Was ist neu

Storybau und Lieblingswörter

Ich habe dazu mal einen klugen Satz gelesen ( von einem Musiker ):

"Sein Handwerk beherrschen, um es vergessen zu können."
Nur wer das Handwerkliche beherrscht, kann dann auch seinen kreativen Ergüssen freien Lauf lassen - weil er weiß, wie er sie kanalisieren muss, um das Publikum zu erreichen.

 

FLoH schrieb:
Auch ich habe bisher meine Geschichten im Kopf reifen lassen. Sobald ich sie vom Anfang bis zum Ende durchdenken kann und sie für aufschreibenswert halte, setze ich mich hin und "spitze den Bleistift". Von diesem Zeitpunkt bis zu einer Art Skizze, die alles Wesentliche grob umreißt (ein "quick&dirty-Exposée"), diese Spanne könnte man glatt mit der Embryonal-, Fetalphase und der Geburt vergleichen. Die Aus- und Überarbeitung ist demnach die Entwicklung bis zum Erwachsenenalter. Die Veröffentlichung bedeutet für den Text "ein eigenes Leben beginnen", indem er quasi eigenverantwortlich in die Köpfen der Leser Zugang findet, es sich darin gemütlich macht und sie gewiss mehr oder weniger umgestaltet. Autoren, die ihre Geschichten dem Leser vorkauen, sind demzufolge am ehesten mit Eltern zu vergleichen, die von ihren erwachsenen Söhnen und Töchtern nicht ganz loslassen können. Und schließlich reift durch mich auch der Text, wenn ihn die Leser konstruktiv kritisieren, genauso wie der Mensch sein Leben lang durch seine Erfahrungen nachreift.
Sehr schöne Metapher, FLoH. Stories, die geboren werden und heranreifen... interessanter Gedanke :)
*geschichte großzieh*

 

Nein, metaphorisch meine ich nicht, sondern den zweifelhaften Versuch, aus "Metamorphose" (gr. = Verwandlung) ein Adverb zu machen -- aber ach, dass ist ja wieder so ein Fremdwort! Ich bilde mir eben nur ein, dass eine Metamorphose langsamer vonstatten geht als eine Verwandlung ...
Ja, und deshalb hast du es natürlich nur metaphorisch gemeint? :confused:

Na gut, das wollte ich gar nicht damit aussagen. Es war einfach nur ein sinnloser Scherz (nicht, dass ich je einen machen würde)
Adverb? nie gehört. Aus welcher Sprache kommt das? (Auch das war ein Scherz; man weiß ja nie ...)

 
Zuletzt bearbeitet:

Natürlich ist eine geschichte, die sehr durchdacht ist, wesentlich besser als ein Schnellschuss.
ABER: Das kann jeder. Jeder kann sich stundenlang hinhocken, alle Details planen, verbessern, umschreiben. Dadurch verliert sich die Kunst des Schreibens. Es ist nichts Ungewöhnliches mehr.
Wenn du damit meinst, damit würde der magische Akt des Schaffens, des sich von der Muse küssen lassen, banalisiert und letztlich zerstört, dann ist das schon richtig. Auch mir fallen manchmal Sätze ganz spontan ein, und ich weiß, niemand auf der Welt, und wenn er noch so viele Literaturnobelpreise hat, könnte diesen Satz besser schreiben. Und dieser Satz bleibt dann natürlich so und ich denke gar nicht daran, ihn zu überarbeiten.
Nur: Wenn ich mich darauf beschränken würde, bräuchte ich für jede Kurzgeschichte ungefähr dreißig Jahre. Außerdem ist vieles, wenn nicht das meiste, das mir so spontan einfällt, eben nicht das Produkt eines Musenkusses, sondern des Kusses eines verrückten Kobolds oder so was, und bedarf daher sehr wohl einer Überareitung.
Außerdem möchte ich bezweifeln, dass das jeder kann. sonst gäbe es nicht so viele schlechte Bücher von Autoren, die weder in der Lage sind, sich von der Muse küssen zu lassen, noch ihr Geschreibsel so zu überarbeiten, dass es gut wird.

Gruß, Woodwose, das Arbeitstier

 

Nur: Wenn ich mich darauf beschränken würde, bräuchte ich für jede Kurzgeschichte ungefähr dreißig Jahre
hm, bei mir ist es umgekehrt: Ein Schnellschuss ist bei mir, wie der name schon sagt, schnell. Gibt mir n Thema, eine Vorgabe und ne halbe Stunde später hast du eine 2 bis 6-Seiten-Geschichte. Aber wenn ich mir wirklich über jedes Detail Gedanken machen würde, bräuchte ich 30 Jahre für eine Kurzgeschichte.
Summa summarum:
Bei jedem ist es anders. Oder auch nicht.
Aber ich bleibe dabei: Durchdenken kann jeder. Jeder. JEDER.

 
Zuletzt bearbeitet:

Aber ich bleibe dabei: Durchdenken kann jeder. Jeder. JEDER.

Dem kann ich nicht widersprechen. Aber es kann sich auch jeder von der Muse küssen lassen. Ein abschreckendes Beispiel, wo der Autor dann auch hinterher darauf beharrte, seine "Inspiration" habe ihm das Geschriebene so "befohlen", findest du hier.

Es kommt eben bei beidem auf die Qualität an. Und sei froh, dass man sich das Durchdenken leichter aneignen kann als die Inspiration. Denn für Letzteres braucht es eine Begabung zu intuitivem Denken, das schwer vermittelbar ist.
Deshalb meine Empfehlung: Würdige den handwerklichen Aspekt des Schreibens nicht herab gegenüber der Inspiration, sondern erlerne ihn. Du wirst sehen, dass auch das Durchdenken, so es erfolgreich sein soll, Können voraussetzt.

 

Ganz einfach (obwohl ich natürlich nur für mich sprechen kann): Es würde einfach zu lange dauern.

Zitat:
Megabjörnie: Und sei froh, dass man sich das Durchdenken leichter aneignen kann als die Inspiration.

Kann man sich Inspiration aneignen?

Wahrscheinlich nicht, und deshalb ist es ja auch einfacher, sich Durchdenken anzueignen. :-)

Um dem Leser Bilder zeigen zu können, sollte man den Rahmen und die Auswahl überdenken. Es gibt zwar auch Schnellschüsse, die gut sind, aber Revision halte ich grundsätzlich nicht für verkehrt. Im Gegenteil.
Um es noch mal zu betonen: Ich bin auf jeden Fall der Meinung, dass durchdachte Werke vom Inhalt und Aufmachung her besser sind!

 
Zuletzt bearbeitet:

Da meine Geschichten allesamt sehr lang sind, komme ich um eine Liste mit den wichtigsten "Plotstationen" nicht herum. Bei so einer Liste endeckt man am leichteten die unzähligen Logikfehler, die sich bei komplizierten Handlungssträngen leider immer wieder einschleichen. Habe ich einen entdeckt, zeichne ich eine neue Liste, die sich nur der Ausmerzung dieses Fehlers widmet.
Ansonsten habe ich noch parallel neben dem Textdokument ein Rohfassungsdokument laufen, wo alle wichtigen Szenen schon grob vorgefertigt sind.
Schreibtechnisch mache ich es ähnlich wie Herr Iskariot: An einem Absatz so lange herumschreiben, bis er perfekt ist. Nur leider bin ich dabei nicht so schnell wie er. :dozey:

Hasswörter:
Drache
Vampir
Elfe (Ich schreib zwar nur Fantasy, aber diese klischeelastigen Figuren kann ich trotzdem nicht ausstehen.)

Lieblingswörter:
gestört
gewandet
irre
abrupt
Hurensohn

 

Gnoebel schrieb:
Am Anfang steht eine Idee (die mir meistens auf dem Klo kommt),
Merkwürdig...das trifft auch auf mich zu. Ich sollte mal im Spülkasten nachgucken. Möglicherweise ist da irgendein Talisman drin! Oder es ist sogar die Klobürste, die ihre positiven Energien (so heißt übrigens auch ein "Werk" von Daniel Küblböck...) direkt in mein Gehirn sendet! :D

Megabjörnie schrieb:
Idee wird notiert und in der Datei "Ideen-Sammelkiste" abgelegt für spätere Verwendung.
Wenn ich mir die vorhergehenden Beiträge durchlese, glaube ich einen gewissen Zusammenhang zwischen dieser Technik und der Vorliebe Geschichten einfach unsystematisch "runterzuschreiben" erkennen zu können.
Für mich ist es jedenfalls auch die beste Variante. Denn schreibe ich ausser der Grundidee noch irgendwelche Einzelheiten zum Plot auf, läuft mir generell alles aus den Fugen und ich weiß nicht mehr wo hinten oder vorne ist. Insofern denke ich, dass ich mit dieser Ideen-Sammeldatei meine Methode (zumindest für Kurzgeschichten bis ca. 10000 Wörter) gefunden habe.

Mein größtes Problem ist übrigens, dass eine Geschichte, wenn ich sie nicht innerhalb von einer Woche fertigschreiben konnte, mitunter ein halbes Jahr halb fertig oder noch schlimmer: eigentlich fertig, aber unkorrigiert in einem Ordner names "Workshop" (es sind momentan genau 10 drin....uuuargh...) verottet. So liegen meine besten Geschichten vielleicht immer noch auf der Festplatte und ich warte praktisch nur auf irgendeinen Ruck von aussen der mich veranlasst, sie endlich fertigzustellen oder auch nur zu überarbeiten.
So habe ich jedenfalls das Gefühl, immer ein wenig hinterherzuhinken. Das kann man auch an meiner Beitragszahl erkennen. Andere haben in dieser Zeit (1 Jahr) schon das 5fache an Beiträgen verfasst und das Doppelte an Storys gepostet. Aber dann gibt's ja auch noch die Wettbewerbe und da hab ich überhaupt keine Schreibblockade, wenn auch die Angewohnheit, alles bis zum letzten Tag hinaus zu zögern.

Lieblinge:

schicksalhaft
real
menschlich
plötzlich

Hassobjekte:

Potpourri
Führerschein
lasterhaft
Schreibblockade

 

Hallo Lems Erbe,
Du wolltest es wissen, jetzt bekommst Du den Salat auch.

Lems Erbe schrieb:
Wie baut ihr eure Stories auf?

Meine Stories basieren meistens auf einer simplen "Was wäre wenn-Frage".
Zum Beispiel: Was wäre, wenn plötzlich die Augen meines Gegenübers Feuer fangen würden? (Siehe unter Rubrik "Humor" meine Geschichte "Feuer in den Augen")
Mein Roman, der im Moment bei den Testlesern ist, hat 680 Seiten. Das Buch ist aus einer "Was-wäre-wenn-Frage" entstanden. Die Prots entwickelten sich auf den ersten Seiten, von da an war der Verlauf der Geschichte davon geprägt, was sie in einer Situation tun würden.

Lems Erbe schrieb:
Habt ihr ein Karteikartensystem?

Ich habe einen Ordner mit meiner Recherche und eine Excel-Tabelle, in der alle Personen, die in meinen Büchern vorkommen, gespeichert sind. Jede von ihnen ist kurz umrissen und beschrieben, falls ich mal eine Erinnerungsstütze brauche. Karteikartensystem? Wofür?

Lems Erbe schrieb:
Schreibt ihr eine "Gerüst" und füllt es dann auf?

Ich schreibe einfach drauf los. 2000 Wörter am Tag sind Pflicht.

Lems Erbe schrieb:
Macht ihr euch eine Tabelle zu den wichtigsten Plot Points?

Nein

Lems Erbe schrieb:
Schreibt ihr die Story in einem Rutsch durch und verbessert sie dann?

Man kann Bücher nicht in einem Rutsch schreiben. Ich schreibe die erste Fassung, für die ich etwa drei Monate brauche. Dann kommt das Ding erstmal weg und darf reifen. Danach überarbeite ich alles und meine Lebensgefährtin liest es im Anschluss. Was ihr an Fehlern auffällt wird ausgemerzt und meine Testleser bekommen die so überarbeitete zweite Fassung vorgelegt. Sind sie damit durch, wird die dritte Fassung geschrieben.

KGs schreibe ich normalerweise in einem Rutsch, Ausnahme "Das Autohaus" in der Rubrik "Horror". Hierfür habe ich zwei Tage gebraucht und zwischendurch noch "Nachtfahrt", in der Rubrik "Alltag" zu finden, geschrieben.

Lems Erbe schrieb:
Was sind eure Tips und Tricks?

Schreibe für Deinen Leser und nicht für Dich.

Ach ja, die Wörterfrage.

Ich habe keine Lieblingswörter.

Das schlimmste Wort, das ich jemals gelesen habe, war:

Kampfpflanze (einfach pfürchterlich!)

 

lukas_iskariot schrieb:
Führerschein???? *am kopf kratz und nicht nachvollziehen kann
Weil das Wort "Führer" drin ist...(ausserdem ist es mir da einfach gerade eingefallen :D)

Klemens W. schrieb:
Ich schreibe einfach drauf los. 2000 Wörter am Tag sind Pflicht.
Wow! Wenn ich das irgendwann schaffen würde, wär ich ein EXTREM glücklicher Mensch! Aber im Moment habe ich auch so etwas, wie eine Schreibblockade (Nr. 4 im Hasswortverz.).

 

Hallo Lem,

ich finde diesen beitrag sehr interessant, weil er einem zum systematischen "Planen" von Kurzgeschichten animiert, was bei mir bisher nicht vorgekommen ist. Ab und zu mache ich mir auch Notizen von Ideen, aber gesammelt hab ich die auch bisher nicht wirglich :Pfeif: Ansonsten hab ich, wenn ich eine Inspiration oder ein Bild oder ähnliches im Kopf hatte, einfach drauf los geschrieben und geschaut wie es sich entwickelte. Bloß das dazwischen durchaus längere Pausen liegen, in denen ich weitere Inspirationen sammle und über den Plot und die Charaktere nachdenke (wobei ich mir zum Beispiel ausmale wie ein bestimmter Charakter in einer bestimmten Situation die mir grade durch den Kopf geht reagieren würde) Da das alles aber den Nachteil hat, sich in meinem Kopf abzuspielen - und daher eher flüchtig ist - denke ich mittlerweile darüber nach, für meine nächste Kurzgeschichte sowas Ähnliches wie eine Art "Drehbuch" zu entwickeln und auch wie manche andere hier die Charaktere detailliert auszuarbeiten. Allerdings hab ich eine Geschichte schon in der Pipeline, die ich nach der alten Methode von mir entwickelt habe. Aber ich gebe ihr Zeit, sich zu entwickeln.

Viele Grüße
malleolus

 

Hallo Lems Erbe

Wie baut ihr eure Stories auf?
Habt ihr ein Karteikartensystem?
Meistens nach dem einfachen aber hilfreichen Schema: Anfang, Mittelteil, Schluss.
Karteikarten hab ich, da schreib ich mir Beobachtungen auf, oder schöne Sätze die ich mal gehört habe, Dialogfetzen, schöne Beschreibungen oder Assoziationen, aber auch Wörter die mir gefallen.

Schreibt ihr eine "Gerüst" und füllt es dann auf?
Macht ihr euch eine Tabelle zu den wichtigsten Plot Points?
Für die Charaktäre hab ich mir eine Tabelle erstellt wo über Name, Alter, Aussehen, Lebenslauf, Krankheiten, Eigenschaften und Gewohnheiten alles drin steht auch wenn ich es am Anfang für die Geschichte selbst, für nicht wichtig halte. Ich schreib mir auch in Stichpunkten die wichtigsten Plots auf und ordne sie dann in obengenanntes Schema ein.
Außerdem mach ich mir Notizen zum Schauplatz, Wetter, Stimmung, Zeit.
Ich hatte auch schon ne Kg wo ich mir den Schauplatz aufgemalt habe um ihn besser beschreiben zu können.

Schreibt ihr die Story in einem Rutsch durch und verbessert sie dann?
Ja. Dabei achte ich weder auf Rechtschreibfehler, noch auf Wortdopplungen, Umgangssprache, Füllwörter u.s.w. Darum kümmere ich mich erst, wenn ich den letzten Punkt gesetzt habe
Was sind eure Tips und Tricks?
Wenn ich mal stecken bleibe, dann lasse ich es und versuch nicht auf Biegen und Brechen weiter zu schreiben, denn dann wird es meist schlecht.
Die Endersion lasse ich immer noch einen Tag liegen manchmal auch mehrere. Dann formatiere ich sie in einer anderen Schriftart, drucke sie aus und lese sie laut (richtig laut) vor (wo ich ungestört bin). Meistens fallen mir da dann noch Wortdopplungen, Tempus- oder Modifehler auf die ich vorher übersehen habe.

Habt ihr Lieblings- und Frustwörter?
Frustwörter: sagte, haben, hatte, war, gewesen, weil, das/dass, und
Lieblingswörter: saphirblau, Sonnenuntergang, Magie, traumverloren, Eisvogel, Windhauch, Feuer, Nebelschleier, flankieren

Liebe Grüße Ph:) enix

 

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