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Studiengang: kreatives Schreiben

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07.02.2001
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Studiengang: kreatives Schreiben

Hallo an alle,

ich überlege schon eine Weile hin und her, ob ich nicht mein Studium hinschmeiße und statt dessen kreatives schreiben studiere. Ich bin momentan echt nicht glücklich mit meiner Studienwahl.

Deshalb meine Frage:
Studiert jemand von euch dort?
Wie gefällt euch das Studium?

Vielleicht könnt ihr mir ja hier antworten oder eine PN an mich schreiben.

Würde mich sehr über eine Antwort freuen,
Steffi

 

Mönsch ej, st.a.r,

Germanistik ist doch schon ein guter Anfang, und in Kombination mit Geschichte ist das ein fast unübertreffliches "Grundlagenstudium" für Kreatives Schreiben.

Lass dir lieber mal schnell das Verzeichnis von "Zweitausendeins" (www.zweitausendeins.de) zuschicken, und leg dir dann eine soliden "Grundlagenbibliothek" (Sol Stein!) zu.

Mit den besten Grüßen vom murmeltier

 

Hallo Murmeltier,

klar es kann ja sein, dass es nen gutes Grundstudium dafür is. Aber es macht mir keinen Spaß und glücklich bin ich auch nicht wirklich damit.

 

Komme grade aus der Uni, und ich muss sagen, die Vorlesung grad über "Homogene Gleichung Ordnung 2 ohne Initialisierungen" hat mir auch mal wieder eindeutig gezeigt, dass meine Interessen und Talente ganz wo anders liegen.
Aber deshalb Armut (Geschichte, Philo usw.) studieren? Hm. Irgendwie nicht ist das alles nichts. Mit dem einen wirste nicht glücklich und mit dem anderen nicht satt. Prima.
Deine Frage:
"Studiert jemand von euch dort?"
Provoziert die Gegenfrage: "Wo?"

Müde,
...para

PS:
Warum macht dir dein Studium keinen Spaß?

 

Hallo,

hmm soweit ich weiß wird es ja in Hildesheim und Leipzig angeboten. Ich frage einfach mal nach beiden Orten, weil ich noch ncith sicher bin, welches sich besser anhört, wollte ich gerne mal Meinungen einhohlen von Leuten, die bereits da sind.

Warum es keinen Spaß macht?
Ich fühle mich "berufen" zum schreiben. Jeden tag zumindest ein Gedicht oder eine Seite Text. Jeden Tag lauter Ideen im Kopf.
Und in der Uni nur alte verknöchterte Profs, die einen nicht unterstützen, nur trockenes Zeug erzählen...

Ich will nicht zu spät bemerken, dass ich eine Chance in meinem Leben nicht genutzt habe, die mich meinem Traum näher gebracht hätte...

st.a.r

 

Was heisst hier "Armut studieren"?
Ich habe Germanistik und Philo, für mich die perfekte Mischung, um später ordentlich schreiben zu können, Grundlage auch für Journalistik, Script-/Plot-/Songwriter und freie Schriftstellerei.
Wer seinen täglichen Kaviar über die nächsten 40 Jahre seines Lebens stellt...seine Entscheidung. Klar, Kapitalismus prägt und man will unbedingt einen "sicheren" Job(als ob es sowas gäbe), aber dass es noch Leute mit so einer Einstellung gibt...

 

@st.a.r

Frag doch mal die San (Rabenschwarz). Die studiert meines Wissens nämlich gerade Kreatives Schreiben in Leipzig. Ansonsten hängt die Wahl des Ortes natürlich auch noch davon ab, in welcher Stadt du dich am wohlsten fühlen würdest.


Stichwort "Armut studieren": Die weitverbreitete Meinung, alle Geisteswissenschaftler würden heute wie gestern ganz pauschal gesprochen eben gerade das tun kenne ich mit meiner eigenen Studienwahl (Philosophie, Soziologie, Religionswissenschaft) natürlich auch zur Genüge. Gerade derjenige, der sich nur über Besitz und Geld definiert, hat es aber eigentlich am nötigsten, sich für die Philosophie zu interessieren. Entweder Sein oder Haben. Ich für meinen Teil habe mich längst für die Option Sein entschieden. Denn das Sein kann mir niemand mehr wegnehmen. Das Haben dagegen kann ich immer wieder verlieren. Das gilt selbstverständlich auch für jeglichen Job. Und für das liebe Geld natürlich sowieso.

 

Gerade derjenige, der sich nur über Besitz und Geld definiert, hat es aber eigentlich am nötigsten, sich für die Philosophie zu interessieren. Entweder Sein oder Haben. Ich für meinen Teil habe mich längst für die Option Sein entschieden. Denn das Sein kann mir niemand mehr wegnehmen. Das Haben dagegen kann ich immer wieder verlieren

Jo, da staun ich, Thomas!

Wer ist derjenige, der sich nur über Besitz und Geld definiert? Bringste mir da mal ein paar plastische Beispiele, ich kann mir ehrlich nichts darunter vorstellen? Meinst du damit den Großgrundbesitzer, der kein Buch liest, den bildzeitungslesenden Millionärssohn, der alles geerbt hat? Oder ist bereits sein Großvater, der alles erarbeitet (oder sagst du gar erbeutet?) hat diese Sorte Mensch?

Und dann würde mich freuen, wenn du auch erwähnst, das derjenige, der sich nur für's SEIN entschieden hat, selbstverständlich dies nicht auf Staatskosten (sprich Sozial- oder sonstiger sozialer Hilfe macht, gell?), denn ansonsten fände ich das reichlich abgeschmackt.

Lieben Gruß
elvira

 

Hallo star.

Schade, den Tag der offenen Tür in Leipzig hast Du verpasst, der war nämlich gestern. Dabei bestand die ansonsten eher seltene Möglichkeit, Seminare als Gasthörer zu besuchen und sich auch aktiv zu beteiligen (ich war überrascht, dass so viele Interessierte da waren). Ich glaube, bei Anfrage ist es auch eventuell auch möglich, an 'normalen' Tagen mal ein Seminar zu besuchen und sich den Betrieb hier ein wenig anzuschauen.

 

Was mich immer wieder überrascht: Diese seltsamen Vorstellungen... :D

Man muss (womöglich Germanistik!) studiert haben, um gut zu schreiben?

Man muss Philo studieren, um vom HABEN zum SEIN zu kommen? :rolleyes:

*kopfschüttel*

Jeder, der einen Kopf hat, der nicht nur als Regenabdichtung für den unteren Bereich dient, kann lesen, schreiben und SEIN...

Vergesst bitte die Uni als Voraussetzung zum höheren Menschen. Schreibt! Denkt! Seid! Einfach so. Notfalls, ohne dafür ausgebildet zu sein. ;)

Aber tut Euch selbst den Gefallen und tut nebenher irgendwas, mit dem ihr Euer täglich Brot verdienen könnt. Hungern ist Scheiße. Und auf anderer Leute Kosten zu leben, dafür bin ich mir auf Dauer zu schade...

Denn auf jeden stinkreichen Bestsellerautoren kommen 100 Schriftsteller, deren Bücher zwar gedruckt werden, die aber trotzdem noch dem Kapitalismus dienen und für ihr Essen arbeiten müssen. Und im direkten Vergleich verdient eine Putzfrau pro Stunde mehr als die meisten Schriftsteller.

Auch Studiengänge für "kreatives Schreiben" halte ich persönlich nur für bedingt sinnvoll. Ein Seminar vielleicht oder zwei. Aber ein ganzes Studium? Was wollen die einem da beibringen, was man nicht woanders (z.B. auch hier) u.U. sogar besser lernen kann? Ich hab mal gelesen, die grundlegenden Regeln des Schreibens könnte sich im Prinzip jeder in zwei Stunden aneignen. Die restlichen 20 Jahre sind Übungübungübung... :D

Da investiert man die Zeit vielleicht doch besser in etwas, mit dem man sich notfalls auch noch dann ernähren kann, wenn einen die Muse gerade mal nicht zu Tode knutscht? Wäre so mein Einwand. Und Zwangs- bzw. Lohnschreiberei (denkt dran: Das Fließband muss laufen!!! Jeden Tag! Text muss raus! Das ist dann Euer JOB!) kann einem "kreativen Geist" u.U. auch irgendwann den Garaus machen... und auf einer Parkbank "sein" finde ich persönlich blöder, als in einer halbwegs netten, regendichten Wohnung mit einem vollen Kühlschrank zu "sein". Ein Blick auf das Scheißwetter draußen vor dem Fenster beantwortet mir diese Frage vollkommen zweifelsfrei. :D

Just my tuppence,
Horni

 

Ich blase ins gleiche Horn wie Horni.

Egal ob Studium oder nicht - wer eine solide Ausbildung hat, hat die Chance auf einen angenehmen Job, der das tägliche Leben finanziert.
Vorteil: Man muss sich nicht ständig den Kopf drüber zerbrechen, wie man die nächste Miete zahlt, sondern kann sich stattdessen Geschichten ausdenken.

Die Berufschancen als ("ausgebildeter") Schriftsteller halte ich für ungünstig. Gut leben von ihren Texten können nur wenige - der Bedarf nach Autoren ist einfach nicht so groß wie nach, sagen wir ... Busfahrern.

Grundsätzlich aber sage ich: Mach was Dir Spaß macht. Sonst wird das nix.

 

Grundsätzlich aber sage ich: Mach was Dir Spaß macht. Sonst wird das nix.
Yep! Das unterschreibe ich allerdings. Mein "Brotjob" z.B. ist ja auch nicht irgendwas, sondern etwas, an dem ich Freude und weitreichendes Interesse habe.

Ich denke, die wenigsten Menschen können und wollen nur schreiben und nix anderes. Aus dem "anderen" lässt sich ja dann u.U. was machen. Wer natürlich sicher ist, dass Schreiben 24/7 für ihn/sie funktioniert: Haut rein! Viel Erfolg! :)

 

Hier stehen noch einige Wortmeldungen rum, die ich nicht ganz unkommentiert lassen möchte, weil ich sie ehrlich gesagt richtig ärgerlich finde.

Man muss (womöglich Germanistik!) studiert haben, um gut zu schreiben?
Das hat hier niemand behauptet.
Man muss Philo studieren, um vom HABEN zum SEIN zu kommen?
Auch das hat hier niemand behauptet. Diese "seltsamen Vorstellungen", Horni, werden in deinem eigenen, ganz privaten Kopf geboren und passend aufgebauscht um sich anschließend, wie könnt's bei dir auch anders sein, mit einem vielsagenden Kopfschütteln darüber lustig zu machen.

Informier dich doch bitte erstmal hier oder hier ein wenig genauer über das hier besprochene Thema bzw. Steffis Anliegen zu Beginn des Threads, bevor du gewisse Studiengänge einfach mal eben leichtfertig als völlig überflüssig und als Vergeudung von Lebenszeit abkanzelst. Klar kann hier wie dort jeder Nicht-Analphabet lesen und schreiben. Und meinetwegen kann man auch in nur zwei Stunden lernen Geschichten zu schreiben (deine Worte: "hab ich mal 'irgendwo' gelesen... :rolleyes: ). Aber stell dir vor: Es gibt auch so etwas wie Tiefe, Einsicht und Wissen in jeder Form von Kunst. Und die hat so manch einer auch nach "20 Jahren Übungübungübung" noch nicht drauf.
Wen das nicht interessiert, bitteschön, das ist natürlich jedem selbst überlassen. Aber dann sollte er nicht so pauschal über anderer Leute Lebenspläne (zB. diejenigen stars) urteilen!

Jeder, der einen Kopf hat, der nicht nur als Regenabdichtung für den unteren Bereich dient, kann lesen, schreiben und SEIN...
Mit Betonung auf ein kontingentes kann. Dann geb ich dir Recht.


@ lakita

Mein Kommentar zum Thema "Geisteswissenschaften studieren = Armut studieren" war als Reaktion auf Paranovas Bemerkung, auf die auch schon Mindsounds unmittelbar vor mir reagierte, gedacht. Ich habe in meinem Posting niemanden persönlich angesprochen oder gar beleidigt und habe daran noch nicht einmal im entferntesten gedacht. Dass du mich jetzt dagegen persönlich und öffentlich angreifst und mir zumindest nach meiner Interpretation irgendwelche politisch linksextremen Anschauungen in den Mund legst finde ich schade. So war mein Kommentar nicht gemeint. Anstatt aber erstmal nachzufragen, was ich eigentlich aussagen will, gehst du gleich so auf mich los...

Und entschuldige bitte, dass ich in der Tat Anspruch auf staatliche Ausbildungsförderung für mein Studium habe und es (bei meiner bescheuerten, angeblich ach so "brotlosen" Studienwahl!!) auch noch wage, dieses in Anspruch zu nehmen.

Achja, und wegen der "plastischen Beispiele", die du von mir gefordert hast: Ich dachte eigentlich weniger an irgendwelche "Großgrundbesitzer", "Millionärssöhne" oder deren Großväter. Ich kenne persönlich leider keinen einzigen dieser, wie du sagst "Sorte Mensch". Ich dachte dabei unter anderem eher an meine eigenen Eltern. Und die haben übrigens ihr Leben lang weder ein Auto noch eine Eigentumswohnung oder gar ein Haus besessen, noch irgendeine Art von nennenswertem Vermögen. Mein Vater war praktisch sein Leben lang als Hilfsarbeiter bei der BMW tätig und lebt jetzt in bescheidener Rente. Meine Mutter hat früher, bevor die Kinder kamen, ausschließlich Fließbandarbeit gemacht. Jetzt ist sie seit über dreißig Jahren Hausfrau und auf das wenige Geld von meinem Vater angewiesen. Dennoch definieren sich beide - wenn überhaupt - zu gleichen Teilen praktisch ausschließlich über ihren Besitztum (geistig wie materiell gesehen). Und das bei dem so offensichtlich wenigem, das die beiden ohnehin nur ihr eigen nennen können.
Entsprechend gering und nutzlos erscheint ihnen natürlich alles, wofür man nichts kaufen und erwerben kann. Und dass ich vor rund zwei Jahren auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nachgeholt habe und jetzt studiere ist in ihren Augen eine geradezu verurteilenswerte, mindestens aber völlig unverständliche Anmaßung an eine höhere gesellschaftliche Schicht, deren Zugehörigkeit und Ansehen mir von Geburt an ganz einfach nicht zuzustehen hat. Einmal Arbeiterklasse, immer Arbeiterklasse.


@all

Zuletzt ein allzuschnell verhallender Ruf in dieser Zeit: Bildung ist ungleich Armut!!

und ein Zitat:

Ich will nicht zu spät bemerken, dass ich eine Chance in meinem Leben nicht genutzt habe, die mich meinem Traum näher gebracht hätte...

 

Lieber Philo,

sorry, dass ich das so sagen muss, aber über Unsinn wie diesen:

Entweder Sein oder Haben.
kann ich leider nur noch den Kopf schütteln.

Zudem habe ich niemandem seinen Berufswunsch madig gemacht, und "gewisse Studiengänge" keinesfalls für "überflüssig" erklärt. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Alles was ich sagte, war:

Vergesst bitte die Uni als Voraussetzung zum höheren Menschen. Schreibt! Denkt! Seid! Einfach so. Notfalls, ohne dafür ausgebildet zu sein.
Und was steht da? Man muss m.E. keinesfalls studiert haben o.ä., um ein gewisses menschliches und intellektuelles Level zu erreichen oder bestimmte Tätigkeiten auszuüben. Von "überflüssig" steht da nix. Meine Skepsis gegenüber Studiengängen für "kreatives Schreiben" ist allerdings vorhanden und beruht nun mal auf der schlichten Einsicht, dass "Schriftsteller" als "Job" nun mal nicht mit z.B. "Elektriker" gleichzusetzen ist. Weshalb ich es oft als fatale "Hoffnungsmache" ansehe, wenn man Menschen suggeriert, sie müssten nur eine entsprechende Akademie (oder sonstiges) besuchen, und man könnte vom Schreiben sofort leben, wie von jedem anderen Job auch.

Und das war auch keine "Verurteilung" eines geplanten Lebensweges, denn ich schrieb lediglich:

Auch Studiengänge für "kreatives Schreiben" halte ich persönlich nur für bedingt sinnvoll.
bzw.
Wer natürlich sicher ist, dass Schreiben 24/7 für ihn/sie funktioniert: Haut rein! Viel Erfolg!
Womit ich lediglich eine Meinung äußerte, um deren Äußerung zu Beginn des Threads ausdrücklich gebeten wurde.

Was "Tiefe, Einsicht und Wissen" angeht: Manche Gestalten, denen ich teilweise während meiner Uni-Tage begegnet bin, werden dies z.T. auch nach 100 Jahren Studium wahrscheinlich nicht erlangen. Während andere, die nie eine Uni von innen gesehen, uns beiden zusammen in diesen Punkten noch was vormachen können.

Weiter werde ich mich zu diesem Thema bzw. zu der unterschwelligen Arroganz, die mir aus Deinen Worten u.U. entgegenleuchten möge, mal nicht äußern. Nur noch mal eine Wiederholung meiner Anfangsthese: Ich muss was haben, um sein zu können. Nahrung z.B. Obdach. Soziale Kontakte. Und so weiter...

Bildung ist gut. Weisheit, Humor und eine gewisse entspannte Haltung zum Leben noch besser. Und es gibt viele Wege, selbiges zu erlangen.

Tiefe und Einsicht... Lebenserfahrung ist da sehr hilfreich. Ich habe selbst eine Weile Philosophie studiert und weiß daher, dass ich dies leider als Quelle von Einsicht und Weisheit nur noch bedingt ernst nehmen kann. Bzw. habe ich inzwischen die wüsten philosphischen Wirren jener Zeit konsolidiert und für mich den Weg ausgemacht, den ich für gangbar halte. Er liegt größtenteils jenseit der Bücher. Mir bringt es wenig, immer wieder zu hören, was andere gedacht haben - viele vergessen darüber leider, selber zu denken (nach meiner Erfahrung nun mal oft jene, für die Leben und Gespräch eine Ansammlung von Quellenangaben darstellen...)

Ich schrieb auch nicht, ich hätte bestimmte Dinge "irgendwo" gelesen - dieses Wörtchen hast Du mir in Deiner Weisheit wohl einfach mal mit unterstellt. Ich wusste nicht, dass man hier seit Neuestem zu jeder Äußerung eine Quellenangabe dazu posten muss. Aber wenn Du darauf bestehst, kann ich natürlich gerne das exakte Zitat nebst Quellenangabe raussuchen. Oder bist Du der einzige, der annimmt, ich sauge mir sowas einfach aus den Fingern? In dem Fall spare ich mir die Mühe... :dozey:

Und jetzt kannst Du Deine künstliche Aufregung wieder einpacken, die Energie statt dessen in die Uni tragen und mir und uns allen einen vormachen, zu wie viel Tiefe, Wissen und Einsicht Du fähig bist - die Welt wartet gespannt. :D (Ja, das war sarkastisch - zu gewissen Dingen bzw. manchen Formen expliziter Humorlosigkeit ist das mittlerweile meine einzige natürliche Reaktion...)

Ende des Lesestündchens,
Horni

 

Vielleicht missverstehen wir uns ja in einigen Punkten. Da das hier ja auch ein Diskussions- und kein "Konstantierungsthread" ist, versuch ich mal noch ein wenig meinen Standpunkt weiter zu erläutern. (Achtung: diesmal ganz ohne Polemik!)

Ich hab mich halt gefragt, wie jemand dazu kommen kann, ein universitäres Studium der Geisteswissenschaften, namentlich der Geschichte und der Philosophie, als "Armut studieren" bezeichnen kann. Auffallend finde ich dabei weiterhin, dass Paranova auf diese abwertende Beurteilung ja sehr wahrscheinlich nicht erst nach langem Nachdenken gekommen ist, sondern dass sie ihm vermutlich ganz spontan eingefallen ist. Ganz offensichtlich wird doch hier ein Kulturgut wie die Bildung sie ist vorrangig daran gemessen, wieviel Geld sie mir später mal einbringen wird. Das heißt, wer so argumentiert erweckt den Anschein, dass er sich anhand eines Studiums nicht eigentlich bilden möchte, sondern vielmehr plant, während des Studiums angeeignetes Wissen später in Geld umwandeln zu können. Studiengänge, deren Umwandelbarkeit in Geld zumindest fragwürdig ist, werden infolgedessen qualitativ abgewertet.

An dieser Stelle kam ich dann mit meinem "Entweder Sein oder Haben" daher, was hier anscheinend gründlich missverstanden wurde. Was ich damit meinte, waren ganz einfach zwei völlig unterschiedliche Lebensweisen oder Lebensphilosophien. Wenn ich auf die Uni gehe, um mir Wissen und Bildung anzueignen, dh. in Besitz zu nehmen, zudem mit dem Ziel im Kopf, später einen ertragsreichen Job zu haben und mich am allgemeinen Konsumleben zu beteiligen, dann lebe ich durchweg besitzergreifend, dh. die Lebensphilosophie des Habens.
Das beschränkt sich übrigens nicht nur auf die üblichen Konsumgüter. Auch (Haus-)Tiere und selbst Lebenspartner werden gerne mehr oder weniger als Besitz angesehen.

Wenn ich dagegen von der Lebensform "Sein" spreche, meine ich damit ganz einfach die Negation des Wunsches, irgendetwas besitzen zu wollen. Ich gehe auf die Uni und studiere, weil ich damit in eine mir noch fremde Welt eintauchen und Dinge kennenlernen möchte, die mich interessieren und mich anregen. Und nicht um mir irgendwelches Wissen oder Bildung anzueignen. Ich studiere auch nicht für einen bestimmten Abschluss oder sonst irgendetwas statisches. Ich möchte lernen um des lernens willen. Es geht mir um eine bestimmte Fähigkeit, nicht um die Anreicherung von irgendwelchen auswendig gelernten (geldwertigen) Fakten.

Wer bettelarm ist kann trotzdem habgierig sein. Wer sehr reich ist kann trotzdem nur sein wollen - vorausgesetzt, er ist bereit, sein gesamtes Vermögen bedingunslos auch wieder herzugeben.

Bei all dem ist mir natürlich schon auch klar, dass wir alle nunmal wohl oder übel ausreichend Geld für unseren Lebensunterhalt verdienen müssen (um nicht zuletzt nicht der Allgemeinheit zur Last zu fallen). Mir ging es ja auch nur darum, wie manche Sachverhalte allgemein gesehen betrachtet werden. Bildung wird abgewertet, solange diese nicht in Geld umwandelbar ist. Bei Geld dagegen frägt niemand danach, ob dieses auch umgekehrt in Bildung umwandelbar ist! Ich meine halt nur, dass die allgemeinen Wertemaßstäbe in unserer Gesellschaft hier anscheinend doch irgendwie sehr im Argen liegen.

Und: Wenn ich nach meinem Studium mal später beruflich gesehen lediglich Taxifahrer, Kellner oder soetwas in der Art sein sollte, werde ich mir mit Sicherheit nicht sagen: "so ein Scheiß, wofür hab ich jetzt eigentlich vier Jahre lang studiert?" Ich möchte lernen und studieren, um zu wachsen. Gerade so, wie es auch ein Baum oder eine Blüte tut...


naja, sollte ich jetzt wieder einmal so ziemlichen Unsinn dahergeredet haben, korrigiert mich halt einfach (oder auch nicht..).

philo


ps:

Ich schrieb auch nicht, ich hätte bestimmte Dinge "irgendwo" gelesen - dieses Wörtchen hast Du mir in Deiner Weisheit wohl einfach mal mit unterstellt.
hast recht, das "irgendwo" nehm ich wieder zurück.

 

An dieser Stelle kam ich dann mit meinem "Entweder Sein oder Haben" daher, was hier anscheinend gründlich missverstanden wurde. Was ich damit meinte, waren ganz einfach zwei völlig unterschiedliche Lebensweisen oder Lebensphilosophien. Wenn ich auf die Uni gehe, um mir Wissen und Bildung anzueignen, dh. in Besitz zu nehmen, zudem mit dem Ziel im Kopf, später einen ertragsreichen Job zu haben und mich am allgemeinen Konsumleben zu beteiligen, dann lebe ich durchweg besitzergreifend, dh. die Lebensphilosophie des Habens.
Aber woher das Geld kommt, das Du in Anspruch nimmst, um Dir Wissen anzueignen, was nur dem reinen Selbstzweck dient (nämlich nur Wissen zu haben und das nicht dazu zu nutzen, wieder einen Beitrag zu erbringen, um das auch wieder in Geld umzusetzen) ist Dir egal - oder verstehe ich das falsch?

Wenn man sich Bildung nur aneignet, um seinen geistigen Horizont zu erweitern, ist das natürlich nicht verwerflich - aber dann sollte man mE auch dazu in der Lage sein, sich das selbst finanziell zu ermöglichen.

Aber ich sehe gerade, so etwas Ähnliches haben lakita und Horni schon geschrieben, also ordnet meinen Beitrag zu den Sinnlosen ein ;).

 
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Nabnd!

Ich mach's kurz (hat leider nich geklappt... :dozey: ):

@Philo:
Ich sehe Deinen Punkt - wengleich ich aus meiner Perspektive gewisse Dinge halt etwas anders sehe.

Ich persönlich lerne Dinge, um mich weiterzuentwickeln. Klar. Ich erlerne aber z.B. gerade zur Zeit auch einen Beruf - und ich fände es ärgerlich, wenn ich dieses Wissen, dass ich mir dabei draufschaffe, nicht einsetzen könnte. Weil mir diese Tätigkeit nämlich Spaß macht. Kurz gesagt: Ich ärgerte mich, hätte ich zwei Jahre Systemintegrator gelernt, um dann Taxi zu fahren. Das, womit man acht oder zehn (oder mehr) Stunden täglich verbringt, sollte schon Freude machen, finde ich - und eine qualifizierte, interessante, abwechslungsreiche, u.U. verantwortungsvolle Tätigkeit, bei der ich mich einbringen kann und über die ich z.T. mein Selbstbewußtsein und meinen Platz in der Welt definieren kann (Arbeits- und Perspektivenlosigkeit, so weiß ich aus eigener Erfahrung, ist psychologisch die Hölle!) finde ich persönlich wichtig für mein Wohlbefinden. Dadurch, dass ich meinen Beruf ausübe, können z.B. andere auf Wissen aus Netzwerken zugreifen oder im Internet miteinander diskutieren. Für mich ist das eben eine erfüllende Vorstellung.

Und: Für mich sind "Sein" und "Haben" wohl nicht ganz so konträr, wie wohl für Dich. Ich bin mir selber gegenüber ehrlich genug, zuzugeben, dass ich es gerne bequem habe - eine ureigene menschliche Eigenschaft. :D Aber die Frage ist für mich eher, welchen Stellenwert ich diesen Dingen zuweise - welche Bedeutung sie für mich im weitesten Sinne für mein "Glück" haben. Ich lebe bestimmt nicht im Luxus. Aber ich finde es auch extrem angenehm, über einen gewissen "Grundluxus" zu verfügen, ohne den ich mich schwer tun würde (wer von uns kann sich schon vorstellen, ohne Heizung, Strom oder fliessend Wasser zu leben?).

Ich muss nicht alles haben. Ich bin froh und dankbar, dass ich gewisse Dinge habe. Ich kann und will das "Haben" nicht verleugnen. Aber ich mache es auch nicht zum Zentrum meiner Glückseligkeit. Nach langer Zeit auf steinigen Wegen lautet meine vorläufige Erkenntnis: Man muss in Extremen gedacht haben, um den Weg dazwischen sehen zu können. ;)

Um zum eigentlichen Thema zurückzukommen:

Ich habe eben eine gewisse Skepsis, ob man den Beruf des Schriftstellers tatsächlich mit anderen Professionen gleichsetzen kann und sollte. Dazu ist der "Markt" im Vergleich zum herkömmlichen Arbeitsmarkt m.E. viel zu andersartig. Insofern sind für mich Studiengänge oder Fernlehrgänge oder was auch immer, sofern sie nicht sehr seriös auf eben diese Schwierigkeiten explizit hinweisen, mit einem Fragezeichen behaftet. Das Handwerk zu lernen ist eine Sache. Aber ist man dann auch Schriftsteller? Eine gängige Definition lautet: Schriftsteller ist man, sobald man ein Buch veröffentlicht hat und davon leben kann. Vorher ist man leider nur jemand, der viel Zeit mit Tippen verbringt... :D

Soll heißen: Goethe war hauptberuflich Jurist, Saint-Exupery verdiente seinen Lebensunterhalt als Pilot, Pratchett war Pressesprecher eines Atomkraftwerkes usw. Hingegen kenne ich bisher nur wenige Bücher von "Diplom-Schriftstellern" (eigentlich gar keins, wenn ich so drüber nachdenke...). Da sehe ich eben das Problem. Ein Schreiner mit guten Abschluß hat gute Aussichten auf dem Arbeitsmarkt. Ein Schriftsteller mit gutem Abschluß eben noch nicht. Hier zählt einzig sein Werk. Und die Abhängigkeit des Erfolges von Modeströmungen etc.

Deshalb noch einmal mein Hinweis an Steffi in Langform:

Jeder soll seine Träume leben. Das denke ich auch. Aber ich bin damit auch schon böse auf die Schnauze gefallen und habe wertvolle Zeit verschenkt, die mir nun fehlt. Manchmal führt eben nicht der offensichtlichste Weg zum Ziel. Und es ist manchmal nicht verkehrt, die Realitäten im Hinterkopf zu behalten.

Ein Gedicht und eine Seite Text am Tag - cool! Bleib dabei! Steiger es, wenn Du kannst! Aber mach Dir bitte auch bewusst: Mit Lyrik lässt sich kein Geld verdienen. Und aus der einen Seite müssen 10-20 werden, jeden Tag, egal, wie Du Dich fühlst, oft gefüllt mit Dingen, die andere gerne darauf lesen wollen. Kann Dein kreativer Geist das verkraften? Den Stress und die Frustration von Lohnschreiberei und langen Durststrecken? Wie kompromissbereit bist Du? Wie belastbar? Wie gehst Du mit einer Schreibblockade um? usw.

Beantworte Dir diese Fragen besser vorher. Das wäre mein Ratschlag, den ich Dir aus eigener Erfahrung geben möchte. Kommt am Ende für Dich ein "Ja" heraus: Sehr gut! Viel Glück auf Deinem Weg! (Ernsthaft!) Ich musste leider nach viel hin und her einen anderen einschlagen - der mir mittlerweile allerdings auch nicht mehr als großes Unglück dünkt. Es ist schon okay so. ;)

Deshalb mein sehr kurzes Fazit: Es geht durchaus auch ohne. Aber wer sich mit beiden Beinen in das Haifischbecken begibt, sollte das m.E. sehr bewußt tun und sich über die Folgen informieren.

So, das reicht jetzt aber... :D

Gruß,
Horni

PS: Das Zitat (ich hab jetzt eine Stunde danach gesucht... :rolleyes: ) stammt übrigens von Hanif Kureishi, bezieht sich ursprünglich auf das Schreiben von Drehbüchern und lautet korrekt:
"Die sogenannten 'Regeln' sind in einer Stunde erlernbar. Aber die Essenz eines anständigen Drehbuchs, Charaktere, Story, Stimmung, Tempo, kann nur einer kultivierten Phantasie entspringen."

Ersetzen wir "Drehbuch" durch "Geschichte", was ich absolut legitim finde, und wir haben in etwa das, was mein Gedächtnis ausgegraben hatte. Bzw. die "kultivierte Phantasie" beinhaltet wohl sowohl handwerkliche Souverenität als auch Dinge wie Kreativität, Allgemeinbildung, geistige Beweglichkeit etc.... (Kureishi bezog sich auf die Tatsache, warum es Sinn macht, Drehbücher von "echten" Schriftstellern verfassen zu lassen - mein Gedächtnis hat mir insofern einen kleinen Streich gespielt, als ich diese Aussage ursprünglich von William Goldmann bezgl. der Technik des Erzählens wähnte. Ich glaube, er hat aber mal was ähnliches gesagt.)

 

Okay, Horni. Dann belassen wir es mal wieder dabei. Bist'n fairer Gegner... ;)

Aber eins muss man dir lassen: Ausdauer hast du ja! Auch, wenn du vor jeder neuen Runde immer wieder sagst, dass das letzte Posting doch eigentlich dein wirklich letztes zum Thema gewesen sein sollte. :lol:


@Mirko: Postingschinder! :p

 

:p.
Wie gesagt, ich hab da eher noch ein Verständnisproblem.

 
Zuletzt bearbeitet:

mmhhh. Also, ich glaube nicht, dass es irgendwie möglich ist, Bildung nur für sich in Anspruch zu nehmen bzw. zu behalten. Ich meine, wir sind doch alle mehr oder weniger soziale Wesen und tauschen uns ständig untereinander aus. Und es gibt zB. Foren wie diese, wo über irgendwelche Dinge diskutiert wird. Je höher nun der Bildungsgrad der Leute, desto höher sehe ich auch die Chance, dass in diesen Diskussionen noch ein bisschen mehr herausspringt als nur reine Unterhaltung. Bildung heißt ja schließlich nicht nur (oder eher weniger) Meinungsbildung, sondern vor allem auch, verschiedene Standpunkte gegeneinander möglichst fundiert und logisch abwägen zu können. Daraus kann dann jeder, der zuhören kann, was lernen. Bildung zahlt sich also immer irgendwie und irgendwo aus, denk ich. Soetwas ist ja schließlich keine Art abgesperrtes Privateigentum (in der Regel ganz im Gegenteil!).

 

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