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Sex in the City

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10.10.2006
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Sex in the City

Mir ist es zu laut hier. Mein Herz bummert mit der Basslinie. Die Boxen stehen schwarz und arrogant neben der Bühne, als könnten sie Herzen zerspringen lassen wie die Stimme Gottes.
Und ich bin nicht mal mit der Sängerin zusammen, sondern nur mit der Bassistin. Die Sängerin ist ein Derwisch, schwarze Kniestiefel, Mikro in der Hand, poltert von einer Ecke der Bühne zur anderen, singt, schreit und sprüht Pheromone in die Welt hinaus, man wird wirr im Kopf, kann keinen Gedanken festhalten, alles rauscht und wummert und taumelt. Man will sich mit Rosenblüten die Ohren verstopfen, hat aber nur Zigaretten dabei, eine Brieftasche, Schlüssel und ein Handy. In der Brieftasche natürlich Kondome, weil die neue Freundin keine Pille nimmt. Brächte die ganze Körperchemie durcheinander und all diese Hormone. Habe als Kind die olympischen Spiele `92 gesehen. Bulgarische Kugelstoßerinnen in Barcelona. Nein, solcherart Pillen kämen ihr nicht in den Mund. Und der Gedanke ist schon wieder weg, wenn das nächste Lied beginnt.
Es ist zu bunt, es ist zu viel. Meine wunderbare neue Freundin: Spielt barfuß den E-Bass, aus dessen Kopf wirr die Saiten springen wie beim Struwwelpeter. Hat selbst glattes, schwarzes Haar und grüne Augen. Ein Kind mit ihr sähe nicht wie der Bass aus, hätte ihre Augen, hätte ihre Haare und von mir wahrscheinlich nur die Schuhe. Ich stecke mir eine Zigarette an, ziehe und ziehe, es kommt nichts, ich betrachte sie im Laserlicht: Sie hat einen Riss über dem Filter, ich kann den Tabak sehen.

Wir sind zum Ficken in ihrer Wohnung, werden aber eine Weile so tun, als seien wir Freunde. Ich sitze auf einer weißen Couch und habe Angst etwas anzufassen. Die Couch ist mit Plastik bezogen; der Glastisch sieht aus, als habe er nie etwas tragen müssen und sei nur die Berührung eines Schwamms gewohnt.
Ich will meine Füße ausstrecken, wenigstens die Schuhe los werden, eine Zigarette rauchen oder ein Fenster öffnen, wage nichts davon. Auf dem Fernseher liegt dekorativ eine Fernbedienung.
Sobald ich ihre Stimme höre, ziehe ich den Bauch ein.
An meiner wunderbaren neuen Freundin kleben noch die Pheromonfetzen der Sängerin. Hat sich nur kurz die Haare gewaschen, steht nun im Türrahmen, ich muss den Kopf drehen, um sie von der Couch aus zu sehen.
„Wie läuft’s bei dir?“, fragt sie.
Gut.
„Den Artikel fertig, an dem du geschrieben hast?“
Toll, dass du das noch weißt. War doch nicht so kompliziert, wie ich am Anfang dachte. Lief alles ohne Probleme. Klasse Konzert übrigens, sollte man auf jeden Fall mal einen hinschicken, der ein Feature macht.
„Feature?“, fragt sie.
So wie ein Artikel, aber bunter.
„Werden eh nur wieder Jenny interviewen.“
Das Los der Bassistin, will ich sagen, zucke aber nur mit den Schultern und schaue freundlich auf meine miteinander ringenden Hände.

Sie unter mir, aber nicht im Missionar, hat beide Beine zur Seite gedreht. Die liegen nun daneben, als brauche man sie nicht mehr groß. Ihre Kniekehlen berühren meine Hüfte. Sie hat flache Brüste, kaum eine Erhebung, ihre Hände spielen unruhig mit meinen Unterarmen, die Daumen kreisen. Sie hält ihre Augen geschlossen, während ich in ihr ruhe. Sie hält mich in sich, ist feucht und weich, ich bin mit der Spitze in einem nassen Hauch von Nichts. Wir schlafen sehr lieb miteinander, so als hätten wir uns gern. Dann langsam bewege ich mein Becken, poche gegen sie, verlange Einlass, sie gibt sofort nach, ich spüre, wie sich ihre Wände um mich schließen, um das Kondom, das zwischen uns liegt. Man will sie mit Dreck bewerfen und schmutzig machen, aber es ist Plastik um uns herum. Es würde nichts haften bleiben, ich rücke nach vorne, will ihr den Platz nehmen, will ihr zu Leibe rücken. Sie öffnet ihre wunderbaren grünen Augen und sagt: „Pass auf, mein Haar.“

Als sie vom Klo wiederkommt, ist sie noch nackt, ich schon wieder angezogen, bis auf die Schuhe. Sie hat eilig alles von sich entfernt, was ich auf ihr zurücklassen hätte können. Wir schlafen nicht miteinander ein, soweit ist es lange nicht.
Ich sitze in Socken, Hose und Hemd auf ihrer Bettkante und sie steht nackt vor mir und lächelt mich zerbrechlich an.
„Ich mag dich gern“, sagt sie und es klingt, wie Abschiede klingen.
Es liegt an der Stadt, sag ich, man kann sich hier einfach nicht näher kommen.
„Es reicht dir also auch nicht?“
Doch, doch, sag ich, weil ich jetzt merke, dass ich fehl gegriffen habe. Es muss an der Musik liegen und an dem vielen Plastik und an den Pheromonen, man kann sich nicht konzentrieren, wenn man ständig den Bauch einziehen muss. So kann man keine Leistung bringen. Alles wunderbar, sage ich.
„Du dachtest, ich mach mit dir Schluss?“
Nein, nein, sag ich. Es liegt nur – und ich überlege fieberhaft und es fällt mir nichts ein und sie schweigt nackt vor sich hin und sieht zum Anbeten aus, ich will an ihren flachen Brüsten saugen, bis mir schwindelig wird und meine Zunge rau und wieder Morgen ist. Es liegt, sag ich endlich, an diesem Artikel, an dem ich arbeite. Über die Stadt. Dass wir alle woanders herkommen, unsere ganze Generation. Wir kommen alle hierher und tun so, als gehören wir hierhin, aber das tun wir nicht. Wir kommen aus kleinen Städtchen und Dörfern und sind nun alle hier. Und wer wir eigentlich sind, und woher wir kommen, das ist etwas anderes als das, was wir jetzt hier tun und wer wir hier sind. Ich mein, sag ich, weil ich jetzt mutig bin, schau dir deine Wohnung an, das kann doch nicht dein Leben sein. So bist du doch nicht aufgewachsen. Das bist doch gar nicht du, oder?
Sie sagt immer noch nichts, einige Härchen auf ihrer schwarzen Scham glitzern, als seien sie mit Tau überzogen, aber es ist nur Wasser, das an einem Schwamm klebte, um mich schnell loszuwerden.
Sie sagt noch immer nichts, lehnt mit dem Rücken an der Tür, die ins Badezimmer führt, und kreuzt ihre nackten Beine.
Ich weiß auch nicht, sag ich. Vergiss das am besten. Das war nur der Job, das hat gar nichts mit uns zu tun.
„Du möchtest wissen, wo ich herkomme?“, fragt sie.
Für einen Moment sehe ich uns auf einer staubigen, grünen Couch sitzen in einem Biedermeierzimmer, während ihr grauer Vater mit klapprigen Händen die Lehnen eines Fernsehsessels bearbeitet und die krebskranke Mutter eine dampfende Sauciere auf den Tisch stellt, mit Blümchen daraufgemalt und aus Meißen. Ich sehe uns in einem pinken Mädchenzimmer schlafen, ganz dicht aneinanderpappend, weil es so schmal ist, und draußen singen Vögel dumm um die Wette, und es ist so leise und ruhig, dass man das Atmen des anderen hören kann, und wenn wir miteinander schlafen, hat sie die Augen offen und es ist nichts zwischen uns und ihre Haare pieksen gegen mich und sie ist klamm und hart und fordernd. Wie zu stark gedroschenes Stroh.
Nein, sag ich. Es ist alles wunderbar. Wir werden sehen, wohin sich das entwickelt. Gib mir soviel, wie du mir geben willst, sage ich, und mit der Zeit wird sich das schon alles entwickeln. Ich ruf dich dann an, mach’s gut.

 

Hallo Quinn,

vor einer ganzen Weile sah ich mal im Fernsehen eine Aufnahme von Rabindranath Tagore, der vor einer großen Menschenmenge etwa folgendes deklamierte:

Diese Zeit wird uns nicht zerstören, denn wir haben sie geschaffen, nicht sie uns.
Es war eines dieser Zitate, die hängen bleiben.

In deiner Geschichte unterwerfen sich der Erzähler und die Bassistin der in dieser Stadt gängigen Vorstellung, wie man zu sein hat. Sie erscheinen beschränkt handlungsfähig: Alles was über den Rahmen von Coolness und Unverbindlichkeit und Nettigkeit hinaus geht, fällt ihnen sehr schwer. Individuelle Merkmale haben sie nur ansatzweise, aber der Erzähler will die Bassistin als Mensch kennenlernen. Und an diesem Punkt geht die Geschichte erst richtig los und wird gut und bedeutsam.

Nein, nein, sag ich. Es liegt nur – und ich überlege fieberhaft und es fällt mir nichts ein und sie schweigt nackt vor sich hin und sieht zum Anbeten aus, ich will an ihren flachen Brüsten saugen, bis mir schwindelig wird und meine Zunge rau und wieder Morgen ist. Es liegt, sag ich endlich, an diesem Artikel, an dem ich arbeite. Über die Stadt. Dass wir alle woanders herkommen, unsere ganze Generation. Wir kommen alle hier her und tun so, als gehören wir hier hin, aber das tun wir nicht. Wir kommen aus kleinen Städtchen und Dörfern und sind nun alle hier. Und wer wir eigentlich sind, und woher wir kommen, das ist etwas anderes als das, was wir jetzt hier tun und wer wir hier sind. Ich mein, sag ich, weil ich jetzt mutig bin, schau dir deine Wohnung an, das kann doch nicht dein Leben sein. So bist du doch nicht aufgewachsen. Das bist doch gar nicht du, oder?
Das ist schön hilflos. Nach all den Posen könnte sogar diese Offenheit wie eine Pose wirken: eine wir-sind-etwas-Besonderes-Pose.

Der größte Teil dieses Textes wirkt wieder etwas traurig und wegen der lustlosen Schamlosigkeit morbide:

Wir sind zum Ficken in ihrer Wohnung, werden aber eine Weile so tun, als seien wir Freunde.
Das ist allerdings originell. ;) Die Sexszene ist dann so nüchtern beschrieben, als ginge es darum, Kartoffeln zu schälen. Was mir noch aufgefallen ist: die panische Angst des Erzählers, sich etwas zu vergeben, Gefühle zu gestehen und zurückgewiesen zu werden. Die Bassistin ist sogar noch weniger greifbar.
Es würde nichts haften bleiben, ich rücke nach vorne, will ihr den Platz nehmen, will ihr zu Leibe rücken. Sie öffnet ihre wunderbaren grünen Augen und sagt: „Pass auf, mein Haar.“

Als sie vom Klo wiederkommt, ist sie noch nackt, ich schon wieder angezogen, bis auf die Schuhe. Sie hat eilig alles von sich entfernt, was ich auf ihr zurücklassen hätte können. Wir schlafen nicht miteinander ein, soweit ist es lange nicht.

Schön beschrieben, aber es fällt die große Angst auf, über das Unverbindliche hinaus zu gehen. Eine Analyse der gesellschaftlichen Zustände, die diese Form von Konformismus hervorbringen, will ich lieber bleiben lassen. ;) Man stelle sich vor, was Heinrich Heine zu solchen Szenen gesagt hätte!

Den Stil fand ich sehr gut, wie gewohnt, ohne Wow-Momente, bis auf das großartig geschriebene Ende:

Für einen Moment sehe ich uns auf einer staubigen, grünen Couch sitzen in einem Biedermeierzimmer, während ihr grauer Vater mit klapprigen Händen die Lehnen eines Fernsehsessels bearbeitet und die krebskranke Mutter eine dampfende Sauciere auf den Tisch stellt, mit Blümchen daraufgemalt und aus Meißen. Ich sehe uns in einem pinken Mädchenzimmer schlafen, ganz dicht aneinanderpappend, weil es so schmal ist, und draußen singen Vögel dumm um die Wette, und es ist so leise und ruhig, dass man das Atmen des anderen hören kann, und wenn wir miteinander schlafen, hat sie die Augen offen und es ist nichts zwischen uns und ihre Haare pieksen gegen mich und sie ist klamm und hart und fordernd. Wie zu hart gedroschenes Stroh.
Nein, sag ich. Es ist alles wunderbar. Wir werden sehen, wohin sich das entwickelt. Gib mir soviel, wie du mir geben willst, sage ich, und mit der Zeit wird sich das schon alles entwickeln. Ich ruf dich dann an, mach’s gut.
Irgendwie ist das doch unbefriedigend, oder?

Beste Grüße vom

Berg
(dem Edd Tollett unter den kg.de-Kritikern)

 

Hallo Quinn!

Das ist wohl deine Abrechnung mit den toughen Sex-and-the-City-Frauen, hm? ;)

Eigenartigerweise heute schon die zweite Geschichte, die mit dem Stadt/Dorf-Gegensatz spielt. Auf dem Dorf hätte sie ihm ganz gehört, da wäre eine Familiengeschichte dabeigewesen, ein Umfeld, mit den hellen und dunklen Seiten, Vögel, die zwitschern und eine Mutter, die Krebs hat, es wäre Leidenschaft dagewesen und kein Plastik und keine schnelle Dusche nach dem Sex, da hätte sie seine Spuren auf sich belassen. Da wäre schlechthin die Fülle gewesen und das echte Leben. Und hier in der Stadt: Alles clean und safer sex, das Plastik zwischen ihnen ist ein fast zu sprechendes Symbol, die Vorsicht zwischen den beiden. Und hier fühlt er sich auch unsicher (er zieht den Bauch ein) gegenüber dieser selbständigen, erfolgreichen, selbstbewussten Frau, die aber fast nur körperlich beschrieben wird, ihre Persönlichkeit kann man nicht sehen und Gefühle, welcher Art auch immer, auch nicht. Sie ist eigenschaftslos, scheint mir fast.

Die Sexszene finde ich allerdings nicht nüchtern, er will sie ganz besitzen, aber sie weist ihn zurück, mit dem "Pass auf meine Haare" auf. Die Sexszene ist vielleicht traurig, nicht prall, aber die Sehnsucht nach etwas von seiner Seite spürt man. Da schwingt schon sehr viel mit bei der genauen Beschreibung, wie er sich in ihr fühlt.

Mit dem Standardsatz am Ende: „Ich ruf dich an“ – ich denke, damit wird schon deutlich, dass es das war, dass es keine Fortsetzung gibt zwischen den beiden.

Ja, schöne, treffende Geschichte.

Du hast ja hauptsächlich diese zwei Ansätze beim Schreiben: Diese kleinen berührenden Geschichten und die großen, handlungsstarken Geschichten. Wenn du diese beiden Ansätze verbinden könntest … das wär der große Schritt, den du tun musst, meiner bescheidenen Meinung nach.

neben der Bühne, als könnten sie Herzen zerspringen lassen wie die Stimme Gottes.
besser: als könnten sie wie die Stimme Gottes Herzen zerspringen lassen
sprüht Pheromone in die Welt heraus
hinaus
Ein Kind mit ihr sähe nicht wie der Bass aus, hätte ihre Augen, hätte ihre Haare und von mir wahrscheinlich nur die Schuhe
Schön, um zu beschreiben, dass sie wesentlich attraktiver ist als er, bzw. dass er sich so einschätzt.
Sie unter mir, aber nicht im Missionar, hat beide Beine zur Seite gedreht. Die liegen nun daneben, als brauche man sie nicht mehr groß. Ihre Kniekehlen berühren meine Hüfte
also so ganz kann ich mir das nicht vorstellen ;)
Dann langsam bewege ich mein Benken
Becken
Sie öffnet ihre wunderbaren grünen Augen und sagt: „Pass auf, mein Haar.“
;)
Wir kommen alle hier her und tun so, als gehören wir hier hin
zusammen: hierher, hierhin,
Sie sagt immer noch nichts, einige Härchen auf ihrer schwarzen Scham glitzern, als seien sie mit Tau überzogen
immerhin, sie ist noch nicht rasiert oder gewachst ;)
Vergiss das am Besten
Superlativ, Mynher, wann merkst du dir das endlich: am besten :D

Gruß
Andrea

 

Hey Quinn,

habe ich gerne gelesen, eine Nacht drüber geschlafen und nochmals gern gelesen. Mir gefällt dieser Unterton, ohne das ich ihn jetzt benennen könnte. Er schwingt da in meinem Kopf und klopft an so Ecken an.

Die Kälte, diese Ich-bezogenheit, die Schnelllebigkeit, die Angst sich festzulegen, da klingt einiges an, was unseren Alltag bestimmt. Und alle richten sich ein, wie es die Medien vorgeben, nur um dazuzugehören; aber gut fühlt es sich nicht an. Wärme und Nähe sind Schnee von gestern. Heute ist Plastik.

Ich frag mich die ganze Zeit, warum er für seine Rede keine "..." bekommen hat. Ist es, weil er so ein passiver Redner ist? Inhaltlich nimmt er sich ja extrem zurück. Will gefallen, also sagt er, was sie hören will - auf keinen Fall anecken.
Es hat mich nicht gestört, im Gegenteil - seine Passivität unterstreicht das gut.

Und ich bin nicht mal mit der Sängerin zusammen, sondern nur mit der Bassistin.

:) So wird sie dem Leser vorgestellt - meine Freundin ist nur die zweite Wahl und überhaupt, redet er am Anfang mehr über die Andere - die, die er nicht haben kann

Ich stecke mir eine Zigarette an, ziehe und ziehe, es kommt nichts, ich betrachte sie im Laserlicht: Sie hat einen Riss über dem Filter, ich kann den Tabak sehen.

Tja, der Teufel steckt im Detail - schon übel, was so ein kleiner Riss alles bewirkt. Schön!

Schöne Stellen gab es noch mehr. Es war mir eine Freude.

Beste Grüße Fliege

 

Hallo!

Ich kann mich gut damit identifizieren. Diese Anonymität des Nachtschwärmers ist eben ein Merkmal des heutigen Stadtlebens. Immer darauf hoffen, dass irgendwas großartiges passiert und stolz auf alles, was irgendwie passiert. Ich selbst komme aus der tiefsten Provinz, und lebe jetzt Stadt. (Wenn auch nicht in einer Großstadt). Mir sind diese Konstraste echt nicht fremd.

Das ist es, was ich da rauslese. (Bestimmt noch viel mehr, aber der Komm. wird sonst zu lang:D.) Mir gefällt die Geschichte!

Gruß,
Satyricon

 

Hi Quinn!

Eine schöne, tragische Geschichte. Anonymität, Resignation, Einsamkeit selbst in der Liebe, eine moderne Urbanbeziehung. Irgendwie ist sie klischeehaft - so könnte zumindest auch ein Beziehungskunstfilm verlaufen. Andererseits ist sie aber 'wahrer' als diese dämliche Sex & the City Welt, der sie entgegengesetzt ist. Das hast du schon toll gemacht, die Gegenüberstellung!

Was mir als Motiv vor Allem gefällt, ist die Sehnsucht stetig nach was anderem, nicht die Sängerin, sondern die Bassistin, nicht das Dorf, sondern die Stadt, nicht der Dreck, sondern das Plastik ..., immer alles nicht ganz ... Toll!

Gruß
Kasimir

 
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Hey Quinn!

Die Boxen stehen schwarz und arrogant neben der Bühne, als könnten sie Herzen zerspringen lassen wie die Stimme Gottes.
Arrogant, soso. Ich sag nicht, dass das schlecht ist, ich sag nur soso. Du hättest schon andere dafür gedisst, aber es passt zu dem Text und es überrascht, dass du das geschrieben hast. Mutig.
Ich komme auch nicht mit der Stimme Gottes klar, aber es scheint hier sonst keinen zu stören.
Man will sich mit Rosenblüten die Ohren verstopfen,
Kann man nicht einfach "stopfen" oder "vollstopfen" schreiben? Weil "verstopfen" hat zu starke Assoziationen mit einem bestimmten Zustand.
Kopf wirr die Saiten springen wie beim Struwwelpeter.
Schönes Bild.
Wir sind zum Ficken in ihrer Wohnung, werden aber eine Weile so tun, als seien wir Freunde.
Ich wünsche mir mehr von diesen zugespitzten Sätzen, falls du verstehst.
Die Couch ist mit Plastik bezogen
Eine E-Bassistin mit einer Plastik überzogenen Couch, wie uncool ist die denn. Aber die ist ja auch unten unrasiert.
Sie unter mir, aber nicht im Missionar, hat beide Beine zur Seite gedreht. Die liegen nun daneben, als brauche man sie nicht mehr groß.
Wie heißt die Stellung, die kenne ich noch nicht.
Sie öffnet ihre wunderbaren grünen Augen und sagt: „Pass auf, mein Haar.“
Pass auf, mein Haar. Wunderbar. :)
Doch, doch, sag ich, weil ich jetzt merke, dass ich fehl gegriffen habe. Es muss an der Musik liegen und an dem vielen Plastik und an den Pheromonen, man kann sich nicht konzentrieren, wenn man ständig den Bauch einziehen muss. So kann man keine Leistung bringen. Alles wunderbar, sage ich.
Wunderbar.
Sie sagt immer noch nichts, einige Härchen auf ihrer schwarzen Scham glitzern,
Sollen die glitzernden Schamhaare ein Hinweis auf ihre „dörfliche“ Vergangenheit sein?

Das waren jetzt für mich die Highlights der Geschichte, gibt natürlich noch mehr, aber das reicht fürs Erste.
Ich finde die Geschichte schön erzählt, zieht diesen melancholischen Ton durch, war mir bei dem ersten Satz schon klar, dass es nicht mehr die Hornby-Stimme ist. Sondern dass sich hier der Erzähler ernst nimmt und dann tut man das als Leser automatisch.
Ist halt eine glatte Geschichte, da gibt’s wenig bis gar nichts zu kritisieren. Interessante Figuren, wobei das Mädel natürlich nur oberflächlich beschrieben ist, aber was der Erzähler sich so dazu denkt – gegen Ende – dann phantasiert man ihr irgendwelche Eigenschaften an (ich weiß, dass man nicht "anphantasieren" sagen kann, aber ich mach’s, weil ich ein Stadtmensch bin) und eigentlich ist sie auch nur eine arme Weißwurst.
Hast du fein gemacht.

JoBlack

 

Ich habe hier aufgeräumt und einen persönlich motivierten Kommentar, der jede objektive Auseinandersetzung mit der Geschichte vermissen ließ, gelöscht - ebenso die Antworten auf diesen Kommentar. Diskussionen dazu sind hier fehl am Platz und werden sofort gelöscht. Wer ein Problem damit hat, kann sich per PM an mich wenden.

 

Hallo Quinn,

Ich habe die Geschichte zwei Mal gelesen, einmal bevor ich die Kommentare durchgeguckt habe und einmal danach. Jedenfalls hat sich nichts an meiner Meinung geändert, ich habe den Text sehr gerne gelesen. Da ich auch zu diesen Kleinstädtern gehöre, die in die Grossstadt gezogen sind, habe ich vieles wieder erkannt (in Berlin begegnet man ja kaum noch echten Berlinern und an einer Party wird man meistens eh erst Mal auf Englisch angesprochen :/ ). Das ist ein Thema, das mich in letzter Zeit auch immer wieder beschäftigt hat und zu dem ich vielleicht auch einmal etwas schreiben werde.

Tut mir also Leid, wenn ich jetzt nichts konstruktives sagen kann, das meiste ist ja schon gesagt worden. Dafür hebe ich ein paar Stellen hervor, die mir besonders gut gefallen haben. :)

Habe als Kind die olympischen Spiele `92 gesehen. Bulgarische Kugelstoßerinnen in Barcelona. Nein, solcherart Pillen kämen ihr nicht in den Mund.

Sie hat einen Riss über dem Filter, ich kann den Tabak sehen.

„Ich mag dich gern“, sagt sie und es klingt, wie Abschiede klingen.

Liebe Grüsse,
sirwen

 
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Hallo Quinn,

Das ist eine hübsche, hoffnungsfrohe Geschichte. Ich will nichts benörgeln, nur hinschreiben, was ich gelesen und gedacht habe.

Mein Herz bummert mit der Basslinie. Die Boxen stehen schwarz und arrogant neben der Bühne, als könnten sie Herzen zerspringen lassen wie die Stimme Gottes.
Und ich bin nicht mal mit der Sängerin zusammen, sondern nur mit der Bassistin.
Da hat mir Dein Held sofort leidgetan.
Dieser überzogene Vergleich, als müßte noch eine Draperie her, damit es wirkt, diese übergeläufige Wertung: nur mit der Bassistin, das ist so klassisch, er bekam umgehend Welpenschutz. Rührender Anfang.

Habe als Kind die olympischen Spiele `92 gesehen. Bulgarische Kugelstoßerinnen in Barcelona. Nein, solcherart Pillen kämen ihr nicht in den Mund.
Da bin ich übel gestolpert, weil ich diesen Tarnkonjunktiv zu spät erkannte. Du hast viel Stakkato in der Geschichte, ich dachte, der Held erzählt und läßt das Ich weg. Es wär deutlicher, wenn da stünde: Sie habe ...

Sobald ich ihre Stimme höre, ziehe ich den Bauch ein.
An meiner wunderbaren neuen Freundin kleben noch die Pheromonfetzen der Sängerin.
Er sagt wunderbar so halbironisch, als sehe er vollkommen ein, daß sie wunderbar sei, nur irgendwie fühle er es eben nicht. Diese seltsame Fetzensache: Er könnte das ja nicht tatsächlich riechen, also, woher wollte er wissen, was da nach wem riecht. Es muß also was Psychologisches sein, etwas, das er sich vorstellt, damit es aufregender wird, aber es verwirrt ihn nur noch mehr. Und dabei muß er noch den Bauch einziehen. Bei ihrer Stimme! Dabei hat sein Herz am Anfang mit der Basslinie gebummert. Das ist bestimmt die Krise vor der Identität oder sowas.

Das Los der Bassistin, will ich sagen, zucke aber nur mit den Schultern und schaue freundlich auf meine miteinander ringenden Hände.
Je weiter ich las, desto mehr dachte ich, daß die Frau in ihrem Verhalten wesentlich souveräner ist als er, auch souveräner, als er denkt. Hier hab ich mir z.B. eingebildet, daß er das nicht sagt, weil er denkt, das könne ihre Gefühle verletzen, wobei ihre Bemerkung vorher weder anklagend noch neidisch oder bitter war, sondern eher so beiläufig, weil es halt so ist und sie es kennt.

Man will sie mit Dreck bewerfen und schmutzig machen, aber es ist Plastik um uns herum. Es würde nichts haften bleiben
Da tat er mir wieder leid, weil er dem Plastik die Schuld zuschiebt.

„Ich mag dich gern“, sagt sie (...)
Es liegt an der Stadt, sag ich, man kann sich hier einfach nicht näher kommen.
„Es reicht dir also auch nicht?“
Doch, doch, sag ich (...) Alles wunderbar, sage ich.
„Du dachtest, ich mach mit dir Schluss?“
Nein, nein, sag ich.
Das ist ein wirrer Dialog. Also, nicht falschwirr, aber. Sie erzählt hier ja eigentlich, es reiche ihr nicht, macht ihm ein weiträumiges Angebot mit dem auch, greift auch ruhig und klug seinen Gedanken vor, er macht dann sofort einen Rückzieher und sie läßt ihn, als wolle sie ihn schonen. Krass, wie die Frau gegen Ende immer stärker wird, vor allem, weil sie ihre Stärke nicht gegen ihn verwendet, wozu sie ja mannigfach Möglichkeiten hätte.

ich überlege fieberhaft und es fällt mir nichts ein und sie schweigt nackt vor sich hin und sieht zum Anbeten aus, ich will an ihren flachen Brüsten saugen, bis mir schwindelig wird und meine Zunge rau und wieder Morgen ist.
Weil ich an die Charakterentwicklung Deines Helden glaube, denke ich, daß er das alles an dieser Stelle auch erkennt.

einige Härchen auf ihrer schwarzen Scham glitzern, als seien sie mit Tau überzogen, aber es ist nur Wasser, das an einem Schwamm klebte, um mich schnell loszuwerden.
Das Fette würd ich streichen, weil Du vorhin schon Schwamm hattest und jetzt noch Scham und Schwamm, und weil es überhaupt zuviel und sowieso klar und ohne die Wiederholung stärker ist.

„Du möchtest wissen, wo ich herkomme?“, fragt sie.

Da, wow! Was für eine kluge Frage! Und kein beleidigtes Gesicht, als er sofort wieder umkippt und seine reinschwappenden Landassoziationen ihn abschrecken und er sie schon wieder vergißt. Meine Fresse. Und sogar diesen Satz
Gib mir soviel, wie du mir geben willst
nimmt sie hin. Die muß er sich ... also, hoffentlich ruft er an. Die ist doch prima für ihn! Sie wird ihm nach und nach geben, soviel er vertragen kann, und wenn sie die Geduld verliert, hat sie immer noch den Bass. :)

Die Geschichte hat mir gefallen, weil mir beide Helden sympathisch waren und weil sie schön ruhig erzählt ist, ohne sich zu schleppen oder zu überschlagen. Außerdem, weil ich Bassisten mag, die Bassisten-Sänger-Irrlehre dauernd präsent ist und die Bassistin am Ende groß rauskommt. Tatsächlich hab ich in keiner Deiner bisherigen Geschichten je eine Frau gemocht.
Darüber hab ich allerdings vergessen, mir die zwei Kommafehler rauszuschreiben, die ich noch entdeckt zu haben meinte.

Gruß,
Makita.

 

Hallo Quinn,

sehr schöne Geschichte. Nüchtern und doch emotional; das muss man erst einmal hinbekommen. Hab sie sehr gerne gelesen!

Das Einzige worüber auch ich gestolpert bin, ist dieses "auch" in "Es reicht Dir also auch nicht?". Wobei das natürlich trotzdem wieder nachvollziehbar ist, da keiner von Beiden so recht zu wissen scheint was das alles soll, wie man beim Anderen dran ist, und ob man sich darauf einlassen kann oder will.

Sehr geil! Danke dafür

elisabeth

 

Naja, >mir ist es zu laut hier<,

lieber Quinn,

und fürs Lobhudeln kannstu ja nix. >Mein Herz bummert mit der Basslinie<, was der Rhythmus auch so will. Der dominierende Bass bezieht dann auch das Steißbein ein, dass die Liebe zur Musik (oder ist's Verachtung?) durch's Gesäß gehe.

Noch'n naja, da stehen schwarze Boxen >arrogant< und welche >Stimme< welchen >Gottes< lässt Herzen zerspringen? Höchstens das Trommelfell!

Naja, man kann nicht immer die beste (Sängerin als) Jagdbeute haben, da kann's auch mal eine barfüßige Bassistin sein zum Fick. Da wird man (ver)wirr(t) im Kopf, sofern man noch einen hat und nicht der Unterleib die Welt bestimmt. Erstaunlich, wie oft in den von mir zuletzt gelesenen Geschichten hier vor Ort seit diesem unsäglichen Rauchverbot Zigaretten erwähnt werden. Ist eigentlich schon's Ficken in öffentlichen Räumen verboten? Ach, war gar nicht erst erlaubt? Da haben die hormonverseuchten Kugelstoßerinnen schon was!, als Umkehrung westl. Schönheitsideals.Na, und dass der Struwwelpeter nur noch vier Haare haben soll, halt der Zahn der Zeit.

>Wir sind zum Ficken in ihrer Wohnung, werden aber eine Weile so tun, als seien wir Freunde.< Besser Konj. II, auch wenn nur ich das meine.

>„Wie läuft’s bei dir?“, fragt sie.
Gut.
„Den Artikel fertig, an dem du geschrieben hast?“<

Ist das der aus der Nachbarschaft? >Zitat: Ein Holzzaun, sie ist frisch gestrichen, dazu eine passende Eingangstür.
Was für den Laien so aussieht, als sei der Autor zu dumm, das richtige Geschlecht eines Holzzauns zu kennen, ist für den Eingeweihten eindeutig ein Stilmittel. Denn "sie" bezieht sich natürlich auf die vorher erwähnte Frau, die neues Make-Up aufgelegt hat<, fast wie weiland seeligen Angedenkens >Als ein Pferd durch das Mädchen geschossen kam, stürzte sie zu Boden.<

>Toll, dass du das noch weißt<, passt dann irgendwie.

Was zum Teufel treibt uns dazu, die Banalität des Sexuallebens derart zu überhöhen? Sind wir da nicht alle irgendwie Exhibitionisten, die die's schreiben und die armen Seelen, die's toll finden. Ist eben so, wie's vom Meister an anderer Stelle gesagt wird: >Das ist so wie, wenn man auf dem Klo ist und richtig abdrückt und es schön flüssig läuft<, dass Mme. tatsächlich vom Klo kommt. 's ist ein feuchter >Hauch von Nichts<, was auch bleibt, stehe da auch Quinn drüber.

Und alle Welt - zumindest hier vor Ort - weiß doch, dass Du's besser kannst.

Naja, dann will mal Tschüss sagen!

Friedel

 

Um es gleich zu sagen: Mir gefällt die Geschichte nicht. Sie ist zwar gekonnt geschrieben, ohne Füllworte, stringent also, aber dadurch kalt, und ich frage mich, ob auch die Sätze so sein müssen, wie der Inhalt?

Ich sehe auch den Gegensatz Stadt Dorf nicht. Ich meine, die Menschen sind wie sie sind, ob im Dorf oder in der Stadt, das bleibt gleich. Jedenfalls würde diese Bassistin auch im Dorf Plastik um sich haben und beim ficken unbeteiligt sein, d.h. höchstens auf ihre Haare achten, und gleich hinterher duschen – auch auf dem Dorf gibt es solche zwanghafte Handlungen, vielleicht sogar mehr als in der Stadt.

Desweiteren sind mir 2 Fehlerchen aufgefallen:

In der Brieftasche natürlich Kondome, weil die neue Freundin keine Pille nimmt. Brächte die ganze Körperchemie durcheinander und all diese Hormone. Habe als Kind die olympischen Spiele `92 gesehen. Bulgarische Kugelstoßerinnen in Barcelona. Nein, solcherart Pillen kämen ihr nicht in den Mund.
Falscher Vergleich - Antibabypille vermännlicht Frauen nicht, ihr Hormonpegel ähnelt dann eher dem einer Schwangeren.

Ein Kind mit ihr sähe nicht wie der Bass aus
Es ist wohl „ein Kind von ihr“ gemeint - oder wird hier davon gesprochen, wie das Kind bei einem Spaziergang mit ihr aussähe?

Mir bleibt noch zu fragen, Quinn, was du hier schreiben bzw. mit dieser Geschichte bezwecken wolltest.

 

Quinn!

Mir hats gefallen. Eine Geschichte um einen Kerl, der weder die eine, noch die andere Frau bekommt. Er kommt mir sehr depressiv vor und verloren, der würde ja so gerne, hab ich das Gefühl, vor allem auch mit der Sängerin was haben, aber dafür reichts halt nicht.
Es reicht eben nur für die Bassistin. Und damit ... ja, da leidet er ja das erste Mal.

Und dann lässt ihn selbst die Bassistin nicht so wirklich ran, will Plastik zwischen sich und ihm, will sich danach gleich duschen gehen um ihn "loszuwerden". Er ist unsicher, zieht den Bauch ein, fühlt sich auch in der Wohnung nicht wohl.

Und am Ende ist er wohl enttäuscht.

Die Bassistin ist so ne richtige Profi-Frau. So stellt man sich das vor, wenn Sex mal eben den gleichen Stellenwert hat wie ne Pizza nach der Soap. Ich mochte die überhaupt nicht. :)

Habe als Kind die olympischen Spiele `92 gesehen. Bulgarische Kugelstoßerinnen in Barcelona.

Wer? Er oder sie?

Bis bald,

yours

 

Hallo Quinn,

„Ich mag dich gern“, sagt sie und es klingt, wie Abschiede klingen.
das ist ein großartiger Satz. Für mich spiegelt er den Konflikt der Geschichte wieder. Dieses einerseits/andererseits, bzw das Unvermögen, sich hinzugeben, oder:*einzufordern, was man möchte. So bleibt alles kalt und nüchtern, steril.
Nein, ich mochte die Frau auch nicht. Aber den Typen ebensowenig. Von denen geht keine Kraft aus, sie stehen lieber mit überkreuzten Beinen da und versperren sich selbst den Weg, geben sich mit dem Krümeln zufrieden, anstatt nach dem Kuchen zu suchen.
Ja, da wurden Gefühle aufgescheucht in mir beim Lesen. Aber keine schönen. Würde die beiden gerne anschreien und schütteln! Insofern sehr gelungene Geschichte.
Aber den Titel finde ich trotzdem blöd. Anspielung und Reduzierung hin oder her.

grüßlichst
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo,

ich tu mir schwer auf die Geschichte zu antworten, ich schleich schon einige Wochen drum rum, es ist hier auch der Fall einer Geschichte, zu der ich eine Distanz aufgehabt habe, als hätte sie ein anderer geschrieben. Mein Wort ist da so gut wie jedes andere. Und es wurden viele kluge Dinge zu der Geschichte gesagt, wie ich finde.

Angefangen mit dem Kollegen Berg:

Diese Zeit wird uns nicht zerstören, denn wir haben sie geschaffen, nicht sie uns.
Das denke ich auch. Ich hab mich bei der Geschichte um eine Ambivalenz bemüht. Es hat sicher ein destruktives Element, gerade in der Unverbindlichkeit des Umgangs. Auch in der Distanziertheit der Betrachtung, als gehöre man nicht selbst dazu.

Das ist schön hilflos. Nach all den Posen könnte sogar diese Offenheit wie eine Pose wirken: eine wir-sind-etwas-Besonderes-Pose.
Ja, wenn man neben sich steht und beobachtet, wirkt alles, was man tut, wie eine Pose. Es ist in dem Text auch ein Posieren, mit der Tigarette, dass also nicht der, der auf der Bühne steht, posiert, sondern der im Zuschauerraum. Und dann natürlich die nackte Frau aus dem Wasser, mit der ein Gespräch zu führen ist. Und sie schlägt die Beine übereinander; und ich denke sogar im Bett sind das Posen. Das sehe ich auch so.

Was mir noch aufgefallen ist: die panische Angst des Erzählers, sich etwas zu vergeben, Gefühle zu gestehen und zurückgewiesen zu werden.
Ja, natürlich. Das ist das Thema. Nähe.

Danke dir für deine Anmerkungen
Quinn

Hallo Andrea,

Das ist wohl deine Abrechnung mit den toughen Sex-and-the-City-Frauen, hm?
Ach ja, es nervt halt. Es ist keine Abrechnung ,nein, ich hab bewusst versucht, Brüche einzuführen und eben nicht so eine „Ach, darauf will er hinaus“-Geschichte zu schreiben. Dass da nun zwei Idioten sind, die idiotische Dinge tun, oder kaltherzige, oberflächliche Idioten, das wollte ich gerade nicht.
Also Abrechnung – die Frau ist ja nicht negativ gezeichnet, sie ist, was ja viele sagen, nicht „genug“ gezeichnet, er nimmt sie nicht so wahr, wie sie es wahrscheinlich verdient, dadurch wirkt sie unvollständig, er lässt nicht die Nähe zu, um sie näher zu betrachten.

Und hier fühlt er sich auch unsicher (er zieht den Bauch ein) gegenüber dieser selbständigen, erfolgreichen, selbstbewussten Frau, die aber fast nur körperlich beschrieben wird, ihre Persönlichkeit kann man nicht sehen und Gefühle, welcher Art auch immer, auch nicht. Sie ist eigenschaftslos, scheint mir fast.
Selbstständig, erfolgreich, selbstbewusst – puh. Ja, kann man bestimmt so lesen. Es ist das was ich oben schrieb, sie ist nicht eigenschaftslos, denke ich, sondern nur in der Betrachtung eben.

Du hast ja hauptsächlich diese zwei Ansätze beim Schreiben: Diese kleinen berührenden Geschichten und die großen, handlungsstarken Geschichten. Wenn du diese beiden Ansätze verbinden könntest … das wär der große Schritt, den du tun musst, meiner bescheidenen Meinung nach.
Ach, ich hab auch noch einen dritten Ansatz, bei dem immer Mist rauskommt. Von daher bin ich da schon vielseitig.

Schön, um zu beschreiben, dass sie wesentlich attraktiver ist als er, bzw. dass er sich so einschätzt.
Das ist ja eigentlich eine pervertierte Stelle. Er stellt sich vor – also ein klassischer Nestbaugedanke: „Wie sähen denn Kinder mit ihr aus?“ – und dann kommt er mit dem Bass und Schuhen. :) Da merkt man ja schon, dass das gar keine Option ist. Dieser Nestbauinstinkt ist ja auch in der Wohnung da, wird aber völlig unterdrückt. Er ist da nur zu Besuch. Er traut sich ja nicht mal, ein Fenster aufzumachen.

immerhin, sie ist noch nicht rasiert oder gewachst
Nein, ist sie nicht. Weil man das sowieso erwarten würde, weil die Wassertropfen eben irgendwo hängen bleiben müssen und aus weiteren Gründen. Gibt da eine wunderbare Szene in Californication, wenn der Hauptdarsteller eine Kolummne an die Frauen schreibt mit der flehenden Forderung, sie mögen doch bitte zumindest ein paar Haare stehen lassen, weil er sich sonst bei bestimmten Praktiken wie ein Pädophiler vorkomme.
Hat hiermit aber nichts zu tun.

Danke auch dir für deinen Kommentar
Quinn

Hallo Fliege,


Ich frag mich die ganze Zeit, warum er für seine Rede keine "..." bekommen hat. Ist es, weil er so ein passiver Redner ist? Inhaltlich nimmt er sich ja extrem zurück. Will gefallen, also sagt er, was sie hören will - auf keinen Fall anecken.
Es hat mich nicht gestört, im Gegenteil - seine Passivität unterstreicht das gut.
Ja. Genau. Was soll ich da noch groß sagen, wenn ihr schon alles ausplaudert. Die Unverbindlichkeit auch, das Tonlose.

So wird sie dem Leser vorgestellt - meine Freundin ist nur die zweite Wahl und überhaupt, redet er am Anfang mehr über die Andere - die, die er nicht haben kann
Ja, natürlich. Da geht er schon auf das Konzert – und dann nichtmal die Sängerin. Das ist schon auch eine Statussymbolsache. Eine Definition über den beruflichen Erfolg.
Ich hab dann noch was gemacht mit dem „wunderbar“, das hat bestimmt auch noch einer angemerkt.
Das ist ja auch nichts, was man ihm vorwerfen kann, oder was in der Geschichte dann später eine Rolle spielt, es ist eine Ehrlichkeit, so was zu sagen, auch halbironisch, denke ich. Es ist leicht, die Figuren zu verurteilen – und „Danke Herr, dass ich nicht bin wie jene Pharisäer dort“, aber der Mensch ist nun mal fehlerhaft. Das sind nun keine Figuren zum Knuddeln, nicht in diesen Momenten, vielleicht ist der Erzähler in einer Party mit guten Freunden natürlich und entspannt und jemand, in dessen Gesellschaft man gern wäre. In dieser Geschichte ist er das nicht.

Danke auch dir für den Kommentar, hat mich sehr gefreut, frohe Ostern
Quinn

Hallo Satyricon,


Ich kann mich gut damit identifizieren. Diese Anonymität des Nachtschwärmers ist eben ein Merkmal des heutigen Stadtlebens. Immer darauf hoffen, dass irgendwas großartiges passiert und stolz auf alles, was irgendwie passiert. Ich selbst komme aus der tiefsten Provinz, und lebe jetzt Stadt. (Wenn auch nicht in einer Großstadt). Mir sind diese Konstraste echt nicht fremd.
Na, das freut mich doch. Danke dafür!
Quinn

Hallo Kasimir,

Irgendwie ist sie klischeehaft - so könnte zumindest auch ein Beziehungskunstfilm verlaufen.
Sowas guck ich ja nicht, wenn in den ersten 5 Minuten keiner erschossen, vergiftet oder erdolcht wird, schalte ich grundsätzlich um. :)

Was mir als Motiv vor Allem gefällt, ist die Sehnsucht stetig nach was anderem, nicht die Sängerin, sondern die Bassistin, nicht das Dorf, sondern die Stadt, nicht der Dreck, sondern das Plastik ..., immer alles nicht ganz ... Toll!
Ja, das ist aber auch wirklich ein Merkmal unserer Zeit. Dass man im Restaurant nicht auf den eigenen Teller schaut, sondern sich fragt, wie wohl das Ding schmeckt, was da am Nebentisch gegessen wird. Und ob man das nicht hätte lieber bestellen sollen. Dadurch dass wir so viele Eindrücke bekommen und so viel Zeit zum Nachdenken haben und diesen Entscheidungsdruck, zwischen so viel wählen zu können, ist das eine permanente Unsicherheit, was die eigene Wahl angeht. Es ist ja fast eine Pro-Contra-Liste mit den beiden Lebensentwürfen.
Also er kann bei der Bassistin nicht er selbst sein, er kommt ihr nicht nahe genug, aber wenn er denn er selbst sein müsste, und sie auch sie selbst wäre, das wär ja noch schlimmer – in seiner Vorstellung. Es sind, glaube ich, beide auch keine Figuren, die einander brauchen, das ist keine sehnsuchtsvolle Liebe, denen würde nichts fehlen, wenn der andere weg wäre.

Freut mich, dass dir das Ding gefallen hat, demnächst schreib ich was mit Chilli
Quinn

Hallo Frau Black,

Arrogant, soso. Ich sag nicht, dass das schlecht ist, ich sag nur soso. Du hättest schon andere dafür gedisst, aber es passt zu dem Text und es überrascht, dass du das geschrieben hast. Mutig.
Ich komme auch nicht mit der Stimme Gottes klar, aber es scheint hier sonst keinen zu stören.
Ja, man muss auch mal was schreiben, was der Erzähler sagen würde, und man nicht selbst.

Ich wünsche mir mehr von diesen zugespitzten Sätzen, falls du verstehst.
Ja, aber das sind dann immer ganz andere Geschichten. Ich will gar nicht immer so auf Wirkung bedacht schreiben. Mir ist das dann oft zu artifiziell. Ich finde schon der Satz sticht aus dem Text heraus. Man kann ja mal einen Text mit vielen solcher zugespitzten Sätzen schreiben, aber mögen würd ich den dann nicht, der ging mir auf den Keks. Zu viele Ausrufezeichen, die müssen natürlich kommen, glaube ich – auch wenn ich da gegen die Lehrmeinung rede.

Eine E-Bassistin mit einer Plastik überzogenen Couch, wie uncool ist die denn. Aber die ist ja auch unten unrasiert.
Also damit habt ihr’s ja. :)

Wie heißt die Stellung, die kenne ich noch nicht.
Puh, irgendwie wird die schon heißen.

Ich finde die Geschichte schön erzählt, zieht diesen melancholischen Ton durch, war mir bei dem ersten Satz schon klar, dass es nicht mehr die Hornby-Stimme ist. Sondern dass sich hier der Erzähler ernst nimmt und dann tut man das als Leser automatisch.
Ja. Find ich auch.

wobei das Mädel natürlich nur oberflächlich beschrieben ist, aber was der Erzähler sich so dazu denkt – gegen Ende – dann phantasiert man ihr irgendwelche Eigenschaften an (ich weiß, dass man nicht "anphantasieren" sagen kann, aber ich mach’s, weil ich ein Stadtmensch bin) und eigentlich ist sie auch nur eine arme Weißwurst.
Ich weiß nicht, ob sie eine Weißtwurst ist. Ich hab versucht, das deutlich zu machen, die Art, wie sie miteinander schlafen und umgehen, es sollte da nicht eine Wertung rein, sondern ein Text, zu dem man sich etwas denken kann.

Danke auch dir für deinen Kommentar
Quinn

Hallo Maria,

ich kann nur eins zu der Geschichte sagen: Sie gefällt mir und dafür hasse ich dich
Was ist das denn immer? :)

Mir fehlt der Name echt nicht ein. Das hat mir echt am besten gefallen. Vielleicht sollte ich mal auch diese Technik benutzen, ist ja nicht von dir patentiert worden, oder?
Anführungszeichen – und das ist nicht von mir, das machen einige so.

Also von meiner Seite kriegste nur Lob und ich könnte es in die Länge ziehen, damit sich dein Ego weiter steigert. Aber den gefallen tue ich dir nicht =D
Och – na ja, dem Ego geht’s ganz gut. Das leidet immer nur, wenn bei einer Reihe von Geschichten so gar nichts geht. Die hier würd ich jetzt allgemein als Erfolg ansehen. Weil’s immer schön ist, so viele Kommentare zu kriegen, die auch inhaltlich was zu sagen haben. Bei denen man das Gefühl hatte: Die Leser haben die Geschichte nicht nur gelesen, sondern auch gesehen und dann darüber nachgedacht. Das ist was sehr Schönes.

Danke dir für den etwas anzüglichen Kommentar – wenn ich das so mal sagen darf
Quinn ;)

So den Rest mach ich später (vor allem Makitas Kommentar, da denke ich schon seit Wochen drüber nach), frohe Ostern und Danke fürs Lesen
Quinn

 

Hallo Quinn,

nach längerer ungewollter kg-Abstinenz "muss" ich jetzt ordentlich nacharbeiten :-)

Du gehörst ja zu meinen fleißigsten Lieblingsautoren, da hab ich noch reichlich vor mir. Diese KG habe ich erwählt, weil mir der Titel irgendwie bekannt vorkommt ;-)

Erst mal etwas Mäkeln:

Zitat: Man will sich mit Rosenblüten die Ohren verstopfen, hat aber nur Zigaretten dabei, eine Brieftasche, Schlüssel und ein Handy.

Ist das wichtig? Besser fände ich: " ... und den anderen lebensnotwendigen Kram."

Zitat: Wir schlafen sehr lieb miteinander, so als hätten wir uns gern.

So finde ich das nicht subtil, weil da zu viel steht.

Zitat: Wir schlafen miteinander, als hätten wir uns gern.

So fände ich es subtil, weil da mit weniger Worten viel mehr steht.

Zitat: Doch, doch, sag ich, weil ich jetzt merke, dass ich fehl gegriffen habe.

Dass ich fehlgegriffen habe? Geht's denn noch etwas gestelzter? :-)

... dass ich Scheiße geredet habe
... dass ich falsch liege

Da fällt dir bestimmt etwas Besseres ein.

Es hat Spaß gemacht, die Geschichte zu lesen. Es gab viele schöne Formulierungen, echte Menschen die wie echte Menschen reden, Atmosphäre und ausreichend Stoff zum Nachdenken.

Ich mag die Menschen am Bass, schon allein deshalb hat mir die KG gefallen :-)

Rick

 
Zuletzt bearbeitet:

Als sie vom Klo wiederkommt, ist sie noch nackt, ich schon wieder angezogen, bis auf die Schuhe

stimmt das so?

Mir hats im großen und Ganzen auch gefallen. Nüchtern und traurig geschildert, aber auch mit wirklich gelungenen Bildern. Diese stelle in der indireketen Rede zu beginn: habe als Kind die olympischen spiele gesehen... musste ich auch zwei Mal lesen bis ich verstand, dass sie gemeint war.
Die Geschichte hat mich natürlich an Verlangen von Tagträumer erinnert, da ist dieselbe kalte Anonymität drin, die selbe unüberbrückbare Distanz und Resignation. Scheint wohl ein aktuelles Problem zu sein. Der stumpfe kalte Mensch.
Oder vielleicht einfach nur langweilig? Das denke ich mir nämlich manchmal. Mein Gott sind manche Menschen langweilig! Kein Wunder, dass man sich da nicht verlieben kannm wenn alle so verdammt cool und abgeklärt, und im Endeffekt bis auf die Schuhe gleich sind... aber da interpretiere ich vielleicht zuviel hinein.

mfg,

JuJu

 

Hallo,

ich hab's damals verschwitzt, mich für die ganzen Kommentare zu bedanken, die dann noch nachgefolgt sind. Ich werd jetzt, nach so langer Zeit, auch nicht mehr auf die einzelnen Dinge eingehen, weil ich auch finde, dass zu der Geschichte so ziemlich alles gesagt ist, da brauch's auch nicht noch meine Meinung dazu - die so gut wie die der Leser ist.
Die scheint so gebaut zu sein, dass die Leser damit was anfangen können und die Hauptfigur auch kritisch hinterfragen.

Hab mich über die vielen Kommentare gefreut
Quinn

 

hallo,

mir bleibt nichts hinzuzufügen als dass mir Deine stimme sehr gut gefällt!
guter rhythmus und ehrlichkeit!
mir passte aber der pass auf meine haare satz überhaupt nicht!
so ist sie doch nicht, wenn sie zum "ficken in der ihrer wohnung" sind. hab ich nicht geglaubt!

werde mir noch mehr von Deinen geschichten anschauen, Du hast, um philippe djian zu zitieren: Stil!

lg,
tierwater

 

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