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Copywrite Sei doch froh

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11.07.2008
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Sei doch froh

Maurice gefielen die großen Bücherregale im Büro der Direktorin. Sie sahen sehr eindrucksvoll aus. Dicke, in dunkles Leder gebundene Lexika, aufgereiht wie Soldaten bei einer Parade. Nur die modernen Bücher mit ihren grellen Farbe und glatten Hochglanzfolien störten ihn. Sie passten nicht zum erhabenen Gesamteindruck der alten, ehrenwerten Folianten.
Die Direktorin saß hinter ihrem Schreibtisch und musterte Maurice nachdenklich. Neben dem Fenster stand Frau Blixen mit ihrem ewig säuerlichen Gesicht, der Statur einer Vogelscheuche und den wirren grauen Haaren. Auch sie sah Maurice an, allerdings nicht nachdenklich, sondern vorwurfsvoll und wütend.
Maurice verglich die beiden mit den Büchern im Regal. Die Direktorin ein altes, antiquiertes Lederlexikon, und die Blixen eine unpassende Geschmacklosigkeit. Martin war auch dieser Meinung.
„Frau Meyer, wir machen uns ernsthafte Sorgen um Ihren Sohn.“ Die Direktorin seufzte und sah die Mutter von Maurice an.
„Was hat er dieses Mal angestellt?“ Seine Mutter klang müde.
„Er wollte mit einer Eisenstange auf seine Mitschüler losgehen, Frau Meyer. Können Sie sich das vorstellen? Ein derart aggressives Verhalten ist für einen Jungen seines Alters eindeutig wesensauffällig.“ Frau Blixen funkelte Maurice und seine Mutter wütend an. Martin verdrehte die Augen und machte dann mit der geschlossenen Faust aus dem Handgelenk eine schüttelnde Auf-und-Ab-Bewegung in Richtung von Frau Blixen.
Die Mutter drehte sich zu ihrem Sohn herum. „Warum hast du das gemacht, Maurice?“
Maurice überlegte kurz, welchen Ton er wählen sollte. Traurig und mitleiderregend, oder wütend und offensiv. Er sah zu Martin rüber. Dieser wusste immer, was zu tun war und hatte die richtigen Ratschläge für Maurice parat. Martin blinzelte ihm grinsend zu und rieb sich dann theatralisch mit geschlossenen Händen die Augen, als würde er weinen.
„Die anderen ärgern mich immer, Mama. Sie lachen über mich und sagen mir ständig gemeine Sachen. Dabei habe ich keinem was getan. Der Busfahrer hat gestern im Bus eine Durchsage gemacht: Maurice Meyer – großes M und kleine Eier. Und heute standen ein paar aus meiner Klasse um mich herum und haben das immer wieder gesagt. Ich wollte doch nur, dass sie aufhören. Und dann habe ich hinter der Tafel diese Metallstange rausgezogen und da haben sie aufgehört und sind weggelaufen.“ Martin streckte den Daumen nach oben und beobachtete dann interessiert Maurice Mutter.
Frau Meyer drehte sich zur Direktorin und Frau Blixen um.
„Was sagen Sie dazu? Sie werfen meinem Jungen ein wesensauffälliges Verhalten vor, wenn er ganz offensichtlich gemobbt wird? Ich frage mich ernsthaft, wer hier wesensauffällig ist und warum Sie als Verantwortliche so etwas dulden?“ Wütend starrte sie Frau Blixen und die Direktorin an.
„Frau Meyer, ich bitte Sie. Selbstverständlich habe ich sofort in dieser Sache bei den Mitschülern von Maurice und dem Busfahrer nachgefragt. So leid es mir tut, aber weder hat der Fahrer so etwas oder auch nur ähnliches gesagt, noch haben die Mitschüler ihren Sohn gehänselt.“ Die beiden Lehrer warfen sich einen Blick zu.
„Wir befürchten“, fuhr die Direktorin in einem besorgten Ton fort, „dass Ihr Sohn sich häufig Dinge entweder ausdenkt oder eine andere Wahrnehmung des tatsächlichen Geschehens hat.“ Martin kicherte, als er sah, wie die Zornesröte in das Gesicht von Frau Meyer schoss.
„Sie sagen also, dass Maurice lügt oder sich so etwas ausdenkt?“
„Wir haben im Kollegium über ihren Sohn gesprochen. Es ist ganz offensichtlich, dass Maurice bereits jetzt schon ungewöhnlich komplex und differenziert denken kann. Er verfügt über eine für sein Alter überdurchschnittliche Intelligenz. Auf der anderen Seite weist Ihr Sohn in Bezug auf seine soziale Ausprägung jedoch einige Defizite auf, die ein Kind dieser ungewöhnlichen Reife nicht haben sollte.“ Die Direktorin holte tief Luft. Sie schien mit sich zu ringen. Schließlich räusperte sie sich und sah Maurice Mutter dann fest an.
„Frau Meyer, gewisse Anzeichen deuten darauf hin, dass Maurice möglicherweise …“
„Mein Sohn ist nicht verrückt. Wie können Sie es wagen …“
Die Direktorin hob beschwichtigend die Hände.
„Um Gottes Willen, das behauptet auch niemand. Ihr Sohn ist jedoch in seiner jetzigen Klasse unterfordert. Anhand seiner Noten und Mitarbeit im Unterricht glauben wir, dass er aufgrund dieser Unterforderung auch deshalb in seinem Klassenverband nicht glücklich ist. Wir haben uns daher überlegt, ob es nicht sinnvoll und das Beste wäre, wenn wir Maurice in die nächsthöhere Klasse versetzen. Ich bin sicher, mit etwas älteren Mitschülern käme er auch besser zurecht als in der gegenwärtigen Situation.“
Martin schlenderte zu Maurice und beugte sich zu seinem Ohr hinunter.
„Was glaubst du, Mauriceeey? Werden wir mit älteren Mitschülern besser zurechtkommen? Glaubst du, die werden netter sein? Oder dich in Ruhe lassen? Lass dir hier bloß nichts einreden. Das ist so wie mit diesem Arschloch von Busfahrer. Er hat den Spruch mit den Eiern vielleicht nicht gesagt, aber er hat’s gedacht.“
Maurice sagte nichts dazu. Er hatte im Laufe der Jahre, seit dem Martin irgendwann in seinem Leben aufgetaucht war, gelernt, mit ihm zu sprechen, ohne dass andere dies hören konnten. Meistens jedoch beschränkte Maurice sich aufs Zuhören.
„Ich glaube auch, Frau Meyer, dass dies das Beste im Sinne von Maurice‘ Mitschülern aus seiner Klasse wäre“, sagte Frau Blixen in einem leicht herablassenden Tonfall.
Martin sah zu der Klassenlehrerin hinüber und schnalzte abschätzig mit der Zunge.
„Ich kann diese Schlampe nicht leiden.“
Maurice schluckte. Er wusste, dass Martin sie nicht mochte. Deshalb hatte ers schon ein paar Mal ziemlich drastische Vorschläge gemacht. Maurice sollte sich zum Beispiel von zuhause Nägel mitnehmen und einen unter jeden Reifen von Frau Blixens Auto legen.
„Das Miststück steht doch immer am Notausgang im Erdgeschoss, wenn sie zum Rauchen rausgeht. Komm schon, Mauriceeey, das Fenster im ersten Stock ist genau darüber. Wir schnappen uns einfach den Feuerlöscher, der an der Wand neben dem Fenster hängt. Und wenn sie das nächste Mal …“
„Nein, Martin.“ Maurice schüttelte energisch den Kopf. Für seine Mutter und die Lehrer sah das aus wie ein leichtes Zucken, aber Martin verstand ganz genau.
„Warum nicht? Willst du dich von der die ganze Zeit herumschubsen lassen wie eine feige kleine Memme?“
„Martin, wenn ich das mache, komme ich ins Gefängnis.“
„Du bist noch viel zu jung fürs Gefängnis, du Trottel. Du könntest die ganze verdammte Schule anzünden und kein Schwein würde dir auch nur ein Haar krümmen.“
„Aber ich will Frau Blixen nicht wehtun.“
Martin setzte sich auf den Rand des Schreibtisches der Direktorin und sah Maurice nachdenklich an. Die Direktorin sprach unterdessen mit Frau Meyer. Wie jeder andere im Raum bemerkte sie Martin nicht.
„Du weißt, dass ich immer auf dich aufpasse, nicht wahr? So wie neulich, als dieser Typ aus der vierten Klasse dich geschubst hat. Hab ich dir da nicht genau gesagt, wo du ihn hintreten sollst? Mann, wie der umgefallen und dann tagelang breitbeinig rumgelaufen ist. Wie ein Cowboy.“ Martin lachte und legte dann seine Hände auf Maurices Schultern.
„Sei doch einfach froh, dass ich da bin. Ich werde immer dein Freund sein. Manu, dieser Depp, zählt nicht. Ich hab dir nur deshalb geraten, dich mit ihm anzufreunden, weil er leicht zu beeinflussen ist und nächstes Jahr volljährig wird. Ist immer praktisch nen Kumpel zu haben, der schon Auto fahren darf.“ Martin verzog das Gesicht zu einem verschlagenen Grinsen und schüttelte den Kopf. „Scheiße, ich bin dein einziger richtiger Freund. Aber du musst schon tun, was ich dir sage, wenn du willst, dass ich auf dich aufpasse.“
„Ich weiß, Martin. Mit dir kann ich über alles reden. Anders als mit Mutti. Aber das mit Frau Blixen geht nicht.“
Martin tätschelte ihm den Kopf und lehnte sich dann lässig zurück.
„Okay, okay. Lassen wir das mit dem Feuerlöscher. Ist wahrscheinlich ohnehin zu riskant für dich, erwischt zu werden. Aber sie kriegt trotzdem einen verplättet. Wir könnten ihre Bude anzünden. Ja genau! Je mehr ich darüber nachdenke, desto besser gefällt mir die Idee.“
Maurice schluckte schwer. Als Frau Blixen einmal längere Zeit krank gewesen war, hatten einige Schüler der Klasse sie zuhause besucht. Mit dem Geld aus der Klassenkasse kauften sie einen Blumenstrauß, eine Schachtel Pralinen und eine Gute-Besserung-Karte. Maurice gehörte natürlich nicht zu den Schülern, die den Krankenbesuch gemacht hatten, aber durch die Erzählungen der anderen erfuhr er, wo Frau Blixen wohnte. Es war nicht mal weit weg von ihm zuhause.
„Wie meinst du das, wir könnten ihre Bude anzünden?“
„Ganz einfach. Wir warten, bis deine Mutter mal nicht da ist. Ist nicht demnächst so eine Party bei ihrer Freundin Margit? Du weißt schon, die Rothaarige mit den dicken Möpsen.“ Martin grinste dreckig und leckte sich genüsslich über die Oberlippe.
„Ja, Margit hat nächsten Monat Geburtstag.“
„Na also, ist doch perfekt. Euer Nachbar Kramer hat unten im Keller einen Kanister mit Sprit für seinen Rasenmäher stehen. Da füllen wir uns ein bisschen was ab. In ne Colaflasche oder so. Außerdem gießen wir noch ein bisschen Nagellackentferner von deiner Mutter dazu und eine Tube Klebstoff. In den Deckel machen wir ein Loch und stecken eine Wunderkerze rein. Und wenn deine Mutter zu dieser Party geht…“ Martin zielte mit seinem Daumen und Zeigefinger wie mit einer Pistole in Richtung von Frau Blixen und machte eine Peng-Peng-Bewegung.
„Martin, bitte nicht. Das kann ich nicht.“ Maurice fing an zu zittern. Martin drehte sich zu ihm um und sah ihn verächtlich an.
„Hör mit dem albernen Gewinsel auf, du kleiner Scheißer! Ich kann hören, was andere Menschen denken, das weißt du doch. Wie bei dem Busfahrer. Willst du wissen, was die Blixen grade denkt?“
Maurice nickte stumm und ängstlich.
„Sie denkt, dass deine feine Frau Mama mit dir und deiner Erziehung überfordert ist, seitdem euer alter Herr wegen dieser Blondine aus seiner Firma stiften gegangen ist. Sie glaubt auch, dass du einen an der Waffel hast und gefährlich bist. Diese ganze Nummer mit der Versetzung in eine andere Klasse ist nichts als Bullshit. In Wahrheit will sie mit eurem Schulpsychologen Kunze einen Plan aushecken, damit du in einer geschlossenen Anstalt landest.“ Martin stand auf und schritt gemächlich auf Maurice zu. Dann ging er vor ihm in die Hocke und sah im fest in die Augen.
„Das wirst du dir verdammt noch mal nicht gefallen lassen, kapiert? Das hinterhältige Miststück hat eine Abreibung verdient. Niemand springt so mit uns um, hast du gehört? Niemand!“
Maurice wusste, wenn Martin sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, ließ er sich nicht wieder davon abbringen. Er würde Maurice so lange damit quälen, bis er schließlich nachgeben würde. Er seufzte und nickte dann langsam.

„Er wird hier immer ein Außenseiter bleiben. Er hat ja auch keine Freunde, nur Manu, unser Nachbarsohn, der schon siebzehn ist. Mit dem versteht er sich blendend.“
Frau Meyer schenkte ihrer Freundin Margit und sich selbst noch ein Glas Bordeaux ein. Ein 2001er Jahrgang.
„Versteh mich nicht falsch, aber: Für lernschwache Kinder gibt es überall Förderung. Das finde ich ja auch prima. Aber für die Schüler, die dauernd neues Futter brauchen, suchst du verzweifelt Orte, an denen sie richtig gefordert werden. Die nächste Kinderakademie, die sich mit hochbegabten Kindern beschäftigt, ist 100 km entfernt. Letztendlich kann man nur froh sein, wenn er einigermaßen schadlos durch die Schulzeit kommt. So, nun aber Schluss mit diesen Eltern-Kinder-Gesprächen.“
Auf die weit entfernten Sirenen der Feuerwehrfahrzeuge achteten die beiden nicht.

 

Hallo Eisenmann,

ich steig mal ganz direkt ein.

Der Busfahrer hat gestern im Bus eine Durchsage gemacht: Maurice Meyer – großes M und kleine Eier.
Das wirkt nicht besonders realistisch.

Die beiden Lehrer warfen sich vielsagende Blicke zu.
Vielsagend kann raus.

Auf der anderen Seite weist Ihr Sohn in Bezug auf seine soziale Ausprägung jedoch einige Defizite auf, die ein Kind dieser ungewöhnlichen Reife nicht haben sollte.
Hochbegabte Kinder haben häufig die selben emotionalen Bedürfnisse wir normalbegabte.

Ok, ok.
Okay, okay.

Auf die weit entfernten Sirenen der Feuerwehrfahrzeuge achteten die beiden nicht.
Schöner letzter Satz.

Sooo Eisenmann,
ich fand die Geschichte ganz gut,auch wenn ich nicht wirklich Horror gespürt habe, sondern eher Psychothriller. Die Idee fand ich interessant. Ja, eigentlich habe ich nichts mehr zu sagen. Hat Spaß gemacht :D

LG,
alexei

 

Hallo Eisenmann,

hurra, es geht weiter mit Copywrite! :) Hab zuerst deine Geschichte gelesen, dann die von bernadette.

Sehr originell finde ich, wie du den Titel der Geschichte neu deutest. Aus dem Zitat der Mutter mit den lernschwachen Kindern „Sei doch froh, dass du nie mit ihm an den Hausaufgaben sitzen musst“ machst du das Zitat des imaginären Martin „Sei doch einfach froh, dass ich da bin."

Mir leuchtet aber nicht so ganz ein, warum Maurices Mutter zwar die Hochbegabung ihres Sohnes erkennt, nicht aber die Psychose. Möglich ist das, aber na ja.

Zur Unterhaltung hat deine Story mit der Telefonzelle bei mir viel besser funktioniert, die war witziger, herrlich absurd und auch spannender. Hier jetzt war die Spannung schon in der Mitte draußen, als ich kapiert habe, dass Martin nur in Maurices Kopf existiert und der dem Maurice alles einreden kann. Das Ganze vermengt mit Sozialdrama, wobei Hochbegabung plus Psychose der Themen-Overkill ist (dem man kaum gerecht werden kann, also ich wüsst nicht, wie :Pfeif:).

Ein Perspektivwechsel, das finde ich grundsätzlich spannend (siehe Bas' und Novaks Texte). Leider hältst du ihn nicht bis zum Ende durch, schwenkst dann zurück zur Mutter/allwissend. Also, irgendwie drückst du dich da ein wenig, oder?
Warum nicht bei Maurice bleiben und zeigen, wie er mit der Realität, mit Martin ringt, wie er den Brand legt?! :xxlmad:

LG, Anne

 
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Hallo Eisenmann,

Maurice schüttelte energisch den Kopf. Für seine Mutter und die Lehrer sah das aus wie ein leichtes Zucken, aber Martin verstand ganz genau.
Das finde ich super!

„Ich glaube auch, Frau Meyer, dass dies das Beste im Sinne von Maurice‘ Mitschülern aus seiner Klasse wäre.“, sagte Frau Blixen in einem leicht herablassenden Tonfall.
Ich glaube nicht, dass sie das laut aussprechen würde. :dozey:

„Ich kann diese Schlampe nicht leiden.“...„Das Miststück steht doch immer am Notausgang...
An den (ersten) Stellen finde ich es passend. Danach ist mir seine Ausdrucksweise im Kontrast zu Mauriceeeys
„Ich weiß, Martin. Mit dir kann ich über alles reden. Anders als mit Mutti...“
zu aufgesetzt und verliert seine Kraft.

Redet Maurice eigentlich tatsächlich (laut) mit Martin? Warum bekommen die anderen im Raum das nicht mit? Das hat mich verwirrt.

Auf die weit entfernten Sirenen der Feuerwehrfahrzeuge achteten die beiden nicht.
Schöner Schluss. :D


Noch kurz zu den Namen:
Maurice und Martin geht gut. Dann aber noch Manu und Margit, das hätte ich anders gewählt. Oder ist das ein Bezug zum Originaltext?
NACHTRAG: Habe gerade die Geschichte von Bernadette gelesen. Die Namen sind übernommen, also alles gut! :lol:

Viele Grüße
wegen

 
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Hallo Eisenmann,

das ist eine tolle Idee, die du für dein Copywrite gehabt hast: diesen teuflischen Martin, diesen spritius rector, der immer in Maurice Nähe ist, in seinem Kopf sitzt, ihm einflüstert, was er zu tun und zu denken hat, die böse Seite in ihm weckt. Psychologisch ist mir diese Konstruktion nicht immer ganz nachvollziehbar: Einerseits verstehe ich, dass der intelligente Maurice die Hintergedanken der Direktorin erahnt, andererseits verstehe ich nicht, woher diese ‚böse Seite’, die ihn sogar zu brutalem und kriminellem Handeln verleitet, in Maurice kommen soll. Warum folgt Maurice diesem Martin? Was macht ihn von ihm abhängig? Du gibst eine Erklärung: Er ist der einzige Freund, den Maurice hat, wenn ich denn Manu für Martin halten soll. Und da fällt mir eine ganz aktuelle persönliche Parallele ein: Ein Großneffe mit hohem IQ wird zunehmend verhaltensauffällig, entzieht sich den Gesprächen mit den Eltern und Lehrern, lässt sich immer stärker von zwei Mitschülern beeinflussen. Die Konsequenz: Leistungsnoten werden schon mal leicht zu Verhaltensnoten. Unterforderung beschreibt dabei nur die eine Seite, die andere, die Beeinflussung durch die Mitschüler, ist viel schwerer in den Griff zu bekommen. Und da sind wir wieder bei deiner Maurice/Martin Konstellation: Sie entzieht sich der Erwachsenenwelt, sie entzieht sich der Kontrolle, sie entzieht sich jeglicher pädagogischer Einwirkung.

Allerdings bist du ein wenig unentschlossen, was die psychologische Erklärung angeht: Ist Maurice nun schizophren:

„Wir befürchten,“, fuhr die Direktorin in einem besorgten Ton fort, „dass Ihr Sohn sich häufig Dinge entweder ausdenkt oder eine andere Wahrnehmung des tatsächlichen Geschehens hat.“ Martin kicherte, als er sah, wie die Zornesröte in das Gesicht von Frau Meyer schoss.
„Martin, bitte nicht. Das kann ich nicht.“ Maurice fing an zu zittern. Martin drehte sich zu ihm um und sah ihn verächtlich an.

oder ist es sein Freund Manu, der ihn beeinflusst, der ihn in diesen Gewissenskonflikt treibt:
„Er wird hier immer ein Außenseiter bleiben. Er hat ja auch keine Freunde, nur Manu, unser Nachbarsohn, der schon siebzehn ist. Mit dem versteht er sich blendend.“

oder ist es eine Kombination aus beiden? Das lässt du offen.Die Beziehung Manu-Maurice thematisierst du nicht, Manu begegnet uns nur als diabolischer Martin. Warum er so böse ist, warum er Maurice so stark beeinflusst, bleibt im Dunkeln.

Nicht ganz klar ist mir auch deine Perspektive. Einerseits der auktoriale Erzähler,

Die großen Bücherregale im Büro der Direktorin sahen eindrucksvoll aus. Dicke, in dunkles Leder gebundene Lexika, aufgereiht wie Soldaten bei einer Parade. Daneben moderne Bücher in grellen Farbe und glatten Hochglanzfolien. Sie störten den erhabenen Gesamteindruck der alten, ehrenwerten Folianten.

andererseits dann aber eine starke personale Fokussierung auf Maurice.

Maurice verglich die beiden mit den Büchern im Regal. Die DirektorinK ein altes, antiquiertes Lederlexikon, und die BlixenK eine unpassende Geschmacklosigkeit. Martin war auch dieser Meinung.

Ich glaube, es hätte mir besser gefallen, wenn du konsequenter im Kopf von Maurice geblieben wärest. Das hätte u.U. die innere Zerrissenheit noch erfahrbarer gemacht.

Nun zu deinem Text, lieber Eisenmann. Sprachlich ist das mMn leider nicht deine beste Leistung. Vieles klingt mir irgendwie zu hölzern, zu unelegant, so als wäre es dir nur auf die Ausführung deiner Idee angekommen, nicht so sehr auf deren sprachliche Umsetzung. Das ist natürlich eine sehr subjektive Einschätzung, die ich noch nicht einmal konkret verifizieren kann, das war lediglich ein Gesamteindruck nach dem Lesen deiner Geschichte.

Noch ein paar Anmerkungen

Neben dem Fenster stand Frau Blixen mit ihrem ewig säuerlichen Gesicht, der Statur einer Vogelscheuche und den wirren[,] grauen Haaren.
Kein Komma

Die Direktorin seufzte und sah die Mutter von Maurice an.
Ich finde solche von-Formulierungen ‚Mutter von Maurice’ nicht schön: Warum nicht Maurice’ Mutter?

Hier auch:

Martin verdrehte die Augen und machte dann mit der geschlossenen Faust aus dem Handgelenk eine schüttelnde Auf-und-Ab-Bewegung in Richtung von Frau Blixen.
Insgesamt keine schöne Satzkonstruktion.

Leidend und mitleiderregend(,) oder wütend und offensiv.

So leid es mir tut, aber weder hat der Fahrer so etwas oder auch nur ähnliches gesagt,
(etwas) Ähnliches

„Hör mit dem albernen Gewinsel auf, du kleiner Scheisser!

Dann ging er vor ihm in die Hocke und sah im fest in die Augen.

Hierin steckt wahrscheinlich ein Hinweis auf Manu, den älteren Nachbarssohn.

Fazit: Tolle Idee, sprachlich für mein Gefühl ein wenig uninspiriert umgesetzt.

Liebe Grüße
barnhelm

 
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Lieber Eisenmann,

ziemlich gut, deine Geschichte mit dem multiplen Maurice. Erdachte Freunde sind im Kindesalter nicht selten. Bei einem Hochbegabten im pubertären Alter ist das schon bedenklicher, da seine ethisch/moralische Reife eher abnimmt anstatt zunimmt. Armer böser Maurice.

Von der Gestaltung her fühle ich mich sehr an die Serie Mister Robot erinnert. Wer weiß, was Maurice unter dem Einfluss von Martin noch ausheckt, um die Welt zu "retten", immer vorausgesetzt, er wird jetzt nicht erwischt.

Tja, solche Menschen in politischen Führungsfunktionen können schon mal auf einen roten Knopf drücken, wenn ihnen ihr Martin das ins Ohr flüstert. Bei deiner Neigung zu Dystopien ( das ist keine Kritik!) kann ich mir sehr gut eine Fortsetzung der Geschichte vorstellen, mag der Einflüsterer nun Martin, Lucifer, Gottseibeiuns oder einfach Teufel heißen. Das Lutherjahr hat ja diese Aspekte auch im Fokus. Alles hängt zusammen :D Das ist ja meine These.

Deinen Tag "Horror" finde ich durchaus passend. Allerdings meine ich auch, das Kaffekränzchen im letzten Teil könnte entfallen, statt dessen wäre ja eine unerwartet heftige Ausbreitung des Feuers ganz schön:baddevil: Kann die Lehrerin nicht in einem Hochhaus wohnen?

Zur sprachlichen Gestaltung sage ich nur, mir gefällt sie. Aber natürlich ist es sehr verdienstvoll, dass sich andere kompetent darum kümmern. Schließlich sind wir Literaturforum und Textwerkstatt.

Interessant finde ich auch, dass heuer einige Geschichten sehr nahe an der Vorlage bleiben und doch ganz eigene Perspektiven kreieren.

Mit Vergnügen gelesen
wieselmaus

 

Ah, endlich mal wieder eine Horror-Geschichte hier. Schön, schön, das les ich ganz gerne. Ich habe nur diese Geschichte gelesen und nicht die Ursprungsgeschichte. Von daher: Alles, was ich aus diesem Grund nicht verstehen kann, bitte getrost ignorieren!

Ich finde, dass Martin in dieser Geschichte viel zu kurz kommt, denn er ist der einzige Bezug zum Horror. Bzw. finde ich, dass man Martin noch wesentlich weiter ausbauen kann. Er bleibt nur eine Stimme in Maurice' Kopf. Die anderen sehen ihn ja nicht. Andererseits, wenn ich das richtig gelesen hab, ist er zumindest für Maurice haptisch wahrnehmbar (er geht herum, legt die Hände auf seine Schulter). Soweit, so gut. Aber: Dann würd ich auch gleich Butter bei die Fische geben und ihn als vollständige (gruselige) Figur darstellen. Bis jetzt ist er nur Stimme. Okay, und ein bisschen Gestik ist er auch noch. Aber ich erfahre nichts über sein Äußeres und/oder seine Geschichte. Ich stell mir grad ein schönes Spin Off zu dieser Geschichte vor. Vielleicht war Martin ja der ältere Bruder von Maurice und ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Aber seine alte Beschützerrolle hat er auch im Tod nicht aufgegeben. Nun kann Maurice ihn jeden Tag sehen, wie er da mit ausgerenktem Bein, offenem Bauch (viel Gedärm!) oder eingedrücktem Kopf neben ihm herläuft. Jeden Tag.

Gut okay, vielleicht übertreib ich das. Würde vielleicht auch den Rahmen deiner Geschichte sprengen. Aber wenn du das vielleicht für mich einbauen könntest: Disco!:D

Ansonsten:

Martin blinzelte ihm grinsend zu und rieb sich dann theatralisch mit geschlossenen Hände die Augen, als würde er weinen.
->Händen

Er verfügt offensichtlich über ein für sein Alter überdurchschnittliches Intelligenzpotential.
-> Ich würde es bei Intelligenz belassen und das "potential" streichen.

Der einzige Grund, warum ich dir geraten habe, dich mit ihm anzufreunden, ist der, weil er leicht zu beeinflussen ist und nächstes Jahr volljährig wird.
-> Den Satz würde ich wohl ein wenig entschlacken bzw. weniger Kommata verwenden. Alternativ würde ich das "weil" durch "dass" ersetzen und wäre immer noch nicht sicher, ob das grammatikalisch so korrekt wäre.

 
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Maurice wusste, wenn Martin sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, ließ er sich nicht wieder davon abbringen. Er würde Maurice so lange damit quälen, bis er schließlich nachgeben würde. Er seufzte und nickte dann langsam.

Hallo Eisenmann,

an sich umgeh ich ja das Genre, aber manchmal muss man halt Opfer bringen, ist ja auch gar nicht schlimm, wenn der Verführer und Einflüsterer gar nicht geheim und abweichendes Verhalten heutzutage gar nicht so selten ist. Unter neoliberalen Verhältnissen ga nicht anders zu ewarten im Gebrauch des Ellenbogens nebst dem Lebensmotto, jeder sei seines Glückes Schmied, ggfs. ohne Amboss, ohne Hammer.

Die Sprache ist schlicht und von Flüchtigkeit befallen, wie schon hier

Daneben moderne Bücher in grellen Farbe[n] und glatten Hochglanzfolien.

Häufig spielstu mit dem Wörtchen "um", oft durch die Vorsilbe Variationen über "um" vortäuschend
Die Mutter drehte sich zu ihrem Sohn herum. „Warum hast du das gemacht, Maurice?“
(herum bedeutet nix anderes als um in dem Fall. Aber vielleicht macht sie ja eine tänzerische volle Umdrehung ... Wer weiß das schon ...) oder hier
Und heute standen ein paar aus meiner Klasse um mich herum und haben das immer wieder gesagt.

Hier kann das Komma weg, "oder" ersetzt es vorzüglich genuso gut wie ein und in den umliegenden Aufzählungen
... Leidend und mitleiderregend, oder wütend und offensiv.
wie auch hier das Komma vor den Gänsefüßchen ganz gut vom Komma nach den Gänsefüßchen vertreten wird
„Wir befürchten,“, fuhr die Direktorin in einem besorgten Ton fort, „dass Ihr...

Hier könnte man den Konjunktiv I verwenden
Dieser wusste immer, was zu tun war und hatte

Hier wird, obwohl überwiegend korrekt verwendet, die Höflichkeitsform vergessen
„Wir haben im Kollegium über ihren Sohn auf der letzten Konferenz gesprochen.

Für "paar" gibt's "einige" Synonyme
Und schon ein paar Mal hatte er ein paar drastische Vorschläge gemacht.

Hier behaupten die Auslassungspunkte, dass zumindest ein Buchstabe am "Mal" fehle
... sie das nächste Mal…“
Besser Leerzeichen zwischen Wort und Auslassungspunkten ... (kommt novjmal vor, musstu selber schau'n)
Hier erzwingt die Abhängigkeit der Infinitivgruppe vom Substantiv ein Komma
Ist immer praktisch[,] nen Kumpel zu haben, der schon Auto fahren darf.“

„Ok, ok.
Oklahoma? Besser: O. K., o. k. oder okay

Ohne Worte. Kindersprache?

... und machte eine Peng-Peng-Bewegung.

Du hast doch das "ß" auf der Tastatur
..., du kleiner Scheisser! Ich kann hören, ..., das weißt du doch.

Naja, sag ich mal. Aber dann doch noch die Frage: Warum die würde-Konstruktionen im einleitenden Zitat oben, wenn doch mit der Bestimmtheit der Aussage kein Zweifel besteht, dass es so kommen wird ... Rette mir das schlichte Futur!

Nachrag: Z. B.:" Er wird Maurice so lange damit quälen, bis (d)er schließlich nachgibt."

. Er seufzte und nickte dann langsam.

Tschüss und ein schönes Wochenende vom

Friedel,

der mal schaut, ob er in seinem Stündchen WeltWeitemgeWerbe noch die Vorlage besuchen kann ...

 
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Hallo liebe Wortkrieger!

Vielen Dank für eure Anmerkungen und Kommentare. Ich finde das hier jedes Mal aufs Neue so super, dass es nicht nur sehr viel Spaß macht, eine Geschichte zu ersinnen und zu entwickeln, sondern sich anschließend mit den unterschiedlichen Auffassungen, Meinungen und (positiven/negativen) Aspekten auseinanderzusetzen!:thumbsup:

Dann wollen wir mal:
alexei

Heyho alexei!

Danke für deine Anmerkungen. Freut mich, dass dir die Geschichte Spaß gemacht hat. Ich gebe dir völlig recht - der tag "Psychothriller" wäre hier perfekt. Schade, dass wir den nicht haben.

Das wirkt nicht besonders realistisch.
Ich glaube auch nicht (unbedingt), dass ein Busfahrer so einen krassen Spruch ablassen würde, insbesondere in der heutigen Pädophilie-sensibilisierten Umwelt. Aber die Vorlage hat's hergegeben, und ich fand, der Spruch hat gut in die Geschichte gepasst.

Vielsagend kann raus.
Stimmt, warum nicht!

Hochbegabte Kinder haben häufig die selben emotionalen Bedürfnisse wir normalbegabte.
Ohne Zweifel - aber nicht mein kleiner Schizo hier, der seinen Mr.Hyde huckepack im Gepäck mit sich rumträgt:D

Wie gesagt - freut mich sehr, dass dir die Geschichte gefallen hat!

Ein schönes Wochenende wünscht dir der EISENMANN
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Anne49

Hallo liebe Anne.

Auch an dich ein herzliches Dankeschön für deinen Kommentar. Es freut mich ganz besonders, dass du hier auf die Problematik von psychischen Problemen eingehst. Das ist natürlich immer so eine Gradwanderung zwischen Realität und dem "Unterhaltungswert" bzw. der (laienhaften) Vorstellung, wie sich seelisch kranke Menschen verhalten.

Mir leuchtet aber nicht so ganz ein, warum Maurices Mutter zwar die Hochbegabung ihres Sohnes erkennt, nicht aber die Psychose.
Ich versuche als Autor immer, die Kommentare, die sich auf Unzulänglichkeiten in meinen Geschichten beziehen, möglichst objektiv zu verarbeiten und mich damit auseinanderzusetzten, und nicht schönzureden oder wegzudiskutieren ("Das ist so, weil's so ist") In diesem Fall "könnte" ich mir allerdings vorstellen, dass gerade die nächsten Angehörigen sich sehr schwer damit tuen, sich Probleme und Belastungen ihrer Liebsten einzugestehen. ("Mein Kind hat kein Übergewicht, sondern schwere Knochen!")

Es freut mich natürlich sehr, dass dir meine menschenfressende Telefonzelle (besser) gefallen hat. Du hast recht - hier wird relativ schnell klar, dass Martin nicht real ist. Allerdings wollte/konnte ich hier den "Aha"-Effekt nicht bis zum Ende aufsparen, weil ich hier den Leser gar nicht über die imaginäre Natur von Martin im Dunkeln lassen wollte.
Der Perspektivenwechsel am Ende sollte nochmal den Bogen zu Bernadettes Ausgangsgeschichte ziehen. Es gefällt mir bei den copyrights immer gut, wenn man das Ursprungswerk noch (mehr oder weniger) erkennen kann. Daher fand ich das ganz passend und hatte nicht die Absicht, mich davor zu drücken, sondern wollte noch einen kleinen Verstärker bezüglich der Ausgangsstory setzen.

Viele Grüße und ein schönes - hoffentlich feuerfestes!!:D - Wochenende wünscht dir der EISENMANN
-----------------------------
wegen

Hallihallo wegen!

Vielen Dank für deine Anmerkungen und deine textlichen Hinweise. Die haben mir sehr gut gefallen und helfen mir dabei, mich nicht im Eifer des Gefechts selbst zu verlieren.:)

Ich glaube nicht, dass sie das laut aussprechen würde.
Ich hatte bei Frau Blixen als echtes Vorbild immer meine Grundschullehrerin vor Augen - diese blöde Bitch hat noch ganz andere Sachen zu uns kleinen Stöpseln gesagt. Die war aber auch psychisch krank und hat danach keine Klasse mehr gekriegt!

Danach ist mir seine Ausdrucksweise im Kontrast zu Mauriceeeys [...] zu aufgesetzt und verliert seine Kraft.
Super! Danke für den Hinweis - wird geändert!

Redet Maurice eigentlich tatsächlich (laut) mit Martin? Warum bekommen die anderen im Raum das nicht mit? Das hat mich verwirrt.
Das ist so, weil:
Maurice sagte nichts dazu. Er hatte im Laufe der Jahre, seit dem Martin irgendwann in seinem Leben aufgetaucht war, gelernt, mit ihm zu sprechen, ohne dass andere dies hören konnten.

Viele Grüße und ein schönes Wochenende wünscht dir der EISENMANN
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barnhelm

Hallo liebe barnhelm - schön dass du mir schreibst ... und mir!:D

Ja, ich muss gestehen, ich hatte schon oft Lust, mal eine Geschichte über die bösen, nasty little Creeps zu schreiben, die in den dunkeln Ecken unserer Seele wohnen.

Der direkte Bezug zu deinen eigenen Erfahrungen mit dem Großneffen macht die Thamtik ja gleich noch intensiver - ich hoffe natürlich, dass es dort im wahren Leben aber ein Happy End ohne solche dramatischen Auswüchse gibt.

[...] andererseits verstehe ich nicht, woher diese ‚böse Seite’, die ihn sogar zu brutalem und kriminellem Handeln verleitet, in Maurice kommen soll. Warum folgt Maurice diesem Martin? Was macht ihn von ihm abhängig?
Hm - das ist natürlich so ein erzählerisches Ding. Ich vermute, der Grund für das brutale, kriminelle Verhalten ist wohl der, dass der EISENMANN halt Spaß an sowas hat. Sonst wäre das unter anderen Umständen und einem anderen Wortkrieger vielleicht eine romantische Liebesgeschichte mit einem imaginären Liebespartner geworden.

Ist Maurice nun schizophren:
Ja, ist er. Es ist sehr interessant, dass du in der Geschichte die Verknüpfung zwischen Manu und Martin so beleuchtest. Tatsächlich ist Manu wirklich nur eine nebensächliche Randfigur, die durch Martin/Maurice ausschließlich benutzt und instrumentalisiert wird. Manu ist keinesfalls eine andere Form von Martin. Vielleicht ist diese ganze Namensähnlichkeit ein wenig verwirrend und führt auf eine falsche Fährte. Wie gesagt - Martin soll das Alter Ego von Maurice darstellen.

Nicht ganz klar ist mir auch deine Perspektive.[...]Ich glaube, es hätte mir besser gefallen, wenn du konsequenter im Kopf von Maurice geblieben wärest. Das hätte u.U. die innere Zerrissenheit noch erfahrbarer gemacht.
Da ist natürlich was dran - werde ich mal abändern. Die auktoriale Erzählweise am Ende will ich allerdings nicht ändern, da ich hier den Bogen zu Bernadettes Story spannen wollte. Wenn man die Geschichte von ihr liest, dann sieht man, dass das Ende beinahe 1:1 übernommen wurde - mit einer kleinen EISENMANN'schen Zugabe natürlich.

Sprachlich ist das mMn leider nicht deine beste Leistung. Vieles klingt mir irgendwie zu hölzern, zu unelegant, so als wäre es dir nur auf die Ausführung deiner Idee angekommen, nicht so sehr auf deren sprachliche Umsetzung.
Ich fürchte, da hast du recht. Beim Schreiben hatte ich immer die Gespräche zwischen Maurice und Martin vor meinem geistigen Auge. Ob du's glaubst oder nicht, aber das war eine sehr intensive Atmosphäre - da hätte ich mir gewünscht, ich könnte ohne zu schauen im 10-Finger-500-Anschläge-pro-Minute-System schreiben. Dabei ist dann wohl wirklich die Eleganz und der Lese-Flow ein wenig kurz gekommen. Ich hoffe aber, dass das der Geschichte keinen totalen Abbruch tut.
Jetzt, nach deinem Hinweis und im Rückblick betrachtet muss ich allerdings auch feststellen, dass das sprachlich nicht unbedingt meine beste Arbeit war.

Vielen Dank für deine Anmerkungen und ein schönes Wochenende
EISENMANN
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wieselmaus

Huhu liebes Wieselchen!

Vielen Dank für deine Zeit, die du dir mit meiner Geschichte genommen hats. Wie immer freut es mich sehr, wenn ich dir ein kurzweiliges Lesevergnügen bereiten konnte.

Wow - die Serie "Mr.Robot" kannte/kenne ich ja gar nicht. Insofern vielen Dank für den Hinweis und Input - ich liebe es, neue Inspirationen und Impulse zu erhalten!!

... wenn ihnen ihr Martin das ins Ohr flüstert.
Das ist natürlich sehr interessant und hochkomplex. Ist es tatsächlich der "fremde, externe" Martin, der einen das Schlechte tun lässt, das man tut? In diesem Fall hat man ja auch immer eine sehr bequeme Ausrede, nicht wahr? Oder ist es doch das eigene, hässliche Selbst, dass einen steuert und kein fremder Zwang, dem man die Schuld geben kann?

Kann die Lehrerin nicht in einem Hochhaus wohnen?
Gefällt mir - sieh mal einer an, du kannst dich beim Lesen meiner Geschichten ja ziemlich gut in meine Sichtweise versetzen.:baddevil:

Schließlich sind wir Literaturforum und Textwerkstatt.
Ohne wenn und aber - Oh Mann, wenn all die Jungen und Mädchen da draußen, die im Deutschunterricht Probleme haben, wüssten, wieviel die hier lernen könnten! Wir hätten lauter 1-er-Kandidaten!

Interessant finde ich auch, dass heuer einige Geschichten sehr nahe an der Vorlage bleiben und doch ganz eigene Perspektiven kreieren.
Genau das war auch meine Absicht. Deshalb freut es mich umso mehr, dass dir das bei meiner Story hier aufgefallen ist.

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende und lass dich vom EISENMANN herzlich drücken
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kayoschi

HalliHallo kayoschi und erstmal ein (spätes) Herzlich Willkommen bei den Wortkriegern!

Vielen Dank für dein Feedback und deine Zeit, die du in meine Story hier investiert hast. Es freut mich immer wieder, einem gleichgesinnten Horrorleser zu begegnen.

Also ich muss ja sagen, dass mir diese Spin-off-Idee von dir ausnehmend gut gefällt. Besonders als schon ziemlich angesplatteter Begleiter, dem die Innereien raushängen und der blutüberströmt und mit gebrochenen Gliedern so ganz locker mit Maurice plaudert - echt abgefahren!!:D

Ich hatte beim Entwickeln von Martin allerdings nicht so ein Sixth-Sense-Szenario vor Augen (du weißt schon: "Ich sehe tote Menschen"), sondern tatsächlich eher nur eine leise, ganz unspektakuläre Stimme. Das Maurice die Berührungen von Martin mitbekommt (tut er das wirklich?) ist eigentlich nur so ein zufälliger Nebeneffekt.

Aber wenn du das vielleicht für mich einbauen könntest: Disco!
Hm ... na gut, auch wenn ich's vielleicht nicht grad in dieser Geschichte einbauen werde, schau ich trotzdem mal, was da so geht!;)

Du hast aber auch schon angemerkt, dass man von Martins Background nichts weiß und mitbekommt. Wann taucht er auf, warum und wie? Das sind Sachen, die alle sehr vage sind. Ich weiß nicht genau, ob ich die noch ausbauen sollte. Einerseits würde das den Rahmen der Geschichte natürlich sehr ausdehnen, andererseits wäre das natürlich auch sehr interessant. Na ja, mal sehen.

Danke übrigens auch für deine textlichen Anmerkungen. Habe ich bereits umgesetzt.
Es freut mich wie gesagt sehr, dass du das Horror-Genre magst. Unter diesem Gesichtspunkt bin ich sicher, dass wir uns hier dann künftig noch öfters lesen werden.

Ein schönes Wochenende und weiterhin viel Spaß in unserem Forum wünscht dir der EISENMANN
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Friedrichard

Hallo Friedrichard.

Schön, dass du das Opfer gebracht hast, meine Geschichte zu lesen und zu kommentieren.

Die Sprache ist schlicht und von Flüchtigkeit befallen, wie schon hier
Von schlichten Menschen wie mir kann man nichts Anspruchsvolles erwarten - "musstu" mir nachsehen.

Und Tschüss
EISENMANN

 

Hi Eiserner,

hat mir gut gefallen. Musste an diesen Fanta4-Song denken, wo es heißt „Engelchen links, Teufelchen rechts“. :D

Zunächst ein wenig Formalkram:

„Wir befürchten,“, fuhr die Direktorin
„Wir befürchten“, fuhr die Direktorin

aus seiner Klasse wäre.“, sagte Frau Blixen
aus seiner Klasse wäre“, sagte Frau Blixen

das nächste Mal…“
das nächste Mal …“

zu dieser Party geht…“
zu dieser Party geht …“

ein Glas Bordeaux ein. Ein 2001er Jahrgang.
Wofür ist der Jahrgang wichtig? Ein Hinweis auf das Geburtsdatum von Maurice?

ist 100 km entfernt.
Würde ich so machen: (ein)hundert Kilometer entfernt.

Deshalb hatte ers schon ein paar Mal
ers? er es?

Ich konnte mit richtig gut vorstellen, wie das Teufelchen da herumtrabte und ihm andauernd etwas ins Ohr flüsterte. :thumbsup:

Was glaubst du, Mauriceeey?
Dieses Verniedlichende gefällt mir.

Er hatte im Laufe der Jahre, seit dem Martin irgendwann in seinem Leben aufgetaucht war, gelernt, mit ihm zu sprechen, ohne dass andere dies hören konnten. Meistens jedoch beschränkte Maurice sich aufs Zuhören.
Hier hätte ich mir gewünscht, dass auf das erste Mal eingegangen wäre. Passierte es, seit sein Vater weg war? Welche Sachen hatte er bisher schon angestellt? Usw.

„Versteh mich nicht falsch, aber: Für lernschwache Kinder gibt es überall Förderung. Das finde ich ja auch prima. Aber für die Schüler, die dauernd neues Futter brauchen, suchst du verzweifelt Orte, an denen sie richtig gefordert werden. Die nächste Kinderakademie, die sich mit hochbegabten Kindern beschäftigt, ist 100 km entfernt. Letztendlich kann man nur froh sein, wenn er einigermaßen schadlos durch die Schulzeit kommt. So, nun aber Schluss mit diesen Eltern-Kinder-Gesprächen.“
Diesen fett markierten Teil kann ich mir so als wörtliche Rede nicht richtig vorstellen. Das wirkt mir zu gestelzt, zu sehr nach Autor.

Auf die weit entfernten Sirenen der Feuerwehrfahrzeuge achteten die beiden nicht.
Ein tolles Ende!

Hat mir Spaß gemacht, „den beiden“ zu folgen. ;)

Wir beide wünschen dir ein schönes Wochenende.

Liebe Grüße,
Go und Music

 

GoMusic

Hallo Go! Grüß dich, Music!:D

Yes, das freut mich, dass dir die Story gefallen hat und du Engelchen und Teufelchen vor Augen hattest!:D

Danke für den Formalkram - ich hoffe, ich habe alles mittlerweile umgesetzt!:Pfeif:

Hier hätte ich mir gewünscht, dass auf das erste Mal eingegangen wäre. Passierte es, seit sein Vater weg war? Welche Sachen hatte er bisher schon angestellt? Usw.
Stimmt, Martin ist bislang noch sehr vage. Ich muss mal sehen, wie ich da ein bisschen mehr Fleisch auf die Rippen kriege. Hm ... mal sehen.

Ich hatte bei den Textpassagen im letzten Abschnitt das Ende der Ausgangsgeschichte verwendet und die auch so wenig wie möglich - eigentlich gar nicht- verändert. Das ist echt ganz witzig, wie du gemerkt hast, dass es da Unstimmigkeiten zwischen der Sprache von Bernadette und mir gibt. Echt cool, wie sehr sich Sprachmuster unterscheiden!:)

Ein tolles Ende!

Hat mir Spaß gemacht, „den beiden“ zu folgen.


Perfekt, vielen Dank! Das Ende stammte dann übrigens ja auch wieder aus meiner Feder!

Schönes Wochenende, Go!

P.S. Dir natürlich auch, Music!!:lol:

Grüße vom EISEN ... und MANN

 

Von schlichten Menschen wie mir kann man nichts Anspruchsvolles erwarten - "musstu" mir nachsehen.

Tu ich,

Eisenmann,

aber was ist an dem Urteil "schlichte Sprache" schlecht?
Sollten die älteren Bibelübersetzungen "ungerecht" gewesen sein, weil die "Macher" der neuesten Bibelüberetzung ihr "kindgerechtes" Werk eben als "in gerechter Sprache" etikettieren?

Wenn sie "schlecht" wäre, so hätte ich sie "schlecht" genannt,
"schlichter" Isegrim,

da muss ich wohl ein wenig "schlichten".

Klar kommt "schlicht" etymologisch von "schlecht", das ursprünglich "schlicht" und einfach (eigentlich eine bloße Doppelung, dieses "schlicht und einfach", könnt' man einfach "einfach einfach" sagen), aber ahd./mhd. "sleht" bedeutete "glatt" und "eben", also ohne Widerstand / Hemmniss.

Mir fällt es weiß Gott nicht schwer, das Adjektiv auszuwechseln, statt "Die Sprache ist schlicht" also "Die Sprache ist einfach", was ja nix an der Sprache ändert.

Also schönes Wohenende aus'm Pott vom

Friedel

 

Hm ... na gut, auch wenn ich's vielleicht nicht grad in dieser Geschichte einbauen werde, schau ich trotzdem mal, was da so geht!

Du hast aber auch schon angemerkt, dass man von Martins Background nichts weiß und mitbekommt. Wann taucht er auf, warum und wie? Das sind Sachen, die alle sehr vage sind. Ich weiß nicht genau, ob ich die noch ausbauen sollte. Einerseits würde das den Rahmen der Geschichte natürlich sehr ausdehnen, andererseits wäre das natürlich auch sehr interessant. Na ja, mal sehen.


Ne, ne, das passt schon Eisenmann, man kann ja auch immer nur die Bilder umsetzen, die man im Kopf hat. Wenn da kein Bild ist, kann man da auch nichts verschriftlichen. War auch mit einem leichten Augenzwinkern geschrieben:).

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Eisenmann,


ich gehe gleich mal in den Text:


Nur die modernen Bücher mit ihren grellen Farbe[n] und glatten Hochglanzfolien störten ihn.
n

... mit der geschlossenen Faust ...
... mit geschlossenen Händen ...
Sind einige Doppler im Text, wobei nicht alle gestört haben - hier wirkt das allerdings ideenlos.

Die Mutter drehte sich zu ihrem Sohn herum.
Würde ich streichen.

Wütend starrte sie Frau Blixen und die Direktorin an.
Schon wieder "wütend", so langsam wirkt es inflationär verwendet, finde ich.

So leid es mir tut, aber weder hat der Fahrer so etwas oder auch nur ähnliches gesagt ...
Hölzerne Konstruktion, unecht wirkende wörtliche Rede.

so etwas dulden ...
der Fahrer so etwas ...
sich so etwas ausdenkt ...
Mir fehlt ein wenig sprachliche Abwechslung im Text.

Wir haben im Kollegium über ihren Sohn auf der letzten Konferenz gesprochen. Es ist ganz offensichtlich, dass Maurice bereits jetzt schon ungewöhnlich komplex und differenziert denken kann. Er verfügt über eine für sein Alter überdurchschnittliche Intelligenz. Auf der anderen Seite weist Ihr Sohn in Bezug auf seine soziale Ausprägung jedoch einige Defizite auf, die ein Kind dieser ungewöhnlichen Reife nicht haben sollte.“
Das liest sich alles wieder sehr hölzern, finde ich.
Vorschlag (nur mit Tintenkiller): „Wir haben im Kollegium über ihren Sohn gesprochen. Es ist ganz offensichtlich, dass Maurice ungewöhnlich komplex und differenziert denken kann. Er verfügt über eine überdurchschnittliche Intelligenz. Auf der anderen Seite weist Ihr Sohn Defizite auf, die ein Kind dieser Reife nicht haben sollte.“

„Um Gottes Willen ...
Um Gottes willen.

behauptet auch niemand
dieser Unterforderung auch deshalb
käme er auch besser zurecht
Du weißt schon.

Ihr Sohn ist jedoch in seiner jetzigen Klasse unterfordert. Anhand seiner Noten und Mitarbeit im Unterricht glauben wir, dass er aufgrund dieser Unterforderung auch deshalb in seinem Klassenverband nicht glücklich ist. Wir haben uns daher überlegt, ob es nicht sinnvoll und das Beste wäre, wenn wir Maurice in die nächsthöhere Klasse versetzen. Ich bin sicher, mit etwas älteren Mitschülern käme er auch besser zurecht als in der gegenwärtigen Situation.
Boah!, schwafelt die echt so? Das wirkt - sorry - wieder so ungelenk, Eisenmann, lies dir das mal laut vor. Der kann man echt nicht zuhören - als Vater hätte ich aufgrund dessen die Hände zu Fäusten geballt und nicht nur 'ne Wichsbewegung in ihr Richtung vollzogen. Wolltest du die echt so anlegen? Warum?
Vorschlag: Ihr Sohn wirkt unterfordert. Anhand seiner Noten und Mitarbeit glauben wir, dass er sich in der nächsthöheren Klasse wohler fühlen würde. Ich bin sicher, mit etwas älteren Mitschülern käme er auch besser zurecht Wir haben uns daher überlegt, ob es nicht das Beste für ihn wäre, ihn zu versetzen.
Ich glaube auch, Frau Meyer, dass dies das Beste im Sinne von Maurice‘ Mitschülern aus seiner Klasse wäre“,
Frau Blixen ist keinen Deut besser. Wer redet denn so?
Vielleicht: Ich glaube auch, dass es das Beste für Maurice‘ (jetzige) Mitschüler wäre“,

„Ich kann diese Schlampe nicht leiden.“
Kann man machen, klar, nur mal so als Hinweis: Du scheinst eine Vorliebe für dies, diese, dieser, dieses zu haben. Kannst ja mal schauen. Klassische Artikel täten es mMn auch.

Deshalb hatte ers schon ein paar Mal ziemlich drastische Vorschläge gemacht.
Da stimmt was nicht.

Komm schon, Mauriceeey, das Fenster im ersten Stock ist genau darüber. Wir schnappen uns einfach den Feuerlöscher, der an der Wand neben dem Fenster hängt.
Who cares? Bläht den Satz so unnötig auf.
Vorschlag: Komm schon, Mauriceeey, das Fenster liegt genau darüber. Wir schnappen uns den Feuerlöscher von der Wand, und wenn sie das nächste Mal …“

verstand ganz genau
die ganze Zeit
die ganze verdammte Schule
Letztes exemplarische Beispiel, versprochen :).

Ist immer praktisch[K] nen Kumpel zu haben, der schon Auto fahren darf.“
Komma.


So, genug Textarbeit; die breche ich hier mal ab.
Die Idee finde ich prima, Eisenmann, mit der Ausführung werde ich nicht so warm. Sprachlich finde ich den Text unausgegoren, ungeschliffen, ich finde, er hat noch zwei/drei Überarbeitungen nötig. Zu viele Wortwiederholungen, zeitweise überblähst du so manche Passage, die Dialoge wirken oft ungelenk und unrealistisch.
Der Text gewänne mMn zudem, wenn du für die Existenz Martins ein wenig mehr psychologisches Futter bereitgestellt hättest, als dass er einfach erschien, nachdem sein Vater die Familie verlassen hatte. Bisschen mehr Unterfütterung vielleicht.
Schade finde auch ich, dass du nicht richtig ins Desaster vordringst. Ich sehe das ähnlich wie maria.meerhaba, du baust so schön Spannung auf, mit dem Sprit, und dem Feuerlöscher zuvor, und dann verpufft der Höhepunkt (?) nach einem Satz. Dabei bist du doch der Splatter... äh ... Eisenmann.


Keine Ahnung, ob du was mit meiner Lesermeinung anfangen kannst. Nimm dir, was dir sinnvoll
erscheint, den Rest kannst du in die Luft jagen.


Danke fürs Hochladen


hell

 

@ kayoschi

Vielen Dank für deine augenzwinkernde Anmerkung, kayoschi - da zwinker ich gerne zurück ;)
Dennoch hast du ja durchaus eine zutreffende Sache gesagt, die auch von anderen Kritikern angesprochen worden ist. Wie gesagt, ich schaue mal,wie und ob ich da noch was ändern bzw. ergänzen werde.

Viele Grüße und einen guten Start in die neue Woche wünscht der EISENMANN
———————————————————
maria.meerhaba

Hallo liebe Meryem!

Erst mal wie immer vielen lieben Dank für deine Zeit und die Kritik an meiner Geschichte! Schade, dass sie dir nicht gefallen hat, trotzdem schön, von dir zu lesen und zu hören:kuss:

Soweit ich das richtig verstanden habe gefällt es dir nicht, dass die Geschichte so abrupt endet und sie in deinen Augen unfertig ist. Das würde die Spannung killen und damit die Erzählung so mittendrin abwürgen.

Du hast natürlich damit Recht, dass es sich hier um eine Copyright-Story handel, aber das kann und soll ja keine Entschuldigung sein. Schließlich hat bernadette ja ein ganz anderes Ende (ein „richtiges“ Ende) gewählt und außerdem hätte ich auch etwas anderes daraus machen können.
Insofern kann die Besonderheit der Copyrights da ja nichts für, sondern allenfalls meine eigene Geschichtserzählung.
Nun ja, was soll ich sagen- auch andere haben bereits bemerkt, dass Martin nicht ausgebaut und näher beschrieben und charakterisiert ist. Stimmt, er ist sehr vage beschrieben. Anfangs dachte ich zwar noch, dass er gar nicht näher dargestellt werden müsste, aber mittlerweile bin ich mir nicht mehr so ganz sicher, ob das so gut ist.
Was allerdings die Länge und Struktur der Handlung angeht, so war das aber kein Versehen oder unbeabsichtigt. Das wollte ich genau so haben und auch nicht näher erläutern. Meiner Ansicht nach bedarf es gar keinem weiteren Konflikt zwischen Martin und Maurice oder näheren Beschreibungen der Tat. Ich wollte diesen Punkt nicht näher thematisieren, weil es keinen Konflikt oder Streit zwischen beiden (mehr) gibt. Martin entscheidet und Maurice tut es.

Es ist wie gesagt schade, dass ich dir dadurch die Spannung zerballert habe, aber hier wollte ich gar keine Spannung oder Action aufbauen, sondern es bei der Beschreibung von Maurice und seiner Psyche belassen. Das hatte nichts mit der Vorlage aufgrund der Copyright-Geschichten zu tun oder damit, dass ich beim Schreiben einfach mittendrin aufgehört habe, weil ich z.B. keine Lust mehr hatte.
Eigentlich sollte die Story genau damit beendet sein.

Liebe Meryem, wie immer vielen Dank für deine Kritik, die dieses Mal ja ganz ohne Zerfetz-Modus ausgekommen ist. Es hat mich sehr gefreut von dir zu lesen- tut es jedesmal- und bis bald.
Frier nicht zu viel ;)
EISENMANN

 
Zuletzt bearbeitet:

hell

Hallo hell!

Vielen Dank für dein ausführliches Feedback und die sprachlichen/textlichen Anmerkungen.
Ich finde es gerade bei deinen Kommentaren und Beiträgen immer sehr lobenswert und ausgesprochen hilfreich, wie du besonders auf sprachliche und stilistische Aspekte eingehst. Genau an solchen Beispielen und Vorschlägen merkt man sehr gut, dass wir hier auch tatsächlich eine Schreiberwerkstatt sind, die sich auch mit formalen und handwerklichen Dingen auseinandersetzt und nicht ausschließlich auf Handlung, Plot und Geschichte eingeht. Wirklich ein großes Lob!:thumbsup:

Was nun im einzelnen meine Geschichte betrifft, so wurde ja bereits angemerkt, dass es sich sprachlich nicht um meine beste Arbeit hier handelt. Nun, dem stimme ich zu. Eloquenz und Stil sind hier häufig auf der Strecke geblieben.
Ich würde (und werde) meinen Text hier vielleicht nicht unbedingt sooooo desaströs einschätzen wie du, aber unterm Strich hätte das "besser" laufen können.:Pfeif:

Nun ja - ein anderer Kritiker hier hat meine Sprache als "schlicht" und "einfach" etikettiert, von daher fügt sich dein Kommentar da ja nahtlos ein.;)

Keine Ahnung, ob du was mit meiner Lesermeinung anfangen kannst. Nimm dir, was dir sinnvoll
erscheint, den Rest kannst du in die Luft jagen.

Was genau ich damit mache muss ich selbst mal sehen - und alles nicht sinnvolle wird nicht in die Luft gejagt ... das ginge ja viel zu schnell und unspektakulär. Ich bevorzuge da eher die Rostige-Säge-und-glühende-Beißzangen-Methode!!:baddevil:

Vielen Dank für deine Zeit und die große Mühe, die du dir mit meinem Text gemacht hast.

Viele Grüße vom EISENMANN

 

Hey Eisenmann,

ich fand die Idee wirklich hübsch mit dem imaginären Freund. Das ist ein fieses Element, was Du da ergänzt hast, und ja, auch wenn Horror nicht meins ist, den "Kumpel" fand ich wirklich unterhaltsam. Und es war tatsächlich etwas gewöhnungsbedürftig, es mit einem allwissenden Erzähler zu tun zu haben. Liest man ja heute fast gar nicht mehr. Aber zur Abwechselung auch erfrischend "anders".

Dicke, in dunkles Leder gebundene Lexika, aufgereiht wie Soldaten bei einer Parade. Nur die modernen Bücher mit ihren grellen Farbe und glatten Hochglanzfolien störten ihn. Sie passten nicht zum erhabenen Gesamteindruck der alten, ehrenwerten Folianten.

Sehr hübsch.

Maurice verglich die beiden mit den Büchern im Regal. Die Direktorin ein altes, antiquiertes Lederlexikon, und die Blixen eine unpassende Geschmacklosigkeit.

Hehe.

Die Mutter drehte sich zu ihrem Sohn herum. „Warum hast du das gemacht, Maurice?“

Er sah zu Martin rüber. Dieser wusste immer, was zu tun war und hatte die richtigen Ratschläge für Maurice parat.

Mag ich nicht, diese Erklärung da. Bekommt Leser im Verlauf schon mit, was der Martin für einer ist. Ja, kann wirklich, wirklich weg.

„Ich kann diese Schlampe nicht leiden.“

Ich auch nicht.

Deshalb hatte er(s) schon ein paar Mal ziemlich drastische Vorschläge gemacht. Maurice sollte sich zum Beispiel von zuhause Nägel mitnehmen und einen unter jeden Reifen von Frau Blixens Auto legen.

Da greift der Erzähler schon wieder wertend ein. Auktorial hin oder her, ich finde das nicht gut.

„Martin, wenn ich das mache, komme ich ins Gefängnis.“

Sweet, diese Kindergedanken ;).

Die Stelle, wo lieb Maurice gegen böse Maurice (nein, ich will keinen Feuerlöscher ...) ackert, die ist mir fast ein wenig zu harmlos, zu brav, da könnte bisschen mehr Pfeffer rein.

„Scheiße, ich bin dein einziger richtiger Freund. Aber du musst schon tun, was ich dir sage, wenn du willst, dass ich auf dich aufpasse.“
So wie hier.

„Ich weiß, Martin. Mit dir kann ich über alles reden. Anders als mit Mutti. Aber das mit Frau Blixen geht nicht.“

Ja, der redet wie so ein verkochter Mamasohn.

Als Frau Blixen einmal längere Zeit krank gewesen war, hatten einige Schüler der Klasse sie zuhause besucht. Mit dem Geld aus der Klassenkasse kauften sie einen Blumenstrauß, eine Schachtel Pralinen und eine Gute-Besserung-Karte. Maurice gehörte natürlich nicht zu den Schülern, die den Krankenbesuch gemacht hatten, aber durch die Erzählungen der anderen erfuhr er, wo Frau Blixen wohnte. Es war nicht mal weit weg von ihm zuhause.

Diesen Erklärzusatz braucht es auch nicht. Auf dem Lande kann man schon wissen, wer wo wohnt.

Maurice fand diese Geste richtig eklig.

Wertend! Hör auf damit :baddevil:

„Na also, ist doch perfekt. Euer Nachbar Kramer hat unten im Keller einen Kanister mit Sprit für seinen Rasenmäher stehen. Da füllen wir uns ein bisschen was ab. In ne Colaflasche oder so. Außerdem gießen wir noch ein bisschen Nagellackentferner von deiner Mutter dazu und eine Tube Klebstoff. In den Deckel machen wir ein Loch und stecken eine Wunderkerze rein. Und wenn deine Mutter zu dieser Party geht…“ Martin zielte mit seinem Daumen und Zeigefinger wie mit einer Pistole in Richtung von Frau Blixen und machte eine Peng-Peng-Bewegung.

Und, ehrlich, ich hätte es spannender und besser gefunden, hier nicht über den Plan zu quatschen, sondern es mit den beiden zu erleben. Das nimmt so das Drama raus. und da Horror nun mal Unterhaltung ist, unterhalte mich doch bitte, laber mich doch nicht so voll ;). Außerdem käme da auch noch mal ein Moment, wo die beiden gut gegen böse, sich noch mal schön fetzen könnten, wo Martin einen echt bösen Druck auf Maurice ausüben könnte, wo man dann merkt, der Ärmste ist völlig in seiner Gewalt. Das kommt hier zwar auch durch, aber eher so scheining, ich hätte es gern volle Kanne auf die Zwölf.

„Martin, bitte nicht. Das kann ich nicht.“ Maurice fing an zu zittern. Martin drehte sich zu ihm um und sah ihn verächtlich an.
„Hör mit dem albernen Gewinsel auf, du kleiner Scheißer! Ich kann hören, was andere Menschen denken, das weißt du doch. Wie bei dem Busfahrer. Willst du wissen, was die Blixen grade denkt?“

Und da es hier aber noch theoretisch ist, nimmt es dem Ganzen die Kraft. Wären sie gerade im Schuppen, dann, ja dann ...

Maurice wusste, wenn Martin sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, ließ er sich nicht wieder davon abbringen. Er würde Maurice so lange damit quälen, bis er schließlich nachgeben würde.

wertend ...

Und dann eben nicht mit so leisen Sirenen ausklingen, sondern mit einem richtigen Knall. Vielleicht geht Martin dabei ja mit drauf. Das fände ich super. Aber ist jetzt natürlich alles Vorliebe, Dinge, wie ich es angehen würde, so als Gegenmodel, bleibt natürlich deine Story, und deine Umsetzung.

In den Ansätzen mag ich das aber total. Nur ist der Eisenmann hier gar nicht so fies und hart, wie es ein Eisenmann könnte ;).
Beste Grüße, Fliege

 

Hallo Eisenmann,

inhaltlich bleibst du sehr nahe an der Vorlage, wechselst aber die Perspektive horrormäßig gekonnt, gesellst Maurice einen Dämon (nennt man das so? Ich kenne mich mit dem Jargon nicht aus) bei, dessen Interesse darin besteht, Maurice zu beeinflussen, ihm das Böse einzuflößen. Na ja, Horrorfilme funktionieren so, da lese ich nichts Neues, aber gut unterhalten fühlte ich mich schon, schließlich schwingt eine Menge Sarkasmus mit, die Sicht von Kindern auf Erwachsene, die vieles austherapieren wollen. Der Schluß ist natürlich erwartbar, das hätte ruhig überraschender sein können.

Sprachlich finde ich den Text ausgewogen und souverän erzählt.

Textstellen:

„Was sagen Sie dazu? Sie werfen meinem Jungen ein wesensauffälliges Verhalten vor, wenn er ganz offensichtlich gemobbt wird?
ist das ein Begriff aus der Psychologie, wesensauffällig?

„Wir haben im Kollegium über ihren Sohn auf der letzten Konferenz gesprochen.
hier gefällt mir die Satzstellung nicht: eher wir haben im Kollegium über ihren Sohn…

„Scheiße, ich bin dein einziger richtigerFreund.
Worttrennung

? Du weißt schon, die Rothaarige mit den dicken Möpsen.“
mm, ein hochbegabter Grundschüler, interessiert der sich für Möpse?


So, ich muss jetzt, draußen warten die Dämonen, auch Geister sind unterwegs, die sammeln die ungedachten Gedanken auf, die, vor denen man sich früchtet, um sie den Träumenden einzuflößen. :schiel:

Viele Grüße
Isegrims

 

Fliege

Hallihallo Fliege!

Vielen lieben Dank für dein Feedback und die Anmerkungen. Es freut mich sehr, dass dir die Geschichte gefallen hat, auch wenn sie mal nicht so hart und fies wie sonst ist!:D

Und, ehrlich, ich hätte es spannender und besser gefunden, hier nicht über den Plan zu quatschen, sondern es mit den beiden zu erleben. Das nimmt so das Drama raus. und da Horror nun mal Unterhaltung ist, unterhalte mich doch bitte, laber mich doch nicht so voll

Ganz ehrlich, ich weiß nicht, ob ich bin mir nicht sicher, ob ich die Leser bei der Ausführung des Plans überhaupt mitnehmen will. Ich fand es stimmiger, hier gerade das "Gelaber" mehr in den Vordergrund zu stellen und weniger eine Beschreibung, wie Maurice jetzt Feuer legt.
Allerdings wurde das ja schon von mehreren angesprochen, dass es hier am Spannungs- bzw. Actionmoment fehlt.
Was die wertenden Aussagen angeht, so fand ich diese eigentlich ganz passend, um die innere Situation und Gefühlswelt zu beschreiben. Durch rein äußerliche Erzählungen geht das ja leider nicht immer so leicht.
Insgesamt aber finde ich es sehr interessant und produktiv, wie du die Geschichte empfunden hast und was dir daran nicht gefallen hat. Gerade weil man als Autor ja oft den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. Und was ich nicht als Wertung oder Gelaber empfinde, sehen andere ja durchaus anders.
Also nochmals vielen Dank für deine Impulse und Denkanstöße!:)

Ein schönes Wochenende wünscht dir der EISENMANN

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Isegrims

Huhu Isegrims!

Wow - ich hoffe, du hast die Dämonen und Geister gut abwehren können, die unsere ungedachten Gedanken aufsammeln! Übrigens eine ziemlich coole Idee für eine neue Horrorgeschichte!!:D

Es freut mich, dass ich dich unterhalten konnte und du mit Maurice und Martin etwas anfangen konntest. Ich tue mich immer ziemlich schwer, Kinder und deren (kindliche) Gedanken- und Gefühlswelt glaubhaft wiederzugeben und mich in eine kindliche Denk-, Rede- und Handlungsweise hineinzuversetzen. Von daher freut es mich umso mehr, wenn Maurice nicht allzu erwachsen rüberkommt.

Martin sollte jetzt nicht unbedingt ein Dämon sein, sondern eher die böse, dunkle Seite einer gespaltenen Persönlichkeit. Auf der anderen Seite würde aber auch die Konstruktion eines bösen Geistes, einer Besessenheit oder eines übernatürlichen Wesens gut passen. Das kann man sich eigentlich aussuchen - funktioniert alles.
Und ja - dieser dunkle Martin interessiert sich in der Tat für Möpse!!;)

Danke auch für die textlichen Anmerkungen - die werde ich überpolieren!

Viele liebe Grüße und auch dir ein schönes und hoffentlich dämonenfreies Wochenende
EISENMANN

 

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