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Süße Früchtchen
Den Reifegrad einer Frucht erkennt man am einfachsten durch den Drucktest. Ist das Fleisch fest und knackig, handelt es sich um ein Stück Obst, das man getrost als unreif bezeichnen kann. Es ist schwer verdaulich und kann bei empfindlichen Menschen zu Bauchschmerzen und Übelkeit führen.
Gibt die Frucht auf sanften Druck hin nach, findet aber bei Nachlassen des Selbigen den Weg in seine Ausgangsstellung zurück, ist sie reif und bereit, verspeist zu werden. Das saftig süße Fleisch bereitet einen Hochgenuss, ist vitaminhaltig, bekömmlich und für einen gesunden Körper unverzichtbar.
Tritt der Fall ein, dass der Finger die Schale durchbricht und sich in einer glitschigen, übelriechenden Masse wiederfindet, sollte die Frucht schnellstmöglich entsorgt werden, da der Zenit ihrer Genießbarkeit um Weites überschritten ist und sie bedenkenlos als überreif kategorisiert werden kann. Von dem Verzehr eines solch fauligen Stück Obstes ist tunlichst abzusehen, da es auch hier zu körperlichen Reaktionen kommen könnte, die für Sie und Ihre Mitmenschen wenig appetitlich wären.
Aber lassen wir das, schließlich habe ich Feierabend.
Wie so oft nach einem harten Tag im Fruity-Juice sitze ich in meinem Lieblingsbiergarten und trinke ein kühles Alt. Mit von der Partie sind heute ein paar Ladies aus dem Chatroom, in dem ich neuerdings meine Abende verbringe. Nachdem sie mich ein paar Mal angeschrieben haben, habe ich meinen ganzen Mut zusammen genommen und dieses unverfängliche Treffen vorgeschlagen.
Und da sitzen sie nun: Olga, die rassige Brünette aus der Ukraine, mit ihren zu stark geschminkten, vollen Lippen und ihrer etwas zu breiten Nase. Cyber-Girl, die mit ihrer Schulmädchenfrisur und den nachgezeichneten Mandelaugen einem anstößigen Manga entschlüpft zu sein scheint.
Sandra, die Düsseldorfer Altbierkönigin des vergangenen Jahres mit ihren blonden Zöpfen und dem Zungenpiercing, das sie mir bei jeder sich bietenden Gelegenheit präsentiert.
Cindy, die rotblonde Kalifornierin mit Cowboyhut und leichtem Sprachfehler.
Und zu guter Letzt noch Unenana, die kaffeefarbene Südseeschönheit mit der Korallenkette und den fein nach hinten geflochtenen Krausen.
Würden sie dummes Zeug singen und in der Gegend herumtanzen, könnte man sie glatt für die weibliche Variante der Village People halten. Stattdessen flüstern und kichern sie aber ausgelassen und füttern sich gegenseitig mit den Erdbeeren, die ich in weiser Voraussicht aus dem Laden mitgebracht habe.
Dank der Hitze sind sie spärlich bekleidet, wobei man das Wort „bekleidet“ nicht zu wörtlich nehmen sollte. Ihre knallengen, bauchfreien Tops umschließen ihre Konturen, wie man es sonst nur von Haut gewohnt ist, und lassen die darunterliegende Nacktheit zum alles beherrschenden Gedanken werden. Schweiß fließt mir aus der Stirn wie Quellwasser.
„Mann, ist das heiß“, werfe ich gekonnt in das Gekicher. Ein paar salzige Tropfen wagen, vom scharfen „S“ angetrieben, ihren Sprung von meiner Oberlippe über die Tischplatte. Ich zucke zusammen, bekomme das wankende Bierglas allerdings noch zu fassen. Wie ein güldener Funkenregen verteilen sich die Schweißtröpfchen in Licht der Abendsonne, die kleineren verdampfen noch im Fluge. Doch einer landet ganz unverblümt auf Olga, direkt neben dem tätowierten Schmetterling, unter ihrem zarten Hals. Er macht sich, eine glänzende Spur hinter sich herziehend, auf den Weg in Richtung ...
„Herr Ober!“
Der Wunsch nach etwas zu trinken wird von der aufkommenden Sorge überlagert, mit der mittlerweile nicht mehr ganz so locker sitzenden Stoffhose die falsche Kleiderwahl getroffen zu haben.
Mal ganz davon abgesehen, dass ich auf so ungeschickte Weise hier meine Körperflüssigkeiten in der Gegend herumpuste.
Olga scheint zum Glück nichts bemerkt zu haben. Ich aber verfolge die feuchte Abfahrt meines Schweißtropfens im Geiste: Den schmalen, warmen Weg zwischen ihren prallen Brüsten hindurch ... über ihren schlanken Oberbauch ... die leichten, durch das Sitzen verursachten Wölbungen passierend ... am durchstochenen Bauchnabel vorbei, über den letzten Hügel ... sich kurz vor der Ankunft noch in stoppeliger Krause verirrend, findet er schließlich sein Ziel. Und ich finde meins.
„Also, wenn ihr so gerne Obst esst, ich hätte da zu Hause noch ein paar Mangos.“
In meiner Wohnung angekommen, fläzen sich die fünf auf meine Wohnzimmergarnitur, und ich ziehe mich zum Zubereiten der aphrodisierenden Früchte in die Küche zurück. Unenana nimmt gleich meine CD-Sammlung in Beschlag und entscheidet sich, wie hätte es auch anders sein können, für die Best of Inner Circle, was meiner sonst so gemütlichen Wohnung den Charakter eines karibischen Puffs verleiht.
Immer wieder schwappt lautes Gelächter zu mir in die Küche, durchsetzt mit albernem Gequieke. Eine Mischung, die mir den letzten Rest meines sowieso schon dezimierten Verstandes raubt.
Also ist es wohl meinem Instinkt zu verdanken, dass ich beschließe, vor meinem Auftritt noch mal den Badezimmerspiegel aufzusuchen, um den Stand der Dinge zu checken:
Haare? ... „Okay.”
Zähne? ... „Putzen!“
Rettungsringe? ... „Nobody is perfect.“
Oberkörper, im Allgemeinen? ... Sonnenbaden ohne T-Shirt wäre besser gewesen.
Pimmelkäse? … “Okay.”
Ausstrahlung, gesamt? ...“ Yeah!“
(Für diese Checkliste geht mein Dank an die Men’s Health Redaktion.)
Ich drehe mich zur Heizung, wo ich ein frisches Hemd gelagert habe. Irgendwas ist ...
Auf der Toilette sitzt Cindy, bis auf ihren Cowboyhut völlig nackt und lächelt mich an, als wäre nichts Ungewöhnliches an dieser Situation. Bilderbuchbrüste, für deren Echtheit ich meine Hand nicht ins Feuer legen würde, zwinkern mir einladend zu.
„Wie lange sitzt du schon ...?“
Doch anstelle einer Antwort erhalte ich nur weiteres Lächeln und auch noch ein Zwinkern.
“Is ja auch nich so schlimm.“
Nachdem sie sich abgetrocknet und die Spülung betätigt hat, verlässt sie das Badezimmer. Dabei wirft sie mir über ihre Schultern noch einen kessen Blick zu und fordert mich mit ihrem Zeigefinger lockend auf, ihr zu folgen. Mein Schwanz wird so hart, dass er eigentlich knacken müsste.
„Oh Mann!“
Das ist das Zeichen, auf das ich schon so lange gewartet habe. Das Zeichen, an etwas Großem beteiligt zu sein, an etwas so Fantastischem wie ...
„Was rede ich hier eigentlich so lange?“
Ich reiße mir die Kleider vom Leib, an Zurückhaltung ist nicht mehr zu denken. Da warten die geilsten Weiber, denen ich je begegnet bin, und sie wollen von mir gevögelt werden.
„Den Wunsch kann ich euch erfüllen!“
Johlend laufe ich durch den Flur, reiße beim Abbiegen noch einige Familienfotos von der Kommode und komme in der Mitte des Wohnzimmers schließlich zum Stehen.
„So, ihr Früchtchen, jetzt wird ...! Wo ...?“
Wer hat diese Frau mit den Einkaufstüten hier hereingelassen?
„Kannst du mir mal sagen, was du hier treibst?“
Wieso hat diese Frau mit den Einkaufstüten so einen gereizten Ton am Leib?
„Ach so, ja ...!“ Wo sind die Mädels hin?
„Hast du wieder zu viele Mangos gegessen?“
Das kann natürlich sein.