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Und dann kaufte ich mir auch einen Xopel. Haben doch alle einen.

Seniors
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20.11.2001
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Und dann kaufte ich mir auch einen Xopel. Haben doch alle einen.

Erst nannte ich ja diesen alten, blauen Mini-Cooper mein Eigen und war ausgesprochen zufrieden damit. Funktionell und sparsam war er, mehr brauchte ich nicht und er hat mich überall hingeführt, sogar auf den Großglockner. Wenn nicht meine Freunde gewesen wären, würde ich noch heute damit herumkurven. Aber sie ließen nicht locker. »Wer fährt denn heutzutage noch einen Mini?«, fragten sie, und: »Wann kaufst du dir denn einmal ein richtiges Auto? Besorg dir doch endlich einen Xopel!«

Irgendwann wollte ich das alles nicht mehr hören, studierte Prospekte und ließ mich von zwei Händlern beraten. Das Ergebnis war nicht nur überzeugend, es war praktisch zwingend. Es gab fast nur mehr Xopel. Bei allen Autohändlern sah ich dasselbe Bild: Eine Wiese, vollgestellt mit Xopels. In allen erdenklichen Farben.
»Naja, wenn die ganze Welt Xopel fährt, leg ich mir eben auch so einen zu. Für einen anderen bekomme ich später womöglich gar keine Ersatzteile mehr.«
Der Schrottpreis meines Mini wurde mir von der Rechnung abgezogen.

Endlich hatte ich auch einen Xopel. Ich war wieder Teil der Menschheit, meine Freunde gaben ein Fest!

Zum Glück feierten wir bei mir. Ich hatte nämlich bereits ein Problem mit dem Xopel und wollte es ihnen nicht sagen. Schließlich dachte ich ja, es läge an mir. Ich konnte ihn starten, aber sobald ich den ersten Gang einlegte, starb er ab. Immer wieder. Ein paar Mal schaffte ich es, loszufahren, aber schon nach wenigen Metern war´s wieder vorbei. Ich fluchte laut, da kam Walter, mein Nachbar, und half: »Das war bei meinem genauso. Du mußt nur unterm Lenkrad das grüne mit dem gelben Kabel verbinden und im Motorraum besserst du eine Lötstelle aus, ich zeichne dir das auf. Danach sollte er wieder einwandfrei fahren.«
Meine Augenbrauen schoben sich ohne mein Zutun nach oben, meine Stirn faltete sich.

Gerade, als ich den Lötkolben zur Seite gelegt hatte, flüsterte der Autohändler durch das Telefon, als sei es ein Geheimnis: »Sie müssen sich unbedingt einen neuen Kühlerflüssigkeitsbehälter abholen, und wenn Sie schon da sind, nehmen Sie bitte auch gleich für rechts hinten den richtigen Stoßdämpfer mit. Sie müssen dafür nicht extra bezahlen.«
Etwas verwundert war ich schon, schließlich war ich der Meinung, ein neues, einwandfrei funktionierendes Auto gekauft zu haben. Aber es blieb mir ja nichts anderes übrig, so machte ich mich auf den Weg, holte alles ab und rief Robert an, seines Zeichens Freund und Automechaniker.
Robert öffnete die Motorhaube und suchte nach dem Kühlerflüssigkeitsbehälter. Plötzlich zog er ein Mikrowellengeschirr heraus, mit Klebeband und Brauseschlauch daran.
Der Stoßdämpfer rechts hinten war etwas zu klein geraten. Zum Ausgleich gab es bei jeder Schraube sieben dicke Beilagscheiben als Abstandhalter. Sowohl oben als auch unten.
Erledigt und geschafft lud ich Robert zum Essen ein, wo wir zwei nach dem dritten Vierterl endlich fünfe g´rade sein lassen konnten. Es muss sein sechster Sinn gewesen sein, als er mich warnte: »Gib Acht bei der Heimfahrt. Und falls wieder was ist, melde dich einfach.« – Ich ließ ihn nur bis zum nächsten Tag warten: Die Bremsen hatten versagt und ich wäre fast an eine Hausmauer gefahren.

Nach einer Untersuchung erstellte er den Befund: »Die Bremsbeläge sind aus Pressspan… Du hast sie mit der ersten Bremsung abgefahren.«
Gleich setzten wir uns in Roberts Auto, fuhren zu dem Händler, der uns freudestrahlend empfing und mir sofort ein großes, schweres Sicherheitspaket vor die Füße stellte, das ich nur zu installieren brauchte, wie er meinte. Darin seien auch die richtigen Bremsbeläge enthalten.

In Roberts Werkstatt entpackten wir alles. Schweigend staunend. – Wir mussten die Sicherheitsgurte austauschen. Die in meinem Xopel eingebauten waren nämlich versehentlich an mehreren Stellen perforiert, sodaß sie bei Beanspruchung gerissen wären.
Der Airbag auf der Beifahrerseite bestand aus Luftballongummi, der schon durch den Druck des schnellen Aufblasens geplatzt wäre.
Die Nackenstützen der Rückbank waren mittels kinderleicht verbiegbaren, dünnwandigen Alurohren befestigt und die Ölkontrollleuchte reagierte angeblich erst, wenn der Ölstand bereits auf Null war.
Robert machte das alles.
Ich bekam Bauchweh.

Es dauerte eine Woche, bis ich mich dazu überwinden konnte, eine Runde um den Häuserblock zu fahren, zur Probe. Solange ich nur nach rechts lenkte, ging auch alles gut – beim Fahren der Runde musste ich ja auch nur nach rechts lenken. Als ich aber nach links zu meiner Garage wollte, ging die Alarmanlage los und der Motor blieb stehen.
Ich rief den Händler und fragte, ob er nicht noch irgendetwas vergessen hätte, mir zu geben, und erklärte ihm das Problem. Das sei bloß eine Sache von zwei Minuten, meinte er, als hätte er schon Übung darin. Ich suchte auf dem Stadtplan eine Route zu seinem Geschäft, bei der ich immer nur rechts abbiegen musste. Dabei durchquerte ich zwar die halbe Stadt, das lag an den vielen Einbahnen hier, aber ich kam sicher an.
Manchmal glaube ich, die Verkehrsplaner dieser Stadt haben einen Vertrag mit den Taxiunternehmen: Als Fremder kann man nur wahlweise taxifahren oder sich verirren.
Nun gut. Mein Händler drückte mir eine kleine Karte in die Hand. Unter der Motorhaube wäre ein passender Schlitz, da sollte ich sie reinstecken, um die Einstellungen der Alarmanlage zu korrigieren. Das machte ich sogleich und startete den Xopel anschließend. Geschäftseifrig kam der Händler nochmals auf mich zu: »Sie sollten sich unbedingt eine Schutzhülle für Ihr Auto besorgen, sonst kann das jederzeit wieder passieren. Und noch viel Schlimmeres. Nehmen Sie diese hier, die hat sich bewährt. Sie brauchen so eine Schutzhülle unbedingt, nur kostet das leider extra…« Ich bezahlte mit der Kreditkarte, froh, einen Schutz gegen solche Fehler zu erwerben.
Übergroß war meine Freude, als ich die erste Linkskurve ohne Probleme überwunden hatte! Denn ein Auto, mit dem man sowohl nach links als auch nach rechts abbiegen kann, ist wirklich eine ganz feine Sache. Und diese Schutzhülle gab mir endlich die Sicherheit, nach der ich mich schon immer gesehnt hatte.

In den folgenden Wochen bekam ich noch weitere Update-Pakete für meinen Xopel. Der Händler schickte sie mir fürderhin per Post. Allerdings waren die noch zu behebenden Probleme weniger gravierend als die ersten. Lediglich Kleinigkeiten, wie zum Beispiel eine Rückwand für das Handschuhfach, damit nicht alles in den Motorraum fiel; stärkere Schrauben für die Zylinderkopfdichtung; ein Teil der Kurbelvorrichtung für die hinteren Fenster, den ich noch gar nicht als fehlend bemerkt hatte; eine Anleitung, wie ich den Zigarettenanzünder mit Strom versorgen konnte – zwei Kabel waren beigelegt – und schließlich auch noch eine neue Stoßstange für hinten. Die am Auto montierte war aus Weichgummi, wie sich herausstellte. Ähnlich wie bei einem Autodromfahrzeug.

Aber ich habe alles geschafft. Mein Xopel fährt nun schon einige Monate problemlos. Trotzdem denke ich oft wehmütig zurück an meinen Mini.
Meine Freunde lächeln mittlerweile über den Xopel. Sie haben ja schon wieder viel modernere Autos gekauft. »Wer fährt denn heutzutage noch einen Xopel?«, fragen sie, und: »Wann kaufst du dir denn endlich einmal ein richtiges Auto? Besorg dir doch endlich einen Vista!«

 

Hallo liebste Häferl,

ein schöner Ausflug in die leichte Unterhaltung ist dir da gelungen. Schon deshlab habe ich die Geschichte gern gelesen.
Gut getroffen hast du die menschliche Eigenart, bei bestimmten Trends einfach nicht zuzugeben, wenn sie schlecht sind. Man könnte sich ja als Außenseiter outen. Erst wenn der Trend vorüber ist darf man die Schwachstellen benennen.
Immerhin besteht deine satirische Welt aus lauter hilfsbereiten Menschen und einem Xopelhändler, der zwar Schrott verkauft, aber trotzdem Kundenservice leistet.
Noch satirischer wäre es gewesen, wenn er die Macken des Fahrzeuges immer auf das Fahrverhalten des Besitzers abschiebt.
(Ihr Fahrzeug fährt keine Linkskurven? Dann haben Sie mit zu vielen Rechtskurven die Programierung des Computers durcheinander gebracht. Wenn Sie nicht jede dritte Kurve links fahren, muss der neu programmiert werden. Das steht doch im Handbuch, haben Sie das nicht gelesen?)
Etwas unsicher war ich über die Zeit, in der deine Geschichte spielen soll, denn einerseits hat der Xopel einen Airbag, die beschriebenen Fehler erinnern mich aber eher an die Zeit der 34 PS Käfer, der Ladas, der Enten (Gruß an gnoebel und Some) oder anderer leicht selbst zu reparierender Fahrzeuge.
Ein Umstand der bei modernen Automobilen mehr als ärgerlich ist, wird in deiner Satire leider umgangen.
Durch die moderne Motorelektronik, die Chipprogrammierung von Benzineinspritzung und Ölmischung kann man heute kaum noch ein Autoradio selbst ein- und ausbauen. Die Nachbarschaftshilfe wäre bei einem neueren Fahrzeug also kaum möglich gewesen. ;)
Hier wäre eine deutlichere Angabe zur Zeit sicher hilfreich.
Bei deinen aufgelisteten Mängeln merkt man den Spaß, den du beim Erdenken hattest. Die Ideen dazu sind witzig und gut beschrieben. Stilistisch gefällt mir deine Geschichte gut. Sie liest sich sehr flüssig und amüsant.

Lieben Gruß, sim

 

Lieber sim!

Hui, so eine schnelle Antwort hab ich ja noch nie bekommen! Danke! :)

Ich finde Deinen Vorschlag bezüglich Linkskurven echt lustig, aber da sich die Geschichte eigentlich auf etwas ganz anderes bezieht, würde das glaub ich nicht so richtig passen.
Worauf sie sich eigentlich bezieht, verrat ich aber noch nicht. Vielleicht findest Du oder jemand anderer es ja noch? ;)

Alles Liebe,
Susi :)

 

Hallo Häferl,
was macht man nicht alles um dazuzugehören!

Endlich hatte ich auch einen Xopel. Ich war wieder Teil der Menschheit, meine Freunde gaben ein Fest!
Nichr wahr, Teil einer Gruppe zu sein ist doch unser Streben.
Zum Glück feierten wir bei mir. Ich hatte nämlich bereits ein Problem mit dem Xopel und wollte es ihnen nicht sagen. Schließlich dachte ich ja, es läge an mir

Die Zugehörigkeit zu einer Gruppierung macht blind für offentsichtliche Mängel. Lieber sich selbst die Schuld geben, als aufrichtig zweifeln, nicht wahr. ;)
Faszinierend.
Ich fluchte laut, da kam Walter, mein Nachbar, und half: »Das war bei meinem genauso.
Und der Zusammenhalt, entschädigt er nicht die Unbequemlichkeiten? :D

Es dauert auch nicht lange, all die Defizite werden normal. Und dann?
Dann gibt es einen neuen Trend auf dem aufspringen kann. :D

Also, ich finde den Drang jeden Trend mitzumachen, auch abträglich. Deine Satire ist humorvoll in ihren Übertreibungen geschrieben. Dadurch wirkt sich nicht wie üblich bitter und aggressiv.
Schön finde ich auch deinen Stil, weil du die Übertreibungen bezüglich der Mängel steigerst. Da du die Mängel des Autos und die Unbequemlichkeiten aber nicht negativ sondern eher beschönigend beschreibst, erreichst du liebevollen Spott.
Gerne gelesen :)
Goldene Dame

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Susi,

mit einem Xopel also verbringst Du Deine Zeit :)

Schöne Geschichte, die mich an all die armen PC-User erinnert, die mehr Zeit mit Updates und sonstigem Firlefanz verbringen, als mit der sinnvollen Nutzung ihres Rechenknechts. Ich hab meinen Xopel (sprich: PC) schon vor Jahren auf den Müll der Geschichte geworfen. Bis auf die von Dir sehr schön beschriebenen Kontakte zu Freunden und Nachbarn hat mir die Kiste nix gebracht. Und um die Freundschaften aufrecht zu erhalten, benötige ich keinen Xopel mehr :)

Den Schrottpreis meines Mini zog er mir von der Rechnung ab
Klar, der Händler. Aber da Du vorher von zwei Händlern redest, würde ich hier auf das Personalpronomen verzichten und noch einmal auf den Händler verweisen.
meine Stirn faltete sich.
Schönes Bild.
Gerade, als ich den Lötkolben zur Seite gelegt hatte, flüsterte der Autohändler durch das Telefon, als sei es ein Geheimnis:...
Der Übergang kommt mir hier etwas zu plötzlich. Fast habe ich das Bild einer Frau vor mir, die mit einer Hand lötet, während sie in der anderen das Telefon hält. Hier würde ich an Deiner Stelle noch mal an einer Überarbeitung feilen.
Erledigt und geschafft lud ich Robert zum Essen ein, wo wir zwei nach dem dritten Vierterl endlich fünfe g´rade sein lassen konnten.
Schöne Zahlenspielerei (die ja noch weiter geht, obwohl mir dann die 7 fehlt :) ), dennoch würde gerade bei gerade nicht in die Umgangssprache verfallen ;)
Die Bremsen haben versagt und ich wäre fast an eine Hausmauer gefahren.
Die Bremsen hatten versagt...
kinderleicht verbiegbaren, dünnwandigen Alurohren
Adjektivalarm! :)
Der Händler schickte sie mir ab nun per Post.
ab nun finde ich zu umgangssprachlich, wobei mir im Moment auch keine gescheite Formulierung einfallen will. Was wahrscheinlich an der Tageszeit liegt :D
Lediglich Dinge wie...
Vorschlag: Lediglich Kleinigkeiten, wie...

Fazit: Schöne Geschichte, die meiner Meinung allerdings nach Gesellschaft gehört. Für eine Satire ist sie nicht bissig genug. Ansonsten kann ich mich nur dem Schlusswort Deiner Freunde anschließen: Wer fährt heute noch einen Xopel. Kauf Dir doch das nächste Mal ein richtiges Auto: einen Xappel :thumbsup:

Liebe Grüße
George

 

Hm, ich habe gerade deine Antwort zu sims Beitrag gelesen.

Sollte etwa doch eine scharfzüngige Botschaft enthalten sein?

Es dauerte eine Woche, bis ich mich dazu überwinden konnte, eine Runde um den Häuserblock zu fahren, zur Probe. Solange ich nur nach rechts lenkte, ging auch alles gut – beim Fahren der Proberunde musste ich auch nur nach rechts lenken. Als ich aber nach links zu meiner Garage wollte, ging die Alarmanlage los und der Motor blieb stehen.

Wie ist das mit den Lämmern, die nicht treu dem Wolfe folgen wollen?

Ich suchte auf dem Stadtplan eine Route zu seinem Geschäft, bei der ich immer nur rechts abbiegen musste. Dabei durchquerte ich zwar die halbe Stadt, das lag an den vielen Einbahnen hier, aber ich kam sicher an.

Kann es sein, dass Schönreden hilft, um den rechten Pfad zu finden?

Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame und George!

Danke Euch fürs Lesen und freu mich, daß Euch die Geschichte gefällt. :)

Deine Vorschläge, George, hab ich fast alle gern genommen, nur die Adjektive an der Stelle laß ich glaub ich drin (ich überleg noch), und fünfe g´rade sein lassen, ist eine Redewendung, die heißt so. ;)
Auch für "ab nun" hab ich ein Synonym gefunden. :)

Eigentlich geht es nicht um Autos in der Geschichte, die sind nur stellvertretend, um einen von allen gebilligten Mißstand aufzuzeigen... ;)

Alles Liebe,
Susi :)

 

Hallo Häferl

gern hab ich deine verschlüsselte Botschaft erhalten. Ich denke du möchtest das gegenseitige Aufschauckeln des eigenen Warenwertes anprangern. Sich nicht akzeptiert fühlen, wenn man mit den Anderen nicht mithalten kann? Wenn, ja. Das hab ich dabei empfunden.
Gern hab ich deine Geschichte zum Darübernachdenken gelesen.

Einen schönen Abend wünsch ich dir

Morpheus

 

Liebe Susi!

Ich muss gestehen, dass ich die Geschichte wohl auch nicht so ganz verstanden habe. :shy:

Spätestens bei dem „Update-Paket“ hab ich an einen PC gedacht. Mini würde zu Windows Millenium passen und Xopel zu XP – aber irgendwie komm ich bei dem Vergleich zu einem Auto nicht mit, weil die Möglichkeiten, bei Autos was zu verstellen oder „upzudaten“ ja nicht so gegeben sind wie bei einem PC.
Natürlich gibt es in beiden Bereichen immer Neuentwicklungen, aber ein etwas älteres Auto fährt ja genauso gut wie ein Neues (oftmals sogar besser ...) – vielleicht mit etwas weniger Schnickschnack als ein neueres Modell.
Beim PC ist man irgendwann aufgeschmissen, wenn man ältere Software benutzt, weil die irgendwann nicht mehr gepflegt wird – so ist man gezwungen, immer wieder Geld zu investieren, um damit vernünftig arbeiten zu können bzw. um überhaupt damit arbeiten zu können. Und dann ist das „neue“ System schnell wieder veraltet, und es geht von vorne los.
Beim Auto muss man zwar auch Geld in die Wartung investieren, aber man braucht kein neues System, um überhaupt fahren zu können.

Dass bei Autos gerade in den letzten Jahren immer mehr minderwertiges Material eingebaut wurde – hier mal ein Schräubchen von einem günstigeren Anbieter, dort mal ein anderes Teil aus einer Billigproduktion –, um Produktionskosten zu sparen und den Gewinn zu erhöhen, ist ein ziemliches Ärgernis, das ich schmerzlich schon am eigenen Leib erfahren habe. Pressspan als Bremsscheibe kommt hoffentlich nicht auch noch dazu ... :D
Möglicherweise – oder sogar wahrscheinlich – ist das bei PCs auch so, aber wirklich beurteilen kann ich das nicht.

Dass das Phänomen immer beim Neuesten, Aktuellesten, Modernsten dabei sein zu wollen, auf viele Bereiche übertragbar ist, ist mir klar. Auch, dass man von anderen oftmals zu Neuem genötigt wird, obwohl man mit dem Alten gut klarkommt und zufrieden ist. Aber ich weiß nicht, ob du darauf hinauswolltest. Wie die Probefahrt zu deuten ist, konnte ich auch nicht enträtseln.

Da auch andere Leser Probleme hatten, die Geschichte richtig zu deuten, solltest du vielleicht noch ein paar Erläuterungen einbauen. Dass man nicht alles „auf dem Silbertablett präsentieren“ muss bzw. soll, ist schon klar, aber es sollte der Mehrzahl der Leser meiner Ansicht nach doch möglich sein, einen Text zu verstehen. Wenn die Aussage zu sehr verschlüsselt ist, ist das nicht möglich.

Ein Tippfehler ist mir aufgefallen:
„Lediglich Kleinigkeitn, wie zum Beispiel eine Rückwand für das Handschuhfach“

Liebe Grüße :)
Christian

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Morpheus und Christian!

Danke Euch beiden, fürs Lesen und Gedankenmachen. :)

Ich hab zwar jetzt noch etwas dazugebastelt (und den Fehler ausgebessert, danke ;)), aber ich glaube nicht, daß das meine Aussage verständlicher macht.
Eigentlich hat ja jeder bisher ein bisserl was gefunden, was natürlich mit drin ist, aber nicht den eigentlichen Punkt, um den es mir geht.
Das Streben nach immer Neuem oder der Konsumzwang, um dazuzugehören, sind in meinen Augen Gegebenheiten in der Gesellschaft, die man nicht mehr extra aufzeigen muß. Sie dienen nur als Stützpfeiler in der Geschichte, die das eigentliche Thema tragen.

Aber bevor ich was sage, will ich noch anderen die Chance lassen, draufzukommen. ;)

Allerdings bin ich am Überlegen, ob ich sie nicht doch nach Gesellschaft verschieben lasse...:shy:

Alles Liebe,
Susi :)

 

Moin!

nee, lass die mal hier, richtig gelesen ist sie auch bissig genug ...

Wenn Du ein Auto kaufst, kannst Du wie selbstverständlich davon ausgehen, dass Du einsteigst, den Schlüssel herumdrehst und dann vom Hof fahren kannst.
Selbst, wenn Mercedix ankündigt, ein ganz ähnliches Auto wie den neuen Xopel auf den Markt zu werfen, und dann im Eifer des Modell-Gefechts beiden kleinere Fehler unterlaufen, kannst Du erstens immer noch auf die wirklich wichtigen Bestandteile (Bremsen, Stossstangen etc.) zählen, und zweitens werden die fehlerhaften Details fast immer kurz nach Bekanntwerden kostenlos vom Händler ausgebessert (in der Auto-Bild gibts eine eigene Rubrik "Rückrufaktionen" ... )

Wie schön wär der Gedanke, Microweich würde es genauso machen ...
doch leider ist es hier, wie Du so schön beschrieben hast: Du erfährst vielleicht grad noch vom Händler, wie die Schäden zu beheben sind, oder musst es sogar bei Freunden erfragen - und derlei Schäden gibt es meist zuhauf, weil das neue Produkt unbedingt zwei Tage vor der Konkurrenz auf dem Markt sein muss, auch wenn vielleicht die letzten Routinen grade erst abgetippt werden ... fast böte sich als Vergleich an, das Auto würde mit zwei festen und drei losen Radmuttern verkauft ...

über Deine Linkskurven musste ich allerdings aus anderen Gründen herzhaft lachen - ein Kollege von mir hatte kürzlich bei seinem Transporter einen kleinen, aber feinen Fehler in der Elektrik, der dazu führte, dass bei jeder Linkskurve die Hupe ertönte ... seiner Schilderung nach war die (notwendige, da Arbeits-)Fahrt durch die Stadt der reinste Spießrutenlauf, jeder bezog das Gehupe auf sich ;)

 

Liebste Susi!

Deine Satire gefällt mir! :thumbsup:

Ich schließe mich den Ausführungen SaltyCats gerne an, möchte diesen jedoch noch etwas hinzufügen:
Ganz allgemein dünkt mir, dass der Vorgang, dem Käufer Produkte zukommen zu lassen, die mit mangelnder Sorgfalt hergestellt wurden, den Status der Normalität erreicht hat. Pfusch wird tatsächlich "in Kauf" genommen und lediglich belächelt, der Käufer selbst freundlich in den Nachbesserungs-Ablauf einbezogen. Er hat seine Ansprüche bereits reduziert, gleicht Fehlerhaftes durch Eigeninitiative aus. Prima!
Die Hoffnung, qualitativ Hochwertiges zu erwerben ist ebenso überholt, wie veraltete Modelle.

Robert öffnete die Motorhaube und suchte nach dem Kühlerflüssigkeitsbehälter. Plötzlich zog er ein Mikrowellengeschirr heraus, mit Klebeband und Brauseschlauch daran.
Hehehe. Eine Menge Schnickschnack drin, aber nicht das wirklich wichtige Teil.
Übergroß war meine Freude, als ich die erste Linkskurve ohne Probleme überwunden hatte! Denn ein Auto, mit dem man sowohl nach links als auch nach rechts abbiegen kann, ist wirklich eine ganz feine Sache.
Genau! Anstatt dem Händler in den Hintern zu treten, freut man sich, wenn das Objekt funktioniert.


Ciao
Antonia

 

Liebe Antonia, lieber SaltyCat!

Da bin ich jetzt einigermaßen erleichtert, daß es doch möglich ist, meinen Gedanken zu folgen. :)
Jetzt würd ich natürlich gern wissen, Ob meine Änderungen doch so viel ausgemacht haben, oder ob es daran liegt, daß wir um die selbe Ecke denken bzw. ihr schon vorher die gleiche Einstellung mitgebracht habt, die Dinge schon bisher so gesehen habt wie ich. Aber das wäre ein Was-wäre-wenn-Spiel, hehe.

Auf die Idee zu der Geschichte bin ich gekommen, als ich bei Gisis Laptop die Windows-XP-Updates downgeloadet habe (hab im Dau-Thread darüber geschrieben). Da das Laptop seit Juli nicht am Netz hing, gab es 44 Updates ... Da hat man Zeit zum Nachdenken... :D

Daß ich das alles auf Autos umgelegt habe, hat einmal den Grund, daß ich es nicht so direkt machen wollte, sonst wärs womöglich eine Ich-sitz-vor-meinem-PC-und-fluche-Geschichte geworden, und sich beim Auto einige Möglichkeiten ergeben, wo irgendwas sein kann, womit möglichst jeder etwas anfangen kann. Bei Haushaltsgeräten etwa gibt es wenig Möglichkeiten, um kreativ zu werden.
Außerdem dachte ich, daß diese Mißstände, die ja natürlich nicht nur XP betreffen, im Vergleich mit einem Auto besonders krass auffallen - niemand würde sich so ein Auto kaufen...

und zweitens werden die fehlerhaften Details fast immer kurz nach Bekanntwerden kostenlos vom Händler ausgebessert ...
Wie schön wär der Gedanke, Microweich würde es genauso machen ...
Bitte noch einen Schritt weiter: Produkte sollten überhaupt erst verkauft werden, wenn sie einwandfrei funktionieren. - Will ich mein Geld ausgeben, um deren mangelhafte Produkte zu testen? Eben jenen Schritt sollten die selbst machen und es erst dann verkaufen.

Wo fast überall am meisten eingespart wird (abgesehen von den Löhnen), sind ja auch die Materialkosten. Mein Ex arbeitet bei Philips in der Handyproduktion - da wird der Klebstoff, mit dem die Lautsprecher zusammengeklebt oder angeklebt werden, mikrogenau dosiert, das ist haarscharf berechnet und wird mit dem Elektronik-Mikroskop kontrolliert. Allein dabei sparen die so viel ein, daß sich die Computer, Maschinen und Arbeitskräfte rentieren - allein nur beim Klebstoff. (!) Früher hat man halt eine Batzen Klebstoff draufgegeben, das hat gehalten bis in alle Ewigkeit. Aber es braucht heutzutage der einzelne Teil eh nicht mehr so lange halten, weil das Ding im Gesamten ja schon nicht so lange hält. Ein Handylautsprecher muß das Handy nicht um Jahre überleben...

fast böte sich als Vergleich an, das Auto würde mit zwei festen und drei losen Radmuttern verkauft
Ganz genau. Und wir Konsumenten spielen alle mit. Weil man eh nix dagegen tun kann, so man nicht zu einem völlig asketischen Dasein überwechseln will. - Askese in den Ansprüchen tut´s ja auch...
Er hat seine Ansprüche bereits reduziert, gleicht Fehlerhaftes durch Eigeninitiative aus. Prima!
Ich freu mich, daß Euch die Geschichte gefallen hat,

danke fürs Lesen,
alles Liebe,
Susi :)

 

Hallo Susi,
hehe, hab beim Lesen vor mich hingeschmunzelt. Da sieht man mal wieder, was passiert, wenn man auf andere hört. Hätte deine Prot mal schön weiter ihren Mini gefahren.:D Denn was hat sie nun davon gehabt? Nur Ärger und das Ding ist schon wieder Schnee von gestern. Aber was tut man nicht alles, um mitreden zu können.

Zwei Wortwiederholungen sind mir beim Lesen noch aufgefallen:
"Gleich setzten wir uns in Roberts Auto, fuhren zu dem Händler...
In diesem und in den nächsten Sätzen kommen die Wörter Sicherheitspaket, Bremsbacken und entpacken vor. Das hört sich beim Lesen nicht so schön an. Ich würde auf jeden Fall das entpacken durch ein anderes Wort ersetzen, vielleicht: "In Roberts Werkstatt öffneten wir die Kiste. Schweigend. Staunend.

"Mein Händler drückte mir eine kleine Karte in die Hand. Unter der Motorhaube wäre ein kleiner Schlitz,..."
Hier würde ich das kleine vor Karte weglassen.

Na ja, ist im Grunde genommen nur Kleinkram und tut deiner Geschichte keinen Abbruch. Die hab ich nämlich sehr gerne gelesen.

LG
Blanca :)

 

Liebe Blanca!

Danke fürs Lesen und Deine Kritik! :)

"Sicherheitspaket" und "entpacken" müssen drin bleiben, weil das beim PC auch so heißt, aber die "Bremsbacken" hab ich in "Bremsbeläge" umgeändert.
Und die Karte hab ich zwar klein gelassen, aber den Schlitz statt klein "passend" gemacht. ;)

Würdest Du Dir eigentlich so ein Auto kaufen?

Alles Liebe,
Susi :)

 

Hi Susi!

"Meine Augenbrauen schoben sich ohne mein Zutun nach oben, meine Stirn faltete sich."
Witzig zusammengefasste unwillkürliche Muskelbewegung, hehe!

"...zum Essen ein, wo wir zwei nach dem dritten Vierterl endlich fünfe g´rade sein lassen konnten. Es muss sein sechster Sinn gewesen sein, als er mich warnte: »Gib Acht..."
Toll! Bis auf die Sieben sind hier alle Zahlen zwischen 1 und 8 vertreten.

Bremsbeläge sind aus Pressspan, perforierte Sicherheitsgurte, Mikrowellengeschirr mit Brauseschlauch...

"Den Schrottpreis meines Mini bekam ich von der Rechnung abgezogen."

Der neue ist den Schrott des alten Wagens nicht wert, wie mir scheint.

"Ich suchte auf dem Stadtplan eine Route zu seinem Geschäft, bei der ich immer nur rechts abbiegen musste."
Super!

Das eine Teil funktioniert nicht ohne das neue, ergänzende. Versteckte Mängel wohin das Auge nicht reicht. Und hat man dann endlich alles so wie man es will - oder es einem die Sicherheit gibt, nach der man sich immer schon gesehnt hatte - muss man schon wieder daran denken, sich davon zu trennen.

Ja, man nimmt Reklamationen schon so selbstverständlich in Kauf, dass einem diese Tatsache nicht einmal auffällt, wenn man sie durch einer Satire vor Augen gehalten bekommt...

Ich habe deine Geschichte sehr gerne gelesen und ich glaube, da steckt viel mehr zwischen den Zeilen, als man so auf den ersten Blick erkennt.
Ich lese vor allem eine Menge Kritik an Wissenschaft, Technik und Handel heraus - was gut aussteigt ist die freundschaftliche Nachbarschaftshilfe, die ja von der Wirtschaft gar nicht gerne gesehen wird, ohne der man aber wohl aufgeschmissen wäre. Wer soll sich denn all die anfallende Arbeiten leisten können?

@SaltyCat
"... ein Kollege von mir hatte kürzlich bei seinem Transporter einen kleinen, aber feinen Fehler in der Elektrik, der dazu führte, dass bei jeder Linkskurve die Hupe ertönte ... seiner Schilderung nach war die (notwendige, da Arbeits-)Fahrt durch die Stadt der reinste Spießrutenlauf, jeder bezog das Gehupe auf sich."

Das wäre eine eigene Geschichte wert! Genial, wenn ich mir das vorstelle!

Liebe Grüße
Barbara

 

ja ja, unsere praktische susi im xopel - das allein ist schon eine show für sich! ich habe mich beim lesen köstlich amüsiert, etwa bis zu den bremsen aus presspan, auch die fehlende rückwand im handschuhkasten war ein origineller gag. aber dann wurde es doch etwas viel für mich - ich empfand es etwas zu dick aufgetragen. aber zu einem schmunzeln hat es allemal noch gereicht!

danke dir susi, für dieses häppchen!
herzliche grüße
ernst

 

Liebe Barbara und Gerti!

Danke Euch beiden fürs Lesen meiner Geschichte - freut mich, daß sie Euch gefallen hat! :)

Bis auf die Sieben sind hier alle Zahlen zwischen 1 und 8 vertreten.
Die Sieben hab ich schon zuvor zu den Beilagscheiben geschummelt...:D
was gut aussteigt ist die freundschaftliche Nachbarschaftshilfe, die ja von der Wirtschaft gar nicht gerne gesehen wird, ohne der man aber wohl aufgeschmissen wäre. Wer soll sich denn all die anfallende Arbeiten leisten können?
Daß das in meiner Geschichte steckt, war mir gar nicht bewußt :shy:, aber stimmt natürlich so, wie Du sagst, Barabara. - Danke fürs Finden! :)

Gerti, meine Oma hatte einen alten, garagengepflegten Morris - und hat ihn verkauft, als ich siebzehn war...:heul:

Alles Liebe,
Susi :)

 

Lieber Ernst Clemens!

Auch Dir sag ich Danke fürs Lesen :) - hab bei meiner vorigen Antwort mit dem Link-Suchen so lang gebraucht, daß ich Deine Antwort noch nicht sah...;)

Daß das alles übertrieben klingt, hat schon seinen Zweck... ;)

Alles Liebe,
Susi :)

 

Hallo liebe Susi,

ich habe deine Geschichte schmunzelnd gelesen und hatte an manchen Stellen den Verdacht, dass Du eher einen PC meintest, als ein Auto - allerdings habe ich nicht weiter darüber nachgedacht, sondern mich einfach an Deinen witzigen Ideen (Mikrowellengeschirr, Bremsbelege aus Pressspan, Weichgummistossstange, etc.) erfreut. Ob die Geschichte bissig genug für eine Sartire iat, kann ich nicht beurteilen, in diesem Genre fühle ich mich nicht fit genug :D.

Eine pfiffige, locker geschriebene Geschichte mit hohem Unterhaltungswert ist sie für mich aber auf jeden Fall. :).

Zwei Bemerkungen habe ich noch:

"Den Schrottpreis meines Mini bekam ich von der Rechnung abgezogen." --> Der Schrottpreis ... wurde mir von der..." Bei dieser Art das Wort "bekommen" zu verwenden, stellen sich mir immer alle Nackenhaare auf. Ich weiß, dass es umgangssprachlich üblich ist, aber ich glaube nicht, dass es korrekt ist und schön finde ich es schon gar nicht! Sorry :)..

"Lediglich Kleinigkeiten, wie zum Beispiel eine Rückwand für das Handschuhfach, damit nicht alles in den Motorraum fällt;" --> rein gefühlsmäßig würde ich hier "fiel" schreiben, damit es zu dem Imperfekt im ersten Satzteil passt. :confused:

Ganz liebe Grüße
Barbara

 

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