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Terraforming

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11.04.2001
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Terraforming

Das Raumschiff befand sich in einer relativ niedrigen Umlaufbahn um den Planeten. Auf dem Bildschirm im Inneren konnte man die kalte Pracht der Sterne bewundern. Eine rötliche Halbkugel war am linken Bildschirmrand zu sehen.

Hans Roehm hatte sich die Ankunft eigentlich spektakulärer vorgestellt. Mehr so wie in den schon seit einiger Zeit so populären Weltraumfilmen. Irgendwie waren ihm die realistischer vorgekommen als der Anblick, der sich ihm jetzt auf dem Bildschirm bot. Dieses Bild hier strahlte nicht jenes Weltraumfeeling aus, bei dem sich stets seine Nackenhaare aufzurichten pflegten, erzeugte nicht jenes angenehme Prickeln auf der Haut.

Er fragte sich schon lange, warum der echte Weltraum nicht diese Effekte erzielte. Die einfachste Antwort auf diese Frage war wohl die, daß der Weltraum halt in den Filmen spektakulärer dargestellt wurde als er wirklich war. Und er war - da war sich Roehm absolut sicher - die tödlichste Umgebung in die sich ein Mensch je begeben hatte.

Na ja, nicht ganz, gestand er sich ein. Die Erde war mittlerweile fast genauso tödlich wie der Weltraum.

Er erinnerte sich an die Kuppelstadt in der er als Kind aufgewachsen war. Seine Großmutter hatte ihm damals oft berichtet, daß sie noch das Leben unter freiem Himmel gekannt und schätzen gelernt hatte. Er versuchte ihr damals klarzumachen, daß dies wohl kaum möglich sein konnte, da die Atmosphärengifte, allen voran die Kohlenwasserstoffe, ein Leben in der Atmosphäre unmöglich machten, das hatte man ihm schließlich im Kindergarten beigebracht. Aber trotz allem fand er ihre Schilderungen damals sehr faszinierend. Faszinierend genug zumindest um Jahrzehnte später - mein Gott es war wirklich fast dreißig Jahre her - sehr engagiert beim Terraforming-Programm mitzuarbeiten.

Roehm starrte wieder auf den Bildschirm. <So langsam müßte ich aus dem Funkschatten herauskommen,> dachte er.

Der Mars hing immer noch am linken Bildschirmrand. <Merkwürdig welche Gedanken einem so durch den Kopf gehen,> sinnierte Roehm, <in einem Film hängt der Planet nie am linken Bildschirmrand, er befindet sich meist unten, eine einfache Folge der zweidimensionalen Erwartungshaltung der Zuschauer.

"Terraformingkontrolle Marsaußenbasis IV ruft Raumschiff Begum 3, Hans bitte melden..." Roehm schreckte auf, das Raumschiff hatte den Funkschatten überwunden. <Es wurde langsam Zeit,> dachte er bei sich, <hier oben einen Relaissatelliten zu installieren um den dämlichen Funkschatten zu überwinden - aber das schien zu teuer zu sein.>

"Hier Raumschiff Begum 3, hallo Terraformingkontrolle Marsaußenbasis IV, Rajid bist du das?" antwortete Roehm.

"Richtig geraten Hans, wie war der Flug? Wir warten hier sehnsüchtig auf deine Fracht, selbstverständlich auch auf ein anderes Gesicht. Mit der Zeit geht man sich hier ganz schön auf die Nerven." Die Stimme klang freudig erregt. Roehm konnte sich den kleinen drahtigen Inder direkt vorstellen, wie er über die Kontrollen gebeugt vor dem Mikrofon stand.

"Wie geht's denn voran mit dem Projekt, Rajid?" fragte er, wohlwissend, daß das wohl das letzte war worüber sich die Basisbesatzung z. Zt. unterhalten wollte.

"Du hast Nerven danach zu fragen. In einigen Jahrzehnten werden wir soweit sein, daß eine Art von Atmosphäre vorhanden ist. In hundert Jahren können Menschen evtl. im Freien überleben, aber das weißt du ja alles selber. Mit einigen Kleinigkeiten haben wir im Moment Schwierigkeiten, ich hoffe du hast alle Ersatzteile dabei. - Unser Computer signalisiert mir übrigens gerade, daß du in zwei Minuten ein Landefenster hast."

Roehm betätigte einige Schalter und gab dem Bordcomputer den Befehl die Landung vorzubereiten. Wieder mußte er an die Erde denken, an die Erzählungen seiner Großmutter von einem grünen Planeten. Vielleicht würde der Mars einst so sein - Roehm würde es nicht mehr erleben.


2

Das Raumschiff befand sich in einer relativ niedrigen Umlaufbahn um den Planeten. Zwei Augenpaare blickten mit Ehrfurcht auf den Bildschirm. Es hatte den Anschein, als ob der Planet sich langsam von einem Ende des Monitors zum anderen bewegte. Tatsächlich war es natürlich das Raumschiff, welches sich bewegte, die Eigenbewegung des Planeten fiel nicht ins Gewicht.

"Motan, hier siehst du das letzte Stadium des von unseren Vorfahren eingeleiteten Umformungsprozesses. Grandios nicht wahr? Eine gewaltige Aufgabe neue Lebensräume für unser Volk zu schaffen." Die Stimme klang überaus beglückt. Eine Hand fuhr über die Bildschirmkontrollen und vergrößerte einen Bildschirmausschnitt.

"Sieh her, an manchen Stellen entsprechen Atmosphäre- und Bodenwerte schon fast den gewünschten Verhältnissen."

Motan wiegte seinen Kopf hin und her. Er war dafür bekannt, erst dann seine Meinung kundzutun, wenn ihm alle Fakten zugänglich waren. Bisher hielt er sich in der Bewertung des Projektes stark zurück. "Du siehst die Sache etwas zu euphorisch, Roxa. Das Projekt verläuft nicht ganz so wie geplant!" Motan starrte seinen Begleiter an.

"Oh sicher, es hat eine gewisse Eigendynamik entwickelt, aber was ist daran schlimm? Unsere Vorfahren hatten geplant, daß die biologischen Former durch den Umwandlungsprozeß von selbst wieder verschwinden würden - nun das scheint nicht der Fall zu sein. Mit der Eigendynamik hat niemand gerechnet, aber was ist dagegen einzuwenden, daß die Menschen damit beginnen auch den Nachbarplaneten umzuformen? Nach einigen Jahrhunderten werden wir so einen weiteren Planeten zur Besiedelung haben. Oder glaubst du, daß die Menschen es lernen werden die für sie lebensnotwendige Umwelt zu schonen?" Roxa sah verzückt auf den Bildschirm, auf dem sich noch immer die Erde drehte. Er träumte davon sich endlich wieder in einer mit Stickoxyden angereicherten Atmosphäre, welche nicht von einer lästigen Ozonschicht umgeben war, frei bewegen zu können und nicht in Kuppelstädten eingesperrt zu sein.

 

Hm, das ist gut gewesen. Kurz und gut. Den zweiten Absatz musste ich zweimal lesen, bis ich ihn richtig verdaut hatte. Und dann musste ich erst mal grinsen.
Wäre ja fast ein Forum SF-Satire wert!
Schade, daß wir alle die Folgen unserer Mars-Umwandlungs-Versuche nie erleben werden...aber die Chancen des MArs, das gleiche Schicksal wie die erde zu erleben, würde ich im Moment als hoch einschätzen.

 

Ich finde es interessant, wie faszinierend die Idee auf uns Menschen wirkt, dass Aliens einen für uns "kontaminierten" Planeten als Paradies betrachten könnten. Oder UNSERE Erde entsprechend umformen.
Und gleichzeitig das Motiv des Terraformings auf dem Mars. Ich habe inzwischen einge Berichte darüber gelesen und anscheinend wird es künftig kein Problem sein. Sogar die Venus wäre kolonisierbar, aber all das würde zehntausende von Jahren dauern.

Da war doch noch was? Ach ja, deine Geschichte! ;) Sehr gut uns souverän erzählt, aber was anderes hätte ich von dir eh nicht erwartet. Ist es wirklich so, dass Planeten in Filmen immer von oben gezeigt werden? Mir ist das bislang gar nicht aufgefallen! Aber gut, mir ist ja auch nie aufgefallen, dass es etwas komisch ist, wenn Raumschiffe mit Lichtgeschwindigkeit fliegen und man draußen trotzdem noch Planeten und so weiter entdecken kann... :D

 

Ich wollte die Story ursprünglich Terraforming - Forming Terra nennen, hatte mich aber dann dagegen entschieden, da man aus diesem Titel den Plot zu früh hätte ahnen können.

Freut mich, daß die Story ankommt.

ad astra

 

Solche Geschichten sind halt einfach reizvoll, weil sie ja nicht unrealistisch sind, sondern irgendwann mit Sicherheit in die Wirklichkeit umgesetzt werden.

 

In die Tat umsetzen? - Durch die Außerirdischen? - Weißt Du etwas, was wir nicht wissen?

ad astra

 

Ich BIN ein Alien! :D Übrigens, hast du meine Mail gekriegt? Wäre super, wenn du mir helfen könntest, weil ich in der Sache ratlos bin. Danke!

 

sag mal, Axel, Du hast aber net zufaellig in letzter Zeit das Guch "Der Thron der Libelle" von Hohlbein gelesen, oder?

da gehts auch um dieses thema, das genauso "terraforming" genannt wird!!!!

Dany

 

Ahem... "Terraforming" ist eine seit Jahrzehnten herumspukende Idee, tausendfach in Büchern verbraten, quasi SF-Allgemeingut!
Ich hoffe nur, du wirst dem guten Alex nicht Plagiarismus vor?!? :(

 

tschuldigung! uebrigens schmeiss bidde net mit so vielen fremdwoertern rum, die versteh ich immer net :-(((

ne, hat mich nur gewundert, ich persoenlich hab halt nur dieses eine buch gelesen... wie bereits gesagt, bin ich im sf bereich nicht sonderlich bewandert...

 

Also von Hohlbein habe ich noch nie etwas gelesen. Mag ein Manko sein, zumal Hohlbein ja auch sehr klein im Rahmen des SFCD in diversen Publikationen angefangen hat.

Der Begriff Terraforming ist tatsächlich sehr alt. Zu diesem Thema gibt es dutzende von Büchern und Kurzgeschichten. Ich hoffe nur, daß ich dem Thema doch etwas neues abgewinnen konnte.

ad astra

 

@ tess Schon okay! Ich hatte nur Angst du würdest Axel etwas vorwerfen, was so nicht stimmt. Alles klar soweit!

@ Axel Ich glaube, schon in den 30ern wurde diese Idee geboren, oder irre ich da?

 

Spätestens seit Bradburys "Mars-Chroniken" (Was ja auch schon einige Zeit her ist), ist das Thema beliebt. Ist von ihm aber schon in einigen Kurzgeschichten vorher bearbeitet worden. "Thron der Libellen" kann ich übrigens nur empfehlen - sehr spannend!

 

Wann genau der Begriff Terraforming aufgekommen ist, kann ich leider nicht sagen. Bin aber davon überzeugt, daß es sicherlich schon in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts der Fall war.

ad astra

 

Tja, schade, dass die Verlage zumindest im deutschsprachigen Bereich die alten Schinken nicht mehr neu auflegen!
Oft liest man von Geschichten, die damals geschrieben wurden und Vorlage berühmter Filme oder Bücher wurden, aber man kann sie nirgends lesen. Deprimierend...

Opel astra :D

 

He, gibt es in Österreich keine Comicshops?

Hier gibt es die zu Hauf - und auch über das Internet ist es jederzeit möglich sich mit alten vergriffenen SF-Titeln zu versorgen. Hab gerade keine Adressen zur Hand, aber bei Bedarf such ich mal nach.

ad astra

 

Comics in Österreich??? Und SF? Ist doch nur für Schwachsinnige, ich muss mich wundern, Axel! :D

In der nächsten Stadt ist ein ganz guter - leider ohne alte Micky-Hefte - aber die haben auch einige SF-Bücher. Mir wären halt Neuauflagen lieber, gut übersetzt und so.
Na ja...

 

Eine Geschichte, die Rainer gut fand, und ich hab sie gefunden *froi*
Naja, ich weiß auch warum:
Die Geschichte IST gut.
Den zweiten Teil musste ich auch zweimal lesen, um ihn zu verstehen, aber dann kam die Erkenntnis. Argl, wir Menschen als Terraformer (oder Former Terras?), DAS war ein hartes Stück.
Aber das gute daran ist, dass es nicht unrealistisch wäre, wenn man sich das mal anschaut, was in unserer Umwelt geschieht.

Eine durch und durch gute Geschichte, mit einem sehr guten Plot.

*nachschauobnochmehrinderartdasind*

 

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