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Traurige Augen

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27.10.2011
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Traurige Augen

Sie war unterwegs zu seinem Haus. Es war schon dunkel und kalt, aber das war ganz normal für diese Jahreszeit. Sie hatte eine SMS geschickt um ihn von ihrer Ankunft zu informieren. Er war in letzter Zeit wieder anders. Sie wusste selbst nicht wie sie es beschreiben sollte. Er hatte so einen starren Blick in die Leere. Und von seinen Augen konnte man nur Trauer ablesen, selbst wenn er lachte. Es war schon einmal so gewesen. Damals war sie für ihn da gewesen und sie wollte es heute wieder sein. Sie stand vor seinem Haus und sah ihn schon. Er stand an der offenen Haustür und hatte sie bereits erwartet. So wie früher. Sie nahmen sich in den Arm und knuddelnten zur Begrüßung ein bisschen. Sie wusste wie gern er das mochte. Kurze Zeit später waren sie in seinem Zimmer. Er sah sie an, mit diesen leeren braunen Augen, und fragte ob er ihre Hand mal kurz halten dürfte. Sie fand die Bitte etwas komisch aber wahrscheinlich wollte er einfach Händchen halten um sich nicht allein zu fühlen. Er führte ihre Hand zu seiner Brust. Da wo normal sein Herz schlagen sollte.
“Spürst du meinen Herzschlag?“
“Ja.“
“Dann bin ich doch genauso wie du, oder? Ein Mensch mit dem Tod voraus und mit einem Gehirn ausgestattet wie sonst kaum ein Lebewesen, oder?“
“Ehm. Ja, normal schon.“
“Warum bist du aber schön und ich hässlich? Warum kannst du mit Freude lachen und ich nicht? Warum hast du noch Hoffnung und einen Sinn, während ich nur noch darauf warte, dass meine Zeit abläuft? Versteh mich nicht falsch, ich will nicht, dass du es nicht hast. Ich bin auch nicht eifersüchtig oder neidisch. Aber warum bin ich nicht toll? Warum hab ich kein Spaß am Leben?“
Sie dachte nach. Sie durfte sich nicht zu lange Zeit lassen, sonst würde er nur eine Bestätigung bekommen, dass er nicht toll sei. Dass er kein so guter Mensch ist wie sie.
“Du bist toll! Und du bist nicht hässlich. Und das mit dem lachen bekommen wir auch noch hin…“
Sie legte ihren Arm um ihn und lies ihre Hand streichelnd hin und her fahren. Sie wusste, dass es lange dauern und schwer werden würde, aber sie glaubte fest daran ihn irgendwann wieder lachen sehen zu können. Ohne traurige Augen. Und bis dahin würde sie für ihn da sein. Auch wenn es noch so anstrengend ist. Und das war es. Es war sehr anstrengend. Sie sah noch einmal in seine Augen und erkannte, dass es noch länger dauern würde als sie erwartet hatte. Es würde sehr lange dauern bis diese braunen Augen wieder vor Freude strahlen würden, wie sie es einst jeden Tag getan hatten. Damals war es ganz alltäglich, normal und nichts Besonderes. Und heute würde sie so einiges dafür tun diese freudigen Augen wieder zu sehn.

 

Hallo Kantholz,
herzlich willkommen bei kg.de.!

Du hast ja gleich an drei Ecken gepostet, habe ich gerade gesehen.
Also zu "Traurige Augen". Im großen und ganzen war es flüssig zu lesen.
Zuerst dachte ich, der Junge hat Depressionen, was ja sehr schlimm ist. Aber dann stellte sich heraus, dass es eigentlich Selbstmitleid ist, das ihn quält und da tat mir ehrlich gesagt eher seine Freundin leid, für die das sehr anstrengend ist.
Vielleicht habe ich die Geschichte auch falsch interpretiert.

Gruß
Leia4e

 

Hi Leia4e,
und vielen Dank!

Ich hab schon ne kleine Sammlung an Kurzgeschichten (und/oder Kurzgeschichten ähnlichem) geschrieben, aber noch nichts davon veröffentlicht. Jetzt hat mir eine Freundin gesagt ich soll das alles mal nach und nach veröffentlichen, vielleicht gefällts ja dem ein oder anderem.

Du hast du Sache genau richtig erkannt. Eigentlich ist das Mädchen die, die das Mitleid verdient hat. Ich hätte nicht gedacht, das man es so schnell sehen kann. Also respekt an deine Interpredationsgabe und nochmal danke an dein Feedback.

Gruß
Kantholz93

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Kantholz93,

ich hab Dir Textstellen rausgeschrieben, in denen entweder Fehler sind oder die mir wegen des Inhalts auffielen.

Sie hatte eine SMS geschickt Komma um ihn von ihrer Ankunft zu informieren.
Das Unterstrichene geht so nicht. Sie informiert ihn über ihre Ankunft oder kündigt ihre Ankunft an.
Das klingt übrigens, als sei sie gerade von einer Geschäftsreise zurück. Warum diese bürokratische Formulierung? Zur Kenntnisnahme und zum Verbleib: Bin angekommen! :D
Viel eher hat sie ihm doch geschrieben, sie käme gleich vorbei oder sowas.

Sie wusste selbst nicht Komma wie sie es beschreiben sollte.
Das könnte gut raus. Sofort danach wird ja bereits losbeschrieben.
Er hatte so einen starren Blick in die Leere.
In welche Leere? Da ist ja keine tatsächliche Leere, in die er guckt, kein unsichtbarer Eimer mit farblosem Vakuum drin. Ins Leere, das geht. Aber ich würd die Leere streichen. Er hatte so einen starren Blick, das sagt doch genug. Immmerhin liest sie noch Dinge aus seinen Augen, er muß also zwischendurch auch mal anderswohin blicken als ins Leere.
Damals war sie für ihn dagewesenKomma und sie wollte es heute wieder sein.
Sie stand vor seinem Haus und sah ihn schon. Er stand an der offenen Haustür und hatte sie bereits erwartet.
Das Unterstrichene würd ich streichen, das ist sowieso klar, also doppelt ohne Grund und darum ein Bremser.
Sie nahmen sich in den Arm und knuddelten zur Begrüßung ein bisschen. Sie wusste Komma wie gern er das mochte.
Klingt, als mache sie das aus sachlichen Überlegungen. Könnte auch weg.
Er sah sie an, mit diesen leeren braunen Augen, und fragte Komma ob er ihre Hand mal kurz halten dürfte. Sie fand die Bitte etwas komisch Komma aber wahrscheinlich wollte er einfach Händchen halten Komma um sich nicht allein zu fühlen.
Da würde ich unbedingt streichen. Warum sollte sie die Bitte komisch finden, nachdem sie ja schon extra wegen seiner Bedürfnisse mit ihm geknuddelt hat? Und klar will er Händchen halten, wenn er das fragt.
Dahin Komma wo normal sein Herz schlagen sollte.
Das steht da, als habe er keinen Herzschlag.
Tatsächlich hab ich an dieser Stelle kurz Hoffnung geschöpft, die Geschichte werde eine unerwartete Wendung nehmen: Er hat keinen Herzschlag! Scheiße, was ist da passiert, wie kriegt man das jetzt wieder hin? Aber:
“Spürst du meinen Herzschlag?“
“Ja.“

Warum hab ich keinen Spaß am Leben?“
Sie durfte sich nicht zu lange Zeit lassen, sonst würde er nur eine Bestätigung bekommen, dass er nicht toll sei. Dass er kein so guter Mensch sei wie sie.
Er würde die Bestätigung nicht bekommen, sondern sie darin sehen. Das ist ein wichtiger Unterschied. Findet sie ihn häßlich?
“Du bist toll! Und du bist nicht hässlich. Und das mit dem Lachen bekommen wir auch noch hin (Abstand vor ...)…“
Sie legte ihren Arm um ihn und ließ ihre Hand streichelnd hin- und herfahren.
Sie streichelt ihn nicht, sondern läßt ihre Hand etwas tun, das gemeinhin als Streicheln durchgeht. So steht das da. Lieblos.
sie glaubte fest daran Kommaihn irgendwann wieder lachen sehen zu können.
Sie glaubt, daß sie ihn irgendwann wieder lachen sehen wird. Sie glaubt, daß er irgendwann wieder lachen wird. Es geht nicht um ihren Glauben an ihre Fähigkeit, das zu sehen.
Ohne traurige Augen. Und bis dahin würde sie für ihn dasein. Auch wenn es noch so anstrengend ist. Und das war es. Es war sehr anstrengend. Sie sah noch einmal in seine Augen und erkannte, dass es noch länger dauern würde Komma als sie erwartet hatte. Es würde sehr lange dauern Komma bis diese braunen Augen wieder vor Freude strahlen würden, wie sie es einst jeden Tag getan hatten. Damals war es ganz alltäglich, normal und nichts Besonderes gewesen. Und heute würde sie so einiges dafür tun Komma diese freudigen Augen wieder zu sehn.
In dieser ganzen Schlußpassage stehen nur Wiederholungen. Da wird das alles nochmal um- und umgerührt: Sie sieht ihn an. Er wird wieder lachen können. Es wird lange dauern. Sie sieht ihn nochmal an. Es wird noch länger dauern, bis er wieder lachen wird. Es wird sehr lange dauern! Früher konnte er lachen. Jetzt nicht. Aber sie wird ... ja, was? Heute so einiges dafür tun?
Das ist nicht gerade stark. Klingt wie: Ok, ich bleib noch und lass meine Hand da ein Weilchen rumfahren, aber mein Handy kriegst du nicht, und morgen hab ich auch keine Zeit.

Was hat er denn überhaupt? Was hatte er damals? Hat er einen Grund, ist was Konkretes passiert oder kommt es halt so über ihn?
Und was hat sie damals getan? Auch sein Händchen gehalten, obwohl das eine ganz komische Idee in so einer Situation ist, und gesagt: "Du bist toll, wir kriegen das hin?"
Das allein rechtfertigt nicht, daß sie solche Anstrengung empfindet und noch mehr davon auf sich zukommen sieht. Händchenhalten und laue Generaltrostworte sind eine schwache Leistung. Wenn sie nichts Persönliches oder Wirksameres hinkriegt, weil beim letzten Mal selbst ganz harte Anstrengungen (Tango, Urlaub, Blowjob, Schokolade, nächtelange Weinkrampfbetreuung, Drogen, dreimalige Aufarbeitung verpfuschter Kindheit, Ausmisten des Dachbodens, Kampieren in der Küche zwecks Suizidprophylaxe) vergebens waren, müßte das erwähnt werden. So denk ich: Pfff. Da gibt's ja beim Friseur mehr Trost und noch ein Glas Sekt dazu. Der Mann braucht ne andere Freundin. :D

Gruß,
Makita.

 

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