Was ist neu

Thema des Monats Schwarzer Sonntag

Seniors
Beitritt
01.06.2005
Beiträge
1.748
Zuletzt bearbeitet:

Schwarzer Sonntag

Als das Licht wegblieb, hätte ihn der Schock fast umgebracht. Jenseits der vierzig ist das Herz nicht mehr so stabil wie noch zehn Jahre zuvor. Er öffnete die Augen, und als er nichts - absolut nichts! - sah, fiel ihn die Angst, plötzlich erblindet zu sein, wie ein Tier an, schlug seine Zähne so tief in sein Inneres, dass er glaubte, noch hier in seinem Bett im Ferienhaus zu ersticken. Halb wahnsinnig tastete er sich schließlich aus dem Zimmer, nahm kaum wahr, dass er dabei Geräusche wie ein verirrter Hundewelpe von sich gab.
Das Haus schien viel größer geworden zu sein. Er stieß immer wieder gegen undefinierbare Möbelstücke, noch ehe er den Treppenabsatz erreichte, schmerzten seine Schienenbeine, als habe man ihn mit Dachlatten verprügelt.
Unten in der Küche prallte er mit etwas Weichem zusammen, das einen erschreckten Laut von sich gab. Es klammerte sich an ihn und drohte, ihn zu ersticken.
In Panik schrie er auf und versuchte, sich freizukämpfen.
"Ruhig", sagte sie. Es war Helma.
Kai beruhigte sich. Immer noch ging sein Atem keuchend, aber es tat gut, ihre Stimme zu hören. "Ich bin blind", sagte er.
Sanft hörte er sie herumtasten, einen Stuhl heranrücken. Vorsichtig setzte er sich.
"Du bist nicht blind. Sie haben es gerade in den Nachrichten gesagt. Es ist überall dunkel."
"Wie meinst du das, überall? Im ganzen Land?"
"Auf der ganzen Welt. Soweit sie das beurteilen können, im ganzen ..." Helma schluckte hörbar. "Im ganzen Universum. Überall eben."
Kai lachte kurz auf. "Irgendwo ist immer Licht."
Helma raschelte. "Sie sagen, es sei etwas mit dem Licht selbst. Es breitet sich nicht mehr aus. Man kann noch etwas sehen, wenn man sehr nah an einer Lichtquelle steht. Wenn sie sehr stark und hell ist, reicht sie ein paar Meter, mehr nicht."
Er beugte sich zu ihr und nahm ihren Duft auf. Das beruhigte ihn weiter. Gleichzeitig fing er an, sich Gedanken über die Konsequenzen zu machen. "Alle Pflanzen werden sterben. Die Bäume, sogar die Algen im Meer."
"Ja. Uns wird die Luft ausgehen."
"Vorher werden wir verhungern."
"Davor werden Raubtiere oder marodierende Banden uns töten."
"Wenn sie uns finden können. Viele werden irre werden und sich selbst umbringen."
Helma atmete zischend ein. "Würdest du das tun?"
"Wie denn? Ich könnte nicht einmal ein Messer in dieser Küche finden. Außerdem ..."
"Ja?"
"Solange du hier bist ..."
"Das wird uns wenig nützen."
Sie schwiegen und Kai lauschte auf Helmas regelmäßigen Atem. Abgesehen davon war es still. Die Stadt war weit entfernt. Falls sich die Leute dort bereits gegenseitig umbrachten, war davon hier draußen nichts zu hören.
Kai spürte Helmas Hand auf seinem Arm. "Komm!"
"Was ist?"
"Ich will dir etwas zeigen."
Sie führte ihn durch die Küche. Er konnte hören, wie ihre Linke tastend über Schränke und Wände fuhr, etwas suchte. Dann klopfte sie gegen Glas. Sie mussten nun genau vor dem Fenster stehen.
"Sieh hin!", sagte sie.
"Wohin?"
"Sieh genau hin! Halte den Kopf gerade, in Richtung der Bucht."
Es dauerte einen Moment, bis Kai auffiel, dass er tatsächlich etwas sah. Einen matten, rötlich schimmernden Fleck, als habe man seinen Daumen zu lange auf den Augapfel gedrückt.
"Was ist das?"
Helma lachte, aber es klang fast wie ein Schluchzen. "Die Sonne, Kai. Das ist die Sonne."

 

Nur eine kleine Miniatur zum Thema "Dunkelheit".
Ich weiß: Nicht gruselig genug für euch hartgesottene Horrorfans out here. Aber vielleicht ganz nett für zwischendurch.

Darkonaut

 

Hey Naut, du hast mich erwischt mit der Geschichte! Besonders das mit der Sonne am Ende, was viele Fragen offen lässt. Wenn die die Sonne noch ein bisschen sehen, dann breitet sich das Licht ja doch noch ein wenig aus. Irgendwie spürt man am Ende Erhabenheit oder auch, wie zentral tatsächlich die Sonne für uns ist, auch wenn wir das ja meistens vergessen und es als selbstverständlich nehmen. Man spürt Verzweiflung und Hoffnung gleichzeitig am Ende, das ist berührend. Und kein unwichtiger Nebenton in der Geschichte: Wie wichtig ein zweiter, ein vertrauter Mensch ist.

Es ist die Frage, ob man diese tolle Idee nicht für was Längeres nehmen sollte. Blinde wären ja in der Situation immens im Vorteil zum Beispiel.

Aber auch so hat mir die Geschichte sehr gut gefallen, das Ende ist perfekt gesetzt. Mir ist das Horror genug!

Da sind noch einige Kommafehler drin, aber die findest du sicher selbst. ;)

Gruß
Andrea

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Naut,

mich hast du damit nicht 'gekriegt', für mich ist das eher eine Versuchsanordnung; es ist nicht schlecht geschrieben, nicht falsch verstehen. Die Idee ist ja nicht neu, und ich finde diese Idee einer solchen Katastrophe sehr reizvoll, da geht ja eine total morbide Faszination von diesem Thema aus, Apokalypse und so, aber in deinem Text finde ich davon nicht sehr viel, leider.

Die Konsequenzen werden hier so rasch abgehandelt, das geht mir alles zu schnell, das Zwischenmenschliche nur angerissen, das ist, mir persönlich, zu exemplarisch. Ich finde das Setting allerdings prall, da würde viel mehr gehen, und ich denke, um so eine erzählerische Spanne, also dieses Kartenhaus, welches dann zusammenfällt (ist ja auch eine alte philosophische Fragestellung: Können wir wissen, das morgen die Sonne aufgeht?), die Gesellschaft und wie alles andere dann unwichtig wird, oder was dann tatsächlich existenziell wird, da steckt viel zu viel drin, für eine solche Miniatur. Also für mich persönlich.

Sind nur meine 5 Cent, mir ging es eben alles zu schnell.

Gruss, Jimmy

 

Hallo Andrea,
hallo Jimmy,

obwohl Ihr ja unterschiedliche Schlussfolgerungen zieht, ist Eure Grundforderung klar: Das Thema verdient eine längere Ausarbeitung. Dem stimme ich zu.
Es ist ja nicht so, dass es das gar nicht gäbe: Da ist "Stadt der Blinden", und natürlich eine unüberschaubare Zahl von Apokalypsen/Postapokalypsen.
Ich wollte etwas Kurzes schreiben. Ist mir nicht gut gelungen. Manchmal denke ich, je länger man schreibt, desto schwerer fällt es, sich kurz zu fassen, weil man zu viel über Storyaufbau etc. weiß: Du musst deine Leute charakterisieren, sie müssen ordentliche Dialoge bekommen, das Setting darf nicht zu nebulös bleiben ... wie soll man das in 3000 Zeichen schaffen?

Aber wär schon toll, einen ganzen Roman daraus zu machen.

Danke & Grüße
Naut

 

Hallo Darko-Naut,
hab deine Miniatur schon gestern Abend gelesen, und meine erste Reaktion war, verdammt, bitte nicht, so ein Scheiß. Aber nicht, weil dein Text nicht gut wäre, sondern weil ich auch mal wieder was für einen TDS schreiben wollte. Und - ich armer Tropf hatte fast dieselbe Idee. Naja, liegt wohl auch ein bisschen auf der Hand, wenn das Generalthema "Dunkelheit" ist, an Blindheit zu denken, und zwar an generelle Blindheit.
Du schreibst schön, da muss ich nix zu sagen. Mein Einwand geht mehr auf den Inhalt, bzw. die Kürze. Aber muss ja auch nicht gleich ein Roman draus werden oder eine halbe Novelle.

Mir hat es gefallen, was du da gemacht hast. Und zwar, da gehe ich mit Andrea H einig, es war besonders das Ende. Das hat auch mich berührt. Ist wirklich eine sehr eigenartige Vorstellung, zu sehen, wie die Sonne nur noch ein matt glühender Fleck ist, weil das Licht sich selbst frisst. Und auch, wie die beiden sich in dieser Situation gegenseitig Trost spenden und dabei doch so furchtbar verloren sind. Ich finde das ein sehr existenzielles Thema, das, ja stimmt, schon oft aufgegriffen worden ist. Aber wieso auch nicht. Und ich finde, du hast es sehr schön gemacht. Ja.

Ich mochte es hier auch, dass du gar nicht so sehr die Individualität der beiden Personen in den Vordergrund gestell hast, sondern du hast dich auf die Grundängste/Urängste bezogen, die in uns allen schlummern und die Grundgefühle, die in einem Paar, das sich liebt, ausgelöst werden. Daher brauchte man für mich nicht so viel mehr. Das ist kein scharfer, heller Horror, logisch, sondern ein sehr hintergründiges Gefühl des Unwohlseins.

Schwierigkeiten aber gibt es da für mich mit dem Anfang. Da ging es mir wie Jimmy. Alles viel zu schnell. Das passiert doch ganz oft, dass man aufwacht, und alles ist dunkel, da denkt man doch nicht gleich, jetzt wär die Welt am Untergehen. Das ist doch ein Erwachsener und kein Kind, das sich sogleich vor der Dunkelheit ängstigt. Also da müsste der Prozess hin, dass und wie er versteht, dass die Dunkelheit umfassend ist und nicht bloß Tageszeit/Jahreszeit/Kurzschluss. Sind vielleicht nur zwei drei Sätze oder ein Absatz.
Und die zweite Stelle, das war, dass er mir zu schnell glaubt, was Helma ihm von dem Licht sagt. Unglauben, Leugnung einer schlimmen Sache, das ist eine Reaktion, die so ziemlich jeder hat. Helma hatte es leichter, sie hat wenigstens Radio gehört. Seine Leugnung tippst du nur mit dem Satz: Irgendwo ist immer Licht an. Für mich hätt da noch ein bisschen mehr hingehört. Vielleich macht er eine Lampe an, will das prüfen, was Helma sagt, irgendsowas. Oder sie deutet sein Zucken in den Händen und bezieht sich darauf. Sagt, dass sie es auh nicht glauben konnte. (Ja, ich weiß schon, keine gute Idee.) Wollt es nur veranschaulichen, wo ich es zu knapp finde.


Und weil ich manchmal keine R-Fehler sehen kann, hier eine kleine Bessermach-Liste. Alles direkt mit Schwarz in den Text hineingebessert.

Halb wahnsinnig (kein Komma) tastete er sich schließlich aus dem Zimmer, nahm kaum wahr, dass er dabei Geräusche wie ein verirrter Hundewelpe von sich gab.
Das Haus schien viel größer geworden zu sein. Er stieß immer wieder gegen undefinierbare Möbelstücke, noch ehe er den Treppenabsatz erreichte, schmerzten seine Schienenbeine KOMMA als habe man ihn mit Dachlatten verprügelt.
Unten in der Küche stieß er mit etwas Weichem zusammen, das einen erschreckten Laut von sich gab. Es klammerte sich an ihn und drohte KOMMA ihn zu ersticken.

"Sieh genau hin! Halte den Kopf gerade, in Richtung der Bucht."
Es dauerte einen Moment KOMMA bis Kai auffiel, dass er tatsächlich etwas sah. Einen matten, rötlich schimmernden Fleck, als habe man seinen Daumen zu lange auf den Augapfel gedrückt.


Ich hab das Miniatürchen sehr gern gelesen, auch wenn ich jetzt eine Geschichte verschmerzen muss. Macht aber nix, bin im Moment so eingedost mit anderem Zeug, wer weiß, ob da jemals was draus geworden wäre.
Viele Grüße von Novak

 

Für Zwischendurch völlig in Ordnung, aber hast Du keine Lust, mehr draus zu machen?

Was mir auffiel:

Jenseits der vierzig ist das Herz nicht mehr so stabil wie noch zehn Jahre zuvor.
Jenseits der vierzig ist das Herz nicht mehr so stabil. - Hier Schluss mit dem Satz, würde ich vorschlagen.

nahm kaum wahr, dass er dabei Geräusche wie ein verirrter Hundewelpe von sich gab.
Ist immer Ansichtssache, aber mir sind die Verben zu schwach, ich würde schreiben: Ich jaule ja wie eine Welpe, dachte er …

Helma atmete zischend ein. "Würdest du das tun?"
"Wie denn? Ich könnte nicht einmal ein Messer in dieser Küche finden. Außerdem ..."
"Ja?"
"Solange du hier bist ..."
"Das wird uns wenig nützen."
Hiervon gern mehr …

Die „undefinierbaren Möbelstücke würde ich definieren, ihn durch Tasten erkennen lassen …

Physikalisch passt da einiges nicht: Entweder breitet sich das Licht noch aus oder nicht (vielleicht ist die noch glimmende Sonne ja eine Art kosmische Hintergrundstrahlung …) entweder ein paar Meter oder weiter oder gar nicht. Das die „Lampe“ im ganzen Universum erloschen ist, wäre eine Theorie die hoffentlich noch kein einziger Wissenschaftler nach ein paar Stunden stellen würde. Es gäbe so viele andere Möglichkeiten, Kraftfelder um die Erde und schwarze Löcher … alle plausibler als ein plötzliches Versagen aller Photonen, welches völlig unmöglich ist.

Danke, nastro.

 

Hey, da kommen richtig viele, gute Ideen zusammen!

Novak, Deine Anmerkungen sind ja länger als die Geschichte! Da habe ich fast ein schlechtes Gewissen, eigentlich wollte ich gestern nur etwas zum "Abkühlen" schreiben (muss für ein neues Projekt eine dunkle Space-Opera schreiben).
Lass Dich mal nicht abhalten, Deine Version zu schreiben. Die wird - wie ich das so sehe - viiiel besser und ordentlicher ausgearbeitet als meine Bleistiftskizze.

Nastro, eigentlich bin ich ja in SF zuhause, daher habe ich das hier unter Horror gepostet, weil ich natürlich weiß, dass die Lichtschwäche eigentlich unplausibel ist. Aber:

Physikalisch passt da einiges nicht: Entweder breitet sich das Licht noch aus oder nicht (vielleicht ist die noch glimmende Sonne ja eine Art kosmische Hintergrundstrahlung …) entweder ein paar Meter oder weiter oder gar nicht. Das die „Lampe“ im ganzen Universum erloschen ist, wäre eine Theorie die hoffentlich noch kein einziger Wissenschaftler nach ein paar Stunden stellen würde. Es gäbe so viele andere Möglichkeiten, Kraftfelder um die Erde und schwarze Löcher … alle plausibler als ein plötzliches Versagen aller Photonen, welches völlig unmöglich ist.
Nö. Zum Beispiel könnte alles mit bisher unbekannter exotischer Materie geflutet werden, die mit normaler Materie nicht wechselwirkt, sehr wohl aber mit Photonen. Dann würde - bei einer gegebenen geringen Wahrscheinlichkeit der Wechselwirkung - sich Licht proportional zum umgekehrten Quadrat abschwächen.

:)

Ich seh schon, daraus muss eine Novelle werden ... *seufz*

Danke nochmal!
Naut

 

Nö. Zum Beispiel könnte alles mit bisher unbekannter exotischer Materie geflutet werden, die mit normaler Materie nicht wechselwirkt, sehr wohl aber mit Photonen. Dann würde - bei einer gegebenen geringen Wahrscheinlichkeit der Wechselwirkung - sich Licht proportional zum umgekehrten Quadrat abschwächen.

Klaro gibt es Möglichkeiten - und (nach Abklopfen der physikalischen Möglichkeiten) sollte dem Autor ja auch noch die Möglichkeit zum Spinnen bleiben. Ich bin immer gern bereit, mich da mitnehmen zu lassen - aber das Grundgerüst einer zunächst funktionierenden Physik muss erstmal stehen. In jeder "Voyager" Folge passieren Dinge, die physikalisch nicht möglich sind, die große Kunst des Autors besteht darin, es uns plausibel vorzulügen. Die geannnte Szene brachte mich nur mehrfach zum Stutzen und damit aus dem Lesefluss: Warum funktioniert das Radio noch, darf es das? Wie soll auf einmal alles Licht verschwinden und woher, zum Teufel, wollen die im Radio wissen, das dieses Phänomen das gesamte All betrifft, einem uns noch nicht mal zu einem millionstel Prozent bekanntem Raum?

Die Antworten darauf interessieren mich, den Leser, im großen und gar nicht, ich will von der Geschichte mitgenommen werden - und wie gesagt, da war ich kurz raus.

Aber ich muss schon sagen, die kleine Geschichte hat Potential ...

 

Hey! Das ist normalerweise MEIN Part, an der physikalischen Plausibilität herumzumäkeln! ;)
Aber, wie cool, dass Dir das mit dem Radio aufgefallen ist. Da kann ich natürlich irgendeinen Quanteneffekt herbeiphantasieren, aber ein valider Einwand ist das allemal.

 

Hallo Naut.

Ich habe noch nicht besonders viel Erfahrung was schreiben betrifft, aber vielleicht hilft dir meine Meinung trotzdem weiter.

Ich finde die Idee sehr gut, aber es gibt viele Dinge, die in so einem Fall bedacht werden müssen. (Es wurde schon diskutiert, aber trotzdem) Du schreibst von Nachrichten, in denen erwähnt wird, im ganzen Universum breite sich kein Licht mehr aus. Ich bezweifle allerdings, dass in so einem Fall noch die Möglichkeit besteht Nachrichten zu senden, bzw Nachforschungen im Weltall zu betreiben. Alles funktioniert heutzutage elektronisch und nachdem in diesem Fall auch kein Bildschirm funktionieren würde, wäre wohl jegliche Institution der Welt lahm gelegt. (Abgesehen von anderen physikalischen Eigenschaften wie zB, Kälte, denn ohne Licht auch keine Wärme).

Vielleicht wäre alles einfacher zu erklären, wenn du wissenschaftlich erst gar nicht ins Detail gehst. Es muss ja nicht gleich das ganze Universum sein. Helma könnte zB nur einen Hobby-Funker, der noch eine alte Anlage ohne Bildschirme zu Hause stehen hat, gehört haben. Dieser hätte normal einen tollen Ausblick über die Stadt oder aufs Meer und sieht weit und breit nichts. Somit weiß man, dass es sich um ein weit verbreitetes Phänomen handelt, aber die Frage nach einer Rettung von außen offen zu lassen, finde ich immer spannend. Denk nur mal an Stephen Kings „Der Nebel“, wo die Rettung ein bisschen zu spät eintrifft.

Die Reaktion der Personen ist mir auch nicht klar, bzw die zeitliche Abfolge. Hat Kai geschlafen oder wieso merkt er erst so spät was geschehen ist? Forscher haben bereits entdeckt, dass Licht sich nicht mehr fortpflanzt und Nachrichtenagenturen haben die Meldung verbreitet. Helma hat diese gehört und sich bereits wieder beruhigt. All dies kann unmöglich in derselben Zeit ablaufen, in der Kai die Treppe hinab steigt. Wenn er geschlafen hat, frage ich mich warum er beim Ausfall des Lichts erschrickt.

Ich würde die Story noch in Ruhe auf Logik hin überprüfen. Nach den Tipps meines ersten Postings habe ich erst bemerkt wie viel Sinn es hat, sich eine Geschichte noch mal in Ruhe vorzunehmen.

Beste Grüße,
Narro

 

Nach den Tipps meines ersten Postings habe ich erst bemerkt wie viel Sinn es hat, sich eine Geschichte noch mal in Ruhe vorzunehmen.

Dein Vergleich hinkt, naut hat schon zig Geschichten geschrieben.

 

Für Zwischendurch völlig in Ordnung, aber hast Du keine Lust, mehr draus zu machen?

Was mir auffiel:


Jenseits der vierzig ist das Herz nicht mehr so stabil. - Hier Schluss mit dem Satz, würde ich vorschlagen.


Ist immer Ansichtssache, aber mir sind die Verben zu schwach, ich würde schreiben: Ich jaule ja wie eine Welpe, dachte er …


Hiervon gern mehr …

Die „undefinierbaren Möbelstücke würde ich definieren, ihn durch Tasten erkennen lassen …

Physikalisch passt da einiges nicht: Entweder breitet sich das Licht noch aus oder nicht (vielleicht ist die noch glimmende Sonne ja eine Art kosmische Hintergrundstrahlung …) entweder ein paar Meter oder weiter oder gar nicht. Das die „Lampe“ im ganzen Universum erloschen ist, wäre eine Theorie die hoffentlich noch kein einziger Wissenschaftler nach ein paar Stunden stellen würde. Es gäbe so viele andere Möglichkeiten, Kraftfelder um die Erde und schwarze Löcher … alle plausibler als ein plötzliches Versagen aller Photonen, welches völlig unmöglich ist.

Danke, nastro.


Hallo Naut,

das Thema hat einiges an sich, das finde ich auch. Eine gruselige Vorstellung, die Du vielleicht noch um einige psychologische Details für den Leser vertiefen könntest: vor allem ein Gefühl der Unwirklichkeit, ein Klammern an die Hoffnung auf Licht, ein ständiges inneres Mahnen: "Das kann doch nicht sein. Das kann doch nicht das Ende von allem sein." Das ist sicherlich schwierig umzusetzen. Aber so elementar, wie das tägliche Sonnenlicht für uns ist - und das gibt Deiner schönen Geschichte ja die Spannung und die Tragik - erscheint mir der Dialog der beiden Protagonisten beinahe etwas zu sachlich, zu unbeteiligt, ja fast, als liefe das Schreckensszenario nur in einer Was-Wäre-Wenn-/ Der-Tag-an-dem... - Soap auf N 24.

Eine Ursache für das Verschwinden des Sonnenlichts könnte eine kosmische Dunkelwolke sein, die durch das System zieht und so riesig ist, dass sie mehr als fünf Minuten braucht, um die Sonne wieder freizzugeben. Das erscheint mir aus meinen bescheidenen Kenntnissen heraus als das Plausibelste und nachvollziehbarste. Es ließe sich aus der Geschichte heraus so langsam entwickeln, bis der Leser weiß, was passiert ist. Der dramatische Aufhänger ist die Ungewissheit, wann es wieder richtig hell wird und welche umgreifenden globalen Auswirkungen die Katastrophe noch haben wird. Auch ein schwacher hoffnungsvoller Ausblick am Schluss (sehr schön dargestellt in Deinem Text) würde diese Dramatik weiterhin betonen.

Aber das sind nur kleine Anmerkungen von mir. Insgesamt gut geschrieben, sehr berührend, vor allem ein gut gewähltes Thema. Mag vieles in der Horror-/SciFi-Fantastik auch immer wieder kommen, die Kunst liegt darin, wie diese zum Teil schon sehr alten Erzähltraditionen immer wieder neu umgesetzt und erschaffen werden.

Beste Grüße
Roger

 

Hallo Narro,
ich finde, die zeitliche Abfolge ist recht klar beschrieben: Kai wacht morgens auf, sieht aber nichts. Er tastet sich nach unten. Helma ist schon länger wach (soll ja vorkommen, dass der Partner eher aufsteht) und hat bereits Radio gehört (dazu reichen ja 10 Minuten Vorsprung). Sie hat ihn nicht geweckt, Frauen sind manchmal so: Erstmal selbst rausfinden, was los ist. Die Wissenschaftler sind schon länger an dem Problem dran, denn irgendwo ist ja immer jemand wach. Radiowellen und Elektonik funktionieren so wie immer, denn sie interferieren nicht mit der exotischen Materie. Ebenso Wärmestrahlung, der Effekt ist auf Wellenlängen von 400-700 nm begrenzt (lustiger Zufall ;) ).
Du siehst, ich könnte das alles erklären. Die Frage ist aber: Wieso? Das hier ist eine Story, die nur 3000 Zeichen hat, kein Roman. Die lebt von einer einzigen Situation, die so hingenommen werden muss, wie sie ist.
Und warum sollte ich ausgerechnet "Der Nebel" imitieren? Die Geschichte gibt's doch schon (wobei ich anmerken möchte, dass ich das Ende des Films sogar etwas lahm finde, gegenüber der überragenden Erzählung).

Sorry, wusste ich nicht. Wollte niemandem zu Nahe treten. War nur gut gemeint ;-)
Mach Dir keine Gedanken, ich bin da nicht empfindlich. :)

Hallo Roger,
wenn eine kosmische Dunkelwolke vorbeizöge, gäbe es zwei Möglichkeiten:
1. keiner merkt was, weil die Materie in solchen Wolken normalerweise dünner verteilt ist als Luft auf dem Mond oder
2. es gibt das Wetterleuchten des Jahrtausends, weil der ganze Modder in der Ionosphäre verglüht wie 1.6 Trillionen Energiesparlampen.
Dunkelheit leider Fehlanzeige. Nee, ich dachte an etwas Plötzliches, ein leises Ereignis.

Aber zwei Punkte finde ich ziemlich interessant:
1. Die meisten von Euch interpretieren den Anblick der Sonne als etwa Tröstliches. Hmm. Wenn ich den stärksten bekannten Fusionsreaktor am Himmel als blasse Funzel sehen würde, ich weiß nicht, ob mich das trösten würde.
2. Jeder hat sofort eine Idee, wie er die Story anders erzählen könnte. Da kann ich nur sagen: Das Thema der Saison steht! Haut rein! Schreibt! :D

Vielen Dank
Gloomonaut

 

Hallo Naut!

Ja, so ist das mit Geschichten, die eigentlich keinen Anfang haben und kein Ende. Oder besser, wo das Ende der Anfang ist. Oder umgekehrt.

Das Ganze könnte Stoff für eine Novelle geben, einen Roman, einen Zyklus. Hat mich von der Grundidee (eigentlich ist es bei dir ja nicht viel mehr) an Wyndhams Triffids erinnert, als die Welt aufwachte und blind war. Nur da ging es natürlich weiter, das war nur ein Aspekt.

Bei dir ist es der Aspekt, aber du fängst ja schon an, das Thema auszuloten. Es gibt ja Milliarden Sachen, an die man denken muss, wenn man sowas beschreiben will. Eschbach, glaube ich, ist ein Meister darin, die ganzen Seiten solch eines Problems mit einzubeziehen.

Wie gesagt, ich finde es schon faszinierend, wie du mich mitnimmst, auf die Reise durch die Dunkelheit; was passiert mit diesem, wie werden jene reagieren.
Man merkt dir auch die Routine an, mit der du schreibst. Das ist angenehm.

Was weniger angenehm ist, ist das abrupte Ende. Wie eine Wand, gegen die ich laufe. Aber gestern war doch noch eine Tür hier.

Man kann das so stehenlassen, glaube ich. Das ist dann wie ein Denkanstoss. Aber ich hätte es schöner gefunden, wenn du diesen Gedanken in eine "richtige" Story eingebettet hättest.
Allein schon des Vergnügen Willens, weiterlesen zu können.

Schöne Grüße von diesseits!

 

Hallo Naut

Goldig diese Idee und erschreckend, da es nicht einfach völlig unrealistisch wirkt, wenn man als Leser mit beschränkten Kenntnissen in Physik die Phänomene des Lichtspektrums bedenkt. Obwohl die Geschichte sich ziemlich unspektakulär um das Phänomen herum aufbaut, gewinnt es meines Dafürhaltens dadurch einen besonderen Reiz. Es sind keine menschlichen Verwirrungen, wie sie ihren Tribut bei klassischem Horror fordern, sondern spielt mit physikalischer Gesetzesmässigkeit, einen Untergang von jeglichem lichtabhängigen Leben evozierend.

Die Kürze war mir ausreichend, mich mit leichtem Schaudern in dieses Geschehen hineinziehen zu lassen, obgleich es vom Thema her wahrscheinlich noch eine Fülle gäbe, die sich anknüpfen liesse. Das Ende nahm ich für das Genre als ungewöhnlich subtil wahr, doch wenn ich mich in die Situation hineinversetze, wächst das Grauen von allein.

Vor diesem Hintergrund ist es eher nebensächlich, dennoch liess mich ein Satz beim Lesen zögern.

Jenseits der vierzig ist das Herz nicht mehr so stabil wie noch zehn Jahre zuvor.

So leger und unbegründet daher geplaudert, erscheint mir der Sachverhalt wenig plausibel, liegt die Herzinsuffizienz bei der Bevölkerung in diesem Alter, doch unter einem Prozent, in höherem Alter dann stark ansteigend. Die Angst des Protagonisten würde jedoch an realem Ansatz gewinnen, wenn bei ihm etwa infolge von Übergewicht ein konstitutionsbedingter Bluthochdruck gegeben wäre.

Er öffnete die Augen, und als er nichts - absolut nichts! - sah, fiel ihn die Angst, plötzlich erblindet zu sein[KOMMA] wie ein Tier an, schlug seine Zähne so tief in sein Inneres, dass er glaubte, noch hier in seinem Bett im Ferienhaus zu ersticken.

Diese greifbare Angst vor Erblindung fand ich gelungen, unterstützt es die Fiktion der Geschichte noch auf realistische Weise und verstärkt ihr Fundament.

Gern gelesen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Naut,

deine Geschichte passt thematisch sehr gut zu Horror, leider fehlt der Grund, warum die Sonne verschwunden ist bzw. das Licht, wie geht es mit den Protagonisten weiter? Werden sie überleben?

In deine Geschichte würde noch viel mehr reinpassen. Es ist wie ein erstes Kapitel, es bittet um eine Fortsetzung

 

Servus Naut,

eine echt beängstigende Zukunftsvision, die du hier geschaffen hast.
Ich habe mich nur gefragt, wieso Helma so plötzlich in die Geschichte tritt. Klar, du gehst mit Vollgas in die Geschichte - Panik! -, und somit nimmst du den Leser sofort jegliche Fluchtmöglichkeit. Von daher ist das gut. Aber man muss sich auch hier mal besinnen, sich fragen: Was würde ich tun? Ich weiß nicht, ob ich gleich völlig ausrasten würde. Hm. Anderseits ist es ja selbst bei Nacht selten komplett schwarz. Da kann schon mal Panik aufsteigen. Das war auch weniger mein Problem. Aber wieso tastet er nicht erstmal nach Helma? Die müsste doch eigentlich neben ihm liegen. Oder? Gut, tut sie nicht. Aber er würde doch dann erstmal nach ihr rufen.
"Helma! Helma, wo bist du?"
Aber was macht Helma. Die sitzt unten und verfolgt das Geschehen. So wie ich das herauslese, muss sie schon länger dort unten sitzen und den Nachrichten lauschen. Wieso ist sie nicht nach oben gegangen und hat ihren Mann geweckt und ihn aufgeregt davon erzählt?
"Kai, aufwachen! Etwas Schreckliches ist passiert. Du wirst es nicht glauben."

Also du hattest mich wirklich sofort in deinen Fängen und alles war angenehm zu lesen. Ich hatte nur ein Problem mit den Handlungsweisen deiner Protagonisten. Die konnte ich nicht ganz nachvollziehen. Aber vielleicht weiß ich auch einfach zu wenig über sie. Da wären wir schon wieder bei der Länge des Textes. Aber über die möchte ich gar nicht meckern. Weil es der Text schaffte, mich mit vielen schönen Beschreibungen in diese dunkle Welt zu entführen.

Einen matten, rötlich schimmernden Fleck, als habe man seinen Daumen zu lange auf den Augapfel gedrückt.
Mein persönliches Highlight!;)

TdS auf jeden Fall getroffen. Ich überlege gerade, dir ein wenig Konkurrenz zu machen.:D Aber ich habe Angst sie zu posten, weil ich sie irgendwie nicht stimmig finde. Vielleicht, nachdem ich sie nochmal ordentlich überarbeitet habe. Ich bin mir noch nicht sicher.

Viele Grüße

Hacke

 

Hallo Naut,

ich schließe mich meinen Vorrednern an: Da schlummert was Lohnendes, Längeres hinter deinen Zeilen, das ich sehr gerne lesen würde. Bin ja sowieso Apokalypsen-Aficionado. :-)

An einer Stelle musste ich unweigerlich kichern, war sicher nicht so gewollt von dir:

"Davor werden Raubtiere oder marodierende Banden uns töten."
Da dachte ich erst, das sei Angsthumor der Protagonisten. Raubtiere? Marodierende Banden?
Ich verstehe schon, was du eigentlich sagen wolltest, aber die Wortwahl schmeißt mich beim Lesen einfach aus der Stimmung.

Ansonsten: Mach was draus, bitte. Ich bin heute das erste Mal seit längerer Zeit wieder hier im Forum, und dann durfte ich gleich deine kleine Skizze lesen.
Cool.

Ganz liebe Grüße,
PSS

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom