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Sperling

koo

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30.11.2011
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Sperling

Sperling

Auf ihrem Dach sitzt jeden Tag, abends kurz vorm Abendbrot, ein Spatz.
Er hockt dann da und piepst nicht, oder tut sonst irgendetwas Nennenswertes. Eigentlich, so scheint es, ist er nur damit beschäftigt an den Abenden auf ihrem Dach zu sitzen und Spatz zu sein. Aber es ist kein Spatz wie andere Spatzen, das spürt man sofort.
Dabei ist es dem Spatz an sich gar nicht an zu sehen.
Er ist vielleicht ein bisschen kleiner als andere Spatzen oder ein bisschen grauer. Vielleicht hat er einen etwas kürzeren Schnabel und eventuell sind auch seine Schwanzfedern etwas stärker gesträubt... Nichts desto trotz würde er, sofern man es nicht besser wüsste, allerorts als völlig normaler Spatz durchgehen.

So ungewöhnlich, dass es unbedingt auffällig wäre, ist ja nun auch sein Verhalten nicht. Spatzen sitzen eben, wenn sie nicht gerade fliegen oder hüpfen. Auch wenn es eigentlich wohl eher eine Art Stehen ist; sie sitzen halt. Und dieser Spatz ist zweifellos ein ganz vorzüglicher Sitzer.
Er sitzt und sitzt, bis irgendwann der nächste Tag ist, - oder vielleicht auch schon ein wenig vorher - auf jeden Fall aber bis der Abend verstrichen ist, - oder sie einfach nicht mehr an ihn denkt - einfach da und ist ein Spatz.
Das macht er, wie vorweg bereits angemerkt, sehr still - richtig tonlos - aber stumm kommt er einem nicht vor. Es ist ja auch keine große Überraschung, dass er nichts von sich gibt; er ist ja nicht in Gesellschaft.
Ab und an klappt er den kleinen dunklen Schnabel ein wenig hoch - vielleicht um die Luft zu spüren oder einfach nur so - und schließt ihn aber auch bald wieder, ganz ohne einen wirklichen Laut. Dabei sieht er zufrieden aus, sofern man dabei von Aussehen sprechen kann; Eigentlich wirkt er eher zufrieden, als dass seine Zufriedenheit irgendwie augenscheinlich wäre. Vielleicht ist er nur friedlich.
Seine Augen sind eigentlich nicht bemerkenswert. Oder vielleicht eher nicht derart bemerkenswert, dass sie sich auf eine Weise hervorhöben und daher zwangsläufig bemerkt würden. Es sind die normalen, schwarz gerahmten, dunklen Pailletten, so wie Spatzen sie eben im Kopf tragen. Bewegungslos scheinen sie immer geradeaus zu sehen und dann dreht der Spatz den Kopf ein bisschen.
Im Verhältnis zu seinem Kopf sind die Augen vielleicht doch bemerkenswert, wenn man sich nicht schon so sehr daran gewöhnt hätte, dass Spatzenaugen proportional ungleich größer sind, gemessen an dem Kopf in dem sie stecken, als zum Beispiel die Augen von ihr. Auch der Spatzenkopf ist um einiges größer - verhältnismäßig natürlich - und so einen Schnabel hat ja auch nur ein Spatz.
Für einen Spatzen gewöhnlich; nicht bemerkenswert.
Genau so wenig wie eigentlich alles an dem kleinen Kerl, der da jeden Abend im Stehen sitzt und keinen Laut von sich gibt.

Von Zeit zu Zeit bläst ihm der Wind das Gefieder etwas auf und er scheint leicht zu zittern, oder er zuckt verhalten mit den Flügeln. Aber das geht vorbei und dann sitzt er wieder so da wie zuvor. Wenn es dann Abendbrot gibt, beachtet sie ihn gar nicht mehr wirklich. Dann rüttelt sie die Pappe beiseite, zündet sich ein Feuer an, schleift die graue Decke über den Beton, dreht den Kopf ein bisschen und hält, inmitten der zitternden Schatten, das, was sie sich aus den Taschen kramt, nah an die Hitze der aufsteigenden Flammen.

 

Lieber koo,

Bemerkungen wie die nach "//" bitte weglassen, zur Not in ein extra Posting nach der Geschichte.

Dein Einstand hat mir leider nicht gefallen. Es ist keine Geschichte. Es passiert nichts - nein, auf dem Dach sitzen und Spatz sein ist keine Handlung, schon gar nicht, wenn es sich um einen Spatz dreht, an dem erklärtermaßen eigentlich nichts bemerkenswert ist, außer vielleicht seine Proportionen, die aber wieder spatzentypisch und somit gewöhnlich, also wiederum nicht bemerkenswert sind, du in dem Text auf ganzer Linie sinnlos über ihn Worte verschwendest. Als weibliche vage Figur im Hintergrund über das Tier sinnieren und ein Foto verbrennen(?), kommt dem vielleicht im Ansatz nahe, dazu gehört dann aber auch Wohlwollen, das so zu sehen.

Mir scheint, der Text soll etwas sagen, aber dann doch wieder nicht.

Vor allem im ersten Teil zu oft "Spatz". Viele Kommas fehlen außerdem.

Alles in allem eine Geschichte, wie ich sie beim blinden Runterschreiben unter völliger Kopfleere zustande bringe. Nur ich poste sowas nicht.

Willkommen auf KG.de, nur streng dich bitte an.

-- floritiv.

 

koo hatte unter die Geschichte gepostet:

// hallo ihr anderen. ich bin grad zum ersten mal hier und hoffe, dass es mir überhaupt erlaubt ist so einen thread einfach zu erstellen? na, ich werds erfahren (:

Hallo koo und herzlich willkommen hier.

Selbstverständlich darfst du einen Thread erstellen und eine Geschichte posten. Dazu (und zum Kritisieren anderer Geschichten) ist das Forum schließlich da. Also: Alles in Ordnung.

Deine Beschreibung des Spatzes ist sehr detailverliebt. Als Leser kann man da schon mal ungeduldig werden. Ich habe immer gedacht: Bald muss doch mal was kommen: ein wenig Handlung, ein bisschen Thema, eine Absicht. Und das kommt dann auch, kumuliert im letzten Absatz. Der ist ziemlich starker Tobak. Vorher hast du deinen Leser schön eingelullt, dann folgt der Hammer. Bei "Auf ihrem Dach [...]" habe ich natürlich an ein festes Zuhause gedacht, an ein Haus aus Stein. Das ist mitnichten so. Auch bei Abendbrot denkt man natürlich an etwas anderes als an den abendlichen Schuss. Insofern führst du den Leser in die Irre. Aber das ist ja die Absicht dieses Textes.

Durch den letzten Absatz sind unsere Minimalanforderungen an Geschichtlichkeit erfüllt. Das möchte ich hier hauptsächlich anmerken. Ich sehe auch nicht, dass ein Foto verbrannt wird, sondern sehe eine deutliche Handlung - siehe meine Interpretation oben. Aber ich gebe floritiv darin recht, dass der Text von der Gewichtung her hinkt. Klar, es ist im Grunde eine Pointengeschichte, eine zu frühe Auflösung würde das zerstören. Aber dennoch hast du 95 Prozent Beschreibung und vielleicht 5 Prozent szenische Darstellung bzw. Handlung. Das wird dich mit Sicherheit viele Leser kosten. Selbst bei einem solch kurzen Text werden viele nach wenigen Sätzen aussteigen, weil nichts passiert. Du brauchst den Spatz als Kontrast, er ist in seiner Natürlichkeit und Zufriedenheit der Gegensatz zu deiner Protagonistin. Aber spannend ist der Anfang deiner Geschichte (also die ersten 95 Prozent!) nicht. Leser wollen geködert und bei der Stange gehalten werden.

Bitte schau dir noch einmal die Zeichensetzung an, da stimmt einiges nicht. Elimier auch einige Wortwiederholungen und Füllwörter. Eine detailliertere Kritik erspare ich mir, da dieser Text sich wie eine Fingerübung liest. Kurzes Fazit: Ja, die Überraschung gelingt (wenn man denn bis dahin durchhält), aber der Text hat Schwierigkeiten, den Leser bei der Stange zu halten. Stilistisch ist noch Luft nach oben.

Viele Grüße und viel Spaß hier
Kerstin

 

Danke für den Kontrapunktkommentar, katzano. Dennoch stehe ich zu meinem Kritik, denn auch deine Interpretation macht mir das Ganze leider nicht klarer. (koo, das soll dich aber nicht dazu verleiten, den Sinn zu verraten. Eine Geschichte funktioniert ja nicht bei jedem.)

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber floritiv, liebe Kerstin.

Zunächst einmal ein herzliches Dankeschön für die Mühe den Text gelesen und kommentiert zu haben. Natürlich sehe ich ein, dass das leider nicht so vergnüglich war.
Dies war zum Teil beabsichtigt...
Die Pointe, wie in Kerstins angeführten Interpretation des letzten Abschnittes benannt, sollte möglichst auf einer Grundlage der Belanglosigkeit und Gleichgültigkeit gelesen werden und dadurch ein wenig schockieren.
Als Fingerübung, für die ich allerdings doch einige Anstrengung (vielleicht weniger Talent oder handwerkliche Fertigkeit?) aufgebracht habe, könnte man es vielleicht sehen... Eventuell habe ich mich auch einfach in der Rubrik geirrt. Unter 'Experimente' hätte sich der Text wahrscheinlich verständlicher gelesen und weniger provokant gewirkt.
Im Grunde steht ja nicht die Handlungsebene so sehr im Mittelpunkt. Die Gewichtung sollte ich mir da wirklich noch einmal näher ansehen, allerdings möchte ich den Schnitt hart halten und auch das Stillleben zuvor einen Deut länger als bis zur Schmerzgrenze einblenden. Es war meine Absicht den Erzähler ein wenig naiv verklärt erscheinen zu lassen, ohne ihn dabei zu sehr in den Vordergrund zu stellen. Die repetitiven Patterns sollten als Stilelemente Gewohnheiten und Abhängigkeit widerspiegeln... ein paar Dinge an denen ich arbeiten muss. Wie auch an den Wortspielereien, die ich versucht habe subtil einzubauen. Keine Ausnahme macht hier die Überschrift, die eigentlich (für meinen Geschmack etwas zu „holzhämmernd“) die Parallelität zwischen beiden sehr passiven, repetitiven Protagonisten unterstreichen sollte, trotz aller augenscheinlichen Kontraste. Das scheint mir ebenfalls kräftig misslungen zu sein.
Alles in allem eine ganze Menge die ich hier erst mal mitnehme.
Die Zeichensetzung ist, zugegebenermaßen, sehr abenteuerlich.

Ich werd' versuchen dazu zu lernen. Leider fehlt mir noch ein wenig die Erfahrung, aber aus diesem Grund habe ich mich schließlich bei KG.de registriert.

Daher: Danke für die Kommentare.

koo

 

Hallo koo,

die Frage, die mir zu deiner Geschichte (ja, dein Text ist eine) einfällt: 'Wieviel Monotonie braucht eine Geschichte - bzw. verträgt sie, wenn Monotonie dargestellt werden soll?

Deine Sperlingsbeschreibung empfand ich als zäh, ich kann mir aber auch vorstellen, dass so eine Beschreibung duch treffende Atmosphäre unterhaltsam sein kann.
Durch die Wende am Schluss kommt etwas Wehmut auf, ein Hauch von Nichtigkeit selbst des von sich aus Unbedeutenden - schade, dass es nur bei dem winzigen Hauch bleibt ...

Tschüß ...

Woltochinon

 

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