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Sonnensturm
„Dieses Jahr haben sie Glück. So einen starken Mitsommer-Sonnensturm gibt es nur alle 603 Jahre. Und das ist heute abend.“
„Gut daß unser Schiff sowieso gerade in dieser Ecke der Galaxis war.“
Jeremia setzte sein Cap auf, schnappte seinen „Seesack“ und verließ über das Terminal das Schiff. 6 Wochen Landurlaub hatte er sich redlich verdient. Und hier auf Sun-Heaven war der richtige Platz dafür. Gemütlich stand er auf der Rolltreppe nach unten. An ihm rannte ein Trupp Weganischer Frauen vorbei und ihn fast um. Schnell aber holte er sich ins Gedächtnis zurück was ihm sein Kumpel Leeroy mal sagte: Lege dich unter gar keinen Umständen mit einer Weganerin an. Das Warum blieb er ihm schuldig.
„Willkommen auf Sun-Heaven,“ begrüßte man ihn am Fuß der Treppe. Die selbe Begrüßung kam nochmal in der einheimischen Sprache. „Sla Vla Tranviam.“
Man ist ja gebildet und Grüßt zurück.
„Danke und SlaWla,“ entgegnete er den beiden Frauen.
„Wie lange wünschen sie zu bleiben?“
„6 Wochen. Bis zum 12. August.“
„Haben sie reserviert?“
„Ja.“
„Einen angenehmen Aufenthalt.“
Auf dem Vorplatz des Raumhafens war es nicht schwer ein Taxi zu bekommen. Auf der Fahrt zum „Hotel United Nations“ was vormals „The Imperial“ hieß konnte er die vielschichtige Architektur der Stadt bewundern und fragte sich ein paar mal dabei was Politik mit der Namensgebung von Hotels zu tun hat.
Vor Ort angekommen erschlug ihn beinahe die Pracht des Hotels. Es überkam ihn so, aber „The Imperial“ paßte viel besser. Er ging hinein, meldete sich an und begab sich auf sein Zimmer.
„Wunderbar. Mit Seeblick, Ganz oben. Was besseres gibt es nicht.“
Draußen wurde es etwas laut. Neugierig steckte er den Kopf aus der Tür. Der Trupp Weganischer Frauen hatte offenbar auch Quartier auf dieser Etage. Und zwar Links und Rechts von ihm.
„Na toll.“
„Na, Probleme?“ fragte eine kräftige Stimme neben ihm.
„Nein, gar keine.“
„Kommst du nachher mit zum Strand, den Sonnensturm ansehen?“
„Klar. Warum nicht.“
„Wir sehen uns.“
Diese Frau faszinierte ihn plötzlich. Er wußte nicht weshalb. Es war ganz einfach so. Langes, blaues Haar, Blaue Augen und nur wenig Größer als er.
Dieser Urlaub wird perfekt.
Er schaute noch ein wenig aus dem Panoramafenster den Horizont entlang. Dort zeichnete sich der Aufgehende Planetenring ab. Er wandte sich ab und verließ sein Zimmer. Unten in der Halle besorgte er sich einen Übersichtsplan und marschierte dann los. Die breite Promenade zum Strand legte den Blick frei auf den Horizont und den immer höher stehenden Planetenring. Das pulsierende Leben Links und Rechts von ihm nahm er nur wenig wahr. Er mußte plötzlich wieder an die Frau denken. Dann erblickte er sie an einem der Shops für Bademode. Sie winkte ihn zu sich heran.
„Hey, was ist bei Euch auf der Erde gerade in Mode?“
„Bin etwas aus der Übung. Ich war seit 2 Jahren nicht mehr daheim.“
Schließlich aber suchte er mit ihr zusammen einen schwarzen Einteiler mit weißen Rändern und einem Reißverschluß im Brustbereich heraus.
„Ich denke das ist ganz gut. Wie heißt du eigentlich?“
„Elauada.“
„Ich bin Jeremia.“
„Schön, dann zieh ich mich bloß mal kurz um.“
„Wo sind eigentlich die anderen?“ fragte er durch den Vorhang der Kabine.
„Die haben sich hier irgendwo verstreut. Vielleicht treffen wir uns ja alle am Strand. Der ist breiter als gedacht.“
Elauada kam aus der Kabine heraus. Ein für ihn unglaublich angenehmer Moment. Sie spannte mehrmals ihre Muskeln an um zu sehen ob der Anzug auch alles mitmachte.
„Perfekt. Gehen wir.“
Der Abend dämmerte bereits und der Planetenring stand schon fast Senkrecht über ihnen als sie den Strand über viele, viele Umwege erreichten. So weit das Auge reichte hatten sich hier die Leute versammelt. Dann kam der Augenblick auf den alle gespannt warteten. Der erste Vorbote des Sonnensturms. Der Planetenring schien wie ein Katalysator zu wirken. Auf der Sonnenzugewandten Seite sah man nichts. Direkt hinter dem immer schmaler erscheinenden Planetenring eine Wolke in einem gigantischen Farbspiel verpuffend. Immer mehr dieser Farbenspiele bereicherten den Himmel. Als der Planetenring sich als dünner Strich über ihnen präsentierte war die komplette Sonnenabgewandte Seite mit diesem Farbenrausch überzogen. Es spiegelte sich auf der Wasseroberfläche und verstärkte den Sinnesberauschenden Effekt. Die Zeit schien stillzustehen. Sie stand auch plötzlich Still.
„Hörst du das auch?“
„Ja, ist es nicht wunderschön?“
„Schon, aber ich meine das klatschen im Wasser.“
Elauada blickte über das Wasser.
„Es beginnt zu wirbeln.“
„Was ist das?“
Seltsame durchsichtige Gestalten tauchten aus dem Wasser auf. Die Leute wichen aber dennoch nicht zurück. Die Wesen kamen immer näher.
„Vorsicht! Weg da!“ brüllte Jeremia.
Plötzlich sah er jeden Blick auf sich und Elauada gerichtet. Es waren seltsame Blicke. Strahlende Augenpaare im Farbenspiel wie der Himmel. Die Wesen hielten inne und auch sie schauten die beiden nun an. Wie angewurzelt standen Jeremia und Elauada da als die Wesen jetzt schnell auf sie zukamen. Durch ihre verschwimmenden Umrissen konnten sie sie nicht genau erkennen. Nur noch wenige Meter. Elauada griff eisern Jeremias Arm und zerrte ihn mit sich.
„Komm schon. Was auch immer die vorhaben wird sehr unfein für uns.“
„Au, nicht so fest.“
Jeremias Arm schmerzte. So was in der Art muß Leeroy Jeremia verschwiegen haben. Die große Kraft.
„Sie folgen uns.“
„Annscheinend mühelos. Sie kommen näher.“
„Dann sollten wir uns noch mehr beeilen.“
Elauada legte noch etwas Geschwindigkeit zu. Jeremia konnte fast nicht mehr, aber wurde von ihr mitgerissen. Die Wesen blieben abrupt stehen. Sie schleifte ihn immer noch hinter sich her.
„Halt, sie sind stehen geblieben,“ keuchte Jeremia atemlos.
Elauada drehte sich um.
„Zeig mal Deine Karte her. Schon mal reingeschaut?“
„Nur mal flüchtig.“
„Hier ist ne Linie eingezeichnet.“
„Die war vorher aber nicht drin.“
„Scheint so als ob wir auf der anderen Seite des Planetenringes wären.“
„Wie kommst du darauf?“
„Ich bin Ausbilderin in der Navigation. Karten lesen ist mein Job.“
„Der Ring wandert weiter.“
„Die Grenzlinie kommt auf uns zu. Weiter.“
Wieder griff Sie nach seinem Arm und zerrte ihn mit.
„Hoffentlich ist der Sonnensturm bald vorbei.“
Mit wildem Gekreisch kamen die Wesen immer näher. Doch je näher sie kamen desto mehr manifestierten sie sich. Dies schien ihnen schmerzen zu bereiten und begannen zum Strand zurückzurennen. Ein Blick nach oben verriet warum.
„Der Sonnensturm wird schwächer. Hinterher.“
Elauada rannte den Wesen hinterher. Sie waren jetzt nicht mehr so schnell und behende. Sie sahen aus wie verweste, humanoide Reptilien. Eines drehte sich um und begann wieder auf Elauada zuzurennen. Doch sie schlug ihre Faust in das „etwas“, welches sofort zu Staub zerfiel. Vom Staub selbst fehlte jede Spur.
Elauada und Jeremia konnten gerade noch sehen wie die Wesen im Wasser verschwanden und die Leute am Strand sich wieder zu regen begannen und sich über das tolle Farbenspiel des Sonnensturms unterhielten. Ein Einheimischer alter Mann saß am Rand.
„Ihr habt den Test nicht bestanden.“
„Welchen Test, alter Mann?“
„Ob die neuen Galaktischen Völker schon bereit sind für das Wissen der Altvorderen.“
„Der Altvorderen?“
„Die, die einst auszogen um die Saat des Lebens zu den Sternen zu tragen.“
„Warum waren wir denn als einzige Wach?“
„Weil ihr gegenseitig anders und doch gemeinsam seid.“
„Wie ist das gemeint?“
„Seid ihr gegenseitig von euren Pheromonen so benebelt?.“
Sie blickten sich an. Als sie zurückschauten war der alte Mann verschwunden.
©9/2002