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Steak versus Hirtensalat

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26.02.2009
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Steak versus Hirtensalat

„Ich liebe dich nicht mehr so wie früher!“
Irenes Worte rollen wie Steine in meinen Gehörgang. Ich schaue von meinem Steak auf.
Sie starrt über ihren Hirtensalat zu dem Blutbad auf meinem Teller. Ihr Kopf ist leicht gesenkt, die Lippen gepresst und nach innen gestülpt, dass von dem vollen Rot nur eine bleiche Linie übrig bleibt, und die verkniffenen Augen raffen feine Fächer. So habe ich sie noch nie gesehen.

„Das macht nichts“, will ich antworten, aber kein Laut verlässt meine Kehle.
Warum erzählt sie mir, ob und wie stark sie mich liebt? Liebe ist doch kein Gefühl, das man nur zu jemandem hat, der es mit gleicher Stärke zurückgibt.
Ahnt sie denn nicht, dass es mir genügt, sie zu lieben, ich nicht mehr als ihre Nähe brauche, ihre Stimme, ihr Lachen? Dass ich mich bereits montags darauf freue, sie am Wochenende beim Kochen zu beobachten, wie sie Zutaten aus Schränken und Einkaufskörben zusammenstellt, ihre Arme und Hände und ihr ganzer Körper allmählich in einen Rhythmus fallen, so als schriebe sie ihre Gedanken in die Luft oder übe nebenbei den japanischen Fächertanz?
Kann es sein, dass sie von meinen Gefühlen nichts weiß?
Hat sie denn nie bemerkt, wie innig ich sie in ihrem erschöpften Halbschlaf betrachte, darauf wartend, dass in meinen Lenden, dem Ort verglühter Nerven, der sich anfühlt wie ein Stück Niemandsland, wieder Leben entstünde?

Verärgert schüttele ich den Kopf. Meine Hand, die das Messer bis eben mit drei Fingerkuppen hielt, ballt sich um den schlanken schwarzen Griff zur Faust.
Da, schon verschärft sich Irenes Ausdruck banger Erwartung, so als ob das, was sie schon befürchtete, etwas Schlimmes, nie da Gewesenes, vielleicht ein Schlag ins Gesicht oder mein Steakmesser in ihren Leib, nun unausweichlich auf sie zu käme. Welch verrückte Fantasie.

„Entschuldige, das galt nicht dir“, sage ich rasch, lege mein Messer weg und lange nach ihrer Hand. Sie zieht ihre weg und verbirgt sie unerreichbar unter dem Tisch. Ich muss Irene beruhigen. Also lege ich meine Hand dort hin, wo zuvor ihre lag und streiche mit den Fingerspitzen über die weiße Tischdecke.
Wenigstens bringt das ihre Lippen wieder zum Vorschein.
„Du wirst doch nicht fortgehen, oder?“ Herrje, sind das eben meine eigenen Worte gewesen? So eine schicksalhafte Frage könnte ich mir niemals ausdenken.

„Ich liebe dich nicht mehr“, sagt sie und es klingt in meinen Ohren wie ein „Ja“.
„Aber ich war nie auf deine Liebe aus, immer nur auf dich.“
„Was? Wie kannst du mir so was sagen, nach ... “, sie stockt.
„11 Jahren, einem Monat und sieben Tagen“, helfe ich aus.
„Ja ... Nein, das stimmt nicht. Dieses Jahr hätten wir unseren neunten ...“
„Aber solange sind wir schon zusammen.“ Hat sie das vergessen?
„Und seit wann glaubst du, dass ich dich nicht liebe?“, fragt sie mich und Zorn mischt sich in ihre ängstlichen Gesichtszüge.
„Ich ...“
Ihre zarten Hände, deren Finger ich für geeignet halte, Schmetterlinge zu präparieren, kommen jetzt als empörte Fäustchen unter dem Tisch hervor und irritieren mich.
„... ich bin einfach zufrieden.“
„Du kannst mit jemandem leben, der dich nicht liebt?“
„Wenn du es bist.“
„Und ich, ich soll bei dir bleiben, auch wenn ich dich nicht liebe?“

Ich verstehe ihre Frage nicht.
Habe ich sie nicht immer wie eine Königin behandelt? Gegenüber Anderen zu ihr gehalten, auch wenn sie im Unrecht war oder etwas Dummes sagte? Habe ich sie nicht jedes Mal ermuntert, wenn ihr ein neues Hobby in den Sinn kam? Und ihr sofort die beste Kamera gekauft, die teuersten Ölmalfarben, samt Zubehör vom Pinsel bis zur Staffelei, die Tennisausstattung und die Golfausrüstung. Habe ich nicht jedes Mal ihren Körper zum Beben gebracht, sie überrascht, mal zart mal hart?
Genügt es ihr nicht, geliebt zu werden?

„Warum nicht?“
„Ich kenne mich mit dir nicht mehr aus“, antwortet sie und es klingt erschöpft, so als hätte sie zum Verständnis unter gewaltigen Anstrengungen selbst die geringste Möglichkeit zurate gezogen.

Sie spießt ein Salatblatt mit ihrer Gabel auf.
Ich nehme mein Messer, fasse es wie einen Geigenbogen, nicht, dass sie es wieder missversteht, steche mit der Gabel ins Fleisch, setzte die Klinge locker an, schön ruhig, nur keine Aggression zeigen, und fiedele mit langen Schwüngen und zartem Druck. Die Klinge teilt das Fleisch, die rosa Pfütze aus Blut und Fett, in der es liegt, zittert. Irene zuliebe habe ich mir sogar abgewöhnt, Kartoffeln darin zu zerdrücken. Was will sie noch? Was denkt sie sich?
Glaubt sie tatsächlich, dass ich sie nur dann bei mir haben will, solange ich zurückgeliebt werde?
Verflixt. Beinahe hätte ich sie wieder mit Kopfschütteln erschreckt. Seit wann hat sie Angst vor mir? Wahrscheinlich, seit sie sich mit mir nicht mehr auskennt, also seit ich meine Anstellung als Parfumdesigner hingeschmissen habe, um mich der Schriftstellerei zu widmen. Das versteht sie einfach nicht. Verdammt.

„Mir reichts jetzt mit Dir. Ich schlafe im Gästezimmer.“
Ihre Stimme ist mir plötzlich unbekannt, so anonym und tonlos wie an einen Fremden gerichtet. Ihre Gabel schmeißt sie mitten in den Salat. Was soll das? Jetzt steht sie auf. Ich sehe ihr nach, unfähig etwas zu denken, nur mit der Lust angefüllt, eine Kartoffel zu zerquetschen und die rosa Blutpampe vor ihren Augen zu verspeisen. Aber selbst dafür ist es nun zu spät. Sie geht bereits die Treppe hinauf.
Wie ihr zarter federleichter Körper sich schwer und ungewohnt gebückt bewegt. All die Gespräche, angeführt von ihrer Frage, warum ich meinen Job mit Spitzengehalt – das Spitzengehalt durfte ja niemals unerwähnt bleiben – einfach hingeschmissen habe, um mich ausgerechnet dieser fruchtlosen Schreiberei hinzugeben, scheinen zu einem Bleiklumpen in ihrem Kopf verdichtet und drücken sie nieder. Dass sie mich nun nicht mehr liebt, macht offenbar nichts leichter. Also was soll das Theater?

Ich könnte hinterher, sie an ihren dünnen Armen festhalten, aber alles, was ich ihr zu sagen habe, ist bereits gesagt. Vor Monaten habe ich sie noch beruhigen können. „Ich kann jederzeit in der Firma wieder anfangen. Die nehmen mich mit Kusshand. Vergiss nicht, ich bin der beste Parfumdesigner.“ Ich verschwieg lediglich, dass ich von dem ständigen Parfumgestank die Nase voll habe. Kleine Notlügen sind erlaubt, sind positiv fürs Zusammenleben. Den Artikel hätte sie mal lesen sollen. Dann säßen wir jetzt gemütlich beisammen.

Das Steak ist kalt. Auf der Treppe sind noch Irenes schlanke Beine zu sehen. Nie konnte ich mich entscheiden, ob es Mädchen- oder eher Knabenbeine sind. Sehr reizvoll. Aber wie jetzt ihr rechter Fuß sich mühsam von der Sohle auf die Zehenspitzen stemmt, ist für ihre leichte Figur um Maßen übertrieben.
Eine Tür klappt. Eindeutig die zum Gästezimmer. Dieses Geräusch trifft mich härter als die Aufkündigung ihrer Liebe. Was nun?


Sie sitzt nicht am Frühstückstisch. Nur ein Briefumschlag liegt dort. Ich nehme ihn mit zwei Fingern auf, wie einen dieser toten Spatzen auf der Veranda, der sich an der Panoramascheibe das Genick gebrochen hat.

An Martin

An Martin, und in Druckbuchstaben, wo sie doch sonst alles, ob Einkaufszettel oder Schadensbericht für die Versicherung, in ihrer hübschen, schnörkeligen Mädchenschrift zu Papier bringt.
Ich will diesen Brief nicht lesen.
Noch mehr Druckbuchstaben aus ihrer Hand kann ich nicht ertragen.

 

Hi Asterix,

schönes Ende mit dem Wie des Schreibens, gleichzeitig geschickt die Klippe umschifft, einen knackigen Abschiedsbrief schreiben zu müssen.

Sie ist Hirtensalat, er ist blutiges Steak. Tschuldige, das ist ja eigentlich keine Charakterisierung, aber du schiebst das so in den Vordergrund - soll das wirklich so sein? Also dieser krasse Gegensatz müsste sich dann auch stärker in den Charakteren abzeichnen, denke ich. Die wirkten beide auf mich, hm, etwas undifferenziert, er ist ein sehr genügsam Liebender, der sich was drauf einbildet, es ihr recht zu machen. Sie ist, na ja, seine Stichwortgeberin.
Bin nicht überzeugt vom Text, ein paar schöne Stellen sind drin, das Ende gefällt, aber insgesamt vielleicht zu ungleich gewichtet, auf jeden Fall zu viel Reflektion, denk ich. Hier fand ich den Satzbau anstrengend:

Dass ich mich bereits montags darauf freue, sie am Wochenende wieder bei der Küchenarbeit zu beobachten, wenn ihre Arme und Hände und ihr ganzer Körper, während sie die Zutaten aus Schränken und Einkaufskörben zusammenstellt, allmählich in einen Rhythmus fallen, so als schriebe sie ihre Gedanken in die Luft oder übe nebenbei den japanischen Fächertanz? Hat sie denn nie bemerkt, nachdem wir uns liebten, wie innig ich sie in ihrem erschöpften Halbschlaf betrachte, während ich darauf warte, dass in meinen Lenden, wo zuvor jeder Nerv aufglühte, die sich anfühlen wie ein Stück Niemandsland in meiner Mitte, wieder Leben entstehen würde?
Nichts gegen Schachtelsätze! Aber diese Wennwährendnachdem-Konstruktionen musste ich beim Lesen so hin- und herdenken, das ist unbequem.

Viele Grüße!
Kubus

 

Hallo Asterix

Eine alltägliche Szene nach X-Jahren einvernehmlicher Ehe, die du da wohltemperiert zu Steak und Hirtensalat servierst, sich gegeneinander auflehnend. Hinterlistig dieser Blick, zwar nicht direkt in fremde Betten, aber doch hinter dergleichen Kulissen. Beim Dialog, ich muss gestehen, verhaspelte sich meine Wahrnehmung, so dass ich es ordnend teilweise zweimal lesen musste, wer wem nun welche Worte um die Ohren schlug.

Ein solch anmutiges Requiem, den Schnitt huldigend, der das blutige Steak mundgerecht zubereitet, hatte ich noch nie vernommen. Paul Bocuse wäre darob zweifellos verzückt.

Das sprachlich kaschiert formulierte Unbewusste, in gemeine Alltagssprache übersetzt, entpuppte sich mir als psychologisch fein gezeichneter Ehestreit. Die Kommunikation des Paares, eine genetische Codierung aus babylonischer Zeit, sich in der Gegenwart mutierend.

Hat mir Spass gemacht, als kleines genüsslich-kulinarisches Lesestück.

Gruss

Anakreon

 

Hallo Asterix,

also eines steht für mich fest, Schriftsteller sollte Dein Protagonist nicht werden. Wer auf die Frage „soll ich bei dir bleiben, auch wenn ich dich nicht liebe?“ mit „warum nicht?“ antwortet, dürfte große Schwierigkeiten haben, glaubhafte Charaktere zu erschaffen.

„Ich liebe dich nicht mehr so wie früher!“
Irenes Worte rollen wie Steine in meinen Gehörgang.“
„Das macht nichts“, will ich antworten, aber kein Laut verlässt meine Kehle.“

Bis hierher dachte ich, schön, jetzt bin ich mitten im Konflikt drin, gleich gehen die Gefühlsexzesse los – es ist eine Situation, die vermutlich jeder kennt, die man aber noch nicht mal kennen muss, um zu verstehen, was es bedeutet, wenn der Partner, den man liebt, einem sagt, dass die Gefühle nicht mehr die selben sind. Und dann kam das:

„Warum erzählt sie mir, ob und wie stark sie mich liebt. Liebe ist doch kein Gefühl, das man nur zu jemandem hat, der es mit gleicher Stärke zurückgibt.“

Ab da war ich raus! Wenn jemand so reagiert, kann das nur eines heißen: Er liebt sie nicht. Kein Mensch, der verliebt ist, kann mir erzählen, dass es ihm – in einer Beziehung – egal ist, ob der Partner dasselbe empfindet. Selbst wenn er unterbewusst merkt, dass der Partner nicht das Gleiche empfindet, wird er diese Erkenntnis mit aller Macht verdrängen, weil es kaum etwas Schlimmeres in der Liebe gibt. Und das ist mein Problem mit Deiner Figur: sie denkt und handelt nicht „gefühlslogisch“, so paradox das klingt. Aber angenommen, Dein Protagonist hätte die Tatsache, dass seine Freundin nicht so stark empfindet, wie er selbst, akzeptiert, was für eine Selbstverleugnung und Demütigung muss es sein, das nicht nur vor dem Partner zuzugeben, sondern auch noch vorzuschlagen, die Beziehung trotz allem so weiterzuführen? Das ist wirklich reinste Selbstverleugnung! Von diesen massiven inneren Konflikten, in denen Dein Protagonist stecken müsste, ist nichts zu lesen. Stattdessen das:

„Habe ich sie nicht immer wie eine Königin behandelt? Gegenüber Anderen zu ihr gehalten, auch wenn sie im Unrecht war oder etwas Dummes sagte? Habe ich sie nicht jedes Mal ermuntert, wenn ihr ein neues Hobby in den Sinn kam? Und ihr sofort die beste Kamera gekauft, die teuersten Ölmalfarben, samt Zubehör vom Pinsel bis zur Staffelei, die Tennisausstattung und die Golfausrüstung.“

Ich vermute mal stark, dass die Lächerlichkeit dieses Inhalts beabsichtigt ist, dass Du Dich hier über Deinen Protagonisten lustig machst. Mein Problem ist, jemand, der, nachdem die Freundin ihm erklärt hat, ihn nicht mehr zu lieben, allen Ernstes darüber nachzudenken beginnt, wie unfair das doch ist, wo er ihr doch immer so tolle Sachen gekauft hat, interessiert mich schlicht und einfach nicht. Was den Stil insgesamt angeht und abgesehen vom Inhalt, finde ich, dass der Konflikt, der ja schon vorhanden ist, aus dem Dialog heraus entstehen sollte. Die Monologe erinnern an Gymnasiasten-Aufsätze und sind nicht besonders elegant, rauben dem Ganzen die Energie, lenken ab vom zentralen Geschehen. Außerdem wirken Monologe in dieser Situation, die ja naturgemäß sehr emotional sein müsste, fehl am Platz – Monologe vermitteln zu viele Gedanken und zu wenig Gefühle, die sich über Mimik, Gestik und Sprache dem Leser mitteilen müssten. Ich hoffe es klingt nicht zu hart, aber leider kann ich nicht wirklich viel Positives an dem Text erkennen. Sorry!

Gruß

 

Hallo Kubus!

Vielen Dank für deinen aufschlussreichen Kommentar.

Nichts gegen Schachtelsätze! Aber diese Wennwährendnachdem-Konstruktionen musste ich beim Lesen so hin- und herdenken, das ist unbequem.
Jawoll! Ich mag Schachtelsätze, mein großes Vorbild ist natürlich Martin Walser.
Stimmt,die „Wennwährendnachdem-Konstruktion“ ist ein grober Fehler. Solche Verkeilungen sollte man nicht machen. Guter Hinweis, werde umbauen.

Sie ist Hirtensalat, er ist blutiges Steak. Tschuldige, das ist ja eigentlich keine Charakterisierung, aber du schiebst das so in den Vordergrund - soll das wirklich so sein?
Den Titel legte ich nach dem Schreiben fest. Die Gerichte standen also bereits auf dem Tisch, und wie es der Zufall wollte, empfand ich diese als einen passenden Vergleich.

Einem Steak kann man außen nicht ansehen, wie es um den Inhalt bestellt ist. Martin ist sehr introvertiert, daher hat er in der Geschichte wenig Text und viel Reflexion. Introvertierte haben ja, genau wie andere Menschen, Gedanken. Sie sprechen sie nur nicht aus.

Der Hirtensalat liegt offen, sozusagen mitteilsam, auf dem Teller. Daher ist Irene die Stichwortgeberin oder Wortführerin.

Ich werde mal überlegen, ob ich Irene mehr wörtliche Rede zugestehen kann.
Allzu leidenschaftlich ist und wird es nicht werden, denn die Beziehung der Beiden ist eher von Zweckegoismus und Begierde als von Romantik geprägt.

Und zum Schluss: Was denkst du, könnte in dem Brief mehr stehen als Irenes neue Adresse, wahrscheinlich ein exclusives Hotel, und als Wink mit dem Zaunpfahl, ihre Bankverbindung?

Lieben Gruß

Asterix

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Hallo Anakreon!

Hinterlistig dieser Blick, zwar nicht direkt in fremde Betten, aber doch hinter dergleichen Kulissen.
Ja, wieder eine Geschichte, die ich mit diabolischem Grinsen im Gesicht geschrieben hab.
Ich glaube fast, ich kann nicht anders. Entweder bin ich gemein zu meinen Figuren oder zum Leser, gern auch beides zugleich, wie hier.

Ein solch anmutiges Requiem, den Schnitt huldigend, der das blutige Steak mundgerecht zubereitet, hatte ich noch nie vernommen. Paul Bocuse wäre darob zweifellos verzückt.
Vielleicht sollte ich Kochbücher schreiben. *grins*
Den Schnitt fand ich zunächst als Szene etwas zu lang, sah dann aber das Symbolhafte darin, und habe ihn ungekürzt stehen lassen.

Das sprachlich kaschiert formulierte Unbewusste, in gemeine Alltagssprache übersetzt, entpuppte sich mir als psychologisch fein gezeichneter Ehestreit.
So in etwa hatte ich es mir gedacht.

Ich gebe zu, das Ding ist nicht ganz einfach, besonders wenn man Ehe mit Liebe verbindet, und Liebe mit Romantik. Wer diese Assoziationen nicht sprengen kann, hat Probleme mit dieser Geschichte.

Dein Kommentar hat mich erfreut. Vielen Dank.

Asterix

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Hallo Hal!

Dein Kommentar habe ich lächelnd gelesen. Er enthält so ziemlich alles, was ich erwartet habe.

Wenn jemand so reagiert, kann das nur eines heißen: Er liebt sie nicht. Kein Mensch, der verliebt ist, kann mir erzählen, dass es ihm – in einer Beziehung – egal ist, ob der Partner dasselbe empfindet. Selbst wenn er unterbewusst merkt, dass der Partner nicht das Gleiche empfindet, wird er diese Erkenntnis mit aller Macht verdrängen, weil es kaum etwas Schlimmeres in der Liebe gibt. Und das ist mein Problem mit Deiner Figur: sie denkt und handelt nicht „gefühlslogisch“, so paradox das klingt.
Mario Simmel hat einen seiner Romane übertitelt mit: „Liebe ist nur ein Wort“.

Da steckt Wahrheit drin. „Die Liebe“ gibt es nicht. Liebe ist immer das, wofür der einzelne Mensch sie hält. Liebe ist im wissenschaftlichen Sinne auch kein Gefühl. Angst ist z.B. ein Gefühl, auch Gier ist ein Gefühl, ohne das wir nicht überleben könnten. Zur Gier kann man auch Begierde sagen, womit ich wieder auf meine Geschichte komme, in der es ganz sicher nicht um „die Liebe“ geht.

Bis hierher dachte ich, schön, jetzt bin ich mitten im Konflikt drin, gleich gehen die Gefühlsexzesse los – es ist eine Situation, die vermutlich jeder kennt,
Eheliches Endzeitszenario, diese Situation ist geläufig, das stimmt. Aber warum soll ich sie in geläufiger Manier schildern? Vielleicht auch noch mit Charakteren garnieren, die allein deshalb „glaubhaft“ sind, weil sie auf eine bestimmte Art tausendmal beschrieben worden?
Welchen Sinn siehst du darin?

Mein Problem ist, jemand, der, nachdem die Freundin ihm erklärt hat, ihn nicht mehr zu lieben, allen Ernstes darüber nachzudenken beginnt, wie unfair das doch ist, wo er ihr doch immer so tolle Sachen gekauft hat,
Aber angenommen, Dein Protagonist hätte die Tatsache, dass seine Freundin nicht so stark empfindet, wie er selbst, akzeptiert, was für eine Selbstverleugnung und Demütigung muss es sein, das nicht nur vor dem Partner zuzugeben, sondern auch noch vorzuschlagen, die Beziehung trotz allem so weiterzuführen? Das ist wirklich reinste Selbstverleugnung!
Diese und ähnliche Anmerkungen zeigen mir, dass du die Geschichte gewissermaßen verstanden hast. Nur wirkt die Aussage, die dort drin steckt, auf dich abstoßend, was ich absolut verstehen kann.

Außerdem wirken Monologe in dieser Situation, die ja naturgemäß sehr emotional sein müsste,
Die Monologe sind emotional, nur nicht mit den Emotionen aufgeladen, die du an der Stelle erwartet oder gerne gelesen hättest.

Die Monologe erinnern an Gymnasiasten-Aufsätze und sind nicht besonders elegant,
Die Eleganz der Gedankenmonologe hat Kubus auch kritisiert. Daran werde ich jetzt arbeiten.

Habe deinen Komm gern gelesen.
Bleib, wie du bist!

Asterix

 

„Die Liebe“ gibt es nicht. Liebe ist immer das, wofür der einzelne Mensch sie hält. Liebe ist im wissenschaftlichen Sinne auch kein Gefühl. Angst ist z.B. ein Gefühl, auch Gier ist ein Gefühl, ohne das wir nicht überleben könnten. Zur Gier kann man auch Begierde sagen, womit ich wieder auf meine Geschichte komme, in der es ganz sicher nicht um „die Liebe“ geht.“

Liebe ist jedenfalls sehr komplex – und richtig, niemand weiß eigentlich genau, was damit gemeint ist. Es ist bei weitem mehr als nur ein Gefühl, eher ein Gefühlskomplex, der selbstverständlich auch sehr facettenreich sein kann und der bei jedem anders ist. Trotzdem redet Dein Protagonist von Liebe und mir erklärt sich in diesem Text nicht, was er darunter versteht.

„Eheliches Endzeitszenario, diese Situation ist geläufig, das stimmt. Aber warum soll ich sie in geläufiger Manier schildern? Vielleicht auch noch mit Charakteren garnieren, die allein deshalb „glaubhaft“ sind, weil sie auf eine bestimmte Art tausendmal beschrieben worden?
Welchen Sinn siehst du darin?“

Es geht hier überhaupt nicht darum, einen Charakter in „geläufiger Manier“ zu schildern. Ehrlich gesagt, weiß ich noch nicht mal, was das heißen soll. Es geht darum, einen Charakter so zu erklären, dass seine Handlungsweise verständlich wird und für den Leser einen Sinn ergibt. Wenn das gelingt, ist es vollkommen egal, wie die Figur reagiert. Du erklärst mir aber Deinen Protagonisten nicht so, dass er mir einleuchten würde.

„Das macht nichts“, will ich antworten, aber kein Laut verlässt meine Kehle.
Warum erzählt sie mir, ob und wie stark sie mich liebt. Liebe ist doch kein Gefühl, das man nur zu jemandem hat, der es mit gleicher Stärke zurückgibt. Ahnt sie denn nicht, dass es mir genügt, sie zu lieben, ich nicht mehr als ihre Nähe brauche, ihre Stimme, ihr Lachen? Dass ich mich bereits montags darauf freue, sie am Wochenende wieder bei der Küchenarbeit zu beobachten, wenn ihre Arme und Hände und ihr ganzer Körper, während sie die Zutaten aus Schränken und Einkaufskörben zusammenstellt, allmählich in einen Rhythmus fallen, so als schriebe sie ihre Gedanken in die Luft oder übe nebenbei den japanischen Fächertanz?“

Ich meine zum Beispiel solche Stellen. Seine Freundin hat ihm gerade gesagt, dass ihre Gefühle nachgelassen haben. Sie redet also von sich, von ihren eigenen Gefühlen, an denen sie zweifelt und infolgedessen sie auch an der Beziehung zweifelt. Daraufhin der Protagonist in etwa so: Warum erzählt sie mir das überhaupt, ich liebe sie doch genauso wie zuvor, deshalb muss sie sich doch keine Gedanken über ihre eigenen Gefühle machen. Diese Gedankengänge ergeben keinen Sinn für mich, der Protagonist schießt doch völlig am Kern des Problems vorbei. Weshalb macht er sich an dieser Stelle Gedanken über seine eigenen Gefühle, wenn sie doch von ihren redet? Das ist für mich ein Fehler in der Logik. Das Ganze würde doch nur Sinn machen, wenn es umgekehrt wäre, wenn sie Zweifel an den Gefühlen des Protagonisten hätte, oder liege ich jetzt komplett falsch?

„Die Monologe sind emotional, nur nicht mit den Emotionen aufgeladen, die du an der Stelle erwartet oder gerne gelesen hättest.“

Da interpretierst Du ein bisschen zu viel in mich hinein für meinen Geschmack. Ich sehe in den Monologen keine Emotionen – und im Übrigen hatte ich keine bestimmten Erwartungen an Deinen Text. Ich versuche hier lediglich zu analysieren, weshalb er, meiner Meinung nach, nicht funktioniert. Monologe sind nun mal schwer dazu geeignet, Gefühle zu transportieren. Ganz einfach deshalb, weil Gefühle kaum beschreibbar sind, deshalb muss man Gefühle ableiten. Aus Handlungen, aus genauen Verhaltens-Beschreibungen. Monologe eignen sich dafür, Gedanken zu vermitteln, assoziativ.

„Warum tut sie das? Ich bin nicht wütend. Oder doch?“

So etwas meine ich mit „Gymnasiasten-Aufsatz“. In Wirklichkeit hat doch kein Mensch solche Gedankengänge, das wirkt mir viel zu banal. Wenn man innere Monologe einbaut, müssen sie meiner Meinung nach organisch sein, d.h. mehr assoziativ, verworrener. Aber das ist zugegeben nicht einfach. Wie gesagt, um Emotionen zu vermitteln, muss die Priorität auf dem Dialog liegen.

Gruß

 

Hallo Asterix,

Ungewöhnliche Bilder hast du gefunden, um die Beziehung der beiden zu beleuchten.

Irgendwie hatte ich beim Lesen schon das Gefühl, dass der Beziehungskonflikt nicht nur aufgrund der profanen Entscheidung, nicht mehr den gut bezahlten Job auszuüben des Ich -Erzählers entstanden ist. Ich konnte aber die Symbole nicht entschlüsseln, um das Zwischenmenschliche zu verstehen.

Warum erzählt sie mir, ob und wie stark sie mich liebt. Liebe ist doch kein Gefühl, das man nur zu jemandem hat, der es mit gleicher Stärke zurückgibt.
Ratlos habe ich überlegt, was meint er eigentlich was Liebe ist.
Den Eingangssatz „Ich liebe dich nicht mehr so wie früher!“ habe ich offenbar im Gegensatz des Ich- Erzählers besser verstanden. Vielleicht soll die Geschichte daher auch ein Kommunikationproblem der beiden erzählen?

Jedenfalls dünkt mir, dass der Ich-Erzähler von Gefühlen wenig verteht.

Der Satzklops hier

Hat sie denn nie bemerkt, nachdem wir uns liebten, wie innig ich sie in ihrem erschöpften Halbschlaf betrachte, während ich darauf warte, dass in meinen Lenden, wo zuvor jeder Nerv aufglühte, die sich anfühlen wie ein Stück Niemandsland in meiner Mitte, wieder Leben entstehen würde?
ist mir zu schwer verdaulich, da wir ja beim Essen sind :D

LG
GD

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Hal!

Trotzdem redet Dein Protagonist von Liebe und mir erklärt sich in diesem Text nicht, was er darunter versteht.
Er redet von Liebe. Was er darunter versteht, ist die Stillstellung seiner Begierde, die Irene ihm bietet. Nirgendwo wird erwähnt, dass sie für ihn mehr ist als ein Objekt, bestehend aus schlanken Beinen, dazu ihre Art sich zu bewegen, ihre Stimme, ihr Lachen.

Du erklärst mir aber Deinen Protagonisten nicht so, dass er mir einleuchten würde.
Eins von vielen möglichen Beispielen (frei) aus dem Text:
Irene trennt sich von ihm. Er grübelt zum hundertsten Mal darüber, ob sie eher Mädchen- oder Knabenbeine hat. Wenn das nicht seinen Charakter zeigt und die Art seiner „Liebe“, dann weiß ich echt nicht weiter.

Ich meine zum Beispiel solche Stellen. Seine Freundin hat ihm gerade gesagt, dass ihre Gefühle nachgelassen haben. Sie redet also von sich, von ihren eigenen Gefühlen, an denen sie zweifelt und infolgedessen sie auch an der Beziehung zweifelt.
Wie kommst du darauf, das ihn Irenes Gefühle interessieren?
Irene benutzt gefühlsgeladene Worte, genau wie Martin. Aber was steht dahinter? Das erschließt sich aus dieser (und anderen) Textstellen recht gut:
All die Gespräche, angeführt von ihren Fragen, warum ich meinen Job mit Spitzengehalt, das Spitzengehalt durfte ja niemals unerwähnt bleiben, einfach hingeschmissen habe,
Ich sehe grad, da ist ein Fehler drin. Es muss heißen: „angeführt von ihrer Frage“, also Einzahl.

Diese Gedankengänge ergeben keinen Sinn für mich, der Protagonist schießt doch völlig am Kern des Problems vorbei. Weshalb macht er sich an dieser Stelle Gedanken über seine eigenen Gefühle, wenn sie doch von ihren redet? Das ist für mich ein Fehler in der Logik.
Woher willst du wissen, ob Martin am Kern des/seines Problems vorbeischießt, wenn du ihm jegliche Charakterisierung absprichst? Worin besteht denn „sein Gefühl“ deiner Meinung nach?
Ich könnte das Gefühl mit einem Wort benennen, aber das mache ich nicht. Da kann der Leser von selbst drauf kommen. Wichtig dazu sind halt zwei Dinge: Man muss den Text wörtlich lesen und sich dabei von eingefahrenen Assoziationen gedanklich trennen.
Ein Beispiel dazu: Hat sie denn nie bemerkt, wie innig ich sie in ihrem erschöpften Halbschlaf betrachte, … „innig“ was kann das hier, im Kontext mit anderen Aussagen, bedeuten?

Monologe sind nun mal schwer dazu geeignet, Gefühle zu transportieren.
Martins Gedanken vermitteln das Fundament seiner Beziehung zu Irene recht gut, wie ich finde. Und darüber kann man auf sein Gefühl schließen.

Lieben Gruß

Asterix

 

ist mir zu schwer verdaulich, da wir ja beim Essen sind
Gab es Schweinelendchen? :D


Hallo Goldene Dame!

„Ungewöhnliche Bilder“, da bist du schon gut bei der Sache.

Der Schlüssel zur Basis dieser Beziehung befindet sich praktisch in jedem Satz – Ausnahmen sind die Andeutungen möglicher Gewalt, die dienen lediglich der Spannung.
Den wörtlichen Reden und den verwendeten Begriffen, wie „Liebe“ und „innig“ darf man nicht trauen. Was dahinter steckt, steht quasi dahinter (geschrieben).

Das Wort „Liebe“ ist naturgemäß schon ein Kommunikationsproblem. Es gibt dazu keine absolute und allgemeingültige Definition.
Du solltest dich von dem lösen, was du unter Liebe verstehst, um dich einer anderen Variate öffnen zu können.

Ich bin hier vielleicht an eine Grenze gegangen, habe sie aber nicht überschritten. Es gibt solche Beziehungen. Wenn sie in Auflösung begriffen sind, wie in der Geschichte, kommt es selten zu herzzerreißenden Szenen.

Ob der Ich-Erzähler wenig von Gefühlen versteht, fragst du.
Jeder von den Beiden hat ein dominierendes Gefühl, also eines, das den Charakter prägt. Auf diese Weise ergänzen sie sich, bis …

Irgendwie hatte ich beim Lesen schon das Gefühl, dass der Beziehungskonflikt nicht nur aufgrund der profanen Entscheidung, nicht mehr den gut bezahlten Job auszuüben des Ich -Erzählers entstanden ist.
Dass für dich diese Entscheidung profan wirkt, kann ich verstehen. Aber es geht in der Geschichte nicht um dich. Und bedenke die Folgen dieser Entscheidung, die findest du auch im Text.

Die Klopse habe ich jetzt etwas besser arrangiert, hoffe ich. Auch das Ende habe ich etwas geändert, war vielleicht zu verwirrend, mit dem „Liebster“ oder „Lieber Martin“, was er als Anrede erwartet hat.
Obwohl … bei der guten Bezahlung all die Jahre … ;)

Lieben Gruß

Asterix

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Asterix,

Ob der Ich-Erzähler wenig von Gefühlen versteht, fragst du.
Jeder von den Beiden hat ein dominierendes Gefühl, also eines, das den Charakter prägt. Auf diese Weise ergänzen sie sich, bis …

Zitat:
Irgendwie hatte ich beim Lesen schon das Gefühl, dass der Beziehungskonflikt nicht nur aufgrund der profanen Entscheidung, nicht mehr den gut bezahlten Job auszuüben des Ich -Erzählers entstanden ist.

Dass für dich diese Entscheidung profan wirkt, kann ich verstehen. Aber es geht in der Geschichte nicht um dich. Und bedenke die Folgen dieser Entscheidung, die findest du auch im Text.

Da du nachgebessert hast, habe ich die Geschichte noch einmal durchgelesen und mir gefällt das Thema an sich und es fällt mir immer noch schwer, mich in die Gedanken des Ich-Erzählers einzufinden. Das liegt zum Teil daran, dass seine Reflexionen die Ehefrau charakterisieren sollen. Das gelingt nur spärlich. Ersatzweise habe ich mich wohl mit meinem Gedankengut in die Frau versetzt. Sorry, das wolltest du nicht, also hilf mir, dass es nicht geschieht :D.
Ich finde, dass du der Frau mehr Raum geben musst und anstelle des Ich-Erzählers, den Leser die Frau bewerten lässt. Versuche es als neutrale Kamera aufzuzeigen. Hier ein Beispiel:

Ihr Kopf ist leicht gesenkt, die Lippen gepresst und nach innen gestülpt, dass von dem vollen Rot nur eine bleiche Linie übrig bleibt, und die verkniffenen Augen raffen feine Fächer. So habe ich sie noch nie gesehen.
Ihr Kopf ist leicht gesenkt, die Lippen fahl wie ein schmales Band, die Augen raffen feine Fächer in die Haut. So habe ich sie noch nie gesehen.

Das macht nichts“, will ich antworten, aber kein Laut verlässt meine Kehle.
Warum erzählt sie mir, ob und wie stark sie mich liebt. Liebe ist doch kein Gefühl, das man nur zu jemandem hat, der es mit gleicher Stärke zurückgibt.
Ahnt sie denn nicht, dass es mir genügt, sie zu lieben, ich nicht mehr als ihre Nähe brauche, ihre Stimme, ihr Lachen?
Das macht nichts“, will ich antworten, aber kein Laut verlässt meine Kehle.
„Ich liebe dich nicht mehr so wie früher!“, hallt es indes in meinem Kopf wieder. Ich wende die Worte hin und her, wie um den Geschmack eines Weines zu überprüfen. Es sind Worte, die durch ihre Lippen in den Raum aufsteigen, wie fahler Rauch in den nachtblauen Himmel.

Also, das ist nur ein Versuch dir zu zeigen, was man anstelle erzählten Reflexionen( Bewertungen) zeigen kann, um das Gefühl wieder zugeben.

Edit: Der Schlussatz, lies ihn bitte nocheinmal durch.

Noch mehr Druckbuchstaben von ihrer Hand kann ich nicht ertragen
LG
GD

 

He Asterix,

beim ersten Lesen war ich mir noch nicht so ganz sicher, was ich von deiner Geschichte halten soll. Der Ansatz gefiel mir, aber es wirkte noch nicht so richtig rund auf mich.
Jetzt, beim zweiten Lesen, gefällt mir der Text schon viel besser.
Du spielst hier ja schon irgendwie mit den Erwartungen des Lesers. (HAst du auch irgendwo geantwortet, glaub ich) ALso diese Verkopfung der Liebe seitens des Protagonisten.
In meiner Lesart ist das ja ein sehr armer Tropf. Jemand, der nie darüber hinausgekommen ist, von sich auf andere zu schließen. Er sieht, er denkt, er, er, er ... Seine ganzen Fragen, warum sie denn nicht ..., lassen sich alle damit beantworten: weil er nichts tut.
Von daher finde ich das eine gute Beobachtung. Erschreckend viele Menschen agieren nach dem Muster aber das hätte er/sie doch wissen müssen.
Mit diesem von sich auf andere schließen zieht man sich schön aus der Affäre, entgeht man der eigenen Verantwortung für das Glück. Passivität. Was reißt dein Prot denn auch groß? Ein Versuch, ihre Hand zu nehmen, erlischt sofort nach Widerstand.
Genau, er könnte ihr nach, sie aufhalten, wie du im Text schreibst, aber über das könnte geht nichts bei ihm hinaus. Das hieße Bewegung, hieße Anstrengung, hieße, aus bekannten Mustern auszubrechen und das hieße die Bekanntschaft mit dem UNbekannten machen, was Angst und Schmerz bereiten könnte - hieße eben Gefühle zuzulassen.
Was unter der Kontrolle eigentlich alles für Gefühle lauern, lässt du schön sparsam zwischen den Zeilen aufblitzen.

Kram und Gedanken im EInzelnen:

Sie starrt über ihren Hirtensalat zu dem Blutbad auf meinem Teller, als erwarte sie einen Schlag.
Das blutbild und die nachfolgende Beschreibung ist doch schon deftig genug, da kann das fette raus. ZUdem ist mir da kein Bild vor Augen. Wie starrt man denn von Teller zu Teller, dabei einen Schlag erwartend?

Warum erzählt sie mir, ob und wie stark sie mich liebt.
auch wenn in Gedanken, ist dies eine Frage, die ein Fragezeicvhen verlangt

Hat sie denn nie bemerkt, wie innig ich sie in ihrem erschöpften Halbschlaf betrachte, während ich darauf warte, dass in meinen Lenden, wo jeder Nerv verglüht war, die sich anfühlen wie ein Stück Niemandsland in meiner Mitte, wieder Leben entstehen würde?
:sconf: dasnungetüm!

Warum tut sie das? Ich bin nicht wütend.
der zweite Gedanke folgt zu unmittelbar, finde ich

Da, jetzt verschärft sich Irenes Ausdruck banger Erwartung, so als ob das, was sie schon befürchtete, etwas Schlimmes, nie da Gewesenes, vielleicht ein Schlag ins Gesicht oder mein Steakmesser in ihren Leib, nun unausweichlich auf sie zu käme. Was für eine verrückte Fantasie.
das finde ich stark, weil die Fantasie auf beide Konten gehen kann

„Entschuldige, das galt nicht dir“, sage ich rasch, lege mein Messer weg und lange nach ihrer Hand. S
das Verb langen impliziert hier herrlich die Bedrohung. Er will beruhigen, schafft aber durch seine possessive Art das Gegenteil

Herrje, sind das eben meine eigenen Worte gewesen? So eine schicksalhafte Frage könnte ich mir niemals ausdenken.
eine schöne ENtlarvung

„Ich liebe dich nicht mehr.“ sagt sie
Punkt aus der WR, nach " ein Komma

Ihre zarten Hände, deren geschickte Finger ich für bestens geeignet halte, Schmetterlinge zu präparieren, kommen jetzt als empörte Fäustchen unter dem Tisch hervor und irritieren mich.
bisken viel, nech? ;)

Sie spießt ein Salatblatt mit ihrer Gabel auf. Wütend, dem Anschein nach.
das sagt das spießen schon aus, kann also weg

nur mit der Lust angefüllt, eine Kartoffel zu zerquetschen und die rosa Blutpampe vor ihren Augen zu verspeisen.
herrlich, hier kommt auch zum ersten Mal sein wahres Ich durch, jenseits seiner eigenen Beschwichtigungsbauten

All die Gespräche, angeführt von ihrer Frage, warum ich meinen Job mit Spitzengehalt, das Spitzengehalt durfte ja niemals unerwähnt bleiben, einfach hingeschmissen habe, um mich ausgerechnet dieser fruchtlosen Schreiberei hinzugeben, scheinen zu einem Bleiklumpen in ihrem Kopf verdichtet und drücken sie nieder
auch wieder ein UNgetüm. solltest wenigstens diesen Einschub, der ja durchaus das gerechtfertigte Gewicht trägt, entsprechend abheben, dient der Lsbarkeit - das Spitzengehalt durfte ja niemals unerwähnt bleiben -

Was nun?
*
frage ich mich auch bei diesem Sternchen. Das hat hier nüscht zu suchen. Klarheit sollte auch durch eine klare Formatierung unterstützt werden


grüßlichst
weltenläufer

edit:

Hab ja lange keine Geschichte gepostet und ganz vergessen, wie aufgeregt ich danach bin.
hehe, nach so kurzer Zeit gleich die nächste Kg, scheinst den Kick der Aufregung wohl zu brauchen :D

 

Hi Asterix!!

Was mir wahnsinnig gut gefällt und was ich für sehr realistisch halte, ist dass er selbst nicht versteht, warum sie nicht mehr mit ihm sein will. Wie könnte er auch, er hat eben ein bestimmtes Denken, über das er nicht hinauskommt, eine bestimmte Sichtweise der Dinge. Ihn trifft nur der Schock, er fühlt sich als Opfer und hat gaaaar nichts gelernt.

Ein paar Kleinigkeiten:

„Ich kenne mich mit dir nicht mehr aus“, antwortet sie und es klang erschöpft,

es klingt (du hast überall drumherum Präsens, klingt komisch, wenn Du es hier änderst und ist mMn nicht nötig)

Ich nehme mein Messer, fasse es wie ein Geigenbogen

einen Geigenbogen

„Ich schlafe im Gästezimmer.“
Das ist mir fast zu abgedroschen für die Intensität des Moments. Etwas fassungsloseres, wütenderes hätte mir besser gefallen. Außerdem hast du ja dann noch diesen schönen Moment drin, das Türschlagen zum Gästezimmer, woraus sich der Sachverhalt ja ergibt...

ich bin der beste Parfumdesigner, vielleicht sogar weltweit!“

hmm.. ich bin der beste Parfumdesigner der Welt. (dann geht es noch als Übertreibung durch, ist offen; dieses ‚vielleicht sogar weltweit’ finde ich etwas gespreizt und albern).

Insgesamt liest sich alles sehr flüssig, das muss ich immer lobend erwähnen, wenn ich es irgendwo finde, das ist mir wichtig.


Sehr schöner Text mit schaurigem Unterton von Brutalität, der das Herz zum Klopfen bringt.

Beste Grüße, T.

 

Hallo Asterix!

Sie starrt über ihren Hirtensalat zu dem Blutbad auf meinem Teller, als erwarte sie einen Schlag
Ohne den zweiten Teil kommt der Satz viel stärker!

Hat sie denn nie bemerkt, wie innig ich sie in ihrem erschöpften Halbschlaf betrachte, während ich darauf warte, dass in meinen Lenden, wo jeder Nerv verglüht war, die sich anfühlen wie ein Stück Niemandsland in meiner Mitte, wieder Leben entstehen würde?
Hat sie denn nie bemerkt, wie innig ich sie im Halbschlaf betrachte, während ich darauf warte, dass in meinen Lenden wieder Leben entsteht. Das würde mitr persönlich besser gefallen, auch stört mich das verglüht war

Ich muss Irene beruhigen. Also lege ich meine Hand dort hin, wo zuvor ihre lag und streiche mit den Fingerspitzen über die weiße Tischdecke
gefällt mir richtig gut!

Ich nehme mein Messer, fasse es wie ein Geigenbogen, nicht, dass sie es wieder missversteht, steche mit der Gabel ins Fleisch, setzt die Klinge locker an, schön ruhig, nur keine Aggression zeigen, und fiedele mit langen Schwüngen und zartem Druck. Die Klinge teilt das Fleisch, die rosa Pfütze aus Blut und Fett, in der es liegt, zittert. Irene zuliebe habe ich mir sogar abgewöhnt, Kartoffeln darin zu zerdrücken. Was will sie noch? Was denkt sie sich?
starke Stelle!

Ich sehe ihr nach, unfähig etwas zu denken, nur mit der Lust angefüllt, eine Kartoffel zu zerquetschen und die rosa Blutpampe vor ihren Augen zu verspeisen. Aber selbst dafür ist es nun zu spät.
gefällt mir auch

Kleine Notlügen sind erlaubt, sind positiv fürs Zusammenleben. Den Artikel hätte sie mal lesen sollen. Dann säßen wir jetzt gemütlich beisammen
:D kleine Notlügen wie: Ich liebe Dich

An Martin, und in Druckbuchstaben, wo sie doch sonst alles, ob Einkaufszettel oder Schadensbericht für die Versicherung, in ihrer hübschen, schnörkeligen Mädchenschrift zu Papier bringt.
Ich will diesen Brief nicht lesen.
Noch mehr Druckbuchstaben von ihrer Hand kann ich nicht ertragen
Auch das Ende gefällt mir. Find ich clever gemacht.

So. Insgesamt ein guter Text, der nachdenklich stimmt. Ich persönlich glaube, dass es sehr gut möglich ist, mit jemandem zu leben, den man liebt, ohne "zurückgeliebt" zu werden. Das geht natürlich nicht, ohne irgendwo einen Schaden im Selbstwertgefühl zu nehmen. Aber mit Verdrängung funktioniert das schon paar Jährchen....

Liebe Grüße

Herrlollek

 

Hallo Goldene!

Der Frau mehr Raum geben. Die Geschichte war ursprünglich in der dritten Person erzählt und mit einem auktorialen Erzähler ausgestattet. Sie war auch gut ein Drittel länger. Mir erschien vor allem Martin zu weich, die Sprache eines jeden möglichen Erzählers zu schwach, zu relativierend für Martins Charakter. Die Ich-Form, ohne jegliche Schnörkel, finde ich sehr schön kalt.

Irene wurde dadurch, so wie Martin empfindet, auf ihr Äußeres reduziert. Zum Beispiel auf ihre Stimme, die Martin so sehr braucht. Er braucht aber eben nur ihre Stimme, nicht ihre tröstenden Worte oder ihren Zuspruch für irgendetwas. Er braucht nur ihr Lachen, nicht ihren Humor. Er braucht ihre Nähe, was ja sehr vage ist, und nicht unbedingt menschliche Nähe bedeuten muss.

Dein Beispiel, „Ich wende die Worte hin und her, wie um den Geschmack eines Weines zu überprüfen, usw.“ finde ich sehr gut, nur passt es nicht zu Martins Unfähigkeit, Irenes Aussage (wirklich) zu prüfen.

„Es sind Worte, die durch ihre Lippen …“ Das passt. Ihre Lippen … eine gelungene Reduzierung Irenes Person. So wie ihre Fäustchen, etwas später im Text.
Ich glaube, es darf mit den Bildern nicht zu poetisch werden. Darüber muss ich aber weiter nachdenken. Dazu zu muss ich wieder zu Martin werden, aber der Typ ist so was von weit weg von mir, das kann ich nicht auf Kommando.

Der Schlusssatz: Ich hab oft gewechselt von „von“ zu „aus“. Du meinst wohl, „aus“ sei richtig? Steht nun (wieder) da.

Vielen Dank für deine Mühe, liebe Dame.
LG Asterix


Hallo weltenläufer!

Du spielst hier ja schon irgendwie mit den Erwartungen des Lesers.
Ja, indem ich meine beiden(!) Prots das Wort Liebe in den Mund nehmen lasse, es aber ganz anders besetze. Allerdings ohne dabei die Grenze zum Absurden zu überschreiten, wie ich meine.

ALso diese Verkopfung der Liebe seitens des Protagonisten.
In meiner Lesart ist das ja ein sehr armer Tropf. Jemand, der nie darüber hinausgekommen ist, von sich auf andere zu schließen. Er sieht, er denkt, er, er, er ...
Verkopfung trifft es. Ob Martin ein armer Tropf ist? Nun, Martin sieht das bestimmt nicht so. Er sagt, er sei zufrieden, was ich ihm glaube. Sein „Problem“ ist pathologisch. Ihm fehlt die Fähigkeit zur Empathie. Er hat ein paar Spiegelneuronen zu wenig, möchte ich mal sagen.

Er, er, er … das hast du sehr schön gesagt. :D

..., lassen sich alle damit beantworten: weil er nichts tut.
Der arme Kerl kann nicht wissen, was er tun muss. Er kann auf äußere Dinge wie Mimik reagieren, aber über die Gründe ihres offensichtlichen Zorns kann er nur spekulieren. Er kann Wünsche erfüllen, wenn sie ausgesprochen werden. Irene sagt: „kauf mir eine Golfausrüstung“ und er macht es und sie tanzt und lacht weiterhin in seiner Küche.

Liebe ist für ihn eine Art Austausch von Leistung und Gegenleistung. Er zählt in Gedanken auf, was er ihr alles gekauft hat und fragt sich: Reicht es ihr nicht, geliebt zu werden? Und etwas später im Text: Was will sie noch? Hat er sich doch ihr „zuliebe“ (immer Vorsicht bei dem Wort „liebe“) das Zerquetschen der Kartoffeln abgewöhnt. Man kann davon ausgehen, dass sie es ihm deutlich gesagt hat.

Ich frage mich an dieser Stelle zum wiederholten Male, warum niemand auf Irene rumhackt. Immer nur auf Martin. Ich meine, Irene ist schon ein arges Früchtchen. Denk mal drüber nach. ;)

Was unter der Kontrolle eigentlich alles für Gefühle lauern, lässt du schön sparsam zwischen den Zeilen aufblitzen.
Was er spürt, ist natürlich der (sein)Verlust, der in dieser Situation auf ihn zukommt.

Dasungetüm:

Hat sie denn nie bemerkt, wie innig ich sie in ihrem erschöpften Halbschlaf betrachte, während ich darauf warte, dass in meinen Lenden, wo jeder Nerv verglüht war, die sich anfühlen wie ein Stück Niemandsland in meiner Mitte, wieder Leben entstehen würde?
Hat sie denn nie bemerkt, wie innig ich sie in ihrem erschöpften Halbschlaf betrachte, darauf wartend, dass in meinen Lenden, dem Ort verglühter Nerven, der sich anfühlt wie ein Stück Niemandsland, wieder Leben entstünde?

So vielleicht? Oder ohne „sich anfühlt wie ein Stück Niemandsland“, aber dieses „Niemandsland“ find ich so treffend. Nach ausgiebigem … also … irgendwie fließt da eigene Erfahrung ein. :D

Den anderen Kleinkram hab ich erledigt. Vielen Dank auch für die positiven Anmerkungen dazwischen.

hehe, nach so kurzer Zeit gleich die nächste Kg, scheinst den Kick der Aufregung wohl zu brauchen
Ja, in Sachen Aufregung bin ich hüben wie drüben auch nicht enttäuscht worden. :lol:

Herzlichst
Asterix


Hallo T!

Was mir wahnsinnig gut gefällt und was ich für sehr realistisch halte, ist dass er selbst nicht versteht, warum sie nicht mehr mit ihm sein will. Wie könnte er auch, er hat eben ein bestimmtes Denken, über das er nicht hinauskommt, eine bestimmte Sichtweise der Dinge. Ihn trifft nur der Schock, er fühlt sich als Opfer und hat gaaaar nichts gelernt.
Sehr schön zusammengefasst! Und danke für das Lob.

Lernen kann er aus der Situation heraus leider nicht. Dazu wäre eine lange, lange Therapie nötig. Ob diese am Ende von einem gewissen Erfolg gekrönt sein könnte, ist bisher nicht eindeutig belegt. Die Forschung um Spiegelneuronen in Zusammenhang mit Empathie steckt noch in den Kinderschuhen. Man vermutet, dass Menschen mit extrem vielen Spiegelneuronen sich zu sehr auf ihr Gegenüber einlassen, Stichwort „Stockholmsyndrom“.
Ich vermute, das andere Ende der Skala dann Autismus bewirkt. Klingt für mich logisch. Martin liegt demnach knapp über dem unteren Ende.

Ob Irene was gelernt hat? Hmm …

Sehr schöner Text mit schaurigem Unterton von Brutalität, der das Herz zum Klopfen bringt.
Freut mich, dass du dieses Spannungselement so empfunden hast. Hatte lange überlegt, was ich als „Aufheizer“ da reinbringen kann und vor allem wie, also ohne das man das Gefühl bekommt, körperliche Brutalität spielte bei der Trennung eine Rolle.

Den Kleinkram hab ich umgesetzt.

Vielen Dank und lieben Gruß

Asterix


Hallo Herrlollek!

Hat sie denn nie bemerkt, wie innig ich sie im Halbschlaf betrachte, während ich darauf warte, dass in meinen Lenden wieder Leben entsteht. Das würde mitr persönlich besser gefallen, auch stört mich das verglüht war
Nicht schlecht. Aber kommt dann noch raus, was die Beiden vorher getrieben haben? Zumal „erschöpft“ auch nicht mehr drin ist? Nicht, dass Martin impotent rüber kommt.

kleine Notlügen wie: Ich liebe Dich
Hehe, Irene ist damit gut gefahren, im materiellen Sinne. Ob sie sich den Rest woanders geholt hat, weiß ich nicht. Raffiniertes kleines Ding. Auch ihr kann man nicht glauben, wenn sie das Wort „Liebe“ in den Mund nimmt. Sie ist der passende Deckel zum Topf. Jedenfalls solange, bis … Aber das steht ja im Text.

Vielen Dank für dein Lob.

Lieben Gruß

Asterix

 

An Asterix,

in Druckbuchstaben :gelb:

Ich habe mich jetzt nicht durch die Kommentare gelesen und wahrscheinlich wiederhole ich irgendetwas von wem und Du hast bereits irgendetwas dazu gesagt. Aber ich gebe mal meine Leseverständnis wieder ...

Ahnt sie denn nicht, dass es mir genügt, sie zu lieben, ...

Was für ein Egoist! Mit dem blutigen Steak, da war er mir ja sehr sympathisch, aber der Spruch ...

„Und ich, ich soll bei dir bleiben, auch wenn ich dich nicht liebe?“

Ich verstehe ihre Frage nicht ... Reicht es ihr nicht, geliebt zu werden?


Wie wenig kennen sich die beiden eigentlich nach elf Jahren, einem Monat und sieben Tagen? Die sind schräg, die beiden.

Wahrscheinlich, seit sie sich mit mir nicht mehr auskennt, also seit ich meine Anstellung als Parfumdesigner hingeschmissen habe, um mich der Schriftstellerei zu widmen. Das versteht sie einfach nicht. Verdammt.

Na gut. Sie ist auch kein Engel.
Da war also doch jahrelang Liebe im Spiel. Er hat sie vergöttert und sie sein Einkommen. So was soll es ja geben. Ist schon ein wenig armseelig und sicher auf die Jahre auch nicht befriedigend. Ich frage mich nur, wie er all die Jahre ignorieren konnte, dass er da in einer sehr einseitigen Beziehung steckt. Okay, ihm reicht es, aber es ist ein Kompromiss den er da für sich geschlossen hat. Und ihm muss doch klar gewesen sein, dass die Kündigung keine gute Basis für seine Liebe sein wird. Ansonsten ist er ein Volltrottel.

Noch mehr Druckbuchstaben aus ihrer Hand kann ich nicht ertragen.
:)

Da stecken ziemlich schräge Charaktere in den wenigen Zeilen, muss ich ja mal sagen. Und das ist Dir gelungen, die über die Kürze zu zeichnen. Finde ich jedenfalls. Und der Brief wirkte am Ende wie eine Erlösung auf mich. Ich fand ja schon nach den ersten Zeilen, dass sie abhauen sollte. Zum Ende hin, fand ich es aber auch eine Befreiung für ihn. Auch wenn er das gerade nicht so sieht :).

Mehr hab ich gar nicht zu sagen. Länger hätte die Geschichte nicht sein dürfen. Aber so, als Zwischenmahlzeit durchaus bekömmlich.

Schön Dich mal wieder zu lesen.
Fliege

PS: Vielleicht bin ich ja die einzige, aber den Titel mag ich nicht. Der ist zu wenig subtil und klingt sehr langweilig ;)

 

Salü Asterix

Leider kann ich nicht ganz uneingeschränkt in Maria.Meerhabas Euphorie einstimmen.

Dafür verstehe ich Flieges Problem mit dem Titel, denn in der Geschichte entpuppt sich das "Steak versus Hirtensalat" nur als 'Beigemüse'.
;)

Viel wurde bereits gesagt, so entsteht für mich hier auch keine echte Konfliktszene, da Martin für meinen Geschmack etwas gar weltfremd reagiert.
Selbst wenn er Irene nicht versteht, so kann ich die Gedankengänge deines Prots in dieser Situation schwer nachvollziehen. Das sind Selbstreflektionen, die er möglicherweise alleine am Tisch durchkauen würde, aber doch nicht im direkten Augenkontakt mit Irene.

Gut, er ist nicht konfliktfähig, aber irgendwie nach dem x-ten "Was will sie noch ..." und "Habe ich sie nicht ...", las ich quer, weil ich auf den Ausgang der Geschichte neugierig war.

Zum Glück kam dann ein toller Schluss, für mich schon fast eine eigenständige Geschichte:

Sie sitzt nicht am Frühstückstisch. Nur ein Briefumschlag liegt dort. Ich nehme ihn mit zwei Fingern auf, wie einen dieser toten Spatzen auf der Veranda, der sich an der Panoramascheibe das Genick gebrochen hat. Ich fürchte, der Brief ist nicht angenehmer als ein toter Vogel.

An Martin

An Martin, und in Druckbuchstaben, wo sie doch sonst alles, ob Einkaufszettel oder Schadensbericht für die Versicherung, in ihrer hübschen, schnörkeligen Mädchenschrift zu Papier bringt.
Ich will diesen Brief nicht lesen.
Noch mehr Druckbuchstaben aus ihrer Hand kann ich nicht ertragen.

... und so wäre dann auch der Titel gegeben: "AN MARTIN", denn der versteht eben nur Druckbuchstaben und keine wahren Gefühle. ;)

Den Mittelteil erst quer,
fürs Kritteln dann ganz,
doch den Schluss sehr gern gelesen,
Gruss dot.

 

AN FLIEGE!

Eine Antwort in „Lucida Handwriting“ gedruckt ist leider nicht möglich, also Druckbuchstaben. ;)

Was für ein Egoist! Mit dem blutigen Steak, da war er mir ja sehr sympathisch, aber der Spruch ...
Egoismus und eine Form des Autismus sind leicht zu verwechseln.
Ich will es mal so sagen: Martin zeigt deutliche soziale Schwächen in der Wechselbeziehung mit Irene. Dafür kann er die Beziehung besser in Zahlen ausdrücken als Irene – elf Jahre, ein Monat und sieben Tage – , die ja auch kein Engel ist, wie du schreibst.
In irgendeiner Antwort habe ich „Topf und Deckel“ erwähnt. So gesehen sind beide Figuren recht schräg, passen aber zusammen.

Da war also doch jahrelang Liebe im Spiel. Er hat sie vergöttert und sie sein Einkommen. So was soll es ja geben. Ist schon ein wenig armseelig und sicher auf die Jahre auch nicht befriedigend. Ich frage mich nur, wie er all die Jahre ignorieren konnte, dass er da in einer sehr einseitigen Beziehung steckt. Okay, ihm reicht es, aber es ist ein Kompromiss den er da für sich geschlossen hat. Und ihm muss doch klar gewesen sein, dass die Kündigung keine gute Basis für seine Liebe sein wird. Ansonsten ist er ein Volltrottel.
Sie „liebte“ den Luxus, den er ihr bot. Ob sie sich leidenschaftliche Liebe woanders geholt hat? mag sein, ist für die Geschichte aber nicht wichtig.
Von Irene ist es armselig den Martin derart auszunutzen. Martin kann Irenes Charakter nicht erfassen. Demzufolge muss er auch nichts ignorieren und kann auch nicht vorhersehen, dass die Beziehung mit dem Ausbleiben des dicken Gehalts zwangsläufig endet.
So jedenfalls meine Vorstellung.

PS: Vielleicht bin ich ja die einzige, aber den Titel mag ich nicht. Der ist zu wenig subtil und klingt sehr langweilig
Ähnliches haben auch Maria und dot gesagt. Aber jetzt noch ändern? Ich weiß nicht, ob das ratsam ist.

Da stecken ziemlich schräge Charaktere in den wenigen Zeilen, muss ich ja mal sagen. Und das ist Dir gelungen, die über die Kürze zu zeichnen. Finde ich jedenfalls. Und der Brief wirkte am Ende wie eine Erlösung auf mich. Ich fand ja schon nach den ersten Zeilen, dass sie abhauen sollte. Zum Ende hin, fand ich es aber auch eine Befreiung für ihn. Auch wenn er das gerade nicht so sieht
Schräge Charaktere in Kürze gezeichnet. Danke, das hör ich gern.
So, so. Das Ende war also eine Erlösung für dich. :D

Schön Dich mal wieder zu lesen.
Das freut mich. Wenn ich jetzt noch eine hätte, würd ich dir zuliebe sofort posten. Aber leider hab ich nur zwei halbe und stecke bei beiden tief in den Recherchen.

Lieben Gruß
Asterix

Hallo Maria!

Mir gefällt dein einfacher Stil, die kurzen Sätzen und Absätze, mir gefällt deine ungezwungene ARt, die Beschreibung der Gefühlsregungen und die arogante Art deines Prots
Vielen Dank. Ein paar lange Sätze sind ja dabei, habe das aber mit nachfolgenden kurzen Sätzen versucht zu kompensieren.

Ende fand ich schön, obwohl es kein Happy End ist
Na, da merkste was an. Jetzt fällt mir nämlich auf, das meine Storys, von der einen Kindergeschichte abgesehen, nie ein Happy End haben. Da sollte ich wohl mal dran arbeiten! :D

jedes Detail hat einen Sinn, jede Beschreibung ist Wichtig.
Das hör ich gern, auch deshalb, weil es mir weitere Textarbeit erspart und ich mich nur bei dir bedanken brauche, was ich hiermit tue. Danke!
Der Titel. Also da wollte mir nix einfallen und hab dann auf Kuriosität gesetzt.

Lieben Gruß

Asterix


Hallo dot!

Dein Vorschlag: „AN MARTIN“ gefällt mir. Wär ich bloß drauf gekommen!

Viel wurde bereits gesagt, so entsteht für mich hier auch keine echte Konfliktszene, da Martin für meinen Geschmack etwas gar weltfremd reagiert.
Selbst wenn er Irene nicht versteht, so kann ich die Gedankengänge deines Prots in dieser Situation schwer nachvollziehen. Das sind Selbstreflektionen, die er möglicherweise alleine am Tisch durchkauen würde, aber doch nicht im direkten Augenkontakt mit Irene.
Das Seltsame ist, das beinahe jeder Kritiker, ob pro oder kontra, auf seine Weise den Kern dieser Geschichte trifft.

Keine echte Konfliktszene – eben, und genau so stelle ich mir eine Trennung vor, wenn die Figuren keine weiteren Emotionen außer Begierde haben.

Selbstreflektionen – klar, Martin kann nicht von Irene auf sich schließen.
Alleine am Tisch durchkauen, nicht in Irenes Gegenwart – auch richtig erkannt. Er sitzt quasi alleine am Tisch. Ihm gegenüber „sitzt“ so etwas wie ein Sportwagen.

Martin ist weltfremd – genau so ist es. Die (unsere Gefühls-) Welt ist ihm fremd und zwangsläufig wirkt er dann auch auf die Welt (z.B. den Leser) befremdlich.
So wollte ich Martin rüberbringen. Ich weiß nicht, ob oder was da nicht so recht passt. Denn wie gesagt, die meisten Kommentare treffen den Kern, aber der Blickwinkel und/oder die Blicktiefe ist nicht immer so, wie von mir erhofft.

Gut, er ist nicht konfliktfähig, aber irgendwie nach dem x-ten "Was will sie noch ..." und "Habe ich sie nicht ...", las ich quer, weil ich auf den Ausgang der Geschichte neugierig war.
Ich fürchte, ohne diese Ratlosigkeit, diese Fragen, die ihn vom Egoisten unterscheiden, ginge Wichtiges verloren.
Freut mich, das dir der Schluss gefällt. Und irgendwie hab ich das Gefühl, du hast am Ende doch den richtigen Blickwinkel. „… denn der versteht eben nur Druckbuchstaben und keine wahren Gefühle.“

Lieben Gruß

Asterix

 

Hallo Asterix

Also ich bin kein guter Schreiberling, aber ein leidenschaftlicher Leser :-). Mir persönlich hat deine Geschichte sehr gut gefallen.
Ich mag es in eine Geschichte "hineinkatapultiert" zu werden und nach und nach die einzelnen Personen zu entdecken wie ein Puzzle das sich langsam zusammenfügt.

Wie gesagt: so empfinde ich die geschichte persönlich.

Gruss Liv

 

Hallo Liv29,

herzlich willkommen hier!

Schön, dass dir die kleine Geschichte gefallen hat.

nach und nach die einzelnen Personen zu entdecken wie ein Puzzle das sich langsam zusammenfügt.
Danke, dass du die Kraft und Mühe dazu aufgebracht hast. Mit flüchtigem Drüberhuschen ist da nix zu machen.

Vielleicht passen ja noch ein oder zwei Puzzleteile nicht optimal. Um die zu finden, brauche aber etwas Abstand zum Text. Ich werde die Tage dann nochmal drangehen.

LG

Asterix

 

Lieber Asterix,

ICH MUSS DIR GESTEHEN, ICH FAND DEINE KURZGESCHICHTE SEHR, SEHR SCHLECHT.
Nein, natürlich nicht. Diese Druckbuchstaben willst du nicht lesen, deswegen wenden wir uns meinem Lob zu. Ich finde die Geschichte sehr gelungen und das ist meine Begründung:

(Hin und wieder habe ich alternative Möglichkeiten eingebaut und kleine Korrekturen.)

Ihr Kopf ist leicht gesenkt, die Lippen gepresst und nach innen gestülpt, dass von dem vollen Rot nur eine bleiche Linie übrig bleibt, und die verkniffenen Augen raffen feine Fächer.
Dass ich mich bereits montags darauf freue, sie am Wochenende beim Kochen zu beobachten, wie sie Zutaten aus Schränken und Einkaufskörben zusammenstellt, ihre Arme und Hände und ihr ganzer Körper allmählich in einen Rhythmus fallen, so als schriebe sie ihre Gedanken in die Luft oder übe nebenbei den japanischen Fächertanz?
Fächer. Hier haben sie bestimmt nicht die gleiche Bedeutung, du wiederholst dich auch nicht. Aber bei mir entsteht ein stimmiges Bild, wenn du den Begriff einmal auf ihre Augen, einmal auf ihre Gedanken und Bewegungen beziehst. Ich glaube, dass war nicht deine Intention, wollte aber nicht verschweigen, dass da was gewirkt hat, bei mir.

Kann es sein, das sie von meinen Gefühlen nichts weiß?
Kann es sein, dass sie ...

Hat sie denn nie bemerkt, wie innig ich sie in ihrem erschöpften Halbschlaf betrachte, darauf wartend, dass in meinen Lenden, dem Ort verglühter Nerven, der sich anfühlt wie ein Stück Niemandsland, wieder Leben entstünde?*
Die Passage finde ich besonders gelungen. "erschöpfter Halbschlaf", "Ort verglühter Nerven", "Stück Niemandsland" - das sind Bilder. Bilder, die in keinen Rahmen passen. Und weil sie passend und verwirrend zugleich sind, stimmt es mit der Halbschlafatmosphäre überein, aber auch mit den Gedanken des Erzählers. Hier ein ausdrückliches Lob.

Was für eine verrückte Fantasie.*
Ich bin der Meinung, "Welch verrückte Fantasie." würde hier schöner klingen.

Sie zieht ihre weg und verbirgt sie unerreichbar unter dem Tisch.
Sie zieht die Ihre weg und verbirgt sie unerreichbar unter dem Tisch.
Ich bin mir nicht sicher, ob man "ihre" hier groß oder klein schreibt ...

„Was? Wie kannst du mir so was sagen, nach ... “, sie stockt.*
„11 Jahren, einem Monat und sieben Tagen“, helfe ich aus.*
Sehr gut gefällt mir auch dieser Dialog. Ein bisschen Witz und der Ich-Erzähler scheint, ein Irrer zu sein. Doch wäre es nicht schöner, den Kommentar "sie stockt." "helfe ich aus." wegzulassen.

"Was? Wie kannst du mir so was sagen, nach ..." "11 Jahren, einem Monat und sieben Tagen."

„Aber solange sind wir schon zusammen.“ Hat sie das vergessen?
Das hast du sehr gut gelöst. Ein Teil wird gesagt, den anderen denkt er sich. Da veranschaulichst du sehr gut, wie unterschiedlich ein Gedanke dem sein kann, was man sagt.

Ihre zarten Hände, deren Finger ich für geeignet halte, Schmetterlinge zu präparieren, kommen jetzt als empörte Fäustchen unter dem Tisch hervor und irritieren mich.
Wie verschieden ihre Hände sein können, zeigst du hier sehr schön. Du lässt die zarten Hände zu empörten Fäustchen werden. Das ist nicht übertrieben und die Schmetterlinge präparierenden Hände mutieren nicht zu gefährlichen Fäusten.

mal zart mal hart
Genial: Die Vielseitigkeit durch einen Reim darzustellen.

Reicht es ihr nicht, geliebt zu werden?
Genügt es ihr nicht, geliebt zu werden?

„Ich kenne mich mit dir nicht mehr aus“
Auch hier schlägt sich die Verwirrung in der Syntax nieder.

Ich nehme mein Messer, fasse es wie einen Geigenbogen (...)
Ich kann mir keine lustigere und gleichzeitig passendere Möglichkeit vorstellen, dies auszudrücken.

setzt die Klinge locker an
setzte die Klinge locker an

Seit wann hat sie Angst vor mir? Wahrscheinlich, seit sie sich mit mir nicht mehr auskennt, also seit ich meine Anstellung als Parfumdesigner hingeschmissen habe, um mich der Schriftstellerei zu widmen. Das versteht sie einfach nicht. Verdammt.
Im Vergleich zur übrigen Geschichte ist das wahrscheinlich der schwächste Part.

Eine Tür klappt.
klappt scheint mir hier irgendwie falsch

Dieses Geräusch boxt mich in die Eingeweide. Es trifft mich härter als die Aufkündigung ihrer Liebe.
Diese zwei Sätze widersprechen sich stilistisch: Wie kann ein Menschen "boxen" sagen, wenn er von der "Aufkündigung ihrer Liebe" spricht. =) Wenn das nicht antithetisch wirken soll, solltest du hier vielleicht den ersten Satz anders formulieren.

Sie sitzt nicht am Frühstückstisch. Nur ein Briefumschlag liegt dort. Ich nehme ihn mit zwei Fingern auf, wie einen dieser toten Spatzen auf der Veranda, der sich an der Panoramascheibe das Genick gebrochen hat. Ich fürchte, der Brief ist nicht angenehmer als ein toter Vogel.
Wieder ein Hammer-Vergleich. Doch wie würde es klingen, wenn du den letzten Satz gegen diesen austauschst?

Ein toter Spatz wäre mir lieber gewesen.

Noch mehr Druckbuchstaben aus ihrer Hand kann ich nicht ertragen.
Bei so einem unerwarteten, schön inszenierten Abschluss kann man schon mal applaudieren ...


Beste Grüße nach Gallien
markus.


PS: Der Titel "Steak versus Hirtensalat" wird - so finde ich auch - deiner Kurzgeschichte nicht gerecht. Vielleicht: "Wenn Steaks von Liebe reden ..." oder so was in der Art.

 

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