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Von der Ergebung des Ergebens und der Macht des Machens
Angefangen hat alles mit der Addition. Das kleine "ergibt" freute sich schon auf seinen Einsatz, während die Verkäuferin die Preise für die Waren auf dem Tresen addierte. Gleich würde es zum Zuge kommen, würde der hübschen jungen Frau in den Mund schlüpfen dürfen um in einem eleganten Satz wieder hinausgeschleudert zu werden. Das kleine "ergibt" trat schon ungeduldig auf seinen Zehen, als es sah, wie die Verkäuferin einen Strich unter die Rechnung machte, Luft holte und dem Kunden freundlich lächelnd bekannt gab: "Das macht 20 Euro 45"
Schmollend verzog sich das kleine "ergibt" wieder in die Ecke. Es wäre doch an der Reihe gewesen. Wieviel Macht hatte Bruder "macht", dass er immer wieder vorgezogen wurde, auch wenn er den Satz gar nicht bewältigen konnte?
Nun mag ich in dieser Hinsicht etwas pedantisch sein, aber mich stört es zusehends, dass Wörter einfach nicht mehr wahrgenommen und so ungerecht behandelt werden.
Sprache entwickelt sich, mag man mir entgegenhalten. Irgendwann werden Formulierungen wie "Sinn" oder "Unterschied" machen triumphal im Duden Einzug halten und richtig sein.
Und trotzdem würde das bedeuten, dass Dinge dann fähig wären, einen Unterschied oder einen Sinn aus sich selbst heraus herzustellen. So oft die Formulierung auch benutzt wird, sie drückt nie aus, was die Autoren meinen. Aber die Autoren bemerken das noch nicht einmal. Hartnäckig verweisen sie, wenn man es ihnen als Fehler ankreidet darauf, dass diese Formulierungen doch schon längst im allgemeinen Sprachgebrauch einzug gehalten haben. Deshalb würden sie sie auch benutzen und sogar den richtigen Formulierungen, die dem kleinen "ergibt" gerecht werden würden, vorziehen.
Ist es nicht aber anders herum? Gehen solche Redewendungen nicht deshalb so sehr in den Sprachgebrauch über, weil wir sie den Menschen auch immer wieder falsch vorschreiben?
Ich will ja nichts dagegen sagen, sie in wörtlicher Rede zu benutzen oder bei einer Ich-Erzählung damit den Prot zu charakterisieren. Oft ist aber beides nicht der Fall. Es wird schlicht falsch benutzt.
Bin ich da zu (sprach)empfindlich?