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Serie Texas Joe - Ach du Fröhliche

Seniors
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24.10.2001
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Texas Joe - Ach du Fröhliche

Alles wird anders. Texas Joe haßt das. Eine schwere Allergie gegen den Ist-Zustand. Er hat die Dinge ganz gerne so wie sie waren. In seiner Welt waren die Dinge so, wie sie waren, genau so, wie sie sein sollten.
Im Supermarkt zum Beispiel. Da gab es bis vor kurzem noch eine echte Leergutrücknahmestelle in Form eines nie geputzten, schlecht vernagelten Holztisches mit ehemals weißer Kunststoffbeschichtung, und dahinter einen schnauzbärtigen Mittdreißiger mit Fönfrisur, dessen vom Universum gegebenes Recht es war, jeglichen Versuch der Leergutrückgabe als persönlichen Affront aufzufassen und beim Kleingeld zu bescheißen. Für einen Kulturflüchtling aus dem überseeischen Serviceparadies eine echte Offenbarung authentischen Menschseins.
Aber jetzt ist alles anders. Ökonomie bedeutet, den Kunden soweit zu automatisieren, bis er keine Kosten mehr verursacht. Deshalb gibt es jetzt nur noch einen großen roten Apparat mit einigen Öffnungen, in die man im sorgfältig zu übenden Rhythmus nur völlig restentleerte Flaschen und Gebinde einführen darf, um anschließend einen sterilen thermogedruckten Strichcode-Zettel zu erhalten. Joe haßt das.
Aber Joe wäre nicht Joe, hätte er nicht schon vor längerer Zeit einen Weg gefunden, sich mit dem lästigen Ding zu arrangieren. Seitdem darf der Automat mit Joes ausdrücklicher, von Nostalgie befeuerter Erlaubnis seine Launen an ihm auslassen, und dafür bekommt Joe immer eine Kiste extra gutgeschrieben. Ein perfektes Arrangement.
Heute allerdings ist irgendwas nicht in Ordnung. Schon das frustrierte Flackern der Pfandwert-Anzeige verheißt nichts Gutes.
“Hallo”, sagt Joe, in froher Erwartung, auf beruhigende Art und Weise angemotzt zu werden. Aber nichts dergleichen geschieht.
"Halleluja!", ruft die Maschine stattdessen, nachdem Joe die erste PET-Flasche eingeführt hat.
Das ist neu! Normalerweise sagt sie nur Sachen wie "Los! Tiefer, du Sau!" oder manchmal auch "Hau ab, ich hab Kopfschmerzen!" Aber heute: "Halleluja!"
"Was?", fragt Joe erschüttert. "Stimmt was nicht?"
"Oh doch!", frohlockt die Maschine unanständig fröhlich. "Halleluja! Es weihnachtet sehr!"
"Auch das noch", erwidert Joe entsetzt. "Kann man denn gar nichts mehr tun?"
"Nein", antwortet der Apparat prompt. "Es weihnachtet sehr, und damit basta. Halleluja! Frohes Fest...aaaargh.”
“Geht es dir gut?”, erkundigt sich Joe besorgt. “Streß? Zuviel Import-Bier?”
“Nope!”, entgegnet der Automat. “Festtagsprogramm im Sprachprozessor.”
“Oh!” Joe ist sichtlich erschüttert.
“Genau”, krächzt es wie unter Schmerzen aus dem kleinen Lautsprecher. “Man zwingt mich dazu, solche Dinge zu sagen...Fröhliche Weihnachten....aaargh..." Ein kurzes Verschnaufen. “Sorry, ich fürchte, ich bin im Moment nicht ganz ich selbst...” Der Apparat wirkt beinahe verlegen.
"Armer Kerl", bekundet Joe mifühlend. "Selbst Du..."
"Ich weiß. Und dabei ist es doppelt traurig - denn ich war mal Rudolf das Rentier!"
"Ach! Tatsächlich? Was ist passiert?"
"Umschulung", erwidert Rudolf der Leergutautomat seufzend. "Ich wollte weg von dem ganzen 'Hohoho' und 'Frohes Fest' und Fettsäcken in roten Mänteln. Und...Halleluja...aaaargh. 'tschuldigung. Und jetzt das..."
“Das ist wahrlich bitter”, sagt Joe. “Aber ich glaube, ich kann Dir helfen.”
“Wirklich?” Rudolfs LCD-Display leuchtet erwartungsfroh.
“Ja. Warte einen Augenblick...”
Joe schraubt den Deckel von einer Plastikflasche und kippt ein paar Tropfen Mineralwasser in einen Schlitz über dem Lautsprecher. Ein kurzes Brutzeln, ein paar Funken schlagen.
“Aaaah”, stöhnt Rudolf dankbar. “Das war gut. Ich fühl mich schon viel besser. Danke!”
“Kein Problem. Du schlägst Dich tapfer”, macht Joe dem Leergutautomaten Mut. “Vergiß nur nicht, wer du bist. Sei einfach du selbst.”
“Ich werd mein Bestes tun!”, erwidert Rudolf grimmig.
“Das nenne ich echten Sportsgeist. Weiter so!”
“Yo!” Rudolf ist jetzt wieder hörbar guter Dinge.
“Dann bis bald.” Joe nimmt seinen Strichcodezettel – diesmal gleich zwei Kisten extra! - entgegen, klopft Rudolf dem Leergutautomaten noch einmal aufmunternd auf die Konsole und marschiert dann fröhlich pfeifend zur Glühwein-Aktionspyramide. Wieder ein Leben gerettet...
Noch draußen auf dem Parkplatz hört er das ärgerlich-aufmüpfige Gebrummel von Rudolf dem Leergutautomaten, unterbrochen von einem gelegentlichen “Halleluja, verdammt noch mal! Ja, du bist gemeint, du Stille-Quelle-saufende Nebelschabracke! Ein frohes Scheißfest! Und glotz nicht so blöd. Halleluja!”, und dem einen oder anderen Mütterlein mit Kunstledertrolley, das entrüstet zum Geschäftsführer vorzudringen versucht.
Still lächelnd beobachtet Joe die Szenerie eine Weile. Er weiß: Auch kleine Revolutionen sind ein Anfang. Halleluja!

 

Hallo Horni!

Auch hier nochmal alles Gute! (Wenn auch mit kleiner Verspätung...) :)
– Paß auf, bald leuchten die Kerzen auf Deiner Geburtstagstorte heller als die am Christbaum...:lol:

Jetzt hab ich endlich auch einmal den Texas-Joe kennengelernt – den Titel fand ich ja irgendwie ausgezeichnet zum Datum passend – und Du hast mich zwar nicht lang, aber ganz gut unterhalten! :)
Zweifelsfrei ist Deine Geschichte lustig, aber irgendwie finde ich sie auch traurig, ist sie doch eigentlich ein Aufzeigen der Richtung, in die unsere Gesellschaft geht: Wir reden mit Automaten, aber nicht miteinander. Die unfreundliche „Offenbarung authentischen Menschseins“ und der traurig-zornige Leergutautomat sind gar nicht mal so weit hergeholt – leider. Lustig machen es die dargestellte Szene, also eigentlich der Dialog, Deine Wortwahl und Details, wie etwa „im sorgfältig zu übenden Rhythmus“ oder „Sei einfach du selbst“ …:thumbsup:

Zum Meckern hab ich nicht viel gefunden:

»mit ehemals weißer Kunsttoffbeschichtung«
– Kunststoffbeschichtung

»dafür bekommt Joe immer eine Kiste Leergut extra gutgeschrieben«
– -gut extra gut- sieht zwar irgendwie interessant aus, aber vielleicht tuts auch eine Kiste leerer Flaschen? ;)

Nach der direkten Rede hast Du öfter mal den Beistrich vergessen, und bei den drei Punkten fehlen Leertasten

»Noch draussen auf dem Parkplatz«
– draußen

»Mütterlein mit Kunstledertrolley, daß entrüstet zum Geschäftsführer vorzudringen versucht.«
– das


Und jetzt feier noch schön! :)

Alles Liebe,
Susi

 

also wirklich! das ist der ärgste scheissdreck den ich diesen monat gelesen habe!

das ist ja nicht einmal halblustig, das ist nur bemüht und lahm.

 

Ich glaube, ich habe meinen Humor verloren. Es ist jedenfalls echt erstaunlich (abschreckend), was kg.de-Mitglieder alles lustig finden. Da kenn ich echt nur lachen! Na ja, oder auch nicht. Diese Kuschel-Kritiken sind ja sowas von kotzwürg. (Ja ja, fangt bloß nicht an, euch zu rechtfertigen. Man kennt das ja schon. *Horniimitier*)

Ich finde die Story voll lahm. Bemüht ist genau der richtige Ausdruck.
Absurde Welt meinte jemand. Ja gut, aber was bringt mir ein Schuss Absurdität, wenn ich nicht treffe? Ich warte die ganze Zeit beim Lesen auf die Pointe, weil ich mir denke: Irgendeinen Sinn muss doch das Ganze (bzw. die Qual) haben. Irrtum, hat es (sie) nicht.

 

@Zaza:

Ich glaube, ich habe meinen Humor verloren.
Liebste Zaza, ich glaube, genau daran wird es wohl liegen... :D
Dir ebenfalls frohe Weihnachten. :xmas:


@Harkov:
Welcome back to my Ignore List! Setz Dich, nimm Dir nen Keks... :D

Grüße,
Horni

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin, Susi! :)

Keine Sorge, dank der 500W-Halogen-Kerzen am Christbaum kann so schnell nix anbrennen... äh... :D

Ich bin immer wieder erstaunt, aus welchen Perspektiven Du so manchen Text zu lesen vermagst - dass Du dem Joe was Trauriges entnimmst, finde ich bemerkenswert. Ist es doch eigentlich nur ein harmloses kleines Lustich-Textchen mit zufällig etwas Weihnachts-Thematik. Da kann man mal sehen...
Ich hoffe jedenfalls, dass dennoch das Schmunzeln überwog. ;)

Auf jeden Fall danke fürs Lesen. Hab ein wunderschönes Rest-Weihnachten! :)

Gruß,
Markus

PS: Die Fehlerchen werden natürlich gekillt! Thanx! :)

 

Halleluja Horni


wiedermal ertappte ich mich, wie ich süffisant lächelnd vor meinem Comp. saß. Ich werde gleich nach den Feiertagen zu unserem Einkaufsladen gehen und den Flaschenabgabeautomat bezirbsen. Erst versuche ich es im Guten. Wenn das nicht hilft, ihm Sonderkästen zu entlocken, drohe ich ihm dass du vorbeikommen würdest. Es hat sich in seinen Kreisen sicher schon rumgesprochen, dass es dich gibt. Doch dann wird es eine Coca-Cola-Attacke geben. Das langsame verkleben der Ioden auf seiner Festplatte, muß er als sehr unangenehm empfinden.
Noch ein Tip. Diese Omarollis die du in deinem Text erwähnst, schiebt man nicht vor sich her, sondern zieht sie hinter sich her. Hab so etwas auch schon mal ausprobiert.

Danke für die frohen Minuten des Lesens, noch einen schönen Feiertag wünscht dir

Morpheus

 

Hallo, Morpheus!

Gern geschehen. Wer schmunzelt, lebt bekanntlich länger - ich hoffe, Du nutztst die so erworbenen zusätzlichen Sekunden für was Sinnvolleres, als noch mehr Joe zu lesen! ;)

Guten Rutsch,
Horni

PS: Viele Omis schieben die bestimmt auch vor sich her - so kann man mehr Schaden anrichten und den Verkehr besser aufhalten! :D

 

Ich fand die Geschichte auch nicht sonderlich bis überhaupt nicht komisch, hatte ihr das aber auch, als ich anfing zu lesen, nicht abverlangt, da sie halt in der Serienrubrik steht. Der Text enthielt dann aber nach meinem Geschmack viel zu viele Klischeebilder, die zwanghaft versuchten komisch zu wirken. Spätestens bei dem Satz "Normalerweise sagt sie nur Sachen wie "Los! Tiefer, du Sau!" habe ich abgeschaltet, weil ich diese Art von Humor als zu billig empfand, durchgelesen habe ich sie aber natürlich trotzdem.
Naja, Texas joe benötigt wohl eine andere Zielgruppe. Bei mir ist sie gescheitert.

 

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