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Tanz mit dem Wind

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11.12.2015
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Tanz mit dem Wind

Leise eine Melodie summend, spritzt Nina mit ihren Füßen dem erzürnt dreinschauendem Poseidon das Wasser ins graue Gesicht. Die Tropfen wirbeln bunt herum. Am Springbrunnen sind, so kurz vor der Mittagszeit, nur wenige Leute.
Den Kopf in den Nacken gelegt, die Arme weit ausgebreitet, beginnt sie sich um sich selbst zu drehen. Immer schneller. Schneller.
Zärtlich streichelt der aufkommende Wind ihr Gesicht, will sie zu mehr verführen. Nun springt sie in die Höhe, die Zehenspitzen gestreckt. Ihre Muskeln unter dem dünnen Stoff fühlen sich stark und geschmeidig an. Sie kann es spüren. Endlich!
Der Wind frischt weiter auf, umspielt ihren Körper, lupft ihr Kleid wie ein frecher Geliebter. Eine letzte Pirouette. Dann beginnt sie von vorne.

Schon lange vor dem ersten Kind musste sie ihren Traum aufgeben. Der rechte Fuß.

Ihre Arme heben sich voller Kraft. Immer derselbe Bewegungsablauf. Gleich wird sie schweben! Unbefangen. Frei! Hin und her. Her und hin. Vom Wind vorangetrieben, der ihr liebestoll das Haar zerzaust.

Bruno betrachtet die Frau. Aus der Entfernung. Er kennt sie. So hat er sie noch nie gesehen. Tanzend im Brunnen. Er muss blinzeln, sich kurz die Augen wischen.
Die anderen, die hastig in ihrer Mittagspause am Brunnen vorbeieilen, halten die Köpfe in ihre Mantelkrägen gesenkt.

***

Zehn Uhr am Morgen. Die Flasche Sekt ist schon leer. Zum Putzen gönnte sie sich ein Glas. Dann noch eins. Geht ja dann alles viel beschwingter. Das Putzen. Mit Tanzen sowieso. Egal, dass der Fuß ruiniert ist.
Der erste Teil des Tages war bereits geschafft. Aufstehen, mit dem Hund raus, die Kinder wecken und ihnen beim Anziehen helfen. Ihr Mann war schon lange auf der Schicht. Frühstück mit Toast und Ei, wobei sie selbst nie Appetit hatte. Dann das Geschirr in die Spüle stellen, das Zähneputzen der Kinder überprüfen und sie rechtzeitig zum Bus schicken.

Vom Küchenfenster aus betrachtet sie die Windräder, die in der Ferne lautlos rotieren. Die sind neu. Keiner wollte sie. Aber nun sind sie da.

Das Mittagessen muss sie noch vorbereiten. Die Kinder kommen um eins. Schnitzel mit Möhren und Reis.
„Bäh, das mag ich nicht essen!“, kann sie die Stimmen ihrer Kinder schon jetzt hören. Aber darauf legt Nina Wert - gutes Essen. Das hat sie so gelernt. Von ihrer Mutter. Der Frau, die immer gesagt hat: „Pah, aus dir wird nie eine Tänzerin!“ Die Möhren sind schnell geschält.

Sie hat das Gefühl, beobachtet zu werden. Auf dem knorrigen Baum im Garten sitzt ein Rabe. Ein plötzlicher Windstoß lässt den Ast erzittern und schreckt den Vogel auf. Sie blickt dem Raben nach, der krächzend davonfliegt.

***

Bruno schaut sich kurz um, stellt die Tasche ab. Seine Schicht ist vorbei. Dann geht er ungelenk auf den Brunnen zu. Er nestelt an seiner Jacke und reibt sich die Nase. „Nina?“, ruft er zaghaft.
Die Frau schwebt unbeirrt ihren Tanz im immer stärker aufbrausenden Sturm. Feucht glänzende Haare peitschen wild um ihren Kopf. Der Wind scheint sie mit sich fortreißen zu wollen, zerrt ungestüm an ihrem nassen Kleid.
„Nina! Komm da raus!“, ruft er erneut. Diesmal lauter. „Du erkältest dich noch!“
Der wilde Tanz unterbricht jäh, Nina taumelt ihm entgegen.
„Was machst du denn hier?“, fragt sie keuchend. Ihre Brust bebt.
„Die Kinder kommen gleich nach Hause! Du musst aufhören damit!“, brüllt er gegen den Wind.
„Ach, ist es schon so spät?“, wundert sich Nina und sinkt erschöpft in Brunos Arme.
„Du musst unbedingt aufhören damit!“, wiederholt er und drückt sein Gesicht an ihren Hals. Er schmeckt ihren Schweiß und seine Tränen. Kann den kräftigen Herzschlag und die Wärme ihres Körpers spüren.
„Wir brauchen dich doch.“, wispert er.
Nina erstarrt, hält den Atem an. Die Haare wirbeln weiter um ihr vom Tanzen erhitztes Gesicht. Sie begegnet Brunos weichem, müdem Blick. Tränen steigen in ihr auf und sie muss sich mit dem Handrücken die Nase schnäuzen.
Bruno legt seine Jacke um sie beide, stemmt sich gegen den starken Wind, während sie nach Hause gehen. Die Kinder kommen bald.

 
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Hallo Lind,

ich habe selbst lange getanzt. Ich hatte sogar die Chance, auf eine Ballettschule zu gehen, also sozusagen das Ding richtig durchzuziehen mit gefühlt tausend Stunden Training am Tag. Aber ich habe mich damals dagegen entschieden und habe weiter Turniere getanzt und es neben der Schule als Hobby betrieben. Mir war der Druck zu groß, den eine vollkommene Widmung bedeutet hätte. Ich habe aber oft, wenn ich Tanzfilme oder Ballettaufführungen sehe, auch diesen kleinen Stich im Bauch. Weil ich mich erinnere, wie schön das Tanzen damals war. Wie viel mir das bedeutet hat. Jetzt fragst du dich, warum erzählt die Olle mir das alles? Ja, WEILLLLLLL ich damit sagen will, dass ich ihr Tanzen im Springbrunnen verstehen kann. Aber von vorne ...

Nina plantscht mit ihren Füßen durchs Wasser. Die Spritzer fliegen hoch, werden von böigen Windschwaden weitergetragen und glitzern bunt im Sonnenlicht vor den grauen Fassaden. Am Springbrunnen sind nur wenige Leute. Keiner kommt auf den Gedanken, zum kristallblauen Himmel aufzuschauen und sich dabei um sich selbst zu drehen. Aber Nina tut es. Mit geschlossenen Augen. Sie hat die Arme weit ausgebreitet und rotiert um sich selbst.
Der Wind zerrt an ihr, hebt ihr Kleid wie ein rasender Geliebter. Nun springt sie in die Höhe, die Zehenspitzen gestreckt. Ihre Muskeln unter dem dünnen Stoff fühlen sich stark und geschmeidig an. Sie kann sie spüren. Eine letzte Pirouette. Dann beginnt sie von Vorne.
Hier habe ich ein Mädchen vor mir gesehen, keine Frau. Das ist aber, denke ich, genau so gewollt. Denn irgendwo scheint Nina hängengeblieben zu sein. Also den Einstieg finde ich gelungen.

Schon lange vor dem ersten Kind musste sie ihren Traum aufgeben. Der rechte Fuß.
Ich glaube, "der rechte Fuß" ist mir zu viel. Das erklärt sich später von allein, da erwähnst du es ja noch einmal. Würde ich streichen.

Elegant, anmütig
Sagt man nicht anmutig? Kommt später noch einmal.

Hin und her. Hin und her. Vom Wind vorangetrieben, der ihr liebestoll durchs Haar zaust. Ein wundervoller Tanz!
"Ein wundervoller Tanz!" würde ich streichen. Dann klingen die Sätze davor viel mehr nach, finde ich.

Bruno betrachtet die Frau. Aus der Entfernung. Er kennt sie, hat sie schon oft gesehen. Aber noch nie tanzend im Brunnen. Sie wohnt in dem großen Haus an der Ecke.
Mit dem Fettgedruckten führst du den Leser irgendwie zu sehr an der Nase herum. Denn Bruno ist doch ihr Mann, oder? Dann würde ich das Verhältnis offener lassen, wenn du das nicht gleich am Anfang offenlegen willst.
Zum Beispiel: Bruno betrachtet die Frau. Aus der Entfernung. Er kennt sie – gut sogar. Im Brunnen tanzend hat er sie jedoch noch nie gesehen.

Nina betrachtet die Windräder, die in der Ferne lautlos rotieren. Die sind neu. Keiner wollte sie. Aber nun sind sie da.
Da habe ich kurz gedacht, ob sie so auch manchmal über ihre Kinder, über ihr jetziges Leben denkt. Sie wollte das eigentlich so nicht, aber jetzt ist es halt so. Traurig ...

Im Baum vor ihr krächzt ein Rabe. „Einer meckert halt immer“, denkt sie. Ein plötzlicher Windstoß lässt den Ast erzittern. Sie sieht dem Raben hinterher.
Lass den Vogel doch noch davonfliegen. Dann ist das flüssiger mit dem "Hinterhersehen".

Von ihrer Mutter. Dieselbe, die immer gesagt hat „Pah, du wirst nie eine Tänzerin!“
Das klingt irgendwie nicht richtig. Vielleicht: Von ihrer Mutter. Der Frau, die immer gesagt hat [...]

Bruno schaut kurz hinter sich, stellt die Tasche ab. Dann geht er ungelenk auf den Brunnen zu. Er zupft an seiner Jacke und reibt sich die Nase. „Nina?“, ruft er zaghaft.
Die Frau schwebt unbeirrt ihren Tanz im aufkommenden Sturm.
„Nina! Komm da raus!“, ruft er erneut. Diesmal lauter. „Du erkältest dich noch!“
Der Tanz unterbricht, Nina schwebt herab zu ihm.
„Was willst du?“, fragt sie verwirrt.
„Die Kinder kommen gleich nach Hause! Du musst aufhören damit!“
„Ach, ist es schon so spät?“, antwortet Nina und taumelt pitschnass in Brunos Arme.
„Du musst unbedingt aufhören damit!“, wiederholt er.
„Ja, du hast Recht! Bei den Hausaufgaben brauchen sie mich. Da muss ich für sie dasein!“
Scheiße, das ist traurig. Mehr kann ich dazu gerade gar nicht sagen ...

Bruno stemmt sich gegen den starken Wind, während er sie zum Haus an der Ecke begleitet.
Seine Schicht ist vorbei.
Den letzten Satz würde ich streichen.

Der Text ist ziemlich knapp, dennoch konnte ich mir da aber viel zusammenreimen. Doch, hat mir gefallen. Auch wenn da natürlich noch viel mehr drin steckt und natürlich sehr viel nur angerissen wird. Im Großen und Ganzen passt das für mich. Die einzige Frage, die ich mir stelle, ist: Wie weit ist ihr Wirrwarr im Kopf fortgeschritten? Und ist es da ratsam, sie mit Kindern allein zu lassen?

Viele Grüße
RinaWu

p.s.: Und was ich echt gut gelungen finde: Sie tanzt mit dem Wind, für Bruno jedoch bedeutet das genau das Gegenteil.

 
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Hola Lind,

Deinen ‚Schneckenbaum’ hab ich noch in guter Erinnerung, und einiges an Deiner Challenge-KG ist ihm ähnlich. Ich erhoffte mir ein kurzes Lesevergnügen, Deine Art zu schreiben kommt bei mir gut an.
Nur kam ich diesmal gleich zum Anfang in Turbulenzen, und dieses Gefühl hielt an, weil sich erst gefühlsmäßig, und dann verstandesmäßig für mich nichts fügte.
Am Ende kam mir der Verdacht, der Text sei zu schnell geschrieben bzw. eingestellt worden.
Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass er so gewollt war.

Keiner kommt auf den Gedanken, zum kristallblauen Himmel aufzuschauen ... ... Aber Nina tut es. Mit geschlossenen Augen.
'Sie tanzt, den Kopf in den Nacken gelegt' o.Ä. empfände ich klarer.
Alle mir bekannten Springbrunnen werden in der Winterzeit abgestellt. Diese Frau tanzt im Februar, barfuß und nur im Kleid, ziemlich lange im Brunnen. Es ist böig! Ja, sie muss verrückt sein, sucht vielleicht die Aufmerksamkeit der Welt für ihre private Tragödie wegen des leidigen Fußes auf sich zu ziehen.
Sie ist verrückt und Alkoholikerin, denn wer zehn Uhr nach dem ersten Glas die ganze Flasche austrinken muss ... Trotzdem ist sie ihren Kindern eine sehr gute Mutter: kümmert sich um Zähneputzen und Hausaufgaben, kocht vernünftiges Essen, führt den Hund aus.
Schwer zu glauben.

Nina betrachtet die Windräder, ... ... Sie scheinen durch die Luft zu gleiten.
Ergibt für mich kein Bild, ‚gleiten’ bedeutet ‚bewegen’, diese Dinger sind immobil.
Sollte sie die rotierenden Windräder als 'über den Himmel fahrend' wahrnehmen, müsste sie in die geschlossene Abteilung. Das wäre das Ende für die Familie (Wenn Du das meinen solltest, müsste es verdeutlicht werden).
schütteln nicht mal mit den Kopf
Besser: Schütteln nicht mal den Kopf. Oder eben ‚mit dem Kopf’ (Mit solchem Zeug will ich Dich um Gotteswillen nicht belehren, sondern darauf hinweisen, dass nicht sorgfältig gearbeitet wurde).
Aber die Krönung der schnellen Schreibart ist für mich:
Bruno betrachtet die Frau. Aus der Entfernung. Er kennt sie, hat sie schon oft gesehen.
Und dann erfahre ich, dass Nina dessen Ehefrau ist, mit der er Kinder hat – und zufällig im gleichen Haus wie er wohnt:
Sie wohnt in dem großen Haus an der Ecke.
Ei, schau! Lieber Lind, das geht mir doch gegen die Hutschnur. Ich habe keine Ahnung, was Du von Deinen Lesern hältst, besonders für eine Challenge hätte ich mir mehr Mühe gegeben.

Jetzt hab ich ein solches Durcheinander gelesen (die zeitliche Abfolge des Textes ist grauenhaft, aber Du schaffst es, lehrbuchmäßig Anfang und Ende zusammenzubringen), dass ich diesen Satz nicht einschätzen kann:

„Ja, du hast Recht! Bei den Hausaufgaben brauchen sie mich. Da muss ich für sie dasein!“
So hölzern spricht niemand, Ehepartner schon gar nicht. Aber (Alkohol-)Kranke – und so gesehen wäre das für den Leser noch ein Fingerzeig (den ich auch gerne gewürdigt hätte, aber dafür hat mich die von mir vermisste Feinarbeit im Text zu sehr enttäuscht).

Tut mir (nicht:D) leid, aber Besseres kann ich nicht in meinem Kommentar aufführen.
Trotzdem schöne Grüße!
José

PS: Wäre es nicht besser, die Handlung in den Sommer zu verlegen?

 

Hallo Lind,

Tut mir leid, aber ich kenne mich bei deiner Geschichte nicht so richtig aus. :shy:
Mir ist klar: da ist eine ehemalige Tänzerin, die wegen einer Verletzung aufhören musste. Sie hat geheiratet, Kinder bekommen und ein Alkoholproblem entwickelt. Soweit so gut. Gefällt mir, rein vom Stoff her, sehr gut. Daraus kann man was machen.
Nun zu meinem Problem: Sie ist wirklich so besoffen, dass sie im Brunnen tanzt und glaubt sie wäre zu Hause und würde kochen und putzen???:confused: Das klingt für mich schon nach einer Psychose...
Du schreibst "Bruno betrachtet die Frau. Er hat sich schon oft gesehen."usw.
Das klingt für mich, als würde er eine fremde Frau beobachten, nicht seine eigene...
Sonst hat deine Geschichte viel Potenzial.

Liebe Grüße Sabine

 
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Hallo RinaWu,

vielen Dank für deinen Kommentar. Es freut mich, dass dir die Geschichte im Groben und Ganzen gefallen hat.

Ja, es stimmt, ich wollte Nina in der Anfgangsszene sehr kindlich darstellen, damit der Kontrast zu ihrem derzeitigen Leben, klar ausfällt.


Schon lange vor dem ersten Kind musste sie ihren Traum aufgeben. Der rechte Fuß.
Ich glaube, "der rechte Fuß" ist mir zu viel. Das erklärt sich später von allein, da erwähnst du es ja noch einmal. Würde ich streichen.
Na, da tue ich mich noch schwer mit, werde es aber nochmal überdenken.

Elegant, anmütig
Sagt man nicht anmutig? Kommt später noch einmal.
Hab ich geändert. Vielen Dank!

Hin und her. Hin und her. Vom Wind vorangetrieben, der ihr liebestoll durchs Haar zaust. Ein wundervoller Tanz!
"Ein wundervoller Tanz!" würde ich streichen. Dann klingen die Sätze davor viel mehr nach, finde ich.
Da bin ich noch mal drangegangen. Vielen Dank ür den Hinweis. Ich habe es etwas umgestellt. Nun finde ich es auch besser.
Gut, dass es Wortkrieger gibt!

Bruno betrachtet die Frau. Aus der Entfernung. Er kennt sie, hat sie schon oft gesehen. Aber noch nie tanzend im Brunnen. Sie wohnt in dem großen Haus an der Ecke.
Mit dem Fettgedruckten führst du den Leser irgendwie zu sehr an der Nase herum. Denn Bruno ist doch ihr Mann, oder? Dann würde ich das Verhältnis offener lassen, wenn du das nicht gleich am Anfang offenlegen willst.
Zum Beispiel: Bruno betrachtet die Frau. Aus der Entfernung. Er kennt sie – gut sogar. Im Brunnen tanzend hat er sie jedoch noch nie gesehen.
Liebe RinaWu, eigentlich wollte ich genau das erreichen, dass der Leser in diesem Moment noch keinen Zusammenhang zwischen Bruno und Nina sieht. Das hätte das Ende der Geschichte vorweggenommen.
Aber ich sehe deinen Standpunkt und werde es noch in mir arbeiten lassen. Da wird sich bestimmt etwas besser Passendes finden.
Aber die Distanz und Fremdheit (die Nina letztendlich in ihre jetztige Situation geführt hat, abgesehen vom Fuß) zwischen Nina und Bruno musste ich an einer Stelle anführen. Immerhin hat Bruno anscheinend bisher recht wenig von den Problemen seiner Frau mitbekommen, sei es durch Blindheit oder bewusstes Wegschauen. Aber wenn das nicht klar damit rüberkommt, muss ich noch mal an die Stelle rangehen.

Nina betrachtet die Windräder, die in der Ferne lautlos rotieren. Die sind neu. Keiner wollte sie. Aber nun sind sie da.
Da habe ich kurz gedacht, ob sie so auch manchmal über ihre Kinder, über ihr jetziges Leben denkt. Sie wollte das eigentlich so nicht, aber jetzt ist es halt so. Traurig ...
Ja, so war das geplant! Schön, dass du es herausgelesen hast.

Im Baum vor ihr krächzt ein Rabe. „Einer meckert halt immer“, denkt sie. Ein plötzlicher Windstoß lässt den Ast erzittern. Sie sieht dem Raben hinterher.
Lass den Vogel doch noch davonfliegen. Dann ist das flüssiger mit dem "Hinterhersehen"
.
In einer früheren Version der Geschichte ist der Rabe auch weggeflogen. Aber ist bei den Überarbeitungänderungen wohl verlorengegangen. Jetzt fliegt er wieder!!

Von ihrer Mutter. Dieselbe, die immer gesagt hat „Pah, du wirst nie eine Tänzerin!“
Das klingt irgendwie nicht richtig. Vielleicht: Von ihrer Mutter. Der Frau, die immer gesagt hat [...]
Geändert!

Die einzige Frage, die ich mir stelle, ist: Wie weit ist ihr Wirrwarr im Kopf fortgeschritten? Und ist es da ratsam, sie mit Kindern allein zu lassen?
Tja, eigentlich ist Nina nicht wirr im Kopf. Sie eine Trinkerin, die am Brunnen dann verwirrt ihren Mann erblickt. Sie schafft es morgens gerade noch ihre Kinder "fertigzumachen", dann braucht sie ein Glas, um der Tristess zu entgehen, in die sie hineingeraten ist. Sie selbst empfindet es zumindest als Tristess.


Ich danke dir jedenfalls für die Tipps!

Liebe Grüße
Lind


Hallo josefelipe,

wow, das nenne ich mal eine Breitseite! Und das so früh am Morgen!
Aber wer sich der Kritik im Forum nicht bereit ist zu stellen, braucht auch keine Geschichte einzustellen.

Also, vielen Dank für deine ehrlichen Worte!

Deinen ‚Schneckenbaum’ hab ich noch in guter Erinnerung, und einiges an Deiner Challenge-KG ist ihm ähnlich. Ich erhoffte mir ein kurzes Lesevergnügen, Deine Art zu schreiben kommt bei mir gut an.
Da hatte ich noch Hoffnung, dass die Geschichte gefallen würde...

Nur kam ich diesmal gleich zum Anfang in Turbulenzen, und dieses Gefühl hielt an, weil sich erst gefühlsmäßig, und dann verstandesmäßig für mich nichts fügte.
Da lief es nicht mehr so gut...

Am Ende kam mir der Verdacht, der Text sei zu schnell geschrieben bzw. eingestellt worden.
was nicht der Fall war. Leider tropft mir ein "Schneckenbaum" nicht stetig aus der Feder.

Keiner kommt auf den Gedanken, zum kristallblauen Himmel aufzuschauen ... ... Aber Nina tut es. Mit geschlossenen Augen.
'Sie tanzt, den Kopf in den Nacken gelegt' o.Ä. empfände ich klarer.
Ja, da hast du Recht. Das ist eindeutig logischer. Mir ging es da eher um das "Aufschauen", welches Nina eben mit "geschlossen Augen" tut, in ihrer (vernebelten) Welt. Aber da bin ich wohl am Ziel vorbeigerauscht. Da geh ich noch mal dran. Danke für den Hinweis!

Nina betrachtet die Windräder, ... ... Sie scheinen durch die Luft zu gleiten.
Ergibt für mich kein Bild, ‚gleiten’ bedeutet ‚bewegen’, diese Dinger sind immobil.
Wird überarbeitet!

Bruno betrachtet die Frau. Aus der Entfernung. Er kennt sie, hat sie schon oft gesehen.
Und dann erfahre ich, dass Nina dessen Ehefrau ist, mit der er Kinder hat – und zufällig im gleichen Haus wie er wohnt:
Sie wohnt in dem großen Haus an der Ecke.
Ich habe bewusst eine "falsche Fährte" legen wollen. Erstens, um das Ende der Geschichte nicht zu früh zu verraten und Zweitens, um die Fremdheit der beiden offenzulegen. Sie leben gemeinsam aber nebeneinander her.

Jetzt hab ich ein solches Durcheinander gelesen (die zeitliche Abfolge des Textes ist grauenhaft, aber Du schaffst es, lehrbuchmäßig Anfang und Ende zusammenzubringen), dass ich diesen Satz nicht einschätzen kann:
„Ja, du hast Recht! Bei den Hausaufgaben brauchen sie mich. Da muss ich für sie dasein!“
An dieser Stelle beginnt Nina wieder zu "funktionieren". Der Spaß ist vorbei, der Rausch wieder soweit unter Kontrolle, dass sie sich wieder um ihre Kinder kümmern kann.

Ei, schau! Lieber Lind, das geht mir doch gegen die Hutschnur. Ich habe keine Ahnung, was Du von Deinen Lesern hältst, besonders für eine Challenge hätte ich mir mehr Mühe gegeben.
Dass ich dich erbost habe, tut mir echt leid und war ganz sicher nicht meine Absicht. :(
Und was ich von meinen Lesern halte? Ausgesprochen viel! Denn ich bitte um ihre Kommentare und Hinweise, stelle mich der Kritik.

Tut mir (nicht) leid, aber Besseres kann ich nicht in meinem Kommentar aufführen.
Passt scho alles! Das ist dein gutes Recht, etwas nicht zu mögen. Ich danke dir trotzdem, dass du dir die Zeit und Mühe für einen Kommentar genommen hast. Ist ja auch eine Art Wertschätzung :thumbsup:

PS: Wäre es nicht besser, die Handlung in den Sommer zu verlegen?
Das ist ein guter Tipp. Das mit dem Abstellen des Wassers hatte ich tatsächlich nicht bedacht.


Liebe Grüße
Lind

 

Hallo Lind,

leider ging mir das ähnlich wie jose.

Der Hauptpunkt war für mich, dass du diese falsche Fährte legst. Du wolltest die Entfremdung zwischen beiden zeigen, aber ungeschickt finde ich, wenn du so tust, als hätten beide nichts miteinander zu tun. Das ist kein ungewöhnliches, unvorhersehbares Ende, eine originelle Wendung, also falsche Fährte im guten Sinne, sondern man fühlt sich so komisch reingelegt.
Ich bin am Rumüberlegen, was du tun könntest, so wirklich fällt mir nichts ein, aber du kannst ja mal weiter dran rumdenken, wenn du nur schreiben würdest:
Bruno betrachtet Nina wie eine Fremde.
Dann ist das offener, dann kennt er sie irgendwie, der Leser weiß aber nicht genau wie gut. Du könntest auch noch dazu schreiben, was und wie er sie sieht, die Bewegungen, was weiß ich. Aber keinesfalls deine Fortsetzung, die ist eine echte Falschinformatione und die macht aus meiner Sicht den Unterschied zwischen guter und schlechter falscher Fährte.
So wirklich durchüberlegt hab ich das in der Kürze natürlich nicht, aber wenigstens hättest du uns nicht reingelegt. Wohlgemerkt, ich habe nichts dagegen, reingelegt zu werden, es geht nur darum, wie man das tut.
Dann unbedingt den Tanz in den Sommer verlegen. Im Februar ist so ein Tanz gleich aus mehreren Gründe recht unglaubwürdig.

Ich glaube, das würde schon einiges reißen.

Einen Punkt habe ich noch, aber wer weiß, vielleicht ist das ja auch Geschmackssache. Der Wind spielt in deiner Geschichte ja eine große Rolle. Aber irgendwie empfinde ich ihn als künstliches Element. Ich weiß nicht, vielleicht ist das so, weil das nun mal das Thema ist, aber ich glaube dir das irgendwie nicht richtig, es fühlt sich nicht echt und organisch an. Eher so, als würde der Wind eine große Rolle spielen, weil das eben das Thema war.
Es gibt da eine Geschichte in der Challenge, da ist der Wind für den Protagonisten auch sehr wichtig, die geschichte mit dem Windmädchen. Da habe ich die Rolle des Windes total abgenommen. Hier platzt der Wind so unvorbereitet, eben nicht als verbundenes Element rein.
Es gibt eine Stelle: Auf dem Rückweg von der Bushaltestelle bläst ihr der Wind hart ins Gesicht. Die Haut spannt und prickelt etwas. Die Lippen sind taub. Sie mag das. Dann fühlt sie was. Die finde ich toll, da spüre ich, dass der Wind ihr gut tut, sie sich anders fühlt, wenn sie im Wind steht.
Vielleicht liegt es auch daran, dass der Wind mal die und mal jene Bedeutung hat. Einmal rasender Geliebter, dann oben das Sinnliche des Windes, der sie sich selbst spüren lässt. Dann ist er liebestoll.
Kannst ja mal nachdenken. An sich finde ich die Idee, dem Wind als Katalysator für Bedürfnisse eines Menschen zu geben, sehr sehr schön. Auch dass derselbe Wind für zwei unterschiedliche Menschen das Gegenteil bedeutuen kann, gefällt mir. Aber hier kommt mir das doch sehr überdeutlich eingeführt vor. Der ist schon sehr überpräsent der Wind in deiner Geschichte. Da würde ich aus meiner Sicht doch noch mal drüber nachdenken, wie man das gewichtet.

Viele Grüße
Novak

 

„Pah, aus dir wird nie eine Tänzerin!“

Im übertragenen Sinn,

lieber Lind,

richtet sich ein Gegenwind gegen ein eigenes Wollen, wie er sich schon in dem mütterlichen Zitat äußert, und es ist immer ein Problem, wenn zu Anfang des selbständigen Lebens das eigentliche Lebensziel torpediert wird und statt der darstellenden Kunst die drei (oder doch nur zwo?) K erwählt werden, wobei die Kochkunst nicht unbedingt ein von der Mutter erlerntes Handwerk bleiben muss und sich der bildenden Kunst annähert, wobei

Schnitzel mit Möhren und Kartoffeln
eher gesund denn nach Kochkunst klingt.

Da ist es gut, einen Bruno (der Braune, Anrede des Bären, den man sich nicht traute, direkt zu nennen) zur Seite zu haben ...

Die Anemoi - Söhne des Morgen- und Abendrots - waren den Griechen zunächst die vier Winde der Haupt-Himmelsrichtungen, später wurden die Winde inflationär vermehrt mit allen Neben- und Zwischenrichtungen.

In Selukia Pieria stand einst das Haus des Trinkwettstreites, in dem die Anemoi nicht wie üblich als Pferde, sondern als gefllügelte Menschen unterschiedlichen Alters dargestellt wurden.

Ein kleiner Schnitzer

Dann beginnt sie von [v]orne.
und hier fehlt was - so meine ich - beim Tanz
Der Tanz unterbricht, Nina schwebt herab zu ihm.

Über die Rolle des Rabenvogels (ein Klugscheißer - um bei den Winden zu bleiben) der Vogelwelt (darum ist ein Paar ja auch Ratgeber Odins/Wodans) muss ich noch nachdenken, denn er trägt eine Botschaft - aber welche ... Mir gefällt übrigens die lakonischeSprache. Ob man die kleine Geschichte mit einem trotz öffentlichen Gegenwindes errichtetes Windrad würzen und überhaupt erwähnen muss, weiß ich auch nicht ...

Gruß vom

Friedel

 

Hej Lind,

Geschichten über Frauen, Träume, auch gerne ausgeträumte und die Zeit damit, danach lese ich gerne.
Deine verlangt mir einiges ab, das gebe ich gerne zu.

Beim ersten Lesen war's noch Winter, meine ich mich zu erinnern. Mit den Füßen, welche mir barfuß suggerieren und dem leichten Kleid ist es mir angenehmer, das jetzt nichts mehr darauf hinweist.

Das Bild der tanzenden Nina in den Elementen Wind und Wasser an einem Brunnen ist schon recht befremdlich, aber deswegen ist ja auch eine Geschichte. Und so beobachte ich sie etwas beschämt, denn schnell ist klar - der rasende Geliebte macht es deutlich - da tanzt keine kleine Nina.

Bruno betrachtet die Frau. Aus der Entfernung. Er kennt sie. So hat er sie aber noch nie gesehen. Tanzend im Brunnen. Er muss blinzeln. Etwas ist ihm ins Auge geweht.
Die anderen, die hastig in ihrer Mittagspause am Brunnen vorbeigehen, schütteln nicht mal den Kopf.

Als ich später erfahre, dass Bruno der Ehemann ist, wundere ich mich schon etwas, warum das nicht deutlich werden sollte. Und tu es immer noch. :shy: Dieser Absatz ist schwer zu begreifen, denn warum die Passanten sich nicht mal wundern über das Verhalten der Frau, erschließt sich mir jetzt leider auch nicht. SO wirkt diese Szene etwas irreal, was ja durchaus machbar ist.

Zehn Uhr am Morgen. Die Flasche Sekt ist schon leer. Zum Putzen wollte sie sich ein Glas gönnen.

Aha. Nina trinkt morgens, um ihren faden Alltag zu bewältigen und verhält sich deshalb irrational. Das scheint aber Dauerfrust zu sein, denn offenbar hat es auch mit der Tatsache zu tun, nicht mehr tanzen zu können, seit der Geburt der Kinder und einer Verletzung.

Auf dem Rückweg von der Bushaltestelle bläst ihr der Wind hart ins Gesicht. Die Haut spannt und prickelt etwas. Die Lippen sind taub. Sie mag das. Dann fühlt sie was.

Dabei hatte ich den Eindruck, sie hätte beim Pirouettedrehen auch Leben gespürt.

Nina betrachtet die Windräder, die in der Ferne lautlos rotieren.

Ein plötzlicher Windstoß lässt den Ast erzittern und schreckt den Vogel auf.

Ganz schön viel Wind um Nina. ;)

Die Kartoffeln sind schnell geschält.

Weisst Lind, in einem kurzen Text wie diesem bin ich sehr fixiert auf Symbole und Metaphern, habe das Empfinden, da lauert in jedem Wort etwas worauf ich achtgeben muss. Aber bei Schnitzel und Möhren und Kartoffeln muss ich kapitulieren. Und obwohl Nina alles zu viel zu sein scheint, sind die Kartoffeln schnell geschält. Ich bin etwas ratlos.

Viel mehr hat sie nicht zu tun. Sie könnte putzen oder backen. Die Kinder kommen erst um eins.

Okay, na gut, Nina geht erst jetzt zum Brunnen, anstatt zu putzen oder zu backen. Ganz schön verwirrt, die Arme. Das hab ich wohl was missverstanden.

Die Frau schwebt unbeirrt ihren Tanz im aufkommenden Sturm.

Eine offenbare Steigerung. Leider erreichen mich die Emotionen nicht.

„Du musst unbedingt aufhören damit!“, wiederholt er.

Damit meint er sicher allerhand auf einmal. Wie rücksichtsvoll er spricht.

Bruno stemmt sich gegen den starken Wind, während er sie nach Hause begleitet.

Ja, auch Bruno hat viel zu stemmen.

Lieber Lind, die Idee, das Bild einer Frau darzustellen, die es in ganz eigener Weise nicht leicht hat, ihre kleine Welt so gestalten, dass sie gerne lebt mit dem was sie hat, ist schön.
Die kühle, knappe Art deiner Sprache innerhalb der, ich nenne es jetzt mal Witterung, geht in meinem Hirn und Empfindungen nicht gut zusammen. Da mangelt es wohl an irgendetwas.

Ein angemessener Beitrag für die Challenge ist er aber allemal.

Ein Leseeindruck und freundlicher Gruß, Kanji

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo,

ich bin ja manchmal auf einem bis beiden Ohren taub und, was Verisse meiner Geschichten angeht ( josefelipe - vielen Dank für die Breitseite), auch manchmal mit riesigen Schutz-Scheuklappen versehen. Aber nur manchmal. Ich hab die Geschichte nochmal überarbeitet. Tatsächlich gefällt sie mir jetzt besser.
Würde ich aber nie zugeben. :sealed:

Morgen werde ich noch auf die bisherigen Kommentare ( Sabine P, Kanji, Friedrichard und Novak) antworten. Da lief jetzt einiges parallel. Vielleicht erübrigt sich da schon was.

Liebe Grüße
Lind

 

Hallo Lind ,

Vergnügt spritzt Nina mit ihren Füßen dem erzürnt dreinschauendem Poseidon das Wasser ins Gesicht.
Schöner erster Satz.

Er muss blinzeln. Etwas ist ihm ins Auge geweht.
Die anderen, die hastig in ihrer Mittagspause am Brunnen vorbeieilen, halten die Köpfe in ihre Mantelkrägen gesenkt.
Ich verstehe gar nicht, was gerade passiert.

Sie hat das Gefühl beobachtet zu werden.
Schreibt man nicht "Sie hat das Gefühl beobachtet zu werden."?

„Die Kinder kommen gleich nach Hause! Du musst aufhören damit!“
„Ach, ist es schon so spät?“, wundert sich Nina und sinkt erschöpft in Brunos Arme.
„Du musst unbedingt aufhören damit!“, wiederholt er und drückt sein Gesicht an ihren Hals. Er schmeckt Schweiß und Tränen. Kann ihren Herzschlag spüren.
Das ist schön.

Ach, ich weiß echt nicht, was ich von dieser Geschichte halten soll. Die magische Beschreibung des Tanzes gefällt mir gut. Andererseits wirken die Figuren, vor allem der Mann, sehr flach auf mich.

Ich hoffe, meine Kritik hilft dir trotzdem weiter.
LG,
Alexei

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Sabine P,

vielen Dank für deinen Kommentar. Nun hab ich endlich Zeit gefunden, zu antworten. Ich starte direkt.

Nun zu meinem Problem: Sie ist wirklich so besoffen, dass sie im Brunnen tanzt und glaubt sie wäre zu Hause und würde kochen und putzen??? Das klingt für mich schon nach einer Psychose...
Nein, sie tanzt natürlich nicht im Brunnen und denkt darüber nach zu putzen oder so. :lol:
Das Putzen und Kochen war zeitlich davor. Dazu hat sie sich doch den Sekt aufgemacht und dadurch wurde sie so betrunken, dass sie letztendlich tanzend im Brunnen war.
Das war wohl etwas verwirrend von mir angeordnet. Ich habe aber die Geschichte noch einmal überarbeitet. Nun kommt es klarer raus.

Du schreibst "Bruno betrachtet die Frau. Er hat sich schon oft gesehen."usw.
Das klingt für mich, als würde er eine fremde Frau beobachten, nicht seine eigene...
Ja, das ist beabsichtigt. Bruno sieht seine Frau zum erstmal so (betrunken). Halt wie eine Fremde. Und er erkennt, (vielleicht hat er es vorher nicht sehen wollen, oder einfach übersehen), dass seine Frau tatsächlich ein Problem hat. Es "tanzt" ihm quasi vor den Augen. Nun muss er sich dem irgendwie stellen. Er bringt sie nach Hause.

Sonst hat deine Geschichte viel Potenzial.
Das freut mich!

Vielen Dank!
Lind


Hallo Novak,

vielen lieben Dank für deinen Kommentar. Tatsächlich hat mich dein Kommentar erst auf die (hoffentlich) richtige Spur gebracht. Keine Ahnung, warum genau, aber nach deinem Kommentar begann bei mir einiges zu rattern und ich machte mich auch direkt daran, die Geschichte umzuarbeiten.

Es hat sich also einiges geändert, trotzdem will ich jetzt direkt zu deinem Kommentar Stellung nehmen:

Der Hauptpunkt war für mich, dass du diese falsche Fährte legst. Du wolltest die Entfremdung zwischen beiden zeigen, aber ungeschickt finde ich, wenn du so tust, als hätten beide nichts miteinander zu tun. Das ist kein ungewöhnliches, unvorhersehbares Ende, eine originelle Wendung, also falsche Fährte im guten Sinne, sondern man fühlt sich so komisch reingelegt.
Ich bin am Rumüberlegen, was du tun könntest, so wirklich fällt mir nichts ein, aber du kannst ja mal weiter dran rumdenken, wenn du nur schreiben würdest:
Bruno betrachtet Nina wie eine Fremde.
Da habe ich was geändert. Die "Betrachtung einer Fremden" ist zwar noch drin, (da mir das an dieser Stelle der Geschichte sehr, sehr wichtig war, dieses "Fremde", "Unbekannte" für Bruno klar herauszustellen), aber ich habe die "Falsche Fährte" mit dem "Haus an der Ecke" komplett gelöscht. Ich finde, nun ist es stimmiger und trotzdem konnte ich das beibehalten, was mir wichtig war.

Dann unbedingt den Tanz in den Sommer verlegen. Im Februar ist so ein Tanz gleich aus mehreren Gründe recht unglaubwürdig.
Habe die Jahreszeit komplett rausgenommen. Muss eigentlich auch nicht spezifiziert werden, find ich, geht auch ohne. Reicht ja schon, dass das Wetter ungemütlich wird...:Pfeif:

Der Wind spielt in deiner Geschichte ja eine große Rolle. Aber irgendwie empfinde ich ihn als künstliches Element. Ich weiß nicht, vielleicht ist das so, weil das nun mal das Thema ist, aber ich glaube dir das irgendwie nicht richtig, es fühlt sich nicht echt und organisch an.
Auch da habe ich nochmal dran gefeilt. Der Wind ist mein Mittel, die Steigerung in der Geschichte aufzubauen. Auf mehreren Ebenen. Einmal für den Tanz und somit ihrer Freude, die sich immer mehr steigern, dann die Problematik des Alkoholproblems, welches sich langfristig ja nicht in Luft auflösen wird und ebenso der Punkt, dass Bruno zum Handeln gezwungen ist. Also ein Wind sich aufgebaut hat, gegen den er sich stellen kann bzw. muss.

Es gibt eine Stelle: Auf dem Rückweg von der Bushaltestelle bläst ihr der Wind hart ins Gesicht. Die Haut spannt und prickelt etwas. Die Lippen sind taub. Sie mag das. Dann fühlt sie was. Die finde ich toll, da spüre ich, dass der Wind ihr gut tut, sie sich anders fühlt, wenn sie im Wind steht.
Leider ist diese Stelle dem Rotstift zum Opfer geworden. Passte nicht zum "wind"-zeitlichen Ablauf. Und später irgendwie auch nicht mehr. Aber trotzdem schön, dass dir diese Sätze gefallen haben. :)

Also, nochmals vielen Dank für deine Betrachtung der Geschichte. Hat mich weitergebracht!
Lind


Hallo Friedrichard,

Hallo Friedel, wenn ich dich so nennen darf..
Vielen Dank für deinen Kommentar, die zwei Textschnitzer sind behoben.

Nun zu deiner Frage:

Über die Rolle des Rabenvogels (ein Klugscheißer - um bei den Winden zu bleiben) der Vogelwelt (darum ist ein Paar ja auch Ratgeber Odins/Wodans) muss ich noch nachdenken, denn er trägt eine Botschaft - aber welche ...
Der Rabe soll eine Warnung/Drohung sein. Wenn Nina das so weiter betreibt, wird es fatal enden. (Unglück, schwarze Zukunft, Rabenmutter, Trauer) Aber auch die Weisheit des Raben, die das voraussieht…

Ob man die kleine Geschichte mit einem trotz öffentlichen Gegenwindes errichtetes Windrad würzen und überhaupt erwähnen muss, weiß ich auch nicht ...
Das hat tatsächlich, wie RinaWu auch herausgelesen hat, weniger mit den Wind(rädern) an sich, als mit den Kindern zu tun. Nina umsorgt diese zwar, wie es von einer Mutter erwartet wird und sie gibt sich auch wirklich Mühe, aber sie betrachtet sie auch distanziert. Ihr Lebenstraum war das Tanzen, welcher durch die Verletzung geplatzt ist. Vielleicht hatte sie vorher nie an Kinder gedacht? Aber das Leben geht weiter und nun sind einfach Kinder da. Irgendwie ist es grausam und traurig zugleich. Und kalt. Vielleicht erklärt dir das die Windräder.

Mir gefällt übrigens die lakonischeSprache.
Oh, das freut mich sehr!

Dank dir, Friedel!
Grüße
Lind

 

Hallo Lind.

Ich hatte deine Geschichte gleich am Anfang gelesen, bin aber nicht zum Kommentieren gekommen.
Und vieles, was ich auch angemerkt hätte, haben dann schon andere getan – deshalb habe ich es jetzt einfach und kann nur sagen: Für mich hat die Geschichte durch deine Überarbeitung total gewonnen. :thumbsup:

Wie du Bruno jetzt einführst finde ich sehr geschickt. Man spürt unterschwellig, dass es für ihn etwas bedeutet, Nina so im Brunnen zu sehen, weiß aber noch nicht, warum.
Du führst den Leser weder auf eine falsche Fährte, noch lässt du ihn wissen, in welchem Verhältnis die beiden zueinander stehen – es bleibt also spannend.

Bruno betrachtet die Frau. Aus der Entfernung. Er kennt sie. So hat er sie noch nie gesehen. Tanzend. Im Brunnen.

Was ich allerdings bezweifle, ist, dass er sie (immerhin seine Frau, auch wenn man das hier noch nicht weiß) noch nie tanzend gesehen hat. Prinzipiell finde ich diese kurzen Sätze ja auch toll, aber fände an dieser Stelle dann besser „Tanzend im Brunnen.“ – denn so hat er sie ja wahrscheinlich wirklich noch nicht gesehen.

Mit tanzen sowieso.
Tanzen groß – glaube ich jedenfalls …

Also, für mich hast du wahrscheinlich genau an den richtigen Stellen gestrafft und Überflüssiges entfernt - ich finde deinen Text sprachlich sehr schön und absolut gut lesbar und er hat mich sehr berührt.

Liebe Grüße von Raindog (oder eher Snowdog, heute)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Lind,

du hast schon ordentlich an deiner Geschichte gefeilt, zum Vorteil, wie ich finde. Die tanzende Frau hat gewaltige Probleme, die sich überlagern. Die traumatische Fußverletzung, wodurch ihr Lebenstraum "Tänzerin" zerstört wurde, aber tieferliegend, die Geringschätzung durch die Mutter und der verheerende Griff zum Alkohol, auch wenn es sich (vorerst) nur um Champagner handelt.

Hat Bruno seine Frau schon öfter am Brunnen gesehen oder tanzt sie da zum ersten Mal? Kommt er da zufällig vorbei? Willst du damit sagen, dass er überhaupt keine Ahnung hat von ihrem seelischen Zustand?
Vielleicht, weil sie bisher ihre Hausfrauenpflichten erfüllt? Ist es die Schichtarbeit, die beide aneinander vorbeileben lässt?
Du siehst, ich möchte mehr wissen, und das ist ja nicht schlecht, wenn der Leser es wünscht.

"Du musst aufhören damit"

Ja, du hast Recht! Bei den Hausaufgaben brauchen Sie mich. Da muss ich für sie da sein!"

Also, entweder handelt es handelt sich hier um eine Spontanheilung:D oder die Frau antwortet wie ein Automat.
Für mich kein Happyend, eher gruselig.

Noch was Pingeliges:

Vergnügt

ist für mich eine Gemütslage, die auf seelischer Ausbalanciertheit beruht. Die hat deine Prota aber nicht.
Vielleicht ausgelassen? Weil in die Kinheit zurückversetzt?

Ein sehr knapper Text für eine so komplizierte Psyche. Da wäre noch Potenzial.

Das Bild vom Brunnen und Wind gefällt mir. Wasser und Luft braucht man zum Leben.

Freundliche Grüße
wieselmaus

 

Hallo Friedel, wenn ich dich so nennen darf..

Claro este, aber "Friedel" bedeutet nicht, was es zu bedeuten scheint. Da frag mal Walther von der Vogelweide unter den Linden ...

Tschüss und schönen Wintersonntag noch aus'm Pott, wo die Hunde ihre Schnauze gar nicht mehr hoch kriegen vor Vergnügen ...

Het windje

 

Friedrichard,

Ja, Friedel! :cool:
soweit würd ich dann doch nicht gehen….

Verschneite Grüße!
Lind

 

Hallo Lind,
gut, dass der Februar und das mit der Frau aus dem großen Gebäude an der Ecke, oder so ähnlich, raus ist. Ich mag auch, dass du dem Wind mehr Raum in deiner Geschichte gegeben hast. Und die Beschreibungen von ihren Tanzbewegungen gefallen mir.

Noch ein, zwei Gedanken:

Bruno betrachtet die Frau. Aus der Entfernung. Er kennt sie. So hat er sie noch nie gesehen. Tanzend. Im Brunnen.
Das klingt jetzt nicht mehr so distanziert und entfremdet. Ich denke: Bruno betrachtet sie. Aus der Entfernung. So hatte er sie... würde auch genügen.

Dann springst du in ihre Gedankenwelt.

Zehn Uhr am Morgen. Die Flasche Sekt ist schon leer.*
Dieser Satz eignet sich mMn nicht, um zu verdeutlichen, dass sie immer noch im Brunnen tanzt und Bruno sie auch noch immer beobachtet, bevor er schließlich zu ihr geht. Den Teil mit ... abzugrenzen, anstatt es sinnig auszuformulieren, finde ich unschön. :shy:

und drückt sein Gesicht an ihren Hals. Er schmeckt Schweiß und Tränen.
Um das zu schmecken, müsste er sie wenigstens küssen, oder? :Pfeif:

Den letzten Satz könntest du für meinen Geschmack streichen/ersetzten.

Viele Grüße
wegen

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Lind,

deine Geschichte erinnert mich an eine Freundin, die in sehr guten Verhältnissen lebte, aber mit ihrem Nichtstun nicht zurechtkam. Einmal im Monat tauchte sie am Vormittag mit einer Flasche Champagner auf. Tage, die so begannen, endeten für sie meist in einer Katastrophe, aus der sie ihr Mann befreien musste. So ähnlich scheint es auch deinem Protagonisten zu gehen. Seine Frau findet keinen Sinn in ihrem Mann-Kinder-Alltag, beweint ihre verlorengegangene Karriere und ertränkt alles in einer (oder mehreren Flaschen) Flasche Sekt. Es scheint allerdings das erste Mal zu sein, dass sie danach in den Brunnen steigt. Denn:

Bruno betrachtet die Frau. Aus der Entfernung. Er kennt sie. So hat er sie noch nie gesehen. Tanzend. Im Brunnen.
Die Verknappung der Sätze macht für mich an dieser Stelle seinen Schock nachvollziehbar. Einzig den Satz ‚Er kennt sie’ finde ich unpassend. ‚Sie ist es’ würde mir hier besser gefallen. Das würde mMn das langsame Erkennen beim Näherkommen verdeutlichen.

Und jetzt kommt die Rückblende, die ich leider für gar nicht gelungen halte. Hier gibst du Bewusstseinsfetzen deiner Protagonistin wieder. Das ist an sich keine schlechte Idee, nur liest sich das, wie du es machst, für mein Empfinden nicht angenehm. Das liegt u.a. daran, dass bei dir Gedanken deiner Protagonistin und Erklärungen des Autors hin- und herwechseln:
Sie konstatiert:

Die Flasche Sekt ist schon leer.
Der Autor erklärt:
Zum Putzen wollte sie sich ein Glas gönnen.
Später:
Vom Fenster aus betrachtet sie die Windräder, die in der Ferne lautlos rotieren.
Das ist wieder der Autor.
Die sind neu. Keiner wollte sie. Aber nun sind sie da.
Gedanken der Protagonistin.
Und so geht es weiter. Ich würde es besser finden, wenn du in diesem Teil stärker nur im Bewusstsein der Frau geblieben wärest. Dieser Wechsel Gedankenschnipsel/Erklärungen des Autors finde ich, so wie du es anlegst, zu holprig und auch irgendwie nicht nötig.

Sprachlich gelungen fand ich auch diese Stelle nicht:

Das Putzen. Mit tanzen sowieso. Egal, dass der Fuß ruiniert ist.
Das ist, auch wenn sie so denkt, eine für mein Empfinden nicht schöne Konstruktion. Warum nicht:
Das Putzen. Das Tanzen sowieso. Egal, der Fuß war ruiniert.

Und warum du dann in die Vorvergangenheit wechselst, teilt sich mir auch nicht mit:

Der erste Teil des Tages war bereits geschafft.
Hier müsste passend zum bisherigen Präsens wohl eher das Perfekt stehen.

Sie hat das Gefühl beobachtet zu werden. Auf dem knorrigen Baum im Garten sitzt ein Rabe. Ein plötzlicher Windstoß lässt den Ast erzittern und schreckt den Vogel auf. Sie schaut dem Raben nach, der laut krächzend davonfliegt. „Einer meckert halt immer“, denkt sie.
Hier habe ich das Gefühl, dass dieser letzte Satz das wirklich schöne Bild davor zerstört und auch die Vorstellung, die du von deiner Protagonistin erzeugen möchtest, eher verzerrt.

Mir gefällt dieser Teil deiner kurzen Geschichte in seiner Uneinheitlichkeit nicht. Unterm Strich hat er im Zusammenhang des Textganzen etwas stark Erklärendes. Ich frage mich, ob sich da nicht eine bessere Lösung finden könnte, um dem Leser die Ausgangssituation nahe zu bringen. Eine Möglichkeit sähe ich darin, die erklärenden Aussagen des Autors rauszunehmen und als Gedanken deiner Protagonistin zu formulieren.

Der Rahmen (die Brunnenszene) hat mir dagegen besser gefallen.
Nur würde ich auch hier noch einmal kritisch über eingesetzte Adverbien nachdenken:

Bruno schaut sich kurz um, stellt die Tasche ab. Seine Schicht ist vorbei. Dann geht er ungelenk auf den Brunnen zu. Er nestelt an seiner Jacke und reibt sich die Nase. „Nina?“, ruft er zaghaft.
Was ist ‚ungelenkes’ Gehen? Wenn überhaupt, würde mir hier ‚zögernd’ eher einleuchten.
Und wenn du hinter Nina ein Fragezeichen setzt, so ist für mich eigentlich schon genug gesagt.

Die Frau schwebt unbeirrt ihren Tanz im immer stärker aufbrausenden Sturm.
‚sie schwebt den Tanz’. Das geht mMn nicht.

„Ja, du hast Recht! Bei den Hausaufgaben brauchen sie mich. Da muss ich für sie dasein!“
Diese beiden letzten Sätze stören die erzeugte Stimmung und sind für mich in ihrer Verstärkung sehr manipulierend. Warum nicht einfach: „Ja, du hast Recht! Sie brauchen mich.“

Lieber Lind, das ist eine schöne Idee, die du hier in die Tat umzusetzen versuchst. Aber, und das ist ja die Crux bei diesen kurzen Texten, da muss eigentlich jeder Satz und jedes Wort passen und seinen Platz und seine Bedeutung in der Gesamtkonstruktion finden. Und da stolpere ich in deinem Text leider (noch) über einige Steinchen.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hallo Kanji,

wenn auch verspätet, so möchte ich mich für deinen Kommentar bedanken.
Ich habe einiges an der Geschichte rumgebastelt, da auch anderen Lesern der Zusammenhang Nina und Bruno aufgestoßen ist. Den Wind habe ich ein wenig gebändigt, besser gesagt, mehr in Form gebracht.
Also nochmals, Dankeschön, dass du vorbeigeschaut hast.

Hallo wegen,
Dank auch dir für deinen Kommentar!

gut, dass der Februar und das mit der Frau aus dem großen Gebäude an der Ecke, oder so ähnlich, raus ist. Ich mag auch, dass du dem Wind mehr Raum in deiner Geschichte gegeben hast. Und die Beschreibungen von ihren Tanzbewegungen gefallen mir.
Ja, es ist besser jetzt. Finde ich auch.
Ich denke: Bruno betrachtet sie. Aus der Entfernung. So hatte er sie... würde auch genügen.
Da gehe ich (noch) nicht ganz mit dir. Aber ich behalte es im Hinterkopf und werde nochmal darüber nachdenken.
Dieser Satz eignet sich mMn nicht, um zu verdeutlichen, dass sie immer noch im Brunnen tanzt und Bruno sie auch noch immer beobachtet, bevor er schließlich zu ihr geht. Den Teil mit ... abzugrenzen, anstatt es sinnig auszuformulieren, finde ich unschön.
Das ist eigentlich als Rückblick betrachtet. Aber auch barnhelm findet diese Stelle problematisch.
Ich gehe wohl nochmal in die Denke-Ecke... Muss das vielleicht anders lösen.

Hallo barnhelm,
ganz, ganz lieben Dank für deinen Kommentar.

deine Geschichte erinnert mich an eine Freundin, die in sehr guten Verhältnissen lebte, aber mit ihrem Nichtstun nicht zurechtkam. Einmal im Monat tauchte sie am Vormittag mit einer Flasche Champagner auf. Tage, die so begannen, endeten für sie meist in einer Katastrophe, aus der sie ihr Mann befreien musste.
Oh je! Wenn Geschichten wahr werden...
Ich kannte auch einmal einen Mann, der alkoholkrank war, auch daran starb, aber da lief die Geschichte ganz anders. Was mich im Nachhinein nur wunderte, dass es jahrelang niemand (auch ich) nicht mitbekam. Aber gut. Zurück zu meinem Text...
Und jetzt kommt die Rückblende, die ich leider für gar nicht gelungen halte. Hier gibst du Bewusstseinsfetzen deiner Protagonistin wieder. Das ist an sich keine schlechte Idee, nur liest sich das, wie du es machst, für mein Empfinden nicht angenehm.
Das ist eigentlich als zeitlicher Rückblick gedacht, immer noch aus Sicht des Autors.
Aber ich werde noch einmal genauer hinschauen.
Auch alle anderen Sachen, die du angemerkt hast, werde ich überarbeiten, einiges von dir übernehmen.
bei diesen kurzen Texten, da muss eigentlich jeder Satz und jedes Wort passen und seinen Platz und seine Bedeutung in der Gesamtkonstruktion finden.
Das ist wahr. Noch bleibt mir ein wenig Zeit, daran zu feilen.
Ich danke dir für die Hilfestellung!


Liebe Grüße
Lind

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Lind,

Ich mag die Idee hinter deiner Geschichte, sehr sogar. Ein begrabener Traum, dafür ein Familienleben mit einem eigentlich fürsorglichen Mann. Was mir jedoch weniger gefällt, ist der Schreibstil. Der ist natürlich Geschmackssache, aber ich würde es anders machen:

Zärtlich streichelt der aufkommende Wind ihr Gesicht, will sie zu mehr verführen. Nun springt sie in die Höhe, die Zehenspitzen gestreckt. Ihre Muskeln unter dem dünnen Stoff fühlen sich stark und geschmeidig an. Sie kann es spüren. Endlich!
Der Wind wird stärker, umspielt ihren Körper, lupft ihr Kleid wie ein frecher Geliebter. Eine letzte Pirouette. Dann beginnt sie von vorne.

Zum einen zwei Male das Motiv "stark" innerhalb kurzer Zeit, zum anderen würde ich den Teil mit den Muskeln anders schreiben. Zum Beispiel, dass der Stoff sich vor lauter Körperkraft strafft, sowas. Das "Endlich!" ist auch nicht so meins. Den Teil mit dem Wind finde ich gut, auch den Vergleich mit dem frechen Geliebten.

Ihre Arme heben sich voller Kraft. Immer derselbe Bewegungsablauf. Gleich wird sie schweben! Elegant, anmutig. Hin und her. Hin und her. Vom Wind vorangetrieben, der ihr liebestoll das Haar zerzaust.

"Elegant" und "anmutig" sind vermutlich in der Top 3 der Wörter, die mir bei einer tanzenden Person zuerst einfallen würden. Das erscheint mir abgegriffen, zu allgemein. Vielleicht findest du da einen innovativeren Ansatz, wie man so einen Tanz beschreiben könnte. Werd ausschweifender, extremer, stell den Tanz als etwas nahezu unwirkliches dar. Tanzen lässt einen das Gewöhnliche vergessen. Kannst dich ja mehr zur Flow-Erfahrung einlesen. Leute beschreiben dieses Erlebnis unterschiedlich. So klingt das bei dir mehr nach Broschüre.

„Ja, du hast Recht! Bei den Hausaufgaben brauchen sie mich. Da muss ich für sie dasein!“

Ist das ironisch gemeint? Mit vollem Ernst sagt das nämlich keine Person in dem Wortlaut. Das klingt nach "Ich bin neu auf dieser Erde, was würde ein Mensch in der Situation sagen?".

Also:

- Idee und Einfälle innerhalb der Story sind gut. Der zerstörte Traum, Alltagstristesse, Alkoholismus, das passt alles.

- Am Schreibstil wird noch gefeilt. Eine Geschichte ist mehr eine Erfahrung als ein Bericht. Mach es genauer, als würdest du einem Blinden erklären, was vor sich geht. Ich tu mich selber damit oft schwer, aber dazu sind wir ja hier :)

Liebe Grüße
Grayson

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo alexei,

entschuldige, dass ich so spät auf deinen Kommentar reagiere. Hab ihn nicht vergessen, nur unheimlich viel um die Ohren gerade...
Ich fang gleich an:

Er muss blinzeln. Etwas ist ihm ins Auge geweht.
Die anderen, die hastig in ihrer Mittagspause am Brunnen vorbeieilen, halten die Köpfe in ihre Mantelkrägen gesenkt.

Ich verstehe gar nicht, was gerade passiert.
Bruno steigen Tränen in die Augen, als er Nina so im Brunnen tanzen sieht. Und die Passanten ignorieren sie (wegen des stärker werdenden Windes).

Sie hat das Gefühl beobachtet zu werden.
Schreibt man nicht "Sie hat das Gefühl beobachtet zu werden."?
??? :confused: Das verstehe ich jetzt nicht...

[QUOTE]„Du musst unbedingt aufhören damit!“, wiederholt er und drückt sein Gesicht an ihren Hals. Er schmeckt Schweiß und Tränen. Kann ihren Herzschlag spüren.
Das ist schön.
[/QUOTE]
Schön, dass dir das gefällt. Insgesamt wurde die Geschichte bisher sehr kritisch betrachtet. Da freuts mich, wenn jemanden auch etwas gefällt.

Ich hoffe, meine Kritik hilft dir trotzdem weiter.
Unbedingt! Vielen Dank!


Hallo Raindog,

Für mich hat die Geschichte durch deine Überarbeitung total gewonnen.
Das hat mich riesig gefreut! Ging runter wie Öl. Weisst du, da schreibt man eine Geschichte, man brennt dafür und dann bekommt sie so starken Gegenwind (bitte beachte das Wortspiel :lol:) von den Kommentatoren. Klar, wollte man die Kritik hören und sie ist ja auch äußerst hilfreich und dann ist es besonders schön, wenn auch positives Feedback kommt. Dank dir!

Was ich allerdings bezweifle, ist, dass er sie (immerhin seine Frau, auch wenn man das hier noch nicht weiß) noch nie tanzend gesehen hat. Prinzipiell finde ich diese kurzen Sätze ja auch toll, aber fände an dieser Stelle dann besser „Tanzend im Brunnen.“ – denn so hat er sie ja wahrscheinlich wirklich noch nicht gesehen.
da denk ich nochmal nach.

Mit tanzen sowieso.
Tanzen groß – glaube ich jedenfalls …
ändere ich

Also, für mich hast du wahrscheinlich genau an den richtigen Stellen gestrafft und Überflüssiges entfernt - ich finde deinen Text sprachlich sehr schön und absolut gut lesbar und er hat mich sehr berührt.
:xmas: klingt für mich wie Weihnachten...

Ganz liebe Grüße
Lind


Hallo wieselmaus,

auch bei dir muss ich mich entschuldigen, dass du so lange auf Rückmeldung von mir warten musstest.
Aber nun bin ich da.
Insgesamt höre ich ein wohlwollenden Unterton aus deinen Zeilen. Das freut mich natürlich.

Hat Bruno seine Frau schon öfter am Brunnen gesehen oder tanzt sie da zum ersten Mal? Kommt er da zufällig vorbei? Willst du damit sagen, dass er überhaupt keine Ahnung hat von ihrem seelischen Zustand?
Vielleicht, weil sie bisher ihre Hausfrauenpflichten erfüllt? Ist es die Schichtarbeit, die beide aneinander vorbeileben lässt?
Du siehst, ich möchte mehr wissen, und das ist ja nicht schlecht, wenn der Leser es wünscht.
Ich glaube, diese Fragen müssen nicht unbedingt in der Geschichte geklärt werden. Das bleibt alles offen bzw. muss es nicht explizit aufs Papier gebracht sein. Diese Fragen sollen im Raum schweben bleiben. Vielleicht bleibt so beim Leser was haften.

"Du musst aufhören damit"

Ja, du hast Recht! Bei den Hausaufgaben brauchen Sie mich. Da muss ich für sie da sein!"

Also, entweder handelt es handelt sich hier um eine Spontanheilung oder die Frau antwortet wie ein Automat.
Für mich kein Happyend, eher gruselig.

Ja, da haben sich einige dran gestoßen, da bist du nicht allein.
Ursprünglich meinte ich mit diesem letzten Satz, dass Nina sich wieder bewusst wird, dass sie sich wieder in die Rolle als Mutter begeben muss, da die Kinder ihre Hilfe brauchen. Es hat sich ausgetanzt sozusagen. Sie kann aus ihrem Leben nicht ausbrechen, egal wie oft sie betrunken im Brunnen tanzen wird.
Dass es gerade die Hausaufgaben sind, um die es jetzt gerade dabei geht, ist aber auch nicht zufällig von mir gewählt. Ich kann mir vorstellen, es ist eine äußerst undankbare Aufgabe für Erwachsene, bei den Hausaufgaben danebenzustehen, zu motivieren, manchmal anzutreiben. Eigentlich eine Zeit, die Nina mit für sie persönlich viel wertvolleren Dingen füllen würde. Aber nein! Sie kümmert sich um Küche und Kinder und Hausaufgaben. Eine gewisse Resignation soll in diesem Satz anklingen.
Aber ich überdenke das noch einmal. Vielleicht fällt mir etwas besseres ein.

Vergnügt

ist für mich eine Gemütslage, die auf seelischer Ausbalanciertheit beruht. Die hat deine Prota aber nicht.
Vielleicht ausgelassen? Weil in die Kinheit zurückversetzt?

Ach, ich denke in ihrem Rausch ist Nina gerade auch seelisch ausbalanciert, da geht es ihr gerade gut, weil sie tanzt. Aber vielleicht gibt es da wirklich ich ein passenderes Wort. "Ausgelassen" gefällt mir leider nicht so. mMn muss das ein zweisilbiges Wort bleiben.
Trotzdem danke für den Tipp!

Liebe Grüße
Lind

 

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