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Stonehenge im November 2057

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26.02.2009
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Stonehenge im November 2057

Ausgerechnet Champagner. Prickelwasser mit Geschmack von kalter Pisse und obendrein Stonehenge im November. Beides verdankte Hansen seinem Chef Dr. Belling und dessen Auffassung, dass eine Legende an einem legendären Ort geboren werden solle.
„Der hätte sich für unseren Triumph auch ein würdigeres Ambiente aussuchen können. Vielleicht einen gut geheizten Saal voller Kronleuchter und mit Buffet inklusive Dienerschaft“, sagte Hansen zu Diane, die neben ihm stand.
„Pscht, nicht so laut“, entgegnete die Maschinenbau-Ingenieurin, und schielte zu Belling hinüber. „Belling hat die acht Milliarden Forschungsgelder ausgespuckt, folglich hat er das Sagen.“
„Also starren wir mitten in der Nacht einen scheiß Megalithen an“, ergänzte Hansen unbeirrt, „stampfen vor Kälte mit den Füßen und saufen Champagner, wo nur Glühwein helfen würde. Verdammt.“

Belling hüstelte. „Noch eine knappe Minute, meine hochverehrten Damen und Herren, dann wird dieses Stück“, er deutete auf eine ungefähr in Hüfthöhe und mit einem Kreidekreis markierte Wölbung in der Kante des Megalithen, „vor unseren Augen verschwinden wie durch Zauberhand.“
Eisiger Nordwest-Wind zerrte an seinen Worten und ließ die kleine Gruppe enger zusammenrücken. Der riesige Megalith gab dem Sturm zwar eine brummende Stimme, bot aber keinerlei Schutz. Wolkenfetzen flohen über den Vollmondhimmel wie eine Schafherde vor einem Rudel Wölfe. Hansen fluchte ihnen still hinterher.

Fünf Jahre hatte er geradezu sklavisch für die Entwicklung und den Bau seiner Zeitmaschine gearbeitet. Jeder Tag in den Laboren von Oil & Engineering war wie ein Gastspiel in der Hölle: Kein Kontakt zur Außenwelt, Arbeit rund um die Uhr, ein Leben im Zölibat. Und jetzt das hier.
Hansen zog seine Hand aus der Manteltasche und wischte sich mit tröstlich warmen Fingern über das Gesicht. Was soll´s, dachte er, nur noch zwei Wochen bis zur öffentlichen Präsentation, dann wird mein Name sich hervorragend für die Geschichtsbücher empfehlen.

„Achtung! Gleich ist es soweit, meine lieben Freunde. Hat jeder noch Sekt?“, tönte Belling gegen das Unwetter an.
Alle nickten stumm.
„Dies ist zwar nur eine Generalprobe ohne Öffentlichkeit, aber dennoch die Premiere der ersten Zeitreise eines Menschen! Unsere Zeitmaschine gibt Wissenschaft und Tourismus die Möglichkeit, in Gefilde vorzudringen, in die sie kein Rad und kein Flügel zu tragen vermag. Dieses Stück Felsen verschwinden zu lassen ist ...“
Seine Worte gingen in Donnergrollen unter. Ein Kältegewitter mit Hagelsturm kündigte sich an.

Nach einer Weile zupfte Diane an Hansens Ärmel. „Roland verspätet sich“, flüsterte sie warmen Atem in sein gefrorenes Ohr.
Sofort ging er in Gedanken die Einstellungen durch. Er hatte einen Zeitsprung von exakt eintausend Jahren eingegeben und die Rückreise auf Manuell geschaltet, damit die Kabine der ZM1 nicht ohne ihren Passagier die Heimreise antrat. Nein, die Programmierung war simpel und der Vorgang so oft erprobt, dass die Technik als Fehlerquelle nicht in Frage kam. Hunderte von Minirobotern und Kaninchen hatten bereits Zeitreisen von Millionen Jahren am Stück heil überstanden. Blieben nur Schwierigkeiten vor Ort, etwa Probleme mit unwegsamem Gelände, der Witterung oder aggressive Handlungen seitens der Einheimischen jener vergangenen Epoche.

„Meine Damen und Herren.“ Bellings Stimme kämpfte gegen den Sturm und Hansen entging nicht, dass sie plötzlich wieder nur Damen und Herren waren, nicht mehr hochverehrt, geschweige denn liebe Freunde.
„Ich gehe davon aus, dass Herrn Rolands Unpünktlichkeit keine technischen Ursachen zugrunde liegen“, sagte er und sein Blick in die Runde blieb an Hansen hängen.
Hansen nickte und fünf Mündern entflohen kleine Dampfwölkchen der Erleichterung. Den Gesichtszügen dagegen blieben Sorge und Anspannung erhalten. Denn Roland steckte trotzdem in Schwierigkeiten.

Es hatte im Vorfeld vor allem über die Bewaffnung, die ein Reisender ins Jahr 1057 mit sich führen sollte, lange Diskussionen gegeben. Erst in letzter Minute hatten Hansen und Diane Hartgummiprojektile anstelle tödlicher Munition durchgesetzt. Schließlich durfte man niemandes Urahn erschießen. Das hätte, einer bekannten Hypothese nach, seine Nachkommenschaft in Luft aufgelöst. Diese Hypothese wurde nie ganz schlüssig begründet; doch selbst wo nun Zeitreisen möglich waren, hatte man immer noch keine bessere gefunden.
Über den Rest der Ausrüstung war man sich schnell einig geworden, hochmoderne Thermowäsche unter einem für das Jahr 1057 zeitgenössischen Fellmantel. Roland in den Winter zu schicken hatte den Vorteil, dass er nur wenigen Menschen begegnen würde. Für die gut drei Kilometer, von seiner Zeitkabine bis zu dem Megalith Nummer dreißig im Nordosten der mystischen Anlage, hatte er Schokoriegel, eine Plastikflasche Mineralwasser, Schmerztabletten und Verbandsmull als Notausrüstung dabei. Des Weiteren natürlich Hammer und Meißel, um das Stück Felskante abzuschlagen, damit er es dann hier, im Jahre 2057, wieder ansetzen konnte.

Die ersten Hagelkörner fielen vom Himmel. Belling gab endlich nach und beorderte seine frierenden Leute in den Kleinbus.

Aus der rechten Fensterreihe konnte jeder die markierte Stelle im Lichtkreis der Scheinwerfer beobachten. Für Hansen stürzte damit das Niveau dieser Veranstaltung, trotz der angenehmen Wärme im Bus, so tief ins Bodenlose, das es faktisch nicht mehr auszumachen war.

Der Hagel und die Sorgen um Roland verdichteten sich mit jeder Minute. Noch hatte es niemand gewagt, Befürchtungen offen auszusprechen. Doch irgendwann spricht immer irgendjemand Dinge aus, die alle anderen bis dahin beflissentlich für sich behalten haben. Diesmal fühlte sich Dr. Kirsti Allan dazu berufen.

„Wenn Ihr meine Meinung hören wollt …“, sie machte eine winzige Anstandspause und wies auf den noch unversehrten Megalithen, „wir sind fünfundzwanzig Minuten über der Zeit. Was nur bedeuten kann, dass Rolands Schwierigkeiten ernster Natur sind. Er wurde entweder von Barbaren gefangen oder hat sich so schwer verletzt, dass er weder den Stein noch die Zeitkapsel aus eigener Kraft erreichen kann.“
„Das stimmt nicht ganz“, entgegnete Hansen. Seine Stimme klang vom Aufenthalt in der Kälte noch etwas rau, aber ruhig. Roland war besser auf seine Mission vorbereitet worden als Neil Armstrong für seinen Mondspaziergang.
„Roland hat für seine zeitplangemäße Rückkehr in unsere Gegenwart noch gut zehn Minuten. Im Moment sieht es also lediglich danach aus, das er den Megalith nicht erreichen konnte. Vielleicht hat dort ausgerechnet jetzt eine Händlerkarawane oder das Heer eines Stammesfürsten ein Lager aufgeschlagen.“
„Nicht im Winter.“ Kirsti stand auf, zog ihre ohnehin tadellos sitzende blauschwarze Kostümjacke noch glatter, und drehte sich zu Hansen.
„Damals fanden alle größeren Auseinandersetzungen im Frühjahr oder Sommer statt. Das haben meine Nachforschungen ergeben. Und Händler kampierten im Winter auf geschützten Dorfplätzen oder quartierten sich in Herbergen ein.“
„Dann braucht er eben nur länger, weil er sich durch hohen Schnee kämpfen muss“, sagte Hansen, immer noch ruhig.
„Sie, Hansen, haben genau wie Diane Schneeschuhe entgegen meinen Rat abgelehnt“, warf Belling ein.

Dieser unqualifizierte Angriff interessierte Hansen wenig. Sein Team hatte alles penibel durchdacht. Diane war es gewesen, die als Erste gegen Schneeschuhe gestimmt hatte. Sie waren zu der Zeit in der betreffenden Gegend noch nicht bekannt und deshalb als sichtbares Ausrüstungsstück nicht akzeptabel. Sie könnten die technische und kulturelle Entwicklung der Menschen im Jahre 1057 beeinflussen.
Es gab hier also nichts zu kritisieren, außer Bellings übertriebener Angst vor Industriespionage, der sie die Funkstille zwischen hier und der drei Kilometer entfernten Basisstation ZM1 zu verdanken hatten. Vielleicht war Roland dort längst eingetroffen.

Belling hatte es wieder mal geschafft, Schweigen um sich zu verbreiten. Schweigen, das in Hansens Gedanken Raum für eine ungute Ahnung schuf. Vielleicht hatte er nicht nur mit seiner Zeitmaschinentheorie recht, sondern auch mit seiner Aussage, die er seinen skeptischen Kollegen entgegengeschleudert hatte. „Die Wahrheit, die uns umgibt und durchdringt, ist von keiner Formel zu erfassen. Die darin verborgenen Möglichkeiten sind somit unendlich.“
Welche ungeahnte Möglichkeit würde hier in Erscheinung treten?

„Da, ist das Rolands Rover?“, rief Ralph Johnson, der Elektroniker.
Alle blinzelten nach draußen und versuchten, durch das chaotische Gewirr rasender weißer Punkte die Umgebung zu entdecken. Zwei helle Lichter bewegten sich aus Richtung der ZM 1 Basiseinheit auf den Bus zu.

„Ist das markierte Felsstück noch da?“, fragte Belling, und Steven Kendal, sein Sicherheitschef, antwortete ihm kleinlaut, dass er seit einiger Zeit kaum noch den Megalith erkennen könne.
„Dann gehen Sie gefälligst raus und schauen nach!“
Er stieg aus und blieb verschwunden, bis zu den näherkommenden Lichtkugeln ein Motorgeräusch zu hören war. Dann fügte sich wie durch ein Wunder seine Gestalt aus den weißen Graupeln wieder zusammen und hastete zur Tür hinein.

„Und?“, blaffte Belling ihn an.
„Ist noch da“, sagte Steven und zitterte vor Kälte.

Gleich darauf klopfte es an der Tür.
„Roland!“ ein vielstimmiger Ausruf, in dem Erleichterung mitschwang, empfing den im Fellmantel Gehüllten. Roland lächelte glücklich in die Runde. Er trug einen in Tuch gewickelten Gegenstand fest an seinen Körper gepresst.

„Hat geklappt wie am Schnürchen!“, verkündete er und wickelte ein Stück Felskante aus dem Tuch.
„Hier Chef, bitte sehr.“
Für einen Moment waren die einzigen Geräusche das Trommeln der Hagelkörner. Belling fand als Erster seine Stimme, wenn auch nur eine kraftlose Version davon.
„Felskante? Wieso hast Du die Felskante?“, flüsterte er.
„Äh, bin ich hier richtig im Jahr 2057 und ist heute der 12. November?“
„Natürlich! Quatsch kein Blödsinn!“ Belling hatte seine laute Stimme wiederentdeckt. Er drehte sich ruckartig nach Steven um und blaffte weiter:
„Mensch Steven, was haben Sie denn da draußen gesehen? Muss ich alles selber machen?“
„Die Felskante war an Ort und Stelle, so wahr ich hier vor Ihnen stehe.“

Für Hansen klang das überraschend sicher. „Dann gehen wir doch nachsehen“, schlug er vor, und alle drängelten ins Freie wie neugierige Bustouristen. Sie versammelten sich vor dem Megalithen und obwohl alle sahen, was es dort zu sehen gab, wagte niemand, es auszusprechen.

Nach schier endlosen Sekunden der allgemeinen Sprachlosigkeit war es Steven, der zuerst etwas zu dem Dilemma sagte. „Sehen Sie, Herr Belling, ich hab doch gesagt, das verdammte Felsstück ist noch an Ort und Stelle.“
„Ja, das sehe ich!“ Belling drehte sich zu Roland. „Geben sie das Ding mal her!“
Roland reichte ihm seine steinerne Version des doppelten Lottchens und Belling hielt sie nebeneinander. Da war auch auf den zweiten Blick kein Unterschied zu entdecken. Lediglich auf Rolands Version befanden sich ein paar unbedeutende Kratzer weniger, sie war schließlich eintausend Jahre jünger.

„Hansen!“ Belling kreischte fast und zerrte ihn am Mantel zu sich ran. „Hansen! Verdammt, erklären sie mir das!“
Hansen befreite sich langsam aus Bellings Griff. „Da muss ich erst mal drüber nachdenken. So aus dem Ärmel geschüttelt würde ich sagen, dass keine Theorie alle Wahrheiten umfassen kann, und deshalb die Praxis manche Überraschung bereithält.“
„Großer Gott, Sie haben Nerven, Sie haben wirklich Nerven! In vierzehn Tagen wollten wir die ZM1 präsentieren!“
„Das können wir auch. Wir haben unbestreitbar eine Zeitmaschine. Um das Problem mit dem doppelten Felsstück kümmere ich mich, sobald wir zurück sind.“
„Kümmern allein nützt uns nichts, spätestens zur Präsentation brauchen wir eine hieb- und stichfeste Erklärung. Wenn ich allein an den Tanz mit der Regierung denke, die müssen doch alles noch genehmigen, und jetzt so eine Lücke!“
„Tja“, sinnierte Hansen, „Wissenslücken und der forschende Mensch, auf immer und ewig eine tückische Kombination, würde ich sagen.“
„Behalten Sie Ihren philosophischen Scheiß gefälligst für sich!“, schnauzte Belling. „Ich will Fakten von Ihnen. Verflucht noch mal Fakten! Verstehen Sie!“

Hansen lieferte die Erklärung vier Tage später. Nach weiteren drei Tagen wurde er in den Konferenzraum bestellt.
Belling starrte aus dem Fenster hinunter auf den verschneiten Firmenparkplatz und kaute den Radiergummi vom Bleistift. Am Tisch saßen sieben Gäste, drei ältere Herren in Militäruniform und vier Anzugträger. In einem der Zivilen erkannte Hansen den Referenten des Energieministers.

„Setzen sie sich bitte, Dr. Hansen“, sagte Belling, drehte sich vom Fenster weg und warf seinen Bleistift in den Papierkorb.

„Ich fasse zusammen“, begann Belling, „es ging darum, unsere Firma wirtschaftlich über das Ende der Erdöl-Ära zu retten. An ihren Vorstellungen, Herr Dr. Hansen, mit Zeittourismus und der Vermietung unserer ZM1 an Archäologen und Geschichtsforscher Geld zu verdienen, war nichts Falsches. Aber unter den neuen Bedingungen gibt es auch neue Möglichkeiten, die ich zu ergreifen habe.“
Belling räusperte sich, und Hansen grübelte, warum man ihm die Gäste nicht vorgestellt hatte.
„Jede Veränderung der Vergangenheit kann nicht schneller in der Zeit Richtung Zukunft voranschreiten, als unsere Gegenwart. Das bedeutet, die Tat in der Vergangenheit und ihre Auswirkungen werden zeitlich zu unserer Gegenwart immer den gleichen Abstand halten.“

Hansen fragte sich, ob nur deswegen herzitiert worden war, um wiedermal Belling dabei zu beobachten, wie er die Lorbeeren für sich beanspruchte.

„Ich begründe diese Erkenntnis mit dem Energieerhaltungsgesetz, der elektromagnetischen Kraft in den Atomen und damit, dass Makro-Objekte keine quantenmechanischen Superpositionszustände einnehmen können. Zur Sicherung dieser Hypothese führten wir Experimente zur Dekohärenz durch und solche, die bewiesen, dass die Quantenrealität keine zeitbedingten Kausaleigenschaften aufweist. Deshalb, so meine Schlussfolgerung, sind Kausaleffekte unweigerlich in der Makrowelt gefangen und die physikalische Stabilität unserer Gegenwart gewährleistet.“

Belling setzte sich Hansen gegenüber und fuhr lächelnd fort:
„Aber, Dr. Hansen, hier und heute wollen wir über die Zukunft reden. Wenn man der Vergangenheit ein Felsstück entreißen kann, ohne Konsequenzen in der Gegenwart zu spüren, dann ebenso Erdöl. Ja, sogar Genies, deren Talent und Intelligenz man für den technologischen Fortschritt und Vorsprung unserer Nation nutzen kann. Man könnte wählen wie aus einem Katalog. Geben Sie zu, wer hätte nicht gern Einstein in seinem Team? Dank Ihnen ist das für uns nun kein Problem mehr!“

Hansen stand auf und wandte sich zum Ausgang. „Solange wir die Lücke zwischen Theorie und Wirklichkeit nicht erforscht haben, halten wir sie für das Paradies. Doch manchmal verbirgt sich in der Lücke der Eingang zur Hölle“, murmelte er und verließ den Raum mit der Gewissheit, dass sein Name von nun an wie ein Fluch klingen würde.

 

Hallo Herrlollek!

Ich bin kein Science Fiction Kenner
Daher freut es mich besonders, dass du meine Geschichte kommentierst. Ich hab diese ja nicht für einen speziellen Kennerkreis geschrieben, auch wenn im vorletzten Absatz einiges Physikzeugs steht. Ist aber im Grunde harmloser Kram und zum Verständnis der Story nicht wichtig, eher der Figur Belling angepasst. Der redet halt gern so gewichtig.

Mir gefällt der clever gewählte Ort,
Einigen anderen auch. Ich schmeiße sogar Mothmans „Effekthascherei“ in den gleichen Topf. Warum? Weil es im Prinzip die gleiche Aussage ist: Stonehenge dominiert die Geschichte. Ich überlege für die Zukunft, ob es einer Kurzgeschichte gut tut, einen derart bekannten Ort als Setting auszuwählen.

Vom Schreibstil her ist nichts Negatives aufgefallen.
Damit bin ich, nach einem erlebten Desaster in einer anderen Rubrik, vollauf zufrieden. Danke.

Womöglich werde ich nun hin und wieder in dieser Rubrik vorbei schauen.
Dazu kann ich dir nur raten, besonders weil offenbar du auf Gedankenspiele stehst.

Lieben Gruß

Asterix

Hab nun endlich Maeusers List abgearbeitet.

Sonstige Änderungen:
Den ersten Dialog etwas entzerrt. Diana genauer vorgestellt.

„Der hätte sich für unseren Triumph auch ein würdigeres Ambiente aussuchen können. Vielleicht einen gut geheizten Saal voller Kronleuchter und mit Buffet inklusive Dienerschaft“, sagte Hansen zu Diane, die neben ihm stand.
„Pscht, nicht so laut“, entgegnete die Maschinenbau-Ingenieurin, und schielte zu Belling hinüber. „Belling hat die acht Milliarden Forschungsgelder ausgespuckt, folglich hat er das Sagen.“
„Also starren wir mitten in der Nacht einen scheiß Megalithen an“, ergänzte Hansen unbeirrt, „stampfen vor Kälte mit den Füßen und saufen Champagner, wo nur Glühwein helfen würde. Verdammt.“

Bellings Monolog entzerrt und (durch Ich-Form) Bellings Charakter angepasst.

„Jede Veränderung der Vergangenheit kann nicht schneller in der Zeit Richtung Zukunft voranschreiten, als unsere Gegenwart. Das bedeutet, die Tat in der Vergangenheit und ihre Auswirkungen werden zeitlich zu unserer Gegenwart immer den gleichen Abstand halten.“
Hansen fragte sich, ob nur deswegen herzitiert worden war, um wiedermal Belling dabei zu beobachten, wie er die Lorbeeren für sich beanspruchte.
„Ich begründe diese Erkenntnis mit dem Energieerhaltungsgesetz, der elektromagnetischen Kraft in den Atomen und damit, dass Makro-Objekte keine quantenmechanischen Superpositionszustände einnehmen können. Zur Sicherung dieser Hypothese führten wir Experimente zur Dekohärenz durch und solche, die bewiesen, dass die Quantenrealität keine zeitbedingten Kausaleigenschaften aufweist. Deshalb, so meine Schlussfolgerung, sind Kausaleffekte unweigerlich in der Makrowelt gefangen und die physikalische Stabilität unserer Gegenwart gewährleistet.“ Belling setzte sich Hansen gegenüber und fuhr lächelnd fort:

 

Warum nicht...

... da ich selber kürzlich erst eine Kurzgeschichte zum Thema Zeitreisen veröffentlicht habe http://www.amazon.de/Weltentor-Science-Fiction-Mark-Freier/dp/3940209821/ref=sr_1_3?ie=UTF8&s=books&qid=1297144824&sr=8-3-spell, kann und will ich natürlich nichts dagegen sagen, diese Thematik aufzugreifen; nur, weil einem selber nichts mehr dazu einfällt, sollte man nicht anderen das Schreiben untersagen. Das Konzept von den Parallel-Universen, die in "Stonehenge ..." offenbar aufgegriffen wird, bietet eigentlich genug Stoff für originelle Geschichten, und die Idee, dies für die Rohstoff-Förderung zu nutzen, hat Potential und ist zudem politisch-gesellschaftlich relevant (was in der SF eher die Ausnahme ist).

Leider wird das Potential hier kaum ausgeschöpft; die Rohstoff-Idee taucht erst ganz zum Schluss auf und macht den Eindruck eines Nachgedankens oder einer erzwungenen Pointe. Über den Großteil der Geschichte passiert gar nichts; die Infos, die dort mitgeteilt werden, könnte man wesentlich knapper übermitteln; es wird - teils durchaus erfolgreich - versucht, Spannung aufzubauen, aber umso enttäuschender ist dann die Auflösung. Auch ist Stonehenge nichts als Kulisse; es wäre naheliegend gewesen, die Kalender-Funktion, die dieses Monument (auch?) erfüllte, irgendwie in die Story einzubinden: Schließlich geht es um das Thema Zeit!

 

Hallo Oliver!

Konzept von den Parallel-Universen, die in "Stonehenge ..." offenbar aufgegriffen wird
Parallel-Universen sind in diesem fiktiven Szenario nicht nötig.

Leider wird das Potential hier kaum ausgeschöpft; die Rohstoff-Idee taucht erst ganz zum Schluss auf und macht den Eindruck eines Nachgedankens oder einer erzwungenen Pointe.
Es lag nicht in meiner Absicht, Potenzial auszuschöpfen, sondern verstaubte Vorstellungen aufzubrechen und neues Potenzial freizusetzen. Manche Leser hat das in Euphorie, andere in den Halbschlaf versetzt. Das ist vollkommen normal.

Die Rohstoffidee und andere höchst verwerfliche Möglichkeiten, die diese Zeitmaschine bietet, dienen lediglich dazu, das Thema, welches Hansen im Laufe der Handlung immer wieder anspricht …

„Da muss ich erst mal drüber nachdenken. So aus dem Ärmel geschüttelt würde ich sagen, dass keine Theorie alle Wahrheiten umfassen kann, und deshalb die Praxis manche Überraschung bereithält.

„Tja“, sinnierte Hansen, „Wissenslücken und der forschende Mensch, auf immer und ewig eine tückische Kombination, würde ich sagen.

… in diese Erkenntnis münden zu lassen:

„Solange wir die Lücke zwischen Theorie und Wirklichkeit nicht erforscht haben, halten wir sie für das Paradies. Doch manchmal verbirgt sich in der Lücke der Eingang zur Hölle“

Die Hölle ist das, was die Oberkopferten aus der neuen Technik an Nutzen ziehen.
Die Geschichte ist also einerseits eine naive Warnung vor neuen Erfindungen, andererseits ein pessimistisches Bild, das beweist: Was möglich ist, wird auch gemacht, wenn ein Gewinn dabei rausspringt.
Dafür gibt es in den Geschichtsbüchern und in den aktuellen Nachrichten jede Menge Beispiele. Und da drin steckt aus meiner Sicht der politisch/gesellschaftliche Aspekt, den du angesprochen hast.

Über den Großteil der Geschichte passiert gar nichts;
Stimmt. Action bietet die Story nicht. Die Spannung ergibt sich aus zwei Rätseln. Was ist mit Roland passiert und sofort danach, warum gibt es zwei gleiche Felsbröckchen. Das wars auch schon.

Auch ist Stonehenge nichts als Kulisse; es wäre naheliegend gewesen, die Kalender-Funktion, die dieses Monument (auch?) erfüllte, irgendwie in die Story einzubinden: Schließlich geht es um das Thema Zeit!
Ja, das ist ein genialer Gedanke! Ich werde versuchen, den ganz am Anfang einzubauen. Etwa hier:
„… Chef Dr. Belling und dessen Auffassung, dass eine Legende an einem legendären Ort geboren werden solle.“

Eine der Hypothesen über Stonehenge lautet: Die Anlage sei nach dem Mondzyklus ausgerichtet. Der Vollmond wird in meiner Geschichte sogar erwähnt.
Ähäm … gut, das ich noch nachträglich das Datum vom 17.11.2057 auf den 12. 11. 2057 vorverlegt hatte. Da herrscht nämlich Vollmond! Gut, das es keiner vor mir gemerkt hat!

Vielen Dank und liebe Grüße

Asterix

 

Ähäm … gut, das ich noch nachträglich das Datum vom 17.11.2057 auf den 12. 11. 2057 vorverlegt hatte. Da herrscht nämlich Vollmond! Gut, das es keiner vor mir gemerkt hat!
Du Freak!
Du hast echt geprüft, ob am 12.11.2057 Vollmond sein wird?
:rotfl:
Das nenn ich mal cool: Bei einer Zeitreisen-Geschichte in die Zukunft recherchieren! Respekt! Sehr gut!
Gruß, Levian

 

Hallo Asterix!

Okay, hier kommt die Kritik: Ich halte den Text für unausgewogen. Der erste, lange, spannend geschriebene Teil ist etwas für Fiction-Leser wie mich, weltenläufer und herrnlollek, das Ende folgt dann für uns wie eine Keule: ein verkopfter Teil, die Erklärung einer Theorie, etwas für die Science-Leser. Die Science-Leser werden andererseits sicher vom langen Anfang gebeutelt sein, weil "nichts passiert".

Na, ich hoffe, du kannst mit diesem Gedankengang etwas anfangen.

Noch 'ne Kleinigkeit: "„Roland verspätet sich", flüsterte sie warmen Atem in sein gefrorenes Ohr." => Für mich muss das "mit" wieder rein, sonst macht es nicht wirklich Sinn und liest sich scheußlich.

Grüße
Chris

 

Huhu Asterix,
Ich liebe SF Geschichten bei denen man glaubt, sie können real sein. :D

Daher ein dicker Pluspunkt,
Mir gefiel, dass du in dieser Geschichte ein Paradox als Aufhänger gewählt hast, um quasi einen Freibrief zu erteilen, dass die gegenwärtge Situation nicht zu verantworten ist, selbst wenn man die Vergangenheit ändert.
Also ist der Umkehrschluss, dass ich in der Gegenwart auch nichts ändern muss, weil die Zukunft so oder so Zukunft ist und zwar im ausreichenden Abstand zu meiner Gegenwart.

Absurder kann das menschliche Verhalten kaum sein. :D

LG
GD

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Chris!

Wie immer triffst du den wunden Punkt.

Ich hab mich davor gedrückt, die Funktion der ZM1 auch nur annähernd zu beschreiben. Dadurch entsteht ein Ungleichgewicht zu Hansens Lösung des Phänomens „doppeltes Lottchen“.

Rausnehmen will ich diese Lösung aber nicht. Nun muss ich mich daran machen, eine Zeitmaschine zu erfinden. Ich könnte natürlich auch … aber nein, irgendein hohles Quantenschaum-blabla kommt nicht in Frage. Das überlasse ich Bestsellerautoren. ;)

Nun heißt es, Bücher wälzen. Werde zuerst bei Anton Zeilinger reinschauen.

Für mich muss das "mit" wieder rein, sonst macht es nicht wirklich Sinn und liest sich scheußlich.
Hmm, ist sowieso als Redebegleitsatz scharf an der Grenze zum Erträglichen.
Da denk ich drüber nach.


Vielen Dank für die Hinweise und liebe Grüße

Asterix

Hallo Goldene!

Vielen Dank, dass du dich so intensiv mit dem Motiv auseinandergesetzt hast. Freut mich, dass diese Geschichte bei dir reibungslos funktioniert hat!

„Absurder kann das menschliche Verhalten kaum sein“
Höchstens in der Realität :D

Lieben Gruß

Asterix

 

Zeitreisengeschichten sind wie Diskussionen ueber Gott. Sinnlos und amuesant.
Lustig im Uebrigen, dass unglaubliche Muehen an pseudologische, pseudowissenschaftliche Erklaerungen verschwendet werden, womit ich nicht nur dieses Zeitreisegeschichte anspreche und nicht einmal realisiert wird, dass der Rueckkehrzeitpunkt in die sogenannte Gegenwart von irgendwelchen Verzoegerungen in der Vergangenheit vollkommen unabhaengig waere. Kommt der Zeitreisende also zum geplanten Zeitpunkt nicht zurueck, kommt er eben nie mehr.

 

Hallo Proproxilator,

schön, dass du wieder da bist und schön, dass meine Geschichte dich amüsiert hat.
Der Rest deines Beitrages ist out of topic. Schade, ich hätte mich über deine Kritik zu „Stonehenge im November 2057“ gefreut.

Gruß

Asterix

 

Das Ende mag sich ein wenig verfrüht anfühlen. Aber die Tatsache, dass du mit der Prämisse das angestaubte "Großvater-Paradoxon" herausforderst und neue Denkmöglichkeiten eröffnest, macht das mehr als wett. Ich würde mir ein Sequel wünschen, in dem einige der angedeuteten Konflikte zur Geltung kommen. Jedoch schreibst du ja selbst, dass du nur einen Anstoß/Impuls liefern wolltest, was dir - für meine Begriffe - zweifelsfrei gelungen ist.

 

Hallo tutorialslave!

Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren.

„Das Ende mag sich ein wenig verfrüht anfühlen.“

Ja, das liegt wohl auch daran, das zwischen dem Rätsel und des Rätsels Lösung der einzige Zeitsprung in der Story zu finden ist. Natürlich könnte ich Hansen kontinuierlich über die Schulter schauen und seine Untersuchungen und Experimente zeigen, aber das würde der Story eine andere Gewichtung geben. Deshalb wird das noch ausstehende Funktionsprinzip der Zeitmaschine auch nur mit ein oder zwei Bemerkungen abgehandelt werden.

„Jedoch schreibst du ja selbst, dass du nur einen Anstoß/Impuls liefern wolltest“

So ist es. Und es freut mich, das du diesen Versuch als gelungen betrachtest.

Lieben Gruß

Asterix

 

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