen, wie du die Sinne angesprochen hast. Interessant fand ich übrigens auch deinen Gedanken zur Melancholie, mir ging es da nämlich ähnlich wie @sim und ich war eher etwas schwermütig am Ende. So nach dem Motto, dass eben alles vorüber geht, egal wie schön es ist.

Der Bass verebbt zu einem dumpfen Pochen.
Ich kann diesen Pochen spüren und auch hören, hat mir gut gefallen.

Für die Frau im roten Kleid hält die Zeit inne.
Das hatte ja @Chutney schon angesprochen und das hat mich etwas rausgeworfen wegen der Klischeegefahr.

Er wirft die Arme in die Luft, stampft zum Sound von 90er-Jahre-Trash. Lacht und singt so laut, dass er sie mit sich reißt.
Hier wieder der Sound und ich habe auch direkt ein Bild im Kopf. Finde ich stark gemacht.

Wenn sie solche Vergleiche in Büchern liest, verdreht sie die Augen.
Jetzt ist sie mittendrin.
Hier musste ich lachen, das ist so ein Spiel auf der Metaebene und ich hab's genossen.

Er sagt, sein Lieblingsfilm sei La Tortue Rouge, irgendwie bringe der ihn zur Ruhe. Sie sagt, ihrer sei La Haine, irgendwie rüttle der sie auf.
Ich mochte, dass du keine Anführungszeichen verwendet hast, das gibt dem Text so etwas träumerisches und ich denke, dass sorgt auf jeden Fall auch für diese wehmütige und doch schöne Atmosphäre.

Wellen krachen gegen den Felsen. Werden zurückgesogen ins Meer, bevor sie wieder ans schroffe Gestein klatschen.
Hier wieder der Sound und gleichzeitig ein klares Bild. Das ist sehr gut umgesetzt, ich würde mir davon gerne eine Scheibe abschneiden.

Das Gefühl am Ende ist eine schöne Melancholie, wobei bei mir etwas die Vergänglichkeit überwiegt hat. So viel erst einmal zu meinem Leseeindruck, ist ein guter Text finde ich.

Beste Grüße
MRG

 

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