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Vor ihrem Haus

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02.01.2011
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Vor ihrem Haus

Vorübergehend wegen Einsendung nicht verfügbar.

 

Hallo @zigga

ich erinnere mich noch an meinen aller ersten Kommentar hier, war zu einer deiner Geschichten. Ich kann mich nicht mehr ganz an den Titel erinnern. War aber ähnlich und hat mich schon damals sehr inspiriert. Inspiriert auch deswegen, weil ich - auch wenn das Niveau bei weitem nicht auf deiner Ebene ist - einen sehr ähnlichen Schreibstil habe.
Mir gefällt dein Stil extrem gut, kurze Sätze, Ellipsen, Wiederholungen, Super.

Ich habe mir deine Geschichte durchgelesen und hatte zu keinem Zeitpunkt das Bild vor den Augen verloren. Super geschrieben.

Den üblichen Kleinkram lasse ich außen vor, haben sich sicherlich andere schon drum gekümmert.

Auf die Gefahr der Wiederholung hin, möchte ich einige Stellen, die ich mir rausgesucht habe, noch kurz kommentieren.

Unterm Strich: toll geschrieben, bildhaft, kurzweilig. Hatte Spaß dran.

»Einen Kaffee«, sagt er und nickt, mit der Wagentür in der Hand.
Daran habe ich mich etwas aufgehalten, muss ich gestehen. Könnte aber auch mein pers. Empfinden sein. Mehr gefallen hätte mir hier:

Hand an der Wagentür, auf der Wagentür, über der Wagentür... ?

Er ist achtunddreißig Jahre alt, und sein Schatten glänzt wie Lack.
Das hättest du meiner Meinung nach rauslassen können.


»Ich hätte das nicht zu dir sagen sollen. Ich hätte dich nicht auf die Art anfassen sollen. Das war das Letzte. Das Allerletzte.« Dann: »Es war nicht böse gemeint. Es war zu keinem Zeitpunkt böse gemeint. Du weißt, es ist alles wegen meinem scheiß verdammten Stiefvater. Wegen allem, was er uns angetan hat.« Dann: »Aber ich hab es gesagt und gemacht.« Schließlich: »Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll.«

Ich weiß, was du damit bezwecken möchtest, aber "Dann:" "Dann:" "Schließlich".
Lass es weg, und keinem fällts auf. Ist für mich der einzige Kritikpunkt um ehrlich zu sein.

»Ja«, sagt sie, mit heiserer Stimme. »Das war die reinste Scheiße, die du abgezogen hast.«
Sie schnauft.
ohne Komma

Ihr Atmen ist wie Worte.
Hört sich komisch an...

Vielleicht sowas: "Ihr Atem wie Worte." ??

Sie atmet laut in den Hörer.
Ihr Atmen ist wie Worte.
Auch er atmet am Telefon, und ihr gemeinsames Atmen ist wie die Fortführung ihres Gesprächs in einer anderen Sprache.
Atem Overflow... Das war dann bisschen zu viel "Atmen, atmen, Atmung"

Unten im Auto wischt er sich mit der Hand über die Augen.
»Was mach ich nur?«, flüstert er ins Handy.
Er legt die Hand abschirmend über seine Augen.
Er weint.
Sein bulliger Oberkörper bebt. Der kleine Mund verzogen. Die Haut rot angelaufen, aufgequollen.
»Was hab ich nur gemacht?«, sagt er. »Ich möchte an den Tag zurück, an dem ich diese Scheiße gebaut hab. Ich werdʼ alles anders machen; was kann ich nur tun?; entschuldige. Entschuldige, entschuldige, entschuldige.«
Hier bin ich das erste und einzige Mal etwas aus der Geschichte gefallen, weil die Perspektive mich verwirrt hat. Kann sie ihn wirklich so gut und detailliert sehen? Ich denke er sitzt im Dunkeln im Auto?

Alles Meckern auf seeeehr hohem Niveau.

Die Geschichte TOLL
Stil TOLL
Inspiration "izz da"

Hat mir sehr gut gefallen.

See ya, viele Grüße
Napier

 

Liebe @CoK,

vielen herzlichen Dank fürs Lesen und Kommentieren!

da ich deine Kommentare unter meinen Geschichten immer sehr schätze, werde ich mich jetzt anstrengen, auch einen hoffentlich für dich nützlichen Leseeindruck wiederzugeben.
Das ist sehr nett, ich bin gespannt auf deine Nächste

verwachsenen, holzbraunen Haaren, die am Hinterkopf jede Form verloren haben.
Ja, kenne ich. Als :) die Friseure zu hatten, hat sich mein Mann die Haare selber geschnitten.
:D Ja, ich wollte das an der Stelle so ausdrücken bzw darstellen, dass Christian sich ins Zeug legt und zurecht macht, aber dass er eben seinen Hinterkopf nie anschaut. Ich denke, das sagt schon was über eine Person aus, wenn die Haare hinten im Gegensatz zu anderen Orten dann so anders sind.

Die Fensterscheiben ihres Wagens sind gefroren;
Es heißt wirklich so: gefroren. (Hab ich gerade gegoogelt, hat mich irritiert. Ich sage immer verreist.)
Jepp, ich war mir auch unsicher, als es jemand angemerkt hatte, aber es stimmt

Einen Kaffee«, sagt er und nickt, mit der Wagentür in der Hand.
Warum ist das wichtig mit der Hand und der Wagentür? Für mich klingt das irgendwie seltsam. Die Hand an der Wagentür!
Ihr habt recht - wird geändert

Sie legt die Tasche auf ihren Schoß und hält sie mit beiden Händen.
Hier spüre ich Angst.
Freut mich, dass das so bei dir funktioniert

Der Wagen wackelt.
Warum wackelt der Wagen? So ein kleiner Jeep? Du hast weiter oben schon geschrieben, dass Jackys Wagen wackelt.
Hm ja, ich dachte wegen dem vorigen Satz: Die Tür schließt nicht richtig, also öffnet er sie erneut und stößt sie mit einem Ruck zu.

Sie läuft zum Beifahrereingang, nimmt die Handtasche von der Schulter und steigt in den Geländewagen.
Mir würde besser gefallen: Sie läuft zur Beifahrerseite.
Ist ein Punkt; ich denke mal drüber nach, CoK

Er hebt den Kaffee zu (seinem)Mund, blickt Jacky mit großen, ängstlichen, fragenden Augen ins Gesicht.

zigga schrieb:


Klar, ist sein Mund. Zum Mund?
Gekauft

den Kopf in den Nacken und trinkt vier kräftige Schlücke aus dem Schnabel.
Wieder so scheinbar unwichtig: vier kräftige Schluck.( Schlücke finde ich lustig, vielleicht schreibt man das ja so)
Laut Duden kann man auch Schlücke sagen - das sagt man hier in der Region, ich bin ein großer Schlücke-Anhänger! :D

Nur Geld kann einen verändern. Wenn ich eins gelernt hab, dann das. Dass wenn du kein Geld hast, du Sachen machst und sagst, die du bereust. Die dich und deine Liebsten verletzen. Und wenn du Kohle hast, dass all das nicht passiert. Dass du zu einem besseren Du wirst. Geld heilt und Geld verletzt«, sagt er, »so ist’s nun mal.
Dieses verkorkste Weltbild!.
Du bist von dort oben, von Mama, gekommen, und hast mich gerettet.«
Irgendwie war ich jetzt bei einem Kind. Das Kind im Manne!
Schön, dass du das so gelesen hast - so hatte ich mir gewünscht, dass Leser das lesen würden bzw sich so dabei fühlen

Jacky entriegelt die Fahrertür und steigt in ihren Volvo.
Sie schließt die Tür, drückt den Verriegelungsknopf nach unten und schmeißt die Handtasche auf den Beifahrersitz.
Einen Moment sitzt sie regungslos da und blickt aus dem Fenster. Sie atmet tief ein, bläst die Backen auf und pustete ihren Atem aus.
Sie zieht die Fäustlinge von den Händen und startet den Motor. Der Kaffee klebt wie Zucker an ihren Zähnen. Christians Geruch liegt wie Sauerkirsche auf ihrer Zunge.
Sie öffnet die Fahrertür und spuckt auf den Boden. Zweimal. Dreimal.
Sie schließt die Fahrertür, drückt den Verriegelungsknopf nach unten und fährt sich mit dem Ärmel über den Mund.
Mäusebussarde kreisen über die gefrorenen und schneebedeckten Äcker, die an REWE grenzen.
Sie sieht in den Rückspiegel und blickt einen Moment in die eigenen Augen.
Sie atmet tief ein und aus.
Mein Lieblingsabschnitt.
Cool!

Schnee flimmert, vom Wind aufgewirbelt, durch die Dunkelheit. Straßenlaternen werfen grelles, weißes Licht auf den Gehweg und Asphalt. Die Dunkelheit verschluckt das Licht der Laternen.
Versteh ich nicht: Es ist so hell, dass man den aufgewirbelten Schnee sieht und die Straßenlaterne wirf grelles, weißes Licht auf den Gehweg. Dann schreibst du, die Dunkelheit verschluckt das Licht.
Kommt raus. Du hast recht. Der Satz hat schon länger bei mir ein schlechtes Gefühl ausgelöst.

Es hat mir nie jemand gezeigt, wie man liebt. Bis auf dir. Ich weiß, dass ich dich liebe.
Was für ein krankes Bild von Liebe.
Schön.

Der Dreck der Straße, vermengt mit seinem Fleisch.
War er so schwer verletzt?
Ja, du hast Recht, Fleisch kann man auch wortwörtlich verstehen, dann muss es eine Fleischwunde sein. Hmmmm. Ich meinte das eher bildlich gesprochen. Aber ja, ich denke hier mal drüber nach.

Aber auch der eines blumigen Damen-Deodorants.
Könnte da nicht unterscheiden Deo oder billiges Parfüm.
Das ist ein Punkt.

Mir gefällt deine Geschichte. Ohne genau zu erfahren, warum Jacky sich trennen will, erfahre ich, was für ein Blender, brutaler, seltsamer Charakter dieser Christian ist.
Ich erfahre wenig von Jacky und ich will es auch nicht. Es gibt viele gesichtslose Frauen, die das gleiche Schicksal teilen.
Für mich toll geschrieben.
Vielen herzlichen Dank noch mal CoK, fürs Vorbeischauen und Kommentieren. Dein Lob und dass dir die Story gefällt, freut mich natürlich sehr.


Hallo @Napier,

vielen Dank dir fürs Lesen und Kommentieren. Dein Lob geht natürlich runter wie kaltes Bier. Mich hat das sehr gefreut, dass dir der Text so gut getaugt hat und du ihn so positiv einschätzt. Vielen Dank dafür.

ich erinnere mich noch an meinen aller ersten Kommentar hier, war zu einer deiner Geschichten. Ich kann mich nicht mehr ganz an den Titel erinnern.
War aber ähnlich und hat mich schon damals sehr inspiriert. Inspiriert auch deswegen, weil ich - auch wenn das Niveau bei weitem nicht auf deiner Ebene ist - einen sehr ähnlichen Schreibstil habe.
Zum Glück habe ich ein Elefantengedächtnis, was Kommentare angeht, und weiß, dass das 2019 bei Es sind die Fische gewesen war. ;)

Mir gefällt dein Stil extrem gut, kurze Sätze, Ellipsen, Wiederholungen, Super.
Ich habe mir deine Geschichte durchgelesen und hatte zu keinem Zeitpunkt das Bild vor den Augen verloren. Super geschrieben.
Danke! Freut mich

Den üblichen Kleinkram lasse ich außen vor, haben sich sicherlich andere schon drum gekümmert.
:D Ich nehme jede Art von Kommentar.

Auf die Gefahr der Wiederholung hin, möchte ich einige Stellen, die ich mir rausgesucht habe, noch kurz kommentieren.
Go for it

Unterm Strich: toll geschrieben, bildhaft, kurzweilig. Hatte Spaß dran.
Fett!

»Einen Kaffee«, sagt er und nickt, mit der Wagentür in der Hand.
Daran habe ich mich etwas aufgehalten, muss ich gestehen. Könnte aber auch mein pers. Empfinden sein. Mehr gefallen hätte mir hier:

Hand an der Wagentür, auf der Wagentür, über der Wagentür... ?

Ist geändert. Hatte Tomaten auf den Augen.

Er ist achtunddreißig Jahre alt, und sein Schatten glänzt wie Lack.
Das hättest du meiner Meinung nach rauslassen können.
Ok, interessant - meinte noch niemand. Ist ein wenig ein Darling von mir, und das sollte immer Verdacht auslösen. Ich dachte, hier kann ich mehr oder minder subtil einschieben, wie alt die beiden eigentlich sind. Und gleichzeitig mein Spielchen mit dem Autovergleich ein wenig weiter treiben. Hm, ich denke drüber nach, vielen Dank für deine Rückmeldung hier

»Ich hätte das nicht zu dir sagen sollen. Ich hätte dich nicht auf die Art anfassen sollen. Das war das Letzte. Das Allerletzte.« Dann: »Es war nicht böse gemeint. Es war zu keinem Zeitpunkt böse gemeint. Du weißt, es ist alles wegen meinem scheiß verdammten Stiefvater. Wegen allem, was er uns angetan hat.« Dann: »Aber ich hab es gesagt und gemacht.« Schließlich: »Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll.«

Ich weiß, was du damit bezwecken möchtest, aber "Dann:" "Dann:" "Schließlich".
Lass es weg, und keinem fällts auf. Ist für mich der einzige Kritikpunkt um ehrlich zu sein.
Ja, das ist mehr oder weniger auch so ein wenig ein stilistischer Test. Ich hab da natürlich literarische Vorbilder, die so Dialoge zeichnen, und fand das sehr geil. Ob das wirklich so stark ist, wie ich es mir vorstelle, hm, ja, ich kann die Kritik absolut nachvollziehen auf jeden Fall. Ist vermerkt. Ich muss mal drüber nachdenken.

»Ja«, sagt sie, mit heiserer Stimme. »Das war die reinste Scheiße, die du abgezogen hast.«
Sie schnauft.
ohne Komma
Stimmt!

Ihr Atmen ist wie Worte.
Hört sich komisch an...

Vielleicht sowas: "Ihr Atem wie Worte." ??

Ja, kann ich auch nachvollziehen. War erstaunt, dass da noch niemand drauf hingewiese hat, bzw. ich dachte, ich komme damit durch! :D Ist halt ein wenig gewagt an der Stelle .. hmm ... ja, ich kann es nachvollziehen. Ich denke mal drüber nach

Sie atmet laut in den Hörer.
Ihr Atmen ist wie Worte.
Auch er atmet am Telefon, und ihr gemeinsames Atmen ist wie die Fortführung ihres Gesprächs in einer anderen Sprache.
Atem Overflow... Das war dann bisschen zu viel "Atmen, atmen, Atmung"
Haha, da hast du Recht. Aber vllt haben sie an der Stelle auch einen Atmungs-Overflow? Ist ne billige Ausrede jetzt von mir, ich weiß. Ich arbeite mal drüber.

Unten im Auto wischt er sich mit der Hand über die Augen.
»Was mach ich nur?«, flüstert er ins Handy.
Er legt die Hand abschirmend über seine Augen.
Er weint.
Sein bulliger Oberkörper bebt. Der kleine Mund verzogen. Die Haut rot angelaufen, aufgequollen.
»Was hab ich nur gemacht?«, sagt er. »Ich möchte an den Tag zurück, an dem ich diese Scheiße gebaut hab. Ich werdʼ alles anders machen; was kann ich nur tun?; entschuldige. Entschuldige, entschuldige, entschuldige.«

Erweitern ...
Hier bin ich das erste und einzige Mal etwas aus der Geschichte gefallen, weil die Perspektive mich verwirrt hat. Kann sie ihn wirklich so gut und detailliert sehen? Ich denke er sitzt im Dunkeln im Auto?
Ha, guter Punkt. Ich dachte mir das auch schon beim Schreiben. Ich hatte das mal draußen aus dem Text und fand, irgendetwas fehlt. Vielleicht ist das aber auch nur meine Fehleinschätzung. Ohne dass man sieht als Autor, wie er weint und sich über die Augen streift etc. hatte ich die Sorge, man würde sich nicht mehr so einlullen lassen von Christian. Hm, ja. Das ist ein perspektivisches Ding. Du hast Recht. I will think about it, bro

Alles Meckern auf seeeehr hohem Niveau.


Die Geschichte TOLL
Stil TOLL
Inspiration "izz da"


Hat mir sehr gut gefallen.

Danke dir! Kann nur wiederholen, dass mich dein Kommentar sehr gefreut hat. War natürlich auch ne Menge Lob, aber das ist ja bekanntlich das liebste geistige Junkfood! :D


Beste Grüße
zigga

 
Zuletzt bearbeitet:

@kiroly

Alter, ich muss mich entschuldigen. Sehe gerade aus Zufall, dass mir dein Kommentar durch die Finger gerutscht ist. Ich dachte, ich hätte längst auf ihn geantwortet. Großes Sorry. Ich hole das gleich in diesem Beitrag nach.

So, jetzt:

Ja, ich brauche dir ja nicht zu sagen, wie soghaft und gut du schreibst =) Sehr gerne gelesen
Vielen Dank, das freut mich!

Aber klar, ein paar Subjektivitäten fallen mir auch auf. Bitte entschuldige etwaige Redundanzen mit anderen Kommentaren.
Ich liste einfach auf, was mir aufgefallen ist, ok? Und ich klinge viel zu kritisch. Tschuldige zigga.
Nur her damit:aua:

Du arbeitest ja mit einer reduzierten, statischen Sprache.
Die Wolken sind grau. Die Dunkelheit liegt. Die Wolken werden nicht grau. In diesem Setting entwickelt sich wenig. Umso stärker wirken einzelne Details. Die Buddhakette zum Beispiel. Vielleicht kannst du die Beschreibungen etwas reduzieren. Mit den langen Beschreibungen stellst du die Figuren wie bei einem Schachspiel auf. Hier Jacky, hier Christian und jeder versammelt seine kleine Armee auf dem REWE Parkplatz. Ist, denke ich, gar nicht nötig. Die Details nutzen sich ab wie Steine in einem Fluss, die gegeneinanderschlagen.
Dass die Sprachbilder statisch sind, ist eine gute Beobachtung. Das ist mir selbst nicht aufgefallen. Aber es stimmt.

Ja, die Beeschreibungen können teilweise ausufernd wirken, das verstehe ich und kanne s nachvollziehen. Ich werde da noch mal durchgehen. Vorkommentatoren haben mir da schon gute Streichkandidaten markiert. Vielen Dank für deine Rückmeldung an der Stelle.

- Jackys Entscheidung
Du lieferst Jacky und Christian dieser Welt aus. Ich fühlte mich manchmal an meine Kolleginnen erinnert, da existiert gar nicht das Gefühl von Handlungsfreiheit oder der Glaube, man könne auf die Welt Einfluss nehmen. Man reagiert. Es passiert. Oder, komisch ausgedrückt: "Man wird passiert".
"Man wird passiert." Das ist sehr gut. Werde ich dir mal klauen und irgendwo einbauen! :D

Aber dann telefoniert Jacky. Und Christian kämpft um sie, wirft über den Telefonhörer alles für diese Beziehung in ein einziges Gespräch.
Das freut mich, dass das so rübergekommen ist für dich. Vorkommentatoren haben mal angemerkt, dass sie Christian auch an der Stelle keinen Deut getraut haben, dass er das ernst meint. Ich wollte gerne an der Stelle, dass der Leser Christian aber das glaubt, dass der Leser selbst ins Straucheln kommt, und sich fragt, meint es Christian vielleicht doch ernst?

Hier gibst du Jacky alle Macht über die Story. Sie entscheidet. Gehe ich zu ihm oder gehe ich nicht zu ihm. Eine Szene weiter beschreibst du ihre Entscheidung. Sie entscheidet sich, an sein Auto zu klopfen. Christian hat gesoffen, nennt sie Hure und Nutte und schlägt ein. Im Grunde die ganze Tragik deines Textes: Da ist eine Jacky, die entscheiden darf und diese einzige Entscheidung macht sie zum Opfer seiner Gewalt.
Ja, unterschreibe ich

Zwei Szenen, zwei Christians: Der Flehende und der Gewalttätige. Ich denke, du könntest diese beiden Christians mehr mischen. Deine Textform ordnet die Christians. Dieser glatte Bruch durch den Szenenwechsel Telefonat-Auto war mir zu plakativ. Er beschimpft sie dort sofort. Warum nicht später? Warum zeigst du nicht sein Bemühen um Jacky auch in ihrer Gegenwart?
Ja, das wäre auch meine eigene Kritik an dem Text. Es ist natürlich im Rahmen Kurzgeschichte und wir sind da schon bei 20 Normseiten knapp. Aber ja, ich hab vor ein paar Wochen einen Roman unserer Zeit - eine Netflix-Serie - namens Maid gesehen, ist ja ziemlich bekannt. Gerade da hab ich die Story hier geschrieben und war relativ deprimiert, weil dort toxische Beziehung einfach meisterhaft gezeigt wird. Das kriegt man auf kurze Strecke nicht hin, zumindest ich nicht mit meinen derzeitigen Fähigkeiten. Dieses Hin und Her, die Versprechungen, aber auch die zwei Gesichter einer Person, was mit Alkohol oder Psyche zu tun hat. Verdammt schwierig.
Ich hatte hier auch noch mehr Szenen drin ursprünglich war das Teil länger, aber es wirkte redundant auf mich, auch Szenen, in denen Christian sich noch mal mehr bemüht etc. Das hat für mich nicht geklappt und ich hab es eingedampft. Ist eine legitime Kritik, ich verstehe sie, aber auf die Story bezogen kann ich das denke ich leider nicht umsetzen. Vielleicht mal in längerer Form.

Ich wäre auch vorsichtig mit Erklärungen für Christians Verhalten, die zu plausibel sind. Alkohol zum Beispiel. Dieses ganze Sinnlose, dieses Passive, dieses Unberechenbare: Das, finde ich, sollte eher aus der Lebenslage kommen. Das beschreibst du ja bereits. Alkohol gibt Christian eine Rechtfertigung. Und mir als Leser einen Grund. Aber ein Grund, der sein Verhalten mit einem Wort beschreiben kann, existiert nicht. Das ist ja das gesamte Bild aus Agonie, Hilflosigkeit, Spracharmut, Kontrollverlust. Es ist das ganze Leben, dem Christian ausgeliefert und ausgesetzt ist. Christian hat nicht gelernt, wie er das, was er gerne wäre, schaffen kann. Aus dieser unheimlichen Tiefe ziehst du mich in Text und Milieu.
Ja, gebe dir voll Recht. Wertvolle Anmerkung.

Sie hebt Milch, Toastbrot, Toilettenpapier, Erdnussbutter, Flips und zwei Sixpacks Kronenbier in den Einkaufswagen.
Amerikanische Woche bei REWE
:D

Mäusebussarde kreisen über die gefrorenen und schneebedeckten Äcker, die an REWE grenzen.
Vielleicht besser Singular?
Haha, sehr gut. Ich hab mich immer gefragt, ob das jemandem auffällt, dass Mäusebussarde ja eigentlich Aloner sind.

Ihr Wagen wackelt und klappert
Klingt recht salopp. Es klappert die Mühle am rauschenden Bach ...
Ja der Satz ... werde mal drüber nachdenken, wie ich das löse

zigga schrieb:


Mit dem klobigen Sicherheitsschuh auf dem Türrahmen.
Er streckt den Kopf durch die Fahrertür.
Ächzt.
Christian fällt aus dem Wagen.
Ein kurzer Schrei.
Mit dem Gesicht schlägt er auf den nassen Asphalt.
Seine Beine überkreuzt im Wagen.
Er stöhnt.

Erweitern ...
Die Form zum Ende - kann man machen, aber hier wird es künstlich, als pause eine fremde Hand die Konturen der Menschen ab. Ganz subjektiv, ich finde, dieser Formwechsel in einzelne, singuläre Worte drückt mich von der geschehenen Geschichte zum gemachten Text. Hier wird deutlich, dass ich einen Text lese und der Autor einen Text aus einer Geschichte konstruiert. Ich war bei der Form, nicht bei der Geschichte. Ich hoffe, das ist verständlich ... frag gerne nach.
Ja, interessant, dass du das so siehst. Ich denke, mir gefällt diese Konstruktion gerade zu sehr, als dass ich sie ändern würde. Stimmt schon, ja, da kann man die Konstruktion durch sehen. Aber irgendwie wirkt es auch wie Paukenschläge, zack zack, :D, aber ja, das ist das selbe Phänomen, wenn Sprache zu artsy ist und man nicht mehr bei der Story sein kann.
Aber mit einzelnen Worten, abgesehen vom runtergebrochenen Einzeiler-Stil, kann ich verstehen. "Ächzt." oder so. Ja, aber ich finde das in der Form eigentlich gerade ganz gut.

@kiroly, Thank you very much! Für Lesen, Kommentieren, Gedanken.

Beste Grüße
zigga

 

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