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Vor ihrem Haus

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02.01.2011
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Vor ihrem Haus

Vorübergehend wegen Einsendung nicht verfügbar.

 

Moin @zigga,

uih, eine zigga-Geschcihte für die Mittagspause - grins. Ja, so bin ich ins Lesen gestartet, mit einem Lächeln.

Da hast Du echt ganze Arbeit geleistet, mir tut regelrecht der Bauch weh. Gefühlt würde ich für die Änderung der Tags von Alltag zu Horror plädieren. Das ist eine ganz fein beobachtete Situation, die wahrschenlich nicht mal so selten auftritt, unterschiedlichstes Personal, wechselnde Geschlechter und soziale Hintergründe, aber ja, das erschreckende ist die Alltäglichkeit solcher Abläufe. Und die Unfähigkeit der Beteiligten und auch der Unbeteiligten aus diesem sich abzeichnenden Kreislauf auszubrechen.

Ich habe an vielen Stellen gedacht, mh, würdest Du anders lösen, Wortwiederholungen und Satzanfänge, aber ich erinnere mich, das Du mal sagtest, Dir sei die Geschichte viel wichtiger. Ja, dieses ist ein gutes Beispiel (absolutr positiv gemeint) dafür, ich mag da jetzt auch icht drin rum stochern, vielleicht nach ein paar Tassen Beruhigungstee.

Nun sind wir ja hier bei den Wortkriegern, ich habe also schon auch versucht analytisch zu lesen. Und nun überlege ich die ganze Zeit, wann mir klar war, worauf es hinausläuft. Eigentlich denke ich, sofort, als diese beiden so entgegen gesetzten Personen auf dem Parkplatz ankamen. Gefühlt konnte Dein genaues Hinschauen, nur diesen Rückschluss zulassen. Und ich denke, dass es mir so gefällt, denn es zieht mich durch die andererseits so alltägliche Welt der beiden, lässt mich hoffen und dennoch zweifeln. Also habe ich wieder etwas dazugelernt, Dankeschön.

Warte, irgendwo war noch ein grinsen ...

Jacky biegt ihren Wagen über die Fahrbahnschwelle auf den Parkplatz.
Ja, hier! Sie ist Herkules und verbieg das Auto, während es über der Schwelle liegt - Hut ab! Sei großzügig, gib dem Satz ein "mit" dazu.

Sorry, wenn ich jetzt keine Textarbeit mache, ich muss das erstmal sacken lassen, komme aber gerne wieder.
Beste Wünsche
witch

 

Hey @greenwitch!

Ich danke dir fürs Lesen und so schnelle Kommentieren! Dafür möchte ich dir ebenso schnell antworten?

uih, eine zigga-Geschcihte für die Mittagspause - grins. Ja, so bin ich ins Lesen gestartet, mit einem Lächeln.
?
Da hast Du echt ganze Arbeit geleistet, mir tut regelrecht der Bauch weh.
Das freut mich natürlich auf eine sadistische Art.;) Nein, wenn das bei dir so klappt wie es die Geschichte wollte, freue ich mich natürlich.

Das ist eine ganz fein beobachtete Situation, die wahrschenlich nicht mal so selten auftritt, unterschiedlichstes Personal, wechselnde Geschlechter und soziale Hintergründe, aber ja, das erschreckende ist die Alltäglichkeit solcher Abläufe. Und die Unfähigkeit der Beteiligten und auch der Unbeteiligten aus diesem sich abzeichnenden Kreislauf auszubrechen.

Ja, sehe ich auch so. Ich denke, das kann man auch noch besser und echter zeigen als in dieser Story. Hab beim Schreiben dkd Serie Maid geschaut und hätte fast hingeschmissen, weil das toxische Beziehungen meisterhaft zeigt. Aber ja, man muss dran bleiben!

Ich habe an vielen Stellen gedacht, mh, würdest Du anders lösen, Wortwiederholungen und Satzanfänge,
Gern her damit, wenn du Lust hast. Gegen Wiederholungen bin ich eher resistent, weswegen ich eure Vorschläge immer gerne umsetze. Selbst fällt mir das nicht so auf, auch wenn ich stark drauf achte
aber ich erinnere mich, das Du mal sagtest, Dir sei die Geschichte viel wichtiger.
Ach joa - hab ich das?? Story ist schon wichtig, oder dass etwas passiert, was mich interessiert, aber ich liebe auch gute und geschliffene Sprache.

Ja, dieses ist ein gutes Beispiel (absolutr positiv gemeint) dafür, ich mag da jetzt auch icht drin rum stochern, vielleicht nach ein paar Tassen Beruhigungstee.
Super, freut mich und gerne

Nun sind wir ja hier bei den Wortkriegern, ich habe also schon auch versucht analytisch zu lesen.
Nur zu! :D

Und nun überlege ich die ganze Zeit, wann mir klar war, worauf es hinausläuft. Eigentlich denke ich, sofort, als diese beiden so entgegen gesetzten Personen auf dem Parkplatz ankamen. Gefühlt konnte Dein genaues Hinschauen, nur diesen Rückschluss zulassen.
Ja, ist ein Punkt. Ich wollte es so hinkriegen, dass man Christian am Anfang misstraut, gerade, als das Messer zum Vorschein kommt, dass man aber bei seiner Rede wieder ins Wanken kommt als Leser und ihm möglicherweiss zugeneigt ist - quasie die gleiche Reise, wie sie die Prot durchlebt

Und ich denke, dass es mir so gefällt, denn es zieht mich durch die andererseits so alltägliche Welt der beiden, lässt mich hoffen und dennoch zweifeln
Super, freut mich!

Also habe ich wieder etwas dazugelernt, Dankeschön.
Ich habe zu danken.

Sie ist Herkules und verbieg das Auto, während es über der Schwelle liegt - Hut ab! Sei großzügig, gib dem Satz ein "mit" dazu.
Haha, wird geändert, du hast recht

Sorry, wenn ich jetzt keine Textarbeit mache, ich muss das erstmal sacken lassen, komme aber gerne wieder.
Das war schon mehr als ich verlangen kann! Deine Eindchätzung bringt mich schon mal ein gutes Stück weiter, vielen Dank dir!

Beste Grüße
zigga

 

Hey @zigga,

krass. Das ist das erste, was mir einfällt. Ich finde, du hast dieses toxische Verhältnis gut auf den Punkt gebracht. Nur, als er von dem einen Extrem ins andere fällt, fehlt mir ein Zwischenschritt . Auch, wenn ich versuche, die Lücke selbst zu füllen. Ich denke mal, er hat zwei Tage lang durchgesoffen, mit irgendjemandem Stress gehabt und fährt jetzt zu ihr, um es an ihr auszulassen. Zwischendurch macht er kryptische Andeutungen, dass sie ihn verarscht hätte mit irgendwas.

Ich denke, du wolltest das so, um diesen Jekyll&Hyde Charakter in seiner ganzen Sentimentalität und Brutalität zu zeigen und wie plötzlich das oft passiert. Die volle Achterbahnfahrt. Rein vom Gefühl her geht es mir aber zu schnell. Erst heult er rum, weil er gerade mal wieder Scheiße gebaut hat und sie ja jetzt wieder zurückgewinnen muss. Wie das in Hollywoodfilmen eben so ist. Und dann zieht er gleich wieder los? Eigentlich müsste ja jetzt erstmal alles wieder himmelhochjauchzend sein für ein paar Tage, damit sie wieder an den Märchenprinzen glauben kann, um dann wieder so richtig schön auf die Fresse zu fliegen.

Ich weiß, dass das nicht deine Intention war, es ist nur mein persönliches Empfinden, dass mir das fehlt, weil sie ja auch ihre Rolle in dieser Beziehungsdynamik spielt. Wenn das Spiel schon seit einer ganzen Weile so geht, lässt sie sich diese alles übertreffende Hollywood-Leidenschaft ja auch als wahre Liebe verkaufen, weil sie sich ein Happy End erhofft. Sie läuft ja genauso ständig auf Hochtouren, wenn sie das alles aushält, fühlt sich vielleicht besonders lebendig zwischen Lovebombing und Beschimpfungen. Aber ich denke mal, Jacky ist schon an dem Punkt, wo sie ihn eigentlich loswerden will. Sie wirkt die ganze Zeit sehr distanziert, aber ich weiß nicht, ob sie erstmal abwartet, weil sie sich noch gar nicht vom letzten Mal erholt hat oder ihm aus dem Weg geht. Ich erfahre nichts über sie. Vielleicht, weil sie tatsächlich leer ist nach all den Eskapaden. Über ihn erfahre ich viel, schwanke immer so zwischen Abscheu und Mitleid. Im Grunde ist er ja 'ne arme Sau. Das ist schon tragisch mit anzusehen, wie ein Mensch zerbricht, dazu muss man nicht mal verliebt sein. Aber sie hat wohl schon dicht gemacht. Falls das deine Intention war, kann ich das nachvollziehen.

Ja, krass, wie du das dargestellt hast. Wirklich gut gemacht. Ich muss allerdings zugeben, dass ich mich erst beim zweiten Lesen drauf einlassen konnte, weil mir anfangs die detaillierten Beschreibungen zu viel waren. Das hat es mir erschwert, in den Text einzusteigen. Erst das Lovebombing hat mich aufhorchen lassen. Ist schon krass, wie sowas funktioniert, an das schlechte Gewissen appelliert wird, die großen Gefühle, und dass an allem natürlich immer die anderen Schuld sind. Also Christian finde ich sehr gut charakterisiert.

So, jetzt habe ich so viel geschrieben, dass ich die Textarbeit auch dem nächsten zuschiebe. Gab sowieso kaum was zu meckern. Manchmal fand ich es rythmisch gewöhnungsbedürftig, mit diesen Stakkato Sätzen im Mittelteil und anfangs waren mir, wie gesagt, auch die Beschreibungen zu viel, weil ich erstmal wissen wollte, was da eigentlich Phase ist. Die beiden kamen mir ein bisschen vor wie aus einer Reality-Show, und wer weiß, ob das nicht auch so gewollt war von dir.

Na ja, lange Rede, kurzer Sinn: Die Geschichte hat mir gefallen. Sie hat mich berührt, nicht zuletzt wegen der Intensität der Bilder. Da bist du echt Meister drin!

Liebe Grüße,
Chai

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi @Chai!

Freut mich sehr, dass du so schnell gelesen und kommentiert hast! Danke dir dafür.

Deine Einschätzungen sind goldwert. Ich steige ein:

Ich finde, du hast dieses toxische Verhältnis gut auf den Punkt gebracht.
Danke dir. Freut mich, dass das so bei dir ankommt.

Nur, als er von dem einen Extrem ins andere fällt, fehlt mir ein Zwischenschritt .
Ja, geb ich dir voll recht. Das Teil war noch länger, aber es war auch langwieriger, und da hab ich es eingedampft, auf den essentiellen Kern, auf die Beziehung der beiden. Da ist jetzt ein wenig was rausgefallen.
Es ist mit der Pinzette gedoktort, aber ich habe Christians Aussage, als er dicht im Auto sitzt, noch mal minimal verändert. Ich bilde mir ein, dass der Zwischenschritt jetzt vielleicht weniger schmerzhaft verläuft beim Lesen. Auch, wenn das Feinjustierung ist und es jetzt keinen zusätzlichen Plot einwirft. Jetzt sagt Christian:

»Dir geb ich nicht das letzte Wort«, sagt Christian. »Das hab ich alles für dich gemacht. Das wird dir noch leid tun.«
Er sagt: »Du dreckiges Stück Scheiße. Du blöde, behinderte Fotze. Du Affe.« Dann: »Vergewaltigt gehörst du.«

Na ja, vllt. lasse ich ihn auch das hier sagen, bin noch unsicher:

»Du weißt, dass ich das alles für dich tue!«, sagt Christian. »Dass ich das alles für dich aufgegeben hab! Das weißt du. Du räudige, eingebildete Nutte.«
Er sagt: »Du dreckiges Stück Scheiße. Du blöde, behinderte Fotze. Du Affe.«

Im Kontext der Gesamtszene kommt mir das jetzt organischer vor. Aber ja, vllt. sehe nur ich das so.

Du hast jedenfalls Recht. Ich sehe das auch so und das war die Schwachstelle irgendwo, die ich am Text gesehen habe. Dass der Übergang zur letzten Szene, zu Christians Ausraster, zu viel Kluft hat/haben könnte.
Ich dachte mir: Oft passiert das einfach. Für die betroffene Person in der Beziehung, in dem Fall Jacky, kommt das aus heiterem Himmel. Plötzlich wandelt sich der Partner, oder der Ex-Partner, und sie versteht nicht, warum, was das soll. In Christians Perspektive, in seinem Geist, ergibt das natürlich alles Sinn und ist kohärent. Ich will meinen Text hier nicht verteidigen, weil ich deine Lesart verstehe und du sprichst den richtigen Punkt an, dafür bin ich dir sehr dankbar. Nur als Ergänzung vielleicht, wie ich das gehofft hatte, dass es rüberkommt.
Ich dachte, hier stecken wir in Jackys Haut. Wir sehen die Sache aus ihrer Perspektive, wie mit einer Kamera. Erst Lovebombing, dann, für sie aus heiterem, ihr unverständlichem Sinne, das Gegenteil.
Aber vielleicht ist das von der Struktur des Textes an sich auch ein Nachteil, dass ich das so "erklärungsarm" bzw. "nachvollziehbararm" intendiert habe. Ich hab's halt mal ausprobiert! ;) Bin gespannt, was andere evtl. dazu noch für einen Eindruck geben. Vielen Dank dir an der Stelle schon mal, dass du das angesprochen hast, I'm serious!

Wenn das Spiel schon seit einer ganzen Weile so geht, lässt sie sich diese alles übertreffende Hollywood-Leidenschaft ja auch als wahre Liebe verkaufen, weil sie sich ein Happy End erhofft. Sie läuft ja genauso ständig auf Hochtouren, wenn sie das alles aushält, fühlt sich vielleicht besonders lebendig zwischen Lovebombing und Beschimpfungen. Aber ich denke mal, Jacky ist schon an dem Punkt, wo sie ihn eigentlich loswerden will. Sie wirkt die ganze Zeit sehr distanziert, aber ich weiß nicht, ob sie erstmal abwartet, weil sie sich noch gar nicht vom letzten Mal erholt hat oder ihm aus dem Weg geht. Ich erfahre nichts über sie. Vielleicht, weil sie tatsächlich leer ist nach all den Eskapaden. Über ihn erfahre ich viel, schwanke immer so zwischen Abscheu und Mitleid. Im Grunde ist er ja 'ne arme Sau. Das ist schon tragisch mit anzusehen, wie ein Mensch zerbricht, dazu muss man nicht mal verliebt sein. Aber sie hat wohl schon dicht gemacht. Falls das deine Intention war, kann ich das nachvollziehen.
Gefällt mir, wie du das liest!

Ich erfahre nichts über sie.
Ja, das stimmt. Ich hatte noch mehr über sie im Text, aber irgendwie war es für mich Ballast und ich hab es gekickt und wollte nur das Essentielle zeigen. Ich denke mal drüber nach, ob es hier mehr über sie braucht. Ich hatte hier hart Bock auf Verknappung, aber ja, ist ein legitimer Punkt, den du hier ansprichst, du hast Recht.

Ja, krass, wie du das dargestellt hast. Wirklich gut gemacht.
Freut mich! :)

Ich muss allerdings zugeben, dass ich mich erst beim zweiten Lesen drauf einlassen konnte, weil mir anfangs die detaillierten Beschreibungen zu viel waren.
Verstehe ich. Die Perspektive ist schon sehr nah dran, wie ständige Close-Ups. Danke für deine ehrliche Rückmeldung. Ich hab Bock, da noch ein bisschen mehr auszudünnen, was redundant oder Ballast ist.

Erst das Lovebombing hat mich aufhorchen lassen.
Schön! Ich kenne das beim Lesen. Manchmal lese eine Exposition, und ich bin so halb oder mehr als halb dabei, aber der Moment, wo ich in einem Text aufwache und wirklich präsent drin bin, ist, wenn eine gewisse Art der wörtlichen Rede passiert, oder wenn eine Figur etwas "Ehrliches" erzählt.

Ist schon krass, wie sowas funktioniert, an das schlechte Gewissen appelliert wird, die großen Gefühle, und dass an allem natürlich immer die anderen Schuld sind. Also Christian finde ich sehr gut charakterisiert.
Freut mich! Ja, das finde ich auch. Das Perfide finde ich, dass selbst Leute, die extrem darüber aufgeklärt sind, davon in den Bann gezogen werden und in solche Beziehungen abrutschen können. Das ist ein Elend.

So, jetzt habe ich so viel geschrieben, dass ich die Textarbeit auch dem nächsten zuschiebe.
Ach, ihr! :D @greenwitch und @Chai - das war doch exzellente Textarbeit, macht eure Kommentare mal nicht klein! ;) Im Ernst - deine Einschätzung hat mich sehr weitergebracht.

Gab sowieso kaum was zu meckern.
Freut mich!

Manchmal fand ich es rythmisch gewöhnungsbedürftig, mit diesen Stakkato Sätzen im Mittelteil und anfangs waren mir, wie gesagt, auch die Beschreibungen zu viel, weil ich erstmal wissen wollte, was da eigentlich Phase ist.
Ja, verstehe ich ... ich schau mal, hab Bock, weiter daran zu arbeiten, ich verstehe die Rückmeldung

Die beiden kamen mir ein bisschen vor wie aus einer Reality-Show, und wer weiß, ob das nicht auch so gewollt war von dir.
Argh jetzt reißt du mir aber das Herz raus! :D Nee, wollte ich natürlich nicht. Also Reality ist für mich Klischee, das wäre schade. Ich hab beim Schreiben schon immer den Anspruch, etwas "Echtes" zu zeigen bzw. etwas Wahrhaftiges zu erzählen ... Reality-TV ist ja geskripted, unecht und auf eine gewisse Art für den Zuschauer so aufbereitet, dass man sich über die Protagonisten lustigen machen, sich über sie stellen kann.
Aber ja! Ich denke, du hast das nicht so gemeint. Wenn es ein wenig für dich so ist, ist es so ... ich kann nicht mehr, als mein Bestes zu geben :D

Na ja, lange Rede, kurzer Sinn: Die Geschichte hat mir gefallen. Sie hat mich berührt, nicht zuletzt wegen der Intensität der Bilder. Da bist du echt Meister drin!
Danke dir für das Kompliment, Chai!

Einen schönen Abend
zigga

 

Argh jetzt reißt du mir aber das Herz raus!
Scheiße, da hast du mich glaube ich, falsch verstanden, lieber @zigga . Ich meinte damit nur den Anfang. So wie sie beschrieben wurden. Optisch. Die Art, wie er dasteht, ihre gelbe Steppjacke und die Kaninchenfellhandschuhe. Da hatte ich solche Charaktere vor Augen. Aber ich meinte damit nicht, dass die ganze Geschichte wie eine Reality Show wirkt.

Dir auch einen schönen Abend.

 

Hey du,

ich arbeite mich mal häppchenweise vor. Erst Mal: schön, dass der erste Text, den ich hier seit einiger Zeit lese, aus deiner Feder ist.

Arbeitshose

das war vorher alles ziemlich spezifisch. REWE und Toyota. Warum hier so unpräzise? Würde vielleicht jetzt nicht nach der Marke (Strauss?) greifen, sondern über die Haptik des Materials (?)

REWE; er

Braucht es das Semikolon? Wenn ja, wofür?

Backen

Das Wort wurde mir leider ausgetrieben. Früher immer gesagt. Heute denke ich an das hier: :butt:

Sie trägt rosa Fäustlinge aus Hasenfell, eine senfgelbe Daunenjacke, stonewashed Jeans, Lammfell-Boots und ein Stirnband.

Hier habe ich gemerkt, waren das dann schon viele Beschreibungen. Klar, die Figuren sollen eingeführt werden, aber auch durch den schnellen Perspektivwechsel im ersten Absatz, wirkte das nicht sehr dynamisch.

Fensterscheiben ihres Wagens sind gefroren

vielleicht liegts an der Uhrzeit, aber hier hatte ich so einen Irritationsmoment von wegen: Glas, das friert? Gibbet doch gar nicht. Und jetzt denke ich: vielleicht könnte man auch was von einer dünnen Schicht Eis oder Kruste schreiben

Die Wolkendecke steht tief, dick, grau und schneeweiß

ich mag dieses angehängte "und schneeweiß" sehr. Das schneeweiß übertönt dann auch das grau völlig. Obwohl ich mich im Nachhinein frage, warum es grau und schneeweiß ist. Aber ich bin sicher, dass ich das rausfinde, wenn ich meinen Kopf mal ein bisschen benutze :D

Jacky biegt ihren Wagen über die Fahrbahnschwelle auf den Parkplatz. Alles wackelt und klappert, als sie Christian dort stehen sieht.

Ist sehr subtil für einen Szenenwechsel. Ich finde das geschickt gemacht, aber es hat auch zur Folge, dass ich mich etwas verirre. Aber dazu muss ich sagen, dass ich das schnell tue.

Er spricht das L mit schwerer, nach vorne geschobener Zunge nach fränkischer Mundart.

Fand das irgendwie komisch. Nicht vom Inhalt. Das ist ja an sich eine schöne Beobachtung. Aber wie das so angefügt wird. Da hängt doch ein Erzähler mit dran, von dem ich bislang noch nichts wahrgenommen habe. Vielleicht klärt sich das noch auf.

Er steht wie eine Statue vor seinem Wagen; übergroß. Unbewegt. Seine Stimme klingt tief und heiser. Er spricht das L mit schwerer, nach vorne geschobener Zunge nach fränkischer Mundart. Er blickt sie unverhohlen an.

du hast dich für diese extrem spröden, wiederholenden Satzanfänge entschieden. Auch an anderen Stellen schon. Finde ich auch geschickt, aber merke auch, wie mich das herausfordert. Als würde der Text jetzt eben auch auf dieser Ebene anfangen, mit mir zu kommunizieren.

sagt er und nickt, mit der Wagentür in der Hand.

Da hatte ich einen ähnlichen Moment wie mit dem gefrorenen Glas. Habe mir plötzlich vorgestellt: Der steht dort übertrieben wie in einem Comic mit abgerissener Tür in der Hand und nickt. Er hält ja eigentlich auch nicht die Tür in der Hand, sondern den oberen Rahmen der Tür bzw. die Türfalz (wenn man das obere der Tür so nennen kann).

Bis hierhin sehr akribisch beschrieben, fast zu sehr, weil die Details noch nichts in Bewegung setzen. Aber das kann ja noch kommen, wenn die Handlung erst einsetzt :-)

Mit Zeit geht's weiter.
Cheerios!
Carlo

 

Erst Mal: schön, dass der erste Text, den ich hier seit einiger Zeit lese, aus deiner Feder ist.
Ja moin! Schön, von dir zu lesen. Freut mich auch, dass du einsteigst. Kann leider wegen Technik nur deine Antworten auf meine Textzizate zitieren - mea culpa.
Schon mal vorab vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren. Freut mich immer sehr.

das war vorher alles ziemlich spezifisch. REWE und Toyota. Warum hier so unpräzise? Würde vielleicht jetzt nicht nach der Marke (Strauss?) greifen, sondern über die Haptik des Materials (?)
Ja, ist ein Punkt. Wäre dann womöglich aber auch wieder etwas anstrengend, das Close-Up noch mal näher zu fahren, für den Leser, dachte ich - aber ja, ich denke mal drüber nach

Braucht es das Semikolon? Wenn ja, wofür?
Für den Rhythmus habe ich ich es hier verwendet - Punkt war mir an der Stelle zu sehr Ende, Komma zu wenig; hoffe ich vertue mich hier nicht

Das Wort wurde mir leider ausgetrieben. Früher immer gesagt. Heute denke ich an das hier: :butt:
Jaa, aber das kann man schon für Gesicht sagen, oder? Denkt man da immer an Arsch? Hehe

Hier habe ich gemerkt, waren das dann schon viele Beschreibungen. Klar, die Figuren sollen eingeführt werden, aber auch durch den schnellen Perspektivwechsel im ersten Absatz, wirkte das nicht sehr dynamisch.
Moment! Siehe unten

vielleicht liegts an der Uhrzeit, aber hier hatte ich so einen Irritationsmoment von wegen: Glas, das friert? Gibbet doch gar nicht. Und jetzt denke ich: vielleicht könnte man auch was von einer dünnen Schicht Eis oder Kruste schreiben
Hey, das sagt man so! Habe noch mal gegooglet den Wortlaut, und ich kenne es aus der gesprochenen Sprache - ist das regional?

Obwohl ich mich im Nachhinein frage, warum es grau und schneeweiß ist.
An dem Tag hab ich aus dem Fenster geschaut und der Wolkendecke war teilweise grau, teilweise schneefarben, das habe ich aufgegriffen :D

Ist sehr subtil für einen Szenenwechsel. Ich finde das geschickt gemacht, aber es hat auch zur Folge, dass ich mich etwas verirre. Aber dazu muss ich sagen, dass ich das schnell tue.
Also! :D Was denn nun, subtil und geschickt oder nicht so dynamisch? Es ist schon spät, aber so spät auch nicht! :peitsch:

du hast dich für diese extrem spröden, wiederholenden Satzanfänge entschieden. Auch an anderen Stellen schon. Finde ich auch geschickt, aber merke auch, wie mich das herausfordert. Als würde der Text jetzt eben auch auf dieser Ebene anfangen, mit mir zu kommunizieren.
Ja. Ich weiß, dass die Satzanfänge Leute nicht mögen. Es ist so seltsam, aber mich stört das in dem Maß gar nicht beim Lesen. Oder ist das der Effekt, weil es mein eigener Text ist? Den liest man ja immer durch eine sonderbare Brille. Es ist eben seltsam, weil wenn ich es lese, ich keine Störung empfinde, weswegen ich immer wieder so schreibe und mit diesen Er-Anfängen einen gewissen Sound höre, aber es mich nicht stresst. Hoffe, ich bin da nicht auf Abwege geraten. Reibt mir das bei Störgefühlen gern unter die Nase

Da hatte ich einen ähnlichen Moment wie mit dem gefrorenen Glas. Habe mir plötzlich vorgestellt: Der steht dort übertrieben wie in einem Comic mit abgerissener Tür in der Hand und nickt. Er hält ja eigentlich auch nicht die Tür in der Hand, sondern den oberen Rahmen der Tür bzw. die Türfalz (wenn man das obere der Tür so nennen kann).
Oh Mann, echt? Da wäre ich beim Schreiben nicht drauf gekommen! Ist notiert. Bin gespannt, ob andere auch dieses falsche Bild empfinden. Ich stelle mir einfach jemanden vor, der die Tür in der Hand hält, sagt man das nicht auch einfach so? Oder ich schreibe es einfach so. Ich trinke mal mein alkoholisches Getränk leer und schlafe ne Nacht drüber - freue mich auf die Fortsetzung, servus!

 

Sein Gesicht ist geprägt von den hervortretenden, hellen und leuchtenden Augen, die in tiefen Höhlen liegen.

Moin Zigga,

sehr viel Beschreibung gleich am Anfang. Auch widersprüchlich: hervortretende Augen die in tiefen Höhlen liegen? Geht das? Ich denke spontan an die Szene aus Total Recall wo Schwarzennegger die Augen aus den Höhlen platzen außerhalb dieser Marskuppel. Ich denke, vielleicht ein spezfisches Detail. Fährt der einen Cruiser oder Hilux? Trägt der Strauß oder Snickers? Oder tut der nur so. Dann trägt der Carhartt, wie ich! Haha!

Alles wackelt und klappert, als sie Christian dort stehen sieht.
Was wackelt da? Es liest sich so, als ob an ihr alles wackelt und klappert.
Auch das Blech seines Toyotas und die Radabdeckkappen glänzen frisch gewachst und poliert.
Ich denke an eine Szene aus dem Film Over the top mit Stallone, wo er seinen Sohn beeindrucken will und seinen Truck poliert, es aber nicht funktioniert. Will sagen: Der Hinweis mit den rasierten Backen und dem polierten Auto, das kommt sehr früh und du verrätst da auch schon etwas den Intent. Ich bin als Leser direkt eingenordet und weiß, es hat etwas mit einer Entschuldigung oder einer Sache zu tun, die in der Vergangenheit liegt, sonst würde er sich nicht so verhalten. Vielleicht drauf verzichten und sich nur auf die Figuren verlassen.

Er spricht das L mit schwerer, nach vorne geschobener Zunge nach fränkischer Mundart. Er blickt sie unverhohlen an.
Was soll uns das sagen? Dass er Dialekt spricht und das sagt etwas über seinen sozialen Status aus? Ich würde es so lesen, denn bei uns im Rheinland sprechen die Menschen kaum noch richtiges Rheinisch, und wenn, sind es meistens wirklich alte Originale. Das sind Archetypen, und wenn du das aussagen möchtest, würde ich ihn auch wirklich Dialekt sprechen lassen, das dann phonetisch schreiben.

Er schließt die Beifahrertür, langsam und behutsam, mit einer Zärtlichkeit, mit der man Kleinkinder berührt.
Ich finde so etwas schwierig, diese Vergleiche. Ich empfinde das als übergriffig fast schon, weil es so erklärend ist einerseits, mich diese Erklärung aber auch in eine ganz bestimmte Richtung drängen will. Es muss diese ganz bestimmte unschuldige Zärtlichkeit sein, die aber nicht für sich steht, sondern ja auch einen Sendungscharakter besitzt, die will etwas über die Figur sagen. Ich denke, dein Charakter macht das von alleine, das wirkt einfach over the top, haha, ich denke, du weißt, was ich meine.
Sie schaut zu ihm. »Was gibtʼs?«, fragt sie. Dann: »Was hast du mir Wichtiges mitzuteilen?«
Er hat sie dazu bekommen, sich mit ihm auf neutralem Boden vorm REWE zu treffen. Sie weiß, dass es sich um etwas Wichtiges handeln muss, und sie ist ja entweder neugierig, oder aber sie hat Mitleid. Warum sagt er ihr das nicht am Telefon? Oder schreibt ihr eine Whatsapp? Es muss etwas sein, was persönlich überbracht werden muss, und das er für so groß und wichtig hält, dass er ihr dabei in die Augen sehen kann, wenn er es ihr erzählt. Er ist also stolz.
»Ich liebe dich«, sagt er. »Ich möchte, dass du dir Gedanken über das machst, was wir heute besprochen haben.« Er sagt: »Auf uns wartet ein ganz neues Leben.«
Es dreht sich um eine Veränderung in seinem Leben, die sie inkludiert. Er verändert sich und damit auch die Beziehung zu ihr. So soll es jedenfalls sein, er sieht das so. Ich denke, hier von Eigentum zu sprechen ist nicht so ganz richtig, denn erstens gehört es ihnen nicht, sie sind vielleicht Inhaber oder Besitzer, aber das Gewerbe wird der Bank gehören. Es geht doch auch weniger um das Eigentum, sondern um Verantwortung, oder? Er macht sich selbstständig, das bedeutet für ihn, er zwingt sich selbst in einen disziplinarisches Korsett, er muss sich mit Dingen auseinandersetzen, mit denen er sich noch nicht auseinandergesetzt hat, es gibt auch kein Zurück. Im übertragenen Sinne bedeutet das auch für sie als Botschaft: Ich kann mich verändern, sieh hin, ich bleibe nicht stehen, ich kann lernen.
Sein Adamsapfel bewegt sich wie der Schlitten einer Pistole.
Der Schlitten an meiner 1911 hat sich noch nie wie ein Adamsapfel bewegt und wenn sich mein Adamsapfel so bewegen würde, würde ich aus dem Fenster springen und in die Notaufnahme gegenüber rennen! :D Ich denke, die Bewegung ist zu hart und mechanisch, zu knapp. Schreib doch, was du siehst.
Er sagt: »Auf uns wartet ein ganz neues Leben.«
Er müsste, denke ich, hier etwas manipulativer sein. Denn was er ja subtil mitteilt, ist ja: Ich verändere mich, aber eigentlich wissen wir beide, dass ich es nur schaffe und durchhalte, wenn du zu mir zurückkehrst. Da operiert er mit dem schlechten Gewissen. Das würde ich hier stärker implementieren, er müsste das versteckt mitteilen, wenn du zu mir zurückkommst, dann ... ganz alleine schaffe ich es nicht ... es wäre was anderes, wenn du da wärst, etc.

Du bist mein Engel. Du bist von dort oben, von Mama, gekommen, und hast mich gerettet.«
Hier dachte ich zuerst: Ist das eventuell seine Tochter?
Jacky sieht das lederne Messerholster, das er versteckt hinten am Gürtel trägt. Sie sieht den orangen Gummi-Messergriff oben aus dem Holster stehen.
Klingt nach Mora, das ist dann aber kein Gummi, sondern Kunststoff, und die werden meistens auch nicht in einem Lederholster, sondern in so einem hellblauen Kunststoffholster getragen.

Sie sieht ihm ins Gesicht. »Das hättest du nicht gebraucht.«
Das verstehe ich nicht. Sie wirkte in dem ganzen Dialog da vor jetzt nicht so total euphorisiert, sie wirkt nicht so, als würde sie ihm nochmal eine Chance geben, sie äußert sich und verhält sich eher abweisend. Spekulativ, was passiert ist, es könnte mehrere Gründe geben - Fremdgehen, Gewalt, etc. Aber sie wirkt nie so, als würde sie ihm irgendetwas davon vergeben. Sie wirkt verschlossen und kalt. Deswegen wundert mich auch die Reaktion. Müsste sie nicht sagen: Du hast dich nicht verändert und du wirst dich nicht verändern? Egal was noch passiert? Ich denke, im Hinblick auf den Verlauf würde das auch diese Eskalation besser erklären, viellleicht sieht er dadurch tatsächlich selbst ein, hey, so bin ich! und dann gibt er ihr die Schuld dafür. Im Grunde ein Narzisst, der an seinem Minderwertigkeitsgefühl leidet und nicht nur anderen die Schuld für sein Verhalten gibt, sondern auch versucht, andere dafür zu belangen, wenn er selbst die Wahrheit über sich selbst erkennt.
Er erzeugt beim Ausatmen durch die Nasenlöcher einen hohen, traurigen Ton.
Das ist wie open heart surgery, dieser Text, extrem heikel und sehr schwergewichtig. Ich denke, hier ist viel, viel weniger mehr. Der ganze Text ist traurig, tragisch und intensiv, da wirkt so etwas oft wie der emotionale overkill. Das hat der Text nicht nötig.

Er schnauft ein paar Sekunden lautstark. »Ich weiß nicht, wie man liebt. Es hat mir nie jemand gezeigt, wie man liebt. Bis auf dir. Ich weiß, dass ich dich liebe. Ich hab sowas noch nie im Leben gefühlt. Ich liebe dich so sehr. Ich liebe dich so sehr. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr. Ich hättʼ nie gedacht, dass es sowas gibt. Dass ich sowas wie dich noch mal kennenlerne. Ich sterbe, wenn ich dich verliere; entschuldige«, sagt er.
Er schluckt und atmet weiter auf diese Weise.
Sie hört, wie er im Auto hin und her rutscht.
»Ich hätte das nicht zu dir sagen sollen. Ich hätte dich nicht auf die Art anfassen sollen. Das war das Letzte. Das Allerletzte.« Dann: »Es war nicht böse gemeint. Es war zu keinem Zeitpunkt böse gemeint. Du weißt, es ist alles wegen meinem scheiß verdammten Stiefvater. Wegen allem, was er uns angetan hat.« Dann: »Aber ich hab es gesagt und gemacht.« Schließlich: »Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll.«
Das ist der backbone der ganzen Story. Für mich klingt das schon ein wenig nach Klischee. Der Stiefvater. Hat man nicht zum ersten Mal gelesen. Braucht man diese Begründung denn? Für mich wirkt das auch wie ein Versuch der Exposition durch Dialog, so nach dem Motto: Jetzt noch schnell dem Leser erklären, wie es im Nachhinein dazu kam. Ganz ehrlich: Nein. Das hat der Text und die Charaktere nicht nötig. Ich muss nicht haargenau wissen, was und warum da was passiert ist. Weil es in dem Moment der Story, in dem Moment der erzählten Zeit doch gar keine Rolle spielt. Denn darum geht es auch nicht. Hier geht es doch um der Moment, in dem sich entscheidet, wie zwei Leben weitergehen werden, gemeinsam oder getrennt. Er will, sie nicht. Ich würde das, glaube ich, radikal kürzen. Du gibst genug Indizien, das etwas passiert ist, du musst es nicht ausbuchstabieren. Das machst du im Grunde auch nicht, aber es ist im Text dann wie so ein Raunen immer im Hintergrund, die Dinge, die mein Stievater mit mir gemacht hat. Das ist ja auch bereits gemeinsames Wissen. Er müsste dann sagen: Du weißt warum ich so bin. Weil sie es eben tatsächlich schon weiß. Der Leser kann das selbst transferieren.

Ich verstehʼ jetzt diese ganzen romantischen Filme. Wovon die Leute reden, wenn sie von Liebe reden. Ich hab das 38 Jahre lang nicht getan, aber jetzt tu ichʼs. Ich versteh es.«
Ich vermisse ja sie. Jacky bleibt irgendwie so ein Kommunikationsloch, in dass er seine male gaze versenkt, in das er sich die ganze Zeit reinentschuldigt. Er wirkt dabei irgendwann auch nicht mehr tragisch hilflos, sondern wie eine Karikatur, weil von ihr eben so gar nichts kommt. Sie könnte hier fragen: Und was verstehst du? Warum verstehst du das? Und warum musste erst das passieren, damit du das verstehst? Wie und warum soll ich dir das glauben? Warum sollte ich darauf vertrauen, dass sich irgendetwas ändert? Dieser Mann braucht Druck, auch der Charakter, er braucht "Figurendruck", er muss etwas verlieren. Er präsentiert sich als reumütiger, weinender Mann, der gerne zurück ins Nest möchte, dann plötzlich ist er der besoffene Asi, der sie beleidigt und ihr die Schuld gibt. Wofür? Wo ist sie bei der ganzen Sache? Wenn sie ihm etwas entgegenzusetzen hat, vielleicht sogar an der Beziehung mit ihm gewachsen ist, sie hat sich tatsächlich durch diese Beziehung verändert und er eben nicht, und sie beweist ihm das, in dem sie ihn ins Kreuzverhör nimmt, ihm ihre Stärke beweist und er das dann als endgültige Ablehnung wahrnimmt, dann würde sich das eher für mich erschließen. So wirkt das irgendwie unfertig, da passt irgendetwas mit der Dramaturgie nicht so ganz, es wirkt drangepappt, weil es so ganz ohne Motivation kommt.
Sie klopft an die Scheibe der Fahrertür, tritt einen Schritt zurück.
Würde sie wirklich rausgehen und an den Wagen treten? Hat sie keine Angst, dass er gewalttätig wird, dass er ihr an den Hals gehen könnte? Ist er doch so harmlos? So hast du ihn nicht gezeichnet. Du hast ihn als grobschlächtigen Typen gezeichnet, der sich in Selbstmitleid suhlt und Messer trägt. Wenn man die piekt, rasten die mal gerne aus, oder? Das wird sie wohl wissen. Du kannst es auch umdrehen und richtig eskalieren lassen, er steht bei ihr vor der Tür und hämmert dagegen, ich habe so was im Haus hier schon erlebt, da kam die Schmier mit vier Leuten, so kannst du es auch machen, dann wäre das der letzte Beweis, den sie braucht, dieser Mann will keine echte Beziehung, der will eine Machtstruktur, in der er die Befehle gibt, so nett er das auch verpacken mag.

Es muss einen Indikator für ein solches Verhalten geben. Vielleicht sieht er sie mit einem neuen Freund. Warum muss eigentlich immer der Mann das Objekt der Begierde sein? Eifersucht ist doch bei beiden Geschlechtern ein packendes Thema. Der neue Freund ist ihm vielleicht total ähnlich, aber er ist eben nicht so wie er. Das reizt einen doch bis aufs Blut, also mich würde es das jedenfalls. Wo man scheinbar erstmal keinen Unterschied erkennt und denkt: Moment mal, DAS ist ihr neuer Typ, der sieht ja genau so aus wie ich, was ist denn an mir verkehrt?

Sind so meine Gedanken. Nice Carver-Referenz noch schön verpackt, das gibt hundert Punkte. :D

Gruss, Jimmy

 

Moin @jimmysalaryman

Vielen Dank dir fürs Lesen und Kommentieren.

Ich steige direkt ein:

sehr viel Beschreibung gleich am Anfang.
Ja, das haben mehrere bemängelt. Ich stecke da wohl zu sehr drin gerade, als dass ich es selbst sehe. Werde das noch runterkürzen und verschlanken, wenn es stört.
Ich frage mich nur gerade, welche Teile genau redundant oder zu viel sind.

Auch widersprüchlich: hervortretende Augen die in tiefen Höhlen liegen? Geht das? Ich denke spontan an die Szene aus Total Recall wo Schwarzennegger die Augen aus den Höhlen platzen außerhalb dieser Marskuppel.
Ja, schwierig. Ich hab gerade das Gefühl, das ginge.
Vllt werde ich mich für eines entscheiden oder ändern.
Ich hatte "glupschige, in tiefe Hohlen liegende Augen" ursprünglich, aber "glupschig" gibt es leider in der Schriftsprache nicht. Ich hab so ein ganz bestimmtes Augenpaar vor Augen, das ich mal bei einem Typ gesehen hab.
Werde mich noch mal ransetzen, danke für die Rückmeldung.

Trägt der Strauß oder Snickers? Oder tut der nur so. Dann trägt der Carhartt, wie ich! Haha!
:D

Alles wackelt und klappert, als sie Christian dort stehen sieht.
Was wackelt da? Es liest sich so, als ob an ihr alles wackelt und klappert.
Ja, du hast recht, gekauft

"Auch das Blech seines Toyotas und die Radabdeckkappen glänzen frisch gewachst und poliert."

Ich denke an eine Szene aus dem Film Over the top mit Stallone, wo er seinen Sohn beeindrucken will und seinen Truck poliert, es aber nicht funktioniert. Will sagen: Der Hinweis mit den rasierten Backen und dem polierten Auto, das kommt sehr früh und du verrätst da auch schon etwas den Intent. Ich bin als Leser direkt eingenordet und weiß, es hat etwas mit einer Entschuldigung oder einer Sache zu tun, die in der Vergangenheit liegt, sonst würde er sich nicht so verhalten. Vielleicht drauf verzichten und sich nur auf die Figuren verlassen.
Ja, ist immer die Frage, wie viel der Leser wann und wo braucht. Was die Subtilität angeht, ist das ja letztlich auch eine Frage, an welchen Leser sich der Text wendet. Für mein Empfinden und an den Leser gerichtet, den ich vor Augen habe, dachte ich, es sei die richtige Dosis Subtilität.
Ich kürze das mal weg und schaue, ob der Text gewinnt.

Er spricht das L mit schwerer, nach vorne geschobener Zunge nach fränkischer Mundart. Er blickt sie unverhohlen an.
Was soll uns das sagen? Dass er Dialekt spricht und das sagt etwas über seinen sozialen Status aus? Ich würde es so lesen, denn bei uns im Rheinland sprechen die Menschen kaum noch richtiges Rheinisch, und wenn, sind es meistens wirklich alte Originale. Das sind Archetypen, und wenn du das aussagen möchtest, würde ich ihn auch wirklich Dialekt sprechen lassen, das dann phonetisch schreiben.
Ich weiß was du meinst. Aber für mich passt das hier. Es gibt hier Leute, meistens ältere, wie bei euch im Rheinland auch, die den Dialekt so raushauen, wie er im Buch steht. Dann gibt es aber viele, gerade im ländlichen Raum und in dem Kreis, in dem ich die Figuren hier angesiedelt hab, die das L noch auf die fränkische Art schieben und das R rollen. Söder macht das auch minimal, wenn ich mal was von ihm höre, er kommt ja auch von hier. Ansonsten sprechen die Leute aber "Hochdeutsch", bloß der Sound dieser Buchstaben variiert.
Also, es wäre schwierig, hier im ländlichen Bereich einen wie Christian zu finden, einen Handwerker, der nicht von Uni oder Großstädtertum seinen Dialekt ausgetrieben bekam. Ich hab das nicht rein getan, um ihn vorzuführen oder ein Klischee zu zeichnen, sondern um bei der Realität zu bleiben - hoffe, es funktioniert so und kommt nicht anders rüber.

Er schließt die Beifahrertür, langsam und behutsam, mit einer Zärtlichkeit, mit der man Kleinkinder berührt.
Ich finde so etwas schwierig, diese Vergleiche. Ich empfinde das als übergriffig fast schon, weil es so erklärend ist einerseits, mich diese Erklärung aber auch in eine ganz bestimmte Richtung drängen will. Es muss diese ganz bestimmte unschuldige Zärtlichkeit sein, die aber nicht für sich steht, sondern ja auch einen Sendungscharakter besitzt, die will etwas über die Figur sagen. Ich denke, dein Charakter macht das von alleine, das wirkt einfach over the top, haha, ich denke, du weißt, was ich meine.
Ja, kann ich nachvollziehen. Da schaut der Erzähler ein Stück weit mehr raus, als im restlichen, neutral erzählten Text. Die Stelle drängt den Leser natürlich auch zu einer gewissen Reaktion Christian gegenüber. Der Erzähler, der ansonsten neutral bleibt, ordnet Christian hier mehr oder weniger subtil für den Leser ein.
Nichtsdestotrotz passt das an der Stelle für mich denke ich. Ich lese das weniger so, dass der Leser zu viel vorgekaut bekommt bzw. ihm eine Deutung der Situation untergeschoben wird, als viel mehr, dass der Erzähler hier etwas detailliert beschreiben möchte; in der Beobachtung steckt auch die Gewaltätigkeit und ihr Gegenteil, die übertriebene Vorsicht, die der Erzähler zu kommunizieren versucht. Aber ja, ist eine gute Beobachtung von dir, die absolut legitim ist. Ich werd mal drüber schlafen. Ich kicke es mal für mich zum Test.

Sie schaut zu ihm. »Was gibtʼs?«, fragt sie. Dann: »Was hast du mir Wichtiges mitzuteilen?«
Er hat sie dazu bekommen, sich mit ihm auf neutralem Boden vorm REWE zu treffen. Sie weiß, dass es sich um etwas Wichtiges handeln muss, und sie ist ja entweder neugierig, oder aber sie hat Mitleid. Warum sagt er ihr das nicht am Telefon? Oder schreibt ihr eine Whatsapp? Es muss etwas sein, was persönlich überbracht werden muss, und das er für so groß und wichtig hält, dass er ihr dabei in die Augen sehen kann, wenn er es ihr erzählt. Er ist also stolz.
Genau, so meinte ich das

»Ich liebe dich«, sagt er. »Ich möchte, dass du dir Gedanken über das machst, was wir heute besprochen haben.« Er sagt: »Auf uns wartet ein ganz neues Leben.«
Es dreht sich um eine Veränderung in seinem Leben, die sie inkludiert. Er verändert sich und damit auch die Beziehung zu ihr. So soll es jedenfalls sein, er sieht das so.
Ja, super, dass du es so liest

Ich denke, hier von Eigentum zu sprechen ist nicht so ganz richtig, denn erstens gehört es ihnen nicht, sie sind vielleicht Inhaber oder Besitzer, aber das Gewerbe wird der Bank gehören.
Es geht doch auch weniger um das Eigentum, sondern um Verantwortung, oder?
Er macht sich selbstständig, das bedeutet für ihn, er zwingt sich selbst in einen disziplinarisches Korsett, er muss sich mit Dingen auseinandersetzen, mit denen er sich noch nicht auseinandergesetzt hat, es gibt auch kein Zurück. Im übertragenen Sinne bedeutet das auch für sie als Botschaft: Ich kann mich verändern, sieh hin, ich bleibe nicht stehen, ich kann lernen.
Richtig, im Kern geht es genau darum, das freut mich, dass das bei dir so rübergekommen ist.
Eigentum: Ich dachte mir, als ich das geschrieben hab, dass Christian diese Ebene nicht durchschaut oder durchschauen möchte. Klar gehört das wohl erstmal der Bank, aber für Christian, der in dem Moment stolz ist und auch prahlen möchte - so meine Intention - ist das natürlich seins. Gleichzeitig gibt es bei uns, ich weiß nicht, ob das ein regionales Ding ist, das Sprichwort: "Eigentum verändert."

Sein Adamsapfel bewegt sich wie der Schlitten einer Pistole.
Der Schlitten an meiner 1911 hat sich noch nie wie ein Adamsapfel bewegt und wenn sich mein Adamsapfel so bewegen würde, würde ich aus dem Fenster springen und in die Notaufnahme gegenüber rennen! :D Ich denke, die Bewegung ist zu hart und mechanisch, zu knapp. Schreib doch, was du siehst.
Oh Mann :D Also für mich ergibt das nach wie vor Sinn, aber vielleicht checke ich hier was nicht. Mir geht es um die Vor- und Zurück-Bewegung, die ist ja beim Schlucken wie beim Durchladen einer Pistole auf eine Art ähnlich. Shit, mir gefällt das Bild zu gut, um es zu kicken, I'm sorry :D Aber stimmt mich gerne um. Mir gefällt das Bild, weil es eine Gefährlichkeit ausdrückt, obwohl er ja bloß trinkt. Oder ist das schief?

Er sagt: »Auf uns wartet ein ganz neues Leben.«
Er müsste, denke ich, hier etwas manipulativer sein. Denn was er ja subtil mitteilt, ist ja: Ich verändere mich, aber eigentlich wissen wir beide, dass ich es nur schaffe und durchhalte, wenn du zu mir zurückkehrst. Da operiert er mit dem schlechten Gewissen. Das würde ich hier stärker implementieren, er müsste das versteckt mitteilen, wenn du zu mir zurückkommst, dann ... ganz alleine schaffe ich es nicht ... es wäre was anderes, wenn du da wärst, etc.
Das ist eine sehr gute Idee. Ich weiß nicht, ob ich das hinbekomme hier. Aber ein sehr guter Gedanke. Ja, würde die Sache intensiver machen. Ist halt auch die Frage: Kann das Christian? Ist er zwischenmenschlich dazu fähig, so intrigant zu sein?

Du bist mein Engel. Du bist von dort oben, von Mama, gekommen, und hast mich gerettet.«
Hier dachte ich zuerst: Ist das eventuell seine Tochter?
Ah shit ja, kann man denken

Jacky sieht das lederne Messerholster, das er versteckt hinten am Gürtel trägt. Sie sieht den orangen Gummi-Messergriff oben aus dem Holster stehen.
Klingt nach Mora, das ist dann aber kein Gummi, sondern Kunststoff, und die werden meistens auch nicht in einem Lederholster, sondern in so einem hellblauen Kunststoffholster getragen.
Genau das meine ich. Sehr geil. Danke dir. Wird geändert.

Sie sieht ihm ins Gesicht. »Das hättest du nicht gebraucht.«
Das verstehe ich nicht. Sie wirkte in dem ganzen Dialog da vor jetzt nicht so total euphorisiert, sie wirkt nicht so, als würde sie ihm nochmal eine Chance geben, sie äußert sich und verhält sich eher abweisend. Spekulativ, was passiert ist, es könnte mehrere Gründe geben - Fremdgehen, Gewalt, etc. Aber sie wirkt nie so, als würde sie ihm irgendetwas davon vergeben. Sie wirkt verschlossen und kalt. Deswegen wundert mich auch die Reaktion.
Müsste sie nicht sagen: Du hast dich nicht verändert und du wirst dich nicht verändern? Egal was noch passiert?
Ja, ist ein interessanter Punkt, hab eben mal drüber nachgedacht. Für mich ist ihre Aussage und Reaktion hier ebenfalls ein kalter, verschlossener Kommentar, ein Abwimmeln. In meinen Ohren klang das auch vorwurfsvoller, abweisender, als man das womöglich als Leser lesen kann. Ich meinte das hier nicht nett gesagt von ihr. Werde mal drüber nachdenken.

Ich denke, im Hinblick auf den Verlauf würde das auch diese Eskalation besser erklären, viellleicht sieht er dadurch tatsächlich selbst ein, hey, so bin ich! und dann gibt er ihr die Schuld dafür. Im Grunde ein Narzisst, der an seinem Minderwertigkeitsgefühl leidet und nicht nur anderen die Schuld für sein Verhalten gibt, sondern auch versucht, andere dafür zu belangen, wenn er selbst die Wahrheit über sich selbst erkennt.
Ist eine gute Idee. Ich hatte in einer vorigen Version tatsächlich das so, dass sie gegen ihn aufbegehrt, dass sie ihm einen Korb gibt. Dann verschwindet er zwei Tage und kommt mit der Endszene zurück. Ich hab das weggekürzt. Ich dachte mir: Muss man das wirklich wissen? Dass sie gegen ihn aufbegehrt? Im Endeffekt erschließt sich ihr Korb und ihre Abweisung auch durch die Teile, die jetzt noch drin sind, dachte ich. Aber ja, ich bin noch dran, hieran zu arbeiten. Ist ein guter Punkt. Ich werd noch mal einen Korb ihrerseits zum Test für mich einbauen, denke ich. Vielleicht wirkt es dann organischer, nachvollziehbarer.

Er erzeugt beim Ausatmen durch die Nasenlöcher einen hohen, traurigen Ton.
Das ist wie open heart surgery, dieser Text, extrem heikel und sehr schwergewichtig. Ich denke, hier ist viel, viel weniger mehr. Der ganze Text ist traurig, tragisch und intensiv, da wirkt so etwas oft wie der emotionale overkill. Das hat der Text nicht nötig.
Ich verstehe, was du hier meinst. Für mich ist diese Stelle, ähnlich wie das mit dem Stiefvater, natürlich manipulativ, over the top. Ist jetzt keine Ausrede, ich dachte mir beim Schreiben: Christian will hier manipulierne, sich als Opfer darstellen. Ich wollte den Leser in Jackys Position stellen. Dieses Atmen mit den Nasenlöchern geht einem hier auf den Sack als Leser, so meine Intention, weil man die Manipulation spürt, weil man in eine emotionale Richtung gedrängt werden soll. Er suhlt sich ja richtig darin. Das soll einen in der Szene als Leser nerven.
Aber, ja. Ich versteh deinen Einwand. Hier greift der Erzähler wieder ein, ordnet ein und will den Leser in eine emotionale Richtung bewegen, dadurch, dass er Christians Verhalten so beschreibt. Eigentlich müsste Christian selbst, nicht der Erzähler, das im Leser auslösen. Ist ne schwierige Kiste. Ich denke mal drüber nach, aber hier zu kürzen ist auch einen Versuch wert.

Er schnauft ein paar Sekunden lautstark. »Ich weiß nicht, wie man liebt. Es hat mir nie jemand gezeigt, wie man liebt. Bis auf dir. Ich weiß, dass ich dich liebe. Ich hab sowas noch nie im Leben gefühlt. Ich liebe dich so sehr. Ich liebe dich so sehr. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr. Ich hättʼ nie gedacht, dass es sowas gibt. Dass ich sowas wie dich noch mal kennenlerne. Ich sterbe, wenn ich dich verliere; entschuldige«, sagt er.
Er schluckt und atmet weiter auf diese Weise.
Sie hört, wie er im Auto hin und her rutscht.
»Ich hätte das nicht zu dir sagen sollen. Ich hätte dich nicht auf die Art anfassen sollen. Das war das Letzte. Das Allerletzte.« Dann: »Es war nicht böse gemeint. Es war zu keinem Zeitpunkt böse gemeint. Du weißt, es ist alles wegen meinem scheiß verdammten Stiefvater. Wegen allem, was er uns angetan hat.« Dann: »Aber ich hab es gesagt und gemacht.« Schließlich: »Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll.«

Erweitern ...
Das ist der backbone der ganzen Story. Für mich klingt das schon ein wenig nach Klischee. Der Stiefvater. Hat man nicht zum ersten Mal gelesen. Braucht man diese Begründung denn? Für mich wirkt das auch wie ein Versuch der Exposition durch Dialog, so nach dem Motto: Jetzt noch schnell dem Leser erklären, wie es im Nachhinein dazu kam
Ganz ehrlich: Nein. Das hat der Text und die Charaktere nicht nötig. Ich muss nicht haargenau wissen, was und warum da was passiert ist. Weil es in dem Moment der Story, in dem Moment der erzählten Zeit doch gar keine Rolle spielt.
Ebenso meinte ich es hier. Es ist Christian, der manipulieren will, der das sagt und mit dem Stiefvater kommt. Ich hab das selbst erlebt, dass Leute so argumentieren, weil sie genau wissen, was sie machen und weil sie auch reflektiert sind. Es geht hier richtig auf den Sack, dass er mit dem Stiefvater kommt, das ist irgendwie auch ein Totschlagargument, eine krasse Opferposition, in die sich Christian stellt.
Trotzdem verstehe ich auch den Einwand und will nicht rüberkommen, als ob ich den Text verteidigen will. Es ist auch an sich ein Klischee, und Klischee ist nie gut. So Typen wie Christian reden aber auch oft in Klischees, sie sind ja jetzt nicht auf Literarizität bedacht. Aber das ist irgendwo auch eine Ausrede für den Text. Ein wenig so, wenn man sagt, ja, der Text ist langweilig, weil er Langeweile zeigen soll. Kein guter Ausgangspunkt.
Bin gespannt, ob weitere Leute dazu eine Einschätzung abgeben.

Hier geht es doch um der Moment, in dem sich entscheidet, wie zwei Leben weitergehen werden, gemeinsam oder getrennt. Er will, sie nicht.
Genau so meinte ich es, super

Ich verstehʼ jetzt diese ganzen romantischen Filme. Wovon die Leute reden, wenn sie von Liebe reden. Ich hab das 38 Jahre lang nicht getan, aber jetzt tu ichʼs. Ich versteh es.«
Ich vermisse ja sie. Jacky bleibt irgendwie so ein Kommunikationsloch, in dass er seine male gaze versenkt, in das er sich die ganze Zeit reinentschuldigt.
Ja. Will den Text jetzt nicht entschuldigen oder mich als Autor, aber ich hatte mal mehr Jacky drin, aber irgendwie kam mir das redundant vor. Wie du schriebst, es geht um den Moment, wo er sie nicht in Ruhe lässt, wiederhaben will, und wie das in sich zusammenkracht. Toxische Beziehungen. Vllt ist das zu artsy und wieder ein schlechter Ausgangspunkt, ähnlich wie mit dem Stiefvater, aber ich dachte mir hier beim Kürzen: Ich stelle den Leser in Jackys Position. Der Leser kriegt die Entschuldigungen, das Gesülze ab. Ich hatte gehofft, dass der Text so funktioniert, dass man Christian als Leser zu Beginn nicht über den Weg traut, dass man bei ihm ein ungutes Gefühl hat. Bei seinem Reden über Liebe und Entschuldigen kommt man ins Wanken als Leser - so mein Plan/Hoffnung -, und man ist sich nicht mehr ganz sicher, ob er nicht doch ein gutes Herz hat, ob das nicht doch gut geht. Genauso wie Jacky an dieser Stelle. Dann passiert irgendetwas, man muss es nicht mal genau wissen, oft kippt die Stimmung ja, ohne dass die Co-Abhängige(n) wissen, weswegen, und für den Partner ist man wieder Scheiße.
Aber ja, bin selbst nicht sicher.
Vielleicht packe ich wieder mehr Jacky rein, mehr Reaktion ihrerseits.

Sie klopft an die Scheibe der Fahrertür, tritt einen Schritt zurück.
Würde sie wirklich rausgehen und an den Wagen treten? Hat sie keine Angst, dass er gewalttätig wird, dass er ihr an den Hals gehen könnte? Ist er doch so harmlos? So hast du ihn nicht gezeichnet.
Genau, für mich ist Jacky hier ins Wanken gebracht, durch die vorige Rede von Christian. Kann aber sein, dass ich mich verzettelt hab, wenn das für dich nicht so rübergekommen ist.

Warum muss eigentlich immer der Mann das Objekt der Begierde sein? Eifersucht ist doch bei beiden Geschlechtern ein packendes Thema.
Hab ich mir beim Schreiben auch gedacht. Innovativer wäre ein misshandelter Mann und eine missbräuchliche Frau.

Sind so meine Gedanken.
Grazie! Sehr feine, gute Beobachtungen. Ich muss das mal sacken lassen und schauen, was ich mitnehme, wo ich drüberarbeite. Sind viele gute Anregungen in deinem Kommentar. Ich hab natürlich auch was gewagt, mit der Position, der Figur. Sowas kann leicht nach hinten losgeht, wenn man nicht fein genug zeichnet.
Wäre interessiert, was du zu meinen Gedanken bezüglich Stiefvater etc. denkst. Dass das Teil einer - wenn man so will: dilettantischen - Manipulationsstrategie Christians ist.

Nice Carver-Referenz noch schön verpackt, das gibt hundert Punkte. :D
Haha, gerne :D Fand aber, es klingt auch authentisch aus dem Mund von einem wie Christian.


Beste Grüße
zigga

 

Happen 2

holzbraunen

mag das Wort

Haaren, die am Hinterkopf jede Form verloren haben

darunter kann ich mir nichts vorstellen. Da wirst du ja quasi abstrakt ("jede Form") um eigentlich etwas Konkretes zu beschreiben. Es passt für mich auch nicht, weil er ja später frisch rasiert und auch das Auto sehr gepflegt ist. Unter "jede Form verloren" stelle ich mir am ehesten noch zerzaust vor. Ich kriege Christian bislang auch nicht zu greifen, obwohl du ihn so detailreich beschreibst. Eigentlich stelle ich mir so einen grauen, fleischigen Saufsack vor. Aber dann hängt da z. B. dieser Buddha im Auto – zugleich spricht er Dialekt. Es ist zumindest mal eine Figur, die sich mir nicht schnell erschließt – auch weil sie ja sehr lange bis auf bedeutungsvolle Blickwechsel und ruppiges Türanfassen und -zuschlagen nichts tut.

Fäustlinge aus Hasenfell

Das Wissen über das Material. Da frage ich mich, woher kommt das? Ist das jetzt wirklich ein Perspektivwechsel oder ist das die ganze Zeit aus Jackys Perspektive? Nee, es ist ein übergeordneter Erzähler, der eigentlich sehr beobachtend ist, aber auch viel ordnen und erklären will und unklar ist mir, wie viel oder wenig er eigentlich weiß – ich bin mir seiner Unsicher und weiß nicht, wie gut oder schlecht ich ihm zuhören soll, was ich mir von seiner Erzählung verspreche, was er von mir will. Zum Beispiel müsste er ja wissen, dass das Hasenfell ist. Weil sowas bei rosa Fäustlingen sehen, stelle ich mir fast unmöglich vor. Wer trägt überhaupt rosa Fäustlinge aus Hasenfell? Das macht mich auf jeden Fall auch neugierig auf den Charakter von Jacky.

sind frei gekratzt. Dann steigt sie aus

Das fand ich vom Satzbau schon ziemlich ruckelig (absichtlich?).
Sie hält an, parkt. Die Scheiben sind eisig, nur bisschen freigekratzt, die Scheiben, die Scheiben. Dann steigt sie aus.
Weißt du, was ich meine? Dieser dicke Scheibensatz, der da in der Mitte zwischen den zwei anderen geparkt ist. Und dann der Anschluss mit 'Dann', obwohl wie im Übrigen Text üblich spröde mit Personalpronomen begonnen wird.

Die Sonne scheint schwach und farblos

finde "schwach" und "farblos" ist da fast dasselbe. "Schwach" fühlt sich redundant an. Und beider Adjektivgebrauch ist eher leicht gezeichnet, finde ich. Und so eine Beschreibung ist dann ja auch Kameraführung und ich bin beim Lesen die ganze Zeit so: was ist jetzt die Perspektive? Aus welchen Augen sehe ich das gerade? Oder ist es jetzt wieder der Erzähler, der einen Bildwechsel macht?

Er blickt sie unverhohlen an.

Ist das denn was Besonderes? Bzw. muss er denn den Blick verhohlen (verhüllen)? Ein Blick ist doch erstmal selbstverständlich hier. Und er starrt ja auch nicht.

Er blickt sie unverhohlen an.
»Hallo«, sagt sie und lächelt leicht.
Sie bleibt vor ihm stehen und sieht hoch zu ihm. »Also?«, sagt sie.
Er blickt

mit einer Zärtlichkeit, mit der man Kleinkinder berührt.

Habe mich gefragt, woher das jetzt kommt. Wo das empfunden, verglichen wird. Wieder mein Problem mit der Perspektive bis hierhin. M. m. n. ist bis hierhin noch keine Perspektive etabliert, die so einen Vergleich rechtfertigt. Ich schätze jetzt einfach mal, er ist jemand (früher) Vertrautes oder sogar ihr Vater? Dann würde das ja aus seiner oder ihrer Perspektive Sinn ergeben so ein Vergleich. Aber er kommt hier einfach nicht aus seiner Perspektive, sondern eher vom Erzähler, denn seine Perspektive ist hier einfach nicht etabliert für mich, wie gesagt. Ich hoffe, du verstehst, was ich meine. Ich suche da gerade nach passenden Worten :Pfeif:

liegt an der Hecke des Parkplatzrandes

finde das vom Verbgebrauch und der präpositionalen Verortung des Verbs und des Bildes verbesserungswürdig.

grau-brauner Matsch lugt wie Fäulnis

Und das ist auch ziemlich viel – zumal es eben auch nicht wirklich aus einer Perspektive (wo es ja durchaus ein figurengerechter Vergleich sein könnte) kommt.

läuft an der Fahrzeugfront vorbei

Das als Beispiel für diese überpräzise Beschreibung, wo du Bilder, finde ich, eigentlich mit viel weniger Worten und Sätzen einfangen könntest. Das finde ich zu technisch.

sein Mund offen. Die Unterlippe abstehend. Die kurzen, grauen Zähne. Die Spalte zwischen den oberen, vorderen Schneidezähnen.

Das hier. Das ist für mich eine tolle Beschreibung. Das ist sprachlich dicht und da kann ich es auch aus Jackys Perspektive durch die Nähe im Auto verorten und sehe es und habe diesen Moment und den Geruch seines Atems noch bevor du ihn erwähnst.

Viel Gemecker. Aber ich bin auch spitzfindig diesmal :hmm:
Mit Zeit gehts weiter.
Viele Grüße
Carlo

 

Bei seinem Reden über Liebe und Entschuldigen kommt man ins Wanken als Leser - so mein Plan/Hoffnung -, und man ist sich nicht mehr ganz sicher, ob er nicht doch ein gutes Herz hat, ob das nicht doch gut geht.

Nochmal ich. Ich weiß genau, was du meinst. Allerdings ist der bei mir so nicht hundertpro angekommen: das was er sagt, das klingt immer nach Alibi, also man weiß, es ist Fassade. Das ist halt auch sehr schwer hinzukriegen, denke ich, weil solche Typen vielleicht auch einfach so eindimensional klingen, als Außenstehender schaut man da nochmals kritischer drauf, weil man diese ganzen Ausreden kennt, man riecht sie förmlich, da steht jedes Wort direkt unter Verdacht, eigentlich nicht ernst gemeint zu sein, es ist auch eine Erwartung vielleicht. Ich finde die Konstruktion, dass du Jacky quasi als Leerstelle zeichnest, um dem Leser sozusagen ihre Position zuzuweisen, eine sehr gute Idee. Da müsstest du eventuell einfach den Mittlweg finden, sonst ist es ziemlich viel eine Perspektive, der man ausschließlich folgt, es ist dann viel Christian und seine männlichen Ausreden. Ich glaube, wenn du Jacky etwas mehr Raum gibst, dann kann die Figur des Christian auch atmen, dann ist da nicht nur der Fokus drauf, und man müsste halt schauen, was das mit der Chemie der Charaktere macht, ob sich das gut ergänzt. Bin gespannt, wie sich das entwickelt.

Wegen den Details. Du zeichnest schon mit einem sehr genauen Auge, es reiht sich vieles aneinander, wie er aussieht, Physiognomie etc, das bräuchte ich nicht, aber es ist auch Geschmackssache. Mich bringt zuviel Beschreibung einfach aus dem Lesefluss, und ich frage mich auch, was es dem Text bringt, welchen Mehrwert.

Gruss, Jimmy

 

Ich dachte mir: Oft passiert das einfach. Für die betroffene Person in der Beziehung, in dem Fall Jacky, kommt das aus heiterem Himmel. Plötzlich wandelt sich der Partner, oder der Ex-Partner, und sie versteht nicht, warum, was das soll
Hallo @zigga, ich bin's nochmal. Hab mir die Geschichte jetzt nochmal durchgelesen und für mich klingt es immer noch so, als ob es für sie nicht aus heiterem Himmel kommt, weil sie das schon kennt. Vielleicht liege ich da falsch, aber weil die Geschichte ja schon damit anfängt, dass sie eigentlich nicht mehr will, und er sich ständig entschuldigt, lässt mich vermuten, dass etwas ähnliches passiert sein muss, auch weil sie so abgeklärt wirkt.


Ich dachte, hier stecken wir in Jackys Haut. Wir sehen die Sache aus ihrer Perspektive, wie mit einer Kamera. Erst Lovebombing, dann, für sie aus heiterem, ihr unverständlichem Sinne, das Gegenteil.
Die Szene, in der er seine Reuesalven auf sie loslässt, endet sehr abrupt und dann rastet er schon aus. Aus dem, was er brüllt, schließe ich, dass sie ihn verlassen hat. Irgendeine Art von innerem Konflikt sehe ich bei ihr aber nicht, und das ist wahrscheinlich das, was mir fehlt, denn sie rauscht mir zu glatt durch. Von Anfang an zu allem entschlossen und das zieht sie auch durch.

Das Perfide finde ich, dass selbst Leute, die extrem darüber aufgeklärt sind, davon in den Bann gezogen werden und in solche Beziehungen abrutschen können. Das ist ein Elend
Das könnte ich mir als ihren inneren Konflikt vorstellen. Sie ist nur nach außen hin hart, weil ihr Verstand ihr sagt, dass das nirgendwo hinführt, aber ihre Gefühle ziehen nicht mit. Die Hoffnung stirbt zuletzt sozusagen. Sie sagt ihm vielleicht die Meinung, verlässt ihn auch, aber hängt trotzdem noch in ihrem Traum fest, ob es nicht doch ein Happy End geben könnte. Er nicht doch ein Guter sei, und es ist ja auch nicht alles schlecht usw. usf. Sie sich also noch einen letzten Rest Illusion von ihm bewahren will. Dann ist sein Tobsuchtsanfall nicht nur ein Schlag in die Fresse des Lesers, sondern auch in ihre.

So, das war mein Wort zum Sonntag. :D

Wünsche dir noch einen schönen Abend.

Liebe Grüße,
Chai

 

Moin @Carlo Zwei ,

ich antworte dir einfach in einem Rutsch, wenn dein Kommentar abgeschlossen ist, dann haben wir's bissal kuscheliger!:chaosqueen:

@AWM

Danke dir fürs Lesen und Kommentieren!

Servus @zigga, mir hat deine Geschichte sehr gut gefallen.
Ja, das freut mich

Ich fand Christian fein gezeichnet, seine angelernten Floskeln bzgl. Liebe und Geld, seine Übergriffigkeit, sein Pathos.
Man fühlt sich unwohl in den Szenen mit ihm; so wie Jacky.
Das ebenso

Ich habe gelesen, dass manchen Kommentatoren der "Umbruch" von Christian zu schnell ging. Das habe ich überhaupt nicht so wahrgenommen. Ich nehme ihm voll ab, dass er sich eben kurz zusammenreißen kann und dann einen Rückfall hat und da sind ja auch zwei Tage dazwischen. Zudem wird dieser Rückfall ins Schlechte ja auch durch seinen Flirt mit der Bäckereiverkäuferin vorbereitet. Da deutet sich schon etwas an.
Super, ja. Was ich davon halte, weiß ich gerade selbst noch nicht. Ich werd das Teil mal ein paar Tage ruhen lassen und es mir dann noch mal durchlesen, mit eurem Feedback im Hintergrund. Also gerade im Bezug auf den Umbruch Christians.

Du hast einen auktorialen Erzähler gewählt. Das hat dich an manchen Stellen - denke ich - dazu verleitet, es mit deiner Beschreibungslust zu übertreiben.
Da gibt es noch Streichpotential, wo ich finde, dass die Beschreibungen nur Informationen vermitteln, die nichts Wichtiges zu den Figuren und der Handlung beitragen. Da könntest du Leerstellen lassen, die der Leser selbst ausfüllen muss.
Hier meine Anmerkungen. Manches sind echte Kleinigkeiten.
Ja, super, danke dir herzlich für deine Anmerkungen, gerade die Streichkandidaten.
Ich hab nahezu alles gekickt, was du angemerkt hast, da warst du schon richtig gelegen. Von der anfänglichen Beschreibung Christians konnte ich mich noch nicht ganz trennen. Ich hab sie mal zum Test gekickt und fand, dass dem Text etwas fehlt. Vielleicht baue ich die Beschreibung seines Äußeren von dort über den Text verteilt zum Teil ein. Hab schon mal die Adjektive rausgeklascht und schaue in ein paar Tagen noch mal über den Text, evtl. fliegt das dann ganz raus.

Die Buddha-Figur am Rückspiegel.
Ja, hier wieder der Buddha. Wie gesagt, dieses Motiv habe ich nicht verstanden, für was das steht. Das offene Ende gefällt mir aber gut.
Ja, super, dass dir das Ende taugt. Buddha: Ich hab das mal bei jemandem im Auto gesehen, der jetzt auch nicht wirklich für sein ruhiges Blut bekannt ist. Diese Ambivalenz fand ich schon seltsam, dass genau so jemand sich einen Buddha auswählt, um ihn sich um den Rückspiegel zu hängen.

Grazie!


Ich weiß genau, was du meinst. Allerdings ist der bei mir so nicht hundertpro angekommen: das was er sagt, das klingt immer nach Alibi, also man weiß, es ist Fassade. Das ist halt auch sehr schwer hinzukriegen, denke ich, weil solche Typen vielleicht auch einfach so eindimensional klingen, als Außenstehender schaut man da nochmals kritischer drauf, weil man diese ganzen Ausreden kennt, man riecht sie förmlich, da steht jedes Wort direkt unter Verdacht, eigentlich nicht ernst gemeint zu sein, es ist auch eine Erwartung vielleicht.
Ja, da hast du Recht. Ich schaue mal, ob ich das bei dem Text hier retten kann.

Ich finde die Konstruktion, dass du Jacky quasi als Leerstelle zeichnest, um dem Leser sozusagen ihre Position zuzuweisen, eine sehr gute Idee.
Da müsstest du eventuell einfach den Mittlweg finden, sonst ist es ziemlich viel eine Perspektive, der man ausschließlich folgt, es ist dann viel Christian und seine männlichen Ausreden. Ich glaube, wenn du Jacky etwas mehr Raum gibst, dann kann die Figur des Christian auch atmen, dann ist da nicht nur der Fokus drauf, und man müsste halt schauen, was das mit der Chemie der Charaktere macht, ob sich das gut ergänzt. Bin gespannt, wie sich das entwickelt.
Kann ich mir auch gut vorstellen, ist ein guter Gedanke. Ich lass das Teil mal ein paar Tage ruhen und mache mich dann wieder dran. Ich probier das mal aus.

Wegen den Details. Du zeichnest schon mit einem sehr genauen Auge, es reiht sich vieles aneinander, wie er aussieht, Physiognomie etc, das bräuchte ich nicht, aber es ist auch Geschmackssache. Mich bringt zuviel Beschreibung einfach aus dem Lesefluss, und ich frage mich auch, was es dem Text bringt, welchen Mehrwert.
Das kann ich nachvollziehen. Hab jetzt schon mal mit AWMs Vorschlägen entrümpelt und ich schaue mal, ob ich noch mehr rauswerfe.

Danke dir vielmals für die erneute Rückmeldung, Jimmy.

Liebe @Chai,

auch dir herzlichen Dank fürs erneute Lesen und die erneute Rückmeldung. Ist viel wert.

Hab mir die Geschichte jetzt nochmal durchgelesen und für mich klingt es immer noch so, als ob es für sie nicht aus heiterem Himmel kommt, weil sie das schon kennt. Vielleicht liege ich da falsch, aber weil die Geschichte ja schon damit anfängt, dass sie eigentlich nicht mehr will, und er sich ständig entschuldigt, lässt mich vermuten, dass etwas ähnliches passiert sein muss, auch weil sie so abgeklärt wirkt.
Ja, ich kann das nachvollziehen. Ich schaue mal, was ich ändere bzw. ändern kann an der Story. Ich muss sie auch mal ein paar Tage liegen lassen, weil ich zu viel dran geschraubt hab und kein objektives Auge mehr für sie besitze.
Ich spiele auch mit dem Gedanken, Christian z.B. mit Mullbinde verbundene Hände zu haben bzw. ein Bluterguss im Gesicht oder eine Verbrennung, als Jacky ihn in der vorletzten Szene am Auto trifft. Da könnte man sich als Leser noch mehr denken: Irgendetwas ist vorgefallen bei Christian, eine Schlägerei, Alkohol.

Die Szene, in der er seine Reuesalven auf sie loslässt, endet sehr abrupt und dann rastet er schon aus. Aus dem, was er brüllt, schließe ich, dass sie ihn verlassen hat. Irgendeine Art von innerem Konflikt sehe ich bei ihr aber nicht, und das ist wahrscheinlich das, was mir fehlt, denn sie rauscht mir zu glatt durch. Von Anfang an zu allem entschlossen und das zieht sie auch durch.
Das Perfide finde ich, dass selbst Leute, die extrem darüber aufgeklärt sind, davon in den Bann gezogen werden und in solche Beziehungen abrutschen können. Das ist ein Elend
Das könnte ich mir als ihren inneren Konflikt vorstellen. Sie ist nur nach außen hin hart, weil ihr Verstand ihr sagt, dass das nirgendwo hinführt, aber ihre Gefühle ziehen nicht mit. Die Hoffnung stirbt zuletzt sozusagen. Sie sagt ihm vielleicht die Meinung, verlässt ihn auch, aber hängt trotzdem noch in ihrem Traum fest, ob es nicht doch ein Happy End geben könnte. Er nicht doch ein Guter sei, und es ist ja auch nicht alles schlecht usw. usf. Sie sich also noch einen letzten Rest Illusion von ihm bewahren will. Dann ist sein Tobsuchtsanfall nicht nur ein Schlag in die Fresse des Lesers, sondern auch in ihre.
Das ist eine sehr gute Idee, Chai. Ich werde mal ausprobieren, mehr Jacky einzubauen und den "Übergang" zu Christians Gewaltausbruch smoother hinzubekommen. Ich pinge dich, wenn ich was verändert hab, du hast keine Chance! :D Nee, nur wenn du Bock hast, natürlich. Freue mich auch auf neue Texte von dir!

Wünsche dir noch einen schönen Abend.
Den wünsche ich euch auch!

Beste Grüße
zigga

 
Zuletzt bearbeitet:

»Mit fetter, heißer Milch«, sagt er, »viereinhalb Prozent Fett, wie duʼs magst.« Er sagt: »Ich hab extra gefragt, dass es auch die richtige ist.«

Sehr spleenig.
Und kriegt man dort so was? Die sind nicht in Prenzlberg.

Jackys mit Sommersprossen gesprenkeltes Gesicht läuft an

spät für die Exposition. Da ist mein Bild im Kopf eigentlich schon fertig.

Dass du zu einem besseren Du wirst.

Ganz schön philosophisch für Christian. Hätte auch gereicht: Dass du zu jemand Besseres wirst.

Ihr rotes, struppiges Haar sieht aus wie ein brennender Busch

Habe nochmal nachgedacht. AWM schrieb jetzt auktorial. Ja, sehe ich genauso. Doch ich frage mich, was das dem in seiner aktuellen Form für einen Mehrwert gibt bzw. eigentlich denke ich, dass es die richtige Perspektive ist; doch das wird nicht ausgeschöpft. Weil so ein auktorialer Erzähler doch viel mehr kann. Ich musste an Mishima Yukio und Carver denken, weil ich weiß, dass du deren Stil feierst. Da gibt es auch Ähnlichkeiten. Wie war das in Tod im Hochsommer? (Ich habe jetzt nochmal nachgeschaut ...) Ich versuche, meinen halbwegs unbedarften Eindruck wiederzugeben, in der Hoffnung, dass er was verdeutlicht: Bei Mishima ist der Erzähler einer, der es weiß, der informiert ist, die Geschichte kennt und sie nüchtern wiedergibt. Er könnte fast ein junger Polizist sein oder einer, der auf die konkrete Nachfrage nach dem "Tod im Hochsommer" die Geschichte sachlich wiedergibt. Nicht zur Unterhaltung – zur Aufklärung, zur Verdeutlichung des Ernstes und der Dringlichkeit der Ereignisse. Was ihn von einem jungen Polizisten und dem zufälligen Berichterstatter unterscheidet, ist fast nur der Kontext, dass es Literatur ist. Der Erzähler ist ein sachlicher, informierender Geschichtenerzähler (nicht Literat). Der Autor Mishima (vlt. im Gegensatz zur Privatperson) und der Erzähler sind sehr kongruent.
Bei deinem Text ist das für mich anders. Ich versuche das mal zum Zweck der Gegenüberstellung genau so unbedarf nach meinem flüchtigen Eindruck:
Der Erzähler ist immer dabei, wenn was passiert oder eine Szene gezeigt werden muss. Er bestimmt, worauf der Fokus liegt, er führt den Blick. Dabei gibt er sich nicht als Erzähler zu erkennen, sondern als ein Regisseur. Ich stelle ihn mir vor, wie er zu einer Filmproduzentin hingeht und sagt: Schau dir den Prototypen an und ihr diese Notizen zeigt. Ich kann ihn mir selbstverständlich auch hier bei Wortkrieger.de vorstellen, wo er den Lesenden szenische Überlegungen präsentiert. Er beschreibt, was er sieht, er erzählt es nicht wirklich, er ist eben Regisseur. In dieser Weise gibt es auch eine Kongruenz zwischen dem Autoren Zigga (wieder im Gegensatz zur Privatperson) und dem Erzähler.

So, was fange ich jetzt mit meinen Eindrücken an? Also meine erste (und für mich selbst überraschendste) Erkenntnis: Der eine ist für mich Geschichtenerzähler – der andere Regisseur. Daniel Kehlmann – fällt mir jetzt ein – meinte ja, dass er sehr von Filmen beeinflusst ist, vielleicht mehr als von Literatur. Ich denke, dass ist auch so ein Ding unserer Generation. Wir sind halt damit groß geworden. Jetzt merke ich, dass ein Vergleich mit einem Erzähler von Kehlmann vielleicht auch interessant wäre. (Leider kann ich Ruhm gerade nicht finden, bleiben wir also beim "Tod im Hochsommer"–Vergleich).
Ich glaube, es wäre jetzt dumm, irgendwelche weiteren Schlussfolgerungen aus diesen Eindrücken zu ziehen; deswegen belasse ich es dabei und warte, was du sagst.

Rein vom Gefühl her geht es mir aber zu schnell. Erst heult er rum, weil er gerade mal wieder Scheiße gebaut hat und sie ja jetzt wieder zurückgewinnen muss. Wie das in Hollywoodfilmen eben so ist. Und dann zieht er gleich wieder los? Eigentlich müsste ja jetzt erstmal alles wieder himmelhochjauchzend sein für ein paar Tage, damit sie wieder an den Märchenprinzen glauben kann, um dann wieder so richtig schön auf die Fresse zu fliegen.

unterschreibe ich

Ja, krass, wie du das dargestellt hast. Wirklich gut gemacht. Ich muss allerdings zugeben, dass ich mich erst beim zweiten Lesen drauf einlassen konnte, weil mir anfangs die detaillierten Beschreibungen zu viel waren.

unterschreibe ich auch. Vor allem die ersten zwei Sätze ;) Den letzten Satz insofern, als es mir auch zu viel Beschreibung war, es mich aber nicht am Draufeinlassen gehindert hat. Da hat mich allein schon gehindert, dass ich mit Kritikerbrille lese. Normal. Ich finde, die Story entwickelt einen guten Drive, ist erzählenswert und die Figuren interessant genug, um was Tolles draus zu machen. Für das Psychologische hat Jimmy ja echt noch ein paar gute Hinweise gegeben und auch AWM und Witch haben, finde ich, schöne Punkte gemacht. Wo meine Kritik liegt ist diesmal der Stil ganz allgemein. Dazu gehört für mich die Perspektive und wie das erzählt bzw. ja eigentlich nicht erzählt, sondern beobachtet wird. Wie immer sage ich lieber nochmal dazu, dass ich das dennoch sehr gerne gelesen habe bei dem Niveau (was sonst?).

Lieben Gruß
Carlo

 

Moin @Carlo Zwei!

Vielen Dank dir fürs Lesen, Gedankenmachen und Kommentieren.

Haaren, die am Hinterkopf jede Form verloren haben

darunter kann ich mir nichts vorstellen. Da wirst du ja quasi abstrakt ("jede Form") um eigentlich etwas Konkretes zu beschreiben.
Ja, verstehe ich. Ich meinte eben, dass sein Haar verwachsen ist bzw. einfach aus einem Haarschnitt rausgewachsen ist.

Es passt für mich auch nicht, weil er ja später frisch rasiert und auch das Auto sehr gepflegt ist.
Für mich irgendwo schon - für mich zeichnet das einen Christian, der augenscheinlich sich rausputzen möchte. Ich finde, gerade am Hinterkopf sieht man das eigene Haar oft nicht - wenn man jetzt keinen fancy dreifach-Spiegel besitzt. Für mich war das so ein Ding, er schaut sich von vorne an, rasiert sich, duscht sich, aber hinten, an der Stelle, die er nicht sieht, ist die Verwahrlosung da. Möchte den Text aber an der Stelle auch nicht verteidigen. Wenn das für dich sich nicht richtig angefühlt hat, liegt es am Text

Ich kriege Christian bislang auch nicht zu greifen, obwohl du ihn so detailreich beschreibst. Eigentlich stelle ich mir so einen grauen, fleischigen Saufsack vor. Aber dann hängt da z. B. dieser Buddha im Auto – zugleich spricht er Dialekt. Es ist zumindest mal eine Figur, die sich mir nicht schnell erschließt – auch weil sie ja sehr lange bis auf bedeutungsvolle Blickwechsel und ruppiges Türanfassen und -zuschlagen nichts tut.
Ja ok - bin noch am Überlegen über diesen Punkt. Andere meinten, sie bekämen Christian hier gut zu Gesicht, schwierig. Danke für das Feedback.

Fäustlinge aus Hasenfell

Das Wissen über das Material. Da frage ich mich, woher kommt das? Ist das jetzt wirklich ein Perspektivwechsel oder ist das die ganze Zeit aus Jackys Perspektive? Nee, es ist ein übergeordneter Erzähler, der eigentlich sehr beobachtend ist, aber auch viel ordnen und erklären will und unklar ist mir, wie viel oder wenig er eigentlich weiß – ich bin mir seiner Unsicher und weiß nicht, wie gut oder schlecht ich ihm zuhören soll, was ich mir von seiner Erzählung verspreche, was er von mir will. Zum Beispiel müsste er ja wissen, dass das Hasenfell ist. Weil sowas bei rosa Fäustlingen sehen, stelle ich mir fast unmöglich vor. Wer trägt überhaupt rosa Fäustlinge aus Hasenfell? Das macht mich auf jeden Fall auch neugierig auf den Charakter von Jacky.
Na ja, Hasenfell-Handschuhe gibt es schon! :D
Perspektive: Zum Erzähler schreibe ich später etwas, das bezieht sich auch auf deinen Kommentar No. 3, würde ich sagen.

Die Sonne scheint schwach und farblos

finde "schwach" und "farblos" ist da fast dasselbe. "Schwach" fühlt sich redundant an. Und beider Adjektivgebrauch ist eher leicht gezeichnet, finde ich. Und so eine Beschreibung ist dann ja auch Kameraführung und ich bin beim Lesen die ganze Zeit so: was ist jetzt die Perspektive? Aus welchen Augen sehe ich das gerade? Oder ist es jetzt wieder der Erzähler, der einen Bildwechsel macht?
Hm. Ist das dasselbe? :D Weiß gerade nicht. Könnte redundant sein, ja.

Er blickt sie unverhohlen an.

Ist das denn was Besonderes? Bzw. muss er denn den Blick verhohlen (verhüllen)? Ein Blick ist doch erstmal selbstverständlich hier. Und er starrt ja auch nicht.
Ja, ich meinte einen speziellen Blick. Ich finde, wenn ein Mann eine Frau anblickt - TW: Heteronormativität :D -, gerade, wenn etwas Sexuelles im Spiel ist, wird bei den Blicken schon oft etwas zurückgehalten, un(ter)bewusst. Ist meine persönliche Beobachtung. Dass jemand, der ein sexuelles Interesse an dir hat, dich wirklich mal mit Lust anguckt, gerade, wenn klar ist, dass du keine Lust darauf hast, ist schon etwas teils Übergriffiges bzw. überschreitendes. So war es hier gedacht. Glotzen ist wohl das richtig Verb, aber es ist auch etwas Dümmliches in Glotzen, was mir nicht gefällt.

mit einer Zärtlichkeit, mit der man Kleinkinder berührt.

Habe mich gefragt, woher das jetzt kommt. Wo das empfunden, verglichen wird. Wieder mein Problem mit der Perspektive bis hierhin. M. m. n. ist bis hierhin noch keine Perspektive etabliert, die so einen Vergleich rechtfertigt. Ich schätze jetzt einfach mal, er ist jemand (früher) Vertrautes oder sogar ihr Vater? Dann würde das ja aus seiner oder ihrer Perspektive Sinn ergeben so ein Vergleich. Aber er kommt hier einfach nicht aus seiner Perspektive, sondern eher vom Erzähler, denn seine Perspektive ist hier einfach nicht etabliert für mich, wie gesagt. Ich hoffe, du verstehst, was ich meine. Ich suche da gerade nach passenden Worten
Ja, aber ich finde das an der Stelle nicht schlimm. Ich lese es zumindest so, dass der Erzähler etwas konkret rüberbringen will, etwas akkurat beschreiben will. Hey, der Erzähler bin ja zufällig ich! :D
Ich meine, Zärtlichkeit ist ja das Gegenteil von Gewalt. Wenn hier jemand absichtlich und übertrieben Zärtlich auftritt, das war meine Intention beim Schreiben, dann hat er etwas zu verheimlichen, was Gewalt anbelangt. Aber ist nur eine Idee von mir gewesen.

grau-brauner Matsch lugt wie Fäulnis

Und das ist auch ziemlich viel – zumal es eben auch nicht wirklich aus einer Perspektive (wo es ja durchaus ein figurengerechter Vergleich sein könnte) kommt.
Ja, danke für die Rückmeldung. Ich weiß nicht, ich finde das gerade irgendwie nicht zu viel. Aber ich notiere das alles mal. Manchmal sieht man nach ein paar Wochen oder Monaten die Dinge noch mal anders und objektiver.

läuft an der Fahrzeugfront vorbei

Das als Beispiel für diese überpräzise Beschreibung, wo du Bilder, finde ich, eigentlich mit viel weniger Worten und Sätzen einfangen könntest. Das finde ich zu technisch.
Ja, das ist das Stilistische an dem Text, was dir glaube ich nicht taugt. Ich weiß gerade selbst nicht, ob mir das taugt. Auf der einen Seite gefällt mir das nach wie vor. Ich schreibe dir mal unverhohlen :D meine Intention, was das Stilistische angeht, weil das wie ich deinen Kommentar verstanden habe, etwas ist, das dich allgemein an der Story etwas befremdet.
Diese hypergenauen Beobachtungen, im Film würde man sagen Close-Ups, ich hab die für die Story hier gewählt, weil ich den Leser erstens in Jackys Lage setzen wollte, und zweitens das Gefühl von Klaustrophobie erzeugen wollte. Bzw. das Gefühl von Angst, von posttraumatischem Empfinden. Das ist jetzt natürlich nichts, was ich erwarte, dass es Leser direkt sehen oder dass es offensichtlich ist. Aber wenn man mit seinem Schänder im Wagen sitzt und Kaffee trinkt und er sich an einen ranmacht, ich denke, einem Fallen viele Details auf, die Sinne sind geschärft, man sieht, wie er die dicken Finger auf dem Lenkrad bewegt, wie er mit rosigen Wangen lächelt. Wäre man entspannt würde man wahrscheinlich für sich zusammenfassen: Wir tranken einen Kaffee in seinem Auto, er nippte, er erzählt vom Werkstattkauf, .... Jetzt in schlecht geschrieben, ich hoffe du verstehst, was ich meine. Ist natürlich artsy und ich kann auch verstehen, wenn das einem ein wenig drüber ist, aber mir war es hier einen Versuch wert. Lies die Erklärung bitte nicht als Rechtfertigung oder Totschlagargument, sondern einfach als Zusatzinfo, damit du meine Intention womgölich besser nachvollziehen kannst.

sein Mund offen. Die Unterlippe abstehend. Die kurzen, grauen Zähne. Die Spalte zwischen den oberen, vorderen Schneidezähnen.

Das hier. Das ist für mich eine tolle Beschreibung. Das ist sprachlich dicht und da kann ich es auch aus Jackys Perspektive durch die Nähe im Auto verorten und sehe es und habe diesen Moment und den Geruch seines Atems noch bevor du ihn erwähnst.
Geil! Freut mich :D

Viel Gemecker. Aber ich bin auch spitzfindig diesmal
Her mit dem Gemecker!

»Mit fetter, heißer Milch«, sagt er, »viereinhalb Prozent Fett, wie duʼs magst.« Er sagt: »Ich hab extra gefragt, dass es auch die richtige ist.«

Sehr spleenig.
Und kriegt man dort so was? Die sind nicht in Prenzlberg.
Kriegt man schon ab und zu! In einem Bäcker hier gibt's das :p

Jackys mit Sommersprossen gesprenkeltes Gesicht läuft an

spät für die Exposition. Da ist mein Bild im Kopf eigentlich schon fertig.
Guter Punkt. Notiert.

Dass du zu einem besseren Du wirst.

Ganz schön philosophisch für Christian. Hätte auch gereicht: Dass du zu jemand Besseres wirst.
Gekauft

Habe nochmal nachgedacht. AWM schrieb jetzt auktorial. Ja, sehe ich genauso. Doch ich frage mich, was das dem in seiner aktuellen Form für einen Mehrwert gibt bzw. eigentlich denke ich, dass es die richtige Perspektive ist; doch das wird nicht ausgeschöpft.
Weil so ein auktorialer Erzähler doch viel mehr kann. Ich musste an Mishima Yukio und Carver denken, weil ich weiß, dass du deren Stil feierst. Da gibt es auch Ähnlichkeiten.
Wie war das in Tod im Hochsommer? (Ich habe jetzt nochmal nachgeschaut ...) Ich versuche, meinen halbwegs unbedarften Eindruck wiederzugeben, in der Hoffnung, dass er was verdeutlicht: Bei Mishima ist der Erzähler einer, der es weiß, der informiert ist, die Geschichte kennt und sie nüchtern wiedergibt. Er könnte fast ein junger Polizist sein oder einer, der auf die konkrete Nachfrage nach dem "Tod im Hochsommer" die Geschichte sachlich wiedergibt. Nicht zur Unterhaltung – zur Aufklärung, zur Verdeutlichung des Ernstes und der Dringlichkeit der Ereignisse. Was ihn von einem jungen Polizisten und dem zufälligen Berichterstatter unterscheidet, ist fast nur der Kontext, dass es Literatur ist. Der Erzähler ist ein sachlicher, informierender Geschichtenerzähler (nicht Literat). Der Autor Mishima (vlt. im Gegensatz zur Privatperson) und der Erzähler sind sehr kongruent.
Bei deinem Text ist das für mich anders. Ich versuche das mal zum Zweck der Gegenüberstellung genau so unbedarf nach meinem flüchtigen Eindruck:
Der Erzähler ist immer dabei, wenn was passiert oder eine Szene gezeigt werden muss. Er bestimmt, worauf der Fokus liegt, er führt den Blick. Dabei gibt er sich nicht als Erzähler zu erkennen, sondern als ein Regisseur. Ich stelle ihn mir vor, wie er zu einer Filmproduzentin hingeht und sagt: Schau dir den Prototypen an und ihr diese Notizen zeigt. Ich kann ihn mir selbstverständlich auch hier bei Wortkrieger.de vorstellen, wo er den Lesenden szenische Überlegungen präsentiert. Er beschreibt, was er sieht, er erzählt es nicht wirklich, er ist eben Regisseur. In dieser Weise gibt es auch eine Kongruenz zwischen dem Autoren Zigga (wieder im Gegensatz zur Privatperson) und dem Erzähler.
Ja, im Endeffekt beschreibst du den Unterschied zwischen einem Erzähler, der dich als Leser an die Hand nimmt und der dir die Welt und die Szenen noch mal kommentiert und aufbereitet - und den Erzähler, der ausschließlich zeigt, der sich in ordnender Weise nur darin finden lässt, wie er die Szenen anordnet, was er dir also zeigt.

Wo meine Kritik liegt ist diesmal der Stil ganz allgemein. Dazu gehört für mich die Perspektive und wie das erzählt bzw. ja eigentlich nicht erzählt, sondern beobachtet wird.

Ist interessant, dass du das anschneidest. Du wünschst dir hier mehr Erzähler, der erklärt, der zusammenfasst und in eigenen Worten das Beobachtete kommentiert und aufbereitet.

Es ist natürlich ein wenig mehr vom Leser verlangt, als wenn man alles schön aufbereitet. ich glaube, gerade die Kombination des ausschließlichen Showens mit den Close-Ups kann etwas anstrengen. Vielleicht würde ein Erzähler, der mehr vom Geschehen kommentiert, tatsächlich eine Lösung für diesen Text anbieten. Vielleicht muss ich hier auch einfach weiter runter kürzen, dass es angenehmer wird.
Wobei ich sagen muss, dass mir die aktuelle Textform auch gut gefällt. Aber das kann sich wieder ändern.

Also meine erste (und für mich selbst überraschendste) Erkenntnis: Der eine ist für mich Geschichtenerzähler – der andere Regisseur.
Der Text ist natürlich ein wenig ein Experiment, wie viel es von diesem Erzähler braucht. Das ist natürlich eine Story, die sich irgendwo am Film orientiert, das ist ein intelligenter Gedanke von dir. Ich showe hier und versuche, möglichst wenig zu tellen.
Gelingt das? Das müsst ihr entscheiden :D


Ich werde noch mal dran rumbasteln. Etwas fehlt noch von Jacky, das finde ich jetzt auch. Ich hab so eine Idee, dass ich ihr Leid, was Christian ihr antut, der seelische Schmerz, den sie dadurch erleidet und erlitten hat, noch mehr zeigen muss. Bzw. ihn überhaupt zeigen muss. Ich werde das am Ende einbauen, als sie ihn ein letztes Mal aus dem Fenster sieht. Da braucht es so eine PTBS-Komponente, damit man das Fiasko mehr spürt als Leser. Das muss in dem Augenblick weh tun, denke ich. Das geht hier zu smooth.

Ja, krass, wie du das dargestellt hast. Wirklich gut gemacht. Ich muss allerdings zugeben, dass ich mich erst beim zweiten Lesen drauf einlassen konnte, weil mir anfangs die detaillierten Beschreibungen zu viel waren.

unterschreibe ich auch. Vor allem die ersten zwei Sätze ;) Den letzten Satz insofern, als es mir auch zu viel Beschreibung war, es mich aber nicht am Draufeinlassen gehindert hat. Da hat mich allein schon gehindert, dass ich mit Kritikerbrille lese. Normal
Ok

Ich finde, die Story entwickelt einen guten Drive, ist erzählenswert und die Figuren interessant genug, um was Tolles draus zu machen.
Wie immer sage ich lieber nochmal dazu, dass ich das dennoch sehr gerne gelesen habe bei dem Niveau (was sonst?).
Thx! Vielen herzlichen Dank noch mal fürs Vorbeischauen, Carlo.


Best regards
zigga

 

Hallo @zigga =)

Ja, ich brauche dir ja nicht zu sagen, wie soghaft und gut du schreibst =) Sehr gerne gelesen. Aber klar, ein paar Subjektivitäten fallen mir auch auf. Bitte entschuldige etwaige Redundanzen mit anderen Kommentaren.

Ich liste einfach auf, was mir aufgefallen ist, ok? Und ich klinge viel zu kritisch. Tschuldige zigga.

- Beschreibungen

Du arbeitest ja mit einer reduzierten, statischen Sprache. Die Wolken sind grau. Die Dunkelheit liegt. Die Wolken werden nicht grau. In diesem Setting entwickelt sich wenig. Umso stärker wirken einzelne Details. Die Buddhakette zum Beispiel. Vielleicht kannst du die Beschreibungen etwas reduzieren. Mit den langen Beschreibungen stellst du die Figuren wie bei einem Schachspiel auf. Hier Jacky, hier Christian und jeder versammelt seine kleine Armee auf dem REWE Parkplatz. Ist, denke ich, gar nicht nötig. Die Details nutzen sich ab wie Steine in einem Fluss, die gegeneinanderschlagen.

Deine Texte wirken, finde ich, nie über einzelne Punkte. Das ist das gesamte Bild aus Sprache und Form, mit dem du ein Milieu schilderst. Einmal beschreibst du einen Messerholster. Brauchst du meiner Ansicht nicht.

- Jackys Entscheidung

Du lieferst Jacky und Christian dieser Welt aus. Ich fühlte mich manchmal an meine Kolleginnen erinnert, da existiert gar nicht das Gefühl von Handlungsfreiheit oder der Glaube, man könne auf die Welt Einfluss nehmen. Man reagiert. Es passiert. Oder, komisch ausgedrückt: "Man wird passiert". Menschen sterben eben. Oder werden drogensüchtig. Oder trinken Alkohol.
Aber dann telefoniert Jacky. Und Christian kämpft um sie, wirft über den Telefonhörer alles für diese Beziehung in ein einziges Gespräch. Hier gibst du Jacky alle Macht über die Story. Sie entscheidet. Gehe ich zu ihm oder gehe ich nicht zu ihm. Eine Szene weiter beschreibst du ihre Entscheidung. Sie entscheidet sich, an sein Auto zu klopfen. Christian hat gesoffen, nennt sie Hure und Nutte und schlägt ein. Im Grunde die ganze Tragik deines Textes: Da ist eine Jacky, die entscheiden darf und diese einzige Entscheidung macht sie zum Opfer seiner Gewalt. Zwei Szenen, zwei Christians: Der Flehende und der Gewalttätige. Ich denke, du könntest diese beiden Christians mehr mischen. Deine Textform ordnet die Christians. Dieser glatte Bruch durch den Szenenwechsel Telefonat-Auto war mir zu plakativ. Er beschimpft sie dort sofort. Warum nicht später? Warum zeigst du nicht sein Bemühen um Jacky auch in ihrer Gegenwart? Dass dieses Bemühen scheitert, verweist wieder auf die Tragik deines Textes. Vielleicht sowas wie: Ein Scheibenwischer fällt aus, schon regt sich Christian auf, mit einer Wut, die sich gegen sein Leben richtet und sich aus seinem Leben nährt. Der Jacky nur hilflos ausgeliefert sein kann. Ist aber ein subjektiver Punkt.

Ich wäre auch vorsichtig mit Erklärungen für Christians Verhalten, die zu plausibel sind. Alkohol zum Beispiel. Dieses ganze Sinnlose, dieses Passive, dieses Unberechenbare: Das, finde ich, sollte eher aus der Lebenslage kommen. Das beschreibst du ja bereits. Alkohol gibt Christian eine Rechtfertigung. Und mir als Leser einen Grund. Aber ein Grund, der sein Verhalten mit einem Wort beschreiben kann, existiert nicht. Das ist ja das gesamte Bild aus Agonie, Hilflosigkeit, Spracharmut, Kontrollverlust. Es ist das ganze Leben, dem Christian ausgeliefert und ausgesetzt ist. Christian hat nicht gelernt, wie er das, was er gerne wäre, schaffen kann. Aus dieser unheimlichen Tiefe ziehst du mich in Text und Milieu.

- Sprachliches

Ihr Wagen wackelt und klappert
Klingt recht salopp. Es klappert die Mühle am rauschenden Bach ...
Also?«, fragt Jacky.
Im Dialog reduziert sich die Sprache auf sehr kurze Wörter, ja, also .... könntest den Dialog kürzen, ohne an Wirkung zu verlieren.
Mäusebussarde kreisen über die gefrorenen und schneebedeckten Äcker, die an REWE grenzen.
Vielleicht besser Singular?
Sie hebt Milch, Toastbrot, Toilettenpapier, Erdnussbutter, Flips und zwei Sixpacks Kronenbier in den Einkaufswagen.
Amerikanische Woche bei REWE
Mit dem klobigen Sicherheitsschuh auf dem Türrahmen.
Er streckt den Kopf durch die Fahrertür.
Ächzt.
Christian fällt aus dem Wagen.
Ein kurzer Schrei.
Mit dem Gesicht schlägt er auf den nassen Asphalt.
Seine Beine überkreuzt im Wagen.
Er stöhnt.
Die Form zum Ende - kann man machen, aber hier wird es künstlich, als pause eine fremde Hand die Konturen der Menschen ab. Ganz subjektiv, ich finde, dieser Formwechsel in einzelne, singuläre Worte drückt mich von der geschehenen Geschichte zum gemachten Text. Hier wird deutlich, dass ich einen Text lese und der Autor einen Text aus einer Geschichte konstruiert. Ich war bei der Form, nicht bei der Geschichte. Ich hoffe, das ist verständlich ... frag gerne nach.

LG
kiroly

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @zigga,

da ich deine Kommentare unter meinen Geschichten immer sehr schätze, werde ich mich jetzt anstrengen, auch einen hoffentlich für dich nützlichen Leseeindruck wiederzugeben.

Christian steht neben seinem silbernen Toyota-Geländewagen auf dem Parkplatz von REWE;
Er geht zu Rewe einkaufen, fährt einen Geländewagen, ist also wahrscheinlich kein Sozialhilfeempfänger.
die blaue Daunenweste
Er trägt eine Daunenweste, bestätigt für mich, er hat ein Einkommen.
Er trägt seine dunkelgrüne Arbeitshose mit den Seitentaschen, Sicherheitsschuhe,
Entweder ist der Handwerker oder Lagerarbeiter, er arbeitet in keinem Büro wenn er Sicherheitsschuhe trägt.
Sein Gesicht ist geprägt von den hervortretenden, hellen und leuchtenden Augen, die in tiefen Höhlen liegen. Den dicklichen Backen. Dem kleinen Mund. Den Geheimratsecken.
Er hat Glubschaugen und scheint der Beschreibung nach nicht besonders attraktiv zu sein.
verwachsenen, holzbraunen Haaren, die am Hinterkopf jede Form verloren haben.
Ja, kenne ich. Als :) die Friseure zu hatten, hat sich mein Mann die Haare selber geschnitten.
Die Fensterscheiben ihres Wagens sind gefroren;
Es heißt wirklich so: gefroren. (Hab ich gerade gegoogelt, hat mich irritiert. Ich sage immer verreist.)

Sie trägt rosa Fäustlinge aus Hasenfell, eine senfgelbe Daunenjacke, stonewashed Jeans, Lammfell-Boots und ein Stirnband.
Die Freundin kann sich also auch eine Daunenjacke und Lammfell- Boots leisten.
Er spricht das L mit schwerer, nach vorne geschobener Zunge nach fränkischer Mundart.
Ich mag das, erinnere mich an Lothar Matthäus.
Seine Backen glänzen frisch rasiert im Sonnenlicht. Auch das Blech seines Toyotas und die Radabdeckkappen glänzen frisch gewachst und poliert.
Sie scheint ihm wichtig zu sein: Frisch rasiert und das Auto geputzt.
Einen Kaffee«, sagt er und nickt, mit der Wagentür in der Hand.
Warum ist das wichtig mit der Hand und der Wagentür? Für mich klingt das irgendwie seltsam. Die Hand an der Wagentür!
Sie legt die Tasche auf ihren Schoß und hält sie mit beiden Händen.
Hier spüre ich Angst.
Er schließt die Beifahrertür, langsam und behutsam, mit einer Zärtlichkeit, mit der man Kleinkinder berührt.
Ja, die meisten Deutschen lieben ihre Autos:)
Der Wagen wackelt.
Warum wackelt der Wagen? So ein kleiner Jeep? Du hast weiter oben schon geschrieben, dass Jackys Wagen wackelt.
Sie läuft zum Beifahrereingang, nimmt die Handtasche von der Schulter und steigt in den Geländewagen.
Mir würde besser gefallen: Sie läuft zur Beifahrerseite.
Die Kette mit dem Buddha, die am Rückspiegel hängt, schaukelt.
Wie die großen Ganoven, bei denen goldenen Kreuze am Spiegel hängen. Seine Nase nach oben gebogen, spitz und breitDa bekomme ich kein Bild spitz und breit?Er hebt den Kaffee zu (seinem)Mund, blickt Jacky mit großen, ängstlichen, fragenden Augen ins Gesicht.
Klar, ist sein Mund. Zum Mund?
Er spitzt die Lippen, setzt den Schnabel des Plastikdeckels an den Mund und nimmt einen Schluck.
So banale Dinge …
Sie bewegt sich nicht. Ihre Augen sind weit geöffnet, die Brauen tief in die Stirn gezogen
Im Gegensatz hier ihre Angst.
den Kopf in den Nacken und trinkt vier kräftige Schlücke aus dem Schnabel.
Wieder so scheinbar unwichtig: vier kräftige Schluck.( Schlücke finde ich lustig, vielleicht schreibt man das ja so)
Christian geht an der Fahrzeugfront vorbei, mit seinem humpelnden Gang.
Christian öffnet die Beifahrertür. Das Auto wackelt.
Es wackelt - ist das so ein Trail Running?

Nur Geld kann einen verändern. Wenn ich eins gelernt hab, dann das. Dass wenn du kein Geld hast, du Sachen machst und sagst, die du bereust. Die dich und deine Liebsten verletzen. Und wenn du Kohle hast, dass all das nicht passiert. Dass du zu einem besseren Du wirst. Geld heilt und Geld verletzt«, sagt er, »so ist’s nun mal.
Dieses verkorkste Weltbild!.
Du bist von dort oben, von Mama, gekommen, und hast mich gerettet.«
Irgendwie war ich jetzt bei einem Kind. Das Kind im Manne!
Sie läuft über den Parkplatz. Raben hocken auf dem Flachdach von REWE und krähen.
Jacky entriegelt die Fahrertür und steigt in ihren Volvo.
Sie schließt die Tür, drückt den Verriegelungsknopf nach unten und schmeißt die Handtasche auf den Beifahrersitz.
Einen Moment sitzt sie regungslos da und blickt aus dem Fenster. Sie atmet tief ein, bläst die Backen auf und pustete ihren Atem aus.
Sie zieht die Fäustlinge von den Händen und startet den Motor. Der Kaffee klebt wie Zucker an ihren Zähnen. Christians Geruch liegt wie Sauerkirsche auf ihrer Zunge.
Sie öffnet die Fahrertür und spuckt auf den Boden. Zweimal. Dreimal.
Sie schließt die Fahrertür, drückt den Verriegelungsknopf nach unten und fährt sich mit dem Ärmel über den Mund.
Mäusebussarde kreisen über die gefrorenen und schneebedeckten Äcker, die an REWE grenzen.
Sie sieht in den Rückspiegel und blickt einen Moment in die eigenen Augen.
Sie atmet tief ein und aus.
Mein Lieblingsabschnitt.
Schnee flimmert, vom Wind aufgewirbelt, durch die Dunkelheit. Straßenlaternen werfen grelles, weißes Licht auf den Gehweg und Asphalt. Die Dunkelheit verschluckt das Licht der Laternen.
Versteh ich nicht: Es ist so hell, dass man den aufgewirbelten Schnee sieht und die Straßenlaterne wirf grelles, weißes Licht auf den Gehweg. Dann schreibst du, die Dunkelheit verschluckt das Licht.

Es hat mir nie jemand gezeigt, wie man liebt. Bis auf dir. Ich weiß, dass ich dich liebe.
Was für ein krankes Bild von Liebe.
Auch er atmet am Telefon, und ihr gemeinsames Atmen ist wie die Fortführung ihres Gesprächs in einer anderen Sprache.
Schön.
Der Dreck der Straße, vermengt mit seinem Fleisch.
War er so schwer verletzt?
Aber auch der eines blumigen Damen-Deodorants.
Könnte da nicht unterscheiden Deo oder billiges Parfüm.

Mir gefällt deine Geschichte. Ohne genau zu erfahren, warum Jacky sich trennen will, erfahre ich, was für ein Blender, brutaler, seltsamer Charakter dieser Christian ist. Ich erfahre wenig von Jacky und ich will es auch nicht. Es gibt viele gesichtslose Frauen, die das gleiche Schicksal teilen.
Für mich toll geschrieben.

Liebe Grüße
CoK

 

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