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Veronika sieht anders

Wortkrieger-Team
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31.01.2016
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Veronika sieht anders

Sie setzt sich mit einer Tasse in der Hand an den Küchentisch. Toni sitzt gegenüber und widmet sich konzentriert dem Zubereiten seines Frühstücks. Sie nippt am Tee und sieht dabei zu, wie er mit langgliedrigen Fingern das Messer hält, jeden Schnitt genau ansetzt und leicht durch das Obst gleiten lässt, als operiere er ein offen gelegtes Herz.
Veronika trägt noch das Nachthemd. Als sie erwacht und Toni nicht neben ihr liegt, verlässt sie schnell das Bett, um nicht zu versäumen, neben ihm zu sitzen. Für einen Augenblick fürchtet sie, er habe nicht bemerkt, dass sie sich zu ihm gesetzt hat, und deswegen spricht sie ihn an: "Möchtest du, dass ich dich heute Nachmittag begleite?" Etwas anderes hat sie gerade nicht zu sagen. Sie ist kaum hörbar.
Er sieht nicht auf und sie zweifelt einen Moment, überhaupt etwas gesagt zu haben.
"Wie du willst." Er schaut sie an und sie denkt sich ein Lächeln um seine Lippen, bevor er sich erneut dem Pfirsich widmet.
"Erinnerst du dich an den letzten Sommer? Wir sind nicht weggefahren", sagt Veronika.
Seit Beginn des Sommers denkt sie darüber nach.
Es ist schade, gerade dann zu reisen, wenn es zu Hause am schönsten ist.
Der Wunderbaum beginnt seine Blüte im August und sie kann schon erste Brombeeren pflücken, aus denen sie Marmelade kocht. Toni isst sie gerne nachmittags zu weichem Brot. Sämtliche Nachbarn sind verreist. Es ist ruhiger als sonst und alle Farben sind intensiver.
Langsam hebt er den Kopf und blickt sie an, als erkenne er sie nicht. Die Falte zwischen den Augen ist tief, der Blick dunkel. Jemand anderes als Veronika könnte denken, das wäre ein übellauniger Gesichtsausdruck. Aber so blickt Toni oft und Vero hat sich von Anfang an nicht davon beeindrucken lassen und erkannt, dass er versucht, zu verstehen.
"Wie kommst du denn jetzt darauf?", sagt er. Den Satz betont er gar nicht als Frage.
Sein Löffel klappert dazu unrhythmisch an der Schale, weil er die Müslireste vom Rand schabt.
Sie kann vom Platz durch das bodenlange Fenster in den Garten sehen. Der Rasen ist gemäht und zwei Sperlinge springen im Gras herum. Sie sind einander vertraut, bleiben nah zusammen, kommunizieren dennoch nicht sichtbar. Plötzlich fliegen sie gemeinsam davon.
Sie denkt über Tonis Frage nach und vermutet, dass sie einfach keine Lust hätte, in Südfrankreich mit ihm am Frühstückstisch zu schweigen. Hier kennt sie sich aus. Diese Stille kann sie aushalten.
"Möchtest du nicht verreisen? Im letzten Jahr hatten wir keine Pflegehilfe für Mutter. In diesem Sommer schon", gibt Toni zu bedenken.
Veronika stellt die Teetasse vor sich auf den Tisch und betrachtet sie.
Sie ist angeschlagen. Oben am Rand hat sie einen Sprung und etwas Porzellan ist abgeplatzt. Sie kann sich nicht von ihr trennen.
Über zwei Fragen gleichzeitig nachzudenken ist nicht leicht für Veronika. Wie kommt sie darauf, nicht verreisen zu wollen? Möglicherweise fürchtet sie noch mehr Einflüsse, die es zu verarbeiten gilt. Oder sich in der Fremde zurechtfinden zu müssen. Dort herrscht eine Vielzahl an Pflanzen und Düften, die sie zu begreifen hätte. Einfache Wege und Konversation auf dem Markt würden sie schnell überfordern. Ihr ist bewusst, dass die meisten Mitmenschen sie für ungewöhnlich halten. Sehr früh war sie sich der Macht der Worte bewusst, sagte schon als Schülerin nur das Nötigste und wurde dafür oft verbal attackiert. Ein Missverständnis.
Sicher spielte das eine entscheidende Rolle für Toni, als er sie vor acht Jahren fragte, was sie von der Ehe halten würde. Sie sah darin eine Einrichtung, die sie schützen könnte. Sie wäre zugehörig und aufgehoben und sagte ihm das. Da es für ihn vernünftig klang und nichts dagegen sprach, sein Akademikergehalt mit ihr zu teilen, heirateten sie noch im selben Jahr. Ihre Eltern lebten zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr und auch sonst war sie allein. Das war sicher auch eine Überlegung für ihren zukünftigen Ehemann. Tonis Nase ist schmal, seine Augen waren früher größer und die Farbe ist jetzt ausgeblichen. Sie waren blau. Nun sind sie etwas matt und grauer. Aber es gibt keine Farbveränderungen, welche die Zeit mit sich bringen, die Veronika von Toni trennen könnten. Seine Haut ist längst nicht mehr hell und zart. Sie beide lieben den Sommer und sind viel draußen. Toni mäht den Rasen hinter dem Haus, während sie die Pflanzen kultiviert und erntet. Aber sie gehen auch durch die Wälder und picknicken an Seen oder auf einem Berg.
"Veronika."
Sie reagiert immer sofort auf ihren Namen, mitunter ist das die einzige Möglichkeit für sie, aus sich herauszutreten. Ähnlich einem Schlüsselwort während einer Hypnose.
Veronika sieht Toni erneut ins Gesicht. Mit Öl und Pipelines kennt er sich als Ingenieur gut aus. Sie scheint anders zu funktionieren. Er weiß offenbar nicht immer so genau, an welcher Schraube bei ihr zu drehen ist, wenn alles zu schnell in ihr zu fließen scheint. Sie weiß es ja selbst nicht.
Veronika kann stundenlang draußen herumstromern und Pflanzen zuordnen. Sie pflückt Blüten vom Johanniskraut, um daraus eine Tinktur herzustellen, die ihr gut bekommt. Sie stellt auch Cremes her, die bei Hautverletzungen helfen, wenn Toni unvorsichtig ist und sich verletzt. Der Professor, den sie hin und wieder aufsucht, meint, krank wäre sie nicht, sofern eine Hypersensibilität nicht als Krankheit eingestuft werde würde. Im Garten ist sie ruhig und denkt weniger. Hier kann sie sehen, ohne zu werten.
"Du kannst hierbleiben, wenn du willst", schlägt er vor.
Es hört sich an wie 'Ich fahre auch allein.'
Veronika hat Toni gerne in ihrer Nähe. Die Umgebung hat mehr Kontrast, wenn sie sie mit vier Augen betrachten. Wenn sie beide auf dem Rasen liegen und sein Arm ganz dicht neben ihrem, dann ist es nicht die Berührung, die sie elektrisiert. Deswegen hält sie ihren Arm immer ganz leicht auf Abstand zu seinem. Es ist dieses Wärmepolster dazwischen, das sie verbindet.
Wenn Sie dann schließt die Augen und es gibt keinen einzigen Grund, sie wieder zu öffnen.
Sie kann alles sehen, was es zu sehen gibt.
Toni kann sehr gut allein reisen, Boot fahren, angeln, auf dem Rasen liegen. Das Gras ist dort im Süden fester, nicht so weich wie in ihrem Garten. Zu Beginn ihrer Ehe ist Toni jedes Jahr im frühen Herbst ohne sie nach Frankreich gefahren.
Er käme vermutlich auch dieses Mal zurück. Ausgeruht wäre er und gefüllt mit Eindrücken vom Meer und mit der Wärme der südfranzösischen Sonne. Vielleicht würde er sogar eine kleine Affäre mit der portugiesischen Zugehfrau im Ferienhaus beginnen.
Er würde all diese Eindrücke mit zu ihr nach Hause bringen und mit ihr teilen.
Während dieser Zeit wird sie Toni vermissen. Sie ist ein bisschen neidisch. Gerne würde sie auch einmal ohne sich selbst verreisen, um Abstand zu gewinnen, sich zu vergessen, sich nicht dabei haben.
"Möchtest du heute mit zu Mutter oder bleibst du hier?", fragt er und ist gar nicht ungeduldig. Sie hört seine Zärtlichkeit und wenn sie ganz genau hinsieht, erkennt sie das Blau in seinen Augen, wie es aufblitzt und sie darin erinnert, dass er sie vom ersten Augenblick geliebt hat.
Er steht auf, um die Schale in die Spüle zu räumen. Den Becher lässt er stehen. Vielleicht setzt er sich zu ihr zurück.
Er besucht seine Mutter jeden Samstag. Oft geht Veronika mit. Sie sitzt dann an Mutters Seite, legt die Hand auf die ihre, bis sie sie wegzieht. Damit demonstriert sie vielleicht den Vorwurf, dass sie keine Kinder bekommen haben, glaubt Veronika. Natürlich haben Toni und sie oft daran gedacht, wie es wäre, ein gemeinsames Kind wachsen zu sehen. Im ersten Ehejahr war er sehr von diesem Gedanken beeindruckt. Veronika dagegen war sich selbst genug. Sie fürchtete zudem, ihre Liebe, die ganz Toni galt, wäre ausgeschöpft und nichts mehr übrig für einen anderen Menschen, der doch so sehr von ihren Gefühlen abhängig gewesen wäre. Toni hat das schließlich wohl genauso gesehen und sie blieben kinderlos.

"Schön, dass du mich besuchst, mein Sohn!"
Veronika würdigt sie keines Blickes und so nimmt sie neben dem Bett Platz und ergreift Mutters Hand. Die fühlt sich an wie in Pergamentpapier gewickelte Hühnerknochen.
"Wie lange bist du eigentlich schon wieder zu Hause, Veronika?", wendet sie sich unvermittelt an sie.
Noch bevor Veronika antworten kann, spricht Toni: "Ich habe dir doch erzählt, dass ich Vero letzte Woche aus der Klinik abgeholt habe", sagt er ohne einen Vorwurf in seiner Stimme. "Sie war ja nur ein paar Tage dort."
"Na, der Professor ist dir ja mit den Jahren sehr vertraut geworden, was, Toni?"
Veronika legt die Hände auf die Beine und blickt Toni an. Er lächelt das Lächeln von früher, nicht das schnelle, zwinkernde, das ihr signalisiert, alles halb so wild. Dieses Lächeln kommt ihr ganz nah und lässt sie aufatmen.
"Vero hat ab dieser Woche eine Ausstellung in der Städtischen Galerie. Wir könnten sie besuchen, wenn du dich gut fühlst. Was meinst du, Mutter?"
"Hast du deine verrückten Bilder jetzt auch noch ausgestellt?"
"Vero hat ausschließlich Naturmotive gemalt. Sie sind sehr schön geworden. Am besten gefallen mir diese riesigen Samenkapseln, die einen Hang hinunterzurollen scheinen. Wie heißen diese dunkelbraunen Dinger noch gleich?"
"Rizinuskapseln", beantwortet Veronika seine Frage, ohne zu zögern.
Toni sieht seine Mutter milde lächelnd an, als wäre sie ein vorlautes Kind, und sie blickt eingeschnappt auf Veronikas Hände.
"Wenn ihr Kinder hättet, hätte Veronika eine sinnvolle Beschäftigung", zetert die Mutter und wackelt mit dem Kopf. Ihre schwarz gefärbten Haare bleiben starr, nur ihre hellen Augen blitzen, die rotgeschminkten Lippen sind schmal.
"Hast du mir etwas mitgebracht, Veronika?", fragt sie nach einer Weile und blickt auf die kleine Papierbox auf dem Nachttisch, die Veronika zu Hause sorgsam bemalt, gefaltet und jetzt dort abgestellt hat. Es sind blühende Mandelbäume darauf.
Veronika ist sich nicht so sicher, ob sie Mutter die selbstgebackenen Mandelherzen heute geben sollte. Vielleicht wäre sie erneut enttäuscht.
"Ja, Mutter, Vero hat netterweise für dich gebacken. Die Zutaten kommen direkt aus dem Garten."
"Seit wann habt ihr denn Mandelbäume?"
"Nein, die haben wir tatsächlich nicht. Vero verwendet zusätzlich Gewürze für das Gebäck."
Toni sieht Veronika an. In seinem Blick liegt Wissen. Und Verständnis. Und noch etwas, das wie Zustimmung aussieht.
Veronika öffnet die Papierschachtel.
"Hier, Mutter. Für dich."
Geschmeichelt nimmt Mutter einen Keks. Geziert nagt sie an einem frisch gebackenem Herzen.

 

Hallo Kanji,

wenn mich jemand fragen würde, worum es in deiner KG geht, würde ich sagen: Um Veronika, und die sieht anders. Aber zuerst würde ich wahrscheinlich stutzen und denken: Ja, worum geht es denn jetzt eigentlich?

Andererseits schreibst du so schön, so zart, so haarfein, dass es mir am Ende vielleicht egal ist, was du damit aussagen willst. Veronika ist mir sehr sympathisch. Sie ist die Sorte Frau, die zu gut für diese Welt ist. Sie würde nämlich in Kauf nehmen, dass ihr Mann fremdgeht, wenn es ihm nur gut tut. Auch nimmt sie die Hand der Schwiegermutter, immer wieder, eine undankbare Frau, die mir persönlich ja den Buckel runterrutschen könnte. Ein bissel verwirrte mich der Toni. Am Anfang war er so kalt und sitanziert, bei der lieben Mama aber ein Schatz vor dem Herrn, der Veronika unterstützt und sich bemüht sie vor der Mutter positiv darzustellen. Und diese Stiefmama ist ganz am Schluss, als die nascht, auch vom einen auf den anderen Moment zufrieden.

Ein Resumee fällt mir schwer. Habe es aber genossen diese Story zu lesen, wegen deiner Liebe zu den Details und deinem herzerwärmenden Schreibstil.

 

Liebe Kanji,

ich habe den Text so wie er jetzt ist gelesen, kenne die Vorherversion mit all den Nebeninfos also nicht, und muss Dir sagen, der macht echt komische Sachen mit mir. Zum einen finde ich deine Prot. eine faszinierende und interessante Figur, auf der anderen Seite bekomme ich aber kein ganzes Bild von ihr zusammen. Die ganze Geschichte wirkt auf mich wie ein Puzzlespiel, wo ein paar Teilchen verloren gegangen sind. Ich bekomme so gar nichts richtig auf die Reihe. Nicht die Prot., nicht die Beziehung der beiden, nicht das Motiv, warum die Schwiegermutter am Ende sterben muss. Und trotzdem kann ich jetzt nicht sagen, mag ich nicht. Da ist auf jeden Fall etwas, was mich in die Geschichte bringt, was mich auch dranbleiben lässt und dass mir am Ende nicht das Gefühl vermittelt, hier hat der Autor sich in zu vielen Erzählsträngen verheddert. Komisch. Total ambivalentes Lesegefühl. Verrückt :).

Am Anfang dachte ich, Veronica hat Burn out. Hypersensibilisierung fand ich dann aber doch viel spannender. Am Ende läuft es in beiden Fällen auf Überforderung hinaus. Ich mochte gern, wie sie da am liebsten nur in ihrem Garten ist, wie sie die Augen schließt, um einen Sinn anzuschauen, wo die anderen Sinne ohnehin potenziert auf sie eindringen. Versteh ich total. Fand ich ein sehr schönes Bild. Marmelade, Kräuter, malen - alles Tätigkeiten, die beruhigend wirken und einem auch "Erfolgserlebnisse" wiedergeben. Etwas woran man wachsen kann, Selbstbestätigung sucht und findet - passt toll zu der Figur und holt sie aus dem Bild: die arme kranke Frau - raus. Zeigt somit auch ihre Stärke, sich nicht aufzugeben. Was ich nicht verstehe, warum sie langsam denkt. Warum Worte sie überfordern. Warum Worte für sie eine unüberwindlichen Macht/Gefahr bedeuten. Das wirkt falsch und künstlich auf mich, zumal sie sich auch in vertrauter Umgebung befindet. Ich versteh ja, wenn man ohnehin die ganze Zeit am Eindrücke verarbeiten ist, dass man dann nicht auch noch sabeln muss, weil es ja das Hirn noch zusätzlich fordert, aber in ihrer Ehe sind doch die Worte keine Kampfansage, jedenfalls stellt der Text für mich eher ein harmonische Beziehung da, als das Gegenteil. Und wo ich schon dabei bin, was ist der Ehemann für einer, wofür liebt er sie? Der ist blass im Gegensatz zu ihr. Aber sowas von. Okay, nehme ich mal als gegeben, er liebt sie, die beiden haben sich eingerichtet, aber wie geht es ihm?
Und die Frage am Ende, warum muss die Schwiegermutter sterben? Was hat sie getan? Oder vergiftet Veronica öfter mal den einen oder anderen, einfach, weil sie es kann? Fragen hab ich so :).

Kurz noch ein stilistischer Hinweis:

Sie setzt sich ... Toni sitzt gegenüber ... Sie nippt am Tee und sieht dabei zu, ...
Veronika trägt noch das Nachthemd. Sie will nicht versäumen, ... Sie ist kaum hörbar.
Er sieht nicht auf und sie zweifelt einen Moment, ...
Er schaut sie an und ...
Sie denkt schon seit Beginn des Sommers darüber nach.

Und so weiter. Mal bisschen in der Satzstellung variieren. Muss nicht wirklich soooo oft SPO sein, darf auch mal anders ;).

Was ich aus der Geschichte in jedem Fall mitnehme und noch bisschen bleiben wird, ist die Veronica. Tolle Figur!
Beste Grüße, Fliege

 

Hej Chico1989,

wenn mich jemand fragen würde, worum es in deiner KG geht, würde ich sagen: Um Veronika, und die sieht anders.

Weißt du, ich bin nie ganz sicher, seitdem ich hier veröffentlche, wie weit ich gehen kann, ohne dass der Leser gelangweilt weiterscrollt, 'laaaangweilig' denkt und mir das dann mitteilt. :D Nicht, dass ich das nicht aushalten würde, aber ich möchte ja auch unterhalten.
Dass du Veronika verstehst und magst, ist ein guter Hinweis und es drängt sich mir der Gedanke auf, mehr von ihr zu zeigen, sie 'nackich' zu machen. Ebenso Toni. Ich komme auch noch nicht so gut klar, zu gewichten.
Learning by doing, oder?

Ein Resumee fällt mir schwer. Habe es aber genossen diese Story zu lesen, wegen deiner Liebe zu den Details und deinem herzerwärmenden Schreibstil.

Es braucht kein Resumee, wenn die Geschichte, oder meine Art sie zu schreiben, dir ein bisschen das Herz gewärmt hat. Vielen Dank, dass du es mir mitteilst und gute Nacht, Kanji

Hej Fliege,

wie wunderbar, dass du hier hereinschaust und mir deinen Leseeindruck erzählst.

Zum einen finde ich deine Prot. eine faszinierende und interessante Figur, auf der anderen Seite bekomme ich aber kein ganzes Bild von ihr zusammen. Die ganze Geschichte wirkt auf mich wie ein Puzzlespiel, wo ein paar Teilchen verloren gegangen sind.

Ui, das ist aber doof und schwer für mich herauszufinden, was da fehlt. Und puzzeln mit fehlenden Teilen nervt so richtig.

Komisch. Total ambivalentes Lesegefühl. Verrückt .

Darf mal sein, oder? :hmm:

Deine Art, die Geschichte zu kommentieren ist wirklich angenehm. Frei heraus und persönlich. Das tut gut und hilft mir sehr.

Zeigt somit auch ihre Stärke, sich nicht aufzugeben.

Ja, Veronika sollte kein Opfer sein. Ich bin froh, dass du ihre Möglichkeiten siehst und akzeptieren kannst.
Womit du Probleme hast, dass Sie ungerne verbal artikuliert und dass es künstlich wirkt ist schade. Ich wünschte, es wäre nicht so. Vielleicht kann ich es ändern, wenn ich deutlich mache, dass es sich um einen einzigen gewöhnlichen Sommernachmittag handelt und sich das Paar wie die Spatzen verhält.
Möglicherweise sollte ich das Kind in ihr verdeutlichen, an irgendeiner Stelle. Es gibt diese introvertierten Kinder, die missverstanden werden und verbal attackiert. Vielleicht.
Toni schätzt diese Stille - seine Mutter plappert viel - und Vero nutzt es, nicht viel reden zu müssen.

wofür liebt er sie?

Gut, das sollte ich ansprechen. Das könnte ich. Das würde ihm etwas Farbe verleihen. Man würde erfahren, wie es ihm geht mit Vero.

Und die Mutter stirbt nicht. Aber sie könnte. In der ersten Version tat sie es - vermutlich. Toni und Vero fliegen am Ende gemeinsam auf. Oder so ähnlich.

Ich lasse es unklar, so wie für Vero oft so Vieles im Unklaren bleibt.

Was ich aus der Geschichte in jedem Fall mitnehme und noch bisschen bleiben wird, ist die Veronica. Tolle Figur!

Das ist viel. Und mir dein freundlicher Kommentar.

Lieber Gruß und gute Nacht, Kanji

 

Hallo Kanji,

ich hatte deine Geschichte schon vor einigen Tagen einmal gelesen und fühlte mich, wie einige meiner Vor-Kommentatoren, etwas durcheinander, da ich nicht begreifen konnte, was mir diese Geschichte eigentlich erzählen will. Ich konnte damals auch gar nicht recht in Worte fassen, was mich irritierte.

Aber deine Geschichte blieb irgendwie in meinem Kopf hängen (schon alleine wegen des Namens deiner Prot.: Der Name ist ja doch recht ungewöhnlich und ich musste immer an die "Veronika" von Paulo Coelho (Buch: "Veronika beschließt zu sterben") denken) Vielleicht habe ich deshalb hier nochmal reingeschaut.
Und was soll ich sagen? Es hat sich gelohnt!!

Nun ist die Geschichte rund, keine irritierenden Nebenstränge in Andeutungen verschachtelt, die vorher nur abgelenkt hatten. Erst jetzt, wo du deiner Geschichte eine Schlankheitskur (oder Entschlackung?) verpasst hast, erkenne ich auch, was mich vorher gestört hat. Da war einfach zuviel drin.
Jetzt liegt ein schöner Fokus auf der wunderbaren Zeichnung der Figuren und deren Beziehungen zueinander. Auch das Ende gefällt mir in seinen Andeutungen sehr.

Diese Geschichte sollte man (mit zeitlichen Abständen) vielleicht öfter lesen. Ich bin mir sicher, dass man bei deiner Veronika, jedesmal etwas Neues entdecken wird.


Liebe Grüße
Lind

 

Hallo Kanji,

nicht böse sein, aber wenn mein Lesen unterbrochen wird, ärgert mich das und ich gebe meine Irritation weiter:

"Wie lange bist Du eigentlich schon wieder zu Hause, Veronika?",
Mundartlich kann man sagen "biste'", aber auch da ist das Du abgeschliffen vorhanden.

Geziert nagt sie an einem frisch gebackenem Herzen.
Au wei, da überkommt es mich. Diese alte ... nagt an den Herzen ihres Sohnes und ihrer Schwiegertochter und scheint sich daran noch zu laben.

Ein Kommentator nannte Vero eine Hexe. Ich sage lieber weise Frau oder Heilerin. Eine starke Empathie und Sensibilität ist erforderlich, um hinter das Äußere zu schauen und das wahre Leben zu erkennen. Dieses erworbene Wissen kann man nutzen - um Bilder zu malen oder Salben herzustellen - aber es lässt sich kaum verbal kommunizieren. Ich erkenne in Vero einen kontemplativen Menschen und sie gefällt mir deshalb. Und wenn ich mr deine Geschichten anschaue und deinen Nicknamen, (ent)steht da jemand in meinen Gedanken. Das habe ich noch nicht erlebt.

Liebe Grüße

Jobär

 

Hallo Kanji,

nach deiner eigenen Erläuterung der Überarbeitung hatte ich schon befürchtet, dass du allzu viele der offenen Fragen beseitigt hättest und von der ursprünglichen Geschichte und ihrem Zauber nicht mehr viel übrig wäre. Aber nachdem ich den Text noch einmal gelesen habe, bin ich beruhigt. Alles Wesentliche ist noch drin, nur ein paar Nebenstränge gekappt, alles ist gut. Seht gut sogar.
Fliege hat Recht, Toni bleibt in Relation zu Vero relativ blass. Ich finde das nicht schlimm, sie ist nun mal die Hauptperson. Auch wenn man nicht so klar sieht, was er an ihr findet, scheint mir hinreichend klar, was sie an ihm hat, und das ist ja die Hauptsache an der Geschichte. Aber wenn du da noch eine Kleinigkeit hinzufügen willst, wird wohl auch nichts kaputtgehen.

Ein paar kleine Textstellen habe ich noch gefunden:

Während dieser Zeit wird sie Toni vermissen. Sie ist ein bisschen neidisch. Gerne würde sie auch einmal ohne sich selbst verreisen, um Abstand zu gewinnen, sich zu vergessen. Sie möchte niemand anderes sein, sich nicht von außen betrachten. Sie möchte nur von sich selbst 'weg sein'.
Die letzten beiden Sätze sind neu. Habe ich dich etwa darauf gebracht mit meinem P!nk-Zitat? Dann täte es mir leid, dich auf gedankliche Abwege gebracht zu haben, denn ich finde diese Erklärung gar nicht nötig. Da war meine Assoziation mit P!nk einfach nicht ganz passend, das liegt an meinem eigenen Kopf und nicht an deinem Text.

Damit demonstriert sie vielleicht den Vorwurf, dass Sie keine Kinder bekommen haben, glaubt Veronika.
sie

Natürlich haben Toni und sie oft daran gedacht, wie es wäreKomma ein gemeinsames Kind wachsen zu sehen.
spricht Toni:Leerschritt"Ich habe dir doch erzählt
"Na, der Professor ist dir ja mit den Jahren sehr vertraut geworden, wasKomma Toni?"
Toni sieht seine Mutter milde lächelnd an, als wäre sie ein vorlautes KindKomma und sie blickt eingeschnappt auf Veronikas Hände.
"Wenn ihr Kinder hättet, hätte Veronika eine sinnvolle Beschäftigung", zetert die Mutter
unnötiger Zeilenwechsel
und wackelt mit dem Kopf.

Auch diesmal wieder gern gelesen!

Grüße vom Holg ...

 

Hej Lind,

ich freue mich sehr, dass du zu 'mir' hereinschaust. Und dabei spielt es auch gar keine echte Rolle, was dich dazu bewogen hat. ;)

Du weißt selbstverständlich, wie erleichtert ich bin, dass der Geschichte die Entschlackung nicht geschadet hat. Man (ich ) weiß es vorher wirklich nicht.,

Diese Geschichte sollte man (mit zeitlichen Abständen) vielleicht öfter lesen. Ich bin mir sicher, dass man bei deiner Veronika, jedesmal etwas Neues entdecken wird.

Du bist ein Seelenstreichler(in), liebe(r) Lind.

Freundlicher Gruß, Kanji

Hej jobär,

natürlich bin ich nicht böse, sondern furchtbar dankbar, dass du nicht müde wirst, erneut zu lesen und aufzuspüren, was ich doch erledigen sollte.:shy: Das 'du' ist unerlässlich und "Mutter" spricht auf gar keinen Fall Umgangssprache :D.

Wie herzlich du Vero siehst, berührt mich. Du hast viel erkannt und gerade die Herzen am Ende anzunagen, was sie über Jahre praktiziert, doch Vero sei dank, erfolglos.

Und wenn ich mr deine Geschichten anschaue und deinen Nicknamen, (ent)steht da jemand in meinen Gedanken. Das habe ich noch nicht erlebt.

:shy: Ich hoffe, das geht klar.

Freundlicher Gruß, Kanji

Hej The Incredible Holg,

so freundlich unermüdlich nachzulesen. Kisskiss.

Aber nachdem ich den Text noch einmal gelesen habe, bin ich beruhigt. Alles Wesentliche ist noch drin, nur ein paar Nebenstränge gekappt, alles ist gut. Seht gut sogar.

Und ich bin erst mal beruhigt.

Aber wenn du da noch eine Kleinigkeit hinzufügen willst, wird wohl auch nichts kaputtgehen

Hab ich. Wohl zu klein, um Toni Farbe aufzulegen. Naja, ich gehe mal in mich und guck mal, was ich für ihn tun kann.
Den Zusatz zum Abstand habe ich sicher auch wegen deiner Anregung gesucht. Tja, gesagt ist gesagt. :D, aber keine Sorge, ich habe geglaubt, ich sollte deutlich machen, das Vero niemand als sie selbst sein wollte. Hm. Mal sehen.
Die ollen Kommata habe ich platziert und danke dafür.

Lieber Gruß, Kanji

 
Zuletzt bearbeitet:

„Man fühlt sich wohl, ohne sich darum bemühen zu müssen.
Wenn man sich darum bemühen muss, nicht man selbst zu sein,
wenn man sich verstellen muss, dann handelt es sich nicht um Liebe.
Liebe heißt, sich nicht verstellen zu müssen. Aber es ist sehr schwer,
jemanden zu finden, bei dem das zutrifft.“
Yoko Ono​

Da hab ich doch aus der Umfrage des Zeitmagazins, "Was ist Ihre Wahrheit über die Liebe?" aus dem Dezember 2013 die Worte einer anderen Frau, die von den einen als Hexe, von den andern als weise Frau angesehen wird gefunden (auch unter Zeit Online im Netz eingestellt),

liebe Kanji,

und was sich zwischen dem ersten Absatz von der Operation am offenen Herzen (das ja auch ein "offen gelegtes Herz" ist) aus Obst bis zum Schlusssatz (wieder diese verdammten drei s, die schon fast an Bankleitzahlen mit den sinnlosen Nullen erinnert, die nur Fehlerquoten erzeugen können)

Geziert nagt sie an einem frisch gebackenem Herzen.
darstellt, kann nur Liebe in o. g. Sinne sein, die ja nicht nur ein seltsames Spiel ist (Connie Francis) oder in auseinanderbrechenden Beziehungen von einem zum andern wandert (keine Ahnung, von welchem Schlagerfuzzi, Francis jazzte nicht nur gelegentlich).

Freilich zeigt sich bereits am Anfang, dass Grammatik auch die Zeitenfolge ohne Logikverlust auf den Kopf stellen kann

Sie will nicht versäumen, mit ihm hier zu sitzen und verlässt schnell das Bett, als sie erwacht und Toni nicht neben ihr liegt.

Warum schreibt der das? Ist keineswegs falsch (grammatikalisch), aber die zeitl. Reihenfolge schlägt einen Purzelbaum: „Als sie erwacht und Toni nicht neben ihr liegt, will sie nicht versäumen ...“ Und am Küchentisch folgt dann das zentrale Bild - wahrscheinlich aller Ehen

Veronika stellt die Teetasse vor sich auf den Tisch und betrachtet sie.
Sie ist angeschlagen. Oben am Rand hat sie einen Sprung und etwas Porzellan ist abgeplatzt. Sie kann sich nicht von ihr trennen.
Dem ein Hauch von Loriot folgt
Veronika redet nicht viel.

Ein Bild für eine Ehe im Jahr 1 nach dem verflixten siebenten (Ella Fitzwird mir verzeihen, aber wenn ihr Held Odysseus den Callypso tanzt – sieben lange Jahre lang, wenn‘s nahe beim Homer bleibt – werden wir‘s wissen, warum eine heilige Zahl – sieben Tage, Berge, Zwerge, Schwaben, Ratsfeuer der Teton [die Kerntruppe aus Lakota, Nakota und Dakota ebendaselbst in den gleichnamigen US-Staaten], Weltwunder, Siebenschläfer, ...bürgen …) für einen Abnutzungseffekt herhalten muss, der für Loriot-Effekte am Frühstückstisch zuständig ist, wenn auch hier mit vertauschten Rollen: Üblicherweise übernimmt der Mann die Rolle des Schweigenden, dessen Kommunikation sich auf brummende Laute, ein kurzes „ja“ oder in der erweiterten Fassung eines „ja und?“ oder doch „na und?“ begrenzt.

Übrigens verwenden die slavischen Sprachen ihre substantivierte Vokabel für „schweigen“ auf den Deutschen gleich welchen Geschlechts. Schon seit den Zeiten der deutschen Ostsiedlung ...

Ein Indiz, wenn sie seine Augen mit denen von "früher" vergleicht

..., seine Augen waren früher größer gewesen und die …
Hier ist das „gewesen“ (was immer nahe des Verwesens auftaucht) mE entbehrlich. Er hat die Welt - oder doch zumindest die kleine Welt des Zuhauses anders, neugieriger wahrgenommen.

Behaupt ich mal. Aber was geschieht da mit den andern Augen?

Wenn Sie dann schließt die Augen und es gibt keinen einzigen Grund, sie wieder zu öffnen.
Was uns direkt zum Kleinkram führt

Für einen Augenblick fürchtet sie, er habe nicht bemerkt, dass sie sich zu ihm gesetzt hat[,] und deswegen spricht sie ihn an:
Toni i[ss]t sie gerne …

Er würde all diese Eindrücke mit zu ihr nach Hause zurückbringen und mit ihr teilen.
Hier nähme der Satz keinen Schaden ohne „zurück“, denn tatsächlich bringt er ja die Eindrücke weniger „zurück“ als erst einmal „mit“.

Während dieser Zeit wird sie Toni vermissen. Sie ist ein bisschen neidisch. Gerne würde sie auch einmal ohne sich selbst verreisen, um Abstand zu gewinnen, sich zu vergessen, sich nicht dabei haben.
Quasi "selbstlos" würde sie gerne verreisen ...

Wie immer gern gelesen vom

Friedel,
der noch einen schönen Restsonntag wünscht!

 

Lieber Friedrichard, Friedel,

"A dream you dream alone is just a dream"

Yoko Onos Liebe zu John Lennon ist sehr inspirierend. Auch vielerlei anderer Hinsicht, ihr Leben zu verbringen.
Dein Blick auf den Text ist es auch. Ich werde lernen, achtsamer zu sein. Umgehend korrigiere ihn.
Ich werde auch den "Loriot"-verdächtigen Zusatz herausnehmen. Das ist doch unpassend. Ich möchte speziell dich auch nicht länger mit dem mangelnden "ß" nerven und auch diesbezüglich achtsamer werden.

und was sich zwischen dem ersten Absatz von der Operation am offenen Herzen (das ja auch ein "offen gelegtes Herz" ist) aus Obst bis zum Schlusssatz (wieder diese verdammten drei s, die schon fast an Bankleitzahlen mit den sinnlosen Nullen erinnert, die nur Fehlerquoten erzeugen können)
Geziert nagt sie an einem frisch gebackenem Herzen.
darstellt, kann nur Liebe in o. g. Sinne sein, die ja nicht nur ein seltsames Spiel ist (Connie Francis) oder in auseinanderbrechenden Beziehungen von einem zum andern wandert (keine Ahnung, von welchem Schlagerfuzzi, Francis jazzte nicht nur gelegentlich).

Und das war auch nur die Intention. Zu zeigen, wie subtil Liebe ist, wenn sie es ist. Ich war schon ganz verwirrt, als einige Kommentatoren fragten, was die Geschichte denn aussagen würde.

Behaupt ich mal. Aber was geschieht da mit den andern Augen?

Ich weiß nicht immer genau, wann eine Frage nur rhetorisch ist. Aber Vroni "sieht nicht mit den Augen gut". "Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar". (Exupéry)

Quasi "selbstlos" würde sie gerne verreisen ...

So ist es auch schön.

Danke, dass du mir Zeit geschenkt hast und lieber Gruß, Kanji

 

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