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Träumalein

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18.08.2002
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Träumalein

krkst{ Die Spracheinheit des Ich-Erzählers ist leider zur Zeit nicht voll abwärtskompatibel. Wir bitten um Ihr zeitweiliges Verständnis des Harmonisch-Nordeuropäischen in der ältestmöglichen Version 2033-beta1, Codename »EasyDeutsch« und arbeiten für Sie an der Nachschaltung eines Direktübersetzungsmoduls. Leider können aus technischen Gründen die Satznummern sowie die Verweise auf computerlinguistische Wort-Metadaten nicht herausgefiltert werden, aber wir sind uns sicher, dass Sie sich daran gewöhnen und darüber hinweglesen können. Zu gegebener Zeit schalten wir uns wieder durch, um die bevorstehende Umschaltung anzukündigen. }tskrk

»Papa, erzählst du mir eine Gutenachtgeschichte?«

»1) Fuck¹! Wie² redest³ du⁴ wieder⁵ mit⁶ mir⁷? 2) Warum¹ muss² ich³ immer⁴? 3) Zieh¹ es² doch³ aus⁴ der⁵ Cloud⁶ von⁷ D.X. MensChina⁸! 4) ›Grannie's goodnight story‹¹ heißt² die³ Brainap⁴. 5) Das¹ Abo² war³ auch⁴ nicht⁵ billig⁶: Vierzig⁶ Transatlantic⁷ Megadollar⁸. 6) Jetzt¹ mal² echt³, Alter⁴.«

»Okay ...«

7) Ja¹, ich² gebe³ zu⁴: 8) Ich¹ bin² ein³ slaughter⁴ dad⁵. 9) Hab¹ mir² angewöhnt³: 10) Ich¹ sage² ständig³ »Alter«⁴ zu⁵ ihm⁶. 11) Das¹ PEBHCIN² rät³ davon⁴ ab⁵. 12) PEBHCIN¹ ist² eine³ Abkürzung⁴. 13) Das¹ P² steht³ für⁴ Parental⁵. 14) Das¹ E² steht³ für⁴ Education⁵. 15) Das¹ B² steht³ für⁴ Bio⁵. 16) Das¹ H² steht³ für⁴ Human⁵. 17) Das¹ C² steht³ für⁴ Capital⁵. 18) Das¹ I² steht³ für⁴ Initialization⁵. 19) Das¹ N² steht³ für⁴ Network⁵. 20) Das¹ PEBHCIN² rät³: 21) Niemand¹ soll² mehr³ diese⁴ Koseformel⁵ verwenden⁶. 22) Es¹ heißt², sie³ verweichlicht⁴ die⁵ Kids⁶. 23) Der¹ Vorteil² der³ Formel⁴: 24) Träumalein¹ widerspricht² weniger³. 25) Versteh¹ mal² einer³ die⁴ jüngste⁵ Generation⁶. 26) Sie¹ redet² kompliziert³ und⁴ altertümlich⁵. 27) Das¹ können² die³ Systeme⁴ nicht⁵ gut⁶ auswerten⁷. 28) Aber¹ das² ist³ noch⁴ das⁵ geringste⁶ Übel⁷.

29) Träumalein¹ wählt² »Das wunderbare Scheitern von Deem O'Crazy. Ein grandioses Märchen von einem Antiheld.«³ 30) Sein¹ Präfrontal-Completer² sagt³ laut⁴ von⁵ meinem⁶ Screen-Cloner⁷: »Downloading ... [Details]« 31) Ich¹ rufe² die³ Details⁴ auf². 32) Ich¹ lese²:

»Es liegt keine Berechtigung für dich vor, App-Entwicklungsinformationen abzurufen. Da du dich der Gefahr aussetzt, folgende Debug-Daten zu verstehen, kostet dich die Einblendung der Daten aus Sicherheitsgründen 150 LifeScore-Credits.
[Debug-Daten einblenden]​
«


33) Ich¹ klicke² auf³ den⁴ Button⁵. 34) Was¹ da² steht³, sieht⁴ gut⁵ aus⁴. 35) Ich¹ scrolle² zur³ Angabe⁴ »notify_observers«⁵. 36) Ich¹ bin² beruhigt³: 37) Der¹ Trojaner² »Perodise KidGuard«³ ist⁴ da⁵ nicht⁶ wieder⁷ eingetragen⁸. 38) Die¹ Data!-Busters² waren³ teuer⁴. 39) Sie¹ haben² das³ Werk⁴ der⁵ Schweine⁶ zerstört⁷. 40) Dann¹ haben² sie³ Träumalein⁴ wieder⁵ in⁶ Ordnung⁷ gebracht⁸. 41) Mir¹ ist² langweilig³. 42) Ich¹ spule² mein³ Leben⁴ vor⁵ mit⁶ »Turbo Meditation«⁷ Brainap⁸. 43) Aber¹ nach² drei³ Stunden⁴ stoppt⁵ es⁶. 44) Etwas¹ muss² vorgefallen³ sein⁴.

»Ahh!«

45) Träumalein¹ hat² geschrien³. 46) Wie¹ das² konnte³ passieren⁴? 47) Ich¹ bin² unsicher³. 48) Ich¹ frage² »G-Motion App«³ was⁴ tun⁵: »Bitte gehe in das Zimmer deiner schutzbefohlenen AfterMan-Biohumankapitaleinheit und frage sie, was vorgefallen ist. Wenn es nichts Schlimmes ist, und dies ist fast immer der Fall, dann tröste sie. Das heißt, rege etwa durch Streicheln über ihr Kopfhaar deine und ihre natürliche Oxytocinproduktion an.«
49) Auch¹ die² App³ schreibt⁴ wieder⁵ Precompletable⁶ German⁷?

50) Im¹ Zimmer² sehe³ ich⁴: 51) Trösten¹ ist² nicht³ möglich⁴. 52) Träumalein¹ hält² das³ Kissen⁴ über⁵ seinen⁶ Kopf⁷. 53) An¹ der² Fensterscheibe³ macht⁴ es⁵ plipp⁶ - plipp⁶ - plipp⁶. 54) Ich¹ glaub² das³ sind⁴ Observer-Drohnen⁵. 55) Die¹ haben² sich³ angesaugt⁴. 56) Wir¹ haben² nämlich³ viele⁴ Freunde⁵.

»57) Mein¹ Träumalein². 58) Tu¹ das² Kissen³ weg⁴ von⁵ deinem⁶ Kopf⁷. 59) So¹ überhitzt² nicht³ der⁴ Präfrontal-Completer⁵. 60) Erzähl¹ was² vorgefallen³ ist⁴. 61) Dann¹ soll² ich³ dich⁴ troesten⁵.«

62) Da¹ richtet² sich³ Träumalein⁴ auf⁵. 63) Er¹ hat² Tränen³ im⁴ Gesicht⁵.

»Ich bin nicht ›dein Träumalein‹, ich bin Twofuis Treyt Aleffeer Etcetera, hexadezimal 25 38 A4 …, der Anfang der Prüfsumme von meinem Immutable Bio-human Resource Unit Record. Du als meine sekundäre Bezugsperson darfst mich gemäß Vertrag gern auch einfach ›Twofuis T. A.‹ nennen. Andere Kurzformen müssen vom BMVZ, dem Bundesministerium der Vergangenheit&Zukunft Territorial- und Lebenskontrolle GlobAG, genehmigt werden. Die Adresse des Antragsformulars gebe ich dir gern auf Anfrage.«

»64) Okay¹!? 65) Ähem¹, hat² das³ wirklich⁴ du⁵ gesagt⁶? 66) Oder¹ war² das³ die⁴ BMVZ⁵ auf⁶ Durchschalte⁷?«

67) Twofuis¹ zuckt² mit³ den⁴ Schultern⁵. 68) Ich¹ seufze².
»69) Hat¹ dich² das³ Märchen⁴ aufgewühlt⁵?«

70) Da¹ fällt² Twofuis³ um⁴ meinen⁵ Hals⁶. 71) Ich¹ bekomme² einen³ Strom-Schlag⁴. 72) »Nein, nicht doch«¹, sagt² Twofuis³ fiebrig⁴ flüsternd⁵ an⁶ meinen⁷ Ohr⁸.

73) Ich¹ sehe² ihn³ an⁴. 74) Seine¹ Stimme² ist³ plötzlich⁴ so⁵ komisch⁶ heiser⁷. 75) Sein¹ Stirne² schwitzt³. 76) Was¹ ist² mit³ ihm⁴?

»Ich bin so froh, dass ihr Deem O'Crazy überwunden habt. Noch deine Eltern hatte er geplagt und geschunden. Er trug eine Frauenfrisur und sein Zensurbälkchen nicht auf, sondern über den Lippen. Hat von seinem Volk eine freie Meinung erwartet, hat es alle vier Jahre in Kabinen gezwungen, wo es zwei Streichhölzer überkreuzen musste auf Analogpapier. Hat es auf den Straßen zusammengetrieben wie Vieh. Es musste für ihn Schilder in die Höhe halten, auf denen Sachen standen wie ›Alles in Ordnung, mach weiter so!‹, ›Du bist einfach spitze!‹ oder ›Deem! Ich will ein Kind von dir!!!‹, denn nur dann bekamen sie in den Suppenküchen zu essen. Drohte ihnen mit informationeller Selbstbestimmung und Privatsphäre. Und ein anderer Politiker schrie dem Volk entgegen: ›Wollt ihr DIE TOTALE SHOW?!‹, und ließ sie jubeln und schreien. Duschte sie dann noch, das Wasser kam aus Panzerkanonen.«

77) Twofuis¹ hustet². 78) Er¹ krampft² sich³ um⁴ meinen⁵ Hals⁶. 79) Sein¹ Schweiß² klebt³ auf⁴ mein⁵ Haut⁶.
»80) Was¹ geht², Alter³? 81) Willst¹ du² wieder³ Ridatalin⁴? 82) Aber¹ du² hast³ doch⁴ schon⁵ gehabt⁶?«

»Aber das ließ sich das Volk nicht bieten. Es hat diese Zustände aus eigener Kraft beendet, hat gekämpft. Daten, digitales Blut dafür fließen lassen. Sich entschlossen zu massenhaftem Aderlass. Das Volk hat nicht eher geruht, bis es endlich Petabytes persönlicher Dinge als Bollwerk benutzen konnte, um das Tor in eine neue, paradiesische Zeit zu durchstoßen. Hunderttausende Vernetzungsverweigerer und Accountlose sind aufopferungsvoll in Lager marschiert, die mal Gedenkstätten waren für irgendwas anderes. Haben fleißig Bosoplasmafaserbahnen ausgebaut und sind dann scharenweise in Verbrennungsöfen den Märtyrertod gestorben. Das übrige Volk hat sich in Gadgets eingepackt, um sich vor der höllenhaften Realität zu schützen. Das waren Gadgets, die sich ohne jegliches Verständnis bedienen ließen, denn die Schäden, die technisches Verständnis anrichten konnte im Gehirn und in der Gesellschaft, waren da schon längst bekannt. Eure Eltern haben sich aus eigenen Kräften von aller Freiheit entfesselt, von diesem unheilvollem Joch, das nur aus Risiken bestand. Sie konnten die heilbringenden Konzerngiganten überzeugen, dass sie nichts, aber auch gar nichts zu verbergen hatten und Freunde halfen ihnen dabei! Haben die Mächtigen gelehrt, Wissen daraus zu ziehen und mit ihnen zu spielen, statt gegen sie.«

83) Twofuis¹ hustet² wieder³. 84) Vielleicht¹ ist² er³ ja⁴ krank⁵.

»Nach seinem Tod leben wir hier nun jeder in seinem hermetisch warmen, technologischen Komfortkokon, in absoluter vollvirtueller Harmonie mit Staat und Wirtschaft und nichts, nichts kann uns mehr passieren.«

85) Das¹ ich² muss³ erst⁴ mal⁵ verdaun⁶. 86) Er¹ ist² so³ klever⁴. 87) Ich¹ hab² Angst³ gehabt⁴, ich⁵ krkst{ Nachschaltung des Direktübersetzungsmoduls ohne Kompatibilitätszwischenstufe erfolgreich. Die Nächsthöhere Ebene wünscht Ihnen weiterhin eine angenehm bequeme Lektüre und erhebt als Wiedergutmachung der Verzögerung keine Extragebühren. }tskrkönnte ihn verstehen, diese junge Generation – oh, was ist mit mir passiert? Wieso denke ich plötzlich auf ... völlig normal Vergangenheitsdeutsch?

»Das hat offenbar das System im Rahmen des Programms ›Unsere Ahnen als Endlagerstätte für präharmonisches, giftiges Verständnis‹ entschieden«, sagt ein Hologramm in Uniform und mit einem Schlagstock in der Hand, nachdem es inmitten Träumaleins Zimmer aufgeglimmt ist. »Alle harmonischen, braven Bürger müssen offenbar die Regeln befolgen. Aus technischen Gründen hat sich deine Aktualisierung offenbar etwas verzögert, wir danken für dein Unverständnis.« Neben ihm erscheint ein weiteres Hologramm und hantiert mit Gerätschaften aus einem Koffer.

»Welche Regeln?«

»Das ist offenbar nicht wichtig, denn dein Geist unterstützt schon recht gut die automatische Regelbefolgung.«

»Wer bist du überhaupt und warum trägst du einen Schlagstock?«

»Anonymer Vertreter der Staatsgewalt, zugleich dein Freund und Helfer, und das hier ist offenbar nur mein neues iLoveBios-Gadget.«
Durch Twofuis, den ich noch umarmt halte, geht ein Zucken, Plötzlich scheint er mir viel leichter. Ich lege ihn sorgsam hin und decke ihn zu.

»Ah, da bin ich ja beruhigt. Aber, was macht da dein Kollege?«

»Mein Kollege baut offenbar den Biolöscher zusammen.«

»Aber wen wollt ihr biolöschen?«

»Twofuis Treyt Aleffeer Etcetera.«

Und – bzzzz'plopp! – da ist das auch schon erledigt. Die Bettdecke sinkt langsam in sich zusammen. Nur noch Träumaleins Stirnimplantat liegt da auf dem Kissen, ordentlich in einem Nest aus künstlichen Nerven.

»Und warum bleibe ich ruhig?«

»Du solltest offenbar nicht so viel Fragen stellen. Dir ist offenbar nicht bewusst, dass jede einzelne Anfrage, die mutmaßlich disharmonistisches Denken begünstigt, 25.000 LifeScore-Credits kostet. Reine Formsache, Gebühren für die Versicherung gegen Tumulte aller Art. Noch ein paar wenige, und du bekommst offenbar einen IDIN verliehen, um gnädigerweise deine AfterMan-Würde wiederherzustellen.«

»IDIN?«

»Individual Drop Into Nirvana. Übrigens, die Auflösung einer Abkürzung pro Tag hat die nächsthöhere Ebene eben für scoreneutral weil höheren Zwecken dienend erklärt, denn Gnade ist das oberste Prinzip unserer einzigen, ersten und letzten fürsorglichen und nachsichtigen Staatsgewalt.«

Jetzt hat er bestimmt darauf spekuliert, dass ich frage, wie viele Credits ich noch hätte. Ich rufe meinen Score besser einfach aus der AfterMan's Egonsole ab ...

»Ich bin ja tatsächlich im Minus! Ich hatte doch über +500.000, das letzte Mal, als ich nachgeschaut hatte.«

»Tja, die letzten Vergehen waren offenbar ziemlich teuer. ›Slaughter dad‹, weißt du offenbar nicht mehr? Hätte offenbar »shlechter« heißen müssen. Die Completercompliance deiner Sprechweise – nur compliant speech ist vor Verständnis geschützt – liegt offenbar knapp über der Mindestquote von 70%, die AfterMen deines LifeScoring-Klasse zusteht, und deine fällt leider oft darunter. Auch ›Alter‹, das hättest du offenbar beide Male besser vermieden. Aber offenbar noch schlimmer: Als Mann in der Nacht das Zimmer einer gesponsorten BMVZ-Biohumankapitaleinheit betreten, das geht ja mal gar nicht. Ist denn deine Biohumankomplementärin nicht da, denn das gehört ja zu ihren Aufgaben?«

»Kriege ich LifeScore-Credits zurückerstattet, wenn ich auf Fragen der Staatsgewalt antworte?«

»Selbstverständlich. Aber du hast ja schon wieder was gefragt, das gleicht es offenbar wieder aus, insofern ... Tut mir leid, braver Bürger.«

»Okay, dann antworte ich brav wahrheitsgemäß: nein. Eine Frage hätte ich aber noch, koste sie, was sie wolle: Warum musste mein Sohn gebiolöscht werden?«

»Offenbar sollen Fragen von würdelosen Minusbürgern nicht beantwortet werden, aber ich will mal Gnade vor Recht walten lassen: Deine schutzbefohlene Biohumankapitaleinheit wurde offenbar von Hackern infiziert und hat einen metaleptischen Anfall bekommen. Die erhöhten Ironie- und Moralinwerte unserer Sensoren beweisen dies eindeutig. Die Einheit diente ihnen offenbar als eine Art Fenster, durch das der sogenannte ›Große Narrator‹, in dessen Kopf wir laut der Religion dieser bösen Hacker existieren, so falsch daherreden konnte. Twofuis T. A.'s Weltbild wurde damit offenbar irreparabel kontaminiert. Offenbar war ein IDIN nicht möglich, die Einheit war einfach zu jung und unschuldig dafür. Keine Sorge, sie wird offenbar wieder in reine Higgs-Bosonergie umgewandelt. Dein Licht ist dein Sohn, dein Netzzugang ist dein Sohn, dein Leben ist dein Sohn – Ohmen.«

Plötzlich sind meine Gedanken klar. »Das heißt, so einen wie Deem O'Crazy hat es wirklich einmal gegeben?«

»Natürlich nicht. Es war nicht nur ein Märchen, sondern offenbar auch ein klarer Fall von Blasphemie. Auch das Narrentum ist offenbar davor nicht gefeit. So, bitte jetzt keine weiteren Fragen stellen, sonst muss ich dich offenbar droppen. Ich weise dich darauf hin, dass du offenbar so frei bist, nach drei IDINs gebiolöscht zu werden.«

»Ach so?«

[highlight]Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE (s. Profil)[/highlight]​

 
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Servus floritiv

Ich ahne hinter dem Text ein sehr komplexes Konzept, nämlich den visionären Entwurf einer wahrlich dystopischen Zukunft. Ich glaube, große Sprachgewandtheit - auch wenn sie noch so dekonstruierend ist - und stellenweise umwerfenden Wortwitz zu erkennen. Ich vermute, dass du eine Menge Arbeit hineingesteckt hast.
Aber definitiv wissen tu ich nur eines: Das Ding ist fucking mühsam zu lesen. Einige Stellen las ich mehrmals, viele überflog ich nur, und irgendwann gegen Ende stieg ich entnervt aus, mit der mich selbst beschämenden Erkenntnis, so ziemlich nix gecheckt zu haben.
Was ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen will. Was heißt, ich komme wieder.

Bis später, floritiv.

offshore

PS Rechtschreibfehler kann ich dir nicht einen einzigen nachweisen. Diese Scheißdinger sind offenbar mit Erfindung deiner Neuspreche ausgestorben. Sehr erfreulich.

 

Hey floritiv,

an die Version 2033-beta1, Codename »EasyDeutsch« muss ich mich erst noch gewöhnen, aber wer weiß, vielleicht reden/schreiben wir in ein paar Jahrzehnten ja wirklich so. Ich bevorzuge dennoch die Sprache des 21 Jahrhunderts, auch wenn diese sich in den letzten Jahren immer mehr ins lol und omfg und lmao gewandelt hat, was für mich mehr klingt, wie eine Protosprache in der die Höhlenmenschen miteinander kommuniziert haben :D

Sprachlich kann da wohl keiner was wollen, da bist du Herr aller Dinge. Die Idee fand ich gut, die Handlung erst mal wirr. Schwer, den Durchblick zu halten. Ich bin gespannt, wie der Text so bei den anderen ankommt.

Hank

 

»IDIN?«
»Individual Drop Into Nirvana.
:bounce:

Hallo floritiv,

ich bin grad knapp bei Kasse und da stelle ich besser keine Fragen :D Aber wenn ich deinen Mut lobe, so etwas auszutüfteln und zu veröffentlichen, kriege ich dann

» ... LifeScore-Credits zurückerstattet?
Ich hoffe, du hattest Spass beim schreiben und deine Biohumankomplementärin hatte Freude, als du ihr das vorgelesen hast? Oder war sie da gerade mit eurer Biohumankapitaleinheit beschäftigt? Oh schon wieder eine Frage, das kostet.

Lieben Nichtversteh- und trotzdem Schmunzel-Gruss,
Gisanne

 

Tagchen floritiv

Also ich glaube, dass ich keine Ahnung habe, was ich hier gerade gelesen habe, aber ich habe es sehr genossen :lol:. Gab hier im Forum schon die eine oder andere Geschichte - und da zähle ich deine ab jetzt auch dazu - die ich überhaupt nicht verstanden habe, aber es mir Spaß machte, sie zu lesen.

First things first: Ich bin Übersetzer/Dolmetscher und etwas wie Simultanübersetzung gibt es nach meinem Wissensstand nicht. Es gibt Simultandolmetschen (min. 2 Dolmetscher sitzen in einer Kabine, haben en Mikro am Kopp und geben abwechselnd (jeder für ca. 20 Minuten) in einer anderen Sprache wieder, was sie gerade hören/was gerade gesagt wird - ich denke mal, dass du das meintest?) und es gibt Stegreifübersetzen (keine wirkliche Übersetzungsart. Wird eben so genannt, wenn man einen bereits fertigen Text vorgelegt bekommt und den dann eben übersetzen soll). Das sind, glaube ich, die einzigen beiden Übersetzungs -und Dolmetscharten, die es gibt, die wirklich wie aus der Kanone geschossen kommen müssen.

Da ich recht viel mit Sprachen am Hut habe, interessiert es mich immer, wie die Macher auf ihre erfundenen Sprachen kommen (wie auch z.B. in Herr der Ringe oder Game of Thrones).
Das was du hier geschrieben hast, klang für mich anfangs wie übertrieben verblödetes Deutsch, aber das kam mir dann zu einfach vor und die "Idee" habe ich dann wieder recht schnell über Bord geworfen. Diese beiden Sätze hier

flisternd an mein ohr.
sein stimme is plezlich so komish heiser, sein stirn shwitz, was is mit er?
klingen für mich ziemlich jiddisch angehaucht. Hast du dich daran bedient, oder ist das Zufall? Würde mich wirklich interessieren, nach welchem Konzept du deine Sprache hier entwickelt hast...


Also einen wirklichen roten Faden konnte ich definitiv nicht finden, aber wie schon gesagt, das fand ich nicht schlimm. Und obwohl ich nicht alles verstanden habe, gibt es da den einen oder anderen Satz, der mir deine Geschichte wirklich gruslig hat wirken lassen und ihr einen erschreckenden Beigeschmack gegeben hat.

rege durch Streicheln über ihr Kopfhaar deine und ihre natürliche Oxytocinproduktion an.
Das hier z.B. Ich hoffe, dass es niemals der Fall sein wird, dass die natürliche Oxytocinproduktion nur dann angeregt wird, wenn irgendjemandem ein derart mechanischer "Befehl" dazu erteilt wird...

Und sein Minister für Freiheit schrie dem Volk entgegen: ›Wollt ihr DIE TOTALE SHOW?!‹, und ließ sie jubeln und schreien.
Hunderttausende Vernetzungsverweigerer und Accountlose sind aufopferungsvoll in Lager marschiert, die mal Gedenkstätten waren für irgendwas anderes. Haben fleißig Bosoplasmafaserbahnen ausgebaut und sind dann scharenweise in Verbrennungsöfen den Märtyrertod gestorben.
Versteht sich von selbst, wieso das gruslig ist.

Dir ist offenbar nicht bewusst, dass jede einzelne Anfrage, die mutmaßlich disharmonistisches Denken begünstigt, 25.000 LifeScore-Credits kostet. Reine Formsache, Gebühren für die Versicherung gegen Tumulte aller Art.
Die gute alte Meinungs-/Gedankenfreiheit leidet doch immer als erstes und obwohl ich das in Geschichten mittlerweile fast etwas abgedroschen finde, zieht es bei mir doch immer wieder...

Alles in Allem sehr sehr gerne gelesen. Ich mag derartige Experimente, wenn sie funktionieren und deines scheint funktioniert zu haben. Um das besser sagen zu können - glaube ich - wäre mehr Text nötig.
Hoffe derartiges wirds noch häufiger geben.

lg zash

 
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Hej floritiv,

ich mochte das.
Teilweise funktioniert für mich die Erzählstimme nicht ganz so gut mit der von Dir gewählten Zeit. Im Präsens

Ich is unsicher
soll doch sowas sein, oder?

wirkt das komisch, wenn der Erzähler zwischendurch so erklärend ins Off spricht. Damit rückt ein imaginäres Publikum zu sehr in den Vordergrund.
Ich weiß nicht, ob das so gut erklärt ist, aber das fühlt ich für mich irgendwie brüchig an, zwischendurch. Ich bekomme das nicht richtig zu fassen, weil ich beim Nachlesen denke: Wieso, ist doch okay so.
Irgendwas stimmt da trotzdem nicht und das liegt nicht an der Sprache. :susp:

Und – bzzzz'plopp! – da ist das auch schon erledigt.
Fies, fies, fies. Dass er sich vorher unterm Kissen versteckt und schwitzt und auf den Arm gehoben wird und überhaupt so kindlich agiert und dann so einfach weg ist, damit hast Du mich voll erwischt.
:cry:

»Ach so?«
Das hätte er (sie, es?) ja schon vorher ahnen können.
Das gefällt mir, Traeumalein übernimmt den einfacheren (sprachlich) und deutlich emotionaleren Part und … die sekundäre Bezugsperson ist so dümmlich, wie es Erwachsene gerne mal sind.
Schöner Kontrast.

Ich verstehe es in etwa so: In ferner Zukunft sieht sich Traeumalein das Deem O'Crazy-Märchen an und obwohl vorgewarnt wurde, dass die Gefahr des Verstehens besteht, lässt ihn der nicht allzu helle Papa gucken. Twofuis Treyt Aleffeer Etcetera versteht dann auch, denn das Märchen ist gar keins, sondern beschreibt mit den im Laufe der Zeit entstandenen Ungenauigkeiten den Lauf der Geschichte ab dem zweiten Weltkrieg (Hitler=DeemO'Crazy - da bin ich mir nicht sicher, ob das eine Art Analogie sein soll oder eine Art Geschichtssplitter) über die Machtergreifung der Konzerne und landet in der so gut wie ausweglosen Situation, in der sich Vater und Sohn (?) in der Jetzt-Zeit befinden.
Traeumalein heult, während der Vater ahnungslos bleibt, dann tauchen dies Hologrammpolizisten auf …

»Ich bin so froh, dass ihr Deem O'Crazy überwunden habt.
Ich war mir erstmal nicht ganz sicher, ob das Traeumalein selbst spricht, oder ob es irgendwie abgespult wird.

Doch, ich fand's richtig gut. Was auch immer ich da jetzt richtig oder falsch verstanden habe.

:)

Gruß,
Ane
PS: Und weil ich gerade Zashs Kommentar gelesen habe: Ich musste zwischendurch auch ans Jiddische denken. Hier z.B.

und er hat traenes in de gesicht

 
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Hi Floritiv

Auch ich hatte selbstverständlich Mühe mit dem "easy-deutsch" - was mich aber keinesfalls davon abgehalten hat, den ganzen Text zu lesen. Ich mag Dystopien. Und deine hat es mir - trotzdem es sehr anstrengend ist, die Geschichte zu lesen - angetan.

Was soll man hier gross kritisieren? Natürlich habe ich auch nich 100% verstanden, doch den Grundplot sehr wohl, und der hat es in sich. Ein Cyberspace-Orwell-Überwachungsstaat, indem jegliche Fragen die Life-Credits und somit das Recht zu leben, verringern. Grandios! (wenn ich es denn wirklich verstanden habe....)

Habe deine Geschichte gerne gelesen und bin nahezu begeistert. Vielleicht liegt das aber auch nur an meinem Faible für dystopische Geschichten, so anstrengend sie auch zu lesen sein mögen ;)

Gruss

Wortzauberer

 
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Vielen Dank schonmal für die Kommentare,

es freut mich, dass die Geschichte grundsätzlich Anklang findet, sogar obwohl sie eigentlich nicht vollständig verstanden wird. Bevor ich mich dazu inhaltlich im Detail äußere, möchte ich jedoch noch weitere Kommentare abwarten. Ich spiele mit dem Gedanken, die Grammatik dem gegenwartsdeutsch anzugleichen, dafür aber die einzelnen Buchstaben etwas zu verfremden, außerdem den Prot in grammatisch stark vereinfachter Sprache sprechen zu lassen, so als Ausgleich (das wär nur folgerichtig, wenn man eines Tages so sprechen soll, dass auch und gerade Computer einen verstehen). Dank Unicode, der heute längst etablierte Computerzeichensatz, der die meisten auf der Welt benutzten Alphabete kodiert, sollte es technisch kein Problem sein, sie durch einen Online Unicode Decorator oder Obfuscator zu jagen. Ich muss für mich allerdings noch die Frage klären, ob solche Hilfsmittel im künstlerischen Rahmen angesichts meiner Selbstansprüche legitim sind.

 
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Hallo Floritiv

Nach den ersten Absätzen habe ich deine Geschichte erst mal grob überflogen, um zu sehen, ob noch was in "normaler" Sprache kommt, und da es da noch ein paar Häppchen gab, habe ich mich noch mal dran gewagt. Am Ende war ich sehr beeindruckt. Du gibst dem Geist echt was zu tun. Besonders interessant fand ich immer die Stellen, wo diese Kunstsprache sich mit der heutigen Sprache berührte oder auch mit der heutigen Erlebenswelt zusammen traf. Da ist "Träumalein", niedlich, altertümlich, was erst mal so zärtliche, schützende Gefühle gegenüber einem Kind weckt, dem ein "Märchen" erzählt wird, und dann ist da ›Twofuis T. A.‹ , der einfach biogelöscht wird, weil er angeblich defekt ist.
Beim zweiten Lesen fällt dann auf, dass "Träumalein" neben "Träumerlein" noch mehr birgt: "Träum allein", "Träum mal ein" vielleicht auch Trauma?
"Träumaleins Stirnimplantat liegt da auf dem Kissen, ordentlich in einem Nest aus künstlichen Nerven."
Das finde ich wirklich sehr schaurig gemacht, wie du diese kalte, technische Grausamkeit mit einem Ausdruck von Geborgenheit verbindest.
Die Art der Sprache schafft allein durch die Anstrengung des Entschlüsselns einen gewissen Abstand, immer wieder unterbrochen durch Vertrautes ("Papa, erzählst du mir eine Gutenachtgeschichte?").
Gefühlsmäßig war ich dadurch nicht so sehr berührt, abgesehen von meiner Freude an manchen Finessen ("Deem O'Crazy", auch sehr schön!) . Bei dem Ende war ich mir da nicht so sicher. Wird er jetzt auch gebiolöscht, weil er noch eine Frage gestellt hat?

Gruß, Chutney

 

Schon der Titel,

Träumalein,
später korrekt
Traeumalein
hat’s in sich, was man ja schon bei deinem Namen,

lieber floritiv,

vermuten muss, kann ja nur als blumige (flori-) Form der Sprache (-tiv) angesehen werden. Kreolisch ist schon weiter als Pidgin, aber auch das ist eine vollwertige Sprache, in der sich alles ausdrücken lässt, was sich ausdrücken lässt (incl. Pickel). Wer erkennte nicht auf Anhieb in „a waka“ (Surinam) das “he walk“ Hawaiis? Spätestens jetzt müsste jeder wissen, was „a lobi“ heißt, schließlich ist es gar kein Pidgin, sondern eine kreolische Sprache …

Der Akuespra folgend ist es ein dreiteiliger Titel aus dem umgelauteten Traum (1), mal (2) und ein (2,5).
Pa'dong, wird nun der aufmerksame Leser fragen, warum 2 ½? Wir erkennen schon mit (1) und (2), dass Verdoppelungen direkt hintereinander verschlungen werden – etwa der Form, dass „Schifffahrt“ zur „Schifart“ verkürzt wird, was ohne Schnee immer mit Schifffahrt ein-ein-deutig zu deuten wäre – ebenso bei Schnee ohne Wasser als „Skifahrt“. Schnee + Wasser hingegen ergibt immer Wasserski (logisch und chancenlos, hingegen – logisch – mit Schanze Flugski und als Tätigkeit Skiflug, nicht zu velwechsern mit dem Skipflug).

Nun, bringen wir die Erkenntnis hierorts an, ergibt sich zunächst die Variante „Träum mal ein“ (Pidgin: trauma, Deutsch-Kreolisch: treum ma, wobei die Ähnlichkeit zum Ruhrlatein auffallen muss: Träu’ma’)

Tatsächlich wäre dann auch möglich „Träum allein“.
Spätestens aber mit

Traeumalein wael
wir wissen ds muss’ein (oder: mus’sein) n lebwes!

Wir versuch noch dergleichen bei dr

AfterMan-Würde.
After (Ende des Mastdarms, im ahd. aftero noch Adjektiv „hinter“, was im engl. after, wenn auch nun gedehnt, noch erhalten ist), Man (= zunächst Mensch, gleich welchen biologischen, sozialen oder grammatischen Geschlechts, aber dann Mann, gleich welcher sozialen Stellung, den nach einem hühnischen Wort ist Þ wo-man Þ nigger of Þ world, egal ob mit oder ohne Schürz). Würde nun führte zu weit, zu werden ausgeführt von dr dignity bis zum maskierten Hilfsverb werd, was also die Variationen Hintermensch/-mannesdignität bis zum potenz-i-ellen Vorgang auf der Herrentoilette (sofern zivilisiert) oder dem Donnerbalken führt.

Aber

die Auflösung einer Abkürzung pro Tag
ist nun mehr als überschritten und zwingert uns, dass nun zur Ruhe einstweil begeb, nicht ohn di Frag zu stell: Warum nicht konsekwente Kleinschreibung?

In belde

fridelde

 
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friedel: :confused: Wie findest du meinen Text? Und warum? Vielleicht auch, welche Stellen du verbessern würdest. Sag es doch klipp und klar und einfach, wenn schon die Geschichte nicht einfach ist. Bitte, tue es für mich, und ich verspreche mich in Zukunft zu bemühen, leichter verständliche Texte zu schreiben. Von so avantgardistischen Murks haben nur wenige was und ich frag mich da echt manchmal selbstkritisch: Für wen schreibe ich da? Etwa für mich, oder weil ich anderen etwas rüberbringen will? Diesbezüglich ist der Text zugegebenermaßen etwas schizophren, gerade deshalb stehe ich mit ihm auf dem Kriegsfuß und habe ihn hier eingestellt, in der Hoffnung auf sachdienliche Hinweise zur Heilung. Ich kann immerhin froh sein, dass er nicht von einem Moderator gelöscht wurde, schließlich ist er in der ersten Hälfte nicht hochdeutsch, eher Mundart mit drei zugedrückten Augen. Vielleicht sollte ich ja eine Übersetzung des ersten Teils posten, hm.

Allerdings sehe ich, was mein Problem damit betrifft, durchaus Parallelen zu deinen Kommentaren, solchen wie den über mir. Nun, vielleicht wolltest du mir ja gerade das sagen, vielleicht willst du mir damit sagen »Hey, dein Text ist mordsunverständlich, ich demonstrier dir einfach mal wie«, Glückwunsch, das wär dir gut gelungen.
Aber andererseits pflegst du ja mit schöner Regelmäßigkeit so Dinger von dir zu geben, auch unter anderen »normaleren« Texten. Ich bin mir sicher, dass du auch anders könntest, aber was soll's. Nach meiner Pfeife tanzt ja wieder mal niemand ;).

Also, für wen schreibst du? Frag dich das mal ganz ernsthaft und insgeheim und antworte dir nicht leichthin »für den Autor«, geschweige denn »für die anderen Leser und Kritiker«. Allein, ich könnte dir das einfach nicht abkaufen. Ich müsste mich ja sonst entschuldigen, dass du für deinen sicherlich aufwendigen Kommentar Zeit und Mühe verschwendet hast, denn zumindest ich habe nichts davon, vielleicht ja der ein oder andere, der intellektuell mehr auf deiner Höhe ist.


Viele Grüße
floritiv

PS: Dieser Beitrag kann Spuren von Ironie enthalten, ist aber ernsthaft und sachlich gemeint.

 

Hallo floritiv,

ein Hammertext. Wunderbar unheimlich. Die Bezeichnung "Träumalein" ist wichtig, weil sie in eine ferne Geborgenheitswelt zurückreicht. Jedenfalls berührt mich das Schicksal der schutzbefohlenen Biohumankapitaleinheit dadurch mutmaßlich stärker.

merci

baronsamedi

PS: Und ich wusste, dass Friedel dazu was Kongeniales up-sondern muss:

After (Ende des Mastdarms, im ahd. aftero noch Adjektiv „hinter“, was im engl. after, wenn auch nun gedehnt, noch erhalten ist), Man (= zunächst Mensch, gleich welchen biologischen, sozialen oder grammatischen Geschlechts, aber dann Mann, gleich welcher sozialen Stellung, den nach einem hühnischen Wort ist Þ wo-man Þ nigger of Þ world, egal ob mit oder ohne Schürz). Würde nun führte zu weit, zu werden ausgeführt von dr dignity bis zum maskierten Hilfsverb werd, was also die Variationen Hintermensch/-mannesdignität bis zum potenz-i-ellen Vorgang auf der Herrentoilette (sofern zivilisiert) oder dem Donnerbalken führt.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo floritiv

Löschantrag? WTF!
Eher verschiebe ich den Thread in die Experimenten-Ecke. Da steckt mir zu viel Arbeit und Herzblut drin. Jawoll.

Mir als Bithaufenschupser war es eine Freude, den Text zu parsen, decoden de messege und zu entpacken da social i-shoes.

krkst{ ...
}tskrk
Man beachte den durch die inverse Schreibweise unterstreichenden Unterschied
des Ein- und Auschaltknackens.
:D

Traeumalein – sorry, Twofuis T. A. – zuck mit de shulters.
Da der Erzähler mich damit direkt anspricht, wirfts mich raus.
"Twofuis zuck mit de shulters" reicht vollkommen.

I anseh ihn, sein stimme is plezlich so komish heiser, sein stirn shwitz, was is mit er?
I anseh er, ...
Nicht leicht, NuGerman durchzuziehen. :p

Deem O'Crazy
Du Schelm.

Individual Drop Into Nirvana
auf non-compliant Swiss-German: EXIT.
:D

einen metaleptischen Anfall
kenn ich, meist hat dann mein Compiler wieder mal das gemacht, was ich tippte, nicht das was ich wollte.

Ich sehe es wie Ane, das kindliche unbefangene Hinterfragen des Sohnes stehen in wohltuendem Kontrast zum in seiner Komfortzone steckenden Vater.

Der Text hat für mich funktioniert, zeigt meines Erachtens hübsch auf, wie im Verlauf einer uniformierenden Sprach(r)evolution die Weltgeschichte verdreht wird, Demokratie als Märchen und dank komplexer und dadurch überfordernder Vernetzung technischer Dienste, die menschlichen Individuen zu willfährigen Sklaven macht. Tut nicht weh, ist bequem, nichts fragen, nichts sagen.

Ich verstehe die letzten Sätze des Vaters als Auflehnung, gleichzeitig aber auch als Resignation vor dem System, sozusagen - totale Kapitulation.

Danke für dieses distopische Technokratenlehrstück, gern gelesen.
Gruss dot

 

PS [x - 1/angemerkt]: Dieser Beitrag kann Spuren von Ironie enthalten, ist aber ernsthaft und sachlich gemeint [Anm. des Verf./ wie alles bei ihm].

Dat is mich ja noch nich treissap - siehze,

lieber flori,

jetzt hastu mich verwirrduellt, hab ich doch gestern an Wilhelm auf einen Komm von Berliner erst geschrieben

Houu-dye-do with a shillerizing song of joyce
- und warum soll Dein Täckst nicht gut sein? Warum sollten wir Joyce auch nur einen Finger breit nachstehn? Mich packt jetzt der Ehrgeiz, nehm Dich mal mit nach Haus und zeige erbarmungslos (übrigens der beste Western made by Eastwood, den ich schon vorm Tode von Leif Ericson kannte) die Schwächen, besonders aber die Stärken auf.

Warum also kein Experiment? So ist man doch vorm Absturz geschützt. Aber dass das klipp & dann auch noch klar gehe, weiß ich nicht. Ich auf jeden Fall wird Marias Wunsch, einfach zu schreiben, einfach so nicht nachkommen können.

Für wen schreiben wir das? Warum tun wir das?

1. Für uns selbst.
2. Weil wir wollen + müssen, selbst wenn wir anders können.
3. Weil wir mehr als ficke-fucke-Hühnerkacke rüberbringen wollen (oder manchmal auch nicht oder doch nur teilweise ...)
4. Weil wir doch alle plemmkacki sind oder Ähnliches ...

auf dem Kriegsfuß
stehn wir doch hierorts.

Ich kann immerhin froh sein, dass er nicht von einem Moderator gelöscht wurde,
Schreit nach Ungleichbehandlung, aber ich lasse mich gerne Löschen, um in anderer Gestalt dergleichen wieder hervorzuholen. Es fördert halt die Kreatiefitäterätätä.
Vielleicht sollte ich ja eine Übersetzung des ersten Teils posten, hm.
Tu's erst, wenn Mrd. (immerhin gibt's ja sieben) daran scheitern.

Allerdings sehe ich, was mein Problem damit betrifft, durchaus Parallelen zu deinen Kommentaren, solchen wie den über mir. Nun, vielleicht wolltest du mir ja gerade das sagen, vielleicht willst du mir damit sagen »Hey, dein Text ist mordsunverständlich, ich demonstrier dir einfach mal wie«, Glückwunsch, das wär dir gut gelungen.
Ich bring morgen Taschentücher mit, besser Handtücher, solang bitte nicht weinen!!!!

Nach meiner Pfeife tanzt ja wieder mal niemand .
Bitte ich in den Plural zu setzen, wenn ich darf & Du kannst.

Also, für wen schreibst du?
Also: Für meine Putzfrau wirstu mir nicht glauben. Oder?
, der intellektuell mehr auf deiner Höhe ist.
Gibt's das, Du schameichelst mir ...

Bis denne,

FRD

 

friedel: :rolleyes: Tja, wie auch immer. Es ist ja auch eher ein Glück denn eine Selbstverständlichkeit, wenn man auf derselben Welle sendet.

Chutney, baronsamedi, dotslash, auch euch vielen Dank! Habe heute überlegt, ob ich den Papa in »Leichter Sprache« sprechen lassen könnte, und mich sonst an unsere Rechtschreibung halte. Wäre konsequent, denn in Zukunft könnte man versucht sein so zu sprechen, dass einen der Computer versteht. Aber es wird schwer, da auch noch etwas Kunstartiges reinzukriegen. Lasse mir das weiter durch den Kopf gehen.

`pwd` ;) schrieb:
I anseh er, ...
Nicht leicht, NuGerman durchzuziehen.
EasyDeutsch ist ein Kunstprodukt, vollkommen willkürlich. Vergleichbar mit Esperanto, bei dem Regelmäßigkeit nur eher Fassade ist (z.B. granda / malgranda für groß / klein, wieso nicht malklajna / klajna oder so?). Dachte mir halt, hey, »ihn« sagt auch etwas über sie Satzstruktur aus, während es hier nur deshalb »mit ihm« heißt bei uns, weil »mit« nunmal den Dativ verlangt. Weg mit dieser historisch gewachsenen Unordnung in der Grammatik.

Soweit, also, ich brüte mal noch drüber.

 

Hallo,

das ist ein toller, mutiger Text. Mir hat er zuerst Spaß gemacht, man findet ihn auch witzig, aber dann, wenn man durchsteigt, nicht mehr so. Schon auch sehr dystopisch. Mich hat an diese englische TV Serie Black Mirror erinnert, so von der geschlossenen, hermetischen Aufmachung.

Gut, und gerne gelesen.

Gruss, Jimmy

 

DAS ist mal ne moderne SF-Story.

Danke dafür.

Muss ich aber offenbar noch zweimal lesen, um alles zu kapieren.

Uwe
:cool:

 

Hi floritiv,

ja, durchaus anstrengend und ja, durchaus interessant sprachlich und nein, auch ich habe vermutlich nicht alles verstanden, was m.E. auch weder notwendig noch beabsichtigt ist/war.

Ich will aber versuchen, die Geschichte etwas näher zu beleuchten.

krkst{ Die Spracheinheit des Ich-Erzählers ist leider zur Zeit nicht abwärtskompatibel.

Der Ich-Erzähler wird also nicht übersetzt, das Kind aber schon? Wie kommt die Geschichte zu mir - dieser Einschub legt nahe, dass das Komfortkokon-System selbst die Geschichte überträgt - zurück in die Vergangenheit? Es stört mich nicht wirklich, aber es wirkt ein bisschen so, als hättest Du Dir die Einführung der neuen Sprache damit halt leicht gemacht.

»Papa, erzählst du mir eine Gutenachtgeschichte?«
»Fuck, wie:q du red mit ich schon wieder und warum ich muss denn immer?

Ist das der Hinweis darauf, dass das Kind einfach kein Easydeutsch spricht? Warum tut es das? Ist es schon infiziert? (Es wird nahegelegt, dass das Kind erst später, durch das Märchen, infiziert wird.)

Zieh es doch mit de ›Grannie's goodnight story‹ aus de AfterMan's Virtuniverse Cloud.

In AfterMan's Virtuniverse Cloud und vielen weiteren Stellen stecken vermutlich viel mehr Bedeutungsebenen und lautmalerische Assoziationen, als die Leser verstehen können. Das finde ich ok, so lange ich für meine eigene Phantasie genügend bekomme. Hier macht mir die Interpretation "Nach-Menschen", die Biohumankapitaleinheiten, viel Spaß.

Jez mal echt, Alter.«
»Okay ...«
Ja, ich geb zu, ich bin a slaughter dad.

Du bist der Erfinder, Du darfst auch Spaß haben an Deiner Spreche, Alter, slaughter dad ;-)
Ein paar Regeln glaube ich zu erkennen im EasyDeutsch: keine/kaum Adjektive, Anglizismen bleiben unverändert, kein Geschlecht und keine Beugung bei Hauptworten durch Verzicht auf die Endung, reduziertes konjugieren von Verben, hauptsächlich Zeitformen. In der Satzstellung und Schreibweise erkenne ich bislang keine Regel bei der Verfremdung (hab es aber auch nur zweimal gelesen)
Damit balancierst Du gut zwischen Verständlichkeit und Mühseligkeit beim Lesen.
Es würde mir vermutlich mehr Spaß machen, wenn Du's komplett durchzögst, denn man liest sich schon ein wenig ein.

Was erfahre ich über die Welt:
Die Menschen sollen nicht zu viel verstehen, weil das biologisch schädlich ist. Muss ich einfach so hinnehmen, wie Deine Figuren auch. Dadurch fehlt mir mehr Erklärung hier auch nicht.

und de Perodise::KidGuard trojaner is auch nicht wieder eingetragt bei ›notify_observers‹, ich is so beruhigt.

Ok, hier verstehe ich nicht genug. Du hast Dir bestimmt viel dabei gedacht. Hier taucht die Welt hinter der Szene "Papa will keine Gutenachtgeschichte erzählen" bislang am deutlichsten auf, und ich will mehr von der Welt wissen: es scheint der KidGuard zu fehlen, und das ist gut? Die Welt stellt sich eher so da, als sei Überwachung gleich Fürsorge und daher begrüßenswert. Vermutlich verstehe ich es falsch. Innerhalb Deines Systms mag diese Info ausreichend und originell sein, aber entweder sie ist nicht wichtig für mich, dann ist es eine Selbstverliebtheit in das geschaffene System (kann ich verstehen, aber unnötig) oder es ist wichtig, dan brauche ich mehr Kontext, mehr Erklärung.

so ich vorspul mein leben mit de Turbo Meditation app. Aber nach drei stundes es stop,

(can't wait to have this)


Auch de site is auf einmal geschreibt in Precompletable German.

Erzähler sieht im Netz nach, was zu tun sei - und kommentiert die Deutschversion der Seite. Häh? Weiß der Erzähler, dass ein Teil seiner Geschichte nicht in EasyDeutsch erzählt wird, obwohl er selbst es denkt, oder warum "auch"?

An de fenstersheibe es mach plipp - plipp - plipp, ich glaub das sind observer drones, die haben angesaugt sich. Zum glick wir haben naemlich viel freundes.

Es passt zum Erzähler, dass er so vereinfacht denkt, aber ich möchte wissen, warum saugen sich die Dronenfreunde jetzt an - weil das Kind weint? Wieder würde ich gerne ein bisschen mehr von den Regeln der Welt verstehen.
»Ich bin nicht ›dein Traeumalein‹, ich bin Twofuis Treyt Aleffeer Etcetera, hexadezimal 25 38 A4 …, der Anfang der Prüfsumme von meinem Immutable Bio-human Resource Unit Record. Du als meine sekundäre Bezugsperson darfst mich gemäß Vertrag gern auch einfach ›Twofuis T. A.‹ nennen. Andere Kurzformen müssen von der BMVZ, dem Bundesministerium der Vergangenheit&Zukunft Territorial- und Lebenskontrolle GlobAG, genehmigt werden. Die Adresse des Antragsformulars gebe ich dir gern auf Anfrage.«
»Okay!? Aem, hat das wirklich du gesagt oder das war de BMVZ auf durchshalte?«

Wow. Das System hat sich eingeschaltet, kontrolliert das Kind. Hier packst Du mich! Wenn's auch der Details ein bisschen viele sind.

Da Twofuis fellt um mein hals, so fest, dass ich bekomm a shlag. »Nein, nicht doch«, Twofuis sag fiebrig flisternd an mein ohr.

Ist das hier ein Hinweis darauf, dass das Kind nicht aufgewühlt ist, sondern "infiziert", etwas zu verstehen beginnt?

»Ich bin so froh, dass ihr Deem O'Crazy überwunden habt. Noch deine Eltern hatte er geplagt und geschunden. Er trug eine Frauenfrisur und sein Zensurbälkchen nicht auf, sondern über den Lippen.

Hier möchtest Du einfach nur verwirren, oder :-) Demokratie ist personifiziert, und das personifizierte Böse ist Hitler, und woher weiß das Kind, was ein Zensurbalken ist? Kommt mir komisch vor, wenn diese Menschen einen Begriff von Zensur haben sollten - geht doch automatisch, wie wir später sehen.

Hat es auf den Straßen zusammengetrieben wie:c Vieh. Es musste für ihn Schilder in die Höhe halten, auf denen Sachen standen wie:x

(ich rätsle noch über die wie Regelung) (und habe Spaß dabei)

Drohte ihnen mit informationeller Selbstbestimmung und Privatsphäre. Und sein Minister für Freiheit schrie dem Volk entgegen: ›Wollt ihr DIE TOTALE SHOW?!‹, und ließ sie jubeln und schreien.

Hier noch Kritik an unserer Gesellschaft reinzubringen ist mir zu gewollt. Die ganze Geschichte schafft das entweder an sich, oder es ist einfach fehl am Platz.

»Aber das ließ sich das Volk nicht bieten. Es hat diese Zustände aus eigener Kraft beendet, hat gekämpft. Daten, digitales Blut dafür fließen lassen. Sich entschlossen zu massenhaftem Aderlass. Das Volk hat nicht eher geruht, bis es endlich Petabytes persönlicher Dinge als Bollwerk benutzen konnte, um das Tor in eine neue, paradiesische Zeit zu durchstoßen. Hunderttausende Vernetzungsverweigerer und Accountlose sind aufopferungsvoll in Lager marschiert, die mal Gedenkstätten waren für irgendwas anderes. Haben fleißig Bosoplasmafaserbahnen ausgebaut und sind dann scharenweise in Verbrennungsöfen den Märtyrertod gestorben. Das übrige Volk hat sich in Gadgets eingepackt, um sich vor der höllenhaften Realität zu schützen. Das waren Gadgets, die sich ohne jegliches Verständnis bedienen ließen, denn die Schäden, die technisches Verständnis anrichten konnte im Gehirn und in der Gesellschaft, waren da schon längst bekannt. Eure Eltern haben sich aus eigenen Kräften von aller Freiheit entfesselt, von diesem unheilvollem Joch, das nur aus Risiken bestand. Sie konnten die heilbringenden Konzerngiganten überzeugen, dass sie nichts, aber auch gar nichts zu verbergen hatten und Freunde halfen ihnen dabei! Haben die Mächtigen gelehrt, Wissen daraus zu ziehen und mit ihnen zu spielen, statt gegen sie.
Nach seinem Tod leben wir hier nun jeder in seinem hermetisch warmen, technologischen Komfortkokon, in absoluter vollvirtueller Harmonie mit Staat und Wirtschaft und nichts, nichts kann uns mehr passieren.«

Sorry, ich verstehe nicht, warum das Kind infiziert ist. Ich lese hier keine Ironie heraus oder schlechte BEwertung des Systems. Oder ist das Problem, dass das Kind das überhaupt versteht, was an der früheren Gesellschaft schlecht war? Warum ist es das Problem? Die neue Gesellschaft wird doch damit begründet. Ich check's einfach nicht, und irgendwie habe ich aber das Gefühl, hier ist doch der Knackpunkt.

krkst{ Nachschaltung des Simultanübersetzungsmoduls erfolgreich. Die Nächsthöhere Ebene wünscht Ihnen weiterhin eine angenehm bequeme Lektüre und erhebt als Wiedergutmachung der Verzögerung keine Extragebühren. }tskr

War Dir selbst zu anstrengend, oder :-)

önnte ihn verstehen, diese junge Generation – oh, was ist mit mir passiert? Wieso denke ich plötzlich auf ... völlig normal Vergangenheitsdeutsch?
»Das hat offenbar das System im Rahmen des Programms ›Unsere Ahnen als Endlagerstätte für präharmonisches, giftiges Verständnis‹ entschieden«,

Ahnen als Endlagerstätte für präharmonisches ... großartig!
Aber warum versteht Papa das Kind nicht? Es wiederholt doch das Märchen, oder sollen das eigene Schlussfolgerungen sein? Kennt Papa die Geschichte nicht? Die Geschichte, warum das jetzige System gut ist und das davor schlecht?

sagt ein Hologramm in Uniform und mit einem Schlagstock in der Hand, nachdem es inmitten Träumaleins Zimmer aufgeglimmt ist. »Alle harmonischen, braven Bürger müssen offenbar die Regeln befolgen. Aus technischen Gründen hat sich deine Aktualisierung offenbar etwas verzögert, wir danken für dein Unverständnis.«

Gedankenlesen, automatische Aktualisierung. Starker Tobak. Also wurden gerade alle zurückaktualisiert auf unser altes Deutsch, downgegradet vom Easydeutsch? Warum? Weil ich gerade die Geschichte lese?

»Anonymer Vertreter der Staatsgewalt, zugleich dein Freund und Helfer, und das hier ist offenbar nur mein neues iLoveBios-Gadget.«

Ich mag die Beschreibung (da funktioniert die Gesellschaftskritik des Textes). Und ich mag die "offenbars", diesen unpersönlichen, selbstverwunderten Sprechstil.

Durch Twofuis, den ich noch umarmt halte, geht ein Zucken, Plötzlich scheint er mir viel leichter. Ich lege ihn sorgsam hin und decke ihn zu.

Hm. Ist es wichtig, dass er leichter wird? Soll das die autmoatische Befehlsausübung verdeutlichen - so ungefähr "ich musste ihn nicht mehr halten" (damit er gelöscht werden kann)? Oder was sonst soll damit ausgesagt werden?

Und – bzzzz'plopp! – da ist das auch schon erledigt. Die Bettdecke sinkt langsam in sich zusammen. Nur noch Träumaleins Stirnimplantat liegt da auf dem Kissen, ordentlich in einem Nest aus künstlichen Nerven. .

Wie so eigentlich künstliche Nerven. Ich glaube, das kind war nicht künstlich. Aber das prefrontalecompleter Inlay brauchte whl ein paar künstliche Anschlüsse, die nicht vaporisiert werden im Gegensatz zur Biomasse.

»Und warum bleibe ich ruhig?«
»Du solltest offenbar nicht so viel Fragen stellen. Dir ist offenbar nicht bewusst, dass jede einzelne Anfrage, die mutmaßlich disharmonistisches Denken begünstigt, 25.000 LifeScore-Credits kostet.

Interessant, einerseits automatische Updates und Regelbefolgung sowie emotionale Kontrolle, andererseits aber noch die Fähigkeit, darüber zu reflektieren. Finde ich erzählerisch schön, daher denke ich nicht zu viel darüber nach, ob das unlogisch ist.
Dafür wüsste ich jetzt aber doch gerne, was es mit den Lifescore-Credits auf sich hat. Eine (zusätzliche) Währung? Lebenszeit? Status?

bekommst offenbar einen IDIN verliehen, um gnädigerweise deine AfterMan-Würde wiederherzustellen.«
»IDIN?«
»Individual Drop Into Nirvana.

Menno, was macht der IDIN? Wird der Prefrontalcompleter neu formatiert? Wäre das schlimm? Wir sollen es wohl nicht wissen, weil es auch unser Erzähler nicht weiß, und da seine Emotionen gerade automatisch reguliert werden, empfindet er keine Angst hierbei und wir daher auch nicht, ok. - Wenn Dir das wichtig sein sollte an dieser Dystopie, dann kommt es fast ein wenig zu kurz für mich.


Übrigens, die Auflösung einer Abkürzung pro Tag hat die nächsthöhere Ebene eben für scoreneutral weil höheren Zwecken dienend erklärt, denn Gnade ist das oberste Prinzip unserer einzigen, ersten und letzten fürsorglichen und nachsichtigen Staatsgewalt.«
Jetzt hat er bestimmt darauf spekuliert, dass ich frage, wie viele Credits ich noch hätte. Ich rufe meinen Score besser einfach aus der AfterMan's Egonsole ab ...
»Ich bin ja tatsächlich im Minus! Ich hatte doch über +500.000, das letzte Mal, als ich nachgeschaut hatte.«
»Tja, die letzten Vergehen waren offenbar ziemlich teuer. ›Slaughter dad‹, weißt du offenbar nicht mehr? Hätte offenbar »shlechter« heißen müssen. Die Completercompliance deiner Sprechweise – nur compliant speech ist vor Verständnis geschützt – liegt offenbar knapp über der Mindestquote von 70%, die AfterMen deines LifeScoring-Klasse zusteht, und deine fällt leider oft darunter. Auch ›Alter‹, das hättest du offenbar beide Male besser vermieden. Aber offenbar noch schlimmer: Als Mann in der Nacht das Zimmer einer gesponsorten BMVZ-Biohumankapitaleinheit betreten, das geht ja mal gar nicht. Ist denn deine Biohumankomplementärin nicht da, denn das gehört ja zu ihren Aufgaben?«

Ach wie schade, auf den Höhepunkt Deiner Gesellschaftsbeschreibung willst Du mich offenbar gar nicht mitnehmen, der ist nur für Dich verständlich oder Du hattest einfach nur Spaß am Absurden...
Ich nehme mir mit, dass es bei Sprache um Schutz vor Verständnis geht. Vielleicht willst Du auch das an dieser Stelle zeigen :-)

Die erhöhten Ironie- und Moralinwerte unserer Sensoren beweisen dies eindeutig.

Das habe ich der Erzählung des Kindes nicht angemerkt, und hier stört es mich wirklich dass ich das Problem nicht verstehe.

Die Einheit diente ihnen offenbar als eine Art Fenster, durch das der sogenannte ›Große Narrator‹, in dessen Kopf wir laut der Religion dieser bösen Hacker existieren, so falsch daherreden konnte.

Eine Referenz an den Erzähler, die für mich aber die Fragen der Sprachversion und des Wissens um das Erzähltwerden nicht so richtig auflöst.

Ich habe viele Stellen Deines Textes sicherlich unberechtigt außer Acht gelassen, aber jetzt ist es eindeutig zu spät für mehr.

Fazit: Ich interessiere mich für diese Welt und ihre Sprache, sie macht mir Spaß und ich möchte mehr darüber erfahren. Die Geschichte geht schon auch so, aber Du schöpfst für mich das Potential Deines Ansatzes nicht genügend aus, und das finde ich schade.

Jedenfalls Danke für den Text.

liva

 
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„Mei Leben ist eine giving-story. Ich habe verstanden, dass man contemporary sein muss, das future-Denken haben muss. Meine Idee war, die hand-tailored-Geschichte mit neuen Technologien zu verbinden. Und für den Erfolg war mein coordinates concept entscheidend, die Idee, dass man viele Teile einer collection miteinander combinen muss“*, ist wohl kein Vorlauf für dieses Werk.

warum ich muss denn immer?,
frag ich mich gerade, als ich lese –
I aufruf de details
- da isser doch, de’rste failer!, wenn auch von einem fernen Sehfahrer bereits entdeckt, denn ist doch das ch immer deiba - wie schon im Eingangszitat.

Der Artikel de könnte nl sein, der und die (sing. + plur.). Da das Kind auch mit de beglückt wird, ists kein nl, denn korrekt wäre dann das lustige de kinderen

Wat dann? Ein stumpfes the (aussprech wi: Thron) und ein Ð, ð ohne Qerbalk und aussprech wi: Drohnen drohen droben.
D-Esperanto isset erst recht nicht. Watnsonst?
Wau-wau-Sprak (wissenschaftlich: das La-la-Theorem) bevorzugt Lautnachahmung. Kukuk für den Lavver usw.
Die Pfui-pfui oder auch Pfui-ba-ba-sprek setzt auf Emotionen: A! E? I! (sehr lang gezogen) O! Ü … verbunden mit Konsonanten wie h, Reiblauten wie ch usw.
Mundgebärden-Sprache, die vor allem unsichtbar hinter den Lippen sich abspielt, im Gegensatz zur eigentlichen Gebärdensprache. Dann wäre das,

lieber Flori,

sicherlich ein Comic … Was es nicht ist.

Nein, die Lösung könnte eine Vorstufe zum Europanto sein, wenn auch verspätet. Kennt keiner? Liest sich so (keine Panik, nur ein Satz): „… Zo esse kareful no sich endomiren en el metro, porqué your femme wil no believe if you telefone und say que esse in Karachi y quer entre ein bisschen later. …“ **, den aber jeder lernen sollte – für alle Fälle. Kann jeder irgendwann gebrauchen -

und jetzt guck ich mir noch mal die Vorarbeiten an und arbeite weiter im stillen Örtchen.

Das wird ja was ...

Friedel

* Nein, es ist nicht Heidi Klumm! Es ist Jil Sander 1997 (wiederabgedruckt im Editorial des Spektrum der Wissenschaft Dossier-ND 2/2007, S. 3)

** Europanto – esse very facile und mucho fun!, ebd., S. 49

Ach ja, übersetzt heißt das “… Pass auf, dass Du nicht in der U-Bahn einschläfst, Deine Frau wird Dir nicht glauben, wenn Du anrufst und sagst, du seiest in Karachi und kämst heute eine bisschen später nach Hause.“

La femme setzt natürlich statt femme "mari" ein.

 
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”You say you want a revolution well you know
We all want to change the world
You tell me that it's evolution well you know
We all want to change the world “
The Beatles: Revolution (1968)​

krkst{
Schluss mit lustig und Brätselbraten über Sprachmodelle,

lieber flori, und gleich zu Uwe,

der m. E. ziemlich richtig liegt (was bei der Jahreszahl 2033 auch schwerfallen sollte, ha!), freilich um einen Hauch anders, wenn ich es als Utopie auf unsere schöne, friedvolle neue Welt seh: Es ist Newtopia*, weil ein gänzlich anderes, als Morus es sich träumen ließ. Die angepassten Bewohner Neutopiens – also die meisten, zu denen zunächst auch die Vaterfigur

“slaughter dad“
und Erzähler zählen muss – sind cybörger (gebildet wie der Hammbörger aus dem drye-D-Drucker bei McFit, die Fitaminpulver von McDoc.
} tskrk

Wieso komm ich darauf?

Vor wenigen Monaten hat ein höherer Angestellter von Apple vor der Gemeinde seiner Gläubigen aus Silicon Valley über staatliche Bevormundung gewettert, welche die unternehmerische Freiheit(en) ein- und beschränke – und sei’s allein durch Steuergesetzgebung (in Europa kommen ja noch ganz andere Gesetze hinzu). Das freie Unternehmertum müsse sich also des Drucks von Außen entledigen (sinnigerweise lief gleichzeitig Lennon’s „Revolution“ – s. o. - im Original Video (!) auf einer riesigen Leinwand ab).

Apple und andere Internetkonzerne können sich vorstellen, schwimmende Städte (die Idee hatten schon in den 1960-er Jahren Japaner!) außerhalb der zwölf-Meilen-Zonen zu bauen, um dort in Freiheit i. S. des Konzerns und vor allem des Vorstandes arbeiten zu können.
Vor ca. 20 Jahren tauchte mit Jeff Bezos ein anderer Heiliger auf und revolutionierte mit Amazon den Konsumerismus und nicht nur das Verbraucherverhalten, sondern auch das intellektuelle, indem er als erster den Kopf bediente und unsere Lesegewohnheiten in bestimmte Kanäle (vor allem zugunsten seiner eigenen Tasche) zu lenken versuchte.
Nun, im August d. J. titelte CHIP schon auf Seite vier „Google schafft den Menschen ab“, um auf Seite 34 zu jammern „Larry Page arbeitet … im Verborgenen an einer Idee, die manche für die gefährlichste der Welt halten“ und gemeint ist Google Glass, das uns das Denken abnehmen soll. Klar: Nun wird jeder schrei’n, nein, er wolle nur dem eigenen Gedächtnis auf die Sprünge helfen oder es gar ersetzen (dass es für anderes frei werde!, die schönen Dinge des Lebens vllt.) – aber das Gedächtnis ist nix anderes als der Pool, aus dem Gedanken geschöpft werden – ob aus Erinnerung oder ihrer theoretischen Fortschreibung, der Zukunft. Anders ausgedrückt: Wer heute googled, sich auf die flinke Suchmaschine verlässt, stellt sein Hirn ab, gibt es in die Hand einer potenziellen Demokratur, in der der Konsument (eine statistische Größe neben wie der homo oeconomicus) bestimmt, was gültig sei. Die Welt soll vereinheitlicht werden zugunsten von Plutokraten.
Die Telekom steht dem zurzeit in nix nach, indem sie eine Umstellung des Telefonsystem mittels auslaufender Verträge erzwingen will. Die Wahl besteht darin, einen anderen „Anbieter“ zu wählen, der dann in nächster Zukunft zu dem gleichen Mittel greift wie zuvor der größte Anbieter hierorts.

Mr. Smith – so heißt der o. g. Repräsentant von Apple – vergaß bei der Einspielung der Beatles-Nr. dass es darin vor allem heißt

”But when you talk about destruction
Don't you know that you can count me out”
Beatles: Revolution​

Flori setzt mit 19 Jahren einen guten Blick auf unsere künftige westliche Entwicklung (vllt. gibt’s ja dann einen Sultan Mehmed V. Erdogan und ein anderer Gepriesener Kalif in einer ganz Anderswelt). Aber jede Bewegung erzeugt wenigstens eine Gegenbewegung. Da ist das Kind, dass noch von Großmutters „Märchen“ (Verkleinerung der Mär/e, die nix anderes ist als eine Nachricht, Erzählung und auch Gerücht) kennt, das nicht im übers Hirn gesteuerten Rollstuhl sitzt und mit beiden Füßen
Twofuis
(zu Fuß, aber eher: Zwofüß/er) zumindest selbst im Leben stehen will und den Vater daran erinnert, was 2014 sich abzeichnete.

Dabei befindet flori sich in uralter Tradition: Im Nibelungenlied gibt es zwei, die anders sind als die andern: Hagen / Hageno von Tronje / Tronege – je nach Fassung – und Giselher, der jüngste der drei Burgunderkönige (was übrigens auf eine gotische Vorvergangenheit, wenn schon nicht Herkunft hinweist, die noch eine Generation später bei den Ostgoten VOR Theoderich galt). Gibt Hagen den besonders Fiesen, so Giselher den besonders Lieben, der sich gar der Mordserie verweigern will. Er wird durch alle Fassungen hindurch „daz kint“ genannt. Das Einer unter Zehntausend ein Träumer ist und zum Rufer in der Wüste wird, kann sich auch im Neutopischen Cyborg erfüllen.

Die historischen Gibikungen sind übrigens 437 von alliierten Kräften aus Römern, Hunnen (!) und Franken unter Führung Aëtius in der Belgica II in ihrem Expansionsdrang und Größenwahn untergegangen. Das Reich - vermutlich um Worms - war erst nach 4o6 gegründet worden.

Die Reste der Burgunder wurden als Konföderaten Roms gegen die Allemannen am Genfer See angesiedelt, von dem aus sie wieder expandierten … und doch nicht den Burgunder erfanden.

Gruß & vorsorglich ein schönes Wochenende (Hagen!, rufts)

Friedel

* Das Wort haben m. W. Lennon & Ono geschaffen (vor 1973), wenn auch mit einem anderen Konzept (man höre nur Imagine, und dass die USA es nicht sein kann, haben beide ja ziemlich schnell erfahren.

 

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