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Verloren auf Bullullu17
Hallo Leser.
Willkommen zu dieser hübschen kleinen Geschichte!
Ich möchte ein wenig zu mir sagen: Eigentlich komme ich in der Geschichte gar nicht vor. Ich bin nur der Erzähler und werde Sie auf der Reise zu einer fernen Welt begleiten, die Sie nun erleben werden. Ich bin kein allwissender Erzähler, denn ich weiß beispielsweise nicht wer Sie sind oder was Bill Gates für einen Code auf seiner American Express Card hat.
Wie dem auch sei; lehnen Sie sich zurück und genießen Sie einfach!
Schwärze gespickt mit weißen Pünktchen umgibt uns. Es ist kalt und totenstill.
Jawohl! Es ist das Weltall.
Betrachten wir eins dieser kleinen Pünktchen doch mal näher: Es ist die Sonne Celari. Acht niedliche Planeten, zwei davon Gasriesen, mit dutzenden Monden und dem anderen üblichen Kram, der so um eine Sonne kreist. Zwei kleinere Planeten sind dicht besiedelt. Dummerweise befinden sie sich im Krieg und vieles deutet darauf hin, dass hier bald neuer Wohnraum für andere Völker entstehen könnte.
Wie dem auch sei; Das Celari-System interessiert uns erstmal nicht und wir lassen das Pünktchen an uns vorbei gleiten.
Mit irrwitziger Geschwindigkeit – Einstein würde uns für total bekloppt halten – nähern wir uns der Sonne Bullullu. Auch hier wieder so ein Gas-Dingsbums mit allem Schnickschnack. Manch andere Sonne möge neidisch werden: Ganze 70 Planeten drängeln sich hier in ihren Bahnen! Uns interessiert Nummer 17.
Ja, 17 ist interessant! Sanfter blauer Schimmer, mitten in der solaren Biosphäre, viele Meere, ein paar Kontinente, ein Mond, 12.032 Satelliten, 22.467.674.901 mehr oder weniger intelligente Bewohner.
Ganz besonders interessant ist der Bewohner, der durch die letzte Ziffer vertreten wird!
Er wird gerade geboren.
Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass wir nun schon gemeinsam eine weite Reise unternommen haben. Wie wär’s, wenn wir uns nun duzten?
Ja? Einverstanden?
Gut!
Fahren wir also fort:
Du und ich sehen nun den Planeten als blau-weiß-braune Scheibe vor uns. Wir halten erstmal auf die Mitte zu und plumpsen auf den Äquator. Keine Angst, wir sind nicht verletzt!
Da sind wir auch schon am Weltraumhafen von Bullullu17. Es gibt noch andere; alle sehen gleich aus, alle heißen Weltraumhafen von Bullullu17 aber dieser hier schießt halt ein rotes Leuchtfeuer in den Weltraum. Man könnte also auch sagen, wir sind am roten Weltraumhafen von Bullullu.
Hier ein paar intergalaktische Frachtschiffe, da ein paar planetare Transporter – oh, lustig! – ein kleiner Unfall.
Aber ich schweife ab!
Unser Bewohner wird also gerade geboren und zwar in Umkleidekabine 422 der Kloputzkolonne vom Weltraumhafen. Weder er noch seine Mutter finden Gefallen daran, aber in jeder Region des Universums hat die Natur notorische Freude dabei, Geburtszeitpunkte so fest zu legen, dass es immer völlig überraschend kommt.
Ärzte hatten den Geburtstermin jedenfalls zwei Wochen später vorausgesagt, so dass Mereba, die Mutter von Ziffer 1, sich auf der sicheren Seite fühlte, als sie das kleine Passagierschiff zur Erde gechartert hatte.
Zwei Tage! Zwei Tage hätten noch gefehlt und alles wäre in Butter. Dann wäre ihr Sohn in der Heimatwelt geboren worden.
Dann die schnelle Landung hier auf einem Planeten, der nicht einmal in den Karten verzeichnet ist. Der Übersetzer krächzte: Die Klinik sei direkt neben dem Raumhafen. Haha!
Hätten sie nicht sagen können ‚blauer Raumhafen’?
Zu spät!
Jetzt lag er da in ihrem Schoße. Sie riss den roten Vorhang der Umkleidekabine ab und wischte Käseschmiere, Blut und das andere Zeugs von ihrem Baby.
Was sollte sie nur mit der Nabelschnur machen?
Nun lieber Leser – ich möchte hier jetzt keine unappetitlichen Details näher erläutern. In anderen Sciencefictiongeschichten laufen Geburten vermutlich hygienischer ab – lass uns einen Zeitsprung machen: Sagen wir mal, hmm, 30 Jahre? 30 Jahre sind gut!
Er war nun ein Mann und hatte einen Namen: Rufus
Es war ihm klar, dass er nicht auf diesen Planeten gehörte. Er war keiner von ihnen. Er besaß keinen Schweif – zumindest nicht an der richtigen Stelle, er hatte zu wenige Arme und zu viele Finger an jeder Hand. Und sein Gesicht war hässlich. Außerdem fragte man ihn ständig, von welchem Planeten er sei.
Man hatte ihm gesagt, Seine Mutter sei im Raumhafen gestorben, als sie ihn zur Welt brachte. Vermutlich sei es normal für seine Spezies, dass Mütter bei der Geburt eines Sohnes sterben.
Man hatte ihn in die Klinik gebracht, halb erfroren und schreiend. Man hatte ihn gefüttert mit…
Okay, okay, unappetitliche Details. Weiter!
Jedenfalls wuchs er in einem ländlichen Waisenhaus auf. Er hatte eine unglückliche Kindheit.
Rufus brachte es auf einen eher schlechteren als mittelmäßigen Schulabschluss. Schon früh war der Drang, die ständige Sehnsucht da gewesen, die Heimatwelt zu finden. Er investierte seine freie Zeit in Nachforschungen. Das Computerarchiv war zum Freund geworden.
Er hatte auch eine einfache Arbeit gefunden, die zu seinem Schulabschluss passte. Er war Reiniger in der Putzkolonne vom roten Weltraumhafen.
Zu weit hergeholt? Tja, was soll ich machen, es ist halt so.
Es brachte ihn näher an die wenigen fremden Wesen, die auf dem Planeten zu finden waren. Immerhin brachte es auch Geld und das legte er an. Er sparte, wo er konnte. Wohnte auf engstem Raum als Untermieter eines Straßenkehrers…
Trotzdem brauchte er zwölf endlose Jahre bis er das Geld zusammen hatte.
Schließlich kratzte er alles zusammen, kündigte Job und Unterkunft und kaufte ein kleines interplanetarisches Schiff.
Sein erstes Ziel war Bullullu19. Dort, wusste er, erledigte man die illegalen Geschäfte. Schmuggel, Hehlerei, Waffen. Dort kamen auch Güter an, die von außerhalb des Bullullu-Systems geschmuggelt wurden.
Vielleicht, lieber Leser, sollte ich Dir erstmal mitteilen, was Rufus wusste:
Er wusste, dass seine Spezies a) Nicht auf Bullullu17 vorkam und b) nicht einmal überhaupt irgendwo im Bullullu-System wohnte. Von Politik hatte er wenig Ahnung, er vermutete aber, dass die Regierungen der Planeten wenig Wert auf außersolare Kontakte legten.
Bullullu19 war ein braunes Dreckstück im Weltall. Die Landeautomatik brachte das kleine Schiff in trudeligen Kreisen etwas unsanft in den Weltraumhafen von Bullullu19 (dem türkisen). Zielstrebig ging er in eine der vielen Kneipen, suchte sich die äußerlich schmutzigste aus. Er war überrascht, wie viele unterschiedliche Wesen in dem Etablissement zu finden waren. Die meisten davon hatte er schon im heimatlichen Weltraumhafen gesehen. Im hinteren Bereich waren jedoch auch ihm fremde Geschöpfe. Er drückte sich durch die Tischreihen und sah sie sich näher an. Keine glichen ihm besonders.
Rufus fasste sich ein Herz und sprach eins der fremdartigsten Wesen direkt an. Es war mit einer Metallkette um den Hals an einen Stuhl gebunden, was Rufus sehr wunderlich fand, und war relativ klein.
„Hallo Fremder!“, sagte er, „Ich wollte nicht stören, ich bin nur neugierig. Ich sehe, ihr seit ein Nicht-Bullulluaner.“
Der Fremde schaute ihn an und öffnete seinen Mund.
„Wuff!“, antwortete er.
„Oh, entschuldige bitte“, sagte Rufus, kramte in seiner Tasche und holte den Übersetzer heraus. „Bitte sag es noch einmal!“
„Wuff, wuff!“, antwortete der Hund. „Wuff!“
Der Übersetzer blinkte rot: Unbekannte Sprache.
Rufus gab nicht auf; drückte ‚Sprachinformationen sammeln’. „Ähem. Bitte noch mal!“
Der Hund wedelte mit dem Schwanz und schnupperte Rufus am Po, wobei die Leine den Stuhl leicht verrückte.
Anscheinend ist dieses Wesen kein Gefangener, dachte Rufus, denn es könnte ganz einfach fliehen. Was hat es mit diesem seltsamen Verhalten auf sich? Er wollte nicht unhöflich sein. Vielleicht handelte es sich um eine freundschaftliche Geste oder um einen Gruß. Jedenfalls vermutete er das, denn es wirkte nicht aggressiv, eher neugierig.
Also lies er sich zu dem Wesen herab und tat es ihm gleich, wobei er hoffte die richtige Körperstelle zu beschnuppern. Das Wesen roch fremdartig und streng.
Plötzlich toste um ihn herum Gelächter. Er sah sich um und bemerkte, dass er von allen Seiten beglotzt und belacht wurde. Seltsam, wie ähnlich unterschiedlichste Spezies ihr Amüsement zum Ausdruck bringen, dachte er und bekam einen roten Kopf. Dann merkte er, dass der Übersetzer, der immer noch auf ‚Sprachinformationen sammeln’ stand, inzwischen auch die Lachgeräusche der anderen übersetzte.
Ein Wesen kam auf ihn zugestürmt, es war… es war… es war so wie er. Ja! Richtige Anzahl von Gliedmaßen, hässliches Gesicht allerdings ohne die Haare, die Rufus dort wuchsen, das war seine Rasse.
Erstaunt Dich diese Wendung? Glaubst Du, er trifft viel zu schnell auf andere Menschen? Naja, gut, ist halt eine Kurzgeschichte und kein Weltraumepos.
„Was machst Du da mit dem Hund?“, dröhnten aus dem Übersetzer die Worte des Fremden.
„Ich hab' ihn gegrüßt – hoffentlich. Er hat es bei mir genauso gemacht.“
„Hast Du noch nie einen Hund gesehen?“
Es folgte ein längerer Dialog in welchem Rufus seine Geschichte erzählte. Auch die Sache mit dem Hund wurde geklärt.
„So, also du möchtest zur Erde!“, sagte der andere Mensch.
„Ja, das wäre mein sehnlichster Wunsch!“
„Nun, da muss ich Dich enttäuschen, Kleiner. Da gab es vor etwa 30 Jahren einen Konflikt im Celari-System. Nunja, Politik und so… wir mussten eingreifen. Das hätten wir nicht tun sollen! Jetzt gibt es auf der Erde nur noch ziemlich viel freien Wohnraum.“
Ja, okay, schwaches Ende. Was hattest Du denn erwartet? Was Genialeres? Schlüssigeres? Ernsthafteres?
Machs doch besser! Hier hast Du die Gelegenheit.