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Unter Laborbedingungen

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09.06.2017
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Unter Laborbedingungen

Die Julisonne strahlte auf die blinden Fenster und ließ das Quecksilber im chemischen Institut auf sechsundzwanzig Grad steigen. Trotz gekippter Oberlichter hing ein Geruch in der Luft, der Andrea Bilder von verschimmelten Nüssen und Kirschen aufdrängte. Der Stopfen sprang mit einem Plopp von der Essigsäureflasche. Sie streckte sich nach dem Regal und setzte ihn wieder auf. Mit der Knopfleiste ihres weißen Kittels verhedderte sie sich am Griff der Schublade, musste zurück auf die Zehenspitzen, um sich zu befreien. Das lädierte Radio auf dem Fensterbrett spielte Roxette. Daneben lagen tote Käfer. Heute Nachmittag war sie mit den Jungs allein.

Eine Reihe weiter dröhnte ein Schlag, Glas zersplitterte auf der Laborbank.
"Scheiße", brüllte Ralf, "das war die letzte Stufe!"
Stefan schlug sich auf die Schenkel. "Alter, kratz das Zeugs vom Boden!" Die Scheibe des Abzugs schien vom Gelächter zu vibrieren. "Geile Ausbeute!"
Andrea senkte den Blick und zählte im Geiste ihre Atemzüge, bis die für effizientes Arbeiten erforderliche Ruhe wieder einkehrte. Sie hätte nicht zu sagen vermocht, was Ralf gerade runtergefallen war. Nicht dass es von Bedeutung wäre. Man befand sich durch Zufall im gleichen Labor und hatte einander nichts zu sagen. Solange man sie unbehelligt ließ, war alles gut.

Aus dem Augenwinkel sah sie Lorenz um die Ecke kommen. Der war ein stiller Typ, arbeitete konzentriert und mit ruhiger Hand. Sein ledernes Notizbuch lugte aus der Kitteltasche. Die hochgeschobenen Ärmel ließen Tattoos erkennen: verschlungene Schriftzeichen und mit etwas Phantasie einen Wolf. Lorenz' Haare waren zum Zopf zusammengebunden.
Er erinnert mich an einen Indianer.
Sie lächelte bei der Vorstellung in sich hinein, ein Mann der Wildnis könne sich ausgerechnet hierher verirren. Lorenz schob sich mit dem Handrücken eine Strähne aus der Stirn und klammerte den Glaskolben mit der hellroten Lösung an den Rotationsverdampfer. Andrea zwang sich, nicht auf seinen Hintern zu starren.

Sie beschriftete die gläsernen Spitzkolben mit Edding und hängte einen nach dem anderen von der Destillationsspinne ab. Zufrieden betrachtete sie das ölige, goldglänzende Produkt. In ihrer Kitteltasche fand Andrea die Emaillespange, damit steckte sie ihr Haar hoch, während sie dem monotonen Summen der Geräte lauschte und Gedanken nachhing: In den Semesterferien mit Linda durch Andalusien trampen und unterm Sternenhimmel zelten - so lautete der Plan.
Erneut knallte der Stopfen von der Flasche, diesmal in hohem Bogen. Lorenz fing ihn in der Luft auf. Wie so oft kniff er dabei ein Auge zusammen; seit sie sich angewöhnt hatte, im Hörsaal schräg hinter ihm zu sitzen, war ihr das an ihm aufgefallen.

Er legte den Stopfen vor ihr auf der Laborbank ab. "Dachte schon, du lässt die Sektkorken knallen. Letztes Präparat und so."
"Mach ich übermorgen, wenn das NMR gut aussieht."
"Klar sieht das gut aus. Die Farbe stimmt. Und die Menge ist auch ordentlich." Er deutete mit dem Kopf auf ihre Laborbank. "Wie viel Grad?"
"Na, ich schätze, sechsundzwanzig sind es heute bestimmt. Morgen soll es noch heißer werden."
"Ich mein dein Produkt."
"Ach so. Einundneunzig."
"Na also. Das ist im grünen Bereich."
"Bin froh, wenn der Herrmann das hier akzeptiert hat. Und wie läufts bei dir?"
"So wie es aussieht, werd ich auch am Mittwoch fertig." Lorenz' Mundwinkel sanken. "Hab mir schon mal alte PC-Klausuren angeschaut: Voll krass, Differentialgleichungen ohne Ende."
Mathe war seine Achillesferse. Aber er sprach ganze Sätze mit ihr und war schwer in Ordnung. Bei der letzten Klausur hatte sie ihn abschreiben lassen.

Andrea deutete mit der Hand hinter ihn. "Oh oh, Achtung, beim Rota, da blinkt was. Der Kolben."
Er sprintete zurück, stierte abwechselnd auf die grüne Betriebsleuchte des Gerätes und auf den Kolben, der sich leise surrend weiterdrehte, und fuhr wieder zu ihr herum. Auf seiner Stirn hatte sich eine Querfalte gebildet.
Sie prustete los.
"Für das da ...", er pausierte und richtete den Zeigefinger auf sie, "gehen wir heute Abend ins 'Chez Matilda'."
Andrea setzte den Stopfen zurück auf die Flasche. "Definiere 'wir'."
"Na, wir zwei. Du und ich."
"Bis halb acht hab ich Volleyball."
"Perfekt. Dann sehen wir uns um halb neun. Weißt du, wo das ist? In der Rosalind-Franklin-Straße, ganz hinten auf der rechten Seite."
"Okay. Ich werd sehen, was sich machen lässt", sagte sie und drehte sich weg, um das Thermometer in die Schublade zu legen und ihr Lächeln zu verbergen.

Als Andrea die Tür ihres Schrankes öffnete, um einen Korkuntersetzer zu holen, spürte sie hinter sich Bewegung. Sie drehte sich langsam, bis Lorenz' Blick sie traf. Seine Iris schaute wie Bernstein aus; er blinzelte mit langen Wimpern. Aus dem Radio tönte 'Listen to your heart'. Ohne nachzudenken, schloss sie die Augen und vertraute darauf, das sei Signal genug. Seine Handflächen legten sich auf ihre Taille, dann presste er seine trockenen Lippen auf ihre Stirn.

Mit einem Mal nahm sie einen Lufthauch wahr. Sie setzte voraus, er müsse von der halb angelehnten Balkontür kommen, und fuhr zusammen, als Ralf neben ihr sagte: "Ich fass es nicht."
Lorenz wandte sich wieder dem Rotationsverdampfer zu. Ralf langte nach der Acetonflasche auf ihrer Laborbank.
"Hey", sagte sie. "Das ist meins. Da brauch ich gleich was von."
"Zick nicht rum. Ist ein Notfall."
"Fünfzig Milliliter." Sie bekam ihn am Ärmel zu fassen. "Nimm mehr und du stirbst."
"Komm, lass es. Aus Aceton kriegst du das nie wieder auskristallisiert", sagte Lorenz. "Hier, ich hab was Besseres." Er hielt seine Ethanolflasche in die Höhe.
Ralf stellte das Aceton zurück und zog ab. Unmerklich neigte Andrea ihren Kopf in Lorenz' Richtung. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.


Heute Mittag war Andrea mit Linda und Tabea in der Mensa zum Essen verabredet. Der Stundenplan der Pharmazeuten ließ das montags zu. Sie hatten beim Gemüsecouscous angestanden, als Andrea gelbe Flecken am Saum ihres T-Shirts auffielen. Linda trug eine makellose Seidenbluse mit rotem Paisleymuster und Tabea ein silberweißes Häkeltop. Während Andrea nach Besteck und Papierserviette griff, sah sie die Jungs, die am Eingang die Menüs und die Warteschlangen in Augenschein nahmen. Lorenz stellte sich beim Couscous an, Stefan und Ralf zogen weiter zu Currywurst mit Pommes.
Linda winkte Andrea und Tabea zu einem Tisch, der gerade frei wurde. Der Couscous zerfiel trocken wie Stroh in Andreas Mund. Als ihre Volvic-Flasche leer war, schob sie den Teller von sich. Sie lehnte sich zurück, neigte die Schulter nach der Brise, die durch die geöffneten Flügeltüren von der Terrasse hereinwehte, und sah rüber zu den Jungs, die auf einen Tisch ein paar Reihen weiter zusteuerten. Neben Andrea war noch ein Platz frei.
Lorenz, komm. Setz dich zu mir.
Absurde Wunschfantasie, die Wahrscheinlichkeit konvergierte gegen Null. Im Grunde war es egal - sie freute sich auf den Abend.

Er lächelte ihr flüchtig zu, bis Stefan ihm so heftig auf den Rücken schlug, dass er die Balance verlor und der Pappbecher von seinem Tablett kippte.
Mit ihrem French-Fingernagel zeigte Tabea wie mit einem Dolch auf Andrea. "Warum tust du dir ein Studienfach mit diesen Typen an? Wechsle doch zu uns. In der Pharmazie ist es viel netter."
"Mich interessiert aber die Wissenschaft und nicht die Apotheke."
Tabea öffnete den Mund, wie um etwas zu sagen, und schloss ihn wieder.
"Sehen wir uns am Freitag auf der Pharmafete?", fragte Andrea.
"Das ist falsch verstandene Emanzipation", sagte Linda zu ihr. "Am Ende kräht kein Hahn mehr danach."
"Du warst auch auf einer Mädchenschule."
"Echt jetzt?", sagte Tabea. "Das wusste ich gar nicht."

Nach dem Cappuccino in der Cafébar war Andrea alleine zurück ins chemische Institut gelaufen. Wenige Jahre trennten sie noch von ihrer wissenschaftlichen Laufbahn. Sie würde ins Ausland gehen, wahrscheinlich in die USA. Neue Wirkstoffe entwickeln, die das Leben von Patienten verbesserten. Ein Teil der Forscher-Community werden.
Linda und Tabea würden nach dem Examen Hustensaft verkaufen und Gesichtscreme mit Rosenduft. Wenn das Jüngste in den Kindergarten kam, würden sie in Teilzeit in die Apotheke zurückkehren. Beide waren intelligente Gesprächspartnerinnen. Brillant waren sie nicht.


Ralf hockte am Boden und versuchte, mit dem Spatel die tiefgrünen Nadelkristalle von den Flusen zu separieren und in eine Schraubdose zu überführen. Glasscherben knirschten unter seinen schwarzen Nikes. Beim Radio hatte sich der Sender verschoben, unter Rauschen und Knistern sang Sinead O'Connor 'Nothing compares to you'. Stefan brummte etwas von AC/DC vor sich hin, bis Ralf ihn anfuhr, er solle endlich sein gottverdammtes Maul halten.
"Leute, regt euch ab", sagte Lorenz. So leise, dass nur Andrea es hören konnte.
Sie räumte ihr Arbeitsmaterial in den Schrank und verschloss ihn. Wann immer sie es unbeaufsichtigt gelassen hatte, war etwas verschwunden oder zu Bruch gegangen. Bei den Pharmazeuten im Neubau ging sie zur Toilette. Andrea sah auf die Uhr, es blieb genug Zeit: Vor dem Training würde sie schnell nach Hause fahren, ihre Lieblingsjeans holen und das schwarze Netzshirt.

Zurück im Laborsaal wischte sie ihren Arbeitsplatz mit Ata. Ralf spülte seine Glasgeräte. Lorenz war nicht zu sehen.
Eine widerspenstige Strähne fiel ihr ins Gesicht, als sie Taschenrechner und Laborjournal zur Seite legte und sich über die Feinwaage beugte, um sie zu tarieren. Durch die halbgeöffnete Glastür drang das Gurren fetter Tauben. Stefan und er rauchten auf dem Balkon. Eine Brise bewegte die braunen Lamellen der Sonnenblende.
"Am Freitag ist Pharmafete", hörte sie Lorenz sagen.
"Was willst du da? Ist doch megalangweilig."
"Die Typen, ja. Aber die Weiber ... Nicht so wie bei uns."
"Ich sag immer: Die haben im Labor nichts zu suchen."
"Ganz genau. Arbeit und Vergnügen sollte man trennen." Lorenz stieß Rauch aus. "Außerdem: Wozu soll das gut sein? Die bekommen ja doch Kinder."

Anstelle des regulären Trainings traten sie heute in der großen Halle gegen Blau-Weiß an.
"Ist nur ein Freundschaftsspiel", rief Trainerin Gerti ihnen mit sich überschlagender Stimme zu und klopfte jeder aus dem Team auf die Schultern. "Macht sie fertig", sagte sie leise und nahm einen Schluck aus dem Flachmann.
Durch Andreas Aufschlagserie erspielten sie einen Vorsprung, mit dem sie den ersten Satz gewannen.
"Jetzt sag schon, was hast du genommen?", raunte Linda ihr beim Seitenwechsel zu.
Andrea hob die Schultern und unterdrückte ein Grinsen. Sie spielte präzise Pässe und schien damit ihr ganzes Team anzustecken. In drei Sätzen fegten sie Blau-Weiß vom Platz. Gerti nahm Andrea überschwänglich in die Arme und ließ gar nicht mehr los. Wiegte sie in einer Wolke aus Kaloderma und Jägermeister, wiegte und wogte sie hin und her, bis Andrea loslachte.
Sie preschte in die Dusche, und als der Wasserstrahl auf ihre überhitzte Kopfhaut prasselte, durchzog ein Kribbeln jede Faser ihres Körpers - sie war hellwach.

Um acht trat sie mit Linda aus der Halle. Die Abendluft wehte lau.
Andrea atmete tief ein, roch Holzkohle und Flieder. "Jetzt einen Kiba ..."
"Kennst du die Luna Bar?", sagte Linda. "Die haben neu aufgemacht. Fünf Minuten von hier."
Andrea breitete die Arme nach oben. "Luna Bar - let's go", rief sie in den Sternenhimmel und begann sich im Kreis zu drehen, erst langsam, dann immer schneller.

 

Hallo Anne49,

ich fand es sehr beeindruckend, wie du deinen Kirchenschatten entwickelt hast, und jetzt versuche ich mal dich bei dieser Geschichte zu unterstützen.

Bilder von verschimmelten Nüssen und Kirschen
Riecht es so in der Chemie? Für mich als Nichtchemikerin fällt es mir schwer diesen Geruch dort unterzubringen.

Der Stopfen sprang mit einem Plopp von der Essigsäureflasche.
Der Stopfen springt ab, weil es so warm ist?

Sie streckte sich nach dem Regal und setzte ihn wieder auf. Mit der Knopfleiste ihres weißen Kittels verhedderte sie sich am Griff der Schublade, musste zurück auf die Zehenspitzen, um sich zu befreien
Diesen Abschnitt finde ich etwas umständlich. Zurück auf die Zehenspitzen? Muss sie nicht auf die Zehenspitzen um die Flasche zu erreichen und geht dann zurück? Ich kann mir diese Situation nicht wirklich vorstellen.

Heute Nachmittag war sie mit den Jungs allein.
Mhh, was für Jungs? Hat sie Kinder? Ach, nee später merkt man, dass sie ihre Kommilitonen im Labor meint.

Eine Reihe weiter dröhnte ein Schlag, Glas zersplitterte auf der Laborbank.
"Scheiße", brüllte Ralf, "das war die letzte Stufe!"
Stefan schlug sich auf die Schenkel. "Alter, kratz das Zeugs vom Boden." Die Scheibe des Abzugs schien vom Gelächter zu vibrieren. "Geile Ausbeute!"
Was für eine Stufe? Des Experiments? Wieso geile Ausbeute? Was auch immer da passiert, scheint Andrea nicht abzulenken oder zu beschäftigen, denn sie versinkt ja schon in der Betrachtung ihres Schwarms Lorenz.

Aus dem Augenwinkel sah sie Lorenz um die Ecke kommen.
Sie sieht ihn nur aus den Augenwinkeln und sieht dann aber sein Notizbuch und seine Tattoos? Irgendwie fehlt mir hier ein Schritt.

Sie malte sich gerne aus, in ihm begegne sie der Reinkarnation eines Indianers.
Das ist mir zu viel. Aber wenn ich es richtig mitbekommen habe, magst du etwas Kitsch. ;)

Ansonsten finde ich die Beschreibung von Lorenz gelungen, ich kann ihn mir gut vorstellen.

Andrea zwang sich, nicht auf seinen Hintern zu starren.
Warum? Schauen schadet doch nicht. :D

Sie beschriftete die gläsernen Spitzkolben mit Edding und hängte einen nach dem anderen von der Destillationsspinne ab. Zufrieden betrachtete sie das ölige, goldglänzende Produkt. Heute würde sie die Fraktionen wiegen und ins Laborjournal eintragen, morgen dann Spektren messen. In ihrer Kitteltasche fand Andrea die Emaillespange, damit steckte sie ihr Haar hoch, während sie dem monotonen Summen der Geräte lauschte und Gedanken nachhing: In den Semesterferien mit Linda durch Andalusien trampen und unterm Sternenhimmel zelten - so lautete der Plan.
Wieder viele Beschreibungen von Vorgängen im Labor mit denen ich nichts anfangen und die ich auch nicht sonderlich spannend finde. Kann man das kürzen?

Erneut knallte der Stopfen von der Flasche, diesmal in hohem Bogen. Lorenz fing ihn in der Luft auf.
...
„Dachte schon, du lässt die Sektkorken knallen. Letztes Präparat und so."
Der Einstieg in das Gespräch gefällt mir. Das Gespräch lässt sich auch gut lesen, aber Andrea ist ganz schön unfreundlich. Oder soll es eher neckisch sein?

"Für das da ...", er pausierte und richtete den Zeigefinger auf sie,
Versteh ich nicht. Hat sie ihn verarscht und es ist gar nichts mit seinem Kolben?

Kommen nur mir diese Gespräche über seinen Kolben versaut vor? :rotfl:

Andrea setzte den Stopfen zurück auf die Flasche. "Definiere 'wir'."
Puuh, tut ganz schön unnahbar deine Andrea. Wieso zeigt sie nicht ihre Freude und ihr Interesse?


Aus dem Radio tönte 'Listen to your heart'.
Das kann nicht dein Ernst sein! :rolleyes:

Seine Handflächen legten sich auf ihre Taille, dann presste er seine trockenen Lippen auf ihre Stirn.
Uuuääh, das hört sich unangenehm an und gar nicht erotisch. Wieso sind seine Lippen denn trocken?

Mit einem Mal nahm sie einen Lufthauch wahr. Sie setzte voraus, er müsse von der halb angelehnten Balkontür kommen, und fuhr zusammen, als Ralf neben ihr sagte: "Ich fass es nicht."
Kann man meiner Meinung nach kürzen zu: „Ich fass es nicht“. Andrea fuhr zusammen und sah Ralph neben sich stehen.

Als ihre Volvic-Flasche leer war, schob sie den Teller von sich.
... sah rüber zu den Jungs, die auf einen Tisch ein paar Reihen weiter zusteuerten.
Andrea ist schon fertig und die Jungs suchen sich jetzt erst einen Tisch? Ganz schön lange Schlangen in der Mensa.

"Das ist falsch verstandene Emanzipation", sagte Linda zu ihr. "Am Ende kräht kein Hahn mehr danach."
"Du warst auch auf einer Mädchenschule."
Diese Stelle verstehe ich nicht. Was ist falsch verstandene Emanzipation – dass Andrea mit Jungs zu tun hat? Wer war auf der Mädchenschule?

unter Rauschen und Knistern sang Sinead O'Connor 'Nothing compares to you'.
Das scheint ja der Kuschelrock Spezial Sender zu sein.

Bei den Pharmazeuten im Neubau ging sie zur Toilette.
Was sagt mir dieser Satz?

Stefan und er rauchten auf dem Balkon.
Stefan und wer? Der Bezug zu Lorenz fehlt mir hier etwas.

"Was willst du da? Ist doch megalangweilig."
"Die Typen, ja. Aber die Weiber ... Nicht so wie bei uns."
"Ich sag immer: Die haben im Labor nichts zu suchen."
"Ganz genau. Arbeit und Vergnügen sollte man trennen." Lorenz stieß Rauch aus. "Außerdem: Wozu soll das gut sein? Die bekommen ja doch Kinder."
Warum ist denn Lorenz auf einmal so ein Macho?

Die Szene beim Volleyball finde ich gut und lebendig beschrieben. Ich verstehe, dass Andrea glücklich und voller Energie ist. Aber ich verstehe nicht warum. Wieso ist sie auf einmal so fröhlich und ausgelassen und hat Lorenz wohl abgeschrieben, da sie ja jetzt zur Luna Bar geht und nicht zu „Chez Matilda“.


Ich finde dein Text hat einige Stärken, meistens sind es die Dialoge.

Einige Textpassagen gefallen mir nicht oder ich verstehe sie nicht, vielleicht weil ich keine Chemikerin bin. Vielleicht kannst du weniger Handlungen und mehr Wahrnehmungen beschreiben? Die beschriebenen Prozesse finde ich langweilig, aber ich kann mir ehrlich gesagt nicht ganz vorstellen wie dieses Labor aussieht.

Andrea finde ich ziemlich unsympathisch. Lorenz erschien mir ganz vernünftig und dann kam dieser Sinneswandel...?

Ich hoffe, ich kann dir mit meinen Gedanken etwas weiterhelfen, ich habe ja selber kaum Erfahrung. Ich bin gespannt, wie sich deine Geschichte entwickelt.

Liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

Hallo liebe Anne49!

Vielen Dank für diesen Einblick in das Laborleben von Pharmazie-Studenten. Das alles las sich sehr authentisch und ziemlich fachlich, was mich Sherlock-Holmes-mäßig darauf schließen lässt, dass du entweder selber vom Chemie-Fach bist oder aber gut recherchiert hast.

Nun ja, das ist jedoch ein Punkt, der deine Geschichte zwar interessant macht, aber gleichzeitig auch für die Handlung im Prinzip unnötig ist. Die Crux deiner Story ist - soweit ich das verstanden habe - dass Andrea auf Lornez abfährt, durch Zufall spitzkriegt, dass er eine oberflächliche und chauvinistische Arschgeige ist, daraufhin beim Volleyball das Gegnerteam vom Platz bombt und anschließend mit ihrer Freundin in diese neue coole Bar geht und Loser-Lorenz in seinem Schicki-Micki-Franzosenrestaurant versetzt. Richtig soweit?

Ok - der Typ hats verdient und Andrea versinkt nicht in Trauer und Liebeskummer. Das finde ich ja auch gut. Aber wozu dann diese ausufernden Erlenmeierkolben-Exzesse und Reagenzglas-Romanzen? Dieses ganze Labor-Zeugs ist doch für die Handlung entbehrlich, oder nicht?

Damit du mich richtig verstehst - ich fands ja (was an deiner lebendigen und sehr plastischen Schreibe liegt!) durchaus lesenswert. Nur wundere ich mich über den Detailreichtum und die überproportionalen Anteile an Laborbeschreibungen.

Anyway, aufgrund deines Schreibstils hat mir die Story gut gefallen - die Handlung ist jetzt nicht wer weiß wie spektakulär. Ich hätte es cool gefunden, wenn Andrea Lorenz Schwefelsäure ins Gesicht geschüttet hätte - Problem "gelöst"!:D

Grüße vom EISENMANN

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Anne49,

ja, leider sehr viele ‚Laborbedingungen’. Ich muss sagen, es fiel mir sehr schwer, den eigentlichen Plot herauszufinden. Auch jetzt bin ich mir nicht sicher, ob ich erfasst habe, was du mir hier erzählen möchtest, mal abgesehen davon, dass sich alles sehr angenehm lesen lässt.

Ich versuch's mal: Andrea mag den gut aussehenden Lorenz. Er möchte sich am Abend mit ihr treffen. In der Umkleide kommen sie sich näher. Später scheint dann die Ernüchterung zu kommen:

"Am Freitag ist Pharmafete", hörte sie Lorenz sagen.
"Was willst du da? Ist doch megalangweilig."
"Die Typen, ja. Aber die Weiber ... Nicht so wie bei uns."
"Ich sag immer: Die haben im Labor nichts zu suchen."
"Ganz genau. Arbeit und Vergnügen sollte man trennen." Lorenz stieß Rauch aus. "Außerdem: Wozu soll das gut sein? Die bekommen ja doch Kinder."
Ich kann nicht genau nachvollziehen, was hier eigentlich gesagt wird. Irgendwie frauenfeindlich, irgendwie chauvinistisch. Auf jeden Fall diskreditiert es Lorenz bei Andrea und sie geht nach dem Training ‚geheilt’ und beschwingt mit einer Freundin in die Luna-Bar.

Anne, ich bin nicht sicher, ob ich diese Beziehungs-Episode richtig beschreibe. Ich musste mich durch einen Wust von Einzelheiten über den Laboralltag kämpfen und nach der eigentlichen Geschichte fanden.

Fazit: Du schreibst sehr anschaulich und lebendig. Allerdings verschwindet deine Geschichte im Laboralltag, der für die meisten deiner Leser sicher eher uninteressant sein dürfte. Diese Laborlastigkeit solltest du mMn zurückfahren und dem, was sich da zwischen den beiden und besonders in Andrea abspielt, viel mehr Raum geben.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Wie selbstverständlich muss da doch ein ausgebildeter Chemielaborant ins Labor schauen,

liebe Anne,

und ohne Umschweife einen (auto)biografischen Hintergrund vermuten und zwar aus der Vor-Lukas-Zeit -
die wissenschaftliche Hotline flüstert es mir zu -
nur, dass Jana jetzt Andrea heißt und - die Schublade verrät es doch auch - die Größe passen könnte.

Die Laborbedingungen passen, hat doch der Laborant - schon seit '67 ein zopfloser Großstadtindianer, dem geraten wurde, sich das Haar scheren zu lassen, er müsse sonst nicht nur beim Schweißen Haarnetz tragen, was der kleine Lümmel natürlich eben nicht tat, weder das eine, noch das andere - in einem rennomierten Forschungsinstitut auf einem nördlichen Ausläufer des Rheinischen Schiefergebirges seine Ausbildung genießen dürfen. Die PC-Klausuren weiter unten verraten dann, dass die Geschichte lange nach dessen Lehrzeit spielen muss.

Gleichwohl muss diese Geschichte den meisten wie aus einer fremden Welt vorkommen und - was ja im Prinzip bei mir schon zu Anfang passierte - wird das Zweitwerk mit dem Erstling verglichen und kann da nur verlieren, als wäre eine umgekehrte Reihenfolge der Veröffentlichung sinnvoll gewesen mit einem riesigen Aha-Effekt. Es wirkt auf mich wie Erinnerungen aus einem Tagebuch, an dem es handwerklich bis auf Kleinigkeiten nix zu mosern gibt. Hier z. B.

"Alter, kratz das Zeugs vom Boden."
klingt's nach mehr als einer bloßen Aussage. Aber vielleicht willstu da eine Inflation von Ausrufezeichen vermeiden ...

Ich weiß nicht, wann der "Fokus" - an sich aus der Physik/Optik stammend - in die Belletristik Einzug gehalten hat, aber ich kann mir vorstellen, dass er erst in der Presse breitgetreten wurde und so was wie den Gipfel an Hauptaugenmerk abgab.

Wie so oft kniff er dabei ein Auge zusammen, als wolle er fokussieren; seit sie sich angewöhnt hatte, im Hörsaal schräg hinter ihm zu sitzen, war ihr das an ihm aufgefallen.
Vielleicht würde "konzentrieren" gehoben genug klingen ...?

Hier schlägt einmal die Schulgrammatik zu

Heute Mittag war Andrea mit Linda und Tabea in der Mensa zum Essen verabredet gewesen.
Ginge auch ohne Partizip.

Gleichwohl gern gelesen, denn es wäre illusorisch, immer auf Gipfeln wandeln zu können. Sie sind kein Hochplateau ...

Friedel

 

Hallo Nichtgeburtstagskind,

hm, warum steht in deinem Profil nicht dein Geburtstag und -monat? Hast du am 30. Februar? ;)
Auf jeden Fall wohnen wir schon mal in der gleichen Region!

Freut mich sehr, dass du dich mit mir zu Andrea ins Unilabor begeben und so superausführlich deine Leseeindrücke geschildert hast! Danke dir! :thumbsup:

Obwohl es da ja nicht immer gut riecht ... In jedem chemischen Labor riecht es anders, je nachdem. Und da Essigsäure leicht flüchtig ist, ploppen an warmen Sommertagen immer die Deckel von den Flaschen.

Diesen Abschnitt finde ich etwas umständlich. Zurück auf die Zehenspitzen? Muss sie nicht auf die Zehenspitzen um die Flasche zu erreichen und geht dann zurück? Ich kann mir diese Situation nicht wirklich vorstellen.

Ja, könnte ein Streichkandidat werden. Hab schon mit mir gerungen, ob ich das wirklich so schreiben will.

Was für eine Stufe? Des Experiments? Wieso geile Ausbeute? Was auch immer da passiert, scheint Andrea nicht abzulenken oder zu beschäftigen

Nee, ist keine Treppenstufe ... Jeder Chemiestudent muss in einem Semester soundsoviel Substanzen herstellen. Teilweise mit mehreren Reaktionsschritten (die nennt man Stufen). Die Ausbeute ist, wie viel Prozent am Ende rauskommen. Nach mehreren Stufen meist nicht mehr viel. Und wenn einem (so wie Ralf) dann noch der Kram auf den Boden fällt, dann ist die Ausbeute halt Sch... und es könnte sein, dass man das Ganze nochmal machen darf. Daher seine schlechte Laune.

Sie sieht ihn nur aus den Augenwinkeln und sieht dann aber sein Notizbuch und seine Tattoos? Irgendwie fehlt mir hier ein Schritt.

Da warte ich noch mal ab, was andere sagen. Ich weiß, was du meinst, aber ich will es auch nicht zu kleinschrittig beschreiben.

Sie malte sich gerne aus, in ihm begegne sie der Reinkarnation eines Indianers.
Das ist mir zu viel. Aber wenn ich es richtig mitbekommen habe, magst du etwas Kitsch. ;)

Menno. Ich wollt mal keinen Kitsch schreiben! Der Text hat den "Gesellschaft"-Tag.
Aber das war mir schon klar, dass das Protest gibt. Das denkt doch nur die Andrea. Das hat sowas von Winnetou-Romantik, stimmt schon.

Versteh ich nicht. Hat sie ihn verarscht und es ist gar nichts mit seinem Kolben?

Yep. Verarscht.

Kommen nur mir diese Gespräche über seinen Kolben versaut vor?

Nö. Hab ich mir auch schon gedacht. :rotfl:
Aber diese runden Glasgefäße heißen nunmal so.

Andrea setzte den Stopfen zurück auf die Flasche. "Definiere 'wir'."
Puuh, tut ganz schön unnahbar deine Andrea. Wieso zeigt sie nicht ihre Freude und ihr Interesse?

Ja, da spricht sie wie eine kühle Naturwissenschaflterin, meine Reinkarnation der Rosalind Franklin ...

Uuuääh, das hört sich unangenehm an und gar nicht erotisch. Wieso sind seine Lippen denn trocken?

Von der rauen Laborluft? Ich hab auch nicht den "Erotik"-Tag gesetzt.

Kann man meiner Meinung nach kürzen zu: „Ich fass es nicht“. Andrea fuhr zusammen und sah Ralph neben sich stehen.

Ich mag es gerne umständlich ...

Andrea ist schon fertig und die Jungs suchen sich jetzt erst einen Tisch? Ganz schön lange Schlangen in der Mensa.

Genau!

"Das ist falsch verstandene Emanzipation", sagte Linda zu ihr. "Am Ende kräht kein Hahn mehr danach."
"Du warst auch auf einer Mädchenschule."
Diese Stelle verstehe ich nicht. Was ist falsch verstandene Emanzipation – dass Andrea mit Jungs zu tun hat? Wer war auf der Mädchenschule?

Dass Andrea Chemie studiert (ein Studienfach mit geringem Frauenanteil). Linda und Tabea studieren Pharmazie (Studienfach mit hohem Frauenanteil).
Linda war auf der Mädchenschule. Sie wird als letztes genannt, nicht Tabea. Ja, stimmt schon. Das muss man genau lesen. Bin mir auch nicht sicher, ob man das so machen darf.

Das scheint ja der Kuschelrock Spezial Sender zu sein.

Ich hab versucht, Songs aus den Jahren 1990-1991 rauszusuchen. Aber da die beiden Songs heute immer noch viel gespielt werden, reicht das wohl kaum, um die Geschichte zeitlich einzuordnen. Und im Grunde ist es auch egal. Ich vermute, heute ist die Situation für Chemiestudentinnen immer noch ähnlich.

Bei den Pharmazeuten im Neubau ging sie zur Toilette.
Was sagt mir dieser Satz?

Dass Andrea erst alles wegschließen muss, bevor sie ihren Platz verlässt, und dass das WC bei den Pharmzeuten nicht so verranzt ist wie bei den Chemikern.

Stefan und wer? Der Bezug zu Lorenz fehlt mir hier etwas.

Lorenz ist der letzte männliche Name, der davor genannt wird. Bei aufmerksamen Lesen sollte es sich erschließen.

Die Szene beim Volleyball finde ich gut und lebendig beschrieben. Ich verstehe, dass Andrea glücklich und voller Energie ist. Aber ich verstehe nicht warum. Wieso ist sie auf einmal so fröhlich und ausgelassen und hat Lorenz wohl abgeschrieben, da sie ja jetzt zur Luna Bar geht und nicht zu „Chez Matilda“.

Freut mich. Da musste ich recherchieren. Von Volleyball hab ich nämlich keinen Schimmer.
Ja, der Lorenz hat's verschissen bei ihr.

Ich finde dein Text hat einige Stärken, meistens sind es die Dialoge.

Dankeschön!

Einige Textpassagen gefallen mir nicht oder ich verstehe sie nicht, vielleicht weil ich keine Chemikerin bin. Vielleicht kannst du weniger Handlungen und mehr Wahrnehmungen beschreiben? Die beschriebenen Prozesse finde ich langweilig, aber ich kann mir ehrlich gesagt nicht ganz vorstellen wie dieses Labor aussieht.

Ja, das haben die Kommentatoren nach dir auch geschrieben. Da muss ich mal in mich gehen ... Momentan weiß ich noch nicht, wie es mit dem Text weitergeht.

Warum ist denn Lorenz auf einmal so ein Macho? ...
Andrea finde ich ziemlich unsympathisch. Lorenz erschien mir ganz vernünftig und dann kam dieser Sinneswandel...?

Arme Matilda, äh Andrea ... Schade, dass sie so unsympathisch rüberkommt. Sie hats ja nicht leicht. Aber sie hat es sich eben so ausgesucht. Bei Linda und Tabea in der Pharmazie wäre es bestimmt netter.

So, ich hoff, ich hab jetzt nix vergessen!
Liebe Grüße und bis bald!
Anne

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Huhu Sherlock Eisenmann Holmes,

das ist ja schön, dass du vorbeischaust! Vielen Dank für deinen Kommentar!
4:19 Uhr? Müssen Eisenmänner denn nie schlafen? :eek:

Der Detektiv in dir hat natürlich Recht. Ein paar, sagen wir mal, autobiographische Elemente sind drin. Recherchieren musste ich nur die Volleyballregeln.

Vielen Dank für diesen Einblick in das Laborleben von Pharmazie-Studenten.

Bööööp! Andrea und die Jungs studieren Chemie (Männerfach). Nur Linda und Tabea studieren Pharmazie (Frauenfach). Da muss ich nochmal ran. Anscheinend kommt das nicht deutlich genug heraus.

Ja, du diagnostizierst zu viel Laborbeschreibung. Da hast du wohl Recht, das steht bis jetzt in jedem Kommentar. Dass die Story nicht so massentauglich ist, war mir schon klar. Weiß noch nicht, wie es jetzt weitergeht, mal schaun ...

Die Crux deiner Story ist - soweit ich das verstanden habe - dass Andrea auf Lornez abfährt, durch Zufall spitzkriegt, dass er eine oberflächliche und chauvinistische Arschgeige ist, ... und anschließend mit ihrer Freundin in diese neue coole Bar geht und Loser-Lorenz in seinem Schicki-Micki-Franzosenrestaurant versetzt. Richtig soweit?

Ein klares Jein! Ich hab die Story nur vertagged mit "Gesellschaft". Will sagen, dass in den "harten" Naturwissenschaften (Chemie, Physik) noch mehr von diesen Lorenzen rumlaufen und dass es die Mädels wie Andrea dort nicht leicht haben.

Anyway, aufgrund deines Schreibstils hat mir die Story gut gefallen - die Handlung ist jetzt nicht wer weiß wie spektakulär. Ich hätte es cool gefunden, wenn Andrea Lorenz Schwefelsäure ins Gesicht geschüttet hätte - Problem "gelöst"!:D

Das freut mich, dass dir zumindest mein Schreibstil gefallen hat. Da hab ich ganz schön dran rumgefrickelt.

Ach ja: Mit Flusssäure funktioniert es besser. Aber nur in einer Plastikwanne (die Metallwanne würde sich auflösen). Dann bleibt von Lorenz nix mehr übrig. Also gut, für dich schreib ich eine Fortsetzung mit dem "Horror"-Tag. Oder so. :D

LG, Anne

 

Hi Anne49,

hm, warum steht in deinem Profil nicht dein Geburtstag und -monat? Hast du am 30. Februar?

Naja, eigentlich zählt ja nur der Nichtgeburtstag und der ist fast jeden Tag. :D Ich habe meine Profilangaben mal erweitert.

Noch mal kurz zur dem Thema Emanzipation: Meine beste Freundin macht grade ihren Doktor in Chemie, ich selber habe Mathe studiert und finde das gar nicht emanzipiert, sondern normal. Vielleicht machen hier tatsächlich die 16/17 Jahre etwas aus. Wenn du verdeutlichen willst, dass die Geschichte Anfang der 90er spielt, kannst du ja ein Gespräch über Nirvana einbauen oder einfach

Das lädierte Radio auf dem Fensterbrett spielte Joyride, den neuen Hit von Roxette...

Liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

Hi Nichtgeburtstagskind,

lass dich mal feste drücken, danke für den Tipp!

Hi ich selber habe Mathe studiert und finde das gar nicht emanzipiert, sondern normal. Vielleicht machen hier tatsächlich die 16/17 Jahre etwas aus.

Und meine beste Freundin hat Mathe studiert und ...
1990 bis 2017 - wie viele Jahre sind das nochmal? :D

Meine Freundin fands damals an der Uni auch schon okay, die kämpft jetzt eher im Job. Bei mir ist es genau umgekehrt. Kommt immer drauf an, wo man gerade landet.

Schönen Abend noch!
Anne

 

HI Anne49,

1990 bis 2017 - wie viele Jahre sind das nochmal?

gut, dass hier wenigstens eine mitdenkt! Die Zeit vergeht aber auch erschreckend schnell. :Pfeif:

Freut mich, dass ich helfen konnte.

Liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

Hallo barnhelm,

ja, leider sehr viele ‚Laborbedingungen’.

Umso mehr bin ich dir sehr dankbar, dass du es trotzdem gelesen und kommentiert hast!

Normalerweise sind Laborbedingungen ja die Idealbedingungen. (In der Praxis hält der Akku vier Stunden, unter Laborbedingungen acht.) Aber für die Andrea sind es wohl eher keine Idealbedingungen.

Und für den geneigten Leser anscheinend auch nicht. So viel hab ich schon verstanden. :shy:

mal abgesehen davon, dass sich alles sehr angenehm lesen lässt.

Zumindest das freut mich! Bei dir hatte ich eigentlich fest mit kritischen sprachlichen Anmerkungen gerechnet. Bei den Kommentaren von Nichtgeburtstagskind hab ich mich z. B. gefragt, ob bei den Dialogen immer die Bezüge klar sind. Aber von dir kamen soweit keine Beschwerden.

Ich muss sagen, es fiel mir sehr schwer, den eigentlichen Plot herauszufinden. ... Ich versuch's mal: Andrea mag den gut aussehenden Lorenz. Er möchte sich am Abend mit ihr treffen. In der Umkleide kommen sie sich näher. Später scheint dann die Ernüchterung zu kommen:

Genau. Nur, eine Umkleide gibts nicht. Der trockene Kuss auf die Stirn findet im Labor statt.

Ich kann nicht genau nachvollziehen, was hier eigentlich gesagt wird. Irgendwie frauenfeindlich, irgendwie chauvinistisch. ...
ich bin nicht sicher, ob ich diese Beziehungs-Episode richtig beschreibe.

Ja, da liegst du nicht ganz falsch. Ich will es aber ein wenig verallgemeinert wissen, daher hab ich es mit "Gesellschaft" vertagged. Logischerweise ist nicht jeder Chemiestudent ein Lorenz. Aber ab und an trifft frau mal einen.

Zu einer Beziehung zwischen Andrea und Lorenz kommt es erst gar nicht. Der hat es bei ihr verschissen.

Diese Laborlastigkeit solltest du mMn zurückfahren und dem, was sich da zwischen den beiden und besonders in Andrea abspielt, viel mehr Raum geben.

Da bin ich mir noch im Unklaren, ob ich die Innenwelten meiner reinkarnierten Rosalind Franklin wirklich dem Leser preisgeben möchte. Soll ich zeigen, dass es sie verletzt, was Lorenz sagt??
Das wäre natürlich eine Möglichkeit, würde den Text aber drastisch verändern.

Ich bin sehr unschlüssig, mit welchen Mitteln es möglich wäre, meine Intention deutlicher herauszuarbeiten, so dass es für viele Leser verständlich wird. Ob das überhaupt geht oder dieser Text doch immer ein Nischentext bleiben wird.

LG, Anne

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Hallo Sherlock Friedrichard Holmes,

schön, dass du gleich weiterkommentierst! Merci!

Da hab ich dich wohl ziemlich abgelenkt bei deiner Detektivarbeit!
Anne49 ist weder Jana noch Andrea. Klar gibt es biografische Parallelen, aber du lieber Himmel, ich krieg ein bisschen Angst davor, mit meinen Figuren in einen Topf geworfen zu werden! :eek:

Und wer verfolgt jetzt noch all die fein säuberlich ausgelegten Spuren in meinem Zweit- oder (nach der Babyskizze) eigentlich Drittwerk? Vielleicht sind es ja auch so viele, dass es schon nicht mehr feierlich ist. Peinlich.

Die PC-Klausuren weiter unten verraten dann, dass die Geschichte lange nach dessen Lehrzeit spielen muss.

PC = Physikalische Chemie, ziemlich mathelastig. Die Klausuren sind Anfang der Neunziger sicher auf Papier geschrieben worden.

Gleichwohl muss diese Geschichte den meisten wie aus einer fremden Welt vorkommen und - was ja im Prinzip bei mir schon zu Anfang passierte - wird das Zweitwerk mit dem Erstling verglichen und kann da nur verlieren, als wäre eine umgekehrte Reihenfolge der Veröffentlichung sinnvoll gewesen mit einem riesigen Aha-Effekt.

Da hast du Recht. Ein Chemielabor ist wie ein fremder Planet. Wie soll man das beschreiben?
Aber ich konnte die Geschichte ja nicht veröffentlichen, bevor ich sie geschrieben hatte. :D

klingt's nach mehr als einer bloßen Aussage. Aber vielleicht willstu da eine Inflation von Ausrufezeichen vermeiden ...

Och, da hast du Recht. So ein Ausrufezeichen passt da noch rein. Das werd ich einfügen. Danke!

Ich weiß nicht, wann der "Fokus" - an sich aus der Physik/Optik stammend - in die Belletristik Einzug gehalten hat, aber ich kann mir vorstellen, dass er erst in der Presse breitgetreten wurde und so was wie den Gipfel an Hauptaugenmerk abgab. Vielleicht würde "konzentrieren" gehoben genug klingen ...?

Ich hatte tatsächlich an Fokussieren im Sinne von Scharfstellen beim Sehen gemeint. Insofern würde es den Sinn des Satzes verändern, Konzentrieren zu schreiben.

Hab schon gedacht, ich krieg es um die Ohren gehauen, nach dem Motto: Jetzt schreibt sie schon wieder über einen Typen, der was mit den Augen hat ... Hier soll es nur verdeutlichen, dass Andrea Lorenz auf dem Schirm hat und Details an ihm beobachtet.

Hier schlägt einmal die Schulgrammatik zu. Ginge auch ohne Partizip.

Ja, das ist interessant. Also die Mensaszene ist ja eine Rückblende. Ich verwende nur im ersten und im letzten Satz das Plusquamperfekt. Dazwischen rutsche ich wieder ins Präteritum zurück. Hab gedacht, das krieg ich um die Ohren gehauen, weil Rückblenden böse sind. Wenn ich jetzt noch das Partizip wegnehme, ist ja kein PQP mehr übrig? Wenn dich das nicht stört, dann schmeiß ich das Partizip raus.

LG, Anne

 

Hallo Anne49,

Nach dem ersten Lesen dachte ich, warum ist sie nicht hingegangen und hat ihn richtig auf den Pott gesetzt? Da war ich etwas enttäuscht. Und nach dem zweiten Lesen fand ich sie beneidenswert souverän. Und letztlich wird sie ihn ja wiedertreffen, im Labor.
Gibt es diese Haltung unter den männlichen Studenten tatsächlich heute noch? Auch so explizit?

"Ich sag immer: Die haben im Labor nichts zu suchen."
"Ganz genau. Arbeit und Vergnügen sollte man trennen." Lorenz stieß Rauch aus. "Außerdem: Wozu soll das gut sein? Die bekommen ja doch Kinder."

Das solche Clichés nicht aus den Köpfen raus sind, ist schon klar aber wäre das tatsächlich die heutige Wortwahl? Nicht subtiler?

Insgesamt finde ich, dass es dir super gelungen ist, das ganze Milieu, in dem die Geschichte spielt sehr lebendig zu zeigen. Da gibt es viele kleine Details, die mich als Leserin ganz dicht heranholen, angefangen mit der verhedderten Knopfleiste und den toten Käfern. (bei Käfern muss ich jetzt für immer an Novak denken;)) Die vielen Fachausdrücke, die genauen Beschreibungen, haben mich nicht so gestört. Was ich nicht kapiere überlese ich und nehme es für die Atmosphäre. Aber nun der Reihe nach.

Sie malte sich gerne aus, in ihm begegne sie der Reinkarnation eines Indianers.

Da bin ich auch hängen geblieben. Macht sie ein bisschen kindlich, müsste, wenn schon, ein bestimmter Indianer sein und da kenne ich namentlich nur einen, der sich auch nicht eignet.

"Ich mein dein Produkt. Wann es beim Destillieren übergegangen ist."

Erklärung für die Leser? Brauche ich nicht. Kapiere eh nur halb, was da abläuft.

"Na also. Das ist im grünen Bereich. Da brauchst du dich doch nicht aufzuregen."
"Ich reg mich ja auch nicht auf", sagte sie.
"Du wippst mit dem Fuß."
"Ich mag den Song. Was dagegen?"
Er grinste breit. "Ich frag mich, wann du anfängst, durchs Labor zu tanzen."

Dieser Teil des Dialogs wirkt auf mich ein bisschen künstlich, an den Haaren herbei gezogen.

Als Andrea die Tür ihres Schrankes öffnete, um einen Korkuntersetzer zu holen, spürte sie hinter sich Bewegung. Sie drehte sich langsam, bis Lorenz' Blick sie traf. Seine Iris schaute wie Bernstein aus; er blinzelte mit langen Wimpern. Aus dem Radio tönte 'Listen to your heart'. Ohne nachzudenken, schloss sie die Augen und vertraute darauf, das sei Signal genug. Seine Handflächen legten sich auf ihre Taille, dann presste er seine trockenen Lippen auf ihre Stirn.

Sehr schöne Stelle.

Der Couscous zerfiel trocken wie Stroh in Andreas Mund. Als ihre Volvic-Flasche leer war, schob sie den Teller von sich.

Ja, ich schmecke den Couscous auch. Grrr.

Lorenz nickte ihr mit flüchtigem Lächeln zu, bis Stefan ihm so heftig auf den Rücken schlug, dass er die Balance verlor und der Pappbecher von seinem Tablett kippte.

Das Wort "flüchtig" irritiert mich hier, in Kombination mit Stefans Reaktion. Es muss Stefan doch zumindest erst mal auffallen, dass Lorenz zu ihr guckt. Er müsste eher sogar länger schauen. Also entweder er nickt und lächelt so intensiv, dass es auffällt, oder Stefan hat keinen Anlass ihn zu schlagen.

Mit ihrem French-Fingernagel zeigte Tabea wie mit einem Dolch auf Andrea. "Warum tust du dir diese Typen an? Komm doch zu uns. In der Pharmazie ist es viel netter."
"Mich interessiert aber die Wissenschaft und nicht die Apotheke."
Tabea öffnete den Mund, wie um etwas zu sagen, und schloss ihn wieder.
"Sehen wir uns am Freitag auf der Pharmafete?", fragte Andrea.
"Das ist falsch verstandene Emanzipation", sagte Linda zu ihr. "Am Ende kräht kein Hahn mehr danach."
"Du warst auch auf einer Mädchenschule."
"Echt jetzt?", sagte Tabea. "Das wusste ich gar nicht."
Nach dem Essen gingen sie wie immer auf einen Cappuccino in die Cafébar. Wollen die beiden später mal in einer Mädchenfirma arbeiten? Andrea hatte die Frage nicht ausgesprochen.

Den ganzen Absatz verstehe ich nicht so richtig, besonders den letzten Teil. Ist das der Sexismus in Andreas eigenem Kopf?

Sie räumte ihr Arbeitsmaterial in den Schrank und verschloss ihn. Wann immer sie es unbeaufsichtigt gelassen hatte, war etwas verschwunden oder zu Bruch gegangen. Bei den Pharmazeuten im Neubau ging sie zur Toilette.

Schöner Hinweis darauf, dass das Umfeld, in dem sie arbeitet nicht ganz einfach ist. Sie ist einiges gewohnt.

Dann kommt die Stelle, wo Lorenz sich als Reinkarnation eines schweizerischen Bergbauern aus dem 20.Jahrhundert entpuppt.

Das Ende gefällt mir sehr gut. Stimmungsvoll, trotzig, lebendig.

Schöne Geschichte.

Liebe Grüße von Chutney

P.S. Und herzlichen Glückwunsch zur Empfehlung. Die Geschichte hat mir auch gefallen, habe ich einfach nicht geschafft.

 

Hi Chutney,

dein Kommentar war echt superhilfreich für mich! Und so nett. Danke!!! :)

Gibt es diese Haltung unter den männlichen Studenten tatsächlich heute noch? Auch so explizit? ...
Das solche Clichés nicht aus den Köpfen raus sind, ist schon klar aber wäre das tatsächlich die heutige Wortwahl? Nicht subtiler?

Ja, das ist schon krass, nicht wahr? Also, ich hab genau diesen Spruch tatsächlich einmal in meinem Studium gehört. Ich glaub, es war ein Typ, der schon an Mathe im zweiten Semester gescheitert ist und dann aufgehört hat. Ist auch schon eine Weile her ...
Es ist natürlich ungerecht gegenüber all den netten männlichen Chemikern. Nein, die sind nicht alle so.
Aber ich hatte damals öfters mal so ein Alien-Feeling ... Doch.
(@Fangus hat ja auch den Sexismus in die andere Richtung beschrieben: Männer, die in typischen Frauenberufen (z. B. Pflege) arbeiten, haben es auch nicht immer leicht.)

Insgesamt finde ich, dass es dir super gelungen ist, das ganze Milieu, in dem die Geschichte spielt sehr lebendig zu zeigen. Da gibt es viele kleine Details, die mich als Leserin ganz dicht heranholen, angefangen mit der verhedderten Knopfleiste und den toten Käfern. (bei Käfern muss ich jetzt für immer an Novak denken;)) Die vielen Fachausdrücke, die genauen Beschreibungen, haben mich nicht so gestört. Was ich nicht kapiere überlese ich und nehme es für die Atmosphäre.

Danke. Du bist die erste. Den meisten ist es zu laborlastig. Insofern ist es Balsam auf meine Seele, dass wenigstens du es anders siehst.
Uäh, die verhedderte Knopfleiste hab ich gerade versuchsweise rausgenommen. Schau mer ma ... Vielleicht nehm ich sie wieder rein? Herrje ...
Bei den Käfern hab ich auch an Novak gedacht. Ach Gott, was ich mit denen alles angestellt hab: Die lagen auf dem Rücken, hatten Punkte. Halt, geht nicht: Wenn die auf dem Rücken liegen, dann sieht man die Punkte ja gar nicht. Dann waren es mal Wespen. Dann Fliegen. Und am Ende doch wieder Käfer. Na ja, da wird halt nicht richtig geputzt. Uni, öffentlicher Dienst, billigste Putzfirma ever. Und wer hat schon Bock, im Unilabor gründlich sauberzumachen? Zumindest war es damals so.

Sie malte sich gerne aus, in ihm begegne sie der Reinkarnation eines Indianers.
Da bin ich auch hängen geblieben. Macht sie ein bisschen kindlich, müsste, wenn schon, ein bestimmter Indianer sein und da kenne ich namentlich nur einen, der sich auch nicht eignet.

Dass dieser Satz eine Stolperstelle sein würde, war mir von Anfang an klar. Was mach ich nur? Eigentlich soll es gerade kein bestimmter Indianer sein. Das ist so eine romantische Vorstellung von den Naturmenschen, die irgendwie die besseren Menschen sind. Wobei es dann eigentlich schräg ist, den ausgerechnet im Chemielabor wiederzutreffen. Gnääh.

Wann es beim Destillieren übergegangen ist.
Erklärung für die Leser? Brauche ich nicht. Kapiere eh nur halb, was da abläuft.

Gekauft.

"Na also. Das ist im grünen Bereich. Da brauchst du dich doch nicht aufzuregen."
"Ich reg mich ja auch nicht auf", sagte sie.
"Du wippst mit dem Fuß."
"Ich mag den Song. Was dagegen?"
Er grinste breit. "Ich frag mich, wann du anfängst, durchs Labor zu tanzen."
Dieser Teil des Dialogs wirkt auf mich ein bisschen künstlich, an den Haaren herbei gezogen.

Der erste Teil soll ein bisschen gönnerhaft von Lorenz klingen, den zweiten Teil hab ich gestrichen.

Lorenz nickte ihr mit flüchtigem Lächeln zu, bis Stefan ihm so heftig auf den Rücken schlug, dass er die Balance verlor und der Pappbecher von seinem Tablett kippte.
Das Wort "flüchtig" irritiert mich hier, in Kombination mit Stefans Reaktion. Es muss Stefan doch zumindest erst mal auffallen, dass Lorenz zu ihr guckt. Er müsste eher sogar länger schauen. Also entweder er nickt und lächelt so intensiv, dass es auffällt, oder Stefan hat keinen Anlass ihn zu schlagen.

Letzteres. Ich dachte, der Stefan haut ihm wegen irgendetwas auf dem Rücken (keine Ahnung warum). Und dann hört der Lorenz auf zu lachen.


Hier hab ich jetzt etwas geändert, um deutlicher zu machen, dass Andrea Chemie studiert und die beiden anderen Pharmazie:

Mit ihrem French-Fingernagel zeigte Tabea wie mit einem Dolch auf Andrea. "Warum tust du dir ein Studienfach mit diesen Typen an? Wechsle doch zu uns. In der Pharmazie ist es viel netter."
"Mich interessiert aber die Wissenschaft und nicht die Apotheke."
Tabea öffnete den Mund, wie um etwas zu sagen, und schloss ihn wieder.
"Sehen wir uns am Freitag auf der Pharmafete?", fragte Andrea.
"Das ist falsch verstandene Emanzipation", sagte Linda zu ihr. "Am Ende kräht kein Hahn mehr danach."
"Du warst auch auf einer Mädchenschule."
"Echt jetzt?", sagte Tabea. "Das wusste ich gar nicht."
Nach dem Essen gingen sie wie immer auf einen Cappuccino in die Cafébar. Wollen die beiden später mal in einer Mädchenfirma arbeiten? Andrea hatte die Frage nicht ausgesprochen.
Den ganzen Absatz verstehe ich nicht so richtig, besonders den letzten Teil. Ist das der Sexismus in Andreas eigenem Kopf?

Linda und Tabea studieren ein Frauenfach (Pharmazie) und argumentieren sogar damit. Andrea studiert das, was sie am meisten interessiert: Chemie, ein Männerfach. Ist halt die Frage, inwieweit man sein Studien- oder Berufsziel danach ausrichten sollte. Ich muss mal überlegen, ob ich das noch deutlicher machen kann.
Am Ende kräht kein Hahn mehr danach - das könnte für vieles stehen: Entweder: Du wirst eh Hausfrau und Mutter, da ist es egal, was du studiert hast. Oder: Mit einem Pharmazieabschluss kannst du auch eine Industriekarriere machen, dafür musst du nicht zwingend Chemie studieren (das stimmt, nicht alle landen in der Apotheke).

Schöner Hinweis darauf, dass das Umfeld, in dem sie arbeitet nicht ganz einfach ist. Sie ist einiges gewohnt.

Genau. Wobei das ungerichtetes Klauen ist, ohne jeglichen sexistischen Hintergrund. Dieses Laborzubehör ist teuer. Alles, was am Semesterende bei der Platzrückgabe fehlt (z. B. zerbrochene Glasgeräte), muss der Student ersetzen. Da bedient man sich gerne in einem unbemerkten Moment mal beim Schrank des Kollegen, damit die eigene Rechnung nicht so hoch wird.

Das Ende gefällt mir sehr gut. Stimmungsvoll, trotzig, lebendig.

Ach, danke. Mensch, das freut mich!
Ja, ich staun selber, wie viel Energie meine Andrea am Ende dieses langen Tages noch hat. Ich stell mir vor, dass es bei den Volleyballerinnnen, obwohl da ja auch viel Ehrgeiz mit bei ist (die Trainerin mit dem Flachmann), anders zugeht. Da ist sie nicht (um mit S. de Beauvoir zu sprechen) "das andere Geschlecht", die Minorität. Sondern einfach Mensch. Punkt.

Vielen Dank für deinen Kommentar. Der hat mir wirklich viel bedeutet.

LG, Anne
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Post von Bas, wie schön! Hallo!

Das hab ich mir schon gedacht, dass es dir da nicht so gefällt. Sorry ... :shy:

fühlte ich mich immer ein bisschen wie auf Safari.

Damit hast du mir heute ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert, als ich gerade down war. Seitdem stell ich mir vor, wie Dumbo der kleine Elefant ein Reagenzgläschen im Rüssel hält, daneben die Giraffe mit dem pH-Papierchen ...

Aber trotzdem sind Erlenmeyerkolben und Reagenzgläser grundsätzlich nicht ganz das, was ich mir von einer Geschichte erhoffe.

Damit bist du nicht allein. Das sehen die meisten Leser so.

Und jetzt bin ich schon am Ende angekommen, ohne etwas beanstanden zu können. Alles geht souverän von der Bühne, viel zu souverän für eine »Schreibanfängerin«

Schreibjunkie. In einer Weise, wie es mir langsam Angst macht und mich ruiniert. Ehrlich. Was meinst du, wie lange ich an diesem Text rumgefrickelt hab, mich damit herumgequält habe? Aus dem Ärmel geschüttelt hab ich ihn jedenfalls nicht.

Nur um dann an den Kommentaren festzustellen, dass der Text nicht so leicht zugänglich ist. Liegt wohl am Thema und an der Umsetzung. Na ja. Ich bin halt bekloppt.

hinterlässt mich aber ein bisschen … ratlos? Ich überlege mir, was deine Intention bei der Geschichte war. Dass unter Laborbedingungen alles ziemlich steril ist?

In dem Thread oben hab ich schon ziemlich viel dazu geschrieben. Mich wahrscheinlich schon toterklärt:
Sich als Studentin einer "harten" Naturwissenschaft (Chemie oder Physik) wie ein Alien unter den vielen Männern zu fühlen. Und dann einen sexistischen Spruch zu hören, so wie das, was Lorenz vom Stapel lässt. Dass man da ja nichts zu suchen hat.

LG + bis bald hoffentlich!
Anne

 

Hallo Anne49,
ich finde den Titel Deiner Geschichte anziehend. Er verheißt eine Sektion, etwas Kühles, Steriles, das nach den Regeln der Kunst auseinandergenommen wird. Tatsächlich werden die Schichten dann in Deinem Text fein aufgeblättert. Man sieht unter dem Mikroskop, wie sich die Spezies der Chemiestudenten anordnet in bestimmten Gruppierungen und wie sie sich am Schluss abstoßen wie Mikroorganismen, denen man in der Nährlösung beim Zappeln zuschaut. Dabei kommt die Hauptinformation, auf die es hinausläuft, gegen Ende nicht mit der Keule daher, sondern klingt zufällig durch die Balkontüre herein und da kippt das Bild, die chemische Substanz in eine ganz andere Farbe. Schön.
Und dann vegleiche ich diese eingedampfte Substanz, die eigentlich ganz klar vorliegt und die auch aus dem Titel spricht mit dem Text. Und der geht den komplett gegenteiligen Weg eines Detailreichtums, der gegen die Laborbedingungen geht. Das reicht von der Schuhmarke bis zum Blusenmuster, vom French-Fingernagel zum Gemüsecouscous, vom Spitzkolben zur Destillationsspinne. Dabei unterscheide ich nochmal zwei Beschreibungsebenen und ihre Wirkung:
Die Details der Kleidung, des Essens, die minutiöse Charakterisierung der Tätigkeiten schafft für mich eine gewisse Umständlichkeit, die mich von einer Atmosphäre enfernt, der ich mich sehr gerne hingeben würde. Dem Tonfall des stillen Forschens, Destillierens, des analytischen Exerzitiums, in dem es aber dann doch gewaltig menschelt. Ja, vielleicht menschelt mir die Sprache dann einfach zu sehr im Sinn dieses Kontrastes. Dann zum Zweiten: Die Nomenklatur ist dann aber auch rein phonetisch spitzfindig, dass ich allein beim Denken der Sprache schon einen Knoten in der Zunge bekomme. Und das berührt nochmal das Evozieren der Atmosphäre:

Spitzkolben mit Edding
Destillationsspinne
Kitteltasche
Meine These: Daraus könnte Poesie entstehen, wenn man die Syntax an die Sachlichkeit der Objekte angleicht. Aber Dein gekonnter Stil, der flüssig ist und hakenfrei passt mit der Beschreibung, wie Du sie anlegst, für mich nicht zusammen.
Was mich überzeugt, ist Deine lockere Sprache. Das geht sehr elegant dahin und ist sicher gesetzt. Aber in der Geschichte dringt die Message für mich letzlich nicht durch die liebevoll aufgestellten Einzelheiten. Und das liegt für mich eben an dem Verhältnis von Inhalt und Sprache, wenngleich ich der einfach gerne gefolgt bin, weil sie gut ist.
Beste Grüße
rieger

 

Hallo rieger,

vielen Dank für deinen hilfreichen Kommentar! Er hat mich zu einem besonderen Zeitpunkt erreicht. Ich beginne gerade, die Geschichte etwas zu erweitern. Vor allem zu versuchen, die Innenwelt von Andrea besser offenzulegen. (Danke an Bas, barnhelm und alle anderen Kommentatoren!)

Ich hab deinen Kommentar mehrmals gelesen. Gerade der Anfang ist ein Kunstwerk. Ich hoffe, dass ich alles verstehe. Der Tenor scheint in die gleiche Richtung zu gehen wie bei den Kommentaren davor: Dass ich deutlicher herausarbeiten muss, was da menschlich abläuft (schiefläuft). Zwischen Andrea und ihren männlichen Chemiekommilitonen einerseits. Und ihr und den gepflegten/gestylten Pharmaziestudentinnen Linda und Tabea andererseits.

Ich werde versuchen, deine Hinweise umzusetzen.
(Heißt es ja immer in den Zeugnissen: Sie war stets bemüht ... ;))

Merci & liebe Grüße, Anne

 

Hallo Anne49,

also zuerst einmal fand ich die Geschichte insgesamt sehr nett zu lesen.
Meine Schwester hat (in grauer Vorzeit ;)) Lebensmittelchemie studiert, daher waren mir die meisten Begriffe irgendwie bekannt. Das macht mich natürlich nicht unbedingt zu einer 0815-Leserin. Zumindest anders als offensichtlich bei einigen der Vor-Kommentatoren ...

Ich lass jetzt also mal ein paar Gedanken dazu frei.

Die Julisonne strahlte auf die blinden Fenster und ließ das Quecksilber im chemischen Institut auf sechsundzwanzig Grad steigen

Juli und 26°, okay.
Die Sonne strahlt auf Fenster? Bei mir würde sie wahrscheinlich "knallen" :lol:
Blinde Fenster finde ich gut, ist wohl ein uralter Bau.

Der Stopfen sprang mit einem Plopp von der Essigsäureflasche.

Den Satz würde ich umstellen: Mit einem Plopp sprang der Stopfen ... dann steht nämlich der Plopp im Vordergrund und da soll er doch hin, oder nicht?

Sie streckte sich nach dem Regal

Vielleicht: Sie streckte sich zu dem Regalbrett?

Daneben lagen tote Käfer.

Käfer in der Chemie? Dein Ernst? Bestimmt Fliegen oder sowas ...

Heute nachmittag war sie mit den Jungs allein.

Den Satz würde ich weiter nach vorne schieben, glaube ich, evtl. nach die Temperatur.
Probier doch mal aus.

Eine Reihe weiter dröhnte ein Schlag, Glas zersplitterte auf der Laborbank.
Zwei Sätze, da geht also auch ein Punkt dazwischen.

und klammerte den Glaskolben mit der hellroten Lösung an den Rotationsverdampfer. Andrea zwang sich, nicht auf seinen Hintern zu starren.

Schön, wie du so plätschernd belanglos zwei völlig unterschiedliche Sachen einstreust.

Sie beschriftete ihre gläsernen Spitzkolben mit Edding und betrachtete zufrieden das ölige, goldglänzende Produkt.

Desti...was? ist ein bisschen viel für Nichtchemiker. Kann man sicher ohne großen Verlust für die Geschichte weglassen.

als wolle er fokussieren; seit sie sich angewöhnt hatte,

Zum Fokus hat es ja schon Kommentare gegeben. Der Nebensatz kann doch eigentlich auch einfach weg, oder nicht? Und dann ein Semikolon? Warum kein Punkt?

Der weitere Text ist für mich flüssig. Ich mag die Dialoge.

Andrea gelbe Flecken am Saum ihres T-Shirts auffielen. Linda trug eine makellose Seidenbluse mit rotem Paisleymuster und Tabea ein silberweißes Häkeltop.

Was soll mir das jetzt sagen ??? Chemiker sind nicht so schick? Nur ein T-Shirt und das auch noch schmutzig?

"Jetzt sag schon, was hast du genommen?", raunte Linda ihr beim Seitenwechsel zu.
Andrea hob die Schultern und unterdrückte ein Grinsen.

Das klingt sehr verknallt, daher haut es einen am Ende auch so weg, dass Andrea in die Luna Bar geht ...

Sie preschte in die Dusche, und als der Wasserstrahl

Komma vor und kann weg.

Die Abendluft wehte lau.

Eigenartiger Satz. Wie wär es mit: Laue Abendluft umfing sie.

und begann sich im Kreis zu drehen, erst langsam, dann immer schneller.

Ein schönes beschwingtes offenes Ende!

Ich habe die Geschichte gerne gelesen.
Eine locker erzählte Momentaufnahme, auf den ersten Blick nichts Tiefgründiges, kann man drüber nachdenken, muss aber nicht ... Einfach nett.

Viele Grüße, C.

 

Hi pinkbaerbel,

"Nett" ist die kleine Schwester von "scheiße".

Vielen Dank fürs Vorbeischauen! :) Wie ich im letzten Kommentar geschrieben habe, steht um die Geschichte gerade ein

Bauzaun.

Ich bin dabei, sie zu erweitern, damit die Message deutlicher rauskommt.
Bitte noch ein wenig Geduld! Danach meld ich mich und beantworte deine Anmerkungen.

LG, Anne

 

Hallo Anne49,
ich wollte noch hinzufügen, dass ich glaube, dass die Bewertung Deines illustrativen Stils persönlich stark differieren kann. Das kann man ja auch beim Vergleich der Kommentare rauslesen.
Schöne Grüße
rieger

 

Hallo Anne49,

ich fand die Geschichte ganz interessant, nur zerflust sie irgendwann für mich, und das war ein bisschen schade. Du meintest ja, dass du gerade einen Bauzaun darum gezogen hättest, deshalb hab ich kurz überlegt, ob ich mit meinem Kommentar noch warten soll, aber dann dachte ich, ich mach einfach mal.

Dass die Laborvorgänge zu detailliert beschrieben werden, wurde hier ja schon öfter angemerkt. Dem kann ich mich nur anschließen. Ich dachte die ganze Zeit, dass die Beschreibungen auf einen Unfall hinauslaufen, das ganze Labor irgendwann in die Luft fliegt, bzw. jemand (absichtlich oder unabsichtlich) verletzt und verätzt wird. Dann ging es aber eher um die Story zwischen Andrea und Lorenz, die abrupt endete, als Lorenz sein chauvinistisches Gesicht zeigte. Hier finde ich, du hättest Andreas Enttäuschung oder Wut zeigen können, denn so verläuft das Ganze für mich irgendwie im Sande, erst ist sie total verknallt und plötzlich scheint es sie gar nicht mehr zu interessieren. Das hat sie mMn ein wenig zu cool abgehakt, obwohl ich ihre spröde Art grundsätzlich mag. Gerade die macht sie mir sympathisch, sie ist halt eher ein Kumpeltyp, nicht jemand, der dem anderen gleich ihr Herz vor die Füße knallt. Ich denke, dass ihre Art es ihr in ihrem Umfeld auch erleichtert (scheinbar) akzeptiert zu werden. Gerade deshalb fände ich es eben gut, wenn sie an der Stelle, an der Lorenz sein wahres Gesicht zeigt, eben nicht mehr so cool wäre, denn dann wirkt sie fast ein wenig roboterhaft auf mich, sondern sich ärgern, enttäuscht oder traurig sein könnte.

Den Vergleich mit dem Indianer fand ich gut gelungen. Der sagt viel über Andrea und Lorenz aus, und ich sehe da auch nicht Winnetou vor mir, (obwohl ich in den als Kind ziemlich verknallt war) sondern einen bestimmten Typ Mann, nämlich den sanften und doch männlichen, der von vielen Frauen als perfekte Mischung aus feminin und maskulin gesehen wird. Wahrscheinlich hat Andrea sich das auch so ähnlich zurechtphantasiert, um dann festzustellen, dass er eigentlich zur Vollarschloch-Fraktion gehört.
Dass diese Neandertaler-Sprüche von ihm kommen, hat mich allerdings nicht nur deshalb irritiert, sondern, wie auch Nichtgeburtstagskind schon gesagt hat, weil zunächst nicht so richtig rauskommt, wer da spricht. Im Satz davor hieß es, Lorenz wäre weg und plötzlich ist er auf dem Balkon. Das musste ich auch zweimal lesen.

Grundsätzlich habe ich die Geschichte gerne gelesen, nur finde ich, du könntest dich entweder mehr auf die Liebesgeschichte konzentrieren und viel von dem Labor-Klimbim weglassen oder eben auf irgendwas, das im Labor passiert und der Story eine ganz andere Wende gibt.

So, das war's erstmal von mir, ich hoffe, du kannst mit meinen Gedanken was anfangen. Bin gespannt, wie es weitergeht.

Liebe Grüße,

Chai

 

Hi maria.meerhaba,

nee nee, mit dieser Meinung stehst du, weiß Gott, nicht allein.

Hier steht ein

Bauzaun

Bin gerade am Überabeiten ...


Liebe Grüße in dein türkisches Dorf!
Anne

 

Hallo Anne49,

diese kleine Schwester meinte ich aber nicht, entschuldige die Wortwahl. Hast ja recht. :Pfeif:

Die Geschichte bringt eine angenehme Leichtigkeit mit sich, ist flüssig zu lesen und die Personen sind für mich sympathisch beschrieben. Hast mich gleich mitgenommen in das Labor ...

Das war also mein “nett“ ;)

Den Bauzaun hatte ich übersehen, bin gespannt auf die Überarbeitung.

Viele Grüße, C.

 

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