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Runaway Train
Das Licht wird knapp, die Sonne neigt sich, das Wasser glatt. Ganz ruhig die See, kein Lüftchen weht. Mancher Verlassene weint still und heimlich in seinem Kämmerlein, doch ich, ich suche mir die Einsamkeit in der Natur! Die Atmosphäre der Ruhe, die finde ich nur hier, an den Deichen der Wesermündung.
Wenn Bäume und Blumen bereits schlafen, wenn die letzten Sonnenstrahlen den Norden treffen und die Dunkelheit lauert, dann beginnt mein Warten. Ewiges Warten in der Abenddämmerung!
Ich höre sie, die Melodie, sie spielt sich von selbst, begleitet mich an jedem Tag, zu jeder Zeit zu jedem Ort. Dieses Lied!
“Call you up in the middle of the night, like a firefly without a light…”
„Hey Du! Ich genieße es total mit Dir zusammen zu sein!“ Mit roter Schrift auf weißem Zettel. Sie schob ihn mir zu, dezent.
Der Discjockey spielte Runaway Train!
Fünf Jahre sind vergangen.
Ein kalter Winterabend. Ich fuhr zu ihr, wie schon hundertmal zuvor. Sie öffnete die Wohnungstür, ein flüchtiger Kuss. Der Fernseher lief, „Herzblatt“.
Auf dem Sofa, Schweigen!
Ich ahnte etwas, … das Endgültige. Mein Herz schlug kräftiger, Angst!
Angst, vor der kommenden Dunkelheit. Versuchte ein Gespräch. Abwehr!
„Stefan, ich glaube nicht, dass ich dich noch liebe.“ Seelentod!
Zweieinhalb Jahre sind vergangen.
Hier, auf dieser Deichschräge, versteckt im tiefen Gras, da liege ich. Ich schließe die Augen, lass´ sie im Geiste lebendig werden. Im Frühling wie im Sommer. Seit zweieinhalb Jahren kehre ich zurück, an diesen Ort und gestehe mir selbst kaum ein, wonach ich mich eigentlich sehne.
Die Landschaft, das Wasser, die Sonne, der Wind. Alles schön im Einklang. Ein Gemälde, sicher. Ich verneige mich vor der Natur! Das ist die eine Wahrheit.
Es gibt eine Zweite. Ich warte!
Warte auf das Motorengeräusch ihres Golfs, das Zuschlagen der Autotür, Schritte auf dem Asphalt, Schritte durch das Gras, die näher kommen. Möchte, dass sie hinter mir steht, will ihre Hand auf meiner Schulter spüren, ihre Stimme hören, „Hallo Stefan!“
Und dann, …dann drehe ich mich um, das Ende der Sehnsucht. Hellblaue Augen, blondes Haar mit rötlichem Stich, dass der Wind gerade zersaust, Sommersprossen, Christina!
„In irgendeiner Ecke meines Herzens werde ich dich immer bei mir tragen.“
Diese Worte, die hatte sie einmal für mich. Sie wirken noch immer, quälender, denn nie.
Ach Crissie! Erinnerst du dich?
„Would you know my name if I saw you in heaven?“
Ich zupfte die Seiten, du gabst deine Stimme. Harmonisches Zusammenspiel!
Auf einen Gedanken folgt der Nächste, ein dritter kommt hinzu, ein vierter … sie überschlagen sich!
Ich vermisse den Sonntagmorgen, das Frühstück zu zweit, die Sendung „Zurück in die Vergangenheit“, was macht Felix, der Wellensittich? Wie gerne würde ich ihm Körner in seinen Napf füllen? Jeden Morgen! Du wolltest mit mir ins Kino, „Philadelphia“ Tom Hanks, ich wollte nicht, jetzt möchte ich.
„Runaway train never going back, wrong way on a one way track…”
Dänemark im Frühling, Blavand, das Appartement, das Meer, wir liefen am Strand, die Seeluft trug das Salz an unsere Lippen, wir schmeckten es, deine Hand in meiner, ich...
Bilder vor Augen, immer deutlicher. Erinnerungen!
Sie formen sich zum Ganzen. Verankern sich in meinem Bewusstsein, werden auf´s neue durchlebt, halten sich hartnäckig!
Das Video für Michelle in Australien, Sylvester in der Stadt, war nicht schön, nicht für dich!
Andi´s Geburtstag, dein erster Auftritt auf der Bühne…die Lieder, „All I wanna do….“ ich höre dich singen, fühle deine Stimme, … Christina?