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- 18.06.2015
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Spaltkind
Gestern Nacht ist mein Bruder verschwunden und dieses Mal hat er einen Rucksack vom Estrich geholt und den Reisepass eingesteckt. Ich suche in seinem Zimmer nach einem Hinweis. Ein Zettel, auf dem steht, wohin er gegangen ist. Eine versteckte Botschaft. Aber da ist nichts. Vater meint, der Strolch komme bald wieder zurück, also liegt er auf dem Sofa und sieht sich die Tagesschau an, während Mutter in der Küche steht, rauchend aus dem Fenster starrt und dabei nichts sehen kann, außer sich selbst. Ich gebe ihr einen Kuss auf die Wange und sage, sie solle sich keine Sorgen machen. Dann nehme ich ein Messer aus dem Küchenschrank und gehe in Jans Zimmer, um die oberste Schublade seines Schreibtischs aufzubrechen.
Ich finde zwanzig oder dreißig Zeichnungen, alle mit Bleistift gefertigt. Zur Hälfte sind Tiere darauf zu sehen, Raubkatzen und Klapperschlangen, so realistisch, dass ich beinahe zurückzucke. Die andere Hälfte sind Portraits von mir. Stundenlang muss mein Bruder daran gearbeitet haben, doch ich bin ihm nie Modell gesessen. Mir wird klar, weshalb er mich ständig fotografiert, obwohl ich ihm gesagt habe, er solle das sein lassen. Die Zeichnungen sind schön, auf allen lächle ich, sehe glücklich aus. Weshalb hat er mir nie davon erzählt? Ich suche weiter, finde leere Blätter, ein unberührtes Skizzenheft und ganz zuunterst ein Buch. Als ich es dort aufschlage, wo ein Lesezeichen zwischen den Seiten steckt, sehe ich, dass ein Satz unterstrichen ist. Der Hässliche aber begehrt, woran es ihm mangelt.
Mein Bruder ist ein Spaltkind. Bei seiner Geburt waren Oberlippe und Gaumen durchbrochen, Mund- und Nasenhöhle verbunden. Als er drei Monate alt war, wurde die Lippe zusammengenäht. Weitere Eingriffe folgten, man setzte ein Stück seiner Rippe in den Kiefer ein. Die letzte Operation dann mit sieben, um den harten Gaumen zu verschließen. Die Ärzte machten ihre Arbeit gut, doch es blieben Spuren. Narbengewebe. Jans Nase steht schief. Er hat eine verwaschene Aussprache, machte trotz Logopädie nur langsam Fortschritte. Wann genau er begann, unter all dem zu leiden, kann ich nicht sagen. Aber ich denke nicht, dass seine Mitschüler die ersten waren, die ihm das Gefühl gaben, entstellt zu sein.
Das Lämpchen an meinem Smartphone leuchtet auf. Ich hab's auf stumm geschaltet, damit meine Eltern nichts hören, falls Jan anruft oder eine Nachricht reinkommt. Und tatsächlich.
Ich komm nicht wieder
Ich schicke ihm einen Smiley mit zugeklebtem Mund, er antwortet mit einem Kuss. Stolz darüber, dass er mir vertraut, nehme ich die Zeichnungen vom Boden und lege sie zusammen mit dem Buch zurück in die Schublade. Dann erst begreife ich, was er geschrieben hat. Was, wenn er tatsächlich nicht zurückkommt? Ich schleiche mich aus dem Haus und gehe die Straße hoch, bis ich mir sicher bin, dass meine Eltern mich nicht hören können. Unter den Laternen sieht man keine Insekten schwirren, dafür ist es noch zu früh im Jahr, die stecken alle noch im Boden, als Larven. Es ist kühl, ich ziehe den Reißverschluss meiner Jacke hoch und wähle Jans Nummer. Er geht nicht ran. Ich versuche es noch einmal, zähle mit, während es klingelt. Zwei Minuten später eine Nachricht:
Nicht jetzt
Es gibt so Vereinigungen für die Eltern von Spaltkindern, doch das kam für Mutter nie in Frage. Stattdessen begann sie Dinge zu sammeln. Mein Bruder und ich wuchsen zwischen Ziertellern und toten Seepferdchen auf. Mit Eulen, die sich rosa verfärben, bevor der Regen kommt. Auf dem Kaminsims standen Ballerinen aus Porzellan, in Glitzerkleidchen und auf stabilen Sockeln. Und die Engel, all die Engel, die in Reih und Glied den Schlaf der Familie bewachten, uns beim Essen zusahen und beim Scheißen. Jan nannte sie goldgelockte Idioten. Als er elf war, begann er die Engel umzudrehen, wenn er aufs Klo musste. Gespült und die Figürchen wieder zurechtgerückt. Später dann ließ er die Engel mit dem Gesicht zur Wand stehen. Mutter sagte nichts, aber jedes Mal, wenn Jan zur Toilette ging, grinsten sie ihn aufs Neue an.
„Verfluchte Engel“, sagte er zu mir.
„Warum?“
„Mutter stellt die hin, weil sie mich nicht ansehen mag. Weil sie mich so hässlich findet.“
Damals musste ich darüber lachen, ich sah da keinen Zusammenhang. Heute bin ich mir sicher, dass Jan recht hatte, er besitzt ein gutes Gespür, wenn es um solche Dinge geht. Auf alle Fälle waren ihm die Engel ein Dorn im Auge. Einmal steckte er zwei davon in eine mit Seidenpapier ausstaffierte Schachtel Cornflakes und vergrub sie im Garten. Das war eine Art Entführung, die Engel waren noch heil, als er sie, nachdem er von meinem Vater eine Tracht Prügel erhalten hatte, wieder ausgrub und zurück ins Wohnzimmer brachte.
Später lieferten sich Jan und meine Mutter einen Wettkampf des schlechten Geschmacks. Es begann, als er sein Zimmer neu einrichten durfte, meine Eltern ließen ihm bei der Wahl der Möbel freie Hand. Am Ende sah es aus wie in einer Gefängniszelle. Das Bett in der einen Ecke, in der anderen ein Pult. Ein Wandschrank aus Metall. Sonst nichts. Kein Teppich, keine Bilder, außer einer Genesungskarte, die er übers Bett gepinnt hatte, und auf der Minnie Mouse zu sehen war, wie sie einen Luftballon in der Hand hielt.
„Wenn er es so will“, sagte mein Vater. Mutter zuckte mit den Schultern, griff nach dem Versandkatalog und bestellte zwei Frösche aus Keramik.
Danach kamen die gehenkten Kinder. Mein Bruder hatte das Bild in einem Kunstkatalog gefunden, den er sich in der Schulbibliothek ausgeliehen hatte. Es zeigte eine Installation, man sah drei Jungen, die hübsch angezogen waren, so wie es meinen Eltern gefallen hätte. Der eine trug eine Latzhose aus Jeansstoff, der andere ein gestreiftes Hemd in blassem Blau und der dritte einen dunklen Pullover. Niedliche Jungs mit gepflegten Frisuren. Nur dass sie barfuß waren, das passte nicht. Und dass sie zwischen den Ästen eines Baums hingen, mit Stricken um ihre Hälse, das passte noch weniger. Erst wenn man genau hinsah, bemerkte man, dass es sich bei den Toten um Wachsfiguren handelte. Jan ließ Farbkopien machen. Eine davon klebte er außen an die Tür seines Zimmers. Die anderen legte er überall hin, wo es für ihn Sinn machte, in den Wandschrank zwischen T-Shirts und Pullis. Auf dem Pult sollten sie als Schreibunterlage dienen. Und sie hingen an der Wand hinter seinem Bett. Vier Kopien, das machte zwölf am Strick baumelnde Knaben.
„Sind sie nicht schön?“, fragte er Mutter, als sie nach Hause kam. „Hundertmal schöner als jeder Engel. Tausendmal schöner als ich!“ Mutter schwieg, stellte die Einkaufstaschen auf den Boden und verpasste meinem Bruder eine Ohrfeige. Es war das einzige Mal, dass sie ihn schlug. Ich stand daneben und begann vor Schreck zu heulen, Jan starrte sie bloß an, blinzelte nicht einmal. Die Bilder blieben, wo sie waren. Mutter sagte, sie weigere sich, sein Zimmer zu betreten, solange er diese Schweinerei nicht weggeräumt habe. Jan fragte mich, ob ich seine Aktion verstehen könne. Ich sagte Ja, aber das war eine Lüge.
Wind zieht auf, irgendwo schlägt ein Fensterladen gegen die Hauswand. Wo könnte Jan sein? Ob er bei diesen Temperaturen im Freien übernachten will? Er hat mich zur Verbündeten gemacht, ohne mich wirklich einzuweihen. Nun stehe ich draußen im Dunkeln, hundert Meter von meinen Eltern entfernt, und weiß nicht, was ich tun soll. Alles wäre einfacher, hätte ich meinen Bruder nicht so gern. Ich brauche Jan nicht zu verstehen, um ihn zu lieben. Ich denke daran, wie er mit dem Finger über meinen Rücken fährt und ich die Tiere errate, die er dabei skizziert. Wir liegen unten am Baggersee, ich schaue auf das Wasser. Wir haben Schlamm aufgewühlt, als wir darin badeten, langsam sinken die Partikel wieder auf den Grund. Die Sonne wärmt unsere Körper und ich erzähle, dass ich mal einer Spinne die Beine ausgerissen habe, um zu sehen, wie viele davon sie wirklich braucht. Jan lacht und dann werfen wir uns gegenseitig vor, verrückt zu sein.
Und wie mein Bruder zeichnen kann! Mit wenigen Strichen erfasst er das Wesen eines jeden Dings. Häufig setze ich mich neben ihn und schaue zu, wie der Bleistift über das Papier gleitet, es ist Zauberei. Wenn er zeichnet, ist Jan ganz bei sich. Er wirkt dabei so friedlich, dass mir oft die Augen zufallen, während ich noch immer neben ihm sitze.
Ich beschließe, Marc anzurufen. Zuvor trage ich etwas Lippenstift auf, das Smartphone verwende ich als Spiegel. Das tue ich immer, bevor ich mit ihm telefoniere, das ist etwas seltsam. Aber Menschen am Telefon, die wedeln mit der freien Hand wild herum und runzeln die Stirn oder ziehen die Augenbrauen hoch. Da darf ich mich auf jeden Fall schön machen, bevor ich meinen Freund anrufe.
„Hey Nora!“ Marc hat eine tiefe Stimme, beinahe wie ein erwachsener Mann. Im Hintergrund höre ich Sufjan Stevens. Ich trete aus dem Lichtkegel der Straßenlampe und blicke nach oben. Man kann Sterne sehen, nur die hellsten zwar, aber immerhin. Mein Atem geht etwas ruhiger. Ich erzähle Marc, was los ist.
„Und deine Eltern?“ Er dreht die Musik leiser.
„Vater schläft und Mama kaut sich die Nägel von den Fingern.“
„Was soll ich jetzt tun?“
„Hab' ich gesagt, du müsstest was tun?“
„Ne, dachte nur.“
„Ich mein', dieses Mal ist nicht gut, ich spüre das.“
„Weshalb?“
„Ich weiß es einfach.“
„Der taucht wieder auf. Soll ich vorbeikommen und so tun, als wolle ich bei dir übernachten? Dann steht er bestimmt gleich auf der Matte. Zehn Sekunden.“
„Haha.“
„Ja, sorry. Ist halt nicht witzig, wenn du vom Bruder deiner Freundin, aber ist egal. Wenn du möchtest, komme ich vorbei. Um zu quatschen.“
Wir sind seit drei Monaten ein Paar. Wen hätte ich sonst anrufen sollen? Aber es fühlt sich an, als hätte ich meinen Bruder verraten. Er hasst Marc. Als er mich das erste Mal zusammen mit ihm sah, rastete er beinahe aus. Wir standen vor dem Schulhaus, Marc hatte den Arm um meine Schultern gelegt, wir lachten. Auf einmal kam mein Bruder angerannt, aus dem Nichts, denn ich hatte gedacht, er sei zu Hause.
„Fass sie nicht an!“, schrie er und ich musste ihm erklären, dass das für mich in Ordnung sei. Das war echt peinlich. Doch ich bin selbst daran schuld, denn ich habe Jan die Beziehung zu Marc verschwiegen, weil ich weiß, was man sich über den Jungen mit den vollen Lippen und den braunen Augen erzählt. Dass er oberflächlich sei. Dass er den Verstand eines Wiesels habe, den er einzig und allein dazu einsetze, Mädchen rumzukriegen. Und dass er abhaue, nachdem er zum Schuss gekommen sei. Alle sagen, ich solle mich in Acht nehmen. Sie irren sich. Marc war vielleicht mal so, aber jetzt nicht mehr. Obwohl, ganz sicher bin ich mir nicht, denn zusammen geschlafen haben wir noch nicht.
Vor allem aber habe ich meinem Bruder deshalb nichts erzählt, weil er mir leidtut. Ich bin fünfzehn, Jan siebzehn, und er hatte noch nie eine Freundin. Ich kenne viele Mädchen mit älteren Brüdern und die werden dauernd gefragt, was die Brüder so machen und ob sie solo seien. Nach Jan fragt keine. Nicht, dass sie sich über ihn lustig machen. Aber es ist, als gebe es meinen Bruder nicht, da kann man nichts dagegen tun. Einmal wollte ich von ihm wissen, ob er schon mal ein Mädchen geküsst habe. Er schüttelte den Kopf. Ich sagte, er müsse halt noch ein wenig warten. Sagte ihm, dass er doch gar nicht so schlimm aussehe, dass alles gut werde, wenn einmal die Nase operiert sei, dass Joaquin Phoenix ja auch eine Narbe an der Lippe habe. Und was weiß ich, was ich sonst noch sagte.
„Willst du tauschen?“, fragte er mich.
Meine Befürchtungen haben sich bestätigt. Seit er von Marc weiß, piesackt mich mein Bruder, wann immer er kann. Ob schön und dumm meinen Geschmack treffe? Ob wir schon hätten? Es ist, als habe mein Bruder einen Stachel im Leib, der sich nicht herausziehen lässt.
Mir wird kalt, ich laufe zurück ins Haus, hänge meine Jacke an die Garderobe und gehe zur Küche. Mutter steht genauso da wie zuvor. Rauchschwaden hängen unter der Deckenlampe.
„Ich rufe jetzt die Polizei an“, sagt sie.
„Warte bis morgen.“ Ich habe Angst, mich zu verraten, meine Stimme zittert. „Bestimmt ist er bei Tom oder mit Jonas unterwegs.“ Mutter lacht bloß.
„Er geht nicht ans Telefon“, sagt sie.
„Macht er doch nie, wenn er abhaut.“
„Diesmal ist es anders.“ Sie schaut mich an. Ihre Augen sind rot, die Wangen grau. „Hat er dich angerufen?“
„Nein“, sage ich und bin froh, dass es keine Lüge ist. Dann schiebe ich Mutter zur Seite und werfe die Zigarettenstummel, die in der Spüle liegen, in den Müll.
Mutter raucht fast zwei Päckchen am Tag. Irgendwann erfuhr Jan, dass sie weitergeraucht hatte, als sie mit ihm schwanger war. Er fand heraus, dass es einen Zusammenhang zwischen Rauchen und Gaumenspalten gibt. Zu wenig Sauerstoff für das Kind, erhöhtes Risiko einer Missbildung. Jan zeigte mir Internetseiten mit Bildern und Statistiken, danach holte er ein Frotteetuch, ging ins Wohnzimmer, wo meine Eltern auf dem Sofa saßen, warf Mutter das Tuch über den Kopf, zog es nach hinten und hielt es an beiden Enden fest.
„Atme!“, schrie er. „Wie ist es, wenn man keine Luft kriegt?“ Vater sprang auf und hob die Fäuste, aber die Zeiten, in denen er Jan einfach so hätte verprügeln können, waren da bereits vorbei. So stand er bloß da und starrte meinem Bruder in die Augen, dann setzte er sich wieder hin, um meine Mutter zu beruhigen, die am ganzen Körper zitterte.
Ich streiche mit dem Handrücken über ihre Wange.
„Mach dir keine Sorgen, Mama.“
Nachdem ich einige Gläser weggeräumt und den Tisch saubergemacht habe, gehe ich in mein Zimmer und docke das Smartphone am Lautsprecher an. Ich fühle mich müde, trotz der Aufregung, lege mich aufs Bett und denke an Marc. Die Mädels sind ganz schön neidisch. Ich mag es, wenn wir uns küssen, seine Zunge ist flink wie eine Eidechse, das kitzelt und es wird warm zwischen meinen Beinen. Aber mehr liegt nicht drin, das muss ich ihm zweimal die Woche erklären. Eine aus meiner Klasse hat erzählt, ihr Freund sei mal vor sie hin gestanden, nackt, mit steifem Penis und voller Stolz. Sie sei auf dem Bett gelegen, habe ihr T-Shirt ausgezogen und es in der Mitte gefaltet. Dann habe sie das Shirt über sein Glied gehängt und gefragt, ob er es bitte ins Bad tragen könne, zum Wäschekorb. Daran muss ich jedes Mal denken, wenn Marc fragt, was nun sei. Mir ist das zu viel, ich bin dafür noch nicht bereit.
Es klingelt. Ich renne nach unten, öffne die Tür und falle Marc um den Hals.
„Bis halb elf, spätestens“, höre ich Mutter sagen.
„Ja“, rufe ich zurück und wir gehen nach oben. Vor Jans Zimmer bleiben wir stehen.
„Sind die noch immer da?“, fragt Marc und zeigt auf die gehenkten Kinder. „Macht ihr euch keine Sorgen?“
„Ja, sag' ich doch.“
„Schon. Aber das hier, ich meine, das ist doch echt krank. Da muss man ja Angst haben, dass …“ Er streicht mit dem rechten Zeigefinger quer über sein linkes Handgelenk.
„Weshalb sollte er dann seinen Pass mitnehmen, du Hirni?“ Tränen rinnen über mein Gesicht.
Meine früheste Erinnerung an Jan ist, wie ich ihn besuche, zusammen mit unseren Eltern, da war ich drei oder vier. Als wir das Krankenhaus betraten, drückte mir meine Mutter die Karte in die Hand, die später in seinem Zimmer hängen sollte. Minnie Mouse, mit ihren großen schwarzen Ohren und diesem Lächeln, als sei die ganze Welt aus Zuckerwatte gemacht. Weiß der Himmel, was sich Mutter dabei dachte, aber Jan bezog das Motiv nicht auf sich, sondern auf seine Schwester, die ihm die Karte aufs Tischchen neben das Bett gelegt hatte. Von da an sagte er Minnie Mouse zu mir. Er kennt hundert verschiedene Arten es auszusprechen, bei einigen davon ist sein Näseln kaum zu hören. Minnie Mouse ist klein und süß. Achtung, Minnie Mouse, hier kommt der hungrige Kater! Und dann kitzelt er mich, bis ich vor Lachen fast in Ohnmacht falle.
Mit neun stellte ich eine Salbe her. Ringelblumenblüten, Bienenwachs und Olivenöl. Die Konsistenz war nicht gut, viel zu flüssig, also nahm ich einen Pinsel, um die Salbe auf Jans Lippen aufzutragen. Ich nannte es Noras geheime Mixtur. Jan tat so, als wirke sie Wunder, und jeden Abend schlich ich mich in sein Zimmer, um sein Gesicht zu heilen, so lange, bis das kleine Konfitürenglas leer war, in dem ich die Salbe aufbewahrte, so lange, bis ich erkannte, dass es nichts half. In dieser Zeit dachte ich, ich sei die Einzige, die meinen Bruder wirklich mochte, und womöglich war es tatsächlich so.
Wir stritten uns dennoch. Jan war empfindsam wie Springkraut, neidisch auf die Freundschaften, die ich hatte, neidisch auf die guten Noten, die ich nach Hause brachte. Nach seinen Wutanfällen saß er zusammengekauert auf dem Boden und wimmerte. Dann setzte ich mich zu ihm und legte meinen Kopf an seine Schulter. Bis auf dieses eine Mal. Jan hatte mir vorgeworfen, dass ich hinter seinem Rücken über ihn rede. Statt mich zu verteidigen, nahm ich einen Engel von der Kommode und warf ihn gegen die Wand. Das Ding zerbarst in tausend Stücke und ich wusste, dass mir Vater glauben würde, wenn ich sagte, es sei Jan gewesen. Als er verprügelt wurde, war ich auf meinem Zimmer und ließ Musik laufen, um seine Schreie zu übertönen. Später kam Jan herein und sagte, falls er sich einmal umbringe, sei ich daran schuld.
Ich krampfe meine Zehen zusammen, das hilft. Marc nimmt meine Hand, küsst mich auf die Lippen.
„Ich wollte dich nicht beunruhigen.“
„Schon gut.“
„Dein Vater pennt vor dem TV?“
„Er denkt, dass Jan bald wieder heimkommt. War ja auch so, bisher.“
„Okay.“
„Ist doch gut, wenn Vater Ruhe bewahrt, bringt ja nichts.“
„Hmm.“
„Ich mein', schon klar, so dicke wie Mama und ich sind die beiden nicht.“
„Wie nennt er ihn schon wieder?“
„Den Strolch.“
Wir legen uns nebeneinander aufs Bett und hören Coldplay. Marc streichelt mein Ohr, ich hab' ihm einmal gesagt, dass ich das mag. Mein Körper hat sich entspannt, ich stelle mir vor, wie Jan am Pult sitzt und Porträts seiner Schwester zeichnet, mit konzentriertem Blick und einem Lächeln auf dem Gesicht. Ich schließe die Augen und bin kurz davor, einzuschlafen.
„Dein Smartphone blinkt“, sagt Marc. Ich zucke zusammen. Die Nachricht ist von Jan.
Kannst du kommen?
„Was ist los?“, fragt Marc.
„Moment.“ Ich stehe auf, setze mich ans Pult und tippe:
Wohin? Alles klar?
Kreuzung Waldrand
Das ist ziemlich nah, vielleicht drei, vier Kilometer. Ich bin erleichtert.
Warum?
Will mich verabschieden
Ich sende zwei traurige und einen verwirrten Smiley und schaue zu Marc hinüber, der noch immer auf dem Bett liegt.
„Jan will mich treffen.“
„Okay.“
„Kommst du mit?“ Marc verdreht die Augen. Ich schreibe:
Jetzt? Warum kommst du nicht her?
Hast du Kohle? Gebs dir zurück
Wo bist du?
Erklär ich später
„Komm bitte mit,“, sage ich zu Marc. Er nickt.
Okay. Halbe Stunde
Kohle?
Ich schau mal
Keine Ahnung, ob es eine gute Idee ist, Marc mitzunehmen. Aber ich will nicht allein zum Wald fahren und in diesem Moment ist mir auch egal, was mein Bruder davon halten wird. Ich bin wütend. Will mein Bruder tatsächlich abhauen? Sich ganz abwenden?
Natürlich, er hat schon immer Dinge getan, die mir fremd sind. Manchmal drischt er unvermittelt auf Dinge ein, die ihm im Weg sind, kickt gegen Wände und tut sich dabei weh. Dann wieder zieht er sich zurück, sitzt in seinem Zimmer, ist nicht ansprechbar. Daran habe ich mich gewöhnt. Aber letzte Woche erzählte er mir stolz, dass er ein Mofa gestohlen und in den Fluss geworfen habe. Ich fragte ihn, weshalb er das getan habe, und er antwortete, wer hässlich sei, der werde auch hässlich in der Seele. Dann zog er ein Messer aus seiner Jackentasche, sagte, ich solle mit dem Finger über die Klinge streichen.
„Wozu brauchst du ein Messer?“
„Man kann nie wissen.“ Er streckte den Ellenbogen durch, stach einem unsichtbaren Gegner in den Bauch.
„Du machst mir Angst.“
„Gut.“
Am nächsten Tag fing mich Jan nach der Schule ab. Ich solle mitkommen, er wolle mir etwas zeigen. Wir gingen zum Friedhof. Jan blickte sich um und als er sah, dass wir alleine waren, kramte er einen Luftballon aus seiner Jackentasche. Er begann zu kichern, musste sich zusammenreißen, um das Ding aufzupusten. Ich hatte keine Ahnung, was er vorhatte, bis ich das aufgedruckte Motiv sah. Minnie Mouse vor rotem Hintergrund, so wie man sie kennt, je drei Striche als Wimpern, lila Schleife im Haar. Und über Minnies Ohren stand Gute Besserung in Schnörkelschrift. Jan zog eine Schnur hervor, knüpfte das eine Ende am Ballon fest und wickelte das andere um ein Kreuz, so dass Minnie Mouse über einem der Gräber hing.
„Lass uns Fotos machen!“, rief er.
„Was soll das?“
„Den Toten gute Besserung wünschen!“
„Schon klar. Warum Minnie Mouse?“
„Warum nicht?“
„Hat das was mit mir zu tun?“
„Ist witzig. Ich lach' mich tot.“
„Ja, okay, ich find's nicht gut. Lass uns gehen, bitte.“
„Hast du Schiss?“ Jan packte mich an den Schultern und drückte mich zur Seite, bis ich neben dem Grab stand. „Lächeln, bitte!“
„Idiot!“ Ich rannte los, rannte durch die halbe Stadt nach Hause. Verwirrt, weil ich nicht begriff, was in meinem Bruder vorging. Als ich daheim ankam, schmerzte meine Lunge so sehr, dass ich dachte, ich müsse sterben.
Ich ziehe den Pyjama an und stopfe meine Kleider in eine Plastiktüte, die ich Marc in die Hand drücke. Er solle schon mal nach unten gehen, sage ich zu ihm, und als er das Zimmer verlassen hat, stecke ich vier Hunderter, die ich zwischen den Seiten von Lady Punk aufbewahrt habe, zusammen mit einer Halskette und den goldenen Ohrringen meiner Großmutter in einen Stoffbeutel. Ich gehe nach unten und halte den Beutel hinter meinem Rücken versteckt.
„Stehen meine roten Schuhe draußen?“, frage ich Marc und während er die Tür öffnet und nachsieht, verstaue ich Geld und Schmuck in meiner Jackentasche.
„Nö.“
„Okay, dann nehme ich die anderen“, flüstere ich. Danach verabschieden wir uns gut hörbar und nachdem Marc die Tür hinter sich geschlossen hat, gehe ich zur Küche, wünsche meiner Mutter gute Nacht, trample die Treppe hoch, tripple auf Zehenspitzen wieder hinunter und schleiche mich nach draußen. Marc wartet auf der anderen Straßenseite. Ich ziehe meine Kleider an, Marc steigt auf sein Fahrrad und ich setze mich auf den Gepäckträger.
Wir fahren an den letzten Häusern der Siedlung vorbei und dann über die schlecht beleuchtete Landstraße. Die Sterne sind weg, der Himmel schwarz. Schon wieder tränen meine Augen, aber diesmal wegen der kalten Luft. Die Straße steigt an, Marc beginnt zu schnaufen. Ich klammere mich an ihn und wir schaukeln den Hügel hoch. Oben auf der Anhöhe steht ein einsamer Baum und ich zucke zusammen, weil ich zwischen den Ästen etwas hängen sehe. Wir fahren an einem Bauernhof vorbei, ein Hund bellt und ich erschrecke schon wieder.
Als wir den Waldrand erreichen, ist es kurz nach elf. Wir steigen ab, stellen uns unter die einzige Straßenlaterne, die es dort gibt, und blinzeln in die Dunkelheit. Nichts. Marc reibt sich die Hände warm. Dann höre ich ein Rascheln, es kommt aus dem Wald, wo ich auf einmal ein Licht aufflackern sehe.
„Was hat der hier zu suchen?“ Jan steht vielleicht zwanzig Meter von uns entfernt. Seine Stimme überschlägt sich.
„Marc war gerade bei mir. Okay?“
„Nicht okay. Er soll weg.“ Ich schaue Marc an.
„Ich geh' mal da rüber“, sagt er. „Du rufst, wenn was ist.“ Ich gebe ihm einen Kuss.
Mein Bruder sieht schlecht aus. Seine Haare sind zerzaust, Kratzer auf Gesicht und Händen.
„Nicht schlimm“, sagt er. „Ich hätte den Weg nehmen sollen, statt durchs Unterholz …“ Er dreht sich um und blickt zum Wald. „Da hinten hat's einen Schuppen. Für den Forstwart, mit Werkzeug drin. Da kann man rein, die schließen nie richtig ab.“
„Und da willst du übernachten?“
„Ja.“ Jan lächelt.
„Ach so“, sage ich.
„Wenn ich's nicht mehr aushalte, weißt du? Ist ein guter Ort, um nachzudenken. Und dann geht's meistens wieder.“
„Diesmal nicht?“
„Nein.“
„Ist etwas geschehen?“
„Ich will nicht darüber sprechen. Ich brauche nur etwas Zeit, weißt du?“
Was soll ich darauf antworten? Große Brüder müssen ihre Schwestern trösten, nicht umgekehrt. Ich will Jan sagen, dass er nach Hause kommen soll, aber ich schweige.
„Hast du Geld?“, fragt er. Ich gebe ihm die Scheine und den Schmuck. Er steckt alles ein und schaut mich an. „Nicht weinen, Minnie Mouse“, sagt er und nimmt mich in die Arme.
„Die Schule und alles. Du kannst das nicht einfach so hinschmeißen.“
„Ich nehme den ersten Zug morgen früh.“
„Wohin?“
„Ich melde mich, versprochen.“
„Wann kommst du wieder?“
„Wenn es mir besser geht.“ Eine Weile stehen wir da, ich spüre, wie sich Jans Brustkorb hebt und senkt, ich will meinen Bruder nicht loslassen. Aber dann tue ich es doch.
„Tust du mir einen Gefallen?“, fragt er.
„Okay?“
„Sag Marc, er soll sich verpissen. Schick ihn in die Wüste.“
„Wie?“
„Er ist nicht gut für dich“, sagt Jan und bevor ich antworten kann, steht Marc neben uns.
„Arschloch!“, schreit er. „Was hast du gesagt?“
„Dass du dich verpissen sollst.“ Jan hat seine Hände in die Jackentaschen gesteckt und spuckt Marc vor die Füße.
„Ich dachte, du willst dich verpissen?“, sagt Marc und legt seinen Arm um meine Schultern. Ich finde das keine gute Idee und mache einen Schritt zur Seite.
„Vielleicht nicht“, sagt Jan. „Vielleicht müssen wir das zuerst klären.“
„Ach ja? Dann klär' mal.“
„Echt jetzt?“, rufe ich dazwischen, doch Jan scheint mich nicht zu hören. Er geht auf Marc zu, so als sei der gar nicht da, läuft mit gesenktem Kopf einfach in ihn hinein. Marc wirkt überrumpelt, macht zwei Schritte rückwärts und fällt beinahe um. Dann aber schubst er meinen Bruder von sich weg.
„Wichser!“ Jan lässt sich nicht beirren. Diesmal ist Marc jedoch vorbereitet und nimmt ihn in den Schwitzkasten, hält ihn umklammert und sagt, er solle mit dem Scheiß aufhören. Mein Bruder keucht, aus seinem Mund tropft Speichel, ich denke, er gibt auf, denn er lässt sich auf einmal hängen, es scheint, als würde er in sich zusammensacken. Doch genau in dem Moment, da Marc seinen Griff lockert, tritt ihm mein Bruder mit voller Wucht gegen das Schienbein. Marc krümmt sich vor Schmerzen. Er blickt nach oben.
„Verfluchter Spast. Hast du sie noch alle? Du verfickte Hasenscharte!“, sagt er.
Wenn man vom Fünfmeterbrett springt, wenn der Kopf ins Wasser taucht, da hat man dieses Sirren im Ohr und die Welt ist weg, als habe man sie verschluckt, oder umgekehrt, und es gibt nur noch einen selbst. Oder wenn jemand ein Glas fallen lässt und es hat noch nicht aufgeschlagen, aber man kann nichts mehr dagegen tun. Alles geht ganz schnell und ich stehe daneben und schaue zu. Jan greift in die Jackentasche und auf einmal hat er etwas in seiner Hand und ich höre ein Klicken. Dann stürzt er sich mit einem scheußlichen Krächzen auf Marc, der seine Hände vors Gesicht hält. Bestimmt gibt es gar kein Geräusch, als das Messer seine rechte Handfläche aufschlitzt, aber ich höre ein Ratsch, so laut wie das Gekreische meines Bruders. Marc geht in die Knie, er blickt auf seine Hand, als gehöre sie einem anderen. Dann beginnt er zu stöhnen, Blut tropft auf den Boden. Ich schaue zu Jan, der dasteht, als habe er mit alldem nichts zu tun. Er sieht aus wie ein Verrückter.
„Mach was!“, schreie ich, aber mein Bruder lässt bloß das Messer fallen und erstarrt. Ich ziehe die Jacke aus und wickle meinen Pullover um Marcs Hand.
„Scheiße“, wimmert er. „Mir wird schlecht.“ Er steht auf und hält seinen Arm in die Höhe. Gleich verfärbt sich mein Pulli rot, denke ich. Dann hole ich das Rad und Marc setzt sich auf den Gepäckträger. Er wirkt ziemlich weggetreten.
„Geh' nach Hause!“, rufe ich meinem Bruder zu, der noch immer dasteht, als sei er gelähmt.
Wir fahren los. Ich habe Angst, dass Marc bewusstlos wird und vom Rad fällt, frage alle fünf Sekunden, ob es ihm gut gehe und ob er Schmerzen habe, er krallt seine unverletzte Hand in meine Hüfte. Als wir in unser Quartier einbiegen, beginne ich zu schreien, bei den Nachbarn geht das Licht an. Wir steigen ab, Marc setzt sich auf den Randstein und ich renne ins Haus, um meiner Mutter zu sagen, dass sie ihn ins Krankenhaus fahren müsse.
Während Marc verarztet wird, sitze ich alleine im Warteraum, auf einem dieser orangen Stühle. Mutter hat sich auf die Suche nach einem Getränkeautomaten gemacht. Ich starre auf den Linoleumboden und auf meine Beine, die noch immer zittern. Es riecht nach Desinfektionsmittel. Ich greife nach meinem Smartphone und wähle Jans Nummer. Er geht nicht ran. Mein Magen beginnt sich zu verkrampfen. Ich solle Marc verlassen, hat er gesagt und ich begreife, dass Jan wegen mir weggerannt ist. Minnie Mouse hat einen Freund. Drei Monate lang hat mein Bruder es ertragen, aber jetzt nicht mehr. Es liegt nicht daran, dass Marc einen schlechten Ruf hat, sondern bloß daran, dass es jemanden gibt, den ich mag. Und ich mag Marc wirklich. Aber ich verstehe, dass ich noch warten muss mit den Männern. Dass mein Bruder noch nicht so weit ist. So eine Scheiße! Mir wird übel, ich stehe auf, gehe zur Toilette und muss mich übergeben.
Kurz vor Mitternacht kommen Marcs Eltern, sie betreten den Warteraum gleichzeitig mit meiner Mutter, die den beiden erklärt, dass die Hand genäht werden müsse, aber sonst alles in Ordnung sei. Marcs Vater fragt, was geschehen sei und Mutter meint, das könne man später klären.
Zehn Minuten später betritt eine Ärztin den Warteraum, sie sieht nett aus. Marc gehe es gut, sagt sie und wir folgen ihr auf den Flur, wo mein Freund steht und mich anlächelt. Wir umarmen uns, er will mich küssen, aber ich drehe meinen Kopf zur Seite.
„Du hast ihn Hasenscharte genannt“, sage ich.
Als Mutter und ich nach Hause kommen, ist Jan bereits auf seinem Zimmer. Vater hört sich an, was geschehen ist und meint, man müsse warten, ob es eine Anzeige gebe und dann müsse man sich überlegen, was mit dem Strolch geschehen solle.
„Warum hat er das getan?“, fragt er mich.
„Er wollte mich beschützen.“
Ich gehe nach oben, putze mir die Zähne und lege mich völlig erschöpft aufs Bett. Kurze Zeit später klopft Jan an meine Tür und kommt herein.
„Schläfst du?“, fragt er.
„Nein.“
„Wie geht es Marc?“
„Er wird's überleben.“
„Es tut mir leid“, sagt er, setzt sich auf den Rand meines Bettes, streicht mit der Hand über die Decke.
„Ich habe Schluss gemacht.“
„Warum?“
„Warum? Du fragst mich, warum?“ Ich richte mich auf und kneife meine Augen zusammen. Jan legt seine Hand auf meine Schulter und ich beruhige mich wieder.
„Das ist gut.“, sagt er.
„Ist es nicht.“
„Er hätte dich verletzt, da kannst du dir sicher sein.“
„Woher willst du das wissen?“
„Schöne Menschen sind so.“ Jan lacht. „Nur du bist anders.“ Er zieht seine Hand zurück und dreht den Kopf weg.
„Ich bin müde, Jan. Lass uns morgen darüber sprechen.“
„Meinst du, ich bin verrückt?“, fragt er.
„Mach dir keine Gedanken.“
„Du hast die Schublade aufgebrochen.“
„Ich habe mir Sorgen gemacht.“
„Die Zeichnungen?“
„Sie sind toll.“
„Es macht dir nichts aus?“
„Wieso sollte es?“
„Minnie Mouse ist das beste Motiv.“
„Ja“, sage ich.
„Du bist wunderschön, Nora.“ Jan beugt sich nach vorne und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. Seine Augen sind feucht.
„Geh' jetzt schlafen“, flüstere ich. Jan nickt. Dann steht er auf und geht in sein Zimmer.