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Stromaufwärts

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04.03.2011
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Stromaufwärts

Die Musik spielt immer noch am lautesten wenn sie vom Band kommt.
Ja was soll der ganze Scheiß denn dann?! Rauchen, den lieben langen Tag lang. Immer den Stengel vor sich hin quartzen und dem Nichtraucher vor dir die Nonkonformität ins Gesicht blasen. Aber nein! Scheiße! Alle tun das ja. „Verdammt, ich mach die Kippe aus und auch keine mehr an“, sinnt er nach, als er entspannt und nervenkrank die Glut weitertreibt.
Die Adern pumpen nur die allgemeine Meinung. Das Eigene muss schon erst einmal auffallen um ganz vielleicht auch gehört und gesehen zu werden. Erst einmal radikal und provokant mit aller Kraft dagegen halten. Wogegen, das ist fast, ja eigentlich schon ganz egal. Man muss der buntgeschminkte Clown inmitten der grauen Mäuse sein, nur um sich dann doch abzuschminken und immer noch gesehen zu werden.
Ein kalter Keller, voll von grauen Mänteln, und Schals und Parfüm. Alle stinken gleich. Doch einer steht da an der Mondlichtluke und der ist bunt, blutverschmiert und fröhlich. Er spricht mit sich selbst. Ziemlich laut sogar. Und sonst spricht niemand. Alle geben vor, ihm nicht zuhören zu wollen und selbst mit etwas viel Wichtigerem beschäftigt zu sein. Doch in Wirklichkeit hängen sie alle an jedem Wort. Sie werden jetzt sagen: Ach! Das Gewissen der Gruppe! Ein schon längst verblichenes Bildchen im Poesiealbum der Archivare. Aber dann wird er stumm und tauscht das Grelle gegen den grauen Mantel, setzt sich zu den Anderen und sinnt ,genauso wie sie es vorgeben zu tun, dies und jenem nach. Nach ein paar Minuten scheint die Erinnerung an den schwatzenden Paradiesvogel nur noch Spinnerei zu sein. Von Außen sind nun wieder alle gleich. Aber die Gruppe kennt ihn jetzt sehr genau. Sie sehen ihn und sie hören ihn. Die Gruppe UND ER sitzen nun da unten im Keller. Und ich würde Heller um Pfennig verwetten, dass die ersten Worte einer Unterhaltung an ihn gerichtet sein würden, da er als Einziger gezeigt hat, dass er dem Einheitsbrei entfliehen kann, wenn ihm der Sinn danach steht.
Manche werden jetzt sagen, jeder könnte das, alle sind gleich, alle haben die gleichen Voraussetzungen und Chancen.
Aber darauf kommt es nicht an. Es zählt ganz allein die Tatsache, dass man dies zum Ausdruck bringen muss, da man sonst nicht besser ist, als der grübelnde graue Rebell, der im hintersten Winkel an der Wand lehnt. Dieser nämlich könnte genauso alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen, ja vielleicht sogar den Ausweg aus der Misere verkünden. Aber er tut es nicht. Und warum? Weil er weiß, dass er es könnte, braucht er sich selber nichts zu beweisen. Allein ist man weniger dem Willen der Gruppe unterworfen wird gesagt. Aber wird nicht gerade dieser Zustand zum größten Teil von der Gruppe diktiert?
Man muss sich einmal ins wilde Wasser stürzen um dann wieder am Rand stehen zu können um spöttisch zu behaupten, wie seicht doch die Strömung ist. Die Wellen werden dann auf einmal kraftlos und lächerlich. Der reißende Strom verwandelt sich in ein Dahindümpeln, und dies zu betrachten lohnt nun wirklich nicht. Deshalb geh ich weiter.
Hinaus aus dem Keller und dem Dunkel in das grelle Scheinwerferlicht der großen Masse, die sich stetig dahinschlängelt. Am Rande die Viehtreiber mit eisigen blicken, verkaufen Zeitungen und verteilen Hiebe. Doch die Zeitungen scheinen alle nur das Gleiche zu berichten „Alles wird besser.“

 
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Moi baal,

herzlich willkommen auf KG.de. :)

Es gibt bei Kurzgeschichten vs. blog / Glosse etc. einen Unterschied: bei der einen wird eine Geschichte erzählt, bei den anderen ein Thema oder eine Themenreihe kommentiert.

Was ich in Deinem Text sehe, sind bislang Meinungen, die der Protagonist (oder der Autor?) zu Situationen und Charakteren abgibt. Die Figuren selbst dürfen aber nicht aktiv werden. Alles ist blaß: er, die, einige, andere, ich: momentan ein ganz schöner Brei an Personal, das keine Konturen hat und sich daher schlecht voneinander unterscheiden läßt, auch sind einem diese Schemen herzlich egal.

Alleine Vorurteile und auf-andere-Herabblicken (plus mal etwas bemühte Selbstironie, die letztlich auch wieder einen Schuldverursacher findet) bilden keinen roten Faden und keinen Spannungsbogen.
An sehr wenigen Stellen schimmert mal ein literarisches Erzählen durch, aber nach ein, zwei Sätzen rutscht es in einen reinen Kommentar. Dabei ist es nicht von Belang, ob dieser zu realen oder fiktiven Personen / Situationen abgegeben wird.

Man kann eine Geschichte sachlich, skurril, kitschig, doppelbödig etc. pp erzählen - aber eben erzählen. Würde zu einer umfassenden Überarbeitung raten. Bin nicht sicher, ob sich das so als KG überhaupt qualifiziert.

Herzlichst,
Katla

 

Es ist schon ein Kreuz! Da hat die ganze Welt Möglichkeiten, ihre Einzigartigkeit zum Ausdruck zu bringen, ihre besonderen Gedanken und Fähigkeiten der ganzen Welt mitzuteilen, sie für die Nachwelt zu verewigen - und kein Mensch liest es.
Sie lesen's nicht auf Facebook und nicht auf Twitter und nicht auf myspace und sie schauen sich nicht die youtube-Videos an und nirgends, weil's ein Übermaß von Leuten gibt, die ihre Gedanken roh nach außen schreien, und nur ganz wenige, die sich so roh dafür interessieren - und meistens schreiben sie dann: Echt super! Guck doch auch mal bei mir vorbei!
Es ist als ginge man über eine Straße und jeder hielte einem die rohen Eier hin, wo doch jeder weiß: Die müssen vorher gekocht werden oder gebraten, und so legen jede Minute Tausende und Abertausende Menschen ihre rohen Eier und fühlen sich für einen Moment besser, weil sie den Druck los sind, und die armen Eier fallen nach unten und werden schlecht und keiner will sie haben.
Es ist ein Kreuz.

 
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@Quinn
... und dann gibt es jene, die nehmen sich der rohen Eier auch noch an und malen Tipps in bunten Farben drauf, legen sie behutsam zurück ins Körbchen, und warten auf Ostern. Doch nichts geschieht, die Eier liegen einfach nur rum, und fangen langsam an zu stinken. Die Welt verfault ...

@baal
Wäre doch schön wenn du den Typen hier nimmst

als der grübelnde graue Rebell, der im hintersten Winkel an der Wand lehnt. Dieser nämlich könnte genauso alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen, ja vielleicht sogar den Ausweg aus der Misere verkünden.
und mich mit ihm etwas erleben lässt. So ist es nur eine Aneinanderreihung von Metaphern, ein Sinnieren über das Leben und die halbherzigen Versuche aus der Konformität auszubrechen.
Gruss dot.

 

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