Was ist neu

Vom Erzählen und Erleben

Pit

Mitglied
Beitritt
18.02.2009
Beiträge
39
Zuletzt bearbeitet:

Vom Erzählen und Erleben

Gestern besuchte ich die Blinde. Sie bot mir die gleichen Kekse an, die ich nicht mochte, nie gemocht hatte, was sie wahrscheinlich wusste. Sie servierte sie dennoch, nicht aus Bosheit, sondern aus Gewohnheit, und nicht aus Höflichkeit, sondern aus Gewohnheit nahm ich einen, knabberte daran, bis er in Krümeln auf meinem Schoß verteilt war. Sie servierte mir denselben Tee, lauwarm, geschmacklos, weder gut noch schlecht, selbstgepflückte Kräuter aus dem Garten, sagte sie immer, es hätte auch Gras sein können.
Wir schwiegen lange, wie immer, ich beobachtete sie, wie sie in sich hineinhorchte, als würde sie sich selbst beobachten, unschlüssig darüber, was sie sieht. Warum ich sie überhaupt besuchte, hatte sie einmal gefragt, zu einem Zeitpunkt, als ich längst erkannt hatte, dass sie mir nichts von meiner Mutter erzählen konnte, was ich nicht schon wusste.
Weil sie so viel zu erzählen hatte, war meine Antwort. Sie hatte geschwiegen, und ich hatte geschwiegen, und weiter und immer weiter, und in dem Moment, in dem unser Schweigen die Zeit angehalten hatte, der Staub die Uhrzeiger zum Stillstand zwang, die Stille alles leer hielt, da begann sie zu erzählen, nicht um den Raum neu zu füllen, sondern weil das Vakuum es verlangte.

„Die Erde, als sie noch lebte und umherwanderte“, begann sie. Oder: „Das Feuer, als es noch verliebt war und nichts von Unglück und Tod wusste“. Heute erzählte sie vom Meer, „als es den Geschmack des Salzes noch nicht kannte.“
Ich folgte ihren Worten wie ihren Bewegungen, die das Gesagte in Bilder brachten, das Wasser zu Wellen formten, sich in windloser Stille spiegelten, den Stürmen Macht gaben. Vielleicht sind es die Bewegungen, denen ich mehr Beachtung schenke als den Worten, doch sie sind untrennbar verbunden, keine Symbiose von Auge und Ohr, sondern ein anderer, vagerer Sinn, nicht gewohnt, angesprochen zu werden, und deshalb so staunend das Bewusstsein beherrschend.
„Da sagte das Salz: Ich will mit dir eins werden, ich will in dir aufgehen“, doch ihre Hände sagten ein anderes, ein Schnitt durch die Luft, die das Wasser war, eine Vergewaltigung, ein Sich-Ergießen in einen Leib, der zu jung, zu unschuldig für diesen Akt war. So muss es gewesen sein, sagten ihre Hände, während die Worte vom Leben sprachen, das Salz bedeutet.

Und als sie geendet hatte, die Uhrzeiger sich knarrend wieder in Bewegung setzten und ihre Hände müde zu Ruhe kamen, und ich durchnässt war, salzverkrustet, erschöpft vom Kampf mit den Wogen, vom Durst und von Tränen, die sich im Meer verloren, da fragte sie mich, ob ich das Meer kenne, es gesehen, gefühlt, gekostet habe, und ich sagte nein, natürlich nicht, und ich wolle es nicht mehr, denn es mache mir Angst, und sie sagte, das sei gut so. Und dann schwieg sie und ich schwieg und stand irgendwann auf und ging, ohne mich zu verabschieden, wie immer, denn sie hätte mich nicht mehr gehört.

Und wie immer sagte ich mir, es sei das letzte Mal, denn sie machte mir Angst vor Dingen, die jeder Angst entbehrten, das war ihre Art, ihr Wesen, Natur zu mystifizieren, bis sie voller Schrecken und Finsternis waren, und wie sie es erzählte, das ließ nicht nur hören, das ließ wahrnehmen, was in ihrem Inneren war, und es war Angst und Schrecken und Finsternis, und alles, was sie erzählte, entfremdete mir die Welt noch mehr, als sie es schon war.
Und spätestens nach einer Woche sollte ich sie wieder besuchen, aus dem Grund, warum andere Gruselgeschichten lesen oder sehen, um die Welt, wie sie nicht ist, und wie sie nie sein soll, zu erleben.

Aber heute stand ich im Durchzug zwischen Küchenfenster und Terrasse, schloss die Augen und roch den Wind des Meeres, die Frische, in Salz konserviert, das lichtdurchflutete Schimmern des Dunstes, der von den Wellen aufstieg, das alles sog ich mit der Nase ein, dann mit dem offenen Mund, dann mit der Haut, immer mehr Haut, je mehr ich mich meiner Kleidung entledigte, der Wind des Meeres, wie er meinen Sinn, meinen Körper, mein Geschlecht umwehte, streichelte, mich erzittern ließ, so stand ich da im Durchzug meiner Wohnung und spürte den Wind des Meeres, obwohl ich noch nie am Meer gewesen war.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Pit,

Deine kleine Geschichte hat sehr viel Kraft.
Ich finde es allerdings sehr schade, dass Du sie gar so hastig erzählst und, eher einer Aufzählung gleich, herunter ratterst.

Ich hätte es schön gefunden, wenn Du Dir ein wenig mehr Zeit genommen hättest, dem Leser die Gefühle nicht einfach nur aufzuzählen, sondern sie ihm zu vermitteln.

Ich will sehen, ob ich Dir ein wenig unter die Arme greifen kann:

Gestern besuchte ich die Blinde.
Das ist komisch. Als wäre die Person eine dem Erzähler unbekannte Randfigur der Geschichte, dabei ist sie doch sehr wichtig und dem Erzähler durchaus besser bekannt.
Auch legt "die Blinde" nahe, dass sie in erster Linie blind ist, aber das ist sie sicher nicht. In erster Linie ist sie z.B. eine Geschichtenerzählerin, die nebenbei noch blind ist.

Sie servierte mir die gleichen Kekse wie immer, die ich nicht mochte, nie gemocht hatte, was sie wahrscheinlich wusste, aber sie servierte sie dennoch, nicht aus Bosheit, sondern aus Gewohnheit, und nicht aus Höflichkeit, sondern aus Gewohnheit nahm ich einen, knabberte daran, bis er in Krümeln auf meinem Schoß verteilt war.
Im Grunde eine sehr schöne Szene. Ein wirklich netter Gedanke, den man allerdings nicht wirklich genießen kann. Schon mit etwas mehr Struktur, hätte der Leser Zeit neben dem Lesen auch noch Bilder im Kopf entstehen zu lassen:
Sie servierte mir die gleichen Kekse wie immer. Ich mochte sie nicht, habe sie nie gemocht, was sie wahrscheinlich wusste. Aber sie servierte sie dennoch. Nicht aus Bosheit, sondern aus Gewohnheit, und nicht aus Höflichkeit, nahm ich einen, sondern aus Gewohnheit. Knabberte daran, bis er in Krümeln auf meinem Schoß verteilt lag.
["Gewohnheit" wird zu schnell wiederholt und "lag" ist hier besser, weil bezeichnender.]

Der Unterschied ist schlicht und einfach der, dass ich als Leser der Geschichte besser folgen kann, sie mir besser vorstellen kann, wenn mich das Lesen nicht anstrengt. Dass diese schnelle Aufzählung aber anstrengt, merkst Du, wenn Du den Satz laut vorliest (und Dir dabei denkst Du würdest den Text nicht kennen).

Das zieht sich an vielen Stellen durch den Text. Benütze mehr Punkte, weniger Nebensätze. Das täte dem Text sehr gut, und man könnte sich mehr über Deine schöne Idee freuen.

Trotzdem sehr gerne gelesen. Freu mich drauf eine gefeilte Version davon noch einmal zu lesen!

Liebe Grüße
elisabeth

 

Hey Elisabeth!

Erstmal danke für deine Kritik und Anregungen.
Du triffst wunde Punkte, wenn du sagst

dass Du sie gar so hastig erzählst und, eher einer Aufzählung gleich, herunter ratterst
und
dem Leser die Gefühle nicht einfach nur aufzuzählen, sondern sie ihm zu vermitteln.
Ich wollte schon einen Gedankenstrom, ähnlich des Windes, deshalb die langen Sätze, wobei ich mich bemühte, sie nicht zu verschachteln. Aufzählen wollte ich sicher nicht, da muss ich, wo ich kann, nochmals nachbessern.
Daran, Gefühle zu vermitteln, statt sie aufzuzählen, scheitere ich ohnehin immer, vor allem, wenn dies auf kleinem Raum geschehen soll. Vielleicht fehlt mir da einfach der weibliche Blick – klar, dass ich mich jetzt eines Klischees schuldig mache. ;)
Ich lese meine Texte eigentlich schon nochmals durch, flüsternd oder bestenfalls laut meinem Freund zum Einschlafen vor (jetzt bitte keine Witze über das eben genannte Klischee des weiblichen Blickes :D)
Aber natürlich kenne ich ihn dann schon, weiß, wo eine Pause trennen soll, wo der Redefluss verbinden soll. Gegen mehr Punkte sträube ich mich jetzt im Moment noch, aber das kann sich schnell ändern.
Ob ich näher auf die Beziehung zwischen dem Ich-Erzähler und „der Blinden“ eingehen soll, weiß ich nicht so recht. Ich wünsche mir da eine gewisse Distanz, schon wegen des Themas.
Auch deshalb soll ihre Blindheit im Vordergrund stehen, um von vornherein das „Erleben“ auf eine höhere Stufe zu bringen als das Offensichtliche der Wahrnehmung.

Bleibt bei allen kunstvollen guten Absichten die eigentliche Kunst, nämlich das alles in „normal“ verständliche und bestenfalls auch unterhaltende Form zu bringen.
Danke für die Anregung, daran zu feilen!

Pit

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Pit,

ich kann schon verstehen was Du meinst, wenn Du sagst, dass Du den Wind praktisch in den Text hinein bringen wolltest.
Da hast Du Dir schön was vorgenommen :o)

Nur eine Idee - vielleicht könntest Du das erreichen und trotzdem von diesem Aufzählungscharakter weggehen uuuund gleichzeitig dem Leser selbst seine Gefühle aufbauen lassen, indem Du dem Text noch ein wenig Deiner Geschichte beimischst?
Das ist sehr lustig, sonst schreibe ich immer jedem er soll kürzen und kürzen ... haha.

Das ist jetzt nur ein Schnellschuss von mir, aber vielleicht verstehst Du dann was ich meine:

Dein Text

Wir schwiegen lange, wie immer, ich beobachtete sie, wie sie in sich hineinhorchte, als würde sie sich selbst beobachten, unschlüssig darüber, was sie sieht. Warum ich sie überhaupt besuchte, immer wieder, fragte sie einmal, ziemlich am Anfang, und ich antwortete, weil sie so viel zu erzählen hatte. Und sie hatte geschwiegen, und ich hatte geschwiegen, und weiter und immer weiter, und in dem Moment, in dem unser Schweigen die Zeit angehalten hatte, der Staub die Uhrzeiger zum Stillstand zwang, die Stille alles leer hielt, da begann sie zu erzählen, nicht um den Raum neu zu füllen, sondern weil das Vakuum es verlangte.

Mein Versuch Dir meine Gedanken zu vermitteln
Wir schwiegen lange, wie immer, und ich beobachtete sie, wie sie in sich hineinhorchte, als würde sie sich selbst beobachten - unschlüssig darüber, was sie sieht. Warum ich sie überhaupt besuchte, immer wieder, fragte sie einmal, ziemlich am Anfang, und ich antwortete, dass ich wiederkäme, weil sie so viel zu erzählen hatte. (Kein "und") Sie hatte geschwiegen, (kein "und") ich hatte geschwiegen, und das weiter und immer weiter, und in dem Moment, in dem unser Schweigen die Zeit angehalten hatte, der Staub die Uhrzeiger zum Stillstand zwang, die Stille alles leer hielt, (kein "da") begann sie zu erzählen - nicht um den Raum neu zu füllen, sondern weil das Vakuum es verlangte.

Für mein Empfinden könntest Du durch so kleine Änderungen den Lesefluss steigern. Durch den einfacheren Lesefluss wird auch das Verständnis besser.
Zum Beispiel kannst Du (aber nicht zu oft!) Nachschübe auch mit einem Gedankenstrich anhängen, statt mit einem Komma. (Wobei ich hier jetzt leider ein Minus verwendet habe, weil ich den Gedankenstrich mal wieder nicht finde)
Oder Du verlängerst ein paar ganz kurze Einschübe durch ein paar mehr Worte und machst einen längeren Satz daraus, der aber durchaus auch Tempo haben kann.
Ein "und" einfügen oder weglassen kann für das flüssige Lesen wahre Wunder wirken. Wobei man natürlich auch immer drauf achten muss den Text nicht mit "und"s zu überschwemmen.

Ich weiß, dass das schwierig ist und auch, dass das wohl viele subjektiv sehr unterschiedlich sehen werden. Viel Glück wünsche ich Dir, ich würde mich freuen, wenn Du weitermachen würdest damit, denn der Text ist es wert finde ich.

Das mit den Gefühlen ist eine Gratwanderung. Du musst sie gar nicht lange beschreiben, vielleicht nur nicht direkt in Worte fassen und statt dessen eine "Begleiterscheinung" eines Gefühls nennen, das jeder nachvollziehen kann?

Ach, und ob da ein weiblicher Blick hilfreich ist, oder nicht weiß ich nicht so recht, aber der schafft dann wieder ganz andere Probleme ;o)

Frohes Schaffen

elisabeth

 

Hallo Pit,

Deine Geschichte hat mir generell gut gefallen, das Ende hat mich zwar sehr überrascht (wer zieht sich allein in seiner Küche aus?) aber insgesamt gab es doch viele Lücken (keine inhaltlichen, darauf gehe ich gleich noch ein), die einigen Raum für eigene Ergänzungen boten.
Beispielsweise woher der Protagonist die blinde Frau kennt. Hat sie ein Café? Schließe ich aus, da sie dann nicht soviel Zeit hätte mit ihm zu plaudern, außerdem wirkt sie, als würde sie sehr in ihrer eigenen Welt leben und ungeduldige Gäste sicher nicht wahrnehmen. Sind sie verwandt? Möglich, aber eine dermaßene Entfremdung zweier Verwandter, dass er von ihr tatsächlich nur als von "der Blinden" spricht finde ich als Thema dermaßen dominant, das es wenigstens angesprochen werden müsste.
Meine These, die auch zu anderen aufgeworfenen Fragen passt, ist, dass die blinde Frau in irgendeiner Form einen schamanistischen (Feuer, Erde, jetzt Wasser, in der Schlusszene vielleicht auch Luft?) bzw. esoterischen Hintergrund hat, der den Protagonisten sehr zu interessieren scheint. Würdest du "Küche", "Tee" und "Kekse" streichen (durch das bereits angesprochene "Herunterrattern" sind gerade die beiden letzteren schnell in Vergessenheit geraten) - so wie ich es gedanklich kurz für mich getan habe - spricht nichts dagegen, dass das ganze in einem Indianerdorf stattfindet. Das ist natürlich nichts schlechtes, auch Indianer hatten Alltag, dennoch ist die Geschichte meiner Meinung nach durch angesprochene Neuzeitwörter im Gegensatz zum restlichen Text ein wenig gespalten. Aber vielleicht liege ich ja auch einfach falsch ;)

Das Ende hat mich SEHR überrascht! Ich dachte, der Protagonist besucht die blinde Frau nur deshalb, da sie eben Aspekte des Bewusstseins anspricht, die er als nichtblinde Person so gar nicht wahr nimmt und er das sehr genießt. Aber plötzlich steht er allein in seiner eigenen Küche und kann sich selbst in diese Welt hineinversetzen, wobei ich auch kurz überlegt habe, ob er vielleicht wirklich am Meer wohnt und die alte Frau nur angelogen hat, damit sie mehr erzählt.

Eine kleine Ergänzung noch hintendran: Bei der Stelle mit der Vergewaltigung hoffe ich zwar sehr, dass die blinde Frau ihr Leben nicht in Form von Naturfabeln weitergibt, aber ich sehe sonst kenen Grund, eine derart heftige Metapher zu verwenden! Wenn du es stehen lässt, werte ich das frecherweise mal als Recht haben meinerseits :)

Alles in allem eine interessante Geschichte die meinen Geschmack getroffen hat, obwohl ich doch wie gesagt einige Male stutzen musste!

Tim

 

Hallo Elisabeth und Tim!

Ich werde zu gegebener Zeit den Text den Vorschlägen gemäß umarbeiten, was Satzstruktur und Lesbarkeit betrifft, ihn wahrscheinlich aber nicht ausbauen. Nicht in diesem Zusammenhang. Vielleicht ein, zwei Hinweise darauf, wie die beiden zueinander stehen. Ex-Zivi, Nachbarin, da wird sich was unverfängliches finden. Oder ich mache sie doch zur Apatschen-Schamanin. :lol:

Nein, diesen Hintergrund hatte ich überhaupt nicht vor Augen, und ich kenne mich dahingehend auch nicht aus, dass ich da unbewusst was reingelegt hätte.
Allerdings mag ich es, wenn bestimmte Bilder, zum Beispiel das von Tim erwähnte "Vergewaltigen" des Wassers psychologisch in der Schwebe bleiben. Muss ja nicht alles erklärt werden.

(wer zieht sich allein in seiner Küche aus?)

Schon klar, dass ich-Erzähler und Autor niemals zu verwechseln sind, aber ich würde. :shy:
Und das, ohne Indianer zu sein. :lol:

Danke jedenfalls für die Anregungen!

 

Salute.

Der Anfang gefällt, die Länge stimmt.
Ich bin, zumindest im direkten Anschluss, unschlüssig ob des Zentralmotivs, des Dreh- oder meinetwegen auch Angelpunktes deiner Geschichte.
Es gibt derer zumindest zwei: Die zu Beginn auftauchende, mystifizierende blinde Erzählerin. Sowie den ergriffen zuhörenden Protagonisten bzw. seine Erfahrung ihres Erzählten, welches sich am Ende des Textes Bahn bricht. Beide Gestalten bleiben so rätselhaft wie ihre Beziehung; aber noch mehr beschäftigt mich des durchziehende Motiv des Meeres. Gut, beide sind Außenseiter, leben irgendwo (wohl abseits), und sei es in platonischen Höhlen.
Warum war dein Ich-Erzähler nie am Meer und glaubt es nun zu spüren? Tut mir leid, das beschäftigt mich nach dem unmittelbaren Erstlesen mehr als jede tiefgründigere Auslotung. Naja, ich überschlafs halt besser erstmal.
Der Text kommt sprachgewaltig daher, Talent vorhanden, vom Wert einiger auf den ersten Anlauf fragwürdiger einzelner Bilder muss ich mich jedoch auch erstmal überzeugen.
Zur Länge: Nö, bloß nischt ausbauen. Es gibt Texte die kurz sein sollten, auch um den Preis, kryptisch daherzukommen. Andererseits – besteht natürlich die Möglichkeit, dass du hier einfach ne krasse Zivierfahrung verarbeitet hast und dann noch ´n ansprechendes Ende brauchtest.

Na, wie gesagt, ich überschlafs mal.

(wer zieht sich allein in seiner Küche aus?)
Tja nun, das ist nicht der einzige Punkt, Tim, an dem ich deine Einwände nicht teile, aber ich mache es mir einfach, da müde, und erwähne einfach nur diesen. Warum nicht? Ich verstehe diese deine Bemerkung nicht, sorry. Der Kniff ist doch nur, nichts Fettiges zu braten.

Grüße die Füße,

...para

 

Hallo maria und Paranova!

Maria, ich wollte dich sicher nicht um eine Geschichte, die dir was gibt, betrügen. Es ist nur so, dass man als Autor kaum alle Erwartungen der Leser erfüllen kann, und es ist auch nicht seine Aufgabe. Dieser Text soll schon eine gewisse Ansicht transportieren, bestenfalls auch etwas Atmosphäre, und, wäre mir der Text so geglückt, wie ich es in meinen realitätsfernen Träumen geträumt habe, ein wenig das Gefühl von Wind und Meer auf der Haut, aber das solls an Gefühlen auch gewesen sein. Der Text soll nicht unbedingt auf abstrakter Ebene funktioniern, aber auch keine klassische Erzählung mit ausgefeilten Charakteren und wuchtigen Gefühlstransportern sein.

Bei der Blinden hatte ich noch eine Verrückte vor Augen,
Weil sie verrückte Geschichten erzählt? Hoffentlich nicht. Sehe die Blinde nicht als Person, sondern meinetwegen als eine Art der Erzählung an sich. Und damit hat die Geschichte auch Berechtugung in "Alltag", denn seltsam soll sie nicht sein.

Paranova, mühe dich um Himmels Willen nicht mit tiefgründigem Ausloten ab. Das Wesen der beiden hast du ja gut geschildert, die vom Titel angedeutete Beziehung von Erzählen und durchs Erzählen Erleben erkannt. Der Ich-Erzähler kann nicht am Meer gewesen sein, sonst wäre die Erzählung hinfällig gewesen.

Andererseits – besteht natürlich die Möglichkeit, dass du hier einfach ne krasse Zivierfahrung verarbeitet hast und dann noch ´n ansprechendes Ende brauchtest.
Natürlich... :dozey:
Nein, begonnen hat es, dass ich in der Küche im Durchzug stand und dachte, es rieche und fühle sich an wie am Meer. Mit dem Unterschied, dass ich das Meer ganz gut kenne.

Danke euch beiden!
Der Text ist noch nicht umgearbeitet, was ich ja schon ein klein wenig will, aber grad kaum kann, konzentrationstechnisch.

Die Grüße sind ausgerichtet, die Füße lassen danken!

Pit

 

Hej Pit,

mal abgesehen davon, dass ich die Vorschläge von Elisabeth unterschreibe (die für eine größere Klarheit und Dichte sorgen würden, glaube ich), war es mir größtenteils ein Genuss, Deine Geschichte zu lesen.

Den letzten Absatz finde ich schön.

Eine Kleinigkeit: Wenn der Wind streichelt oder umweht - und dann plötzlich penetriert, dann habe ich Schwierigkeiten, mir diesen Wind vorzustellen und schwanke zwischen einer frischen Brise (die mir der Handlung angemessen erscheint) und einem Sandsturm (bei dem ich mich frage: Was will der jetzt hier?).

LG
Ane

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Ane!

Deine Worte freuen mich. Und ich habe gelobt, ein klein wenig an der Lesbarkeit zu arbeiten, zu gegebener Zeit. Und dabei werde ich ganz sicher das Penetrieren raus nehmen, du hast recht, das passt so gar nicht. Danke für die Anmerkungen!

Pit

Nachtrag: Weil Folgeeinträge hier wohl nicht gern gesehen sind, hier noch der angehängte Hinweis, dass ich ein wenig geändert habe. Ein Punkt mehr, eine winzige, wenn auch bewusst unscharfe Andeutung über den Hintergrund der Beziehung der beiden, ein Erzittern anstelle des Penetrierens. Vielleicht wird da nochmal was umgestellt, eine Geschichte ist ja irgendwie doch nie fertig.

 

Hallo Pit,

es war mir ein Vergnügen deine kleine Geschichte zu lesen. Vergnügen deshalb, weil deine Geschichte mit einer Menge sehr gelungener Formulierungen durchsetzt ist.

Dies hier z.B.:

Sie hatte geschwiegen, und ich hatte geschwiegen, und weiter und immer weiter, und in dem Moment, in dem unser Schweigen die Zeit angehalten hatte, der Staub die Uhrzeiger zum Stillstand zwang, die Stille alles leer hielt, da begann sie zu erzählen, nicht um den Raum neu zu füllen, sondern weil das Vakuum es verlangte.

Und hier:

die Uhrzeiger sich knarrend wieder in Bewegung setzten

Ich finde auch nicht weiter nachteilig, dass ich ein paar Fragen zu dem Thema und dem Plot stellen könnte. Ich bin davon überzeugt, dass die Stimmung dieser Geschichte zerschrieben würde, wenn du weitere Sätze hinzufügtest. Sie ist so wie sie ist, kurz, seltsam und doch nachhaltig.

Lieben Gruß

lakita

 

Hallo lakita!

Es lohnt sich doch immer wieder, alte Mailkonten zu überprüfen. ;)

Danke fürs Rauskramen! Schön, dass ich dich ein wenig unterhalten konnte.

Fragen zum Plot und zum Thema? Das Thema liegt im Titel, der Plot ist darum herum aufgebaut. Aber der Autor sieht das natürlich einfacher als der Leser, und muss sich fragen, ob er den Leser rätseln lassen will oder es ihm einfacher macht. Deshalb freut es mich, wenn du dann doch sagst, die Geschichte ist so, wie sie ist, rund.

Ach, die Stellen, die du zitierst, halte ich sogar für die schwächeren, weil sie so oft schon und besser verwendet wurden. Diese Bilder sind ein wenig, als würde man im Radio einen Oldie hören, den man schon in und auswendig kennt, und dann bleibt man beim Sender, auch wenn er sonst nur Müll bringt. Schweife ich ab? :D

Danke jedenfalls!

Pit

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom