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Rote Blume

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07.01.2012
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Rote Blume

Und während sie so sass, unbeteiligt und versunken in den unnützen Gedanken in ihrem Kopf, bemerkte sie ihn nicht. Auch wenn er ziemlich laut war und sich durch ihn alles zu bewegen schien, sass sie weiterhin nur da. Der Regen vermischte sich mit ihren Tränen, die heiss über ihr Gesicht rannen. Doch sie, sie sass nur da und schaute zu.

Später, als man sie danach fragte, weshalb sie nichts getan habe, nicht reagiert habe, konnte sie keine Antwort geben. Sie wusste nur, dass ihr damals danach war, dazusitzen und gar nichts mehr zu spüren. Sie sass da und schien nachzudenken damals, aber in Wirklichkeit war ihr Kopf leer, als wolle er sie schützen, vor dieser Grausamkeit.

Jetzt, sitzt sie wieder da, versucht zu denken aber es scheint nicht zu funktionieren. Das Zimmer ist zu leer, um zu denken. Es ist alles weiss und hell, ungemütlich, weil es zu schön ist, zu perfekt um sich wohl zu fühlen. Wie lange sie noch hierbleiben muss, wollte sie heute wissen. Aber Meike, du weisst, dass du gesund werden musst. Sie glaubt aber nicht, dass ihr das hier hilft. Die rote Blume in der Vase ist neu und sie schafft es fast nicht sie anzusehen. Rot, war eine Farbe die sie geliebt hat. Feuer, Leidenschaft, Sehnsucht und Leben. Aber jetzt ist sie nur noch der grausame Tod. Er hat ihr sogar die Lieblingsfarbe weggenommen, alles, bis auf das Letzte Stück schreckliche Leben, welches ihr jetzt noch bleibt.
Damals, hatte die Kleine ihre Puppe dabei, aber diese war danach voller Blut und deshalb hat sie die Puppe weggeschmissen. Weggeschmissen wie den Rest. Alles was sie an das Kind erinnerte war irgendwo weggeschlossen. Und an ihn? Ja, er. Tränen laufen über ihr Gesicht, als sie bemerkt, dass sie es sogar geschafft hat sein Gesicht zu vergessen. Sie kann ihn sich nicht vorstellen, in einer Zelle, hinter Gittern, darauf wartend, herauszukommen und auch sie zu einer roten Masse zu machen. Nein, sie kann es nicht weil ihr sein Gesicht fehlte. Es ist weg, versteckt in einer Schublade. Wie alles, ausser die Erinnerungen an diesen Tag, die zu schlimm sind, um sie zu verdrängen. Sie spürt seinen Atem, den Regen, alles.

Damals hat sie es nicht gespürt, sie hat Geschehen lassen, was geschehen musste. Aber sie vergass, dass seine Wut zu gross war um nur sie zu töten. Sie vergass ihr Leben, das ein Stück links von ihr spielte. Aber heute, sieht sie jeden Tag ihr totes Gesicht und auch das seine, wie er lacht und ihr klarmacht, dass er sie spüren lassen will, was es heisst zu verlieren. Und sie? Sie sass nur da, rührte sich nicht und schaute zu wie er ihre Tochter umbrachte und lachte, sie sah direkt in seine Augen und erkannte nichts, was sie jemals gekannt haben sollte. Warum hatte sie nicht nachdenken können? Sie hatte seine Ankunft gespürt, gemeinsam mit dem Regen schien er aus der Richtung des Waldes zu kommen. Das Kind rannte seinem Vater entgegen und sie drehte sich um und sah rot und sass da. Weinte und spürte nichts ausser Tränen auf ihrem Gesicht. Sie nahm weder die schockierten Wanderer wahr, noch die Polizeiautos und Krankenwagen. Später, als sie hier in diesem Zimmer erwachte, hatte sie das Gefühl, zu jenem Zeitpunkt irgendwo anders gewesen zu sein und zu beobachten. Wie in einem Film, sie an diesem Fluss mit dem roten, durchnässten Sommerkleid. Es war der letzte Moment, an dem sie sich noch wirklich auf dieser Erde befand.

Jetzt sitzt sie da, versucht zu fühlen, zu denken, als ihr klar wird, dass dies nie wieder die gleiche Bedeutung für sie haben wird, dass der Arzt ihr nur sagen will, dass sie hier nie wieder weggehen können wird. Sie ist gefangen, in einem Zimmer der Leere und in einem Körper, einem Menschen, den sie nie wieder respektieren geschweige denn Lieben kann. Ein Körper ja, der Mensch darin ist weg seit sie ihre Tochter hatte sterben lassen. Und dann, nimmt sie die rote Blume aus der Vase,macht eine schnelle Handbewegung und schon liegt die Vase zersplittert am Boden. So zerstört und kaputt wie sie und ihr Leben. Eine einzelne grosse Scherbe hebt sie auf und legt sich hin. In der Hand die Blume, die man anschliessend in dem roten Meer nicht mehr wird erkennen können...

 

Hallo FeelTheStory,

und Willkommen bei KG.de.

Es ist ein großes Thema, was Du Dir da vorgenommen hast. Eine Mutter die dabei zuschaut, wie ihr Kind getötet wird, in dessen Folge auch sie innerlich stirbt. Warum dieses Kind stirbt, warum sie nicht versucht hat, ihr Kind zu retten, all das lässt Du im Unklaren, darüber erzählst Du nichts und das ist letztlich ein Problem. Das es für eine Mutter das grausamste sein muss, wenn man ihr Kind vor deren Augen tötet, ist klar. Das weiß man. Aber warum dieses Kind sterben musste, warum die Mutter nicht dazwischen ging, sprich, die Beziehung der Eltern untereinander, das könnte die Geschichte sein, für die der Leser sich interessiert. Aber die erzählst Du nicht.

Selbstmord am Ende scheint hier zwar die logische Konsequenz zu sein, doch ist er sehr beliebt bei "Erstgeschichten", die meisten Geschichten enden darauf und als ich anfing, diese Geschichte zu lesen, dachte ich, die endet auf Selbstmord, jede Wette. Also auch da will der Spannungsbogen für mich nicht funktionieren, da es genau auf das hinausläuft, was ich erwarte.

Also für mich ist die Geschichte eine Momentaufnahme, aber die Geschichte dazu fehlt. Ich will mehr über den Tag wissen, ich will wissen, wie es dazu kommen konnte.

Im Text selbst kommen auch so Fragen auf, ich such Dir mal ein paar Beispiele raus:

Und während sie so sass, unbeteiligt und versunken in den unnützen Gedanken in ihrem Kopf, bemerkte sie ihn nicht.

Logisch sind die Gedanken in ihrem Kopf - wo den sonst? Auf so nichtssagende Einschübe kann man gut verzichten ;).
Und während sie so sass, unbeteiligt und versunken in Gedanken, bemerkte sie ihn nicht.

Auch wenn er ziemlich laut war und sich durch ihn alles zu bewegen schien, sass sie weiterhin nur da.

Was bewegt sich durch ihn? Versteh ich nicht. Wieso ist er laut? Wer ist "er" überhaupt?

Wer er ist, beantwortest Du im Verlauf des Textes. Aber der Leser bleibt an dieser Stelle erst mal stocken, und fragt sich so Sachen eben. Und wenn er ständig damit beschäftigt ist, sich etwas zu fragen, dann stolpert er mehr durch den Text, als dass er sich hineinbegeben kann.

Fazit: Für ein solch großes Thema braucht es mehr, als ein paar dahingeschriebene Schmerzensszenen. Sonst kommt schnell der Verdacht auf, hier wollte es wer ganz leidvoll, Drama, Mitleid des Lesers - alles darauf ausgelegt, den Leser traurig zu stimmen - dazu ist man selten bereit - eben mal schnell ganz mitleidig und traurig sein, wer ist das schon gern. Wenn eine Geschichte es eben nicht aus sich selbst heraus erzählen kann, sondern der Autor auf so Wörter wie Tränen, Blut, Leere, Kindesmord erreichen will, das wirkt dann aufgesetzt, bemüht, aber es kommt nicht an. Das braucht viel mehr Text und Handlung - das muss ich erleben, nicht erzählt bekommen und sowas durch Text zum Leben zu erwecken - ist schon ne große Aufgabe.

Aber lass Dich von mir hier nicht runterquatschen. Ist halt mein Eindruck. Und ich bin ja nicht jeder Leser ;).

Beste Grüße Fliege

 

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