...mhh, die meisten Geschichten erscheinen es mir gar nicht wert auf Romanlänge ausgedehnt zu werden. Deshalb schreibe ich bewusst lieber kurze Geschichten. E.A.Poe z.B. hat in seinem ganzen Leben lediglich einen einzigen Roman geschrieben. Auch die meisten Werke Kafkas sind lediglich ein paar Zeilen bis wenige Seiten lang. So möchte ich es auch halten.
Überhaupt kann ich mit der allgemein verbreiteten Auffassung, die Romanform als literarische Königsdisziplin zu verstehen, nicht anfreunden. Viele Romane setzen sich aus nichts anderem als einer mehr oder weniger willkürlichen Aneinanderreihung von Episoden zusammen, welche durch irgendeine Rahmenhandlung (zB. das Schicksal eines Helden) miteinander verbunden sind. Wenn ich nun also meinetwegen zehn Kurzgeschichten geschrieben habe, habe ich dann nicht bereits auch zugleich einen ganzen Roman geschrieben?
Die meisten Leute tappen meiner Meinung nach auch immer wieder in diese typische Quantitäts-/Qualitätsfalle: Es ist so einfach, zu erklären, man habe dreihundert, vierhundert oder gar noch mehr Seiten Geschichte geschrieben. Das ist für jeden Menschen sofort und ohne Weiteres fassbar, greifbar - man kann es ja unmittelbar sehen.
Um wieviel schwerer ist es dagegen, Qualität zu vermitteln! Wie kann ich vermitteln, dass eine zweiseitige Kurzgeschichte um so viel mehr Qualität besitzen kann, als ein dreihundert, vierhundert oder noch mehr Seiten umfassender Roman? Ich würde wohl nur ungläubige Blicke ernten.
Soviel mal zum Thema: Warum eigentlich Romane?
Um aber auch noch ein Gegenbeispiel von mir persönlich einzubringen: Ja, ich habe mich vor ca. drei Jahren auch mal an einem Stück Geschichte in Romanlänge versucht. Ich gab ihr den Titel "Die Gestrandeten" und es handelte sich dabei um das Schicksal und die Charakterisierung einer Handvoll unterschiedlicher Existenzen, die allesamt ein längst gescheitertes Leben hinter sich haben und sich auf der Suche nach neuen Perspektiven auf eine Odyssee des Lebens begeben.
Die vielen, jeweils zu einem/einer Helden/Heldin zugeordneten Handlungsstränge erforderte damals eine Unterteilung in zahlreiche Kapitel - bereits ein erstes Erkennungsmerkmal eines Romans. Und so an die hundert oder hunderfünfzig Seiten wären es damals mit Sicherheit geworden. Meinetwegen hätte man es daraufhin auch "Novelle" nennen können. Die Bezeichnung "Roman" ist für mich keine Auszeichnung.
Bis ich dann entdeckte, dass es mir eigentlich noch viel zu sehr an entsprechender Lebenserfahrung fehlt. Die Atmosphäre, die Figuren, das Umfeld - alles wurde mir zu künstlich, unauthentisch. Daraufhin gab ich erstmal auf. Um abzuwarten, endlich auch einmal wirklich zu wissen, worüber ich da eigentlich zu schreiben versuche!
Das hier auch mal als Kritik an diesen Thread hier: Wieviel Sinn macht es, eine Geschichte nur der Länge wegen und aus Prestigegründen auf Romanform aufzublähen?