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Schmidt empfiehlt sich

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02.11.2001
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Schmidt empfiehlt sich

,Sprechen sie, sage ich ihnen. Sie werden sprechen.
Schmidt, sie müssen es.
Wir haben Methoden und wir haben Räume ohne Sonne.
Die Sonne, Schmidt. Wollen sie die wiedersehen?'
Ein Sessel aus Holz. Der Tisch ebenso. Eine Tür, die aufgeht. Kaffeegeruch dann. Das Geräusch eines Löffels, der auf Keramik trifft.
Pling, pling, pling.
Das Schlürfen dicht am rechten Ohr von Heinrich Schmidt. Der Stoff der Augenbinde schabt am Nasenrücken. Getränkt vom Schweiß.
Blut. Am Boden, überall.
Schmidt's Hemd ist aufgerissen von den Schlägen der Hundepeitsche.
Heinrich Schmidt sitzt hier und wartet. Mit ihm wartet ein Kommissar. Auf Worte von Schmidt.
Das Fenster ist offen, die Luft der Nacht fällt in den Raum. Sterne blinken in der Stratosphäre.
,Wir spielen das Spiel auch Tage, wenn sie es denn so wollen, Schmidt.'
Der Kommissar spricht langsam, hat nichts zu verlieren.
Schmidt hat alles verloren.
Schmidt wartet auf das Zischen der Hundepeitsche während seiner Wachphasen.
,Sagen sie uns Namen. Reden sie, Schmidt.'
Die Geduld eines Folterknechtes. Der Vertreter eines Rechtes, das schon lange außer Kraft gesetzt ist. Von den Mächtigen, die keine Wahl abzuwarten brauchten, die gleich der ganzen Welt den Krieg erklärt haben und sich dafür nicht erklären mussten.
,Gut, Schmidt. Ich erzähle ihnen etwas.
Schienenstränge spannen sich bis Polen. Wir wollen die saubere Lösung, Schmidt. Denken sie an den Zug, der, warten sie, ja, gerade in diesem Moment das Lager erreicht. Mit einer Frau und zwei Kindern, die ihren Namen tragen, Schmidt.
Wir finden eine Lösung, Schmidt, wenn sie uns Namen sagen, Adressen, alles das, was sie wissen.'
Jetzt wieder das Zischen.
Der Schmerz. Schmidt hustet Blut. Das Keuchen des Kommissars. Eine gemeinsame Anstrengung, dem hier ein Ende zu machen.
Schmidt weint. Das also ist der Abschied von allem. Seine beiden Kinder haben blondes Haar und wenn er mit seiner Frau ein Restaurant betrat, hatte sie alle Blicke auf sich gerichtet. Er zwingt sich, nur daran zu denken.
Vor Stunden haben sie ihm die Mittelknochen der Finger gebrochen. Einzeln, zwischen den Schlägen auf die Ohren.
Schmidt ist Arzt und weiß, dass es nicht mehr lange dauern wird.
Der Kommissar war früher Handelsvertreter und sein Patient. Jetzt hat er die Hundepeitsche als sein liebstes Spielzeug entdeckt.
Drei, vier Hiebe noch, bitte, Gott.
Es dauert nicht so lange.
Als der zweite Hieb die Schädeldecke Schmidts zertrümmert, empfiehlt sich dieser.

 

Hallo Aqualung,

ich denke der Folterer weiß (unbewußt), daß er sein Opfer nicht besiegen wird. Das Töten des Opfers (das nämlich weiß - es gibt keinen Deal) ist für ihn Vermeidung einer offensichtlichen Niederlage. Eine ganz passende Reaktion für einen kleinen Kriecher, der plötzlich Macht hat.

Tschüß... Woltochinon

 

Hi Woltochinon,

ein schöne Kritik von dir und gleichzeitig die Erkenntnis, die ich mit dieser Geschichte aussprechen wollte.

Danke, dass du dich damit befasst hast.

Liebe Grüße - Aqua

 

Danke, Heiko.

Freut mich schon sehr, wenn du dranbleibst an meinen Geschichten. Schon, ja.

Liebe Grüße - Aqua

 

Will dir nur mal schnell antworten.
Alles ist jetzt Rot dank deines Einsatzes.
Ein Sonnenauf- oder Untergang, Heiko?

Ich grüße dich.
Schau zu den Tipis der Mescaleros.
So ist die Liebe.

Grüße - Aqua

 

Na ja, irgendwie fehlt mir da die nötige Dramatik, auch wenn dus wohl absichtlich einfach gehalten hast.
Ich weiß nicht ob dus weißt, aber Folternknechte sind soweit ich weiß VIEL grausamer... eigentlich. Wenn die dich foltern, dann redest du und sterben lassen sie dich erst recht nicht.
Besonderst die die früher mal kleinbürgerliche Vertreter waren =)
aber ich fasse das einfach mal alles als beabsichtigt auf.
vom stil her isses mir eben zu ungenau, von dem realismus zu wage, um den gewünschten nachdencklichen-schock zustand herbeizurufen. aber sehr mutig von dir dich an so ein thema zu wagen. respekt.

 

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