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Verloren gewusst

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26.06.2024
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Anmerkungen zum Text

Das ist ein Versuch, eine Art: hallo, ich freue mich, hier zu sein.

Vielleicht gefällt es jemandem...

Verloren gewusst

Wäre der Vogel dort oben, ein Falke, glaube ich, damals, in diesem Moment sterbend zur Erde fahren, sein letzter Blick finge unsere beiden Leiber ein…

Schweigend lagen wir auf dem nach Freitagabend duftenden Gras; und nur ich weiß jetzt, wie ein Freitagabend riechen muss; so übervoll wie das, was ich dieser Erinnerung jetzt aufladen möchte. Eine Prise Wipfelwind, Blätterrauschen mit einem Hauch Petrichor und in der Nase das Gefühl des Verlusts sorgenfreier Jahre auf einem Bett von Abendsonnenschwere.

Weder weiß ich, was du dachtest, noch, wo du jetzt bist, so dass ich nie mehr fragen kann. Hätte ich gewusst, dass du nichts denkst, hätte ich dir gedankt, dafür, dass du schwiegst. Diese Augenblicksschatulle durfte nicht gedankenleer sein, nicht für mich…

Du warst nicht der Mensch, auf dessen Lippen ich meine zu pressen gewagt hätte, doch dort, in diesem Moment voller Atem wünschte ich, du wärst es gewesen. Und so berührungslos berührt sahen wir beide den Falken, lebend lebendig, mehr Bewegung als Gedanke, nicht mit Blicken bedenkend uns, die mehr Gedanke als Bewegung.

Der süße Rauch aus unseren Mündern wollte zu Wolken werden und unsere Augen waren zu trübe, Rauch und Wolken zu trennen. Und dann, als der Himmel brennend auf uns fiel, sagte ich in das Schreien der Krähen hinein: „Ist es das?“

Du schwiegst, bestimmt sprachen deine Augen, doch ich sah dich nicht an. Mehr Atem entströmte uns, bis ich leer war und es am liebsten geblieben wäre.

Ob du „Nein“ sagtest oder ich es nur gehört haben wollte, weiß ich nicht…

Also borgten wir uns noch mehr Momente und blieben liegen, bis die Krähen aufhörten zu schreien.

Mit dem letzten langen Lungenzug, der schon kein Rot mehr, sondern Silber trug, spuckten wir den Mond an und standen auf.

Vor uns lag hinter uns lag unsere Kinderzeit; ich wünschte, ich wäre blind gewesen, denn sie lag da und meine Hände waren zu klein. Egal, in welche Richtung wir gingen, sie würde liegen bleiben; ich wusste, dass du es wusstest und wollte schreien.

Was du dachtest, weiß ich nicht, doch dein Blick trug, was meine Zunge sauer machte. Und im Gewühl deiner Augen lag ein Schimmer, als du mir deine Hand gabst mit einem: „Alles wird gut.“

Im Mondsilbergras habe ich dir geglaubt. In Schwarzschleierheimat gingen wir, jeder seinen Weg, bis ich deinen Rücken nicht mehr sah.

Mein Kinder-Ich liegt auf einer weiten Wiese hinter einem Hügel, auf dem ein Ahorn steht, und schreit die sturstarrenden Ameisenhäuserschluchten an, nennt sie Verräter an der Zeit, denn gestern waren sie noch nicht hier.

Würde ein Vogel dort oben jetzt, in diesem Moment sterbend zur Erde fahren, sein letzter Blick fiele auf eine Garageneinfahrt.

Und dann kam ein Tag, den alle um mich bunt machen wollten.

Ich schlurfte hinter der Masse drein, aber ihre Farben glaubte ich nicht; und sie tanzten auf Beinen aus Holz, weil sie glaubten, tanzen zu müssen. Und sie warfen mit Worten, die leicht waren, weil leer. Und sie sahen mich scharf über die Schulter an, weil ihre Worte nicht in mir stecken blieben.

Und dann war da ein neues Du, das mich aus der Herdehorde zog in eine dunkle Ecke; du legtest, nein, presstest deine Lippen auf meine, heiß wie Fieberatem, ohne Rausch, wie mir schien. Doch ehe ich ihnen glauben konnte, zerflossen auch deine Augen, bevor du zu Staub zerfielst.

Dann war der letzte falsche Schrei in der letzten Kehle erstickt und im Licht eines neuen immergleichen Tag standen wir im Rund mit fragenden Blicken. Und das, was uns als Zukunft dargebracht, war nichts und alles und fraß sich in unsere Himmel.

Ich weiß noch, wie ihr mich ansaht, ihr, die ich jahrelang täglich sah und nicht kannte.

Da war Angst in euren Blicken. Spürtet ihr auch, dass alles zerrinnt oder war es euer Spiegelbild in meinen Augen, vor dem ihr erschrakt? Ihr seid in alle Winde verstreut, ich kann nicht mehr fragen, dafür danke ich euch.


Dann tropfte ich weiter…

Und dann war da Schnee, allüberall erste Flocken auf ersten Flocken, bis meine Schritte knirschten. Ob die Welt weniger schrie, weiß ich nicht vor weißem Rauschen.

Ich kam zu euch, die ihr in bunten Farben tanztet. Köpfe weiß ich noch um mich, scheinbar körperlos, doch nicht schwebend, also müssen Körper da gewesen sein. Ihr batet mich herein; eure Schultern waren frei von Schnee und eure Gesichter warm, also blieb ich.

Und wir spielten Billard und lachten und tranken bis das Schwarz zu Grau vermilchte. Es gab dort kein Morgen, niemand hätte es vermisst, wenn es nie gekommen wäre.

Und du warst dort, ich erinnere mich. Du wolltest lachen, aber deine Augen spielten dir jedes Mal einen Streich. Ich wollte in dich blicken, du hast es versucht, aber deine Mauern waren zu hoch.

Die anderen feierten über dich hinweg, wir haben sie gelassen. Dann klebtest du das Lachen an deinen Mund und hast auch getrunken und gesungen; ich wandte mich ab, denn ich glaubte dir…

Vergib mir, denn sie fanden dich leblos, als du beschlossen hattest, für immer zu gehen. Vergib mir mein abgewandtes Gesicht in der Stunde der Freude; vergib mir meine Gutgläubigkeit, als mich dein Lachen täuschte; und vergib mir vielleicht meine Arroganz, die mich glauben machte, dass ich ein Fels für dich hätte sein können.

Ich vergaß den Grund, für niemanden außer für dich schien er wichtig genug, einen Stern zu löschen. Wenn meine Welt nicht deine ist, können deine Worte nicht meine Waage beschweren.

Du hast entschieden; können wir wieder in bunten Farben tanzen?

Ich glaube: könntest du dich umdrehen wollen, wären deine Augen schwarzgeweint, aber dein Kopf aufrecht. Und wir sähen zu und verständen, jeder für sich, warum du gehen musstest.

Als du noch voller Atem warst, ging ich ins Wintermorgengrau mit allen ihren guten Wünschen, wie sie auch meine zugehaucht bekamen.

Und ich spürte wieder die Zukunft hinter dem Horizont kauern, weben und warten; sie traf mein Herz mit ihrem leisen Zischeln von einem Morgen ohne Halt. Sie lockte mich und bot mir Asche.

Und ich floss weiter…

Der Schnee fiel weiter, sein Gewicht drückte meine Schultern drückten mich weiter voran.

Und ich fand keinen Halt, musste gehen und gehen, bis deine Tür warmes Licht verströmte, mich einlud, zu bleiben.

Als ich eintrat, war da warmes Licht und überall Töne, die mein Herz reinfluteten.

Als ich eintrat, war da deine Schulter und ich habe ohne Geräusch geschrien. Du hast verstanden.

Als ich eintrat, war da Geist und Losziehen und Tagnächte voller Rausch. Wir haben genommen und genommen und nicht gefragt.

Als ich eintrat, redeten wir jahrelang, bis unsere Welten so offen lagen wie die Bücher auf deinem Tisch. Und du fandest Heimat in meinem Herzen und wenn das meine nicht zu dir finden sollte, danke ich dir, denn du gabst mir das Gefühl, dass es so gewesen sei. Ich sah nur in deine Augen, nie hinter deine Stirn und noch heute erhebe ich mein Glas auf das, was ich ihr entlocken durfte.

Das, was ich Leben nannte in der Hoffnung, dass du mit mir kamst, oder war ich es, der mit dir kam oder haben wir uns nur nie eingeholt… Augenblicke folgten einander, im wilden Strudel sehe ich sie heute alle nicht mehr, weiß nur: sie waren gut.

Wie jeder neue Mensch in unserm Tanz einen Platz bei dir fand, wann, wo, wie auch immer.

Wie du die Steine abwärts zu fliegen schienst mit ausgebreiteten Armen, schreiend voll Lebenslust.

Wie die Frau mit den Engelsflügeln dich fand und nicht hergeben wollte und wie sie dich lachen machte zum ersten Mal seit langer Zeit.

Wie ich dich schützte mit meinem Körper in Zellen aus Stein und voller Musik.

Wie dein Rollstuhl dir zu klein wurde für dein Hirn voller Wunder und Erinnerung.

Als ich ging, blieb ich zurück. Und ich spürte, wie das Strahlen in deiner Stimme mir galt, immer wenn der Mond mich zu dir spülte oder auch nur wir uns Zeit borgten für wenige Worte am Telefon.

Ich habe nie gemerkt, dass du verblasstest. Ich nehme an, du wolltest nicht, dass ich es merke.

Deine letzten Worte für mich waren ein Lied, sorgenfrei und spätsommersonnendurchwirkt. Dafür danke ich dir mit all meinen Tränen.

 

Vor uns lag hinter uns lag unsere Kinderzeit; ich wünschte, ich wäre blind gewesen, denn sie lag da und meine Hände waren zu klein.

Mein lieber Jollie, elf Uhr elf MEZ,

Sie trau’n sich was,

sehr geehrter Herr Schmidt,

denn in früher Knabenzeit dank einer Mittelohrentzündung halbtaub (was ich durchaus im täglichen Leben zu Verteidigungszwecken und der schonenden Lebensweise wegen zur „Miss Brauch“ erwähl[t]e, hab ich selbst in Heftchenromanen solch einen schwülstigen Start noch nie gelesen, dass ich mich sofort des Leibchens entleibte.

Hände sind nun mal selten Baggerschaufeln, und

Wäre der Vogel dort oben, ein Falke, glaube ich, damals, in diesem Moment sterbend zur Erde fahren, sein letzter Blick finge unsere beiden Leiber ein[...]
da gibt’s mancherlei Entdeckung, wie etwa schon hier

Schweigend lagen wir auf dem nach Freitagabend duftenden Gras; ….
was mutmaßlich dafür spricht, dass das Gras sich an die sieben-Tage-Woche angepasst hat und – so fürchte ich -demnächst die 5-Tage-Woche erkämpfen wird oder mit Eintrocknung droht.
Mancher Landwirt spricht schon von Gewerken, da ist der nächste Schritt zur ...schaftsbildung nicht mehr fern.

Ich könnte nun fortfahren, aber ich gönne jedem, diesen Text unzensiert (bin eh ein Feind von Zensur und Tonsur und vor allem glatter Rasur, denn hätte das liebe Wesen, das wir alle verehren, gewollt, dass ich ein glattes Gesicht habe, er hätte es mir durch Haarausfall offenbart. In meinem Alter kann ich dergleichen nicht mehr allzu Ernst (mein dritter Vorname) nehmen. Manchmal ist Kamm oder Bürste ein schmerzlich' Handwerkszeug.

Ich will da auch nicht weiter stören - aber hier

Und so berührungslos berührt sahen wir beide den Falken, lebend lebendig, mehr Bewegung als Gedanke, nicht mit Blicken bedenkend uns, die mehr Gedanke als Bewegung ...
ist eine schöne Adjektivierung des Lebendigen schlechthin gelungen

und doch bleibt eine Frage der Orientierung

Mit dem letzten langen Lungenzug, der schon kein Rot mehr, sondern Silber trug, spuckten wir den Mond an und standen auf.
Habt Ihr ihn getroffen?

Dann würde ich kommende Astronauten warnen wollen: Es gibt trotz Rotze kein uns unbekanntes Leben auf dem Mond ...

Aber warum hier Konjunktiv II

Egal, in welche Richtung wir gingen, sie würde liegen bleiben; …
der unnötig Zweifel äußert, wo doch ein „wird“ den gleichen Effekt hätte – entweder es wird oder eben nicht ...

Ich hoffe, Sie oder besser Du,

lieber @Herr Schmidt,

wissen oder ahnen das. Hier

Ich schlurfte hinter der Masse drein, aber ihre Farben glaubte ich nicht; …
sollten Sie dem Pronomen ein „n“ gönnen und sollte es nur eine blasse Farbe sein ein „Ihrer Farbe“ glaubte ich nicht ..

& dann doch ein Erlebnis.

..., war da warmes Licht und überall Töne, die mein Herz reinfluteten.
Fließt da was ins Herz oder wird es – ich sags mal alltäglich – "rein"gewaschen?

& endlich, was jedem widerfährt:

Ich sah nur in deine Augen, nie hinter deine Stirn und …

Wie dem auch wird,

wlcome 2 the Pleasuredome,

Freatle


Und dann doch in allem Schwulst ein schöner Satz

Wie die Frau mit den Engelsflügeln dich fand und nicht hergeben wollte und wie sie dich lachen machte zum ersten Mal seit langer Zeit.

& das Erschrecken oder -staunen

Wie dein Rollstuhl dir zu klein wurde für dein Hirn voller Wunder und Erinnerung.

& damit herzlich willkommen hierorts!

 

@Friedrichard

Der Text ist im Prinzip eine rotweingeschwängerte Gefühlswelle angesichts einiger Verlusterfahrungen (unter anderem eines guten Freundes, der auf einen Rollstuhl angewiesen war, von daher...); Hauptaugenmerk des ersten Augenblicks daher sprachliche Bilder, dass es trieft, weiß ich, aber war halt ein Versuch, den Korrektur zu lesen ich bewusst unterlassen wollte.

Der Vollständigkeit halber: In summa null Mondtreffer (that I know of), Freitagabend weil der Beginn des Wochenendes auch was für sich hat und jeder Wochentagsabend seine Berechtigung, Erinnerungen zu beinhalten, sowie reinfluten im Sinne von reinwaschen, aber viel.

Konjunktiv II würde sich meines Erachtens hier angeboten haben ;)

 

Hallo @Herr Schmidt,

noch nie von "write drunk, edit sober" gehört? Nicht, dass ich empfehle nur betrunken zu schreiben, aber nüchtern zu überarbeiten ist sicher sinnvoll.

aber war halt ein Versuch, den Korrektur zu lesen ich bewusst unterlassen wollte.
Aber warum denn nur? Liest du selbst gerne fehlerhafte Texte? Der erste Satz schon ist so falsch und unverständlich, da fragte ich mich, ob Deutsch vielleicht gar nicht deine Muttersprache ist. Versuchs doch noch einmal mit dem Überarbeiten ...

Viele Grüße und
Willkommen bei den Wortkriegern
Katta

 

Das, was ich Leben nannte in der Hoffnung, dass du mit mir kamst, oder war ich es, der mit dir kam oder haben wir uns nur nie eingeholt…
Sollte das nicht im Konjunktiv stehen? Der ganze Satz wackelt ein bisschen.

Hr. Schmidt,
eine lyrisch angehauchte Wortspielerei servierst du hier, die mir recht selbstverliebt, um nicht kitschig zu sagen, erscheint. Ich habe deinen Text trotzdem in einem Zug gelesen, schlicht, weil sein Stil aus dem Rahmen des Üblichen fällt, er mich schon allein von daher interessierte und einzelne Sätze, für sich genommen, durchaus literarisch wirken.
Mal sehen, was du schreiberisch noch alles auf dem Kasten hast.
:D

 

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