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Schrecksekunde

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14.04.2011
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Schrecksekunde

Eigentlich wunderte es Howard nicht wirklich als er die ernüchternde Krebsdiagnose bekam, er war engagierter Raucher, Hobbyalkoholiker und verweigerte sportliche Aktivitäten so energisch, wie jemand mit einem Sprachproblem einen Flirt mit Frauen mied.
Howard war Mitte fünfzig, stark übergewichtig, eine wandelnde Garantie für einen Herzinfarkt und fühlte sich wie ende sechzig, was jedoch nichts mit dem Befund der Ärzte zu tun hatte, im Gegenteil, er freute sich über perfide Weise auf seinen baldigen Tod.
Das Leben hat ihm schon lange nichts mehr geboten, nach dem Tod seiner Frau schien ihm nichts mehr Freude zu bereiten und nur noch das Gefühl zu vermitteln, in einer Endlosschleife voller Monotonie zu hängen.

Die junge Schwester, die ihm die Diagnose als erstes mitteilte (und verdammt sexy bei der Todesbotschaft rüber kam, wie er sich erinnerte) sagte ihm, dass die Metastasen in seiner Lunge bereits im Endstadium seien und er sich darauf einstellen sollte, nur noch einige Wochen zu haben, im besten Falle etwas mehr als ein Monat.

Nun saß er dort, in seiner heruntergekommenen Wohnung, die er seit Emmy´s Tod, welcher bereits einige Jahre zurück liegt, nicht mehr bewusst geputzt hat und mit der Sicherheit des baldigen Endes vor Augen, wie ein Sportschütze seine Zielscheibe, auch nicht mehr vor hatte zu reinigen.

Er wischte sich mit seiner linken Pranke über die verschwitzte Glatze, während er mit der rechten monströsen Hand eine Kippe aus einer fast leeren Lucky Strike Packung zog, die auf dem Küchentisch lag, sich in den Mundwinkel steckte und sie freudig ansteckte, wie ein kleines Kind eine Wunderkerze.
Er versank in Gedanken, während er genüsslich an seiner Zigarette zog.

Einige Wochen sagte die kleine Schnalle, willst du´s wirklich noch solang machen alter Mann? Wieso nicht schon mal ein bisschen vorgreifen und dem Krebs den Nährboden nehmen?

Der Gedanke an Suizid beunruhigte ihn mehr, als die Tatsache, dass sich in seinem inneren ein Geschwür befand, welches so rasend expandierte wie das Universum.
Er nahm einen langen Zug von seiner Kippe und drückte sie im randvollen Aschenbecher, der einem Igel ähnelte aus.
Er war müde und antriebslos. Kein Feuer brannte mehr in ihm, nicht wie vor vielen Jahren, als er Emmy kennen lernte und er das Gefühl hatte, den Sinn des Lebens entdeckt zu haben.
Alles um ihn herum schien nur noch eine schwammige Fassade zu sein, hinter der sich die Hässlichkeit des Lebens versteckte. Er erhob seinen wuchtigen Körper vom klapprigen Küchenstuhl (Gott allein weiß wie dieser Stuhl das Gewicht all die Jahre aushalten konnte, ohne zu kapitulieren), um die anstrengende Reise Richtung Minibar im Wohnzimmer auf sich zu nehmen. Fettringe tanzten auf seinem freiliegenden Bauch auf und ab, so stetig wie das kommen und gehen der Flut.
Nachdem er den Marathonlauf ins Wohnzimmer (es ähnelte eigentlich eher einem Schlachtfeld mit Tendenz zu einer Müllhalde, als einem Wohnzimmer) hinter sich gebracht hatte, stürzte er sich begierig auf die Kommode mit ihrem wertvollen Inhalt.
Er musste nicht schauen wohin er griff, es war so fest verankert und einstudiert wie ein Auftritt des Starlight Express.
Mit Leichtigkeit angelte er zwei Flaschen gleichzeitig hinaus, eine Pulle Jacky und eine Flasche alten Scotch. Howard Bradley hatte nie einen guten Geschmack für Mode, Kunst oder anderen kulturellen Kram, zumindest keinen, der Alltags tauglich war, aber in Sachen Alkohol kannte er sich besser aus als Mr. Scott in seiner Enterprise.
Er wanderte mit gesenktem Blick und von leisen inneren Stimmen geplagt, wieder Richtung Küchenstuhl, der seine Wiederkehr sicherlich schon sehnsüchtig erwartete.
Na los Howard, beende es. Was hält dich noch? Nichts, und das weißt du auch. Es ist alles unnötig, Tag für Tag die selbe Scheiße durch zu kauen, in Selbstvorwürfen wegen dem Tod deiner Frau zu ertrinken und sich dann zu fragen, warum man überhaupt existiert. Du existierst um zu sterben, und je schneller das passiert, umso besser. Wie lang willst du dich und deine Mitmenschen noch bedrücken?

Howard machte einen für ihn eher untypischen Umweg zur Diele, um dort aus einem alten Eichenschrank eine kleine Kiste zu nehmen.
Als er wieder die Küche erreichte, ließ er sich erleichtert in seinen tapferen Küchenstuhl gleiten und drehte den Verschluss der Flaschen ab, nachdem er die kleine Schatulle grob auf dem Tisch abwarf.
Er setzte die Whiskey Flasche an und nahm einen gewaltigen Schluck, ein Schluck wovon normal sterbliche Wochenendtrinker die Milz von ausgekotzt hätten, doch für Howard Bradley war das ein flaues Lüftchen, gerade groß genug, um ein bisschen Ordnung in sein Chaos zu bringen.
Er benötigte lediglich eine halbe Stunde um beide Flaschen zu leeren, nachdem er den letzten Schluck genommen hatte und sich erneut auf den Weg zu seiner geliebten Oase machen wollte, meldete sich sein Unterbewusstsein zurück.

Hey Howard, bist ja immer noch da. Ich glaub so langsam sollten wir mal zu einem Abschluss kommen, findest du nicht auch? Ich weiß ja nicht was dich noch am Leben hält, aber für mich ist es so interessant wie dem Grass beim wachsen zu zusehen und selbst da wird einem mehr Action geboten, also tu uns beiden den Gefallen und jag dir endlich ne´ Kugel durch den Schädel!

Anstatt zu seinem kleinen Tempel zu gehen, der ihm die letzten Jahre soviel Liebe schenkte wie seine Frau zu Lebzeiten, blieb er in seinem treuen Stuhl sitzen und zog die kleine schwarze Kiste zu sich, die er vorhin dort ab lud.
Er öffnete sie und holte einen alten Revolver (wie man ihn aus etlichen Western Filmen kennt) ans Tageslicht.
Nach vier langen Jahren tust du endlich mal das richtige Howie. Meldete sich seine innere Stimme zurück.
„Halts Maul!“ entwich es Howard, wohl wissend, dass er zu sich selbst redete, aber diese verfluchte Stimme machte ihn noch verrückt, oder hatte es bereits getan.
Er nahm den Revolver und schlug die Trommel auf, es blitze und funkelte, vermutlich das einzige im ganzen Haus. Er nahm alle Patronen und steckte sie langsam hinein, wobei er nicht verständliche Sätze murmelte und das perfekte Bild eines Psychopathen abgab während er dabei wild zu sich selbst gestikulierte.
Es bereitete ihm Freude die Waffe zu laden, sie fühlte sich grandios an, als hätte sie einen eigenen Charakter, das Gewicht von ihr lag wie eingearbeitet in seiner Hand, er hatte ein Ziel vor Augen und er würde es schon sehr bald erreicht haben.
Er steckte die letzte Patrone hinein, schlug die Trommel zu, spannte den Abzug und richtete den Lauf zitternd an seine Schläfe.
Tu es, na los! Tränen liefen sein Gesicht hinunter, er hatte Angst, wahnsinnige Angst. Er schloss die Augen und ließ sein Leben Revue passieren. Alles zog an ihm vorbei, seine ältesten Kindheitserinnerungen, der erste Kuss, die erste Liebe, sein erstes Auto und seine geliebte, die er auf tragische Weise durch einen Autounfall verlor, den er verschuldet hat, bis zu diesem Tag, wo er hier saß, die geladene Waffe an seinen Kopf gerichtet und fest entschlossen es endlich zu tun. Doch irgendetwas hinderte ihn, eine geistige Handbremse verhinderte, dass sein Zeigefinger die letzten Millimeter des Abzugs zurück drückten, er dachte gerade daran es noch einmal auf zu schieben, es zu überdenken, ob Emmy es so gewollt hätte, doch plötzlich klingelte das Telefon, dicht gefolgt vom ohrenbetäubendem Knall eines Schusses, der Howard´s Hirn über den Küchentisch und den Fußboden verteilte und sein Leben schlagartig beendete. Er war schon immer schreckhaft gewesen.

Der Anrufbeantworter schaltete sich ein.
„Mr Barkley! Hier spricht Dr. Edington, ich habe gute Neuigkeiten für sie, die Diagnose von ihrem Krebsbefall hat sich als inkorrekt heraus gestellt, wir haben den Befall fälschlicher Weise als Metastasen eingeordnet, tatsächlich leiden sie unter einer weniger aggressiven Art, welcher durch verschiedene Therapiemöglichkeiten heilbar ist. Bitte entschuldigen sie..“

 
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Aus Horror nach Spannung /Krimi
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Hallo zusammen,
die folgende Kurzgeschichte ist der erste gehversuch, eine flüssige story und einem Nachklang zu schreiben, gerne würde ich eure Meinung zu diesem ersten Anlauf hören, allerdings möchte ich noch kurz anmerken, dass mein Schreibstil (sofern ich überhaupt schon einen habe) sehr stark durch Stephen King geprägt ist, soll heissen; dass es vielleicht den Eindruck vermittelt, dass ich nur versuche billig zu kopieren, was nicht meine Absicht ist.
Jedoch würde ich lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht stark beeinflusst bin, von vielleicht all seinen Worten, die sich über die Jahre ins Hirn gebrannt haben.
Nun denn, ich hoffe es gefällt Euch trotzdem und vergeude keine kostbaren Minuten Eures Lebens.
Ach, eines noch. Ich kann nicht garantieren, dass die Handlung nicht schon existiert, aber ich kann versichern, dass die Idee und jedes einzelne Wort in meinem Kopf entstanden ist, auch wenn viele Einflüsse und Anregungen aus Filmen und natürlich anderen Geschichten vielleicht eine starke unterbewusste Rolle gespielt haben, jedoch wusste ich bis kurz vorm ende selbst nicht, wie es enden würde.
Schrieb der Autor über seinen Text - bitte Anmerkungen immer in einen Extra-Post.

Ja, kommt mir enorm bekannt vor - irgendein, sori, total dusseliger Raucherfilm mit diesem langgesichtigen Schauspieler - und wenn jemand Text/Film(e) findet, aus denen das hier noch zusammengeguttet wurde, lösche ich das Ding.
Komisch, grad ist hier Klau-Saison, das ist ja sowas von öde.
Ich finde King so derart schlecht, daß ich das letzte Buch von ihm vor beinahe einem Vierteljahrhundert in der Hand hatte ... :D ... und durch Kopieren eines solchen unliterarischen Stils kommt ein Hobbyschreiber - wie wir alle wohlgemerkt - erst recht nicht weiter.

Joar, mach mal was eigenes, die großäugige Häschennummer zieht bei uns nicht - ein Plagiat ist auch eines, wenn keine Intention zum Kopieren vorlag. Ich gebe den Text mal zur Prüfung ins Team.
Da der Text mit Horror als literarisches Genre nix zu tun hat, verschiebe ich nach K/S.

Leicht gelangweilte Grüße,
Katla

 

Wenn du seit 25 Jahren kein Stephen King Buch mehr in der Hand hattest (das ist länger als ich überhaupt lesen kann), solltest du vielleicht aufhören, ihn mit so einem missionarischen Eifer runter zu machen.
Ich würde Stephen King nicht gerade als Beispiel für einen miesen Autor nehmen. Jeder hat andere Lieblings- und Hassautoren.

Zu dem Text: Uhm. Ich kann da nicht viel von Stephen King entdecken, ich dachte es läuft auf so eine Smokers INC-Episode hinaus, da heuert jemand eine Firma an, die ihn dabei unterstützen soll, doch mit dem Rauchen aufzuhören, und das nimmt äußerst skurrile Formen an.
Jetzt in der Form ist die Geschichte ziemlich "finten"-los, ohne etwas richtig eigenständiges. So eine falsche Krebsmeldung taucht häufig auf ... in Witzen, in Filmen, in Nebenplots, es ist fast schon ein Klischee. Mit Schizophrenie verhält es sich ganz genau so ... wobei das hier ja nur eine "Böse innere Stimme" ist.

Von daher wäre es vielleicht besser, etwas zu erzählen, das näher an deinem Leben dran ist, als sich etwas auszudenken, was schon unheimlich viele andere auch getan haben.

 
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Hallo Chris,

wie sich das hier so gehört, werden vom Autor an den leser gerichtete Einleitungen in einem seperaten Post untergebracht. Also dein "Hallo zusammen" bitte aus dem Geschichtenfeld raus und einzeln untergbracht.

Da sind noch viele Fehler drin:

freute sich über perfide Weise auf seinen
Verdreht: ...freute sich auf perfide Weise über seinen...
seinem inneren
seinem Inneren
Mit Leichtigkeit angelte er zwei Flaschen gleichzeitig hinaus
heraus angeln, wenn ich mich nicht irre. Hinaus angeln ist komisch...
ein Schluck wovon normal sterbliche Wochenendtrinker
von dem statt wovon
vorhin dort ab lud
ablud
wobei er nicht verständliche
unverständliche
der Alltags tauglich war
alltagstauglich
Tag für Tag die selbe Scheiße durch zu kauen
Tag für Tag dieselbe Scheiße durchzukauen
dem Grass beim wachsen zuzusehen
Ja ja, der Günter Grass, wenn wir dem beim Wachsen zusehen... Grass ist im Gegensatz zum Gras nicht so grün...
Oft springst du in den Zeiten, zum Beispiel:
Das Leben hat ihm schon lange nichts mehr geboten, nach dem Tod seiner Frau schien ihm nichts mehr Freude zu bereiten
Du schreibst also in der Vergangenheit, dann muss es heißen: Das Leben hatte im schon lange nichts mehr...
Mehr solcher Zeitenfehler sind im Text:
Nun saß er dort, in seiner heruntergekommenen Wohnung, die er seit Emmy´s Tod, welcher bereits einige Jahre zurück lieg
,welcher bereits einige Jahre zurück lag
Du machst immer sehr viele Vergleiche, aber es sind schon zu viele, und vor allem auch, meiner Meinung nach, lächerliche wie der Starligthexpressvergleich.
Kuriositäten:
heruntergekommenen Wohnung, die er seit Emmy´s Tod....nicht mehr bewusst geputzt hat
1. Zeitensprung, geputzt hatte, 2. Aber unbewusst hat er sie geputzt? Beim Schlafwandeln, ja, das mach ich auch manchmal. Dann wunder ich mich immer über das gespülte Geschirr, das saubere Waschbecken...
Kein Feuer brannte mehr in ihm, nicht wie vor vielen Jahren, als er Emmy kennen lernte und er das Gefühl hatte, den Sinn des Lebens entdeckt zu haben.
Das klingt sehr ungelenk, wie viele deiner Sätze. Ich würde beispielsweise schreiben: Als er Emmy kennen gelernt hatte, und einen Sinn im Leben fand, brannte ein Feuer in ihm, das jetzt nicht mehr da war.
Fettringe tanzten auf seinem freiliegenden Bauch
Ich weiß, was du meinst, da sind Speckringe und sein Oberkörper ist frei, aber so hört sich das seltsam, und nicht unbedingt im guten Sinne seltsam an. Überleg selbst mal, wie du das umschreiben könntest.
Was ich von den Personifikationen des Stuhls halten soll, der treu und tapfer ist, und ihn sehnsüchtig erwartet, weiß ich nicht. Kannste drin lassen, ist eigentlich ganz lustig und originell. Stellt gut dar, wie Howard zu seinem Sitzfleisch steht.
„Halts Maul!“ entwich es Howard
Wenn dem Howard ein Lüftchen entweicht, ist das wohl okay, aber gut, manche Aussprüche sind wohl fürn Arsch...
Er nahm alle Patronen und steckte sie langsam hinein, wobei er nicht verständliche Sätze murmelte und das perfekte Bild eines Psychopathen abgab während er dabei wild zu sich selbst gestikulierte.
Hum... ist schwierig zu gestikulieren, wenn man gerade ein Pistole läd, meinste nicht?
dicht gefolgt vom ohrenbetäubendem Knall eines Schusses
von dem ohrenbetäubendem ist bestimmt, während eines Schusses unbestimmt ist. Warum diese Divergenz? Dicht gefolgt von dem ohrenbetäubendem Knall des Schusses, der Howards Hirn auf den Tisch spritzen ließ... oder so.
Zum Plot... naja, das Gesundheitssystem ist schlampig, was? Horror konnte ich keinen finden, ich fand, das war eher Rubrik "Alltag" -da sich ja am Ende der Prot die Frage nach Sein oder Nichtsein stellt, und mehr nicht.
So viiiiel von mir. Hau rein, Chris!
Grüßli: Timo

Edit: Warum brauch ich für meine Posts immer so lange, dass, wenn ich anfange, noch keiner geantwortet hat, und wenn ich dann fertig bin, schon zwei andre geschrieben haben? Immer zieht die Welt an mir vorbei, mann!

 
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Hallo Chris666,

herzlich willkommen hier!

Ich nehme mir zunächst den ersten Satz vor.

Eigentlich wunderte es Howard nicht wirklich als er die ernüchternde Krebsdiagnose bekam, er war engagierter Raucher, Hobbyalkoholiker und verweigerte sportliche Aktivitäten so energisch, wie jemand mit einem Sprachproblem einen Flirt mit Frauen mied.
Gar nicht schlecht. Daraus kann man was machen, Füllwörter (sind nicht mehr wert als Metzgerfüllsel) raus, kompakter formulieren, Sätze kürzen.

„Eigentlich“ relativiert die Aussage zu einem undefinierbaren Brei.

Wenn Howard sich über die Diagnose nicht wundert, ist sie auch nicht „ernüchternd“.

„Nicht wirklich“ ist duselige Umgangssprache (siehe Brei).

Die meisten Adjektive sind überflüssig.

Was übrig bleibt:
Howard wunderte sich nicht, als er die Krebsdiagnose bekam. Er war engagierter Raucher, Hobbyalkoholiker und mied sportliche Aktivitäten, wie jemand mit einem Sprachproblem einen Flirt.

Der Vergleich ist mir noch zu lang, „Stotterer“ würde ihn kürzen, ist aber kein lesefreundliches Wort, d.h. es klingt beschissen.
In solchen Fällen würd ich mir einen anderen Vergleich suchen. „Er mied sportliche Aktivitäten wie ein Impotenter das Hurenhaus“, zum Beispiel.

Nach diesem Muster kannst du den gesamten Text überarbeiten.

Ein Beispiel von anderer Stelle:

Nachdem er den Marathonlauf ins Wohnzimmer (es ähnelte eigentlich eher einem Schlachtfeld mit Tendenz zu einer Müllhalde, als einem Wohnzimmer) hinter sich gebracht hatte, stürzte er sich begierig auf die Kommode mit ihrem wertvollen Inhalt.
Auch die Klammern, die du oft verwendest, sind nicht nötig.
Nach dem Marathonlauf ins Wohnzimmer, das einem Schlachtfeld mit Tendenz zu einer Müllhalde glich, stürzte er sich gierig …

Ach, noch etwas:

Im weiteren Text behauptet der Erzähler, Howard kenne sich in Sachen Alkohol bestens aus. „Jacky“ ist okay, aber „alter Scotch“ klingt nicht nach einem Experten.
Außerdem: Bourbon (Jack Daniel's) oder Malt (Scotch) ist bei Genießern eine Art Glaubensfrage.

So, zweierlei noch, dann ist Schluss mit Detailkram:

„Er setzte die Whiskey Flasche an …“
Hier setzt du einiges Leserwissen voraus. Mancher wird sich fragen, welche von den beiden Flaschen. Nicht, dass es wichtig wäre, aber präzise zu schreiben: „Er setzte die Flasche Jack Daniel’s an“, macht nicht viel Arbeit.

Alles um ihn herum schien nur noch eine schwammige Fassade zu sein, hinter der sich die Hässlichkeit des Lebens versteckte.
Das zieht nicht so wie beabsichtigt. Wenn die Hässlichkeit sich seiner Wahrnehmung entzieht, bleibt das Schöne sichtbar. Ich würd schreiben: Alles um ihn herum schien nur noch eine schwammige Fassade zu sein, hinter der sich alles Schöne (oder der Sinn) des Lebens versteckte.

Zum Aufbau:

Die Informationen im ersten Absatz sind ausreichend. Der Leser erfährt den Namen (damit auch das Geschlecht) des Protagonisten; er kann das Alter einschätzen; er wird an den Konflikt herangeführt.
Das motiviert zum Weiterlesen.

Im weiteren Verlauf wird der Konflikt näher angeführt, aber nicht konkret genug. Howard glaubt Schuld zu sein am (Unfall!) Tod seiner Frau, mehr ist von diesem wichtigen Punkt nicht zu erfahren.
Es wäre interessant zu wissen, ob das auch sachlich gesehen so ist oder ob er sich (aus Sicht eines Außenstehenden) unberechtigte Vorwürfe macht. Letzteres verliehe der Geschichte noch mehr Zündstoff.

Gern hättte ich seine Angst (als er sich den Revolver an den Kopf hält) miterlebt. Aber der Erzähler kneift und flüchtet sofort ins Mein-Leben-zieht-wie-ein-Film-an-mir-vorbei-Klischee.

Kurz vor Ende wird die Pointe überhastet vorbereitet. Das ist der spannendste Moment in der Geschichte, nur leider zu kurz. Da darf es ruhig etwas mehr sein als eine ominöse „geistige Handbremse“ und die schon tausendmal gestellte Frage: Ob die oder der Verblichene das wohl so gewollt hätte. Lass den Leser länger zappeln!

Tja, wie eingangs gesagt, da kann was draus machen. Auch wenn einiges benörgelt wurde, sind keine gravierenden Schwächen im Text, nur die üblichen.

Gruß

Asterix

 

Hey, vielen Dank für die bisherigen Anregungen und Verbesserungsvorschläge, werde mir alles zu Herzen nehmen und versuchen, zukünftige Projekte mit Hilfe Eurer Kritik lesefreundlicher und weniger abgedroschen wirken zu lassen.
Eine Frage, die mich etwas plagt, kann man krasse vergleiche drin behalten, da es den Leser vielleicht amüsiert und im besten Falle ein schmunzeln aufs Gesicht zaubert, oder sind überzogene Sachen ein "no go" die an der Glaubwürdigkeit nagen? Oder läuft es auf Geschmackssache hinaus? Ich persönlich mag es ja, wenn Autoren kuriose Vergleiche bringen, egal wie überzogen oder abstrus sie auch wirken mögen, andere scheinen hingegen leicht schockiert davon zu sein, dass man plötzlich Scotti oder den Starlight-Express heranzieht.

Mfg

Chris

 

Hallo Chris,

gleich mal rein ins Getümmel:

wie jemand mit einem Sprachproblem einen Flirt mit Frauen mied.
diese Aufzählung soll cool daherkommen, aber das hier kickt die Coolness. Flirten ist doch genau die Kunst, DInge ohne oder zwischen den Worten auszudrücken. Passt also nicht
Howard war Mitte fünfzig, stark übergewichtig, eine wandelnde Garantie für einen Herzinfarkt und fühlte sich wie ende sechzig,
Howard war Mitte fünfzig, fühlte sich wie ende sechzig, stark übergewichtig, eine wandelnde Garantie für einen Herzinfarkt.
Das klänge in der Reihenfolge spritziger
, im Gegenteil, er freute sich über perfide Weise auf seinen baldigen Tod.
Das Leben hat ihm schon lange nichts mehr geboten, nach dem Tod seiner Frau schien ihm nichts mehr Freude zu bereiten und nur noch das Gefühl zu vermitteln, in einer Endlosschleife voller Monotonie zu hängen.
Das ist ein blöder Widerspruch
und verdammt sexy bei der Todesbotschaft rüber kam, wie er sich erinnerte
passt nicht zur Monotonie und Freudlosigkeit. Sexy ist ja erregend

seit Emmy´s Tod,
Argh, dieser Apostroph darf nciht sein!

So, ich habe mir nur mal den Anfang vorgenommen, um dir aufzuzeigen, woran es hier in meinen AUgen noch hapert: Am Finetuning. Das Schreiben scheint dir Spaß zu machen, das schillert schon durch, aber hier muss noch ordentlich poliert werden. Gerade die Füllsel, die Asterix erwähnt hat, da sind noch viele zu eleminieren.
Plotmäßig wäre auch noch einiges zu Holen. Mit soetwas verbrauchtem zu Punkten ist immer schwer.

Zur Frage mit den Vergleichen: Alles ist erlaubt, was zum Erzähler passt. Und: der Vergleich muss natürlich auch bildlich passen.

Er musste nicht schauen wohin er griff, es war so fest verankert und einstudiert wie ein Auftritt des Starlight Express.
das hier hinkt mächtig, weil 1. verankert etwas anderes als einstudiert ist und starlight-express mit Bewegung zu tun hat, 2. ein Griff ins Regal für mich schlecht mit Tempo/ Rasanz in Einklang zu bringen ist.

grüßlichst
weltenläufer

 

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