Was ist neu

Showtime

Mitglied
Beitritt
14.12.2003
Beiträge
4

Showtime

Showtime

Einmal wird jeder für 15 Minuten berühmt sein. Ein Satz von Andy Warhol , der bis vor kurzem recht utopisch erschien.

Was bedeutet überhaupt berühmt ? Im Fernsehen schmutzige Wäsche zu waschen und sich nah an der Grenze zum Delirium gegen den Vorwurf des Alkoholismus zu wehren ? Oder mit einem irren Glitzern in den Augen Drogenmißbrauch zu dementieren ? Die Themen sind breit gefächert, laufen aber immer auf die gleichen Grundprobleme der menschlichen Koexistenz hinaus. Gut kommen Sendungen an, in denen unterbelichtete und offensichtlich schwer betäubte Putzfrauen behaupten, sie wüßten genau, daß ihre Freundin kein Kondom benutzt. Diese tritt natürlich auch auf und bestreitet dies. Bei ihrem Auftritt stellt sich dann allerdings schon die Frage, wer so abgebrüht ist, sich diesem Wesen ohne Waffen, geschweige denn ohne Kondom zu nähern. Aber es ist ja immer wieder schön, einen Blick in das Leben des Volkes zu werfen und zu sagen: „Sind die doof, gut, daß ich nicht so bin“.

Gelegentlich, wenn es wirklich zu peinlich wird, schaltet man dann um und bezieht Position gegen Sozialschmarotzer, ganz im Kanzlertrend. Danach tritt ein äußerst benachteiligtes Mädchen in Strapsen auf, weil ihr Freund das so wollte. „Aha, guck‘ mal die da !“ Berühmt heißt also, für eine gewisse Zeitspanne peinlich zu sein und irgendwie anders als die, die zusehen. Wenn man das allerdings lange genug durchhält und sich dann noch öffentlich die Nase brechen läßt, ist der Weg zu ungeahntem Reichtum frei. Jedoch offenbart sich wahre Größe in fast jeder Show, wenn gesagt wird : „Ey, Alter, warum habe ich denn Probleme mit Alkohol ? Doch nur, weil Du....“. Der Satz ist in tausend Variationen zu Ende gebracht worden. Aber dort liegt eben wieder der Bezug zur Berühmtheit.

Ernest Hemmingway sagte einmal: „Kein Mann trinkt zu seinem Vergnügen.“ Aha, und dem würde sicherlich auch Charles Bukowski beipflichten , der nüchtern nicht einen Satz geschrieben hat. Unerträglich, seine Fantasie und seine Ausdrucksweise. Trotzdem alle Bücher gelesen und sich gefreut, daß man nicht so ist. Es gibt dem Menschen doch immer das Gefühl der Überlegenheit, wenn andere sich bloßstellen. Man ist auch bereit, direkt und indirekt dafür zu bezahlen, für dieses Gefühl des Besserseins. Nach den 15 Minuten, wenn überhaupt soviel Zeit besteht, in denen sich der zynische Moderator mit seinen „Gästen“ befasst, ist diese Berühmtheit nach dem oben erwähnten Zitat dann wieder vorbei, im Gegensatz zu Hemmingway’s Ruhm. Naja, immerhin hat er ja auch noch mehr Dinge vollbracht, als seinen Alkoholismus zu rechtfertigen. Den Zuschauer bereichert zudem die Erkenntnis, daß „ein Bier trinken“ sich inzwischen auf die Maßeinheit Kiste bezieht. Nein, so sind wir wirklich nicht.

Schön, auch die stammelnden und ahnungslosen Game-Show-Kandidaten zu sehen, die den zweiten Vornamen des Kanzlers nicht wissen. Aber mal ehrlich, wozu auch ? Kennt der etwa meinen ? Aber trotzdem: „Mann, sind die doof. Gut, daß ich nicht so bin.“ Ich liege auf dem Sofa und kenne alle Antworten. Allerdings hat sich unlängst etwas zugetragen, was mich sehr nachdenklich gemacht hat. Ich sitze am PC, spiele irgend etwas kurzweiliges, meine über alles geliebte Freundin sitzt am anderen PC und stellt mir ständig Fragen. Nach unzähligen Antworten, ich glaube, es waren 10, drehe ich mich zu ihr um und sehe, daß sie mich im Internet zum Casting für eine Gameshow angemeldet hat.
Mit den Worten: „Was soll das ?“, bringe ich meine Dankbarkeit zum Ausdruck, vergesse den Vorfall allerdings auch ziemlich schnell wieder. Tja, 2 Monate später das Casting, noch 2 Monate später der große Tag. 08.00 Uhr morgens, ich unausgeschlafen, weil ich vor Aufregung kaum geschlafen habe und muß so tun, als wenn es nachmittags wäre, weil dann die Sendung ausgestrahlt wird. Ich werde geschminkt und angezogen und bemerke eine ältere, völlig entspannte Frau, deren Ausdrucksweise mir gar nicht behagt. Sie reißt ständig Scherze, deren intellektuellen Tiefgang ich nicht wegdiskutieren kann. Natürlich hat das eine entspannende Wirkung auf die anderen Kandidaten, sodaß alle auf ihrer Seite stehen. Sehen die denn nicht, das sie der Feind ist ? Diejenige, der keiner das Wasser reichen kann ? Schon gar nicht der Mensch dort drüben, der beim Casting sämtliche Antworten von mir abgeschrieben hat, ein Wunder, daß er seinen Namen auf dem Bogen eingetragen hat und nicht meinen. Ironischerweise werden genau die Beiden in der Endausscheidung gegeneinander antreten, dann, wenn mein Stern schon längst erloschen sein wird. Wir nehmen also unsere Plätze ein und werden vom Moderator begrüßt. Es gibt noch ein paar Anweisungen, in welche Kamera gesehen werden muß, wie man zu stehen hat, wie nah man an das Mikro gehen muß, usw.

Dann geht es los. Meine Knie zittern, meine Stimme bebt, die Luft ist zu dick zum Atmen, der Schweiß bricht aus und geht eine unselige Verbindung mit der Schminke ein, ich starre nur noch auf den Fußboden, wo die Markierungen für den Moderator sind. Ich bin fest davon überzeugt, gleich umzufallen. Egal, sie werden es schon raus schneiden. Wir sind mitten im Geschehen, es gibt kein Entkommen mehr. Ich stelle mich vor, danach beantworten wir reihum ein paar belanglose, einfache Fragen. Es wird immer schlimmer mit der Aufregung, ich konzentriere mich nur noch auf mich selbst. An den Gesten und Blicken fällt mir auf, daß ich jetzt dran bin. Abtragung von Erdoberfläche ? Eruption ? Ejakul....? Natürlich Erosion. Völlig logisch. Das darf nicht noch mal passieren. Konzentrier Dich. Ich schon wieder. Womit ist eine Pizza Funghi belegt ? Ich schaue in die zweite Kamera von rechts, gehe auf 30 cm an das Mikro, hole Luft, alles um mich verschwimmt. Funghi ? Nicht mal meinen Vornamen wüßte ich jetzt auswendig. Licht aus, setzen, das Ende der Runde abwarten, nach Hause gehen. Einen Monat später wird die Sendung ausgestrahlt. Am Ende habe ich im Fernsehen einen Menschen gesehen, der optisch O.K. war, aber von nix eine Ahnung hatte. Naja, was soll’s, das waren meine 15 Minuten Berühmtheit, die jetzt glücklicherweise vorbei sind, bei Dieter B. dauert’s wohl noch etwas. Immerhin 3 Monate später rede ich mit einem neuen Bekannten an der Hotelbar 7.000 Km von zu Hause über das Fernsehen und berichte bei einem Bierchen von meinem Scheitern an der Funghi-Frage. Sein Kommentar: „Ja, hab‘ ich gesehen. Die is‘ doch mit Pilze. Ich denk‘ noch: Mann, ist der doof. Das weiß doch jeder.“ Naja, mal gut, daß er nicht so ist.

 

Moin Screen,

Erstmal Willkommen auf KG.de

Zu deiner Geschichte muß ich dir leider sagen, daß sie auch mir nicht wirklich gefallen hat. Und das aus zwei Gründen.
Zum einen ist die Einleitung unglaublich lang. Bis zu der Stelle, an der seine Freundin den Protagonisten anmeldet, passiert ja eigentlich gar nichts. Das ist alles Prolog und - entschuldige meine Ehrlichkeit - in meinen Augen ziemlich langweilig, zumal auch die eingestreuten Gags bei mir nicht gezündet haben (Humor ist bekanntlich Geschmackssache).
Und damit kommen wir zum zweiten Kritikpunkt. Der Inhalt deiner Geschichte ist ziemlich abgegriffen. Witze und Geschichten über doofe Kandidaten in Quizshows oder bekloppte Talkgäste gibt es zuhauf. Das gewählte Thema ist wirklich alt und du bringst leider auch keine wirklich neuen/originellen Aspekte in den Text ein.

Stilistisch ist es sauber und flüssig geschrieben aber inhaltlich hat mich dein Text aus oben genannten Gründen leider nicht überzeugt.

 

Der Gnoebel hat wahrscheinlich bemerkt, daß die Geschichte aus zwei Teilen zusammengestzt wurde, was?

Zugegeben, ich hatte mir nach einigen krankheitsbedingten Tagen zu Hause einfach mal meine Meinung zu den Talkshows von der Seele geschrieben und dann an diese Geschichte angeknüpft, nachdem ich selbst im Fernsehen auftreten durfte und dieses Fiasko erlebt hatte. Diese Erkenntnis schien mir Anlass genug zu sein, die andere Seite noch eben anzuflechten. Denn immerhin war ich ja kurzfristig zu meinem eigenen Feindbild mutiert.

Frage an den Illusionisten: Ich bin ja noch neu hier, deswegen kann es durchaus sein, daß ich die Geschichte falsch platziert habe. Wo hätte ich sie, außer vielleicht gar nicht, besser veröffentlicht?

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom