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- 19.05.2015
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Sternennebelnacht
Ganz still liege ich auf dem Alptraumlaken, nackt und bloß. Ich fröstle, streiche den Schweiß glatt, halte die Augen fest geschlossen, um nach den Stimmen zu suchen, den Erinnerungen, die in mir toben, den guten, schönen zuallererst, finde Bruchstücke von Frühlingstagen und den Schreckenssturm des letzten Jahres. Der Duft der Fliederbüsche vor dem Haus dringt mir in die Nase. Amseln schwatzen miteinander. Ich müsste die Augen öffnen, die angsttränendurchtränkte Decke suchen, wage es aber nicht.
Meine Öffnung, die Scham zwischen den Beinen, kocht, redet mit mir, will mir trotz allem zurufen, dass ich lebe. Ich vergrabe mich tief in ihr, während ich Gedankensplitter zusammensetze, seufze, recke mich ihr entgegen, arbeite mit den Fingern an und in mir, will mich spüren, sacke auf das Kissen zurück, als ich es endlich geschafft habe. Dann öffne ich die Augen und sehe ihn. Das Urlaubsbild auf der Kommode, Karibikglück, erst zwei Jahre her, auf dem wir uns glückstrunken der Kamera entgegenrecken. Peters Augen wirken auf dem Foto wie graugrüne Lichtquellen. Jetzt besucht er mich in der Nacht als Geist und er sieht ganz grässlich rot aus, im Gesicht, selbst in den Augen. Ich frage mich, ob ich das Foto in der Schublade vergraben soll. Ich müsste aufstehen.
Warum hast du dich nicht verabschiedet, keinen Kuss, nichts, frage ich ihn.
Ich ahnte nichts, es geschah ohne Vorwarnung.
Mit dem Tod muss man immer rechnen, Peter!
Ein Unfall, Valerie, ein Unfall, kein einfacher Tod, das weiß man vorher nicht.
Du hast mich nicht umarmt, du hast mich überhaupt nie gern berührt.
Ich konnte nicht. Etwas hat mich abgehalten.
Und was?
Du bist so schön. Vielleicht deswegen.
Du hättest es sagen müssen.
Ja.
Und jetzt bist du seit einem halben Jahr weg.
Ich besuche dich in den Träumen.
Das reicht nicht. Ich bin so allein.
Peters Anwesenheit erschüttert, verwirrt, beseelt mich. Dennoch fühlt sich mein Kopf jedes Mal wie ein Kürbis an, der aus der Erde schwillt und nie zu wachsen aufhört, die Augen als wollten sie sich in die Höhlen versenken. Im Spiegel sehe ich ein Monster, eine Maske. Ich muss die Härchen der Augenbrauen kürzen, ausreißen, vielleicht alle entfernen und einen geschwungenen Bogen tätowieren lassen, überhaupt die ganze Erscheinung verändern, muss dringend zur Kosmetikerin, heute noch. Im Schrank suche ich nach den Manolo-Heels, dem Latex-Suit, den Halterlosen, nach all dem, was ich getragen habe, um ihn und mich selbst zu verführen.
Barfuß schleiche ich über das Parkett. Ich fröstle. Gänsehaut breitet sich aus. Auch die Härchen zwischen den Beinen werde ich mir heute entfernen lassen. Ich wärme mich an dem Wodka, den ich mir in den lauen Kaffee schütte, nehme das Telefon und vereinbare einen Termin. Ich denke pausenlos an Sex, jede Faser, jede einzelne Zelle schreit danach. Alles überwältigend muss es sich anfühlen, mich ganz ausfüllen. Vielleicht sollte ich mir eine Arbeit suchen, irgendetwas, das mich beschäftigt, Kollegen, deren Sorgen und Glück sich jeden einzelnen Tag in die Gesichter gräbt, ohne dass sie es wahrnehmen. Eine öde, vollkommen bedeutungslose Arbeit, am besten in einer Fabrik, das hat etwas Meditatives, eine innere Schönheit, und ließe die Zeit sanduhrenmäßig verrinnen. Frühmorgens zöge ich los, bei Dunkelheit käme ich nach Hause und die Wehmut hätte keine Zeit, sich aus ihrem Versteck zu wagen.
Ich klappe das Macbook auf, warte bis der Desktop erscheint, der gelbrote Herbstwaldhintergrund aufklart, die Steingipfel erscheinen, rufe die Seite auf, ein Anzeigenmarktplatz, wo man eine Putzfrau, einen Handwerker oder eine Affäre suchen kann und fange an zu schreiben.
Ich brauche es heute Nacht. Du kannst mich hart rannehmen, wenn du ein gepflegter Gentleman bist. Bedingungen: keine Namen, Treffen draußen. Du wirst es nicht bereuen. Ich bin attraktiv, meine Haut ist weich. Ich rieche und schmecke gut, bin kein Fake und nehme kein Geld.
Anfangs beschäftigte ich mich, hörte dem Pochen zu, das meinen Bauch durchtobte, den Geigen, die meine Herzblutbahnen füllten, las alle Bücher, die ich nie lesen wollte, kaufte Kleider, rote, schwarze, kurze, lange, ging spazieren, bis ich alle Waldwege kannte, warf mein Smartphone weg, damit keiner mich erreichte, legte die Briefe sorgsam in die Schublade der Frisierkommode, vor der ich mein Haar kämmte, das Gesicht beim Faltensammeln beobachtete.
Ein Nebel aus Traum- und Angstillusionen legte sich über Schattennächte, die sich endlos fortsetzten, bis du anfingst, mit mir zu sprechen.
Wie ist es dort, wo du bist?
Dunkel, sehr dunkel, rot wie der Rothko im Arbeitszimmer. Aber das macht nichts, das ist nicht das Schlimmste.
Warum?
Ich schließe die Augen, schlüpfe durch die Nacht, gehe unter frühlingsblauem Himmel spazieren, höre den Vögeln zu, betrachte die Blumen, die Kinder, flattere mit den Schmetterlingen und lasse mich im Wind treiben.
Das klingt so schön und einfach.
Dennoch fehlst du mir.
Immerhin reden wir miteinander.
Ja.
Die ersten Nachrichten treffen ein. Ich setze mich an den Schreibtisch, spiele mit Peters Füllfederhalter, frage mich, warum er mit schwarzer Tinte geschrieben hat, lasse ihn durch die Finger gleiten, erschnüffle die Reste des Bergamotte-Zitronen-Rasierwassers, das ich ihm geschenkt habe. Dann sortiere ich die Mails. Einige lösche ich sofort, so dumm, dreist, gierig, klingen die Sätze. Geile Schlampe, Sau, lese ich zitternd. Ein fauliger Geschmack breitet sich im Mund aus. Was habe ich erwartet? Ich beschäftige mich, bevor ich zur Enthaarung fahre, schneide die Triebe der Rosenstöcke, streichle an den Stängeln entlang, wässere die Blumen, den Rasen, atme die feuchte Erde, und versuche den Kopf zu leeren, den Dämonen zu entfliehen. Mein Blick streift die leeren Amselnester zwischen dem Efeu, der sich an der Wand rankt.
Die Kosmetikerin begrüßt mich mit Wangenküssen. Ihre Locken streicheln mein Gesicht. Sie riecht nach Aprikosen. Ihre Spinnenfinger fühlen sich wächsern an. Im Hintergrund läuft zarte Musik. Sie salbt, behandelt mich, sucht nach Unreinheiten, gleitet federnd über die Haut. Ich öffne mich. Sie entfernt die Haare, befreit mich.
Du siehst wie ein Engel aus, höre ich Peter sagen.
Ich habe die Anzeige aufgegeben.
Und?
Frag nicht, Peter! Du darfst mich nicht mehr so oft besuchen.
Ich muss.
Ich stehe auf, blättere Geldscheine auf den Tisch und verabschiede mich. Die Hitze glüht auf der Straße. Das Verdeck surrt vertraut, Scharniere knacken. Staub weht ins Auto. Die Sonne brennt sich auf die Stirn. Zu Hause finde ich weitere Mails. Bis auf eine lösche ich alle. Er nennt sich Jakob.
Sehr geehrte Unbekannte. Dominanter Gentleman möchte mit dir der Lust Flügel verleihen. Ich bin attraktiv und gepflegt, habe Zeit in der Nacht und freue mich auf deine Nachricht.
Ich schreibe ihm, bitte ihn um ein Bild, denke nach, weiß nicht, wie weit ich gehen soll. Dennoch gebe ich ihm die Belle-de-Nuit-Nummer der SIM-Karte, die ich besorgt habe.
Die Nacht wird warm. Ich kenne einen Ort, wo wir ungestört bleiben. Eine Gartensiedlung, schreibt er mir.
Ich will dich vorher beschnuppern.
In der Nähe ist eine Tankstelle. Dort können wir uns treffen.
Wir reden nichts. Und wenn du mir gefällst, komme ich mit. Welches Auto fährst du?
BMW.
Peters Traumweltzimmer liegt im hinteren Teil des Hauses, von der Sonne, vom Garten abgewandt. Die Tür steht offen. Sie blieb verschlossen, wenn er sich dort vergrub, sodass ich den Dielenbrettern zuhören musste, wenn er sich drinnen bewegte. Wahrscheinlich tanzte er, so rhythmisch klang es, wenn er auf und ab ging und ich, ich hörte einfach zu, fragte nicht, was und wie und warum. An den Wänden hängen Gemälde, Reproduktionen, Fälschungen eines Kopisten, keine Drucke, echte Farben. Über und untereinander, ein Mosaik ohne Zwischenraum, Rahmen an Rahmen, ohne erkennbare Ordnung, Farbenmeere neben Strichfantasien, Stillleben oder Fantasiegestalten, Van Eyck neben Kandinsky, Cezanne oder Picasso, zentral ein herzblutroter Rothko, den Peter besonders liebte. Das Bild strahle Energie ab, sagte er. Hier liebten wir uns, sobald sich die Tür öffnete. Nie an einem anderen Ort, nie im Schlafzimmer, nie zart. Die Bilder beobachteten uns dabei und bewahren seither Küsse und Umarmungen im Glanz ihrer Farben und tanzen mit den Erinnerungen, wie ich.
Wir folgten einem Ritual. Peter riss mich an sich, saugte sich fest, entkleidete mich, ein Kleidungsstück nach dem anderen, ganz langsam. Ich stellte mich an die Bilderwand, spreizte die Beine, bot mich an, verschränkte die Arme hinter dem Kopf, sog die Luft auf, füllte meine Lungen, mein Herz, mit Peters Nähe, bis er über mich herfiel. Wie viele Ewigkeiten ist das her? Die Sonnenjahre mit dir, Ferien voller Schweiß, Arbeitstage, die nach Minuten verstrichen, weil du mein Herz in der Nacht so sehr gesättigt hast. Unsere Liebe war ein trunkenes Meer, prall, hautfarben, lüstern, leicht. Erst jetzt verstehe ich, dass du dich auf ewig in meine Seele einbrennen wolltest. Von Anfang an.
Peter besucht mich nicht, bevor ich losfahre. Ich esse Lamm und Gemüse, trinke Riesling, der Quitten- und Zitrusfrüchteduft verströmt. Der Abend vergeht langsam, bedächtig, als wolle die Zeit selbst sich beruhigen. Ich höre Radiomusik, Salsa, Charts, fröhliche Sprecher, die den Sommerabend feiern, träume von sommerwiesensanften Tagen und Getreidefeldern, atme Hoffnung, bis es Zeit wird. Die Nacht weckt Schatten, brennt sich in mich, rot wie meine Lippen, pochend wie die Seidenhaut, die unter dem vorne durchgeknöpften Kleidchen pulsiert. Ich trage Strümpfe, keine Unterwäsche. Er muss mich brutal und ohne Zögern nehmen, schreibe ich ihm.
Der Wagen gleitet über die Straßen, während ich der Klimaanlage und der Navikunststimme zuhöre, an den Ledersitzen rieche und spüre, wie sie nach und nach meine Haut erhitzen. Die Silhouette der Stadt ergießt sich vor mir, Türme, Hochhäuser, bleiche Kirchen. Die Handtasche steht neben mir, darin alles, was ich brauche. Ich parke in der Nähe der Tankstelle, eine Straße weiter. Gleich dahinter liegt die Kleingartensiedlung. Bevor ich aussteige, setze ich die Federmaske auf, verwandle mich in einen Nachtvogel. 2.30 Uhr, wie vereinbart. Die Heels klappern über den Asphalt. Ich strecke den Rücken durch. Den SUV sehe ich von weitem. Neben der Wagentür steht ein hochgewachsener Schatten, an die Tür gelehnt, die Beine gekreuzt. Er schaut in die andere Richtung, wendet sich um und wartet auf mich. Ich streife mir durch die Haare. Der Schatten nimmt Gestalt an, ein Adlergesicht mit lächelnddunklen Ich-will-dich-ficken-Augen.
Da bin ich.
Sehr gut. Steig ein!
Er öffnet die Beifahrertür. Ich wische ein einzelnes, blondes Haar auf dem Sitz weg. Mein Kleid rutscht ganz automatisch hoch, die nackten Beine schimmern. Ich presse die Knie aneinander, winkle die Heels ab und berühre die Flauschteppichfußmatte. Die Armaturen blitzen auf, als der Motor anspringt. Er schnuppert in meine Richtung, nimmt Witterung auf, riecht, was ich will. Sein Gesicht wirkt durchsichtig, wächsern, die Augen rötlichschwarz.
Knie dich auf den Sitz und zeig mir den Hintern!
Ich schlüpfe aus den Schuhen, folge der Stimme, zeige ihm mehr Haut, recke mich ihm entgegen, drücke die Beine zusammen, damit er die Schamlippen erkennt. Anstatt etwas zu sagen, streichelt er mein Fleisch, gleitet über die Wölbungen, zwischen die Ritze. Die Hitze nimmt zu.
Setz dich, die Beine auseinander!
Er enttäuscht mich zum ersten Mal, aber ich sage nichts, ziehe die Heels wieder an, sodass die angewinkelten Knie nach oben ragen, öffne mich. Die Fahrt ist gleich zu Ende. Ich schaue auf die Straße, erkenne die Abzweigung zur Gartensiedlung, die blühenden Sträucher, die in der Nacht ihre Farben verloren haben. Woher kommt der Fliederduft? Aus den Lüftungsschlitzen der Klimaanlage oder von draußen? Der Motor erstirbt am Rand eines Gärtchens, in einer Parkbucht. Die Scheinwerfer gleiten über Büsche und Hecken hinweg. Die Handtasche schiebe ich weiter in den Fußraum, öffne den Verschluss, als suche ich etwas.
Steig aus und stell dich ins Licht!
Ich reiße die Tür auf, atme die Sommerschwüle, wanke los. Grillengezirpe begleitet mich. Dann richte ich mich auf, strecke den Körper dem Wagen entgegen, spüre aus der Ferne seine Erregung. Ich rieche mich selbst, den Chanelduft, den Schweiß, der sich auf der Haut bildet, den Amazonenstolz.
Knöpf das Kleid auf!
Die Stimme tönt, schneidet. Jakob handelt nach dem Drehbuch, das er sich zurechtgelegt hat. Hastig zerre ich an den Knöpfen, genieße das Licht, als der Stoffhauch zu Boden fällt. Ich weiß, was kommt, spüre es zwischen den Beinen. Vornübergebeugt hebe ich das Kleid auf und lege es auf die Motorhaube. Er steigt aus, kommt näher, während ich mich in einen Bogen, eine Brücke verwandle, den Unterarm abstütze und die Augen schließe. Blütenduft umsingt mich, verschleiert den Geruch des Autos. Ich lege den Kopf auf das warme Blech. Er kommt näher, nichts als Schwanz, nichts sonst.
Schlag mich jetzt, schlag mich, flüstere ich, so leise, an mich selbst gerichtet, dass er es nicht hören kann. Er bemerkt die Worte dennoch, zum Glück, vielleicht weil ich meinen Arsch wie eine Waffe schwinge. Dann spüre ich die Hand, rechts, links, im Rhythmus klatscht sie auf die Vulkanhaut. Ich schreie zum Himmel, Laute aus der Tiefe meiner Seele, in einer Tonlage, die ich nicht kenne. Blut schießt mir durch die Adern. Die Kehle trocknet aus, schreit nach Flüssigkeit. Fangarme bedrängen mich. Die Rauschtraumbilder weichen. Meine Seele rührt sich, Feuerströme durchglühen mich. Ich will, dass er den Gürtel nimmt. Stattdessen spüre ich seinen Knüppel. Seine Ausdünstungen, Schweiß, Nikotin, Bier, verscheuchen die Blütenfreuden. Er setzt an, versenkt sich in mir, dringt rasend schnell bis zum Rachen vor. Ich frage mich wie die Striemen aussehen, die er hinterlassen hat, werfe mich ihm entgegen, will, dass er mich hämmert, höre ihn stöhnen, grunzen und schreie lauter, um ihn zu übertreffen, weil ich ganz nah davor bin, der kleine Tod lauert. Ich zucke, zittere, als es geschieht, überrasche ihn, sodass er innehält, abwartet, sich aus mir entfernt.
Sekundenlang schnaufe ich durch, weite die Adern, höre das Herz pumpen und nutze den Moment, um mich von der Motorhaube abzudrücken. Dann öffne ich die Augen, blicke an dem Ich-nehm-dich-mir-Kerl vorbei, der vollständig angezogen an seinem Hosenschlitz herumfummelt, mich reglos beobachtet, zu den Sternen, zu Peter, der nach mir sucht. Nackt stehe ich im Mondsternenlicht, suche nach den Heels, gehe los, ziehe die Autotür auf. Ich greife mir aus der Tasche den Taser, drücke auf den Schalter und reiße mir die Maske vom Gesicht, damit er mich sehen kann. Noch bevor er reagieren kann, treffen ihn die Stromschläge. Er fuchtelt wie eine Aufziehpuppe mit den Armen, will etwas sagen, die Augen züngeln. Gerade als ich die die Maske abgenommen habe, geht er zu Boden und bleibt still liegen. Die linke Hand vergräbt er unter dem Körper, die rechte liegt abgewinkelt auf der Grasnarbe neben dem Schotter. Ich greife mir den Arm, betrachte die Hand. Wie schön sie ist, ebenmäßig, gerade, schmale Finger. Der Zeigefinger gefällt mir am besten, sogar der Nagel glänzt rein, manikürt. Ich nehme die Gartenschere und knipse ihn ab. Etwas Blut rinnt aus dem Stumpf. Das Seidenkleid fühlt sich warm an, als ich es ohne Hast zuknöpfe, die Heels überstreife und mich abwende.
Bis zur Tankstelle ist es nicht weit. Die Sterne leuchten heller auf der Heimfahrt. Ich werde Peter fragen, ob ich die Polizei anrufen soll. Schließlich hat der Kerl mich vergewaltigt.
Die Stille in Peters Zimmer halte ich kaum aus. Ich lasse alle Lichter erstrahlen, damit ich die Bilder besser sehen kann, schnüffle an ihnen, bemerke den Terpentinpetergeruch und fühle mich besser.
Wo bist du, Liebster?
Hast du dir geholt, was du brauchst?
Ja. Und ich habe uns was mitgebracht. Noch warm.
Wie letztes Mal?
Ähnlich.
Das ist gut.
Du hast mich nicht umarmt, du hast mich überhaupt nie gern berührt.
Ich konnte nicht. Etwas hat mich abgehalten.
Und was?
Du bist so schön. Vielleicht deswegen.
Du hättest es sagen müssen.
Ja.
Was machst du dort, wo du bist?
Ich schließe die Augen, schlüpfe durch die Nacht, gehe spazieren unter frühlingsblauem Himmel, höre den Vögeln zu, betrachte die Blumen, die Kinder, flattere mit den Schmetterlingen und spüre den Wind.
Das klingt so schön und einfach.
Dennoch fehlst du mir.
Immerhin reden wir miteinander.
Am Morgen verschwindet der Traumnebel. Ich bin allein.