Was ist neu

Veros Herz

Wortkrieger-Team
Seniors
Beitritt
31.01.2016
Beiträge
2.217
Zuletzt bearbeitet:

Veros Herz

Vom Bett aus sieht sie durch das Fenster nur einen winzigen Teil Himmel, vereinzelt Wolkenfetzen, die Krone einer Pappel, an deren Zweige wenige silbrige Blätter zappeln, die es nicht abwarten können, davonzufliegen. Ist ja Herbst. Vero lächelt und reckt die Arme für die morgendlichen Dehnübungen in die Höhe. Dabei stellt sich ein stechender Schmerz in der Brust ein und sie fasst instinktiv ans Herz. Er geht so schnell vorbei, wie er gekommen ist.

Da hinten, unter diesen Laubbäumen, küsste Nicolas sie zum ersten Mal. Es war einer dieser Frühlingstage Ende April, die ohne Vorwarnung über Nacht den Winter ablösten. Vero wachte am späten Morgen auf. Das Zimmer war gleißend hell und die Luft stickig, obwohl am Vortag noch Frost auf dem Gras gelegen hatte. Sie zog sich schnell an und lief hinaus, um so viel wie möglich vom Tag auszukosten.
Nicolas tauchte auf wie dieser Frühling, den Vero erwartete, der sich viel Zeit gelassen hatte und als sie nicht mehr an ihn dachte, kam er aus dem Nichts und umfasste alles mit großer Kraft, Wärme und Licht. Augenblicklich füllte sich ihr Herz, wurde dadurch nicht schwerer, sondern leichter. Er passte genau hinein und breitete sich aus, wie flüssig gewordenes Glück.

Nicolas fragte, ob alles mit ihr in Ordnung wäre. Es sei viel zu kalt, um im Gras zu sitzen. Kaum beendete er den Satz, nahm er neben ihr Platz. Er war auf dem Weg in die Bibliothek, plauderte drauf los, träumte von einer Bar mit Büchern. Die Austernernte wäre auf Dauer nichts für ihn. Zu einsam und zu nass, er wäre auch nicht mehr der Jüngste, scherzte er und zupfte Grashalme zu ihren Füßen heraus und Vero bemerkte, wie jung er war. Sie hielt das Büchercafé für eine wundervolle Idee und teilte seine Begeisterung, verfing sich in der Vorstellung darin, erzählte von einer Bar in Lissabon, die sie mit ihrem Mann vor vielen Jahren besucht hatte. Dort gab es vor Bücherregalen kaum mehr Platz für Tische und Stühle und es war reine Glückssache, einen freien Tisch zu erwischen. Nicolas betrachtete Vero in ihrem Redefluss, mit ruhigem Blick und der ihm eigenen Offenheit forderte er sie auf, von sich zu erzählen. Vero sprach vom Tod ihres Mannes und wie verloren sie sich vorkam und albern dabei, schließlich war sie eine reife Frau und mitten im Satz, da ist sie heute noch sicher, dass sie den Satz nicht beendet hatte, legte er seine Lippen auf ihre. Ohne Hast, in aller Ruhe. Sonst berührte er sie nicht. Nur seine Lippen auf ihren. Auch heute noch wunderte sie sich über seine Selbstsicherheit. Nicolas wunderte sich nicht. Er tat, was er tun musste, meinte er lapidar, wenn sie über diesen Frühlingstag sprachen, als ihrer beider Leben einen gemeinsamen Weg einschlug.

Anfang der Woche feierten sie seinen fünfzigsten Geburtstag. Kurz vor Mitternacht musste Vero in ihre Wohnung begleitet werden, die sich direkt über seinem Café befindet. Das Herz beginnt bei ihr offenbar als erstes schwach zu werden, auf das sie immer hörte, das sie die letzten sechsundzwanzig Jahre in Atem hielt, das sie wieder und wieder in seine Arme trieb, sich lebendig fühlen ließ und den Verstand ausschaltete, wenn er ihr riet, diese ungleiche Beziehung zu beenden.

Sie bemerkte nicht, ob es andere Frauen für ihn gab. Bis auf ein einziges Mal. Eine Fremde kam ins Café. Die Saison neigte sich dem Ende, die Touristen kehrten wieder in die Städte zurück. Deshalb fiel sie Vero auf. Eine Städterin war sie. Elegant, in seidigen Sommerkleidern und teuren Schuhen. Tagelang kam sie, saß auf demselben Platz in einer Ecke und starrte Nicolas an, redete auf ihn ein, wenn er zu ihrem Tisch kam. Später gab er zu, sie gekannt zu haben. Mehr nicht. Vero wurde den Verdacht nicht los, dass sie etwas mit seinem Verschwinden am Anfang ihrer Beziehung zu tun hatte. Einige Wochen nach dem ersten Kuss verschwand Nicolas nämlich so plötzlich wie er gekommen war. Unnötig zu sagen, dass der Sommer zu Ende ging. Vero wusste nicht, warum sie glaubte, diese Frau wäre der Grund dafür. Ein Gefühl eben. Vero ist voll davon. Besteht nahezu ausschließlich aus Gefühlen. Er erwähnte diese Begegnung nie wieder. Dabei gab sie ihm zu verstehen, dass sie Verständnis hätte, wenn er sich eine junge Frau suchte, Kinder bekäme und all das. Nicolas wollte mit ihr nicht darüber sprechen. Er versicherte ihr, dass niemand verstehen müsse, was sie beide verbände. Nicht einmal sie beide bräuchten das. Mit großer Sicherheit vermied er dieses Thema und die Zeit verging. Die junge Frau kam nie wieder.

Wo er wieder bleibt? Er weiß doch genau, dass sie um diese Zeit auf ihn wartet. Dann hört sie, wie die Wohnungstür aufgeschlossen wird und ihr Herz bewegt sich wie das Laub dort draußen vor dem Fenster. Sie fühlt wie es bis in den Hals schlägt, sich mit Blut füllt. Vero fährt mit gewohnter Geste durch das ergraute Haar, richtet ihre Bluse, schlägt die Beine übereinander und blickt erwartungsvoll zur Tür.
„Guten Morgen, Vero." Er trägt ein Tablett und schließt umständlich die Tür mit dem Fuß.
„Recht spät für Frühstück", sagt sie gespielt beleidigt.
Nicolas ignoriert diese Begrüßung, weil er weiß, dass es nicht viel braucht, um sie zu besänftigen. Außerdem hat sie bereits gefrühstückt. Es ist ein lieb gewonnenes Ritual, sie jeden Morgen mit Tee aufzusuchen. Er stellt das Tablett in die Mitte, setzt sich auf die andere Seite des Bettes und schlägt ebenfalls die Beine übereinander.
„Was für ein Morgen!" Er klatscht die Handflächen auf seine Oberschenkel und lächelt fröhlich. „Habe mich jetzt erst aus dem Café stehlen können. Der Andrang zu den Austernfahrten ist diese Saison extrem hoch, reichlich Gäste. Gibt wohl kein gutes Frühstück in den Hotels. Na, uns soll's recht sein, nicht wahr? - Hast du vor, zum Mittagessen herunterzukommen?"
Er ahnt schon, dass sie ihre Wohnung nicht verlassen wird. Trotzdem möchte er sie dazu anregen. Seit Wochen geht sie nicht aus. Nach all den Jahren weiß Nicolas genau, dass er Geduld mit ihr braucht. Er küsst ihre Wange und reicht ihr eine Tasse Tee, nimmt sich selbst die andere und nippt daran.

„Ich war gestern im Kunstmuseum", sagt sie anstelle einer Antwort.
„Du hast mir gar nicht gesagt, dass du das vorhast." Nicolas sieht sie mit geweiteten Augen an, hat es nicht gern, wenn sie unterwegs ist und er nicht weiß, wohin. Er sorgt sich, seit sie Anfang des Jahres einen leichten Herzanfall erlitt.
„Dort ist mir ein Frau aufgefallen. Sie ging allein, nahm sich viel Zeit beim Betrachten der Bilder. Dabei befand sich eine steile Falte auf ihrer Stirn. Das fiel mir sofort auf, weil sie viel zu jung für Falten war. Ihre Haare wirkten ungebändigt und es ragten weiß gefärbte Strähnen hervor. Auch rotgefärbte."
Vero nimmt eine Strähne ihres langen Haares und wickelt sie gedankenvoll um einen Finger.
„Sie war gekleidet, als würde sie alles tragen, was sie besaß. Ich könnte nicht auf Anhieb sagen, was sie genau anhatte. Und obwohl ich sie regelrecht anstarrte, beachtete sie mich überhaupt nicht. Sie trug eine große Tasche über der Schulter und in den Händen hielt sie viele Zettel und Hefte. Sie wirkte irgendwie geheimnisvoll, aber auch unerschrocken, so ganz bei sich selbst. Weißt du, was ich meine?"
Nicolas weiß, was sie meint. Von Beginn an kann er sich in sie einfühlen, in ihre Gedanken, so wie sie in seine.
„Beim Verlassen des Raumes bemerkte ich auch einen kleinen, alten Mann. Bereits an die siebzig. Es kam mir vor, als hätte er sich dorthin verirrt. Mit seinem weiß-blauen Trainingsanzug wäre er auf einem Sportplatz nicht aufgefallen. In diesen Räumen unterschied er sich doch vom Rest der Besucher. Er schlenderte mehr, als dass er ging. Es war nicht möglich, seine Augen zu sehen, weil er unentwegt nach unten blickte. Ich überlegte, ob er sich womöglich nur versehentlich hier aufhielt oder eventuell gar nicht wusste, wo er sich befand und ob man ihn vielleicht bereits suchte, und ich machte mich gerade auf den Weg in seine Richtung, als sich die junge Frau an seine Seite stellte. Wie aus dem Nichts stand sie neben ihm."
Vero wird lebhaft und ihre Stimme zittert leicht, sie gestikuliert mit ihren mageren Händen.
„Es sah nicht aus, als hätte sie ihn gesucht, sie hatte ihn einfach ... wiedergefunden. Er wandte sich ihr nicht zu, aber er lächelte. Ihrer beider Arme drückten sich aneinander, während sie sich zu seinem Ohr hinunterbeugte und etwas hineinflüsterte. Dabei berührten ihre Lippen sanft seine Ohrmuschel. Er verhinderte das mit keiner Bewegung, stand da, rührte sich nicht und ich bildete mir ein, er wünschte, sie würde nie wieder aufhören, das zu tun. Er drehte für einen Moment nur die Augen zu ihr nach oben, begann leise eine Melodie zu summen, aber laut genug, dass ich sie auch hören konnte. Die Stirnfalte der Frau glättete sich im gleichen Moment und sie legte ihren Kopf auf seiner Schulter ab, lachte verhalten. Er kreuzte die Arme vor seinem Bauch. Dann fügte er der Melodie einen italienischen Text hinzu. Das wunderte mich seltsamerweise gar nicht, ich dachte ohnehin gleich an italienische Liedweisen, obwohl ich mich nicht erinnerte, welche zu kennen. Mein Herz flutete sich ohne Vorwarnung und ich betrachtete das Paar ungeniert. Es gab nur die beiden und die Bilder in diesem Raum und als sie den gemeinsam verließen, begann ich zu weinen.“

Nicolas hört still zu, liebt es, wenn Vero erzählt. Sie ist lebhaft und er kommt zur Ruhe, indem er in ihre Geschichten taucht, verbindet sich mit Vero, steht mit ihr in diesem Raum, in dem sie das Paar beobachtet. Eine Träne läuft über Veros Wange und er trocknet sie schnell mit den Fingern, als hoffte er, sie würde ihre eigene Traurigkeit nicht bemerken. Sie litt von Anfang an mehr unter ihrer Beziehung als er selbst. Das Gerede über sie, der Altersunterschied, das Café, berührten ihn weit weniger als sie. Veros Ehe zuvor blieb kinderlos. Nicolas liebte Vero und die Arbeit. So einfach war das für ihn. Und so vergingen die Jahre.

„Wer waren die beiden? Was denkst du?" Er nimmt ein Stück Toast mit Quittengelee, weil sie das am liebsten mag, beißt ab, führt es an Veros Mund und wartet, bis auch sie davon genommen hat. Vero hebt die Schultern: „Na ein Liebespaar, denk' ich."
Sie rutscht etwas hinunter, legt den Kopf an seine Brust und schließt die Augen, als sie sein Hemd öffnet. Ihre Hand fährt über seine Haut und bleibt auf seiner Brust liegen. Sie ist glatt und fest und duftet nach dem Eau de Toilette, das sie ihm seit Jahren schenkt. Er benutzt kein anderes.
„Vero", flüstert er, „was tust du da?" Es ist ihm nicht unangenehm, aber diese Art der Vertrautheit liegt viele Jahre zurück. Er legt seine Hand auf ihre, schließt die Augen.
„Mich erinnern", flüstert sie und für eine lange Weile liegen und schweigen sie.

Gegen Mittag betritt Vero das Café. Augenblicklich begrüßt sie ein Angestellter, küsst sie auf beide Wangen und begleitet sie an einen freien Tisch. Nicolas winkt ihr vom Tresen zu. Neben ihm steht ein junger Mann, den Vero noch nicht kennt. Ein neuer Kellner sicherlich. Sie wird morgen früh nach ihm fragen. Nur aus Interesse. Nicolas entscheidet alles allein. Ein hübscher Kerl Anfang zwanzig, denkt sie und lächelt ihm zu, als er in ihre Richtung blickt.
"Guten Tag, Vero. Ich habe dich lange nicht in deinem Café gesehen."
Ein Mann in einem altmodischen Anzug und mit einer Frisur, die er selbst fabriziert haben könnte, steht an ihrem Tisch und sie bittet ihn mit einer einladenden Handbewegung, sich zu setzen. Eine hochgezogene Augenbraue deutet darauf hin, dass sie es aus Höflichkeit macht.
"Du weißt genau, dass es mir nicht gehört", sagt sie gelangweilt, während sie in der Handtasche nach dem Feuerzeug sucht. Er hat mittlerweile neben ihr Platz genommen, streicht sich mit arthritischen Händen die Haare aus dem Gesicht. Sie knufft vertraut mit der Faust gegen seinen Oberarm.
"Es gehört Nicolas." Dabei betont sie jedes einzelne Wort gedehnt und es klingt, als rede sie mit einem tauben Hundertjährigen.
„Gut, dass das dein Mann nicht erleben musste", grantelt der Alte und ordert per Fingerzeig die Bedienung. Vero zündet eine Zigarette an. Sie genießt dieses Privileg und niemand würde es ihr verbieten.
„In deinem Alter", nörgelt der Alte und wedelt mit der Hand im Rauch herum, nippt am Cognac. „Du hättest mich heiraten sollen nach seinem Tod."
Vero rollt mit den Augen und erinnert an ein Kind, dass von seinem Vater zurechtgewiesen wurde.
„Nenn mir auch nur einen Grund, weswegen ich das hätte tun sollen?" Dabei pustet sie den Rauch provozierend in seine Richtung. „Weil du mich kennst, seit ich ein halbes Kind war? Weil ich deinen besten Freund geheiratet hab? Weil du jemanden brauchst, an dem du herumnörgeln kannst?"
Vero trinkt das Glas Champagner in einem Zug leer.
Der Alte hustet und sie klopft seinen Rücken. Spucke sprüht auf die weiße Tischdecke, bevor er sich endlich die Hand vor den Mund hält.
„Ich muss gehen. Schön, dich gesehen zu haben", sagt sie, nimmt ihre Tasche, den leichten Mantel und geht zum Ausgang. An der Tür fängt Nicolas sie ab und umarmt sie, hält sie länger fest, als es für eine Verabschiedung nötig wäre.
„Ich freue mich, dass du heruntergekommen bist", flüstert er in ihr Ohr, seine Lippen berühren ihre Ohrmuschel. Vero schließt die Augen und irgendetwas durchflutet sie, was sie kurzentschlossen als Sehnsucht bezeichnet. Nachdem er sie aus seinen Armen lässt, küsst er ihre Lippen und Vero verlässt das Café mit einem Gang, der nicht an eine betagte Frau erinnert.

"Vero! Ich habe jemanden mitgebracht, den ich dir vorstellen möchte", ruft Nicolas. Mit dem Frühstückstablett und dem jungen Mann von gestern aus dem Café betritt er das Schlafzimmer, das er so gut kennt, das gefüllt ist mit Erinnerungen von Leidenschaft.
Vero liegt tot in ihrem Bett, das Gesicht ist bleich und entspannt, sie könnte auch schlafen. Nicolas fällt schwer auf die Bettkante, betrachtet ihr Gesicht. Zögernd nimmt er ihre kalte Hand, senkt den Blick. Yannis setzt sich auf die andere Seite. Sie starren auf die Frau in ihrer Mitte und über Nicolas' Gesicht finden Tränen ihren Weg.
„Ich kann es nicht erklären", flüstert er, legt sich neben sie, umklammert sie, „ich habe nicht darüber nachgedacht, weil es mich von ihr weggetrieben hätte. Es hätte mehr Argumente gegen uns gegeben. Ich wollte es nicht wissen und will es auch jetzt nicht.“
„Und Mama?", fragt Yannis, „hast du sie nicht geliebt?“
Nicolas` Herz ist schwer, als Yannis das Zimmer verlässt.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hej, liebster Friedrichard,

vielleicht ahnst du es es nicht, aber dein Kommentar verwöhnt mich und gibt mir Halt. Du findest in der Literatur die Hilfe für mich, die ich benötige und teilst sie mit mir. Nicht zum ersten (hoffentlich nicht zum letzten) Mal, aber hier brauchte ich sie dringend. Nicht unbedingt um die Geschichte besser zu machen, aber um sie selbst besser zu verstehen. Klingt paradox, ist aber so.

Dass dir zuerst Kraniche als Bild einfallen, macht mich froh. Sowohl für dich, als auch für mich. Sind sie doch weitläufig Glücksbringer und Krafttiere. Im Herbst nähren sie sich zudem von Ernteresten, wie Vero von ihren Erinnerungen.
Aber noch wertvoller ist es für mich, dass du Brecht zitierst (diese Seite von ihm war mir bislang entgangen). Dieses Gedicht ist so entsetzlich wunderschön und es erübrigt sich für mich das weitere Forschen nach einem Motiv für Liebe. Auch oder gerade für die Liebe in meinem Text.
Ich danke dir sehr.

Betr. Konjunktiv irrealis

Hier nehme ich all dein Wissen gerne an und verarbeite es an gegebener Stelle.

Hier schnappt die Fälle-Falle kurz zu,

In die tappe ich gerne mal und immer hilfst du mir heraus.

ersten Kuss verschwand Nicolas so plötzlich[,] wie er gekommen war.

Ein Komma verloren.

Vero fährt sich durch das ergraute Haar, richtet ihre Bluse, schlägt die Beine übereinander und blickt erwartungsvoll zur Tür.

Warum das Reflexivpronomen, wenn bis jetzt keine Verwechslungsgefahr besteht, dass sie neben der Bluse und den übereinander geschlagenen Beinen "ihm" durchs Haar führe ...


Wurde entfernt, weil du rechthast.

Warum "als", statt "ein"?

„Weil du mich kennst, seit ich als halbes Kind war?


Weil ich g'schlampt hab'. :shy:

Deinen Kommentar hab ich gern gelesen und daraus gelernt.

Einen schönen Tag für dich, Kanji


Liebe wieselmaus,

was muss ich denn verzeihen, kann ich doch froh sein, wenn du überhaupt liest und kommentierst? Eilt ja hier alles nicht.

Es ist eine subtile Seelenlandschaft, die du da ausbreitest, vorausgesetzt, dass man das Herz als Sitz der Seele sieht. Was für ein symbolbehaftes Organ! Friedrichard würde bestimmt eine Zahl finden, wie oft das Wort in der deutschen Literatur vom Nibelungenlied bis heute verwendet wurde. Und allein die tausend Redewendungen in der deutschen Alltagssprache einschließlich der aktuellen Werbung, wo ein personifiziertes Herz gerade sein (Un-)Wesen treibt.

Naja, ohne es wäre schön doof, selbst für die Herzenlosen unserer Spezie.

Deine Prota hört auf ihr Herz, und nur darauf. Die anderen, einschließlich der Leser, haben viele Fragen an dieses Herz, die aber nicht beantwortet werden. So bleibt das ungleiche (?)Paar Nicolas und Vero für Außenstehende unverständlich oder besser gesagt außergewöhnlich, wie @ernst offshore zutreffend formuliert.

Selbst ein Fragezeichen kann mich heute morgen glücklich machen. Und niemand hätte diese Fragen besser beantworten können als Friedrichard in seinem obigen Kommentar mit dem Gedicht.
Diese Beziehung mag außergewöhnlich sein, aber nicht unmöglich für sich genommen. Aber so besteht eben nichts. Alles muss wohl in der Gesamtheit gesehen werden und so bleibt sie eben ungewöhnlich.

Eine leise amour fou, für die Beobachter kaum nachvollziehbar, zumal ja Nicolas in seinen Motiven nach weniger deutlich wird als Vero.

Wenn wir nach äußerlichen Motiven suchten, könnten wir sie vielleicht darin finden, dass er in Vero vom ersten Moment an jemanden gefunden hat, die sich mit ihm für dieselbe Sache begeistern konnte, die sich, wie er auch, von vornherein geöffnet hatte und so entstand umgehend eine diffuse Vertrautheit. Schon ein Band, nicht wahr? Dass dann eben Leidenschaft hinzukam, war sicher nicht beabsichtigt. Aber naja. Menschen eben. Und dann wächst Liebe eben. :hmm: Manchmal.

Fragen der Moral spielen keine Rolle, das ist von dir so gewollt. Das finde ich konsequent, denn sonst käme das Paar unter die Räder, müsste sich spätestens, als die Fremde im Café auftaucht, erklären und verteidigen, was wahrscheinlich zur Beendigung des Liebesarrangement führen würde. So dauert die Liebe ganz romantisch bis zum Tod.

Genau, meine Liebe, das wäre eine andere Geschichte.

Wenn nicht, dann denke ich oft, es liegt an mir, an meiner spröden Realitätsverliebtheit.

Du brauchst nicht so streng mit dir zu sein. Wo kämen wir denn hin, wenn sich alle so treiben ließen, wie diese beiden Protagonisten?

Aber eines hab ich schon gemerkt. Dieses geheimnisvolle Paar hat eine Ausstrahlung, es wird bei mir noch lange nachwirken.

Also mich freut das zumindest sehr.

Herzlichst, Kanji


Hej alexei,

wie schön, dass du hereinschaust und dir diese Liebe ansiehst. Differiert schon sehr zu deiner amüsanten und originellen Kopiergeschichte. ;)

tauchte auf wie dieser Frühling, den Vero sehnsüchtig erwartete, weil er sich viel Zeit gelassen hatte und als sie nicht an ihn dachte, kam er aus dem Nichts und umfasste alles mit großer Kraft, Wärme und Licht.

Wenn du das in zwei Sätze aufspaltest, fände ich das übersichtlicher.


Ich denke mal darüber nach.

Ach so, ich dachte, die Hauptfigur und Vero sind unterschiedliche Personen. Vero kam mir wie ein männlicher Vorname vor ^^.

Oje, na klar. Vera wäre das dann wohl. Ich habe an eine Kurzform von Veronika gedacht. Verzeih diese Verwirrung.

Sie war mit bekleidet

Das hört sich etwas altertümlich an.


Echt jetzt? Ich überlege mir das mal.

seit ich ein als halbes Kind war?

Da wirkt irgendetwas schief.


Das ist es auch. Reine Schlamperei. :shy:

Ich kann es nicht erklären", flüstert er, „ich habe nicht darüber nachgedacht, weil es mich von ihr weggetrieben hätte. Es hätte mehr Argumente gegen uns gegeben.
Ich hab das jetzt so verstanden, dass er dir Leiche sieht und dann so etwas sagt. Das passt nicht zur Situation, finde ich.

Och, nenn sie doch nicht Leiche. :(
Aber, diese Szene muss ich tatsächlich noch mal verbildlichen, bzw. verlängern.

Hab lieben Dank für deine Hilfe und Beobachtungen, Kanji

 

Hi Kanji,

es gibt hier gerade eine ganze Menge Geschichten, zu denen ich gerne was sagen würde, und weil ich nicht so recht dazu komme und wenn doch, nicht weiß, wo ich anfangen soll, fang ich jetzt einfach mal mit deiner an, obwohl da wahrscheinlich gar nicht viel rauskommen wird ...

Den Ton fand ich ansprechend, wie du dabei immer ganz langsam die Bilder entfaltest, die Atmosphäre, wie der Herr offshore schon gemeint hat, das kommt bei mir gut an. Manchmal könnte es für meinen Geschmack trotzdem gerne etwas schneller gehen, weniger allerdings in der eigentlichen Erzählung, sondern mehr in den Personenreden.


Vero lächelt und reckt die Arme für die morgendlichen Dehnübungen in die Höhe, wobei sich ein stechender Schmerz einstellt
Hier fänd ich "." und neuer Satz schöner, also etwa: "... Höhe. Dabei stellte sich ..." Warum, kann ich nicht so genau sagen, aber es mag daran liegen, dass so ein "wobei" vile gebraucht wird und besonders gerne in ungelenken Formulierungen. Das färbt womöglich auf deinen Satz ab, der eigentlich doch gar nicht ungelenk ist ...

Da hinten, unter diesen Laubbäumen, küsste er sie zum ersten Mal.
Du hast schon "sie" mit dem Pronomen eingeführt statt mit dem Namen, merkwürdigerweise stoße ich mich daran gar nicht, obwohl ich mich da leidenschaftlich gern dran stoße. Aber jetzt, bei der zweiten Figur, würde ich zur Abwechslung dann doch gern den Namen zuerst lesen, so dass sich das Pronomen brav und solide verankert darauf zurück wendet.

Nicolas tauchte auf wie dieser Frühling, den Vero sehnsüchtig erwartete, weil er sich viel Zeit gelassen hatte und als sie nicht an ihn dachte,
"sehnsüchtig erwartete" - wäre eventuell ein Streichkandidat. Sieht man eh, wirkt vielleicht stärker, ohne. Also etwa: "Nicolas tauchte auf wie dieser Frühling, der sich viel Zeit gelassen hatte"

kam er aus dem Nichts und umfasste alles mit großer Kraft, Wärme und Licht. Augenblicklich füllte sich ihr Herz, wurde dadurch nicht schwerer, sondern leichter. Er passte genau hinein und breitete sich aus, wie flüssig gewordenes Glück.

Er war auf dem Weg, um in der Bibliothek Fachbücher auszuleihen,
Weiß nicht, ob ich das so detailliert brauche, "war auf dem Weg in die Bibliothek" hätte auch was für sich.

spielte mit dem Gedanken, in die Gastronomie zu gehen.
Auch weg? Klingt jedenfalls recht umständlich, finde ich.

Ganz ohne Erklärung kommt der Folgesatz:

Er träumte von einer Bar mit Büchern.
vielleicht nicht aus, aber ich würde die Hinführung zu dem Satz dann evtl. eher so gestalten, dass ich sage, was er jetzt macht, und nicht zweimal, was er machen möchte ("Spielte mit dem Gedanken" und "träumte").

Vero hielt das für eine wundervolle Idee
Ich hol mal kurzen Pedanten aus der Kiste: Der BEzu ist unpräzise. "Hielt das" - also das Träumen vom Büchercafe?

legte er seine Lippen auf ihre. Ohne Hast, in aller Ruhe. Sonst berührte er sie nicht. Nur seine Lippen auf ihren.
Das wäre mal so ein Beispiel für eine Stelle, wo du etwas ganz langsam und breit auswalzt, mit Wiederholung usw., und mir ist das in dem Fall gar nicht zu viel.

Das Herz beginnt bei ihr offenbar immer zuerst schwach zu werden.
Über den Satz hat Anne49 schon gemosert, ich bin mal so frech, mich da anzuhängen. Vielleicht zumindest: "Das Herz wird bei ihr immer als erstes schwach"?

Das Organ
Das Wort ist mir hier zu technisch, irgendwie passt das nicht.

Der Verstand,
Den Verstand schaltet das Herz doch aus, nicht der.

Sie bekam auch nicht mit, ob es andere Frauen für ihn gab. Bis auf ein einziges Mal.
Das gefällt mir auch nicht so richtig. Klingt fast so, als sei ein einziges Mal weiter kein Problem. Das mag zwar vielleicht sogar so sein, aber ungewöhnlich wäre es schon, oder? Eher würde ich dann erwarten: "Es interessierte sie nicht, ob es andere Frauen für ihn gab". So in die Richtung. Allerdings würde mir der Satz dann immer noch nicht so richtig gefallen, unter anderem, weil ich diese Formulierung "ob es Frauen für ihn gab" nicht soooo ansprechend finde.

die Touristen kehrten wieder in die Städte zurück. Deshalb fiel sie Vero auf. Eine Städterin war sie.
Ob das wirklich schon reicht, damit sie auffällt? Verirren sich nicht auch außerhalb der Saison immer wieder Städter in den Ort?

dass sie etwas mit seinem Verschwinden am Anfang ihrer Beziehung zu tun hatte.
Das ist ein ziemlich harter Eingriff, finde ich, um diese Frau unterzubringen. Er verschwindet am Anfang der Beziehung? Nicht genug, dass er verschwindet, aber gleich am Anfang? Hm, weiß nicht, das wirft ein merkwürdiges Licht auf diese Beziehung.

Vero wusste nicht, warum sie damals glaubte, diese Frau wäre der Grund dafür.
"Damals" erscheint mir in leicht irreführender Weise doppeldeutig. Ich würde es erst mal auf die Zeit des Verschwindens beziehen, aber das ist ja falsch. Da ist sie der Frau noch gar nicht begegnet.

Ein Gefühl eben. Vero ist voll davon. Besteht nahezu ausschließlich aus Gefühlen. Er erwähnte diese Begegnung nie wieder. Dabei gab sie ihm zu verstehen, dass sie Verständnis hätte, wenn er sich eine junge Frau suchte, Kinder bekäme und all das.
Dieser ist mir - ich sag mal: zu wenig durchgestaltet, irgendwie kommt das zu platt.

Und jetzt, bewährtes Rezept :), mach ich erst mal wieder Pause, jetzt ist wieder was andres dran. Ein andres Mal geh's weiter, und jetzt ist auch ganz schnell Schluss, ich versuche gar nicht erst, noch etwas Abschließendes zu sagen, kein Zwischenfazit oder so, keine Zeit, husch, husch ...

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hej erdbeerschorsch,

jaaaa, es herrscht ein reges Treiben hier im Herbst. Recht herzlichen Dank vorweg fürs Zeitnehmen, um mir zu helfen.

es gibt hier gerade eine ganze Menge Geschichten, zu denen ich gerne was sagen würde, und weil ich nicht so recht dazu komme und wenn doch, nicht weiß, wo ich anfangen soll, fang ich jetzt einfach mal mit deiner an, obwohl da wahrscheinlich gar nicht viel rauskommen wird ...

was auch immer du damit meinen kannst, nicht viel bei rauskommen wird. Ich freue mich. Das ist doch auch schon mal was.

Den Ton fand ich ansprechend, wie du dabei immer ganz langsam die Bilder entfaltest, die Atmosphäre, wie der Herr offshore schon gemeint hat, das kommt bei mir gut an. Manchmal könnte es für meinen Geschmack trotzdem gerne etwas schneller gehen, weniger allerdings in der eigentlichen Erzählung, sondern mehr in den Personenreden.

Und dass der Ton bei dir ankommt ist dann eben auch wieder was.
Lange Personenreden. Vermutlich meinst du Veros Erzählung über ihre Beobachtung.
Das muss so. Sorry.

Hier fänd ich "." und neuer Satz schöner, also etwa: "... Höhe. Dabei stellte sich ..." Warum, kann ich nicht so genau sagen, aber es mag daran liegen, dass so ein "wobei" vile gebraucht wird und besonders gerne in ungelenken Formulierungen. Das färbt womöglich auf deinen Satz ab, der eigentlich doch gar nicht ungelenk ist ...

Also ich war ja gleich überzeugt von deinem Vorschlag ...

Du hast schon "sie" mit dem Pronomen eingeführt statt mit dem Namen, merkwürdigerweise stoße ich mich daran gar nicht, obwohl ich mich da leidenschaftlich gern dran stoße. Aber jetzt, bei der zweiten Figur, würde ich zur Abwechslung dann doch gern den Namen zuerst lesen, so dass sich das Pronomen brav und solide verankert darauf zurück wendet.

Da hab ich uns dann gleich mal einen Namen gegönnt.

sehnsüchtig erwartete" - wäre eventuell ein Streichkandidat. Sieht man eh, wirkt vielleicht stärker, ohne. Also etwa: "Nicolas tauchte auf wie dieser Frühling, der sich viel Zeit gelassen hatte"

Fühle mich gleich wohler, etwas zurückgenommener (ohne sehnsüchtig).

Zitat von Kanji
Er war auf dem Weg, um in der Bibliothek Fachbücher auszuleihen,

Weiß nicht, ob ich das so detailliert brauche, "war auf dem Weg in die Bibliothek" hätte auch was für sich.


Allzu genau ist wohl echt nicht nötig, zumal wir nicht erfahren, ob sie ihm bei der Umsetzung seines Traums geholfen haben.

Zitat von Kanji
spielte mit dem Gedanken, in die Gastronomie zu gehen.

Auch weg? Klingt jedenfalls recht umständlich, finde ich.


Und unromantisch :shy:

Zitat von Kanji
Er träumte von einer Bar mit Büchern.

vielleicht nicht aus, aber ich würde die Hinführung zu dem Satz dann evtl. eher so gestalten, dass ich sage, was er


Da habe ich den armen Kerl wirklich völlig vernachlässigt und wenig preisgegeben. Hab jetzt n bisschen geplaudert. Kannst ja mal gucken, ob es dir gefällt.

Zitat von Kanji
Das Herz beginnt bei ihr offenbar immer zuerst schwach zu werden.

Über den Satz hat @Anne49 schon gemosert, ich bin mal so frech, mich da anzuhängen. Vielleicht zumindest: "Das Herz wird bei ihr immer als erstes schwach"?


Ach iwo, war nicht gemosert. Ursprünglich stand's so auch mal ... naja, wie es so ist.

Zitat von Kanji
Das Organ

Das Wort ist mir hier zu technisch, irgendwie passt das nicht.


Erst dachte ich, dadurch dem Herz mal eine weitere Aufgabe als eine romantische zukommen zu lassen, aber mit einem Wort ist dann wohl doch nicht getan und mehr Raum wollte ich an dieser Stelle nicht freigeben. Jetzt ist das Wort verschwunden.

Das gefällt mir auch nicht so richtig. Klingt fast so, als sei ein einziges Mal weiter kein Problem. Das mag zwar vielleicht sogar so sein, aber ungewöhnlich wäre es schon, oder? Eher würde ich dann erwarten: "Es interessierte sie nicht, ob es andere Frauen für ihn gab". So in die Richtung. Allerdings würde mir der Satz dann immer noch nicht so richtig gefallen, unter anderem, weil ich diese Formulierung "ob es Frauen für ihn gab" nicht soooo ansprechend finde.

Hab daran rumgewerkelt. Danke für die Anregung.

Zitat von Kanji
die Touristen kehrten wieder in die Städte zurück. Deshalb fiel sie Vero auf. Eine Städterin war sie.

Ob das wirklich schon reicht, damit sie auffällt? Verirren sich nicht auch außerhalb der Saison immer wieder Städter in den Ort?


Ich denke schon. Ich stelle mir einen winzigkleinen Badeort vor. Da fällt eine Städterin nach der Saison schon auf.

Zitat von Kanji
dass sie etwas mit seinem Verschwinden am Anfang ihrer Beziehung zu tun hatte.

Das ist ein ziemlich harter Eingriff, finde ich, um diese Frau unterzubringen. Er verschwindet am Anfang der Beziehung? Nicht genug, dass er verschwindet, aber gleich am Anfang? Hm, weiß nicht, das wirft ein merkwürdiges Licht auf diese Beziehung.


Aber du, Nicolas ist Anfang zwanzig als die Beziehung mit Vero sein Leben verändert. Da kann man dem gesellschaftlichen Druck nachgeben und abhauen.

"Damals" erscheint mir in leicht irreführender Weise doppeldeutig. Ich würde es erst mal auf die Zeit des Verschwindens beziehen, aber das ist ja falsch. Da ist sie der Frau noch gar nicht begegnet.

Ja. Bearbeitet.

Zitat von Kanji
Ein Gefühl eben. Vero ist voll davon. Besteht nahezu ausschließlich aus Gefühlen. Er erwähnte diese Begegnung nie wieder. Dabei gab sie ihm zu verstehen, dass sie Verständnis hätte, wenn er sich eine junge Frau suchte, Kinder bekäme und all das.

Dieser ist mir - ich sag mal: zu wenig durchgestaltet, irgendwie kommt das zu platt.


Oha. Darüber muss ich länger nachdenken. Aber gut. Mach ich.

Und jetzt, bewährtes Rezept , mach ich erst mal wieder Pause, jetzt ist wieder was andres dran. Ein andres Mal geh's weiter, und jetzt ist auch ganz schnell Schluss, ich versuche gar nicht erst, noch etwas Abschließendes zu sagen, kein Zwischenfazit oder so, keine Zeit, husch, husch ...

Na, wenn's sich bewährt hat ... Husch husch. Ich "schulde" dir deswegen noch eine weitere Antwort.

Abschließend für heute: lieben Dank fürs Reinschauen und der Vermittlung deiner Eindrücke.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hey Kanji,

ich bin ein bisschen spät dran, aber da die Kommentare hier nicht überlaufen, ach, da geht noch einer ;).

Schönes Thema, alte Frau, junger Mann. Da ist die Gesellschaft lange nicht so tolerant wie bei alter Mann und junge Frau. Und Vero schlägt sich nun mit diesen Vorurteilen rum, die sich wie ein Schatten über die Beziehung legen. Auch sie selbst ist nicht frei davon, was glaube ich noch schlimmer ist, wenn man die eigene Liebe ständig in Frage stellt. Ich glaube tatsächlich auch, dass Männer damit leichter umgehen können, aber das ist nur eine Vermutung und am Ende wird es immer solche und solche geben, Männer wie Frauen. Also, Thema gefällt mir, Atmosphäre auch. Dennoch bin ich mehr durch die Geschichte gestolpert, als dass ich mich in ihr wohl gefühlt hätte.

Vom Bett aus sieht sie durch das Fenster nur einen winzigen Teil vom blassblauen Himmel. Hier und da ein paar Wolkenfetzen und entfernt etwas von der Krone eines Laubbaums. Viele Blätter hängen nicht mehr daran, aber die wenigen zappeln silbrig im Wind. Sie wirken wie kleine Lebewesen, die es nicht abwarten können, davonzufliegen.

Das wirkt wie ein Bilderoverkill. Und auch so verkompliziert irgendwie. Ich musste mich da wirklich Satz für Satz vorarbeiten.

Vom Bett aus sieht Vero nur einen kleinen Teil Himmel, hier und da ein paar Wolkenfetzen, die Krone einer Pappel (konkret ist immer besser als allgemein), an deren Zweige letzte silbrige Blätter im Wind zappeln, es nicht abwarten können, davonzufliegen.

Nicolas fragte, ob alles mit ihr in Ordnung wäre. Es sei viel zu kalt, um im Gras zu sitzen. Kaum beendete er den Satz, nahm er neben ihr Platz, bemerkte die Traurigkeit, die sie umgab, wie eine transparente Hülle.

Eben war sie noch ganz voll mit Sonne und Frühling. Die Traurigkeit will sich hier noch nicht in mein Bild einfügen.

Er war auf dem Weg in die Bibliothek, träumte von einer Bar mit Büchern.

Und ich hätte gern hier schon einen Hinweis auf den Altersunterschied, weil ich später darüber sehr verwirrt war.

Nicolas betrachtete Vero in ihrem Redefluss und mit ruhigem Blick und der ihm eigenen Offenheit forderte er sie auf, ...

Ich habe immer gelesen: (Nicolas betrachtete Vero in ihrem Redefluss und mit ruhigem Blick) (und der ihm eigenen Offenheit forderte er sie auf), und dachte, da ist doch was kaputt, bis mir ausging, ich muss das so lesen: (Nicolas betrachtete Vero in ihrem Redefluss) (und mit ruhigem Blick und der ihm eigenen Offenheit forderte er sie auf)
Also, ich würde das so schreiben: Nicolas betrachtete Vero in ihrem Redefluss, mit ruhigem Blick und der ihm eigenen Offenheit forderte er sie auf, ...

Sechsundzwanzig Jahre sind vergangen. Anfang der Woche feierten sie seinen fünfzigsten Geburtstag. Kurz vor Mitternacht musste Vero in ihre Wohnung begleitet werden, die sich direkt über seinem Café befindet.

Hier fing ich an zu rechnen. Er war damals also 24 und sie war mit ihrem Mann schon viele Jahre zuvor in Lissabon. Okay, sie haben einen ziemlichen Altersunterschied - aha. Sprich, ich musste mir das erst zusammenpuzzlen, wirklich nachrechnen ... nicht ganz so gut für den Lesefluss ;).

Der Verstand, der ihr riet, diese ungleiche Beziehung zu beenden, Nicolas fortzuschicken und zu vergessen. Davon hatte sie ihm nie erzählt.

Und da war ich dann wirklich in Erwartung einer ganz "kranken" Liebesbeziehung, so einer Abhängigkeitsbeziehung. Aber darauf läuft es ja nicht wirklich hinaus. Nicolas hat sie über all die Jahre auf seine Art sehr ehrlich geliebt. Der Satz wirft ein falsche Licht, finde ich. Ich lese aus der Geschichte auch nicht heraus, dass ihr die Umwelt so zusetzte, sie für ihre Liebe gegen außen so existentiell kämpfen musste, dass sie ihre Ruhe mehr herbeisehnte als Nicolas. Verstehe schon, die Zweifel und Selbstzweifel die an ihr nagen, dagegen ihr Herz, dass ihm gehört, so sehr, dass es ihr gelang, die anderen Frauen weg zu ignorieren, aber davon erzählt die Geschichte halt wenig, Du schreibst später recht ausführlich über das Paar im Museum (verstehe die Metapher - aber es bleibt ja ohne Konsequenz für sie) und über Nicolas Sohn, der wie Kasper aus der Kiste gegen Ende an ihrem Bett sitzt - irgendwie hast Du deinen Schwerpunkt aus den Augen verloren für mein Gefühl.

Es ist ein lieb gewonnenes Ritual, sie jeden Morgen mit Tee aufzusuchen. Meist reichen etwas Nähe und ein paar Zärtlichkeiten. Er stellt das Tablett in die Mitte, setztt sich auf die andere Seite des Bettes und schlägt ebenfalls die Beine übereinander.

Meist reichen etwas Nähe und ein paar Zärtlichkeiten. - Wer sagt/denkt das? Das klingt abwertend. Und ich traue diesen Gedanken weder ihm, noch ihr zu.

... während sie sich zu seinem Ohr hinunterbeugte - sie war größer als er - und etwas hineinflüsterte.

Ja, das wird bereits gesagt, wenn die Frau sich zu ihm hinabbeugt. Und ja, Vero neidet diese Frau um ihre Ungezwungenheit, weil, wenn die Frau größer als der Mann ist, gibt das ja auch ein "ungwöhnliches" Paar ab. Aber ich hätte eben gern auch den Focus darauf, nicht was der Typ für Klamotten trägt, oder ob er sich zwischen den Bildern langweilt.

Dabei berührten ihre Lippen sanft seine Ohrmuschel. Er verhinderte das mit keiner Bewegung, stand da, rührte sich nicht und ich bildete mir ein, er wünschte, sie würde nie wieder aufhören, das zu tun. Er drehte für einen Moment nur die Augen zu ihr nach oben, begann leise eine Melodie zu summen, aber laut genug, dass ich sie auch hören konnte.

Sie beneidet die Frau, nicht den Mann! Bleib an ihr dran.

Sie litt von Anfang an mehr unter ihrer Beziehung als er selbst. All das Gerede über sie, der Altersunterschied, das Café, berührten ihn weit weniger als sie. Veros Ehe blieb kinderlos. Nicolas liebte Vero und die Arbeit. So einfach war das für ihn. Und so vergingen die Jahre.

Ich dachte, das ist dein Thema. und jetzt guck mal, wie viele Zeilen Du ihm gönnst ;).

„Gut, dass das dein Mann nicht erleben musste", grantelt der Alte und ordert per Fingerzeig die Bedienung. Vero zündet eine Zigarette an. Sie genießt dieses Privileg und niemand würde es ihr verbieten.
„In deinem Alter", nörgelt der Alte und wedelt mit der Hand im Rauch herum, nippt am Cognac. „Du hättest mich heiraten sollen nach seinem Tod."

Nach 26 Jahren? Nach 26 Jahren macht er ihr immer noch diesen Vorwurf? Ich fände es besser, sie würde seine Todesanzeige lesen, und sich selbst fragen, ob sie damals nicht hätte doch ... Ihre Zweifel, ihr Inneres, nicht das der anderen.
„Nenn mir auch nur einen Grund, weswegen ich das hätte tun sollen?" Dabei pustet sie den Rauch provozierend in seine Richtung. „Weil du mich kennst, seit ich ein halbes Kind war? Weil ich deinen besten Freund geheiratet hab? Weil du jemanden brauchst, an dem du herumnörgeln kannst?"

Vero ist sich hier sicher. Sie ist es in jeder Zeile der Geschichte, außer an der Stelle, wo der Erzähler behauptet, sie wäre es nicht. Deswegen bin ich so rumgeirrt in der Geschichte. Mir fehlt da die strenge Hand des Autors, der mich sicher durch die Geschichte führt.

Ja, und dann stirbt sie. Sie ist alt, da geht das schon mal. Aber es ist auch beliebig. Aus der Geschichte heraus, müsste sie das nicht tun. Und klar trauert Nicolas um sie. Warum er ihr nach all den Jahren nun doch was über die Frau von damals (sprich seinen Sohn) erzählen will, die Motivation verstehe ich allerdings nicht. Gerade, weil es ihr auch nicht gut geht. Wozu sie aufregen, sie verletzen?
Veros tod hätte ich dann als logisches Ende empfinden können, wenn sie ihren Frieden gefunden hätte. Wenn sie sich eingestehen könnte, dass sie Nicolas liebt, liebt, liebt ... dreimal hintereinander liebt und ohne jede Spur der Reue.

So meine Gedanken. Wenn ich Dir jetzt aber eine Deutung unterjubeln will, die gar nicht deinen Absichten entspricht, dann streich fast alles aus dem Kommentar heraus.

Beste Grüße, Fliege

 

Hej Fliege,

herzlich willkommen.
Deine Anwesenheit in meinen Geschichten ist immer ein Tiefgang, denn du bohrst und scheust dich nicht infrage zustellen, was für mich unumstößlich scheint, zum Beispiel Veros Abgang.

Was mir aber wirklich Kopfzerbrechen bereitet, ist die Tatsache, dass ich es immer noch nicht verstanden habe, Geschichten so verfassen, dass nichts springt und sich verbreitet, den Leser sich verirren lässt. Du nennst es Mir fehlt da die strenge Hand des Autors, der mich sicher durch die Geschichte führt.. Das kann ich gut nachempfinden und ich wünschte, ich könnte das. Zumindest hier.

Und Vero schlägt sich nun mit diesen Vorurteilen rum, die sich wie ein Schatten über die Beziehung legen. Auch sie selbst ist nicht frei davon, was glaube ich noch schlimmer ist, wenn man die eigene Liebe ständig in Frage stellt.

Mir lag nicht daran, dem Leser die Vorurteile, die er gemeinhin vielleicht selbst hegt, ins Hirn zu legen. Mir ging es einzig allein um Veros eigenes Unverständnis für diese Beziehung und wie sie daran zerbricht. Und dann sagst du, das müsste sie gar nicht. Und ich merke erst in diesem Moment, dass ich zwar eine gesellschaftlich heikle Beziehungsgeschichte erzählen will und selbst nicht frei für beiden bin. Das ist sowohl absurd, als auch doof. Zumindest bin ich dir dankbar für diesen Anstoß.

Das wirkt wie ein Bilderoverkill. Und auch so verkompliziert irgendwie. Ich musste mich da wirklich Satz für Satz vorarbeiten.

Vom Bett aus sieht Vero nur einen kleinen Teil Himmel, hier und da ein paar Wolkenfetzen, die Krone einer Pappel (konkret ist immer besser als allgemein), an deren Zweige letzte silbrige Blätter im Wind zappeln, es nicht abwarten können, davonzufliegen.


Und weil ich inhaltlich heftigst grabe und wühle , übernehme ich ganz dreist, deine Konstruktion, um die stolperfallen zu minimieren. :shy:

Eben war sie noch ganz voll mit Sonne und Frühling. Die Traurigkeit will sich hier noch nicht in mein Bild einfügen.

Stimmt schon. Denn was der Leser bis dahin nicht weiß, dass sie ihren Mann verloren hat, macht das keinen Sinn. Ich verzichte ganz darauf. Er hätte sich wohl auch ohne ihre Traurigkeit zu ihr gesetzt.

Er war auf dem Weg in die Bibliothek, träumte von einer Bar mit Büchern.

Und ich hätte gern hier schon einen Hinweis auf den Altersunterschied, weil ich später darüber sehr verwirrt war.


Okay. Wenn das dein Wunsch ist, denn du hast recht, Verwirrung ist nicht schön.

Ich habe immer gelesen: (Nicolas betrachtete Vero in ihrem Redefluss und mit ruhigem Blick) (und der ihm eigenen Offenheit forderte er sie auf), und dachte, da ist doch was kaputt, bis mir ausging, ich muss das so lesen: (Nicolas betrachtete Vero in ihrem Redefluss) (und mit ruhigem Blick und der ihm eigenen Offenheit forderte er sie auf)
Also, ich würde das so schreiben: Nicolas betrachtete Vero in ihrem Redefluss, mit ruhigem Blick und der ihm eigenen Offenheit forderte er sie auf, ...

s.o. :D

Hier fing ich an zu rechnen. Er war damals also 24 und sie war mit ihrem Mann schon viele Jahre zuvor in Lissabon. Okay, sie haben einen ziemlichen Altersunterschied - aha. Sprich, ich musste mir das erst zusammenpuzzlen, wirklich nachrechnen ... nicht ganz so gut für den Lesefluss .

Nee,nee, du sollst nicht rechnen müssen, sondern mitfühlen. Ich ändere das.

Und da war ich dann wirklich in Erwartung einer ganz "kranken" Liebesbeziehung, so einer Abhängigkeitsbeziehung. Aber darauf läuft es ja nicht wirklich hinaus. Nicolas hat sie über all die Jahre auf seine Art sehr ehrlich geliebt. Der Satz wirft ein falsche Licht, finde ich.

Ohneinohnein. Das darf nicht gedacht werden. Und wie schön, dass du Nicolas Liebe auch erkennst. Ich kümmere mich um diesen missverständlichem Satz.

Ich lese aus der Geschichte auch nicht heraus, dass ihr die Umwelt so zusetzte, sie für ihre Liebe gegen außen so existentiell kämpfen musste, dass sie ihre Ruhe mehr herbeisehnte als Nicolas.

Nja, "Umwelteinflüsse" wollte ich ja auch nicht zeigen (s.o.). Ich wollte ganz bei Vero bleiben (nicht konsequent genug, du machst mich später noch einmal drauf aufmerksam). Was sie umtreibt und an ihrem Herz nagt, ist sie selbst. Und das ist, wie du auch festgestellt hast, noch schlimmer. Gegen die äußeren Anfeindungen könnte sie ankämpfen (ich wollte das im Gespräch mit dem Jugendfreund klarstellen), gegen ihre Selbstzweifel ist es verfahrener.

Verstehe schon, die Zweifel und Selbstzweifel die an ihr nagen, dagegen ihr Herz, dass ihm gehört, so sehr, dass es ihr gelang, die anderen Frauen weg zu ignorieren, aber davon erzählt die Geschichte halt wenig, Du schreibst später recht ausführlich über das Paar im Museum (verstehe die Metapher - aber es bleibt ja ohne Konsequenz für sie) und über Nicolas Sohn, der wie Kasper aus der Kiste gegen Ende an ihrem Bett sitzt - irgendwie hast Du deinen Schwerpunkt aus den Augen verloren für mein Gefühl.

Das ist jetzt mal keine leichte Aufgabe, aber dein Einwand leuchtet mir nicht nur ein, er würde Vero stärker in den Fokus rücken.

Meist reichen etwas Nähe und ein paar Zärtlichkeiten. - Wer sagt/denkt das? Das klingt abwertend. Und ich traue diesen Gedanken weder ihm, noch ihr zu.

Das irritierte die meisten Leser und da hilft es auch nicht zu erzählen, dass ich damit anzeigen wollte, dass die beiden mittlerweile keinen sexuellen Kontakt mehr pflegen. Er halte das offen und lass ihn das nicht denken. (Der spinnt wohl)

Ja, das wird bereits gesagt, wenn die Frau sich zu ihm hinabbeugt. Und ja, Vero neidet diese Frau um ihre Ungezwungenheit, weil, wenn die Frau größer als der Mann ist, gibt das ja auch ein "ungwöhnliches" Paar ab. Aber ich hätte eben gern auch den Focus darauf, nicht was der Typ für Klamotten trägt, oder ob er sich zwischen den Bildern langweilt.

Da habe ich wohl zu viel gewollt. Vero macht es sich selbst schwer. Sie sucht Ausreden, das andere paar funktioniert nur so frei, weil grundsätzlich freier sind, in ihrem gesamten Habitus. Vero ist konventionell außerhalb dieser Liebe zu Nicolas. Ich miste aus.

Dabei berührten ihre Lippen sanft seine Ohrmuschel. Er verhinderte das mit keiner Bewegung, stand da, rührte sich nicht und ich bildete mir ein, er wünschte, sie würde nie wieder aufhören, das zu tun. Er drehte für einen Moment nur die Augen zu ihr nach oben, begann leise eine Melodie zu summen, aber laut genug, dass ich sie auch hören konnte.

Sie beneidet die Frau, nicht den Mann! Bleib an ihr dran.


Präzise sein, dranbleiben, nicht abschwirren ... ich schaff das. ;)

Sie litt von Anfang an mehr unter ihrer Beziehung als er selbst. All das Gerede über sie, der Altersunterschied, das Café, berührten ihn weit weniger als sie. Veros Ehe blieb kinderlos. Nicolas liebte Vero und die Arbeit. So einfach war das für ihn. Und so vergingen die Jahre.

Ich dachte, das ist dein Thema. und jetzt guck mal, wie viele Zeilen Du ihm gönnst .


Hm, und ich hatte kleine Wortkrieger im Ohr, die flüsterten: Nicolas bleibt zu blass ... Ich finde die Mitte.

Nach 26 Jahren? Nach 26 Jahren macht er ihr immer noch diesen Vorwurf? Ich fände es besser, sie würde seine Todesanzeige lesen, und sich selbst fragen, ob sie damals nicht hätte doch ... Ihre Zweifel, ihr Inneres, nicht das der anderen.

Das sind halt diese Alten, die nichts verzeihen, in der Vergangenheit leben und nie zufrieden werden. Aber deine Möglichkeit wäre auch eine gute Gelegenheit, ihre Selbstzweifel zu zeigen. Nur wollte ich Vero ausgerechnet hier zeigen, wie froh sie ist, nicht ihre kostbare Lebenszeit mit diesem Nörgelhannes verplempert zu haben, sondern mit einem liebenden Mann.

Vero ist sich hier sicher. Sie ist es in jeder Zeile der Geschichte, außer an der Stelle, wo der Erzähler behauptet, sie wäre es nicht. Deswegen bin ich so rumgeirrt in der Geschichte. Mir fehlt da die strenge Hand des Autors, der mich sicher durch die Geschichte führt.

Aber deswegen bricht auch ihr Herz. :hmm: Ich werds immer im Kopf haben, wenn ich umbaue. Versprochen.

Warum er ihr nach all den Jahren nun doch was über die Frau von damals (sprich seinen Sohn) erzählen will, die Motivation verstehe ich allerdings nicht. Gerade, weil es ihr auch nicht gut geht. Wozu sie aufregen, sie verletzen?

Gut zu wissen. Ich dachte es mir so, dass sie sich sogar jetzt darüber freuen könnte. Sowohl weil Nicolas nicht allein zurückbleibt, als auch, dass er sie all die Jahre beschützt hat, weil er sie nicht konfrontiert hat. Kein Gezeter, keine Vorwürfe. Just Love.

Veros tod hätte ich dann als logisches Ende empfinden können, wenn sie ihren Frieden gefunden hätte. Wenn sie sich eingestehen könnte, dass sie Nicolas liebt, liebt, liebt ... dreimal hintereinander liebt und ohne jede Spur der Reue.

Oh Fliege, dich liebe ich auch. Du hast Veros Liebe erkannt und ihr gegönnt.

So meine Gedanken. Wenn ich Dir jetzt aber eine Deutung unterjubeln will, die gar nicht deinen Absichten entspricht, dann streich fast alles aus dem Kommentar heraus.

Alles, was diese Geschichte verdichtet, möchte ich verwenden. Und du hast mich aufgerüttelt. Ich hänge an dieser Liebe und werde daran arbeiten,

Es ist immer wieder erstaunlich, was du in einer Geschichte sehen kannst, obwohl es nicht drin steht. Und für dieses Engagement danke ich dir.

Lieber Gruß, Kanji

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom