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Tiefraumflug T77 Galateia

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08.07.2012
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Tiefraumflug T77 Galateia

Auf der Brücke

Von einem Geräusch begleitet, das Sam bis ins Mark fuhr, zog sich das Mädchen einen Hautfetzen vom Gesicht. Während seiner Dienstjahre auf dem Zerstörer Chronos hatte Sam einige Male tief in den Abgrund menschlichen Wahnsinns blicken müssen, und er war damit bemerkenswert gut klar gekommen, aber jetzt verschlug es ihm den Atem.
"Collins hat mich gefickt, Mahony auch." Die Kleine war nicht älter als fünfzehn. "Warum du nicht?"
Mit einem Ruck löste sie den Hautstreifen vom Kiefer und drapierte ihn in der Nähe der anderen auf dem Navigationsdisplay. Ihr Gesicht blutete jetzt sehr stark. Dunkle Rinnsale mäanderten ihren Hals hinab.
Sam stand wie erstarrt. "Wer … bist du?", brachte er mühsam hervor.
Das Mädchen schaute ihn an, kicherte irre und sagte: "Das weißt du doch, Sam."
"Ich … verstehe nicht …"
Auf dem Gesicht des Mädchens, das nur mehr eine einzige Wunde war, spiegelten sich Überraschung und Belustigung. Sam flimmerte es vor den Augen. Das Atmen fiel ihm schwer. Die Kleine drehte sich im Pilotensessel zu ihm herum. Sie stemmte einen Fuß seitlich gegen das Armaturenboard, verschränkte die Arme vor der nackten Brust und spielte die Gekränkte.
"Du erinnerst dich nicht an mich?", fragte sie schmollend. "Ich bin Linda."
Sam spürte einen sanften Anprall, wie die Pfoten einer Katze auf seiner Brust. Es war offenkundig, dass hier nichts stimmte, dass hier alles falsch war, aber er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Linda zog beide Füße auf die Sitzkante, bleckte die Zähne, die inmitten des verwüsteten Gesichts hell schimmerten, und öffnete in einer vulgären Geste ihre Schenkel.
"Wie ist es jetzt?", fragte sie.
Sam starrte sie verständnislos an.
Die Kleine senkte das Kinn und fixierte ihn mit einem glühenden Blick. "Willst du nicht nachholen, was du verpasst hast?"
In den Jahren des Krieges hatte Sam gelernt, dass Zynismus und Grausamkeit lediglich Spielarten der Angst darstellten.
"Warum … willst du mich schockieren?", fragte er schwer atmend. "Warum quälst du mich?"
Linda ignorierte es. "Du siehst schlecht aus", stellte sie sachlich fest. "Blass und irgendwie … krank."
Sam schaute auf.
Das ist es, dachte er. Das ist das Stichwort. Was war in einem solchen Fall noch mal zu tun?
Linda drückte sich aus dem Pilotensessel und machte ein paar Schritte auf ihn zu. Ihre nackten Füße hinterließen dunkle Halbmonde auf den Stahlplatten der Bodenarmierung. Sie trat dicht an Sam heran und hob ihre blutverschmierten Hände, doch Sam wich entsetzt zurück. "Ich weiß nicht, wer oder was du bist", presste er hervor. "Aber das endet jetzt. Ich kann dir nicht helfen. Verlass mein Schiff!"
Linda ließ die Hände sinken. Sie schaute ihn nachdenklich an, ihre Zähne drückten sich sanft in die Unterlippe.
"Tja, du erkennst mich wohl tatsächlich nicht", sagte sie schließlich mit einem schrecklichen Lächeln. Sie drehte sich abrupt um, ging zurück zur Steuerkonsole und fischte mit spitzen Fingern ein Stückchen Haut vom Navigationsbildschirm. Sam wollte vor Grauen den Blick abwenden, doch er konnte es nicht. Mit einem Hämmern in den Schläfen beobachtete er, wie Linda den Fetzen auf dem blutigen Fleisch ihrer Wange platzierte.
"Interfacekontrolle", sagte Sam tonlos.
Eine elektronische Stimme meldete sich: "Bitte geben Sie Ihren Autorisierungscode ein."
Sam verfolgte Lindas Bewegungen. Wasser sammelte sich in seinem Mund, und er kämpfte gegen den Impuls, sich zu übergeben. Linda zog einen Hautfetzen nach dem anderen wie Folien vom Navigationsdisplay und setzte sie auf ihrem Gesicht in einem ekelerregenden Puzzle Stück für Stück zusammen.
„Identifikation T77 Galateia, Pilot Brenner, Samuel - Proof drei, sieben, zwei.“
"Willkommen Cpt. Brenner", meldete sich Mona, Sams flugbegleitender Avatar, mit samtweicher Stimme. "Wie geht es Ihnen?"
"Ging schon besser", erwiderte er leise.
"Jetzt wird es dir leichter fallen, dich zu erinnern", rief Linda von der Steuerkonsole herüber und drückte den letzten Streifen an ihrer Stirn fest. Sam schloss die Augen.
"Willst du mich nicht anschauen, Sam?"
"Mona, wie ist mein aktueller Status?"
"Schau mich an, Sam!" In Lindas Stimme lag ein schneidender Unterton.
"Ihr Körper befindet sich in Stasis, Cpt. Brenner, Organfunktionen normal. Haptik-Set und Oneiros-Interface arbeiten fehlerfrei."
"Damals hast du mich angesehen, Sam."
"Mona, ich benötige einen Ort-zu-Ort-Transfer!"
Sam spürte, wie die Bodenplatten unter schweren Schritten erbebten. Etwas Ungeheures bewegte sich auf ihn zu. Es sprach mit Lindas Stimme: "Hast daneben gestanden und zugesehen."
"Nennen Sie die gewünschte Lokation, Cpt. Brenner."
Sam bemerkte den Geruch von Moder.
"Alkoventrakt, Mona. Jetzt!"


Kommando Pelorios

Sam eilte durch einen schlauchförmigen Zugangsbereich, von dem mehrere Alkovenbuchten wie Mönchszellen eines Felsenklosters abzweigten. Ein mechanisches Dröhnen verriet ihm, dass die Galateia ihre Triebwerke auf den Startmodus vorbereitete.
"Wann starten wir, Mona?"
"Der Start erfolgt in siebzehn Stunden, Cpt. Brenner."
"Verdammt, ich begreife nicht, was hier vor sich geht."
"Wünschen Sie einen Systemcheck?"
"Später. Prüfe erst einmal mal die Sicherheitslogs und die internen Sensoren. Ich will wissen, was dieses Mädchen auf meiner Brücke macht."
Kurz darauf stand er vor einer Wabe aus Polyurethan und betrachtete einen menschlichen Körper, der in einer durchsichtigen Nährlösung schwamm. „Hallo Sam“, sagte er aus alter Gewohnheit. Die Gesichtszüge des Mannes, der er selbst war, zeigten keine Regung. Die Augen halbgeöffnet unter schweren Lidern, die Lippen fest um den Beatmungstubus geschlossen, schwebte Sams Körper im Alkoven, umflort von Perlschnüren aufsteigender Bläschen, gleich einem Feuchtpräparat in Alkohol. Sam trat näher an die Zelle heran.
"Prüfung abgeschlossen", meldete sich Mona. "Keine Fehlermeldungen in den Sicherheitsprotokollen, keine Eindringlinge."
Aus den Tiefen des Raumschiffs drang das Stampfen der Antriebsaggregate, die in der Vorstartsequenz anliefen - es war ein gleichförmiges Mahlen, ein tieftönendes Walzen und Malmen. "Keine Eindringlinge?" Sams Stimme zitterte. Sein Blick hing an dem Körper in der Wabe fest.
Das Rätselhafte dieser Erfahrung hatte ihn nicht losgelassen, seit er sich vor mehr als zehn Jahren zum ersten Mal in einem Live-Videofeed im Zustand der Stasis selbst begegnet war. Minutenlang hatte er damals vor dem virtuellen Schirm gesessen und schweigend sein eigenes Gesicht betrachtet, das, von türkisfarbenen Lichtreflexen umspielt, im Wasser eines tropischen Meeres zu treiben schien. Einzelheiten konnte man damals schon recht gut erkennen, indem man mit Hilfe der Zoomfunktion das Bild der Kamera vergrößerte. Doch es blieb ein Bild. Durch die Möglichkeiten des letzten Haptik-Set-Upgrades war es den Piloten nun jedoch möglich, jeden Winkel des Raumschiffs aufzusuchen und sich selbst gewissermaßen von Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten.
Sams Lippen berührten beinahe das Polyurethanglas.
"Verabschiedest du dich?"
Sam schnellte herum und konnte nur knapp der niederfahrenden Feueraxt ausweichen, die mit lautem Knall in die Wabe krachte. Eine Flutwelle brach aus dem Riss und schleuderte Sam zu Boden. Vor ihm, inmitten der schäumenden Nährlösung, holte eine dunkle Gestalt erneut zum Schlag aus.
"Jetzt bist du fällig, du verdammtes Schwein!"
Sam wälzte sich zur Seite, und die Axt hieb klatschend ins Nasse.
"Hast mir das Einzige genommen, das wirklich wichtig in meinem Leben war."
Sam sprang auf die Beine, doch auf den überspülten Bodenplatten fand er keinen Halt. Mit einem schmerzhaften Ruck glitt er in seinen Stiefeln aus und prallte gegen ein Kontrollpult. Ein Pochen in der Brust, raffte er sich er sich wieder auf, gerade rechtzeitig um – eher verwirrt als entsetzt – mitanzusehen, wie sich sein Angreifer mit der Axt über den nackten Körper beugte, der aus der zerbrochenen Alkovenzelle gerutscht war.
"Nein", stöhnte Sam.
Er stürzte sich auf die Gestalt, packte die Axt, entwand sie seinem Gegner und riss ihn zu Boden. Wütend hieb er los. Der aus der Wabe geflossene Seim gurgelte und gluckste unter ihm, bis Sam begriff, dass er ins Leere schlug. Verblüfft hielt er inne. Der Angreifer war verschwunden.
Heftig atmend richtete Sam sich auf.
"Was zur Hölle geht hier vor, Mona? Wer war das?"
Er wagte kaum, den nackten Körper anzusehen, der schimmernd vor ihm auf den Stahlplatten lag.
"Ich erhalte keine ungewöhnlichen Anzeigen, Cpt. Brenner. Alle Systeme arbeiten normal."
Mit einem heiseren Schrei schleuderte Sam die Axt durch den Gang. Sie krachte gegen einen Stahltank und fiel klirrend zu Boden. "Findest du das hier normal, Mona?" Seine Stimme hallte schauerlich von den Wänden der Alkovensektion wider.
Er hockte sich nieder und presste die Hände gegen die Stirn. Beruhige dich und denke nach, zwang er sich. Was ist jetzt zu tun?
Die Galateia dockte an einer unbemannten Versorgungsstation. Hier war weit und breit kein Mensch, der ihm helfen konnte.
Wichtig ist jetzt nur eins, dachte er.
"Mona, wie lange dauert die Vorbereitung einer neuen Stasiswabe?" Seine Stimme klang jetzt ein wenig fester.
"In Gang drei befinden sich zwei Stasiseinheiten in Betriebsbereitschaft, Cpt. Brenner."
Sam betrachtete die Elektroden, die überall an seinem Körper befestigt waren, die meisten davon am Schädel.
"Wie ist der Status des Interface, Mona?"
"Elektroden, Ableitungen und Funksystem zeigen keinerlei Abweichungen, Cpt. Brenner."
"Ist es möglich, den Körper ohne Interface-Unterbrechung zu transportieren?"
"Ja, Cpt. Brenner. Das Funksystem arbeitet auf der gesamten Ebene."
Sam trat an das zur geborstenen Wabe gehörige Supply Board und entnahm ihm einen Druckbehälter, nachdem er ein Ventil geschlossen und mehrere Schläuche gelöst hatte. Er hockte sich zu dem nackten Körper, der, auf den düsteren Bodenplatten liegend, ein erbärmliches Bild bot und schloss den Beatmungstubus an. Unter Ächzen zog Sam sich den Körper auf die Schultern und trug ihn schwankend durch den Gang. Kurz darauf gelangte er zu einem Schott, das mit einer römischen Drei gekennzeichnet war.
Als sich die Schotttür öffnete, taumelte Sam erschrocken zurück. Die Alkovenzelle direkt vor ihm war nicht leer. Sam fasste sich, trat ächzend ein paar Schritte näher heran und starrte durch das Glas der Wabe, neben der statt einer ID-Card nur ein Schild mit der Aufschrift Kommando Pelorios angebracht war.
"Mona, wer ist diese Person?"
"Leider besitzen Sie nicht die Autorisierung für diese Information, Cpt. Brenner."
Sam knirschte mit den Zähnen. Er sah sich um. Mit letzter Kraft hievte er den nackten Leib von seinen Schultern hinüber vor die geöffnete Nachbarzelle. "Stasiseinheit befüllen, Mona", sagte er, nachdem er den Körper in die Zelle bugsiert, die Versorgungsschläuche angeschlossen und die Wabe verriegelt hatte. Während die Nährlösung in den Zylinder sprudelte, versuchte Sam seine Gedanken zu ordnen.
Offenbar hatte ihm die Reederei ein faules Ei ins Nest gelegt. Ganz überraschend kam das nicht. Seit Jahren kursierten Gerüchte, die besagten, dass die Regierung Geheimnisträger, Agenten, Verbrecher und manchmal auch Militärangehörige als blinde Passagiere auf Frachtschiffen an den Kontrollposten der Sektorgrenzen vorbeischleuste. Wer auch immer der Mann war, dessen Körper in der Wabe dort drüben schwebte, er musste etwas mit den beängstigenden Vorkommnissen der letzten Stunde zu tun haben.
"Mona, ist es theoretisch denkbar, dass Erinnerungsengramme dieses Mannes in meinen Mindspace geraten sind?"
"Alle Stasiswaben des Hive sind untereinander vernetzt. Theoretisch ist eine Kontamination Ihres Mindspace möglich."
"Was ist zu tun, um die Stasiseinheit mit der Bezeichnung Kommando Pelorios vom Hive zu isolieren?"
"Das ist nur möglich, wenn Sie als Kommandeur der Galateia Code Red bestätigen."
"Teufel noch mal, Mona! Dann bestätige ich das eben. Die Hirngespinste dieses Mannes gefährden den ganzen Flug!"
"Aye, aye Captain! Ich isoliere die Stasiseinheit."
Sam atmete auf. "Gut", sagte er. "Ich hoffe, dass damit unser Problem behoben ist." Er wandte sich wieder der Zelle zu, in der sein eigener Körper schwamm und überprüfte die Sensoranzeigen auf einem kleinen Display, das an der Basis der Wabe angebracht war. Befriedigt stellte er fest, dass alle Systeme fehlerfrei arbeiteten. "Gut, Mona", sagte er. "Wir sind hier fertig. Ich möchte einen Ort-zu-Ort-Transfer in mein Quartier."


Im Quartier

Sam warf sich müde auf die Pritsche. Der Realitätsaspekt des Mindspace hatte zweifellos Nachteile. Es lag schon eine sonderbare Ironie in dem Umstand, dass seinem virtuellen Selbst, das letztlich nur aus einem Schwarm von Elektronen im Datenkern des Raumschiffs bestand, Rückenschmerzen und verspannte Schultern zu schaffen machen konnten. Man hatte das Feature negativer Körperempfindungen einführen müssen, weil die Piloten der Tiefraumflüge ohne realistisches Bodyfeedback unweigerlich das Bewusstsein verloren.
Ein Knirschen vor der Tür des Quartiers ließ Sam hochfahren. Er spürte, wie sein Atem rasselte, und das Herz pochte ihm bis zum Hals hinauf. Es ist nicht vorbei, dachte er. In diesem Augenblick drückte sich etwas Schweres von außen gegen das Schott. Sam beobachtete mit Entsetzen, wie sich die Platten der automatischen Tür unter enormer Spannung bogen. Mit grässlichem Kreischen kündigte sich an, dass das Material des Schotts sogleich nachgeben würde.
Sam schüttelte die Starre ab. "Mona, Ort-zu-Ort-Transfer!", keuchte er, doch der Avatar meldete sich nicht. War es möglich, dass jene Dämonen, die der kranken Psyche dieses Fremden aus dem Alkoventrakt entstammten, Mona deaktiviert hatten? Doch wie konnten sie das ohne Sams Autorisierungscode angestellt haben?
Mit einem Blick, in dem Panik aufloderte, suchte Sam das Quartier nach einer Waffe ab. Er blieb an einer Fotoprojektion hängen, die er als Andenken von der Chronos mitgebracht hatte. Ein Gruppenbild der zweiten Kompanie war darauf zu sehen, und wenn man mit dem Finger über einen der Köpfe fuhr, leuchteten Name und Dienstgrad des jeweiligen Soldaten in einem holografischen Feld auf.
Das Schott brach und fiel dröhnend auf die Bodenplatten des Quartiers, doch Sam beachtete es nicht. Er strich mit dem Finger über die Fotoprojektion - er hatte den Kopf des Mannes gewählt, der auf dem Gruppenbild rechts an seiner Seite stand – und las: "Carl Mahony, Lieutenant". In diesem Augenblick wusste er auch, wer der Soldat links neben ihm auf dem Foto war. Steve Collins hatte sich zwei Jahre lang mit ihm und Mahony das Quartier auf dem Zerstörer geteilt.
"Linda", flüsterte Sam und erinnerte sich an die Ausschreitungen während des Kriegszustandes auf Corva Sieben, kurz bevor er, Mahony und Collins auf der Chronos angemustert hatten. Linda, dachte Sam, und er sah vor seinem geistigen Auge, wie er ihren Vater mit der Axt niederstreckte, während Mahony und Collins …
"Jetzt bist du fällig, Sam!", fauchte eine Stimme hinter ihm.

 

Hallo Achillus,

Entschuldige bitte meine späte Antwort.

Dass ich schrieb, Sam wäre mit dem Horror des Krieges "bemerkenswert gut klar gekommen", sollte bereits ein Hinweis auf seine (ihm unbewusste) Neigung zum Verdrängen sein.

Es wäre interessant zu wissen, wie die anderen Leser diese Stelle interpretiert haben. Ich vermute mal, dass ich es als einen verstecken Hinweis aufgefasst hätte, wenn „damit auf seine typische Art gut klar gekommen“ gestanden wäre. Aber jeder Leser liest anders.

Der Traumkörperaspekt ist an sich sehr interessant, aber du führst damit eine gewisse Komplexität ein (Beziehung: Traumkörper – Mona (sprich Schiffscomputer & Interface) – Sams Geist (gefangen im realen Körper)), für die deine Geschichte vielleicht zu kurz ist. Dies heißt nun nicht, dass du sie länger schreiben sollst. Im Gegenteil, ich finde die Länge gerade richtig.

Einen Traumkörper in einer Geschichte würde ich vielleicht auch zu einem zentralen, wichtigen Punkt ausbauen, weil es in der SF Literatur, Filmen, oder auch in der Gegenwart, ein nicht allzu gegenwärtiger Aspekt darstellt. Bei dir ist der Traumkörper ja auch eher „Werkzeug“ für die Handlung.

Meiner Meinung wird der Traumkörperaspekt in deiner Geschichte auch nicht so gut eingeführt. Du gibst dem Leser lange Zeit keine Anhaltspunkte dazu, im Gegenteil, ausgehend von den Handlungen im ersten Abschnitt vermutet man eher eine virtuelle Realität. Eine direkte Einführung dieser ist heutzutage auch nicht mehr so notwendig, weil sie einer breiten Leserschaft schon bekannt und vertraut ist.

Eine VR-Umgebung macht es Sam ja unmöglich, seinen Körper in Stasis zu betrachten.

Aber sicher kann er dies. Das Raumschiff ist mit Sensoren ausgestattet, welche die Umgebung aufnehmen und in die virtuelle Realität einfließen lassen. Oder kurz gesagt: Eine Kamera filmt dein Gesicht in der Stasi-Wabe und überträgt es direkt in dein Gehirn, sprich virtuelle Realität.

Indirekt gibst du dir sogar selbst die Antwort:

... seit er sich vor mehr als zehn Jahren zum ersten Mal in einem Live-Videofeed im Zustand der Stasis selbst begegnet war. Minutenlang hatte er damals vor dem virtuellen Schirm gesessen und schweigend sein eigenes Gesicht betrachtet, ...

Auch in der virtuellen Realität kann man einen Angriff auf die Wabe machen:

Linda und Sam sind auf der Brücke – Linda startet die Aufwachsequenz von Sams Wabe – Sam hat sozusagen noch ein paar Minuten (oder Sekunden) Zeit, diese zu stoppen, bevor er aufwacht – bei der Wiederherstellung bemerkt er eine weitere nicht registrierte Stasi-Wabe, welche aber in Betrieb ist.

Eine andere Möglichkeit, inklusive eines Transportes, wäre:

… Alkoven werden abgelassen und die Türe öffnet sich – Sam muss sich dringend in eine vorbereitete, aber unbenutzte Stasi-Wabe transportieren – dazu dirigiert er einen Roboterwagen (oder was auch immer) um sich in die andere Sektion zu transportieren ...

Die erste Version ohne Transport gefällt mir aber besser. Auch weil man nicht ein neues Element (den Roboterwagen) einführen muss, was eine weitere Komplexität bedeuten würde. Ausgehend von der Länge der Geschichte empfiehlt sich dies nicht.

Viele Grüße
Kroko

 

Hallo Kroko,

vielen Dank für Deine Antwort. Ich denke schon seit Deinem ersten Kommentar über die Möglichkeit nach, Sam in einer VR agieren zu lassen. Du hast Recht, der Sensoren-Input wäre kein Problem. Sam könnte sich in der VR bewegen, versorgt mit Infos aus dem Schiff.

Aber von elektronischen Apparaturen abgesehen könnte er aus der VR heraus eben nicht auf die Realität außerhalb der VR einwirken, könnte kein Werkzeug benutzen, keine Kleidung anziehen etc. Deshalb habe ich mir sein Agieren auf dem Schiff wie das einer holografischen Gestalt vorgestellt, mit einem mobilen holografischen Projektor. Hm.

Nun sprichst Du die Möglichkeit an, die Wabe elektronisch zu beeinflussen. Das ginge natürlich auch aus der VR heraus. Aber ich verliere dann den Axtauftritt des Vaters, der die Wabe mit der Waffe zerstört.

Ich werde mir in den nächsten Tagen mal überlegen, ob ich das mache, damit es insgesamt konsistenter ist. Vielen Dank für Deine Hilfe!

Beste Grüße
Achillus

 

Hallo Achillus,

Ich habe mir gerade eine Folge von Star Trek reingezogen und bin in SF Laune.


Offenbar hast du sehr viel geändert, da so einige Textstellen gar nicht mehr wieder zu finden sind. Da ich nun mit den andren Kommentaren nichts mehr anfangen kann, kann ich auch nichts dazu sagen, ob sich eine Verbesserung ergeben hat. Vielleicht solltest du deine 1. Version wieder einstellen und mit einem Link zur neuen Version verbinden.


Ich habe diese Geschichte mehr schlecht als recht verstanden. Das liegt wohl daran, dass ich die SF Termini nicht beherrsche und daher mir so gar keine Bilder im Kopf entstehen konnten.

Ich habe halt die SF aus dem letzten Jahrhundert in mir. :D Jedenfalls erinnert mich diese Geschichte an den Film Prometheus, der sich zum Ziel gesetzt hatte an die Alien Filme anzuknüpfen.

Also nicht so mein Ding.

LG, GD

 

Hallo GD,

vielen Dank fürs Lesen. Ich verstehe, dass das Ganze ein wenig verwirren mag. Die Kunst wäre ja nun, das Genretypische allgemein nachvollziehbar zu machen. Ich überarbeite die KG in den nächsten Wochen sicher noch einmal, vielleicht wird es dann klarer. Vielen Dank für Deine Zeit.

Gruß Achillus

 

Hi Achillus,

ich mag deine Geschichte. Ganz besonders gefällt mir die falsche Fährte die du gelegt hast. Tatsächlich bin ich sogar der Meinung, dass das was du hast, nur der Prolog für die eigentliche Handlung sein sollte. Immerhin führst du den Leser damit schon langsam in das von dir erfundene Universum ein und man könnte sich Fragen stellen wie: Wer ist der geheimnisvolle Fremde an Bord? Wie kommt er damit klar, dass er vom Hive isoliert wurde? Kam er möglicherweise sogar mit Sams Bewusstseinsfragmenten in Kontakt und ahnt, dass der Pilot des Schiffes, das zur Erfüllung seiner lebenswichtigen Mission notwendig ist, gerade wahnsinnig wird?

Nur ein bischen Rumgespinne. Ich will damit nur zeigen, wieviele Möglichkeiten da noch drin stecken, und dass es mich freuen würde noch tiefer in die Geschichte einzutauchen.

Frieden
lem pala

 

Hallo Lem Pala,

vielen Dank fürs Lesen und für Deinen Kommentar. Deine Anmerkung trifft ziemlich genau das, was ich schon von Freunden gehört habe, beispielsweise zu meiner Geschichte "Die verbotene Kammer". Es wäre wirklich spannend, das Universum im Hintergrund genauer zu untersuchen.

Bei einer Kurzgeschichte versuche ich – auch aufgrund der ersten Kritiken, die ich hier im Forum bekommen habe – mich sehr kurz zu fassen, nicht ausschweifend zu schreiben. Gern würde ich öfter mehr in die Breite der Story schreiben, aber da schalten dann viele Leser ab.

Freut mich, Deinen Kommentar gelesen zu haben.

Beste Grüße
Achillus

 

Überarbeitung sei Dank: Die Geschichte ist knackig, frisch, überzeugt mit starken Bildern und einer unverbrauchten Grundidee. Kurzum: Veröffentlichungswürdig :D

 

Hallo Uwe,

vielen Dank. Habe Dein Statement heute erst gelesen. Freut mich sehr.

Beste Grüße
aus dem verschneiten Berlin
Achillus

 

Hallo Achillus,

die Geschichte ist schon was älter und seit den ersten Kommentaren anscheinend deutlich überarbeitet.
Was ich schade finde.
Ich habe nun die ersten paar Kommentare gelesen und muss für mich persönlich feststellen, dass ich anfangs gerne mehr von seinem Gefühl erfahren hätte.
Mir erschien der Einstieg sehr plötzlich, so können sich Geschmäcker unterscheiden.

Wie dem auch sei, ich lese Geschichten grundsätzlich zu Ende und daher habe ich auch diese weiter gelesen und war ab dem ersten Drittel gespannt, wie es weitergeht, in welche Welt Du mich da entführst. Wie die Beziehung zum Avatar ist, wie der physische Körper aufgebaut ist, ect. etc. etc.
Ich stehe halt auf Details.

So hat mir Deine Geschichte sehr gut gefallen, auch wenn mir der Einstieg ein bisschen holprig erschien.

Bitte nimm meine Meinung einfach als Geschmackssache an. Ich bin Anfänger und will einfach mein Bauchgefühl äußern.

Lieben Gruß
Christian

 

Hallo Christian,

vielen Dank für Deinen Kommentar. Glaub mir, bei der Erstversion hast Du nicht viel verpasst. Ich habe bei meinen KG´s am Anfang den Fehler gemacht, alle Schreibtechniken zu verwenden, die ich mir in Romanen abgeschaut hatte. Das wird immer dann problematisch, wenn man vergisst, dass KG´s eben sehr kurz sind.

Und damit komme ich zum plötzlichen Einstieg. Ich musste mich auch erst daran gewöhnen, aber jetzt glaube ich, dass es die bessere Technik ist. Du hast bei KG´s keine Zeit für ein Intro, so wie man das von klassischen Romanen her kennt (z.B. Robinson Crusoe: "I was born in the year 1632, in the city of York, of a good family, though not of that country, my father being a foreigner of Bremen, who settled first at Hull.")

Du musst gleich rein ins Geschehen - plötzlich, unvermittelt, kompromisslos. Und Du musst etwas Spannendes, Erschreckendes, Bizarres beschreiben. Sonst klinken sich zwei Drittel der Leser wieder aus. Es mag Ausnahmen von dieser Regel geben, aber nicht viele.

Vielen Dank fürs Lesen!

Gruß Achillus

 

Hi Achillus,
Ich muss mich Uwes Meinung anschließen:
Tolle Geschichte.
Was immer am Anfang war, die Überarbeitung ist dir perfekt gelungen. Ich hatte da einige Bilder aus Alien oder Prometheus im Kopf. Vielleicht bin ich ja zu sehr vorbelastet und bei mir ging das automatisch. Heißt für nicht SF interessierte könntest du noch ein paar mehr optische Details einbauen.
Auf jeden Fall war der Test sehr spannend und auch ich fand einige Ideen erfrischend und würde da noch gerne mehr davon lesen

lg
Bernhard

 

Hallo Bernhard,

vielen Dank für Deine Rückmeldung. Ich habe mich sehr gefreut, dass jemand die Geschichte noch mal herauskramt. Ich finde die auch beim wiederholten Lesen noch ganz gut gelungen. Dass mit den visuellen Details ist aber trotzdem richtig, denke ich. Danke fürs Lesen und Kommentieren.

Beste Grüße
Achillus

 

Hallo Achillus

Ich fand deine Story sehr gelungen, du hast einen guten Schreibstil, der den Leser bei Laune hält. Allerdings habe ich aus den Kommentaren herausgelesen, dass du die Geschichte stark gekürzt hast, vor allem den Anfang. Ich weiss nicht, ob das in der ursprünglichen Version ausführlicher beschrieben war, aber ich verstehe im aktuellen Zustand nicht ganz, wie der Protagonist sich da im Raumschiff bewegt bzw. warum er sich selbst in der Stasis-Zelle sehen kann. Auch, warum dieses Mädchen sich jetzt auf dem Schiff befindet.

Ansonsten sehr spannend geschrieben, auch das Ende ist gelungen.

Gruss

Norther

 

Hallo Norther,

vielen Dank für Deine Rückmeldung. Freut mich, dass die Geschichte Dir gefallen hat. Tja, wenn der Autor die Geschichte erklären muss, ist ja meist was faul. Aber ich gebe zu, dass diese Story wirklich ein bisschen verzwickt ist. Zu Deinen Fragen:

1) Sam befindet sich während des Raumfluges in Stasis. Sein Bewusstsein steuert das Schiff mit Hilfe einer Projektion seiner selbst. Diese Projektion (ein Hologramm) kann sich frei durch das Schiff bewegen und auch mit Geräten, Instrumenten usw. interagieren. Es fühlt sich für Sam so an, als agiere er real im Schiff, doch tatsächlich ist sein Bewusstsein "ausgelagert".

2) Das Mädchen (Linda) ist eine Verkörperung verdrängter Gedächtnisinhalte. Sams Bewusstsein kann nicht mehr unterscheiden, welche Informationen aus den Sensoren des Schiffes kommen, aus dem, was seine Projektion tun und erlebt und dem was sich, als Vorstellung oder Erlebnisinhalt der Vergangenheit in seine Wahrnehmung mischt. Er befindet sich ja in der Stasis-Röhre und sieht nicht mit den eigenen Augen, sondern mit den elektrischen Signalen die in seinem Gehirn entstehen bzw. durch den Schiffscomputer eingespeist werden. Und da kommt es zur Verwirrung.

Vielen Dank fürs Lesen, Norther!

Beste Grüße
Achillus

 

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