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Tim

Monster-WG
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20.08.2019
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Tim

Blitze zuckten durch die Nacht. Ein lautes Donnergrollen war zu hören. Dann öffnete der Himmel die Schleusen. Linda sah auf das Display ihres Smartphones. Mitternacht. Seit Stunden war sie auf der Suche nach Tim.
„Tim? Wo bist du? Hörst du mich?“, schrie sie, während sie eine Straße entlang rannte, die scheinbar nirgendwo hinführte. Obwohl die Füße brannten und der Atem stoßweise ging, hatte sie das Gefühl, keinen Zentimeter vorwärtszukommen. Vor ihr lag kilometerweit Asphalt. Aus der Ferne vernahm sie den klagenden Ruf eines Käuzchens.
Huh-Huhuhu-Huuuh.
Am Rand der Straße befand sich ein dichter Wald. Vielleicht war Tim vom Weg abgekommen. Der Regen prasselte auf sie nieder. Sie schlug einen Haken und kämpfte sich durch das Dickicht, ohne darauf zu achten, dass die Zweige ihr das Gesicht zerkratzten. Der Boden war glitschig, sodass sie mehrmals ausrutschte stürzte, sich wieder hochrappelte.
„Tim, sag doch etwas! Ich bin hier. Wo bist du?“
Sie konnte kaum etwas erkennen. Dichte Baumkronen verhinderten, dass das Mondlicht hindruchdrang. Die Taschenlampenfunktion des Handys half auch nicht weiter. Ihr Herz schlug so wild, dass es wehtat. Sie keuchte, es fühlte sich an, als würde die Lunge zerbersten. Sie war in Panik. Wenn sie ihn nicht bald fand, war es vielleicht zu spät.
Plötzlich hörte sie eine Stimme, die ihr zuflüsterte: „Du wirst ihn niemals finden, Linda. Dein Mann ist tot."
Sie schaute sich um. Nach links, nach rechts, nach oben – da war niemand. Nur das Käuzchen leistete ihr Gesellschaft.
Huhuhu-Huuuh, rief es immer wieder.
„Das kann nicht sein“, brüllte sie in die Finsternis. „Er ist nicht tot. Ich habe ihn heute Morgen gesehen. Es ging ihm gut.“
„Er ist tot. Tim ist bei uns. An einem besseren Ort.“
„An einem besseren Ort? Der beste Ort für ihn ist an meiner Seite“, kreischte sie in die Dunkelheit hinaus, bevor sie die Stimme ignorierte.
„Tim!“, rief sie ein letztes Mal. „Antworte mir! Bitte!“
Ihre Stimme brach. Ein Weinkrampf erschütterte sie. Die Schultern zuckten, Magensäure stieg in der Speiseröhre hoch, der Kopf dröhnte, als würde jemand mit dem Vorschlaghammer auf ihn einprügeln, die Gliedmaßen hingegen fühlten sich an wie gelähmt. Sie bestanden aus zentnerschwerem Blei, das sie in die Tiefe zog. Erschöpft sackte sie auf die Erde und lehnte den Kopf an einen Baum.
„Bitte! Bitte!“, flehte sie. „Du darfst nicht tot sein. Du musst leben. Ich brauche dich.“
Ihre Worte verhallten im Nirgendwo.
Sie bekam keine Antwort.
Lediglich das Käuzchen gab erneut einen durchdringenden Laut von sich.
Huh-Huhuhu-Huuuh, hallte es durch die Dunkelheit.
Als sie den Kopf wieder hob, sich Zweige und Gestrüpp von der Kleidung abklopfte und nach Atem rang, wurde ihr klar, dass sie weiterlaufen musste. Nur so hatte sie eine Chance, Tim zu finden. Sie rannte los, beschleunigte das Tempo mit jedem Schritt, bis sie von einem dicken, knackenden Ast jäh gestoppt wurde. Holz splitterte und zerbrach. Sie stolperte, taumelte, dann fiel sie.
Der Aufprall war hart. Sie rutschte in die Tiefe. Zweige zerrissen die Jeans, spitze Dornen bohrten sich in ihr Fleisch, sie knallte mit dem Knie gegen einen Stein. Der Fall wurde von einem Baumstumpf gestoppt. Sie schrie. Vor ihr klaffte eine Schlucht, sie hörte das Wasser in der Tiefe rauschen. Gerade noch mal gut gegangen, schoss es ihr durch den Kopf.
Sie blickte sich um. Der Tannenwald war verschwunden. Das Käuzchen blieb still. Die Finsternis war einem helleren Grau gewichen. Unbeholfen raffte sie sich vom Boden auf, um sich neu zu orientieren. Der Regen hatte nachgelassen.
Sie befand auf einer Lichtung, die von hohen Eichen umrahmt wurde. Grabsteine, Fackeln, die unruhig zuckten, eine schwarze Flagge, die im Wind wehte. Ein Friedhof? Schaudernd zog sie den Kragen des Mantels höher, vergrub die Hände in den Taschen, kniff die Augen zusammen und riss sie wieder auf. Etwas weiter entfernt stand eine Ansammlung von Menschen, die wie gebannt den Worten eines Redners lauschte. Sie pirschte sich näher heran, erkannte niemanden. Der Redner trug eindeutig ein Priestergewand. Wo zum Henker war sie da reingeraten? Sie verbarg sich hinter dem Stamm einer Eiche.
Ihr Blick fiel auf den Sarg aus Ebenholz.
Auf die Person, die auf weinrotem Samt gebettet war.
Tim!
Seine Haut erinnerte an Pergamentpapier, die Augen waren geschlossen, die Hände vor der Brust verschränkt. Unter den Fingern lag eine langstielige rote Rose.
„Tim! Tim!“, schrie sie wie von Sinnen, während sie auf die Trauergemeinde zustürmte.
Alle Köpfe drehten sich nach ihr um. Blicke durchbohrten sie. Einige fingen an, hinter vorgehaltener Hand zu tuscheln.
„Lasst mich zu ihm! Lasst mich zu ihm!“, kreischte sie und stürmte Richtung Sarg.
Einer der Trauergäste hielt sie zurück, indem er sie grob am Arm packte. Es fühlte sich an, als würde das Gelenk herausspringen. Ein durchdringender Schmerz durchzuckte sie.
„Lass mich los! Nimm deine Griffel von mir!“, herrschte sie ihn an.
„Beruhigen Sie sich“, flüsterte ihr der Mann im schwarzen Anzug zu, dessen schlohweißes Haar wild vom Kopf abstand. „Man stört die Toten nicht in ihrer ewigen Ruhe.“
Sie wollte etwas erwidern, doch das Wort blieb ihr im Halse stecken. Diese Augen! Pupille und Iris so schwarz, dass die Konturen ineinander verliefen. Starr, ohne Mitgefühl. Sie hatten nichts Menschliches an sich. Solchen Augen war sie nie zuvor begegnet. Sie biss sich auf die Zunge. Mit einem Mal fühlte sie sich wie versteinert. Das Blut gefror ihr in den Adern, während sie zusah, wie einer der Ministranten sich anschickte, den Deckel des Sargs zu verschließen.
Sie warf einen letzten Blick auf Tims Gesicht, das sich plötzlich bewegte. Die Augenlider flatterten, als würde er sie jeden Moment öffnen.
Er lebte!
Eindeutig.
Was ging hier vor sich? Sahen die anderen es nicht?
„Stopp! Hört sofort auf! Er ist nicht tot. Ihr dürft ihn nicht begraben!“, brüllte sie.
Der Kerl mit den Geisteraugen hielt sie fest umklammert. Egal, wie sehr sie versuchte, sich aus dem Griff zu winden, sie hatte keine Chance. Er hatte schier übermenschliche Kräfte.
Tims Augenlider zuckten. Nur noch ein paar Millimeter und der Deckel war auf dem Sarg. Wer sollte ihn dann noch retten?
Sie wand sich unter dem Griff des Mannes.
Ihr stockte der Atem.
Dicke weiße Maden krochen unter Tims Augenlidern hervor. Sie musste den Blick abwenden. Sie würgte, presste die Hände auf den Bauch. Er war wirklich tot. Es bestand kein Zweifel mehr. Sie sackte in den Armen des unheimlichen Kerls zusammen. Der Gedanke, dass Maden sich über Tims Körper hermachten, drehte ihr den Magen um. Dennoch wand sie den Kopf in seine Richtung. Sie wollte wissen, was geschah.
Fünf gesichtslose Totengräber ließen den Sarg langsam in die Erde hinab. Stück für Stück. Meter für Meter.
Er verschwand in der Tiefe. Und sie konnte nichts dagegen tun. Ein gequälter Laut entwich ihrer Brust, die sich zusammenschnürte und ihr die Luft zum Atmen nahm.
Huh-Huhuhu-Huuuh, rief das Käuzchen, das auf einmal über ihren Kopf hinwegflatterte. Der Ruf traf sie mitten ins Herz.

Schweißgebadet schreckte Linda hoch. Ihr Herz raste, das Gesicht war nass von Tränen. Sie tastete nach der rechten Seite des Bettes. Sie war leer. Tim!, schoss es ihr durch den Kopf. Die Benommenheit wich, langsam kam sie zurück in die Realität. Sie zog ein Taschentuch aus der Box auf ihrem Nachttisch, trocknete sich die Tränen. Ein bitteres Lachen stieg in der Kehle auf, sie presste die Lippen zusammen. Fahrig griff sie nach dem Hochzeitsfoto auf dem Nachtschrank, ließ ihre Finger über Tims Gesicht gleiten, hauchte einen Kuss auf seine Lippen. Ach, Tim! Warum musstest du bei dem Sturm mit dem Boot raus? Du fehlst mir. Es bringt mich um, nicht zu wissen, wo du bist. Ob du noch lebst."
Ihre Hände glitten über den Bauch, die sanfte Wölbung. Sie konnte die Tritte spüren. In dem Moment klingelte das Handy. Sie zuckte zusammen, starrte auf das Display. Unterdrückte Nummer. Sie nahm ab.
Eine blecherne Stimme flüsterte: „Spreche ich mit Linda Knoelker?“
Irritiert hielt sie inne, kniff sich in den Schenkel. Die Haut färbte sich rot. Sie war wach, das war kein weiterer Albtraum. „Ja, die bin ich. Mit wem spreche ich?“
Linda hielt das Smartphone vor das Gesicht, fixierte das Display. Ein Knacken in der Leitung, dann fuhr der Anrufer fort. „Bitte entschuldigen Sie den späten Anruf. Mein Name ist Tomas Simao von der Küstenwache Portugal. Ihr Mann wurde vor zwei Stunden gefunden. Die Flut hat ihn an Land gespült.“
Ein Aufschrei. Sie zitterte, klammerte sich am Laken fest. „Was sagen Sie da? Hab ich Sie richtig verstanden? Lebt er?“ Sie wimmerte, hatte Mühe, einen vollständigen Satz zu formulieren. Tim! Endlich! Sie konnte es nicht glauben.
„Es tut mir leid, Frau Knoelker. Er liegt im Koma. Die Ärzte können noch keine Prognose abgeben.“
„Nein!“, schluchzte sie, griff sich an die Brust. Das Herz krampfte sich zusammen. Sie stand auf, tigerte im Raum umher, der Brustkorb hob und senkte sich in schnellem Tempo. „Wo ist er? Ich will zu ihm. Ich muss bei ihm sein.“
„Er liegt im St. Vincent Krankenhaus in Nazaré. Dort ist er in besten Händen.“
„Ich buche den nächsten Flug“, stammelte sie. Reiß dich zusammen!, sagte sie sich immer wieder. „Sobald ich die Flugdaten habe, melde ich mich. Wie kann ich Sie erreichen?“
Sie schaffte es kaum, denn Füller in der Hand zu halten, notierte Name, Adresse und Telefonnummer des Anrufers. Noch eine Weile nach dem die blecherne Stimme sich verabschiedet hatte, starrte sie das Handy an, bis sie sich schließlich aufs Bett setzte, die Knie heranzog, sie umschlang und sich hin und her wiegte. Tim! Liebster! Du darfst mich nicht verlassen! Nicht noch einmal. Ich brauch dich doch! Wir brauchen dich! Sie schrie ihren Schmerz heraus.
Nach einer gefühlten Ewigkeit strich sie sich die Haare aus dem Gesicht, setzte sich an den Laptop. Zehn Minuten später hatte sie den Flug gebucht. In knapp fünfzehn Stunden würde sie in Nazaré ankommen. Er muss überleben! Er wird überleben!, flüsterte sie immer wieder. Sie sah ihn vor sich, im Krankenbett, überall Schläuche. Hastig schüttelte sie das Bild ab. Hoffnung! Da war Hoffnung! Man hatte ihn gefunden, er lebte. Er musste es schaffen! Ein Leben ohne ihn könnte sie nicht ertragen. Er sollte sein Kind aufwachsen sehen.

Ein sanfter Tritt. Es war, als könne der Fötus ihre Gedanken hören. Wir gehen zu deinem Vater“, wisperte sie. Er wird so glücklich sein, von dir zu erfahren. So lange haben wir es versucht. Wir hätten fast aufgegeben.
Sie zog den Trolley unter dem Bett hervor, legte ihn auf die Matratze und füllte ihn mit dem Nötigsten. Dann öffnete sie die Balkontür, trat hinaus, ließ sich die kühle Nachtluft ins Gesicht blasen. Eine Träne löste sich, rann über die Wange. Schon bald würde sie die Liebe ihres Lebens wiedersehen. Alles wird gut, das war ihr Mantra. Ein langer, durchdringender Laut riss sie aus den Gedanken.
Huhuhu-Huuuh, tönte aus der Ferne.
Fröstelnd schlang sie die Arme um den Oberkörper. Ja, Tim, ich komme.

 

Liebe Silvita,

ich habe deine Geschichte gerne gelesen.

Die Kommentare habe ich nur überflogen, bin aber bei @zigga hängengeblieben, der das Thema 2-Akter anspricht. Das ist etwas, was ich auch "bemänglen" würde. Mir fehlt auch ein Stück Text, eine Szene hinterher oder besser sogar noch vorher, sodass die Traumsequenz in der Mitte wäre.
Ist jetzt von außen leicht gesagt, weiß ich doch, dass dafür womöglich die ganze Geschichte geändert werden müsste. Das nur dazu, falls du noch eine Stimme pro oder contra 3-Akter benötigst. Vielleicht kannst du auch etwas mit meiner u.g. Idee bzgl. den 4-5 Monaten anfangen.

Im Detail:

Mit ist aufgefallen, dass der Text unter Possessivpronomorites leidet :)
Beispiele:

Obwohl ihre Füße brannten und ihr Atem stoßweise ging, hatte sie das Gefühl, keinen Zentimeter vorwärtszukommen. Vor ihr lag
Die Taschenlampenfunktion ihres Handys half auch nicht weiter. Ihr Herz schlug so wild, dass es wehtat. Sie keuchte, es fühlte sich an, als würde ihre Lunge zerbersten.
Ihre Stimme brach. Ein heftiger Weinkrampf erschütterte sie. Ihre Schultern zuckten, Magensäure stieg in ihrer Speiseröhre hoch,
beschleunigte ihr Tempo
Oft reicht ein einfacher Artikel anstelle eines Possessivartikels.
die Füße (wessen sonst?); der Atem (wessen sonst?) usw.
das Tempo

„Tim, sag doch etwas. Ich bin hier. Wo bist du?“
... etwas!
Ausrufezeichen, da Aufforderung.
Hast du öfter im Text.

zuflüsterte: "Du
Gänsefüßchen falsch herum.

Sie blickte sich um. Der Tannenwald war verschwunden. Das Käuzchen blieb still.
Das mit dem Käuzchen finde ich ein wenig merkwürdig.
Sie läuft und läuft hunderte Meter, wie soll sie da das Käuzchen hören, das bestimmt nicht mitgelaufen ist, sondern noch immer im selben Baum hockt?

Mit einem Mal fühlte sie sich wie versteinert. Konnte sich nicht mehr rühren.
Den zweiten Satz könntest du streichen. Doppelt sich.

Fahrig griff sie nach dem Hochzeitsfoto auf dem Nachtschrank, ließ ihre Finger über Tims Gesicht gleiten, hauchte einen Kuss auf seine Lippen. Ach, Tim! Warum musstest du bei dem Sturm auf See fahren? Du fehlst mir. Es bringt mich um, nicht zu wissen, wo du bist. Ob du noch lebst."
Würde sie echt sagen, dass er bei Sturm auf See gefahren ist? Klingt für mich wie Infodump für den Leser.
Ich würde hier anstelle eines Hochzeitsfotos ein Foto nehmen, wo er (meinetwegen mit Kapitänsmütze) in einem (Motor)Boot sitzt.

im St. Vincent Krankenhaus in Nazaré, Portugal.
Hm. "Ich bin von der portugiesischen Polizei. Er ist im Krankenhaus in Portugal", sagt er ja quasi. Das mit Portugal würde er doch so gar nicht sagen, denke ich.

Wir gehen jetzt zu deinem Vater“, flüsterte sie. Er wird so glücklich sein, von dir zu erfahren. So lange haben wir es versucht.
Also war/ist ihr Mann schon sehr lange weg. Etwa 4 oder 5 Monate, dem Treten der Füßchen gegen die Bauchwand nach zu urteilen. Finde ich ein wenig zu lang.
Oder: Da wäre Potenzial: Was ist in den ganzen Monaten dazwischen geschehen?

Wünsche dir noch einen tollen Tag.
Liebe Grüße, GoMusic

 

Lieber @GoMusic ,

tausend Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast, meine Geschichte zu lesen und kommentieren. Ich freue mich, dass Du die Story gern gelesen hast.

Zitat GoMusic: Die Kommentare habe ich nur überflogen, bin aber bei @zigga hängengeblieben, der das Thema 2-Akter anspricht. Das ist etwas, was ich auch "bemänglen" würde. Mir fehlt auch ein Stück Text, eine Szene hinterher oder besser sogar noch vorher, sodass die Traumsequenz in der Mitte wäre. Ist jetzt von außen leicht gesagt, weiß ich doch, dass dafür womöglich die ganze Geschichte geändert werden müsste. Das nur dazu, falls du noch eine Stimme pro oder contra 3-Akter benötigst. Vielleicht kannst du auch etwas mit meiner u.g. Idee bzgl. den 4-5 Monaten anfangen.
Danke für Deine Einschätzung. Im Moment werde ich keinen 3-Akter draus machen. Mir gefällt es so, wie es ist. Der Einstieg mit dem Wald, der sich später als Traum herausstellt, ist so gewollt.

Zitat GoMusic: Mit ist aufgefallen, dass der Text unter Possessivpronomorites leidet
Lol. :) Das stimmt. Kann ich nicht abstreiten. Danke für die Hinweise. Hab ganz viel ausgemerzt. Und auch Ausrufezeichen eingefügt, wo sie hingehören.

Zitat GoMusic: Das mit dem Käuzchen finde ich ein wenig merkwürdig.
Sie läuft und läuft hunderte Meter, wie soll sie da das Käuzchen hören, das bestimmt nicht mitgelaufen ist, sondern noch immer im selben Baum hockt?
Lol. Schon mal gehört, dass Käuzchen fliegen können. :bounce:

Zitat GoMusic: Mit einem Mal fühlte sie sich wie versteinert. Konnte sich nicht mehr rühren.
Den zweiten Satz könntest du streichen. Doppelt sich.
Ist erledigt.

Zitat GoMusic: Würde sie echt sagen, dass er bei Sturm auf See gefahren ist? Klingt für mich wie Infodump für den Leser. Ich würde hier anstelle eines Hochzeitsfotos ein Foto nehmen, wo er (meinetwegen mit Kapitänsmütze) in einem (Motor)Boot sitzt.
Ich hab den Satz geändert. Das Hochzeitsfoto bleibt.

Zitat GoMusic: Hm. "Ich bin von der portugiesischen Polizei. Er ist im Krankenhaus in Portugal", sagt er ja quasi. Das mit Portugal würde er doch so gar nicht sagen, denke ich.
Stimmt. Ist gestrichen, da die Info weiter oben schon stand. Das hatte ich ausgeblendet.

Zitat GoMusic: Also war/ist ihr Mann schon sehr lange weg. Etwa 4 oder 5 Monate, dem Treten der Füßchen gegen die Bauchwand nach zu urteilen. Finde ich ein wenig zu lang.
Oder: Da wäre Potenzial: Was ist in den ganzen Monaten dazwischen geschehen?
Klar, Potential wäre da, aber ich lass es mal, so wie es ist. Vielleicht irgendwann mal. Mal gucken. :)

Vielen Dank noch mal und auch Dir einen tollen Tag,

liebe Grüße,
Silvita

 

Liebe @Silvita ,

schön, dass mein Kommentar hilfreich war – freut mich.
Habe mir die geänderten Stellen angeschaut.
Alles rund, finde nichts Holpriges o.ä. mehr :thumbsup:

Wünsche dir einen tollen Start ins Wochenende.

Liebe Grüße, GoMusic

 

Guten Morgen lieber @GoMusic

das ist schön!
Danke, dass Du noch mal drüber geschaut hast.
Super. Da bin ich froh und freu mich. :)

Vielen Dank. Ich wünsche Dir ein erholsames Wochenende.
LG Silvita

 

He @Silvita ,

ein älterer Text, aber ich wollte ja auch mal vorbeischauen. Die Atmosphäre im Wald hat mir gefallen. Der Text liest sich für mich ein bisschen wie eins von diesen Horrorheften, die es mal gab, 'Gespenster' hieß das.

„Wo bist du? Hörst du mich?“, schrie sie, während sie eine Straße entlang rannte, die scheinbar nirgendwo hinführte.

Würde sie nicht eher seinen Namen rufen?

Aus der Ferne vernahm sie den klagenden Ruf eines Käuzchens.
Huh-Huhuhu-Huuuh.
Huhuhu-Huuuh, rief es immer wieder.

Das finde ich gar nicht gruselig :lol: und ich hab mich auch gefragt, warum das ausgeschrieben wird. Einfach: Aus der Ferne vernahm sie den klagenden Ruf eines Kauzes.
An sich finde ich es auch gut, ein Motiv wieder aufzugreifen. Aber hier erzeugt es für mich eben keinen Horror.

Der Regen prasselte auf sie hernieder

würde sowas immer kürzen. Es klingt sofort etwas zeitgemäßer und schneller.

Der Boden war glitschig, sodass sie mehrmals ausrutschte und beinahe gestürzt wäre.

du hast oft dieses 'sodass ihr fast etwas geschah'. Lass es doch einfach passieren, warum die Relativierungen?

„Das kann nicht sein“, brüllte sie in die Finsternis. „Er ist nicht tot. Ich habe ihn heute Morgen gesehen. Es ging ihm gut.“

Die Worte wirken, als wären sie ihr in den Mund gelegt worden. Wem erzählt sie das?

Nur mit Mühe konnte sie den Brechreiz unterdrücken.

ich würde sie einfach würgen lassen. Da brauchst du keine Erklärungen.

Ach, Tim! Warum musstest du bei dem Sturm mit dem Boot raus? Du fehlst mir. Es bringt mich um, nicht zu wissen, wo du bist. Ob du noch lebst

Das ist pures Tell. Da erklärt sie sich selbst und die Geschichte.


Wie gesagt, ich finde es hat schon etwa wohlig Schauriges und hat mich an die besagten Hefte erinnert. Je nachdem, wo du mit deinem Text hinwillst, ist da auch Tell nicht schlimm, denke ich. Aber es würde mich tatsächlich interessieren, worin für dich der Kern dieser Geschichte besteht.

Viele Grüße
Carlo

 

Liebe @Silvita ,
spannendes Thema. Du hast an der Geschichte schon viel gearbeitet und dennoch habe ich auch das Gefühl, dass du ihr Potential nicht ausgeschöpft hast. @Carlo Zwei fragt, worin der Kern der Geschichte besteht. Finde ich eine gute Frage. Und ich finde der Faden, der von der Traumszene zu der Szene danach führt, ist zu dünn. Du hast da eine ganz eindrückliche Horror-Wald-Situation und am Ende geht es um ein Ertrinken im Meer. Zwei starke Naturschauplätze, die nichts miteinander zu tun haben. Dass dieser ganze Traum nur bedeuten soll, dass er im Koma ist, oder dass sie Angst um ihn hat, macht ja dieses spezielle Setting sehr beliebig. Das heißt für mich nicht unbedingt, dass er nun in echt vom Baum gefallen ist. Eher würde ich eine übertragene Situation wählen, die Bezug auf die Szene im Wald nimmt, aber nicht noch einen Naturschauplatz. Großstadt, Mafia, er ist da in was reingeraten, was ihn ihr entfremdet. Oder er ist drogensüchtig oder sowas, so dass dieses, "er wirkt lebendig, aber er ist tot" deutlich wird. (Sehr schön, mit den Augenlidern, die sich durch die Maden bewegen.)
Eine Möglichkeit wäre auch, den zweiten Teil deutlich kürzer zu machen. Dass sie neben ihm aufwacht. Dass er was vorhat. Gegen ihr Unbehagen. Und dass dann das Käuzchen schreit. Du hattest mal ein ganz bitteres Ende, glaube ich, wo sie voller Hass auf ihn war, das hat möglicherweise besser an den Traum angedockt, aber das war meiner Erinnerung nach auch nicht so klar motiviert.
Mit dem Thema "Schwangerschaft" machst du ja am Ende noch ein großes Fass auf. Da gibt es in dem Traum auch gar keine Andeutung. Ich denke, auch hier stehen die beiden Teile etwas zusammenhanglos nebeneinander. Die Frage ist: Was bringt der Traum in die Geschichte an Zusatzwert? Ich glaube, die Kunst bei Träumen ist, dass sie etwas aus der Realität verdichten ohne dass man zu platt das Gefühl hat, ach das bedeutet das und das bedeutet das. War spannend da mal drüber nachzudenken. Und jetzt fällt mir noch ein, ob es vielleicht ratsam wäre, wenn du dich klarer entscheidest, ob es Horror oder Spannung ist. Denn das wäre auch der Unterschied zwischen erstem und zweitem Teil.
Liebe @Silvita, hat mir Spaß gemacht, mich mit deiner Geschichte zu befassen. :)

Liebe Grüße von Chutney

 

Liebe @Silvita

ich habe deine Geschichte gerne gelesen. Das die Sorge um einen geliebten Menschen zu Alpträumen führt kann ich sehr gut nachvollziehen.
Ein Alptraum, den du sehr eindrucksvoll beschrieben hast.

Der Regen prasselte auf sie hernieder.
Ich finde das hernieder zu geschwollen.
n. Das Mondlicht hatte nicht genug Kraft, um durch die dichten Baumkronen zu dringen.
Mondlicht, hat immer die gleiche Kraft. Die Baumkronen sind zu dicht.
Bald sind wir wieder vereint.
Mir das das vereint To Matsch.
Ein sanfter Tritt. Es war, als könne der Fötus ihre Gedanken hören. Wir gehen zu deinem Vater“, wisperte sie. Er wird so glücklich sein, von dir zu erfahren. So lange haben wir es versucht. Wir hätten fast aufgegeben.
Das glaube ich dir nicht, wenn sie es so lange versucht haben ein Kind zu bekommen und der Vater es dann in der 18. oder in der 20. Woche noch nicht weiß, dass sie schwanger ist .
Denn da frühestens kann sie die ersten Tritte spüren.

Das ist mir aufgefallen bei deiner Geschichte, die mir gut gefallen hat.

Liebe Grüße CoK

 

Lieber @Carlo Zwei

ein älterer Text, aber ich wollte ja auch mal vorbeischauen. Die Atmosphäre im Wald hat mir gefallen. Der Text liest sich für mich ein bisschen wie eins von diesen Horrorheften, die es mal gab, 'Gespenster' hieß das.

Vielen Dank fürs Vorbeischauen und das hilfreiche Feedback.
Freut mich, dass Dir die Atmosphäre im Wald gefallen hat und Dich die Story ein wenige an die Gespensterheftchen erinnert.

Würde sie nicht eher seinen Namen rufen?

Hab ich eingefügt.

Das finde ich gar nicht gruselig :lol: und ich hab mich auch gefragt, warum das ausgeschrieben wird. Einfach: Aus der Ferne vernahm sie den klagenden Ruf eines Kauzes.
An sich finde ich es auch gut, ein Motiv wieder aufzugreifen. Aber hier erzeugt es für mich eben keinen Horror.

Vielen Dank für Deinen Eindruck. Ich habs erstmal so stehen lassen, weil ich die Stellen so sehr mag :) Kann mich grad nicht davon trennen.

würde sowas immer kürzen. Es klingt sofort etwas zeitgemäßer und schneller.

Danke! Hab ich angepasst.

du hast oft dieses 'sodass ihr fast etwas geschah'. Lass es doch einfach passieren, warum die Relativierungen?

Und auch hier hab ich sie dann mal stürtzen lassen.

Die Worte wirken, als wären sie ihr in den Mund gelegt worden. Wem erzählt sie das?

Sie hört ja eine Stimme und antwortet darauf.

ich würde sie einfach würgen lassen. Da brauchst du keine Erklärungen.

Hab ich angepasst.

Das ist pures Tell. Da erklärt sie sich selbst und die Geschichte.

Stimmt. Darüber muss ich nochmal nachdenken.

ie gesagt, ich finde es hat schon etwa wohlig Schauriges und hat mich an die besagten Hefte erinnert. Je nachdem, wo du mit deinem Text hinwillst, ist da auch Tell nicht schlimm, denke ich. Aber es würde mich tatsächlich interessieren, worin für dich der Kern dieser Geschichte besteht.

Der Kern besteht für mich darin, dass sie sehr darunter leidet, dass Tim nicht da ist. Das wird durch den Albtraum ausgedrückt. Ursprünglich hatte die Geschichte ein ganz anderes Ende, das fanden aber viele zu krass, daher hatte ich es angepasst. 100% zufrieden bin ich selbst nicht damit und werde mir nochmal Gedanken darüber machen.

Ganz liebe Grüße, Silvita

Liebe @Chutney

spannendes Thema. Du hast an der Geschichte schon viel gearbeitet und dennoch habe ich auch das Gefühl, dass du ihr Potential nicht ausgeschöpft hast.

Vielen Dank fürs Vorbeischauen und das hilfreiche Feedback.
Ja, so wirklich zufrieden bin ich auch nicht damit. Mir hat das erste Ende bedeutend besser gefallen.

@Carlo Zwei fragt, worin der Kern der Geschichte besteht. Finde ich eine gute Frage. Und ich finde der Faden, der von der Traumszene zu der Szene danach führt, ist zu dünn.

Da habt ihr Recht und das ist auch der Punkt, der mich selbst stört. Die Traumszene mag ich und bin sehr zufrieden damit, aber der Rest? Naja. Da muss ich nochmal dran arbeiten.

Du hast da eine ganz eindrückliche Horror-Wald-Situation und am Ende geht es um ein Ertrinken im Meer. Zwei starke Naturschauplätze, die nichts miteinander zu tun haben. Dass dieser ganze Traum nur bedeuten soll, dass er im Koma ist, oder dass sie Angst um ihn hat, macht ja dieses spezielle Setting sehr beliebig. Das heißt für mich nicht unbedingt, dass er nun in echt vom Baum gefallen ist.

Vielen Dank für Deine Gedanken. Stimmt. Da könnte ich mehr draus machen. Das war total unbewusst mit den verschiedenen Naturschauplätzen.

Eher würde ich eine übertragene Situation wählen, die Bezug auf die Szene im Wald nimmt, aber nicht noch einen Naturschauplatz. Großstadt, Mafia, er ist da in was reingeraten, was ihn ihr entfremdet. Oder er ist drogensüchtig oder sowas, so dass dieses, "er wirkt lebendig, aber er ist tot" deutlich wird. (Sehr schön, mit den Augenlidern, die sich durch die Maden bewegen.)

Vielen Dank.
Und danke für die Vorschläge/ Ideen. Ich werde auf jeden Fall nochmal überlegen, was ich machen kann, damit die Story besser wird.

Eine Möglichkeit wäre auch, den zweiten Teil deutlich kürzer zu machen. Dass sie neben ihm aufwacht. Dass er was vorhat. Gegen ihr Unbehagen. Und dass dann das Käuzchen schreit. Du hattest mal ein ganz bitteres Ende, glaube ich, wo sie voller Hass auf ihn war, das hat möglicherweise besser an den Traum angedockt, aber das war meiner Erinnerung nach auch nicht so klar motiviert.

Ja, das erste Ende war heftig und vielen war das zu krass, daher hatte ich es geändert.

Mit dem Thema "Schwangerschaft" machst du ja am Ende noch ein großes Fass auf. Da gibt es in dem Traum auch gar keine Andeutung. Ich denke, auch hier stehen die beiden Teile etwas zusammenhanglos nebeneinander. Die Frage ist: Was bringt der Traum in die Geschichte an Zusatzwert? Ich glaube, die Kunst bei Träumen ist, dass sie etwas aus der Realität verdichten ohne dass man zu platt das Gefühl hat, ach das bedeutet das und das bedeutet das. War spannend da mal drüber nachzudenken. Und jetzt fällt mir noch ein, ob es vielleicht ratsam wäre, wenn du dich klarer entscheidest, ob es Horror oder Spannung ist. Denn das wäre auch der Unterschied zwischen erstem und zweitem Teil.
Liebe @Silvita, hat mir Spaß gemacht, mich mit deiner Geschichte zu befassen.

Ursprünglich wollte ich einfach nur ne geile Albtraumszene schreiben :D
Ich werde auf jeden Fall noch mal in mich gehen und was ändern.
Schön, dass Du Spaß mit meiner Geschichte hattest. Das freut mich sehr :herz:

Ganz liebe Grüße,
Silvita

Liebe @CoK

ch habe deine Geschichte gerne gelesen. Das die Sorge um einen geliebten Menschen zu Alpträumen führt kann ich sehr gut nachvollziehen.
Ein Alptraum, den du sehr eindrucksvoll beschrieben hast.

Auch an Dich ein fettes Dankeschön fürs Vorbeischauen und das hilfreiche Feedback.
Ich freue mich, dass Du die Geschichte gerne gelesen hast :)

Ich finde das hernieder zu geschwollen.

Hat @Carlo Zwei auch bemängelt. Ich habe es geändert.

Mondlicht, hat immer die gleiche Kraft. Die Baumkronen sind zu dicht.

Stimmt. Habe ich angepasst.

Mir das das vereint To Matsch.

Hab ich gestrichen.

Das ist mir aufgefallen bei deiner Geschichte, die mir gut gefallen hat.

Vielen herzlichen Dank :)

Das glaube ich dir nicht, wenn sie es so lange versucht haben ein Kind zu bekommen und der Vater es dann in der 18. oder in der 20. Woche noch nicht weiß, dass sie schwanger ist .
Denn da frühestens kann sie die ersten Tritte spüren.

Danke für den Hinweis. Ich werde alles mal sacken lassen und mich dann nochmal an die Geschichte machen und bestimmt einiges ändern.

Ganz liebe Grüße,
Silvita

 
Zuletzt bearbeitet:

Blitze zuckten durch die Nacht. Ein lautes Donnergrollen war zu hören. Dann öffnete der Himmel die Schleusen. Linda sah auf das Display ihres Smartphones. Mitternacht. Seit Stunden war sie auf der Suche nach Tim.
„Tim? Wo bist du? Hörst du mich?“, schrie sie, während sie eine Straße entlang rannte, die scheinbar nirgendwo hinführte. Obwohl die Füße brannten und der Atem stoßweise ging, hatte sie das Gefühl, keinen Zentimeter vorwärtszukommen. Vor ihr lag kilometerweit Asphalt. Aus der Ferne vernahm sie den klagenden Ruf eines Käuzchens.
Huh-Huhuhu-Huuuh.
Am Rand der Straße befand sich ein dichter Wald. Vielleicht war Tim vom Weg abgekommen. Der Regen prasselte auf sie nieder. Sie schlug einen Haken und kämpfte sich durch das Dickicht, ohne darauf zu achten, dass die Zweige ihr das Gesicht zerkratzten. Der Boden war glitschig, sodass sie mehrmals ausrutschte stürzte, sich wieder hochrappelte.
„Tim, sag doch etwas! Ich bin hier. Wo bist du?“
Sie konnte kaum etwas erkennen. Dichte Baumkronen verhinderten, dass das Mondlicht hindruchdrang. Die Taschenlampenfunktion des Handys half auch nicht weiter. Ihr Herz schlug so wild, dass es wehtat. Sie keuchte, es fühlte sich an, als würde die Lunge zerbersten. Sie war in Panik. Wenn sie ihn nicht bald fand, war es vielleicht zu spät.
Plötzlich hörte sie eine Stimme, die ihr zuflüsterte: „Du wirst ihn niemals finden, Linda. Dein Mann ist tot."
Sie schaute sich um. Nach links, nach rechts, nach oben – da war niemand. Nur das Käuzchen leistete ihr Gesellschaft.
Huhuhu-Huuuh, rief es immer wieder.
„Das kann nicht sein“, brüllte sie in die Finsternis. „Er ist nicht tot. Ich habe ihn heute Morgen gesehen. Es ging ihm gut.“
„Er ist tot. Tim ist bei uns. An einem besseren Ort.“
„An einem besseren Ort? Der beste Ort für ihn ist an meiner Seite“, kreischte sie in die Dunkelheit hinaus, bevor sie die Stimme ignorierte.
„Tim!“, rief sie ein letztes Mal. „Antworte mir! Bitte!“
Ihre Stimme brach. Ein Weinkrampf erschütterte sie. Die Schultern zuckten, Magensäure stieg in der Speiseröhre hoch, der Kopf dröhnte, als würde jemand mit dem Vorschlaghammer auf ihn einprügeln, die Gliedmaßen hingegen fühlten sich an wie gelähmt. Sie bestanden aus zentnerschwerem Blei, das sie in die Tiefe zog. Erschöpft sackte sie auf die Erde und lehnte den Kopf an einen Baum.
„Bitte! Bitte!“, flehte sie. „Du darfst nicht tot sein. Du musst leben. Ich brauche dich.“
Ihre Worte verhallten im Nirgendwo.
Sie bekam keine Antwort.
Lediglich das Käuzchen gab erneut einen durchdringenden Laut von sich.
Huh-Huhuhu-Huuuh, hallte es durch die Dunkelheit.
Als sie den Kopf wieder hob, sich Zweige und Gestrüpp von der Kleidung abklopfte und nach Atem rang, wurde ihr klar, dass sie weiterlaufen musste. Nur so hatte sie eine Chance, Tim zu finden. Sie rannte los, beschleunigte das Tempo mit jedem Schritt, bis sie von einem dicken, knackenden Ast jäh gestoppt wurde. Holz splitterte und zerbrach. Sie stolperte, taumelte, dann fiel sie.
Der Aufprall war hart. Sie rutschte in die Tiefe. Zweige zerrissen die Jeans, spitze Dornen bohrten sich in ihr Fleisch, sie knallte mit dem Knie gegen einen Stein. Der Fall wurde von einem Baumstumpf gestoppt. Sie schrie. Vor ihr klaffte eine Schlucht, sie hörte das Wasser in der Tiefe rauschen. Gerade noch mal gut gegangen, schoss es ihr durch den Kopf.
Sie blickte sich um. Der Tannenwald war verschwunden. Das Käuzchen blieb still. Die Finsternis war einem helleren Grau gewichen. Unbeholfen raffte sie sich vom Boden auf, um sich neu zu orientieren. Der Regen hatte nachgelassen.
Sie befand auf einer Lichtung, die von hohen Eichen umrahmt wurde. Grabsteine, Fackeln, die unruhig zuckten, eine schwarze Flagge, die im Wind wehte. Ein Friedhof? Schaudernd zog sie den Kragen des Mantels höher, vergrub die Hände in den Taschen, kniff die Augen zusammen und riss sie wieder auf. Etwas weiter entfernt stand eine Ansammlung von Menschen, die wie gebannt den Worten eines Redners lauschte. Sie pirschte sich näher heran, erkannte niemanden. Der Redner trug eindeutig ein Priestergewand. Wo zum Henker war sie da reingeraten? Sie verbarg sich hinter dem Stamm einer Eiche.
Ihr Blick fiel auf den Sarg aus Ebenholz.
Auf die Person, die auf weinrotem Samt gebettet war.
Tim!
Seine Haut erinnerte an Pergamentpapier, die Augen waren geschlossen, die Hände vor der Brust verschränkt. Unter den Fingern lag eine langstielige rote Rose.
„Tim! Tim!“, schrie sie wie von Sinnen, während sie auf die Trauergemeinde zustürmte.
Alle Köpfe drehten sich nach ihr um. Blicke durchbohrten sie. Einige fingen an, hinter vorgehaltener Hand zu tuscheln.
„Lasst mich zu ihm! Lasst mich zu ihm!“, kreischte sie und stürmte Richtung Sarg.
Einer der Trauergäste hielt sie zurück, indem er sie grob am Arm packte. Es fühlte sich an, als würde das Gelenk herausspringen. Ein durchdringender Schmerz durchzuckte sie.
„Lass mich los! Nimm deine Griffel von mir!“, herrschte sie ihn an.
„Beruhigen Sie sich“, flüsterte ihr der Mann im schwarzen Anzug zu, dessen schlohweißes Haar wild vom Kopf abstand. „Man stört die Toten nicht in ihrer ewigen Ruhe.“
Sie wollte etwas erwidern, doch das Wort blieb ihr im Halse stecken. Diese Augen! Pupille und Iris so schwarz, dass die Konturen ineinander verliefen. Starr, ohne Mitgefühl. Sie hatten nichts Menschliches an sich. Solchen Augen war sie nie zuvor begegnet. Sie biss sich auf die Zunge. Mit einem Mal fühlte sie sich wie versteinert. Das Blut gefror ihr in den Adern, während sie zusah, wie einer der Ministranten sich anschickte, den Deckel des Sargs zu verschließen.
Sie warf einen letzten Blick auf Tims Gesicht, das sich plötzlich bewegte. Die Augenlider flatterten, als würde er sie jeden Moment öffnen.
Er lebte!
Eindeutig.
Was ging hier vor sich? Sahen die anderen es nicht?
„Stopp! Hört sofort auf! Er ist nicht tot. Ihr dürft ihn nicht begraben!“, brüllte sie.
Der Kerl mit den Geisteraugen hielt sie fest umklammert. Egal, wie sehr sie versuchte, sich aus dem Griff zu winden, sie hatte keine Chance. Er hatte schier übermenschliche Kräfte.
Tims Augenlider zuckten. Nur noch ein paar Millimeter und der Deckel war auf dem Sarg. Wer sollte ihn dann noch retten?
Sie wand sich unter dem Griff des Mannes.
Ihr stockte der Atem.
Dicke weiße Maden krochen unter Tims Augenlidern hervor. Sie musste den Blick abwenden. Sie würgte, presste die Hände auf den Bauch. Er war wirklich tot. Es bestand kein Zweifel mehr. Sie sackte in den Armen des unheimlichen Kerls zusammen. Der Gedanke, dass Maden sich über Tims Körper hermachten, drehte ihr den Magen um. Dennoch wand sie den Kopf in seine Richtung. Sie wollte wissen, was geschah.
Fünf gesichtslose Totengräber ließen den Sarg langsam in die Erde hinab. Stück für Stück. Meter für Meter.
Er verschwand in der Tiefe. Und sie konnte nichts dagegen tun. Ein gequälter Laut entwich ihrer Brust, die sich zusammenschnürte und ihr die Luft zum Atmen nahm.
Huh-Huhuhu-Huuuh, rief das Käuzchen, das auf einmal über ihren Kopf hinwegflatterte. Der Ruf traf sie mitten ins Herz.

Schweißgebadet schreckte Linda hoch. Ihr Herz raste, das Gesicht war nass von Tränen. Sie tastete nach der rechten Seite des Bettes. Sie war leer. Tim!, schoss es ihr durch den Kopf. Die Benommenheit wich, langsam kam sie zurück in die Realität. Sie zog ein Taschentuch aus der Box auf ihrem Nachttisch, trocknete sich die Tränen. Ein bitteres Lachen stieg in der Kehle auf, sie presste die Lippen zusammen. Fahrig griff sie nach dem Hochzeitsfoto auf dem Nachtschrank, ließ ihre Finger über Tims Gesicht gleiten, hauchte einen Kuss auf seine Lippen. Ach, Tim! Warum musstest du bei dem Sturm mit dem Boot raus? Du fehlst mir. Es bringt mich um, nicht zu wissen, wo du bist. Ob du noch lebst."
Ihre Hände glitten über den Bauch, die sanfte Wölbung. Sie konnte die Tritte spüren. In dem Moment klingelte das Handy. Sie zuckte zusammen, starrte auf das Display. Unterdrückte Nummer. Sie nahm ab.
Eine blecherne Stimme flüsterte: „Spreche ich mit Linda Knoelker?“
Irritiert hielt sie inne, kniff sich in den Schenkel. Die Haut färbte sich rot. Sie war wach, das war kein weiterer Albtraum. „Ja, die bin ich. Mit wem spreche ich?“
Linda hielt das Smartphone vor das Gesicht, fixierte das Display. Ein Knacken in der Leitung, dann fuhr der Anrufer fort. „Bitte entschuldigen Sie den späten Anruf. Mein Name ist Tomas Simao von der Küstenwache Portugal. Ihr Mann wurde vor zwei Stunden gefunden. Die Flut hat ihn an Land gespült.“
Ein Aufschrei. Sie zitterte, klammerte sich am Laken fest. „Was sagen Sie da? Hab ich Sie richtig verstanden? Lebt er?“ Sie wimmerte, hatte Mühe, einen vollständigen Satz zu formulieren. Tim! Endlich! Sie konnte es nicht glauben.
„Es tut mir leid, Frau Knoelker. Er liegt im Koma. Die Ärzte können noch keine Prognose abgeben.“
„Nein!“, schluchzte sie, griff sich an die Brust. Das Herz krampfte sich zusammen. Sie stand auf, tigerte im Raum umher, der Brustkorb hob und senkte sich in schnellem Tempo. „Wo ist er? Ich will zu ihm. Ich muss bei ihm sein.“
„Er liegt im St. Vincent Krankenhaus in Nazaré. Dort ist er in besten Händen.“
„Ich buche den nächsten Flug“, stammelte sie. Reiß dich zusammen!, sagte sie sich immer wieder. „Sobald ich die Flugdaten habe, melde ich mich. Wie kann ich Sie erreichen?“
Sie schaffte es kaum, denn Füller in der Hand zu halten, notierte Name, Adresse und Telefonnummer des Anrufers. Noch eine Weile nach dem die blecherne Stimme sich verabschiedet hatte, starrte sie das Handy an, bis sie sich schließlich aufs Bett setzte, die Knie heranzog, sie umschlang und sich hin und her wiegte. Tim! Liebster! Du darfst mich nicht verlassen! Nicht noch einmal. Ich brauch dich doch! Wir brauchen dich! Sie schrie ihren Schmerz heraus.
Nach einer gefühlten Ewigkeit strich sie sich die Haare aus dem Gesicht, setzte sich an den Laptop. Zehn Minuten später hatte sie den Flug gebucht. In knapp fünfzehn Stunden würde sie in Nazaré ankommen. Er muss überleben! Er wird überleben!, flüsterte sie immer wieder. Sie sah ihn vor sich, im Krankenbett, überall Schläuche. Hastig schüttelte sie das Bild ab. Hoffnung! Da war Hoffnung! Man hatte ihn gefunden, er lebte. Er musste es schaffen! Ein Leben ohne ihn könnte sie nicht ertragen. Er sollte sein Kind aufwachsen sehen.

Ein sanfter Tritt. Es war, als könne der Fötus ihre Gedanken hören. Wir gehen zu deinem Vater“, wisperte sie. Er wird so glücklich sein, von dir zu erfahren. So lange haben wir es versucht. Wir hätten fast aufgegeben.
Sie zog den Trolley unter dem Bett hervor, legte ihn auf die Matratze und füllte ihn mit dem Nötigsten. Dann öffnete sie die Balkontür, trat hinaus, ließ sich die kühle Nachtluft ins Gesicht blasen. Eine Träne löste sich, rann über die Wange. Schon bald würde sie die Liebe ihres Lebens wiedersehen. Alles wird gut, das war ihr Mantra. Ein langer, durchdringender Laut riss sie aus den Gedanken.
Huhuhu-Huuuh, tönte aus der Ferne.
Fröstelnd schlang sie die Arme um den Oberkörper. Ja, Tim, ich komme.

Hallo @Silvita,

die Geschichte gefällt mir sehr gut, man ist mitten im Geschehen und mein Kopfkino ging an, hatte so ziemlich alles vor meinem geistigen Auge. Tim wurde schon länger vermisst, wenn er nichts von der Schwangerschaft wusste und sie die Tritte spürte. Hier fehlt mir ein kleiner Hinweis auf die Zeitspanne.

Liebe Grüße
Adele

 

Liebe @Adele Seher

die Geschichte gefällt mir sehr gut, man ist mitten im Geschehen und mein Kopfkino ging an, hatte so ziemlich alles vor meinem geistigen Auge. Tim wurde schon länger vermisst, wenn er nichts von der Schwangerschaft wusste und sie die Tritte spürte. Hier fehlt mir ein kleiner Hinweis auf die Zeitspanne.

Vielen Dank. Darüber freue ich mich sehr. :)
Ich habe das Zeitfenster jetzt eingefügt und hoffe, der Text ist dadurch stimmiger geworden.
Danke für das hilfreiche Feedback und einen schönen Sonntag.

Liebe Grüße,
Silvita

 

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