6 Punkte und das Ende
zuerst:
danke für deine Kritik und danke das du dich mit dem Text auseinander gesetzt hast, (ist ja nicht selbstverständlich).
Okay, Punkt 1:
Für mich ist „Vom Fest und den Gästen“ eine Momentaufnahme.
Das heißt alle in dem Text angesprochenen Ereignisse, bzw. die Handlungen der Personen passieren nur in einem bestimmten Zeitraum, vielleicht innerhalb vom 5 Minuten.
Der Leser agiert in diesen 5 Minuten als Beobachter, er tritt in den Partyraum hinein schaut sich einmal um und verschwindet wieder (vereinfacht ausgedrückt).
Punkt 2:
Persönlich stelle ich mir diesen Prozess so vor als ob eine gedankliche Kamera durch den Raum fahren würde. Beginnend mit der Raubvogelperspektive, die die ganze Szenerie beobachtet( „sie stehen, sitzen,...“), dann näher an den Regler und die Hand ranzoomt, rüber schwenkt zu der Person
die die zerbrochenen Flachen aufsammelt (übrigens handelt es sich hierbei um „Jo“ s.u.), dann zurück auf die LCD-Anzeige schwenkt und so weiter.
Die Kamera fängt Wortfetzen, Bewegungen, Farben, also eigentlich alles auf was ihre Linse in dieser kurzen Rundfahrt erfassen kann und speichert sie in Worte.
Wenn man so will auf einem Wortband (hey, Neologismus!), daher auch keine klare Trennung von der wörtlichen Rede bzw. Grund für meine umgangssprachliche Ausdrucksweise. Aber, die gedankliche Kamera kann noch mehr.
Punkt 3:
Die gedankliche Kamera (und das unterscheidet sie von real existierenden Kameras)
kann auch durch die Köpfe der Personen fahren.
Hört sich komisch an, muss ich zugeben.
Wenn die Kamera also durch den Kopf einer Person fährt nimmt sie gleichzeitig das auf was die Person sieht und das was die Person denkt.
Womit ich zu den zwei Zitaten komme, die du kritisiert hast.
Zu diesen beiden Zeitpunkten befindet sich die Kamera in den Köpfen der Personen „Björn“ und „Matthias“ ( „Matty“, nur wenn man ihn kennt
).
„Matthias“ sieht das Mädchen ( „Julia“ ) und denkt gleichzeitig darüber nach ob er zu ihr hingehen soll um sie zu fragen ob sie eine Zigarette hat.
(Bemerkung am Rande: Ich hatte in der Nacht, in der mein Kopf Kamera gespielt hat, ursprünglich überlegt ob „Matty“ nicht darüber nachdenken sollte „Julia“ nach Feuer zu fragen anstatt nach Zigaretten. Wir sind aber beide zu dem Entschluss gekommen das dass keine gute Idee gewesen wäre.
Von wegen Klischee und so.)
„Björn“ denkt darüber nach zu tanzen, entscheidet sich aber lieber zu warten.
( Ein Klischee, das der Grossteil der Männer nicht gerne tanzen sondern lieber „warten“, wurde somit wenigstens angesprochen.)
Punkt 4:
Das Mittel der Undeutlichkeit und der Andeutung.
Sicherlich hast du in diesem Punkt in gewisser Weise recht, aber
(schreiben wir das „aber“ mal groß)
ABER:
Das ist meine Methodik um best. Geschichten, besonders Momentaufnahmen,
zu erzählen.
Dadurch das ich andeute gebe ich den Leser die Möglichkeit eigene Assoziationen und Sichtweisen zu entwickeln. Diese Form des Erzählens benutze ich schon am Anfang, dadurch das ich die Partygäste mit „sie“ bezeichne oder den Personen Namen aber keine genaue Beschreibung bezüglich deren Aussehen gebe.
Eine weitere Frage dazu:
Was läuft da eigentlich für eine Art von Musik, die den DJ (wenn es überhaupt einen gibt)
dazu nötigt zurück auf 26 zu stellen und „Björn“ nötigt weiterhin „abzuwarten“???
Weißt du es?
Punkt 5:
Die TINA-ZAPPEN-BRENNER-DSL Situation.
Das ist wohl ein Punkt an dem das Mittel der Andeutung versagt hat.
Besonders bei dem Teil der Leser die dem weiblichen Geschlecht angehören.
Me a culpa.
„Brenner“ ist ein Spitzname, sowie „Hofmeister“ oder „Domme“ ( siehe dazu den Anfang bzw. die Namensaufzählung)
„Brenner“ hat also direkt nichts mit dem mechanischen Gerät zu tun. Vielmehr mit der Tätigkeit die diese Person schon des öfteren ausgeführt hat mit eben diesen mechanischen Gerät. Daher der Spitzname.
Über welches Thema genau diese kurzen Sätze handeln möchte ich nicht genauer erläutern.
Nur so viel, es geht um ein männliches „Bedürfnis“.
Punkt 6 (und damit der letzte Punkt) :
Der äußere Rahmen der Geschichte.
Wie schon in Punkt 1 und 2 erwähnt verfolgt der Leser einen Rundgang durch die Partygemeinschaft. Dessen Anfang und Ende sind, wenn man es so deutet wie ich, klar definiert.
Der Rundgang beginnt mit der Raubvogelperspektive ( siehe Punkt 2) und endet auch mit dieser, nur mit dem Unterschied das die gedankliche Kamera am Anfang nicht ein Gespräch focusiert sonder mit einem Weitwinkelobjektiv den ganzen Raum betrachtet. Das Ende der Geschichte ist das Gespräch zwischen „Matty“ und „Jo“, das Gespräch reizt plötzlich ab da die Kamera sich wieder in ihre Raubvogelperspektive begibt, dennoch aber die Beiden so lange focusiert bis sie (die Kamera) ausgeblendet wird. Die Kamera macht also eine Kreisbewegung und filmt dabei auch zweimal „Jo“.
Einmal in einem Schwenk von der Anlage zum Boden, der aber so schnell ist das wir „Jo“ nicht als „Stimme“ identifizieren können, und ein zweites Mal als er mit „Matty“ beschäftigt ist zerbrochene Flaschen wegzuräumen. „Jo“ hat sich im Gegensatz zu den anderen Personen nicht bewegt womit wir ihn beim Rundgang ein zweites Mal an genau derselben Stellen und
bei genau derselben Tätigkeit sehen bzw. „lesen“.
(Müssen viele Scherben gewesen sein!)
Ende:
Genau der letzte Punkt, der Sechste, ist im Nachhinein betrachtet der größte Schwachpunkt in der Geschichte, da gerade dieser schwer zu interpretieren ist ohne vorher den Begriff „gedankliche Kamera“ erklärt zu bekommen bzw. den Text selbst verfasst zu haben.
So, jetzt ist die Erklärung länger geworden als der eigentliche Text und ob das jetzt ein gutes oder schlechtes Zeichen ist, das musst du mir sagen.
Ich blende mich aus, danke für die Aufmerksamkeit.
(Psst, für die „Hidden Feature“ Funktion bitte nächsten Beitrag lesen)