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Seth
Ich nenne ihn Seth, seinen echten Namen kenne ich nicht. Mein Blick trifft zufällig den seinen, und ich weiß sofort: Die Langeweile hat ein Ende. Er ist älter als ich, ein paar Jahre nur, maximal sieben, und er hat einen Zug um den Mund, der mich erregt. Einfältige Menschen würden ihn vielleicht als brutal bezeichnen, für mich zeigt er an, dass der Mann kein Weichei ist. Aber auch kein Macho, dafür fehlt ihm die südländische Glut in den Augen und der milimeterdünne Strich auf den Wangen, der einen Bart darstellen soll. Nein, dieser Mann weiß schlicht und ergreifend, was er will und wie er es bekommt.
Nun gut, das weiß ich auch. Ich schaue ihn intensiv an, und befehle ihm innerlich, zur Seite zu schauen. Eins - zwei - drei - er schaut zur Seite. Ich lächle unmerklich und beginne, das Spiel zu genießen. Es kommt immer auf die Mitspieler an, und ich scheine heute ein gutes Händchen bei meiner Wahl gehabt zu haben. Zudem kann er nicht so schnell weg, das erhöht meine Chancen ungemein. Ich spüre seinen Atem in meinem Nacken, seine Blicke, die mich gierig aufzusaugen scheinen. Ein leichtes Kribbeln zieht meine Haut zusammen, lässt mich frösteln und erregt mich zugleich. Genießerisch fährt meine Zungenspitze über meine Lippen, amüsiert beobachte ich jede seiner Regungen.
Von rechts nähern sich zwei LKW, die sich irgendwo vor uns einfädeln wollen. Egal, Hauptsache, es schiebt sich keiner zwischen uns! Der eine Laster ist bereits auf der Spur, der andere zieht nach, plötzlich gerät alles ins Stocken. Die werden doch nicht jetzt... Doch. Es hat genau vor uns gekracht. Glücklicherweise fahren wir eh schon im Schneckentempo, so dass niemand von hinten auffährt. Allerdings heißt es jetzt, die Spur zu wechseln, ohne Seth zu verlieren. Ich schwenke aus, er auch. Als wir am Unfall vorbei sind - ein LKW hat einen PKW seitlich geknutscht - gebe ich Gas, denn kurzzeitig ist die Straße frei. Ich wechsle wieder nach rechts, er auch. Gut, den zweiten Test hat er hiermit auch bestanden. Wäre ich ihm egal, hätte er sich wohl kaum wieder hinter mich gequetscht. Ich entspanne mich und lächle ihm zu, sein verkrampfter Gesichtsausdruck lockert sich. Auch er scheint dem Stau langsam etwas Positives abgewinnen zu können!
Wir stehen wieder. Ungeduldig trommelt er mit den Fingern zu einer Melodie, die ich nicht hören kann. Ich überprüfe kurz seinen Takt mit meinem, aber nein, mein Radio spielt etwas anderes. Totale Unmusikalität schließe ich bei ihm aus, er sieht zu gut aus, um schlecht zu hören. Er summt die Melodie mit, nicht perfekt, sondern mit liebenswerten kleinen Fehlern. Ganz nah sind seine Lippen meinem Ohr, ich spüre den Hauch, der ihnen entströmt und neige mich Milimeter für Milimeter ihm zu, um eine Berührung zu provozieren, so leicht wie die eines Schmetterlingsflügels. Als es so weit ist, kosten wir beide den Moment aus, bewegen uns nicht, atmen nicht, fallen aus der Zeit hinaus. Dann berührt er ganz leicht mit seiner Zunge mein Ohr, fährt die Linien der Muschel nach, stupst sanft mein Ohrläppchen an um dann zuzubeißen. Nicht schmerzhaft, aber doch so, dass ich gefangen bin.
Jetzt schaut er mich an und lächelt, dann fällt er ein wenig zurück, als sei ihm peinlich, was er gerade getan hat. Tatsächlich, er schüttelt auch noch den Kopf! Süß - und ein neuer Zug an ihm, den ich nicht erwartet hatte. Kurz darauf fährt er sich mit der Hand durchs Haar, und ich sehe es golden aufblitzen. Aha, der Herr ist verheiratet, das erklärt seine Schüchternheit. Vor mir geht es weiter, ich schließe auf, er nicht. Verflixt, warum lässt er eine so große Lücke? Da kann sich doch jemand dazwischen drängeln. Los, Süßer, gib Gas! Er lässt wieder von mir ab, seine Hände liegen auf meinen Schultern, er hält mich ein wenig von sich, schaut mir tief in die Augen. Die Spannung kann man fast hören, ich sehne mich nach einem Kuss und werde auf die Folter gespannt, seine Augen blitzen, um seinen Mund taucht ein amüsierter Blick auf.
Gut, der Stau vor mir kommt wieder zum Stehen, ich auch, nur er trödelt sich einen zurecht. Ich fixiere gebannt den Rückspiegel, in Zeitlupe schleicht sein Auto näher. Prompt fängt er meinen Blick auf und grinst mich frech an, ich blicke schnell zur Seite. Nicht nur, dass er mich erwischt hat, vom vielen Starren sind meine Augen schon ganz trocken, vor allem das linke, welches sich genau im Strahl meiner Lüftung befindet. Egal, der Mann ist es wert! Wenn ich jetzt einen Stift und einen Zettel hätte, würde ich ihm meine Handynummer in großen Zahlen aufschreiben und hoch halten, der beste Test, ob der Mann Mumm hat oder ein Blender ist. Aber gut, ich bin wie immer nicht ausgerüstet und kann nur ein Bisschen von seiner Stimme träumen. Bestimmt ist sie rauh wie Treibsand, der eine zerschlagene Flaschenpost schmirgelt, mit einem Hauch öligen Whisky-Timbres darin. Die ersten Worte, die er an mich richtet, sind weich und leise, er bittet mich, mich nicht zu bewegen und geht einige Schritte zurück, betrachtet mich erneut intensiv, geht um mich herum. Dann kommt er wieder näher, legt mir eine Hand über die Augen und bedeutet mir, sie zu schließen. Ich folge seinen Wunsch und spüre ein kaltes Rieseln innen an meinem Brustkorb herabrinnen. Nervöse Vorfreude, Gier, Unsicherheit - alles in einem.
Statt seiner Stimme bekomme ich etwas anderes: Er zieht sich aus. Wow, nicht schlecht! Leider nur die Jacke und den Pullover, und zu allem Überfluss geht es vor mir wieder weiter. Ich schleiche, aber der Abstand wird immer größer. Ich kann ja schlecht stehen bleiben, das wäre dann doch zu auffällig. Ich sehe sein Hemd, frage mich, ob er noch mehr ablegen wird, dann schiebt sich von links ein schwarzes Auto in mein Blickfeld. Ich befehle der Fahrerin, nach rechts auf die Ausfahrt zu fahren, doch sie widersetzt sich meinen Eingebungen und bleibt zwischen mir und dem Objekt meiner Begierde. Na toll! Dabei telefoniert sie auch noch übers Handy, lacht und scherzt und bekommt nichts von meinen wütenden Blicken mit. Seth schwenkt derweil lässig mit seinem Auto nach rechts, um am Stau vorbei zu schauen. Als er merkt, dass ich noch da bin, lächelt er und reiht sich wieder brav ein. Wäre doch gelacht, wenn ich den bis zum Ende des Staus nicht weich gekocht habe! Seine Finger gleiten jetzt über meine Arme hinab, legen sich auf meine Hüften und streichen ganz sanft wieder nach oben. Am Hals wandern sie zur Mitte, einer von ihnen legt sich in meine Halsgrube und sorgt dort für einen erneuten Schauer, der sich bis tief nach unten ausbreitet und an meinen Eingeweiden zieht. Seine Finger öffnen geschickt meine Bluse, Knopf für Knopf und nie ohne eine Berührung, ein Streicheln, ein leichtes Zwicken und hin und wieder einen hingehauchten Kuss.
Das Mädel hinter mir hat endlich ein Erbarmen und zieht nach links. Ich kann wieder ungehindert Seths blaue Augen anschauen und träumen. Ob er wohl auf einen Kaffee mitkäme? Leider fehlt mir jegliche Möglichkeit, ihn zu fragen, und der Parkplatz, auf den ich ihn locken könnte, wird gerade umgebaut und ist geschlossen. Schade, aber immerhin platzt so auch keine Seifenblase. Meine Bluse ist bereits gefallen, Nun zieht er das Shirt über meinen Kopf. Ich habe weiterhin die Augen geschlossen und spüre dennoch seinen Blick, der meine Brüste streift. Ich stehe kerzengerade, er soll sie von ihrer schönsten Seite sehen, voll und schwer und so wenig hängend wie möglich. Ich bin nicht perfekt und befüchte, er könnte einfach gehen, mich stehen lassen, ohne einen Ton zu sagen. Stattdessen legt er seine Hände um meine Brüste, streichelt sie, hebt sie ganz leicht an und wird zum Büstenhalter, den ich heute aus einer Laune heraus nicht angezogen habe. Mit seinen Daumen umkreist er meine Spitzen und richtet sie auf, bis sie hart und groß sind. Es ist mir peinlich und zugleich erregt es mich. Spürt er meine Gier, ist sein Verlangen ebenso groß?
Der Stau lichtet sich mal wieder, wir durchqueren eine Baustelle, er bleibt hinter mir, fällt mal zurück, schließt dann wieder quälend langsam auf, so dass ich Blut und Wasser schwitze bei der Vorstellung, wir könnten schon wieder getrennt werden. Dann ist die Baustelle zuende und der Stau löst sich in Nichts auf. Er hat das schnellere Auto, ich in Notfällen einen Bleifuß. Es wird spannend. Seine Hände wandern tiefer, sein Körper presst sich an meinen. Ich spüre seine Lust, hart und prall drückt sich sein Schwanz an meinen Bauch. Ich stöhne, bewege mich, reibe mich an ihm. Er streichelt mich, presst eine seiner Hände zwischen meine Beine, sucht und findet meine empfindsame Knospe.
Ich gehe nach rechts, er überholt. Ich hänge mich an ihn dran, sein Ehrgeiz scheint entfacht zu sein, wir werden schneller und schneller. Mein Atem geht stoßweise, ich ziehe ihm sein Hemd über den Kopf, versuche, seine Hose zu öffnen, scheitere an den Knöpfen, die von der stark gespannten Hose gehalten werden. Er hilft mir, erst mit seiner, dann mit meiner Hose. Auch die Unterwäsche fällt, glatte Haut reibt aneinander, Hände umschlingen sich, Münder werden eins.
Ich bete zu allen mir bekannten Göttern, dass niemand ausscheren möge, und irgendeiner von ihnen scheint zuzuhören, denn es passiert nichts. Er fährt schnell, aber er hängt mich nicht ab. Seine Hände greifen nach meinen Hüften, er setzt mich etwas erhöht ab und drängt sich wieder an mich, sein Schwanz reibt fordernd an meiner Klit. Ich stöhne, öffne mich, nehme ihn in mir auf. Gemeinsam bewegen wir uns dem Höhepunkt entgegen, immer weiter, immer näher.
Und dann kommt die alles entscheidende Ausfahrt, es geht in seinen Heimatort. Ja, er biegt ab. Ich überhole ihn, schaue nach rechts, als er gerade in die Kurve geht und sehe seine Hand, die mir lässig vom Steuer her zuwinkt. Ich bin selig und verspüre gleichzeitig einen Verlust, der mich überrascht: Es war doch nur ein Stauflirt! Abrupt ist alles vorbei. Ich komme zu mir, öffne die Augen, er ist weg. Die Leere in mir trifft mich unvorbereitet.
Auf dem Weg nach Hause sehe ich uns zusammen eine Kaffee trinken, aber ich komme nicht mal wirklich bis zur Begrüßung, der Zauber hält in meiner Phantasie nicht mehr stand. Vielleicht fahre ich ja mal wieder nach Hamburg, denke ich, und irgendwie ist der Gedanke tröstlich.
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26.04. - 05.05.2004