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Sandfrau

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28.07.2011
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Sandfrau

Total bleich saß sie auf ihrem Bett mitten in dem mittlerweile aufgeräumten Zimmer. Sie wollte nicht auffallen, anderen keinen Grund für einen Konflikt geben. Hatte ihre Kleidung ordentlich verstaut und ihre Schulsachen sortiert. Nervös sah sie sich nochmals um. War auch wirklich alles aufgeräumt oder hatte sie doch etwas vergessen. Und immer noch war alles an seinem Platz. Sie fuhr mit ihren schweißnassen Hände über ihre Röhrenjeans. Ihr war klar, sie musste es heute tun, sie konnte es nicht länger geheimhalten, es bedrückte sie zu sehr. Viele hundert Mal hatte sie sich diesen Moment vorgestellt und überlegt, wie sie es ihnen am Besten beibringen sollte. „Komm Tara, trau dich endlich, es sind doch nur drei Worte!“, sagte sie leise zu sich selbst. Ruckartig stand sie auf und ging vollkommen abwesend zu Tür. Vorsichtig drückte sie die Klinke herunter und öffnete sie leise. Sie hörte Stimmen aus dem Zimmer nebenan. Ihre Schwester und ihre Eltern sahen gerade fern. Sie schlürfte in das Wohnzimmer. Mit zitternden Knien stand sie ihrer Familie, die gemütlich auf dem Sofa saß, gegenüber. „Könntest du mal aus dem Bild gehen, ich seh nichts!“, sagte Karina, ihre kleine Schwester zu ihr. Sie wich zur Seite und sagte kaum hörbar: “Könntet ihr vielleicht ausschalten, ich muss euch was erzählen. „Och Mann, muss das wirklich sein? Das ist meine Lieblingssendung!“, erwiderte Karina. „Mach schon aus!“, meinte ihr Vater schroff. Widerwillig schaltete sie den Fernseher aus. „So und was ist jetzt bitte sooo wichtig?“, fragte ihre Schwester. Tara sah verlegen auf ihre Fussspitzen, ihre Hände waren immer noch klatschnass und ihre Knie wollten einfach nicht aufhören zu zittern. „Also.... Ähm... ich, ich muss euch was sagen“, fing Tara mit kraftloser Stimme an. „Mama, weißt du noch als ich mit Jonas zusammen war?“ „Klar weiß ich das noch, war ein netter Kerl. Aber was ist damit?“, antwortete ihre Mutter. „Gut. Ehrlich gesagt hat nicht er mit mir Schluss gemacht sondern ich mit ihm. Weil ich mich in jemand anderen verliebt hatte.“ „Ja sowas passiert. Und was ist daran jetzt so schlimm?“, wollte ihre Mutter wissen. „Diese Person hieß Isabella. Ich bin lesbisch“, sprach Tara es endlich aus und brach sofort in Tränen aus. Verschwommen konnte sie das Entsetzen im Gesicht ihrer Mutter sehen. Ihr Vater saß einfach nur regungslos da. Karina verzog keine Miene. Trotzdem merkte man ihr an, dass sie unbedingt was dazu sagen wollte. „Was denkst du dir eigentlich dabei?! Ist dir überhaupt klar, was das für unsere Familie bedeutet? Wenn sich rumspricht, dass du mit Frauen rummachst, find ich auch nie nen Freund. Es geht nicht immer nur um dich. Bild dir so nen Scheiß erst gar nicht ein!“, schrie Karina sie an. Tara wurde es auf einmal schwarz vor Augen. Als sie wieder aufwachte sah sie in das verstörte Gesicht ihrer Mutter. „Mädchen was machst du nur?“, fragte sie sie, „Wir wissen doch alle, dass du nicht so eine bist. Schau dich an, du trägst Röhrenjeans, Tops, immer körperbetont. Du hast schöne lange Haare und riechst nach guten Parfum. Du bist ganz sicher keine Lesbe!“ „Doch, das bin ich. Es ist so, ich habe versucht es zu ändern aber es geht nicht. Ich bin lesbisch. Und ihr könnt nichts daran ändern. Ich wollte nur, dass ihr es wisst.“, sagte Tara. „Nein so geht das nicht Tara. Ich werde das nicht zulassen. Du weißt doch gar nicht, was du da redest, du bist erst 16! Da hat man manchmal eben noch so Flausen im Kopf. Aber die werden wir dir schon noch austreiben!“, meldete sich ihr Vater zu Wort. „Ihr versteht mich nicht. Ich und auch niemand anders kann es ändern. Ich bin so.“, sagte Tara in Gedanken. Karina beugte sich über sie packte sie an den Schultern und schüttelte sie heftig. „Lass den Scheiß, ich will keine bescheuerte Lesbenschwester. Jetzt wo ich grade so beliebt bin und viele Freunde habe. Willst du etwa mein Leben ruinieren?! Du bist doch nur neidisch, geb's wenigstens zu!“ „Hör auf Karina. Ich möchte niemanden damit verletzen. Es tut mir leid, wenn ihr Schwierigkeiten wegen mir bekommt. Das war nicht mein Ziel, ich wollte nur nicht länger eine Lüge leben.“
Ihre Mutter saß fassungslos neben ihr. „Tara das geht nicht. Was werden unsere Nachbarn sagen oder Oma und Opa? Wir werden zum Gespött der ganzen Straße.“
„Ihr habt doch immer gesagt, es ist egal, was andere sagen. Und dass man sich so annehmen soll wie man ist?!“
„Ja Tara das ist natürlich richtig. Aber in diesem Fall ist das was anderes.“, meinte ihr Vater. „Schau dich doch um, es gibt viele hübsche Jungs, da ist sicher auch einer für dich dabei. Ich werde es nicht zulassen, dass du mit einem Mädchen rummachst!“
Tara stand auf. Sie hatte mit einer negativen Reaktion gerechnet aber nicht mit einer so extremen. Sie ging zur Haustür, warf sich ihre Jacke über, zog ihre Chucks an und ging nach draußen. Ihre Mutter rief ihr noch hinterher: „Tara, bleib hier! Wohin gehst du überhaupt?“. „Maria, lass das Mädchen gehen, sie kommt schon wieder wenn sie Hunger hat. Vielleicht tut ihr etwas frische Luft ganz gut.“, meinte ihr Vater. Doch das hörte Tara nicht mehr. Sie lief ziellos durch die Stadt. Sie dachte an nichts, sie fühlte sich einfach nur leer. Langsam wurde es dunkel aber sie wollte nicht nach Hause. Sie hatte keine Lust auf weitere Diskussionen. Warum konnte ihre Familie kein Verständnis für sie aufbringen? Sie fühlte sich so alleine und verlassen. Langsam lief sie über die Eisenbahnbrücke. Sah hinunter auf den reißenden Fluss. Er hatte eine enorme Anziehungskraft auf sie. Sie ging immer näher an das Geländer, beugte sich weit darüber. Sie hörte das schöne Rauschen. Langsam kletterte sie darüber. Da stand sie nun, mit den Händen die Gitterstäbe des Geländers umklammernd, nach vorne gelehnt. In diesem Moment fühlte sich zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich frei. Sie spürte den Wind und das spritzende Wasser. Sah, wie das Wasser immer näher auf sie zukam. Wie ihre Jacke durch die Luft nach oben gedrückt wurde. Sie flog ganze 5 Sekunden. 5 Sekunden lang war sie frei.

 
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Willkommen Thinking of!

Das Problem an deinem Text ist, dass man über den Prot nur erfährt, dass er homosexuell ist.
Was ist mit ihrem Umfeld? Wenn du die Problematik konservativer Familien darstellen willst, musst du genauer sein. Einfach so dagegen ist keiner. Solche Meinungen und Anischten haben immer einen Rahmen. Sind es religiöse Vorstellungen, die den Eltern einen toleranteren Blick verbieten? Wie sieht das Alltagsleben der Familie aus, das soziale Umfeld, das negative Meinungen gegen Homosexuelle schafft? Welche anderen Meinungen, Lebensweisen gehen damit einher?
Was du machst, ist nur mit Standardphrasen rumwerfen, da hat keiner Persönlichkeit oder Individualität.

Desweiteren fehlt mir Nähe zu deiner Protagonistin. Vielleicht haben ihre Eltern ja Recht, und es ist nur eine Phase des Trotzes? Das kann der Leser so nicht beurteilen.

Alles kommt Knall auf Fall, ohne dass man irgendwelche Vorinfos hat, die man bräuchte. Mach dir mehr Gedanken über das, was du sagen willst, und wie du es darstellst.
So hast du ein Thema, aber dieses ist nicht ausgearbeitet.

Achso, der Selbstmord ist auch heftig. Kommt etwas arg plötzlich und ist genausowenig vorbereitet und dadurch nicht nachvollziehbar.

Grüße: Timo

 

Hallo,

Dass sie sich umbringt, weil ihre Familie kein Verständnis hat, kommt mir sehr überzogen vor. Es ist überhaupt nicht nachvollziehbar. Da muss schon mehr los sein, damit ein sechzehnjähriges Mädchen von einer Brücke springt. deine Prot. hat sogar mit einer negativen Reaktion gerechnet.

Dann sind auch viele ausgesaugte Floskeln im Text, es fehlt etwas individuelles irgendwie. Also, ich hab wirklich das Gefühl den gesamten Text schonmal so gelesen zu haben und das ist nicht gut.

Lass doch den Selbstmord weg, machs realistischer. Oder zeige Gründe für ihre Verzweiflung. das bisschen Gegenwind von der Familie reicht nicht.

Lollek

 
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Hallo ThinkingOf

Leichtfüssig und zugleich ernsthaft kommt dein Erstling daher. Ich las die Geschichte in einem Zug durch.

Ich denke mir mal, es ist reine Fantasie, da auf mich die Reaktionen in der Familie eher eingeschränkt wirken. Die Einwände der kleinen Schwester scheinen mir überlegt, es könnte ein Imageverlust für sie werden, wenn dies bekannt wird. Anderseits ist es nicht so ungewöhnlich, wenn junge Mädchen ihr Zärtlichkeitsbedürfnis untereinander ausprobieren. Ob eines dann wirklich eine lesbische Präferenz aufweist, ist damit noch nicht gesagt. Zu knapp bemessen scheinen mir aber die Reaktionen der Eltern. Natürlich gibt es solche, die ein derartiges Geständnis aus der Fassung bringen kann. Anderseits ist da aber auch deren Liebe zur Tochter, die sie nicht so einfach beiseitelegen können. Es schiene mir wahrscheinlicher, es käme zu einer langen Diskussion. Die Ohnmacht von Tara scheint mir eher übertrieben, es sei denn, es gebe eine körperliche Ursache dafür.

Auch der Gang auf die Brücke ist zwar nett zu lesen, doch realitätsfern. Tara ist doch in Isabella verliebt. Ich sah keinen Hinweis, dass ihre Liebe zu dem andern Mädchen unerwidert blieb. Also bildet einzig die ablehnende Haltung der Familie das Motiv. Dies scheint mir nicht ausreichend. Es kommt zwar vor, dass Menschen aus nach aussen bedeutungslos wirkenden Gründen Schluss machen. Aber dann schwelte der Konflikt schon lange und der Auslöser war der Tropfen, der es zum Überlaufen brachte. Dies schien mir hier nicht der Fall. Der Blick in die Tiefe, die Anziehungskraft der ein solcher auslösen kann, finde ich treffend formuliert. Dass sie sich dabei aber frei fühlt, das klingt mir unwahrscheinlich. Es müsste ein betäubender Moment sein, in dem allenfalls kurz ein Gefühl von Befreiung aufkommen mag.

Noch ein paar Dinge, die mir so beim Lesen auffielen:

Zum Lesen wäre eine Zeilenschaltung, nach einem Wechsel der jeweils handelnden/sprechenden Personen, angenehmer.

Total bleich saß sie auf ihrem Bett mitten in dem mittlerweile aufgeräumten Zimmer.

Das total scheint mir hier überflüssig. Bleich deutet eine mangelnde Durchblutung an, die sich nicht mehr oder weniger stark zeigt.

Hatte ihre Kleidung ordentlich verstaut und ihre Schulsachen sortiert.

Weshalb? Es bleibt unklar, weshalb sie Ordnung schuf. In diesem Moment dachte sie wohl nicht daran, sich umzubringen.

„Also.... Ähm... ich, ich muss euch was sagen“,

Immer nur drei Auslassungspunkte setzen und mit Leerschlag zum vorhergehenden und nachfolgendem Wort, wenn dies vollständig ausgeschrieben ist.

Das war nicht mein Ziel, ich wollte nur nicht länger eine Lüge leben.“

Anstelle Ziel wäre hier Absicht wohl treffender.

Ungeachtet meiner Vorbehalte habe ich die Geschichte sehr gern gelesen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

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