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Triebsand
Mit den Kindern kam er ins Haus. Schon im Treppenhaus, im feinen Gewebe des Teppichs, nistete er sich ein, und zwar so tief, dass Pascal ihn mit dem Staubsauger - maximale Saugkraft - nicht ganz herausbekam. Er war in all ihren Schuhen, auch unterhalb der Einlage. Man konnte die Schuhe gegen die Wand schlagen, es half nichts, es blieben immer ein paar Körner drin. Manchmal kniete Pascal vor der Waschmaschine, zog die Hosentaschen und Hosenenden der Kinder auf links: dann rieselte er auf die Fliesen. Und dennoch waren da nach der Wäsche noch Körner in der Trommel. Er war ein Bestandteil ihrer Wohnungseinrichtung geworden. Selbst das Ehebett blieb nicht verschont. Sand überall.
Das Flugzeug senkte sich langsam in die Wolken hinab. Pascal hasste diesen Moment der Ungewissheit, der sich wie ein Gespenst vor das Bordfenster schob. Die Tragflächen waren plötzlich verschwunden, und er wurde nervös. Erst, als er wieder freie Sicht auf das Land, den Strand und das Meer unter ihm hatte, beruhigte er sich.
"Bist noch nicht oft geflogen, oder?", fragte Günther Hessel, sein Chef.
Pascal schüttelte den Kopf.
"Dann hast du ja genau den richtigen Beruf gewählt", lachte Hessel.
Pascal verzog die Mundwinkel. Seine Hände klammerten sich fest an die Armlehnen. Die Anspannung löste sich erst, als das Fahrwerk auf die Rollbahn aufsetzte.
Sandkastenfreunde. Das stimmte nicht ganz. Pascal und Hannah waren im selben Kindergarten gewesen, aber nicht in derselben Gruppe. Wirklich miteinander geredet hatten sie erst in der Grundschule. Während die coolen Typen auf dem Bolzplatz zockten, sammelte und tauschte Pascal mit ein paar sonderbaren Jungs Briefmarken. Irgendwann kam Hannah dann dazu mit einem Album in der Hand. Ihr dunkles, wildes Haar, das Strahlen ihrer großen, grünen Augen - Pascal war erst acht Jahre alt, aber in dem Moment ahnte er, was Liebe alles sein kann.
"Darf ich mittauschen?", fragte sie, und sofort schauten alle beschämt zu Boden. Ein Mädchen spricht mit uns. Hilfe!
Pascal fand als Erster den Mut, zu antworten.
"Ja, klar! Zeig mal deine ... Sammlung!", stotterte er.
In der Ankunftshalle war ein Mann mit einem Schild in der Hand: Mister Hessel, Mister Träger. Oben drüber war das Logo ihrer Firma HSS - Hartung Software Solutions.
"Bonjour!", sagte Pascal an den Fahrer gerichtet und zeigte erst auf sich und Herrn Hessel und dann auf das Schild. "C'est nous, ça!"
Der Fahrer nickte und bedeutete ihnen dann, ihm zu folgen. Wortlos schoben Herr Hessel und Pascal ihre Rollkoffer hinter dem Mann her. Vor dem Terminal wartete ein weißer Jeep. Der Fahrer half mit den Koffern und öffnete ihnen die Türen. Dann setzte er sich ans Lenkrad und fuhr in die Innenstadt. Pascal, müde vom Flug, schaute aus dem Fenster und war überrascht, wie ordentlich und sauber die Autobahn war. Erst kurz vor der Ankunft in ihrem Hotel wurden die Brüche offenbar: nicht fertig gestellte Trassen, unasphaltierte Wege, schick gekleidete Männer mit Anzug und Krawatte neben Männern in Lumpen und ohne Schuhe. Auch das Boutique-Hotel einer großen Kette wirkte wie ein kleiner Glitzerpalast inmitten einer Wüstenei aus Rohbauten.
Als Pascal und sein Chef die Lobby betraten, stand niemand hinter der Rezeption. Es war alles ruhig. Auf der Theke aus massivem Holz befand sich keine dieser schönen, goldenen Klingeln.
"Tja, und nü?" schaute Günther Hessel Pascal fragend an. Pascal zuckte mit den Schultern.
"Warten." Es war nicht klar, ob das als Frage oder Antwort gemeint war. Sein Chef, sichtbar ungeduldig, griff nach einer dekorativ platzierten, übergroßen Sanduhr aus Holz, drehte sie um und hämmerte leicht damit auf den Tisch.
Und dann kam sie. Hereingeweht wie eine frische Brise in einen muffigen Raum. Die Augen klar und offen, der Blick neugierig und hellwach. Der Körper, kurvig und kräftig, in ein enges, grünes Kostüm gekleidet. Die Haare, schwarz wie die Nacht, enganliegend und streng zurückgekämmt. Der Mund, rot wie Blut und prall wie reifes Obst.
"Bonjour, Messieurs, bienvenue à Dakar. Comment puis-je vous aider?"
Pascal war wieder in der Grundschule. Wieder trat eine Frau vor ihn und wieder war er der kleine Junge, der nicht wusste, wie ihm geschah.
"Nous avons ... une réservation", stammelte er.
"Ah oui, les Allemands", sagte die Frau und schaute kurz in das Buch vor ihr. Sie griff nach zwei klobigen Schlüsseln an der Holzwand hinter sich und legte sie auf den Tresen.
"Chambre 22 et 23, premier étage. Voilà, messieurs."
Pascal fiel nicht mehr ein, als 'Merci' zu sagen. Das lächelnde Gesicht dieser Frau füllte seine ganze Wahrnehmung aus, die Ränder waren verschwommenes Beiwerk. Nur schwer konnte er sich von diesem Anblick lösen, aber er wollte auch nicht, dass sein Chef etwas merkte.
"Die ist nicht übel, was?", sagte Günther Hessel dann prompt, als sie im Aufzug standen. Pascal antwortete nicht.
"Genieß es", sagte sein Chef. "Viel mehr als die Rezeptionistin werden wir von Dakar nicht sehen."
Auf dem Gymnasium verloren sie sich erst einmal aus den Augen. Hannah war in der Parallelklasse, die Briefmarkenalben lagen schon lange auf dem Dachboden. Pascal fand Mädchen und Hannah fand Jungs doof.
Erst in der Mittelstufe, mit Beginn des Französischunterrichts, waren Hannah und Pascal wieder zusammen in einem Raum, tauschten Blicke aus, lächelten sich zu, schauten beschämt weg oder grinsten sich an. Als die Französischlehrerin Hannah und Pascal dann eines Tages nebeneinander setzte, war es endgültig um die beiden geschehen. Fast jeden Tag konnten sie nun einander riechen, zufällig berühren und begehren. Um Hannah, die eine Top-Schülerin war, zu beeindrucken, paukte Pascal unablässig Französisch und nahm wie sie auch an der Delf-AG teil. Er nutzte jeden Vorwand, um in ihrer Nähe zu sein. Seine Taten verrieten ihn, seine Worte jedoch nicht. Sie redeten über alles und jeden, aber nie über die Gefühle, die sie füreinander hegten.
Als in der neunten Klasse die Franzosen zum Austausch luden, sammelten sie erste Erfahrungen in Sachen Liebe. Auf der 'Soirée franco-allemande' knutschte Hannah mit Jérôme und Pascal mit Céline. Obwohl es aufregend sein sollte, fühlten beide nichts, als deutsche und französische Lippen sich berührten.
Am nächsten Morgen kam Pascal gegen acht Uhr zum Frühstück in die Lobby. Seine Hoffnung, die Rezeptionistin zu sehen, wurde enttäuscht. An ihrer Stelle stand ein steinalter Mann und las Zeitung.
Im Frühstücksraum saß Günther Hessel schon über die New York Times gebeugt am Tisch.
"Morgenmuffel, was?", fragte Pascals Chef in leicht spöttischem Ton.
"Eigentlich nicht", entgegnete Pascal sachlich.
Dreißig Minuten später standen sie vor der Tür zum Boutiquehotel und warteten auf ihren Fahrer.
"Du wirst sehen, ist ein Riesenladen", meinte Hessel.
Pascal sagte nichts.
Als der Fahrer vom Vorabend ankam, stiegen die beiden Software-Spezialisten zügig ein. Sie fuhren rund eine dreiviertel Stunde lang aus Dakar raus und kamen dann vor einem großen, eingezäunten Gelände an. Weite Tore aus Stahl, Mauern mit Stacheldraht, Videokameras und Wachpersonal. Es sah aus wie eine Festung. Siemens hatte hier ein ganz großes Ding aufgezogen.
Hessel und Träger wurden nach dem Security-Check bis direkt vor den Campus der Turbine Production Facility gebracht. Nachdem sie einige Hände geschüttelt hatten, bekamen sie ihre Unterrichtsräume zugeteilt. Es war bereits alles aufgebaut, Pascal musste nur seinen USB-Stick in den Laptop schieben. Kurz danach kamen der Abteilungsleiter und die zwanzig Lehrlinge in den Raum. Als alle sich hingesetzt hatten, wartete Pascal kurz, bis Ruhe war.
"Good morning, everyone."
"Good morning", kam es zurück.
"My name is Pascal Träger and today I will teach you about early detection and diagnosis of initiating damage in turbo generators."
Die Gesichter der Lehrlinge blieben so ausdruckslos wie zuvor. Im Verlaufe der dreißig Folien, die Pascal mit Kommentar an die Wand projizierte, änderte sich daran nichts.
Am Tag vor dem Abi-Scherz küssten sie sich zum ersten Mal. Er war Räuber Hotzenplotz und sie war Pippi Langstrumpf. Sie waren Helden ihrer Kindheit auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Der erste Kuss, am Rande der Abiturfeierlichkeiten besiegelte ihr Band auf lange Zeit. Pascal leistete seinen Zivildienst in Bonn und Hannah fing dort mit ihrem Lehramtsstudium an. Sie nahmen gemeinsam eine Wohnung und bauten ihr kleines Nest im Musikerviertel, Mozartstraße Ecke Beethovenplatz.
Sie taten immer den nächsten logischen Schritt, weil sie es nicht anders gelernt hatten. Nach dem Studium kam der Einstieg ins Berufsleben, dann die bessere Wohnung, dann das Haus in Coesfeld und dann die Kinder. An den Wochenenden gaben sie die Kinder bei ihren Eltern ab und fuhren für einen Kurztrip nach Ameland oder ins Wellnesshotel in der Nähe von Recklinghausen. Sie hörten zwar die Geschichten von ihren ehemaligen Mitschülern, von deren Leben in Berlin, Bangkok und Beirut, auch von deren Liebesabenteuern, aber es war nur ein fernes Donnergrollen, das die Blase, in der sie lebten, nicht ernsthaft bedrohte. Insgeheim belächelten sie die Suchenden, denn Pascal und Hannah hatten sich gefunden und ihre Liebe stand auf festem Fundament. Dass im Bett nicht mehr viel los war, ignorierten sie.
"Ganz ehrlich, ich bin froh, wenn du komplett übernimmst und ich das hier nicht mehr machen muss."
Pascal lächelte schwach. Er war müde und erschöpft. Seit drei Tagen machten er und Herr Hessel eine Schulung nach der anderen. Dakar, Senegal. Es klang so aufregend, aber die Räume, in denen sie sich aufhielten, zerstörten jede Exotik mit ihrer grausamen Funktionalität.
"Zwanzig verdammte Jahre! Wo sind sie geblieben?", stöhnte Günther Hessel.
Pascal schwieg. Was sollte er auch sagen?
Als der weiße Jeep vor dem Boutiquehotel ankam, wurde er unruhig. Würde sie heute Abend da sein? Er hatte schon fast vergessen, wie sie aussah, und gleichzeitig erinnerte er sich deutlich an das Gefühl, das sie in ihm ausgelöst hatte.
Kaum war er zur Tür herein, schwenkte sein Kopf zur Rezeption. Da stand sie. Sie bediente einen Gast, der einchecken wollte. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt diesem Gast, ihr Lächeln, ihre Grazie, ihr Anmut, ihr Blick, alles gehörte ihm. So, wie sich Pascal von ihr gesehen gefühlt hatte, so musste es auch diesem Gast gehen. Pascal war auch nur ein Gast, aber er spürte ein Verlangen, in ihren Augen mehr zu sein als das.
"Ich hau mich sofort hin", sagte Herr Hessel. "Wir sehen uns morgen."
Pascal nickte abwesend. Sein Chef entfernte sich und Pascal stand unschlüssig in der Lobby. Er wollte, dass ihre Blicke sich trafen, wenigstens einmal. Doch sie und der Gast waren in einem Tunnel. Pascal stand noch einen Moment da, dann ging er auch hoch auf sein Zimmer.
Die erste Zeit der Körperlichkeiten mit Hannah war aufregend . Auf unendliche Knutschereien folgten irgendwann Hände, die begierig den Körper des Anderen erkundeten. Hände, die sich neugierig unter T-Shirts und Pullover, in Höschen, Büstenhalter und Boxershorts schoben. Auf die Hände folgten Lippen, die die nackte Haut des Anderen spüren und schmecken wollten. Das Anfassen, Riechen und Schmecken wurde begleitet vom heißen Atem, der - von leisem Stöhnen untermalt - in feuchtwarmen, abgedunkelten Räumen ausgestoßen wurde. Diese Momente der Begierde versetzten Pascal und Hannah in einen nahezu wahnhaften Rausch. Das Herz lief ihnen über und der Kopf wurde abgeschaltet. Da war nur noch ein zutiefst sinnliches Erleben, das seinen Höhepunkt fand, wenn Pascal vorsichtig in Hannah eindrang, wenn sie einen gemeinsamen Rhythmus suchten und fanden.
Ekstase.
Doch als alles ertastet und erkundet war, als beide jede Körperstelle des Anderen verinnerlicht und kartographiert hatten, da fehlte ihnen der Mut, sich neu zu erfinden. Keiner traute sich, den Anderen auf Rollenspiele, Sexspielzeug oder ungewöhnliche Stellungen anzusprechen. Sie fürchteten den Vorwurf der Perversion. Ihr routinierter Sex brachte zwei Kinder hervor und alsbald verging ihnen zwischen Windelwechseln, Kinderarztbesuchen, beruflichen Herausforderungen und gesundheitlichen Problemen die Lust am Liebesspiel. Sie waren eine Familie geworden und fanden nichts Schlimmes dabei. Bei den Nachbarn war es schließlich genauso. Eines Tages schließlich wechselte Pascal den Job.
Es war fünf Uhr morgens, als Pascal aus dem Schlaf erwachte. Draußen, vor den Fenstern, machte das Morgengrauen allmählich einer aufgehenden Sonne Platz. Pascal hatte nackt geschlafen, ein leichter Schweißfilm benetzte seine Haut. Er zog seine Boxershorts und die weiße Leinenhose an und warf das weite, schwarze T-Shirt über. Er schob die Vorhänge beiseite, öffnete den Holzverschlag und trat auf den Balkon hinaus. Barfuß stand er auf dem nackten Stein, schaute auf die leeren Straßen und auf das Meer am nahen Horizont.
"Au revoir, Michel, bonne journée."
Pascal erkannte die Stimme sofort. Es war die Rezeptionistin. Er drückte sich gegen die Wand und schob den Kopf so weit nach vorne, dass er über die Brüstung sehen konnte, ohne gesehen zu werden.
Die Rezeptionistin stand für einen Moment ruhig auf der Straße. Sie trug ein helles, leichtes Sommerkleid und einen großen Strohhut. Auf halbhohen Korksandalen, mit einer Schultertasche aus Bast, ging sie schließlich die Straße runter, Richtung Meer. Aus einem Impuls heraus lief Pascal hastig zurück in sein Zimmer, schlüpfte barfuß in seine Wildlederschuhe, stürzte aus dem Zimmer und die Treppe runter um der Rezeptionistin zu folgen. Erst in der Lobby bremste er ab, um kein Aufsehen zu erregen. Er grüßte im Vorbeigehen den steinalten Mann, der nun wieder an der Rezeption Dienst tat und trat auf die Straße.
Auf leisen Sohlen lief er die Straße hinunter, die auch die Rezeptionistin genommen hatte. Als er sie weit vor sich wiederentdeckte, überfiel ihn ein Kribbeln, eine elektrisierende Aufregung, die alle Müdigkeit wegwischte. Er war jetzt hellwach und das Adrenalin pumpte durch sein Blut. Er hatte keinen Plan, er war nur Instinkt.
Während er seine Schrittzahl erhöhte, drückte er sich immer wieder in Hauseingänge und an die Mauern der Seitenstraßen. Er wollte nicht entdeckt werden.
Die Rezeptionistin drehte sich nicht um. Irgendwann gelangte sie zur Strandpromenade, überquerte die Straße und bewegte sich auf die Umkleidekabinen zu, die dort den Weg säumten. Als sie in einer der Kabinen entschwand, die zum Meer zeigten, kam Pascal aus seiner Deckung hervor, sprintete zur Promenade und lehnte sich gegen die Rückseite der Kabinenwand. Er schaute sich um. In fünfzig Metern Entfernung sah er einen Straßenkehrer. Auf dem Balkon eines Strandhotels stand eine junge Frau. Aber abgesehen davon war es menschenleer. Pascal lauschte auf die Geräusche im Innern der Kabine. Dann hörte er das Quietschen von Scharnieren und Schritte im Sand. Langsam bewegte Pascal sich zum Rand der Kabinenwand und lugte vorsichtig um die Ecke.
Die Rezeptionistin trug einen weißen Badeanzug. Pascal sah sie nur von hinten, wie sie sich barfuß durch den Sand auf das Meer zubewegte. Das ganze Panorama schlug ihn in den Bann: Die aufgehende Sonne, der rötlich-orangene Morgenhimmel, die Brandung und die Gischt des Atlantischen Ozeans, der feine, weiße Sand, und, inmitten dieses Naturschauspiels, die Rezeptionistin. Der weite Ausschnitt ihres Badeanzugs gab den Blick auf das Muskelspiel ihres Rückens frei, das breite Becken und die kräftigen Oberschenkel betonten ihre Weiblichkeit.
Pascal spürte ein brennendes Verlangen in sich. Er fühlte, wie er die Fesseln seiner bürgerlichen Existenz abwarf und sich freimachte von allen Konventionen. Er begehrte diese Frau, er begehrte sie ohne Sinn und Verstand und er wollte sie haben, besitzen, erobern. Er wollte sich ihr zu erkennen geben, sich ihr offenbaren in seiner Lust.
Er rannte los. Er lief vom Asphalt in den Sand hinein und machte einen Satz nach vorne. Und noch einen. Und noch einen. Der feine Sand drang in seine Schuhe ein, füllte die Lücken aus und erschwerte das Fortkommen. Beim nächsten Satz versackte Pascal fast schon mit dem halben Fuß im Sand, so dass er den anderen Fuß nicht nachziehen konnte. Er verlor den Tritt und fiel mit den Knien in den Pudersand. Als er sich mit den Händen abstützen wollte, war der Sand vor ihm plötzlich schlammiger Morast. Die Hände versanken bis zum Ellbogen darin. Unfähig, die Hände herauszuziehen, strampelte er mit den Füßen so fest er konnte. Doch auch diese steckten plötzlich tief im Sand fest, ein Sand, wie Pascal ihn nur von Kinderspielplätzen nach Regentagen kannte. Er konnte sich einfach nicht daraus befreien.
Die Rezeptionistin war am Meer angelangt. Sie lief erst zögerlich, dann bestimmt in das Wasser. Irgendwann hob sie beide Arm über den Kopf und setzte zum Sprung an. Das Letzte, was Pascal sah, war, wie sie im Meer verschwand.