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Serie Stanislaus & Bundeslav - Die ganze Welt ist zutiefst verbastardet

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27.08.2000
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Stanislaus & Bundeslav - Die ganze Welt ist zutiefst verbastardet

Die ganze Welt ist zutiefst verbastardet


Da saß ich neulich mit meinem Kompagnon und langjährigen Weggefährten Stanislaus auf ein, zwei Pilsator zusammen und wir zogen Bilanz.

„Die ganze Welt“, begann ich, „ist doch verbastardet.“

„Da hast du ein wahres Wort gesprochen“, pflichtete er mir bei. „Zutiefst verbastardet.“

„Man lehnte sich sogar nicht allzu weit aus dem Fenster, wenn man behauptete, dies ganze Konglomerat von fauliger, runzliger Biomasse sei bereits vor Dekaden unrettbar der Verbastardung zum Opfer gefallen.“

„Wann hat sie begonnen, diese massive Zunahme an Abscheulichkeit? Was meinst du? Vor dreißig, vierzig Jahren?“

„Das könnte durchaus sein. Inzwischen hat die Scheußlichkeit die kritische Masse erreicht und der Planet verkommt zusehens zu einer abstoßenden Schutthalde, angefüllt mit dem modrigem Kompost der Jahrtausende und Gülle-Clustern von undenkbaren Ausmaßen.“

„Erinnere mich nicht daran. In mir regt sich eine tief verwurzelte Übelkeit wenn mir dieser garstige Erdball in den Sinn kommt. Schandfleck der Milchstraße, unwiderruflich der skandalöseste Felsen, den die Realität zu bieten hat.“

„Es ist schlimm. Ein stinkender Klumpen getrockneter Fäkalmaterie. Nur Verachtung habe ich übrig für diese unförmige Zusammenrottung von Kehricht, diese schwärende Wunde des Universums.“

„Du hast Recht. Solch eine massive Konzentration von Unrat sucht Ihresgleichen. Ein Potpourri der Widerlichkeiten.“

„Schlammloch! Eine gewaltige Deponie, eine groteske Kollektion organischen Abfalls! Die verfallene Ruine eines Himmelskörpers, leckgeschlagen treibt sie durchs Vergessen, bis dies elende Weltenwrack in einer gigantischen Havarie zugrunde geht.“

„Damit sprichst du mir wahrhaft aus der Seele. Diese Ballung von Rotz und Urinstein spottet jeder Beschreibung. Bis in alle Ewigkeit zum Verfall verdammt, die infernalische, schleimige Kloake der Unterwelt: E-kel-haft!“

„Und das Leben!“ warf ich ein. „Das Leben erst!“

„Ja, das Leben, was soll man sagen. Sein Wert, gemessen in Pfifferlingen, beträgt exakt null.“

„So ist es. Etwas erbärmlicheres als das Leben ist mir in meiner bisherigen Laufbahn noch nicht untergekommen. Eine einzige Farce."

„Wie ich es verabscheue! Dumpf ist das Leben, und durch und durch verkorkst.“

„Als hätte man ein riesiges, entzündetes, eitriges Geschwür genommen und sämtliche vergnüglichen Aspekte subtrahiert.“

„Jawohl. Das trifft es genau. Ein Beutel voll Kormoranscheiße liegt mir mehr am Herzen als das Leben. Insgesamt eine wirklich unerträgliche Angelegenheit. Einem lästigen Parasiten gleich saugt es sich mit seinen klebrigen Tentakeln an der Wirklichkeit fest, virulent breitet es sich aus und verpestet noch die hintersten Winkel. “

„Hört, hört!“ rief ich. „Und dein Leben!“

„Mein Leben?“

„Ja dein lachhaftes Leben, exakt diese kümmerliche Flatulenz, die sich dein Leben schimpft.“

„Wage es nicht, Schandmaul. Wie kommt ein degenerierter Wattwurm wie du dazu, sich überhaupt eine Meinung über mein Leben zu bilden, geschweige denn, die ungeheuerliche Dreistigkeit zu besitzen, diese auch noch kundzutun? Zumal dein permanenter Urlaub im Delirium nicht gerade zu einer solchen Urteilsbildung qualifiziert, Abschaum.“

„Ha! Dein ganzes Dasein ist doch ein unsagbar stupider Witz, eine Monstrosität! Es besteht exklusiv aus Geifern und Kopulieren, womöglich noch in den eigenen Ausscheidungen. Eine phantasmagorische Vision der Beschissenheit. Liegengeblieben auf dem Grabbeltisch des Lebens, will dich heute nicht mal die Abdeckerei, selbst dann nicht, wenn man ein Vermögen drauflegt. Ausgestattet mit dem sozialen Bewusstsein einer Schattenmorelle driftet das menschgewordene Fiasko namens Stanislaus ziellos dahin, begleitet von einer giftigen Wolke aus Faulgas.“

„Und das teilt mir solch eine niederträchtige Wanderwarze wie du mit, die es just wieder auf die Liste der zwölf widerwärtigsten Menschen der Erde geschafft hat. Ein lächerlicher, aufgeschwemmter Schwanzlurch, der erste echte Zombie, der sich an den verrottenden Resten seines Kadavers ergötzt. Nur durch exzessive Autoerotik kann dieses peinliche Würstchen Bestätigung finden. Und obendrein ist das Paradebeispiel für modernes Wichsertum auch noch stolz auf den Super-GAU, den seine Existenz darstellt.“

„Noch ein Pilsator?“ unterbrach ich ihn.

„Ja, bitte.“

„Hier. Nun denn, also. Stanislaus, das Scheusal, der aus der Ursuppe hervorgekrochene Riesentestikel, dieser mutierte Fußpilz, hat also an meiner Lebensweise etwas auszusetzen. Aber wen interessieren schon die Ansichten eines derartig verkümmerten Homunkulus wie ihm. Leprakrank und ausgezehrt krebst er am Existenzminimum herum und versucht, seine Verwesung bei lebendigem Leib irgendwie unter den Teppich zu kehren. Aber Krätze und Skorbut lassen sich nicht so einfach vertuschen, wie sich das die Zangengeburt vorgestellt hat. Sogar sein Bewährungshelfer hat Lunte gerochen und verweigert den Geschlechtsverkehr. Niemand will auch nur die selbe Luft atmen wie dieses kaputte Ganzkörperhämatom. Das Gehirn zerfressen von fußballgroßen Tumoren und der Syphillis, das welke Geschlechtsteil traurig und vertrocknet in der siffigen Hose vergraben, die Gedärme von schmerzhaften Infektionen rissig, die schrumplige Haut übersät mit zentimeterdickem Narbengewebe, spastisch zuckend, maßt sich diese mickrige Eiterbeule nun also an, hier über mich und meinen Lebenswandel zu Gericht zu sitzen. Aber eins sage ich ihm, diesem verkrüppelten Frettchen mit Hodenkrebs, wer immer von euch ohne Sünde ist, et cetera.“

„Das geht jetzt aber ein bisschen zu weit, meinst du nicht auch?“

„Ja du hast recht, aber du musst zugeben, mal ganz objektiv gesehen, dass du ganz schön verbastardet bist.“

„Meinst du echt?“

„Ich glaube schon.“

„Dämliches Gewürm.“

„Pottsau.“

„Prost!“

Das war dann genug des Small Talk und während wir eine Weile stumm an unserem Pilsator nippten, grübelten wir über das Gesagte nach. Schließlich zog ein jeder von uns die Konsequenzen daraus.

 

Ich persönlich halte Rätsel und offene Fragen meist für weitaus reizvoller als eindeutige Antworten.

Du willst doch nich' ernsthaft behaupten, hinter den offen bleibenden Fragen stünden irgendwelche Antworten...? Falls die story ein "Rätsel" sein soll, ist sie Scheiße, ansonsten sehr gut! :D

Ins Stocken geraten bin ich, als die beiden Knalltüten anfingen, sich gegenseitig in die Pfanne zu hauen. Da mußte ich zwei Mal lesen, um das zu kapieren. Solltest du vielleicht etwas umschreiben - nicht so plötzlich umschwenken. (Hmm, ok, es ist ziemlich spät... vielleicht liegt's auch an mir...)

Ach ja: Laß die Kommas hinter der wörtlichen Rede weg, sonst les' ich nix mehr von dir! Isch schwör'!

 
Zuletzt bearbeitet:

Wuhu. Klasse! Viel gelacht.

Korrektur:

In mir regt sich eine tief verwurzelte Übelkeit(KOMMA) wenn mir dieser garstige Erdball in den Sinn kommt.

"Ja(KOMMA) dein lachhaftes Leben, exakt diese kümmerliche Flatulenz, die sich dein Leben schimpft."

Mein Favourit: "Als hätte man ein riesiges, entzündetes, eitriges Geschwür genommen und sämtliche vergnüglichen Aspekte subtrahiert." - Da wird man doch nachdenklich, was Stanislaus und sein Kumpan so alles vergnügliches mit einem eitrigen Geschwür anstellen...

Auch Klasse: "Noch einen Pilsator, bitte" - für einen hinter die Binde vergisst man schnell mal den Streit...

Die Geschichte insgesamt: Urst komisch auf jeden Fall. Und am witzigsten ist es natürlich, wenn man sich an eine aktuelle Diskussion ähnlichen Inhalts aus dem eigenen (zu dem Zeipuinkt schwer besoffenen) Freundeskreis erinnert...
Grüße
All-Apologies

 
Zuletzt bearbeitet:

Die Geschichte ist wirklich klasse, ich habe schön gelacht und freue mich schon auf Deine nächsten Beiträge...

an Gnoebel: Pilsator ist an sich keine neue Wortschöpfung, es gibt eine Biersorte mit diesem Namen, ziemlich übles Gebräu...

Gruß - Xanthippe

 

Danke an alle fürs Lesen und Kommentieren.

Wenn man hier nichts lustig findet: Da kann man leider nix machen.

Was vor 30-40 Jahren war, ist unbekannt. Vielleicht war da ja z.B. die Midlife Crisis der Protagonisten oder so. Seid mal ein wenig kreativ. :D

@falk:

Nein, ein "Rätsel" ist das nicht. Und hinter den offenen Fragen stehen keine definitiven Antworten, sondern man darf sich da selber was ausmalen.

 

Hi Ben!

Hab deine neue Story gesehen, aber das Dumme an den Serien ist ja, dass man sie möglichst von Anfang an lesen sollte, oder?
Das mache ich jetzt einfach...

Etwas erbärmlicheres als das Leben ist mir in meiner bisherigen Laufbahn noch nicht untergekommen.
:thumbsup:

Es besteht exklusiv aus Geifern und Kopulieren, womöglich noch in den eigenen Ausscheidungen.
:thumbsup:

Also ich finde sie gut. Deine Story, meine ich.
Manchmal ist es mir - wie soll ich schreiben - einen Tick zu viel des Guten, aber was übrig bleibt ist immer noch genug des Guten, damit es witzig und lesbar bleibt.
Gefällt mir.
Dein Stil ist sehr eigen und teilweise unglaublich gelungen.

In diesem Sinne
c

 

Ah, jetzt weiß ich auch, welche andere Story du bei "Wirtschaftskrise" meintest: Diese hier.

Hab Dank für die Kritik.

Besser zu viel des Guten als zu viel des Schlechten! :D

Gruß

Ben

 

Hi Ben Jockisch,

wer keine Ahnung vom Schreiben hat, sollte eine Dialoggeschichte schreiben :D (der Satz ist mir gerade so spontan eingefallen. Wenn ich ein berühmter Dialoggeschichtenautor werde, die Recht dafür liegen bei mir, damit das klar ist. Nachzulesen dann bei Frau im Spiegel unter Zitat der Woche. Oh ja!)

Also, Zitat hin, Zitat her, das war natürlich nur ein kleines Riesenspäßchen von mir.

Es gibt mehrere Stellen, die ganz amüsant sind, auch sehr gute Formulierungen ("permanenter Urlaub im Delirium"). Aber insgesamt gefällt mir die Geschichte nur mittelmäßig, sorry.

Da wollte ich mir während der Ted-Bogota-Pause die Zeit mit einer deiner anderen Serien vertreiben, aber das ist für mich kein gleichwertiger Ersatz :)

Ich meine, Ted Bogota 4 wiurde ja auch erst im März 2005 als "Coming soon" angekündigt, *husthust*
Aber lass dir Zeit. Ich will ja nicht, dass die Serie an "Quali" einbüst, da ich bisher jeden Teil besser als den vorangegangenen finde.

Ich rede am Thema vorbei.

Tserk!
Gefundene Fehler:

"Das könnte durchaus sein. Inzwischen hat die Scheußlichkeit die kritische Masse erreicht und der Planet verkommt zusehens zu einer abstoßenden Schutthalde
zusehends
"Du hast Recht. Solch eine massive Konzentration von Unrat sucht Ihresgleichen.
ihresgleichen
"Und das Leben!" warf ich ein. "Das Leben erst!"
Leben!"KOMMA
"So ist es. Etwas erbärmlicheres als das Leben ist mir in meiner bisherigen Laufbahn noch nicht untergekommen. Eine einzige Farce."
Erbärmlicheres
"Hört, hört!" rief ich. "Und dein Leben!"
!"KOMMA
Aber wen interessieren schon die Ansichten eines derartig verkümmerten Homunkulus wie ihm.
ihn
Niemand will auch nur die selbe Luft atmen wie dieses kaputte Ganzkörperhämatom.
dieselbe
"Ja du hast recht, aber du musst zugeben, mal ganz objektiv gesehen, dass du ganz schön verbastardet bist."
Recht

 

Hallo Ben,

auch wenn dieser pilsatorisch unterstützte Dialog bereits ein paar Jährchen alt ist, so hat er doch meinen Tag auf das Vergnüglichste aufgewertet. Herzlichen Dank dafür!

Beste Grüße
Antonia

 

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