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Riskante Träume

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21.04.2014
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Riskante Träume

Give it away schallt aus den Boxen und übertönt das Gemurmel im Raum. Der Lautsprecher hinten am Eingang scheppert, was mich schon lange nicht mehr stört. Den Qualm meiner Camel blase ich in Richtung Decke, beobachte, wie er flapp, flapp, flapp vom Ventilator verwirbelt wird. Während ich auf die Spitze meiner Zigarette puste und die Glut hell aufleuchtet, stelle ich mir vor, all der Mist hier drin ginge in Rauch auf.
Überschaubar ist es heute: acht, neun Gäste, ganz entspannt. Und Eva, aber Eva zähle ich nicht mit. Sie gehört ebenso zur Bar wie die Hocker zum Tresen oder die Moët-Flasche, die mir als Kerzenhalter dient und einen so dicken Wachsbauch hat, dass ich mich frage, wann das Ding endlich umfällt.
Der Typ, zwei Stühle weiter, geht mir auf die Nerven. Mit seinem lächerlichen Oberlippenbart, dünn wie ein Strich. Kaum hat er der ersten Halben einen Kurzen hinterhergejagt, legt er los, von wegen Scheißsystem und so. Ich kann das nicht mehr hören, immer dieselben Geschichten, über die da oben, treulose Fotzen oder Krebs. Früher hätte ich nachgefragt, mich am Geschwätz beteiligt. Heute nicht mehr. Heute mime ich höfliches Interesse oder ziehe den Stecker. Ganz professionell eben.
»Noch eins?«, frage ich und nehme das Glas vom Tresen.
Der Typ, dessen Litanei ich abwürge, nickt hölzern. »Ah, vielleicht doch lieber ein Radler, bitte.« Er reibt sich mit spitzen Fingern den Möchtegernbart.
»Klar«, sage ich und zapfe schon drauf los. Als ich den Sprudel eingieße, kommt Miriam durch die Tür. Das Bier läuft mir über die Hand, und ich schaue zu dem Typen, der sich noch immer den Strich von der Oberlippe zu reiben versucht. Eva daneben schmunzelt. Sie wirkt dabei so runzelig wie ein Ballon, der zu lange rumgelegen hat und dem langsam die Luft ausgeht. Das Gespritzte schiebe ich dem Mann vor den Latz. »So, Meister, das macht dann vierzehn-achtzig zusammen.« Ich trockne mir die Hände an der Schürze ab.
»Ach so, ja.« Er fummelt seinen Geldbeutel aus der Gesäßtasche, legt mir einen Zehner und einen Fünfer hin. »Stimmt so.« Und ich hoffe, er hat kapiert, dass das die letzte Runde für ihn ist.

Miriam ist ganz in Schwarz und hat eine Freundin im Schlepptau. Eine Hagere, die aussieht, als hätte sie ein Magengeschwür oder so – sie war schon öfter mit ihr hier.
Ich wische über das mit Brandflecken übersäte Holz des Tresens, dort, wo Miriam am liebsten sitzt, wenn frei ist.
»Na, ihr zwei, was darf’s sein?«, frage ich und kratze mich an einer meiner Koteletten.
»Zwei Gin Tonic«, sagt die mit dem Geschwür und ich unterdrücke die Frage, ob sie nicht eher einen Magenbitter trinken wolle.
»Zwei Gin Tonic, kommt sofort.« Ich mixe die Drinks und beobachte Miriam, wie sie der Freundin eine Hand auf den Oberschenkel legt, ihr was zuflüstert, und schon steht die erste Verwandlung im Gesicht der anderen geschrieben: Augen, die unerwartet leuchten können.

Miriam hat eine Gabe. Keine Ahnung, ob man das so sagen kann. Sie macht etwas mit Menschen, in denen was kaputt zu sein scheint. Wie eine Seelenchirurgin, ein Engel vielleicht, mit kurzen Haaren und eng beringten Ohren.
Natürlich schnappe ich hin und wieder Gesprächsfetzen auf, während sie sich ihren Patienten widmet: vom Freund verlassen, die Mutter gestorben. Ängste, enttäuschte Hoffnungen, ich kenne das nur zu gut. Der Unterschied: Lädt man seinen Müll bei mir ab, leuchtet bald gar nichts mehr. Meine Profession besteht darin, zu dimmen, bis es dunkel wird.
»So, bitte sehr. Lasst's euch schmecken«, sage ich und stelle die Drinks auf rote Papierservietten.

Der Bartmensch versucht, Eva anzumachen, ich mach's mir auf dem Hocker bequem, nehme einen Zug von der Kippe und lächele in mich hinein. Eva lässt den Typen abblitzen, wie erwartet, winkt nur ab und sagt kein Wort. Sie unterhält sich nicht gerne, hätte ich ihm gleich sagen können. Er kneift sich in die Nasenwurzel, trinkt aus und verabschiedet sich. Ich nicke nur und registriere, wie sich Evas Falten um den Mund herum kräuseln. Auch ich muss schmunzeln und stelle ihr ein Frischgezapftes hin.

Miriam und ihre Freundin sind die Letzten. Sogar Eva ist weg, es muss spät geworden sein.
»Und ihr macht die Stadt jetzt noch unsicherer, hm?«
Miriam lacht, ein Stückchen des rechten Schneidezahns fehlt, was ihr nur noch mehr Magie verleiht. »Wir schlendern wohl ins Rocky. Steff hier«, sie nickt Richtung Freundin, »will unbedingt noch tanzen gehen.«
»Und ein paar Typen aufreißen«, sagt Steff und formt die Lippen zu einem Kussmund.
Miriam sagt: »Mach du nur, ohne mich.« Und zu mir gewandt: »Ich muss wohl auf sie aufpassen.« Die Freundin knufft ihr die Schulter und ich ringe mir ein »Na dann, viel Spaß euch beiden« ab.

Nachdem ich abgeschlossen habe, gehe ich nach oben, zappe durchs Programm und schalte irgendwann aus. Der Kühlschrank brummt, ich drehe mich von links nach rechts – keine Ahnung, wie oft. Das Bett quietscht, die Decke klebt unangenehm an meinem verschwitzten Körper. Öffne ich die Augen, huschen Lichter vorbeifahrender Autos die Zimmerdecke entlang, als suchten sie etwas.
Ich frage mich, wie alt Miriam ist. Ende zwanzig, Anfang dreißig? Ich stehe auf, nehme mir die Camels vom Nachttisch und entriegele das Fenster. Sommerregenluft verhüllt den Gestank der Stadt. Irgendwo ein Martinshorn.
Ich stecke mir die Fluppe an. Zwei Schatten rennen mit über den Kopf gezogenen Jacken in den finsteren Hauseingang schräg gegenüber. Die Absätze klackern. Sie lachen und kaum sind sie im Trockenen, beginnt die Knutscherei. Ich sehe mir das eine Weile an, schnippe die aufgerauchte Kippe in die Nacht und lege mich wieder hin.

Es klingelt; dann wieder. Ich schalte die Lampe an und schaue zum Wecker auf dem leeren Bierkasten neben mir. Ein drittes Läuten. Ich schäle mich aus dem Bett und blicke durchs Fenster nach unten – es regnet noch immer. Eine dunkle Gestalt schaut zu mir hoch. Miriam? Ich stolpere nach unten und öffne die Tür.
Dicke Perlen tropfen von ihrem Haar, Make-up-Rinnsale durchschneiden das Gesicht.
»Hi«, sagt sie, dann ein Schluchzen.
»Was ...? Um Gottes willen, komm doch erst mal rein.« Ich lege ihr die Hand auf die Schulter, ziehe sie in den Gastraum und schließe die Tür. Der Geruch nach abgestandenem Rauch und schalem Bier liegt in der Luft.
»Entschuldige«, sagt sie und schwarze Teiche wachsen auf dem abgewetzten Dielenboden. Sie legt auf einmal die Arme um mich, ich erwidere es, erst zaghaft, bevor ich richtig zudrücke. Klitschnass und kalt wie ein Fisch ist sie. »Schon gut«, sage ich – sie bebt unter meinem Griff.
»Ich kam hier vorbei und ... Keine Ahnung«, sagt sie, »ich dachte, vielleicht kann ich kurz rein.«
»Klar«, sage ich. »Klar kannst du rein.«
»Ich hab nicht nachgedacht, weißt du, ich stand einfach hier und dachte ... du bist immer so nett und ...«
»Hey, alles okay. Ist okay.«
»Ich wusste einfach nicht wohin«, sagt sie.
»Weißt du was? Ich hole dir erst mal was Trockenes zum Anziehen und du trinkst einen Kaffee. Wie wäre das, hm?«
Ihr Kopf reibt an meiner Brust.
»Na, komm, geht auf's Haus.« Ich lockere den Griff und sie lächelt ein wenig.
Als ich mich von ihr abwende, sagt sie: »Ein Handtuch reicht schon. Und Schnaps wär mir lieber.«

Sommersprossen auf der Haut wie kleine Inseln auf einem See voll Milch. Ich betrachte die chinesischen Symbole, die sich Wirbel für Wirbel vom Nacken bis zum Steiß abzeichnen – eine geheimnisvolle Schrift, die mir etwas sagen möchte.
Ich wünschte, Miriam schliefe ewig weiter, wie Dornröschen, hundert Jahre. Meine Nase sucht nach Antworten in ihrem Haar, doch ich rieche nichts. Eine Hand findet meine. Miriam zieht mich enger zu sich ran, umklammert meinen Arm zwischen ihren Brüsten, als handele es sich um ihre Lieblingsdecke.
»Morgen«, flüstert sie.
»Morgen.«
Sie dreht sich zu mir und lächelt. Ich lächele zurück.
»Na?«, fragt sie.
»Na«, sage ich.
Wir küssen uns und sie spürt wohl meinen hart gewordenen Schwanz an ihrem Bauch. Wir lieben uns erneut, diesmal im Tageslicht und sie schließt nicht einmal die Augen – im Gegensatz zu mir. Dann schlafe ich ein.

»Ich hab Hunger«, sagt sie. »Hast du was da?«
Ich blinzele den Schlaf weg. »Hm?«
»Ob du was zu futtern hast?« Miriam hält den Kopf aufgestützt und tapst mir mit dem Finger auf die Nase.
»Scheiße, nein. Erdnüsse und Salzstängel, unten in der Bar.« Meine Zunge gleitet an den Zähnen entlang, ein säuerlicher Geschmack lässt mich das Gesicht verziehen.
»Gar nichts im Kühlschrank?«
»Vielleicht noch ein paar Eier und Milch.«
Miriam lacht. »Okay, Kochen ist wohl nicht dein Ding, oder?« Sie steht splitternackt auf und geht Richtung Küchenzeile. Ihre Brüste sehen aus wie bei einem kleinen Mädchen. Ich schäme mich, weil eine Menge ungewaschenes Geschirr rumsteht. Ich schäme mich für mein selbstgezimmertes Palettenbett, den Bierkasten als Nachttisch, den billigen Kleiderschrank und das muffige Miniaturbad, das sie gestern benutzt hat.
»Ich bin gelernter Koch!«
»Ehrlich?«
»Hab es sogar mal zum Chef de Cuisine gebracht.«
»Chef de Cuisine«, sagt sie.
»Ohne Witz!« Ich lache auf. »Hat mich zwanzig Jahre meines Lebens und meine Ehe gekostet.«
»Du warst verheiratet?« Miriam öffnet ein paar Schränke und kramt eine Pfanne hervor.
»Jepp. Hab' einen Sohn. Der hat aber schon lange die Schnauze von mir voll.«
»Wie alt?« Die Eier geben ein blubberndes Zischen ab, als sie in heißes Fett geschlagen werden. Ich stehe auf und greife nach meiner Hose.
»Michi ist siebzehn. Macht nächstes Jahr Abi.«
»Lässt sich das wieder kitten zwischen euch?«
»Vielleicht, keine Ahnung«, sage ich. »Hoffentlich.« Mein Hemd stinkt, ist mir lange nicht mehr aufgefallen, dass kalter Rauch so stinken kann. Ich hole mir ein neues aus dem Schrank, gehe ins Bad und finde Miriam kurz darauf am gedeckten Tisch sitzen, angezogen, vor einer dampfenden Pfanne voll Spiegelei, zwei Gläsern Milch und einem brennenden Teelicht, das sie – weiß der Geier wo – gefunden hat.
»Willst du heute über gestern reden?«, frage ich.
»Nein.«
»Und ... äh ... Steff? Ist mit ihr ...«
»Ihr geht’s gut.« Miriam hält den Teller vor den Mund und schiebt sich mit der Gabel die letzten Eikrümel hinein.
»Okay«, sage ich, »und das mit uns?«
»Was?«
»Na ja.«
»Ich gehe weg. Nächste Woche schon. Australien«, sagt sie.
»Australien?«
»Mein Onkel wohnt da. Hat Schafe, ’ne Farm.« Sie schmatzt geräuschvoll. »Ich will da mindestens ein Jahr bleiben. Vielleicht für immer«, sagt sie.
»Hey, das ... klingt gut, finde ich.« Ich versuche mich an einem Lächeln.
»Hast du was zum Schreiben?«
»Wie?«
»Na, Stift und Zettel.« Sie lacht.
»Klar, Moment«, sage ich und bringe ihr einen Block und einen Kugelschreiber. Sie beginnt zu zeichnen. Ich setze mich wieder und beobachte, wie sie gekonnt einen Strand mit Palme – eine Kokosnuss fällt hinab – das Meer und eine Sonne zeichnet, die eben hinter den Horizont flüchtet. Dann fügt sie eine Art Bude hinzu, zwei Barhocker davor, fette Boxen links und rechts, von denen Noten und zittrige Striche abgehen. Halb gefüllte Cocktailgläser stehen bald auf dem Tresen, und dahinter: ein Mann mit buschigen Koteletten, und, ja, jetzt erkenne ich es, eine Frau, mit kurzem Stoppelhaar und Ringen in den Ohren. Miriam dreht den Collegeblock um und schiebt ihn zu mir rüber. »Komm doch einfach mit?«

***

Es riecht noch nach Farbe, der neue Kühlschrank summt kaum hörbar vor sich hin, und nostalgische Werbeschilder – Coca Cola und Persil – schmücken ungewohnt die weiß gewordene Wand. Ich komme mir albern vor, voll Klischee, aber ja, gefällt mir trotzdem, ebenso die Nachttischchen mit Schublade, die Yuccapalme und das kleine Highboard im Shabbylook, auf dem die Glotze jetzt steht.
Die Postkarte pinne ich zu den anderen auf Kork, über dem Tisch. Jeden Monat kommt eine, immer ein Strandmotiv, immer ohne Text, aber manchmal mit einer hübschen Zeichnung drauf. Dann schaue ich auf das karierte Blatt ganz oben, auf das Miriam nicht nur einen Traum gezeichnet, sondern auch eine Nummer geschrieben hat, bevor sie gegangen ist. Eine Handynummer, die ich tausendmal gewählt habe, in Gedanken. Nur in Gedanken, alles andere wäre äußerst albern.

Der Umsatz passt heute, und ich bin froh, als die letzten Gäste zahlen möchten. Ein junges Paar – sie haben sich den ganzen Abend Botschaften zugeflüstert und bedeutungsschwere Blicke zugeworfen. Der Macker streckt mir einen Fuffi entgegen, gönnt mir großzügig Trinkgeld. Ich gebe raus und lege die Geldbörse nach hinten. »Tschö«, erwidere ich den Gruß der beiden, ohne mich umzusehen, und betrachte den weißen Sandstrand auf meiner Lieblingskarte, die seit Kurzem in der Bar hängt. Ich überlege, was gerade aus den Strandboxen wummert. So ein Café-del-Mar-Scheiß oder die Chilli Peppers. Ich hoffe auf Letzteres.
»Ein Mädchen?«
Ich zucke zusammen und schaue über die Schulter, habe Eva ganz vergessen. Irgendwie gehört sie echt zum Inventar. Eva hat selten nach etwas anderem als dem nächsten Drink gefragt.
»Ja«, sage ich.
»Und?«
»Was und?«
»Dein Mädchen?«
Ich lache kurz auf. »Sie will, dass ich nachkomme.«
»Karibik?«
»Australien.«
Eva nickt. »Australien ist scheiße.«
Wieder lache ich. »Bist du je da gewesen?«
»In einem anderen Leben.« Eva trinkt das halbe Glas in einem Zug aus. »Hat mir nichts als Ärger eingebracht.«
»So.« Ich sehe ihr in die grauen Augen und glaube, die Fältchen ringsum deuten ein Lächeln an.
»Na, was ist?«, frage ich. »Trinkst du noch einen, oder nicht?«
Sie sieht auf ihre Armbanduhr, dann wird die Tür geöffnet.
»Ich mache hier dicht«, rufe ich nach hinten.
»Schon gut«, sagt Eva, »ich gehe jetzt auch.«
»Nein«, sage ich, »du musst nicht ...«
»Doch, doch.«
Eva erhebt sich und geht zu dem Mann, der noch immer vorne an der Tür steht. Ich habe ihn nicht gleich erkannt, der lächerliche, dünne Bart ist weg. Der Typ legt den Arm um Eva und nickt mir zu.
Ich hebe die Hand zum Abschied.

 

Hey Anne49,


Also, mir gefällt die Geschichte. Die kommt einfach so daher, so unprätentiös, biedert sich nicht an.

It is what it is ...

Sehr schön, das freut mich, Anne.


Anne49 schrieb:
Scheiß-System
Ich meine, das schreibt sich Scheißsystem. (Zusammengesetzte Substantive werden im Deutschen nur in Ausnahmefällen mit Bindestrich geschrieben, um sie lesbarer zu machen, z. B. bei der Kombination von englischen und deutschen Bestandteilen.)
Stmmt, ich hab' mich mal schlau gemacht und du scheinst recht zu haben. Danke, hab's auch weiter unten geändert.

Anne49 schrieb:
Wie eine Seelenchirurgin ist sie, ein Engel vielleicht, mit schwarzem Stoppelhaar und eng beringten Ohren.
Hat sie so'ne Meckifrisur? So würd ich das vielleicht nennen wollen. Ich find das Wording mit dem Stoppelhaar irgendwie bemüht unschön. Mir ist schon klar, dass das hier keine Romantikschmonzette ist, beschädigter Schneidezahn und alles. Aber bei Stoppeln denke ich mehr an den Stoppelbart eines Mannes als an die Frisur einer Frau.
Jetzt, da du es erwähnst, sehe ich das auch.

Anne49 schrieb:
Die Freundin knufft ihr die Schulter und ich trotze mir ein »Na dann, viel Spaß euch beiden« ab.
Trotzen? Ich hätte wohl gesagt: und ich ringe mir ein "Na dann, viel Spaß euch beiden" ab.
Kauf ich.

Anne49 schrieb:
Ich frage mich, wie alt Miriam ist. Bestimmt zehn, fünfzehn Jahre jünger.
Da hört einfach der Satz auf! Jünger als wer? Als Steff? Als der Erzähler? Würd es wehtun, zu ergänzen "als ich"?

Okay, subtiler wäre es evtl., ihn ihr Alter absolut schätzen zu lassen. Dreißig? Wenn der Prota einen siebzehnjährigen Sohn hat, ist er bestimmt über vierzig.

Ja, habe ich unsauber geschrieben, stimmt schon. Ich wollte diese drei Ich in Folge vermeiden und dachte mir, der Bezug ist schon herstellbar. Das glaube ich zwar immer noch, du hast mich aber davon überzeugen können, das Alter näher bestimmen zu lassen. Mal sehen, ob das so bleibt. Ein guter Hinweis, danke.

Mein erster Gedanke: Die runzelige, schweigsame Eva. Wie verzweifelt ist die eigentlich? Dann: Die Menschenkenntnis des Protagonisten zerbröselt vor meinem inneren Auge.
Das ist das Interessante an der Erzählperspektive, finde ich. Sie wirft zuweilen die Frage auf, wie zuverlässig der Erzähler eigentlich ist.

Also, danke für die Geschichte! War gar nicht die Hölle. War gut!
Das freut mich wirklich, Anne, wenn du jetzt noch höllisch gut geschrieben hättest ... :)


Dein Komm hat mir geholfen, alleine dafür möchte ich mich schon sehr bedanken! Natürlich auch generell fürs Lesen, deine Zeit und deine Gedanken zum Text.
Toll, dass du reingeschaut hast - und das sogar gleich mehrmals!

Gruß

hell

 

Hi hell,

ich komm auch mal hier um die Ecke. Erst mal Schulden bezahlen, bevor ich dir im anderen Thema antworte.

Ich finde die Geschichte ganz hübsch, die Erzählweise, die Stimmung.

Der Lautsprecher hinten am Eingang scheppert, was mich schon lange nicht mehr stört.
Das stand am Anfang mal so was wie "wollte ich längst reparieren lassen und hab's nie getan" oder so. Jetzt finde ich es besser, weil man sich vorher gefragt hat, warum einen das so genau interessieren soll. Aber die vorherige Version hatte den Vorteil, dass man gleich wusste, der Kerl ist da im eigenen Laden. Jetzt dauert es vielleicht ein bisschen lang, bevor das rauskommt.

Den Qualm meiner Camel puste ich in Richtung Decke, beobachte, wie er flapp, flapp, flapp vom Ventilator verwirbelt wird.
"Flapp, flapp, flapp" find ich eigentlich gut, aber erst jetzt fällt mir auf, dass ja nicht das Verwirbeln "flapp" macht, sonder der Ventilator. Also: der Ventilator, flapp, flapp flapp, verwirbelt den Rauch, wenn du verstehst, worauf ich hinaus will. Geht so natürlich nicht, aber irgend eine Lösung gibt es sicher, falls du mir zustimmst, dass das ein kleines bisschen schief klingt.

»Ah, vielleicht doch lieber ein Radler, bitte.«
Ich hätte gedacht, der Radler, nicht das.

Das Bier läuft mir über die Hand, und ich schaue zu dem Typen, der sich noch immer den Strich von der Oberlippe zu reiben versucht.
Find ich witzig, den Strich abzureiben versuchen. Aber warum schaut er auf den Typen, nicht auf das Glas?

Eva daneben schmunzelt.
Ist mir auf nicht ganz klar, warum. Sieht die das Bier, wie es ihm hinter dem Tresen über die Hand läuft?

Sie wirkt dabei so runzelig wie ein Ballon, der zu lange rumgelegen hat und dem langsam die Luft ausgeht.
Ginge wahrscheinlich auch gut ohne die Luft, also mit Punkt hinter "rumgelegen hat".

Hübsche kleine Szene dann mit dem Mann.

Ich wische über das mit Brandflecken übersäte Holz des Tresens, dort, wo Miriam am liebsten sitzt, wenn frei ist.
DAs sind so Details, die das Ganze glaubwürdig machen.

»Na, ihr zwei, was darf’s sein?«, frage ich und kratze mich an einer meiner Koteletten.
"an einer meiner Koteletten" finde ich ein bisschen merkwürdig. Entweder, weil man sich schon vorstellt, dass er sich nicht zugleich an beiden kratzen wird, oder, weil man "Koteletten" nur im Plural sagt, so wie du hier auch, und der daraus konstruierte sinngemäße Singular dann halt irritiert.

»Zwei Gin Tonic«, sagt die mit dem Geschwür und ich unterdrücke die Frage, ob sie nicht eher einen Magenbitter trinken wolle.
Wäre mit Magengeschwür vielleicht auch nicht unbedingt zu empfehlen, trotzdem ganz witzig.

»Zwei Gin Tonic, kommt sofort.«
Würd ich jetzt eher nicht mehr nachschieben, nach der unterdrückten Frage. Sonst klingt es ansatzweise so, als bräuchte das unterdrücken Zeit, und das ist ja sicher nicht der Fall.

und schon steht die erste Verwandlung im Gesicht der anderen geschrieben: stumpfe Augen, die unerwartet leuchten können.
Keine echte Kritik, nur ein Bedenken: "die erste" legt nahe, dass er wisse, es komme noch eine weitere. Kann man trotzdem machen, finde ich, aber "eine Verwandlung" könnte glatter sein. Auch: "leuchten können", wo sie doch schon leuchten. Vielleicht besser ohne "können".

Miriam hat eine Gabe. Keine Ahnung, ob man das so sagen kann, was Besseres fällt mir nicht ein.
Der Nachsatz klingt eine Spur schwefelig, finde ich. Dem Typen könnte es auch zu Gesicht stehen, sowas zu sagen wie: "Kling bescheuert, aber Miriam hat eine Gabe." (Nicht genauso, aber du weißt, was ich meine.)

Sie macht etwas mit Menschen, in denen was kaputt zu sein scheint. Wie eine Seelenchirurgin ist sie, ein Engel vielleicht, mit kurzen Haaren und eng beringten Ohren.
"Seelenchirurgin" ist kein schlechtes Wort, mir hier aber schon ein bisschen viel. Oder vielleicht: "Wie eine Seelenchirurgin", vielleicht ist es auch das, so als gäbe es wirkliche Seelenchirurginnen, mit denen man sie vergleichen kann.

Natürlich bekomme ich hin und wieder Gesprächsfetzen mit: vom Freund verlassen, die Mutter gestorben. Ängste, enttäuschte Hoffnungen, ich kenne das nur zu gut.
Das dürfte für meinen Geschmack etwas genauer sein, erst dachte ich: Wie, spricht die denn nicht mit dem? Dann hab ich schon verstanden, dass die Gesprächsfetzen den "Patienten" zugehören, aber es hat eben nicht gleich geklickt. Entsprechend habe ich dann den folgenden Satz:
Der Unterschied: Lädt man seinen Müll bei mir ab, leuchtet bald gar nichts mehr. Meine Profession besteht darin, zu dimmen, bis es dunkel wird.
Auch nicht unmittelbar einordnen können.

Eva lässt den Typen abblitzen, wie erwartet, winkt nur ab und sagt kein Wort.
Ganz schön angesichts dessen, was am Ende daraus wird.

Nachdem ich abgeschlossen habe, gehe ich nach oben,
Solche Abfolgen aufzuschreiben ist immer wieder auch passend, umgelkehrt wirkt es oft, finde ich, tagebuchartig. Ist die Frage, wie wichtig es dir ist, dass er abschließt. Es könnte natürlich sein, dass manche dann da sitzen und denken: Wie, der schließt nicht ab? Aber mich zumindest würde es nicht stören, wenn du schreibst: "Ich gehe nach oben" usw.

Es klingelt; dann wieder.
Das geht mir ein bisschen schnell, war die jetzt gar nicht feiern? Der vorangegangene Zeitabschnitt kommt mir nicht lang vor, auch weil der Typ den Fernseher "bald" wieder ausschaltet.

Tja, und jetzt muss ich es so machen wie du bei der vorletzten Begegnung und erst mal aufhören. Ich komme aber sicher noch mal vorbei, schon weil ich noch ganz wenig dazu gesagt habe, wie mir der Text insgesamt gefällt, nämlich gut.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey erdbeerschorsch,

Erst mal Schulden bezahlen, bevor ich dir im anderen Thema antworte.
Um Himmels willen, erdbeerschorsch, du hast doch keine Schulden zu begleichen. Nein, wirklich nicht, ich kommentiere gerne so interessante Geschichten wie deine und mache das auch aus egoistischen Motiven heraus. Du weißt schon, benennen können, was man gut oder weniger gelungen findet, Gedanken ordnen und so. Ich erwarte da wirklich keine Gegenleistung für.

erdbeerschorsch schrieb:
Der Lautsprecher hinten am Eingang scheppert, was mich schon lange nicht mehr stört.
... Aber die vorherige Version hatte den Vorteil, dass man gleich wusste, der Kerl ist da im eigenen Laden. Jetzt dauert es vielleicht ein bisschen lang, bevor das rauskommt.
Ganz recht, sehe ich auch so - aber gut, ist eben der Preis dafür.

"Flapp, flapp, flapp" find ich eigentlich gut, aber erst jetzt fällt mir auf, dass ja nicht das Verwirbeln "flapp" macht, sonder der Ventilator. Also: der Ventilator, flapp, flapp flapp, verwirbelt den Rauch, wenn du verstehst, worauf ich hinaus will. Geht so natürlich nicht, aber irgend eine Lösung gibt es sicher, falls du mir zustimmst, dass das ein kleines bisschen schief klingt.
Ich ahne, was du meinst, muss darüber noch ein wenig weiter grübeln, um eine Lösung zu finden, die mir gefällt.

erdbeerschorsch schrieb:
»Ah, vielleicht doch lieber ein Radler, bitte.«
Ich hätte gedacht, der Radler, nicht das
Also ich bestelle so :shy:.

erdbeerschorsch schrieb:
Das Bier läuft mir über die Hand, und ich schaue zu dem Typen, der sich noch immer den Strich von der Oberlippe zu reiben versucht.
Find ich witzig, den Strich abzureiben versuchen. Aber warum schaut er auf den Typen, nicht auf das Glas?
Also die Idee dahinter ist, dass er sich ertappt fühlt, weil ihn der Anblick Miriams dermaßen aus der Fassung bringt, dass er nicht aufs Bier achtet. Und weil er überprüfen möchte, ob das wem aufgefallen ist, schaut er halt auf die Menschen in seiner Nähe. Deshalb schmunzelt übrigens auch die Eva, die das durchschaut. Aber vielleicht hab ich an dieser Stelle zu stark reduziert. Ich denke noch mal darüber nach.

erdbeerschorsch schrieb:
Sie wirkt dabei so runzelig wie ein Ballon, der zu lange rumgelegen hat und dem langsam die Luft ausgeht.
Ginge wahrscheinlich auch gut ohne die Luft, also mit Punkt hinter "rumgelegen hat".
Ja, vermutlich hast du recht. Das Problem ist nur, dass mir erst kürzlich ein vor Wochen aufgeblasener Ballon in die Hände fiel, der prall wie am ersten Tag zu sein schien :). Ich lasse das also erst mal so.

erdbeerschorsch schrieb:
»Na, ihr zwei, was darf’s sein?«, frage ich und kratze mich an einer meiner Koteletten.
"an einer meiner Koteletten" finde ich ein bisschen merkwürdig.
Hm. Ja, ich bleibe da auch immer etwas hängen. Muss da wohl noch mal ran, denke ich. Ich suche noch nach einer Lösung, danke.

erdbeerschorsch schrieb:
»Zwei Gin Tonic, kommt sofort.«
Würd ich jetzt eher nicht mehr nachschieben, nach der unterdrückten Frage. Sonst klingt es ansatzweise so, als bräuchte das unterdrücken Zeit, und das ist ja sicher nicht der Fall.
Hm. Für mich funktioniert das schon. Der ist ja Profi, das schießt der halt so raus.

erdbeerschorsch schrieb:
und schon steht die erste Verwandlung im Gesicht der anderen geschrieben: stumpfe Augen, die unerwartet leuchten können.
Keine echte Kritik, nur ein Bedenken: "die erste" legt nahe, dass er wisse, es komme noch eine weitere. Kann man trotzdem machen, finde ich, aber "eine Verwandlung" könnte glatter sein. Auch: "leuchten können", wo sie doch schon leuchten. Vielleicht besser ohne "können".
Ja, verstehe schon. Streiche ich aber das "können", drängt sich mir ein "aufleuchten" auf, was ich nicht will, denn stumpfe Augen, die gleichzeitig leuchten, geht für mich nicht. Ich fürchte, ich muss weiter darüber nachdenken.

erdbeerschorsch schrieb:
Miriam hat eine Gabe. Keine Ahnung, ob man das so sagen kann, was Besseres fällt mir nicht ein.
Der Nachsatz klingt eine Spur schwefelig, finde ich.
Ist raus, danke.

"Seelenchirurgin" ist kein schlechtes Wort, mir hier aber schon ein bisschen viel. Oder vielleicht: "Wie eine Seelenchirurgin", vielleicht ist es auch das, so als gäbe es wirkliche Seelenchirurginnen, mit denen man sie vergleichen kann.
Gefällt mir, ja, hast mich überzeugt, danke.

erdbeerschorsch schrieb:
Das dürfte für meinen Geschmack etwas genauer sein, erst dachte ich: Wie, spricht die denn nicht mit dem? Dann hab ich schon verstanden, dass die Gesprächsfetzen den "Patienten" zugehören, aber es hat eben nicht gleich geklickt. Entsprechend habe ich dann den folgenden Satz:
hell schrieb:
Der Unterschied: Lädt man seinen Müll bei mir ab, leuchtet bald gar nichts mehr. Meine Profession besteht darin, zu dimmen, bis es dunkel wird.
Auch nicht unmittelbar einordnen können.
Ich glaube, ich möchte das aber nicht weiter breittreten. Ich mach's mir jetzt leicht und nehme das einfach mal in kauf :).

erdbeerschorsch schrieb:
Nachdem ich abgeschlossen habe, gehe ich nach oben,
Solche Abfolgen aufzuschreiben ist immer wieder auch passend, umgelkehrt wirkt es oft, finde ich, tagebuchartig. Ist die Frage, wie wichtig es dir ist, dass er abschließt. Es könnte natürlich sein, dass manche dann da sitzen und denken: Wie, der schließt nicht ab? Aber mich zumindest würde es nicht stören, wenn du schreibst: "Ich gehe nach oben" usw.
Hm, ich glaube, mich würde es aber stören. Die Funktion ist ja, klarzumachen, dass er die Kneipe/Bar eben schließt, dass keiner mehr da ist. Das "Ich gehe nach oben" hinge für mich irgendwie zu sehr in der Luft. Bleibt also.

erdbeerschorsch schrieb:
Es klingelt; dann wieder.
Das geht mir ein bisschen schnell, war die jetzt gar nicht feiern? Der vorangegangene Zeitabschnitt kommt mir nicht lang vor, auch weil der Typ den Fernseher "bald" wieder ausschaltet.
Deswegen die Leerzeile dazwischen. Aber okay, ich verstehe schon, dass man das so sehen kann. Ich habe deshalb das "bald" durch "irgendwann" ersetzt. Vielleicht lässt du mir das so durchgehen ...


Ich lade dich gerne dazu ein, nochmals reinzuschauen, erdbeerschorsch. Mir gefällt dein analytisches Auge und du gibst mir einiges mit auf den Weg, mit dem ich was anfangen kann. Das ist sehr hilfreich, ich danke dir dafür ganz herzlich. Und überhaupt, Danke für deinen Besuch, deine Zeit, fürs Lesen und so. Hat mich sehr gefreut (Nachtrag: Selbstverständlich auch, dass dir meine Geschichte ganz gut gefallen hat)!

Gruß

hell

 

Hallo hell,

ich sag’s gleich vorneweg: toller Text, guter Rhythmus, Dialoge, die realistisch klingen und die Handlung unterstützen, sprachlich souverän, ausgewogen, viel show, tell reingemixt, ohne dass es allzu sehr auffällt.

Kurzum: mich wundert es total, dass du keine Empfehlung bekommst (ich bin ja Empfehlungsjungfrau, hab es bisher nie gemacht :D), ist aber eine Geschichte, die sich absolut zu lesen lohnt. Ich schreib dir deshalb mal, was mir ein- und aufgefallen ist:

Während ich auf die Spitze meiner Zigarette puste und die Glut hell aufleuchtet, stelle ich mir vor, all der Mist hier drin ginge in Rauch auf.
schön :Pfeif:

und schon steht die erste Verwandlung im Gesicht der anderen geschrieben: stumpfe Augen, die unerwartet leuchten können.
finde ich umständlich formuliert, vor allem, weil du die Augen erst als stumpf kennzeichnest und sie dann leuchten lässt.

Miriam hat eine Gabe. Keine Ahnung, ob man das so sagen kann, was Besseres fällt mir nicht ein. Sie macht etwas mit Menschen, in denen was kaputt zu sein scheint.
okay, aber wie?

Ich stehe auf, nehme mir die Camels vom Nachttisch und entriegele das Fenster. Sommerregenluft verhüllt den Gestank der Stadt. Irgendwo ein Martinshorn.
klasse Stimmungsbild

Sommersprossen auf der Haut wie kleine Inseln auf einem See voll Milch. Ich betrachte die chinesischen Schriftzeichen, die sich Wirbel für Wirbel vom Nacken bis zum Steiß abzeichnen – eine geheimnisvolle Schriftrolle, die mir etwas sagen möchte.
Ich wünschte, Miriam schliefe ewig weiter, wie Dornröschen, hundert Jahre. Meine Nase sucht nach Antworten in ihrem Haar, doch ich rieche nichts. Eine Hand findet meine. Miriam zieht mich enger zu sich ran, umklammert meinen Arm zwischen ihren Brüsten, als handele es sich um ihre Lieblingsdecke.
so zart, so erotisch, sehr sehr gut :Pfeif: (bis auf: doch ich rieche nichts, passt irgendwie nicht)

Ich setze mich wieder und beobachte, wie sie gekonnt einen Strand mit Palme – eine Kokosnuss fällt hinab – das Meer und eine Sonne zeichnet, die eben hinter den Horizont flüchtet. Dann fügt sie eine Art Bude hinzu, zwei Barhocker davor, fette Boxen links und rechts, von denen Noten und zittrige Striche abgehen. Halb gefüllte Cocktailgläser stehen bald auf dem Tresen, und dahinter: ein Mann mit buschigen Koteletten, und, ja, jetzt erkenne ich es, eine Frau, mit kurzem Stoppelhaar und Ringen in den Ohren. Miriam dreht den Collegeblock um und schiebt ihn zu mir rüber. »Komm doch einfach mit?«
:Pfeif: durch die Beschreibung der Zeichnung vermeidest du Kitsch

Eine Handynummer, die ich tausendmal gewählt habe, in Gedanken. Nur in Gedanken, alles andere wäre äußerst albern.
mit knappen Strichen zeigst du seine Unsicherheit

Am Abend öffnete ich die Bar. Viel los gewesen heute, was ja auch gut ist. Trotzdem zog sich die Zeit und ich bin froh, dass der Laden sich langsam leert.
da geht was mit den Zeiten durcheinander

Lieben Gruß
Isegrims

 

Hallo hell,

das ist wirklich ein wunderbarer Text. Herrlich, wie die vermeintlich noch festgefahrenere Eva ihn am Ende auf der linken Spur überholt. Herrlich auch die Yucca-Palme, die ich eher mit einem Beamtenbüro verbinde, wozu diese Kneipe für deinen Protagonisten ja mittlerweile geworden ist. Du findest schöne Worte für eine herzerwärmende Liebesgeschichte. Und wie er am Ende sein Leben ein bisschen aufhübscht, weil ihm das Selbstvertrauen für den wirklich großen Schritt fehlt, das ist so rührend.

Sie macht etwas mit Menschen, in denen was kaputt zu sein scheint.

Und zu denen gehört er auch.

Zitat von Isegrims:

Kurzum: mich wundert es total, dass du keine Empfehlung bekommst (ich bin ja Empfehlungsjungfrau, hab es bisher nie gemacht ), ist aber eine Geschichte, die sich absolut zu lesen lohnt.

Mach es Isegrims, sonst mach ich es!

Liebe Grüße von Chutney

 

Zitat von Isegrims:


Mach es Isegrims, sonst mach ich es!

Liebe Grüße von Chutney


ach Chutney, ich hab doch bisher nie, ich freue mich auf deinen Empfehlungstext :hmm:

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Isegrims,


gleich vorneweg: Ich bin kein Mensch, der sonderlich gut mit Lob umgehen kann, deshalb fällt es mir etwas schwer, auf deinen Komm zu antworten :shy:.
Das heißt aber nicht, dass ich mich nicht unheimlich freuen würde!

... toller Text, guter Rhythmus, Dialoge, die realistisch klingen und die Handlung unterstützen, sprachlich souverän, ausgewogen, viel show, tell reingemixt, ohne dass es allzu sehr auffällt.
:shy:
Kurzum: mich wundert es total, dass du keine Empfehlung bekommst (ich bin ja Empfehlungsjungfrau, hab es bisher nie gemacht ), ist aber eine Geschichte, die sich absolut zu lesen lohnt.
:shy:
Puh, fühlt sich wie ein Ritterschlag an, Isegrims. Vielen lieben Dank. Freut mich sehr, dass dich der Text derart erreichen konnte.

Isegrims schrieb:
... und schon steht die erste Verwandlung im Gesicht der anderen geschrieben: stumpfe Augen, die unerwartet leuchten können.
finde ich umständlich formuliert, vor allem, weil du die Augen erst als stumpf kennzeichnest und sie dann leuchten lässt.
Ja, ich muss da wohl noch mal die Feile herausholen - brüte aber noch ein wenig darüber. Das "stumpfe" ist schon mal draußen.

Isegrims schrieb:
Miriam hat eine Gabe. Keine Ahnung, ob man das so sagen kann, was Besseres fällt mir nicht ein. Sie macht etwas mit Menschen, in denen was kaputt zu sein scheint.
okay, aber wie?
Ich kann verstehen, dass das etwas unbefriedigend sein kann, möchte hier dennoch nicht weiter ins Detail gehen. Der Erzähler kann das einfach nicht näher erklären, will das vielleicht auch gar nicht. Das bleibt eben etwas mysteriös, magisch halt. Wie bei einem Zaubertrick.

Isegrims schrieb:
Am Abend öffnete ich die Bar. Viel los gewesen heute, was ja auch gut ist. Trotzdem zog sich die Zeit und ich bin froh, dass der Laden sich langsam leert.
da geht was mit den Zeiten durcheinander
Ich hab mich noch mal drangesetzt. Mal sehen, ob es so bleibt. Danke für den Hinweis!


Die Stellen, die du rausgepickt hast - die dir gefallen haben -, kopiere ich jetzt nicht mehr hier rein :shy:.


Wow, liebe Isegrims, auch wenn ich mich wiederhole: Ich freue mich riesig über deinen Kommentar!
Herzlichen Dank dafür! Auch für die Zeit und überhaupt, fürs Lesen und so.


Viele Grüße


hell


Hallo Chutney,


nicht nur Isegrims bringt mich aus der Fassung, du setzt noch eins drauf :).

Ich freue mich einfach nur, dass dich mein Text auch erreichen konnte - wirklich schön, was du dazu schreibst :shy:.

Chutney schrieb:
Sie macht etwas mit Menschen, in denen was kaputt zu sein scheint.
Und zu denen gehört er auch.
Ganz klar, trotz all der Tragik dahinter.


Ganz herzlichen Dank für deinen Besuch, liebe Chutney, hast mir den Tag noch süßer gemacht.


hell

 

Hallo hell,

gerade bin ich auf deine Geschichte gestoßen, und verflucht nochmal, ich glaube, die Kneipe deines Protas liegt unter dem Elfenbeinturm meiner Iris. Im Ernst, ich konnte sie mir richtig gut vorstellen, auch die Gäste und auch den Wirt.
Ich schreib jetzt gar nicht viel, nur, dass Einsamkeit eine verdammte Falle ist. Egal, in welchem Alter. Und Strohhalme sind halt keine Taue, die Paare zusammenbinden.

Der Text gefällt mir sehr gut. Authentisch mit diesem unterkühlten Sound, den Stadtmenschen so an sich haben.

Herzlichen Glückwunsch für die Empfehlung.

wieselmaus

 

Danke, liebe wieselmaus, ich werde meinem Lieblingsbarkeeper verraten, dass die Frau mit dem Weinglas in der Hand - dort oben, auf der Dachterrasse - Iris heißt und sich bestimmt darüber freuen würde, wenn er ihr mal den einen oder anderen Hochprozenter spendiert.
Und du kannst deiner Iris ja mal die Bar empfehlen. Wäre bestimmt interessant, dem Zusammentreffen beizuwohnen.

Ja, ist wohl ein Thema, das viele bewegt und viele betrifft.


Schön, dass du hergefunden hast, wieselmaus. Hab' mich sehr über deinen Besuch gefreut!


Gruß


hell

 

Hallo hell.

was für ein Einstieg: Give it away, schallt es aus den Boxen und übertönt das Gemurmel im Raum. Der Lautsprecher hinten am Eingang scheppert, was mich schon lange nicht mehr stört. Den Qualm meiner Camel puste ich in Richtung Decke, beobachte, wie er flapp, flapp, flapp vom Ventilator verwirbelt wird. Während ich auf die Spitze meiner Zigarette puste und die Glut hell aufleuchtet, stelle ich mir vor, all der Mist hier drin ginge in Rauch auf. Das gefällt mir unglaublich gut. Habe ich jetzt ungefähr zehn Mal gelesen und könnte schon wieder. Dieser Anfang ist für mein persönliches Gefühl perfekt. Das ist kein Wort, keine Satzstellung, die mich stört, alles fühlt sich genau richtig an. Großes Kompliment dafür. Ich finde, ein guter Anfang ist sehr schwer, umso begeisterter bin ich, wenn jemandem dieser gute Anfang so richtig gut gelingt :)

Miriam hat eine Gabe. Keine Ahnung, ob man das so sagen kann. Sie macht etwas mit Menschen, in denen was kaputt zu sein scheint.

Lädt man seinen Müll bei mir ab, leuchtet bald gar nichts mehr. Meine Profession besteht darin, zu dimmen, bis es dunkel wird.

Diese Sätze sind mir die liebsten. Die, mit denen er sich selbst beschreibt, sogar noch einen Tick mehr. Ich brauche gar nicht mehr, um mir diese beiden Menschen vorzustellen.

Nachdem ich mit deiner Geschichte fertig war, war mir ein bisschen schwer ums Herz, gleichzeitig musste ich aber auch lächeln. Da liegt etwas bittersüßes in deinen Worten. Einerseits möchte man ihn schütteln und rufen: "Versuch's doch einfach, Herrschaftszeiten", aber gleichzeitig versteht man sein Zögern. Es ist doch oft so, dass man lieber in einer schönen Illusion lebt, sich immer wieder vorstellt, wie es hätte sein können (das symbolisieren die Postkarten, die sie schickt, für mich), anstatt das Risiko einzugehen und den Traum zu leben und dann gegebenenfalls (wie Eva) daran zu scheitern und völlig desillusioniert zurückzubleiben. Ich versuche ja immer, die Dinge einfach zu probieren, weil ich glaube, dass man nur bereut, was man sich nicht getraut hat, aber ich kann durchaus verstehen, dass er Angst hat und lieber in seinem ruhigen und gewohnten Alltag bleibt. Der mag grau sein, aber er ist sicher.

Schlussendlich frage ich mich, ob die letzte Szene mit Eva und dem doofen-Bart-Mann ihn vielleicht nicht doch aufrüttelt. Eva, die sich nicht gern anquatschen lässt, versucht es plötzlich doch. Da schimmert für mich die Möglichkeit durch, dass er es sich doch noch einmal überlegt. Man weiß es nicht ...

Jedenfalls, hell, das ist eine tolle Geschichte, die sprachlich ganz weit oben mitspielt, wie ich finde!
Glückwunsch zur Empfehlung.
Liebe Grüße
RinaWu

 

Hey RinaWu,


Ich finde, ein guter Anfang ist sehr schwer ...
Ja, das sehe ich auch so. Gerade die ersten Zeilen sind ja immens wichtig, um Leser in die Geschichte zu ziehen. Ich musste hier auch so richtig mit der Feile ran - freut mich, dass es sich gelohnt zu haben scheint. Dich habe ich wohl anlocken können :).

Nachdem ich mit deiner Geschichte fertig war, war mir ein bisschen schwer ums Herz, gleichzeitig musste ich aber auch lächeln. Da liegt etwas bittersüßes in deinen Worten. Einerseits möchte man ihn schütteln und rufen: "Versuch's doch einfach, Herrschaftszeiten", aber gleichzeitig versteht man sein Zögern. Es ist doch oft so, dass man lieber in einer schönen Illusion lebt, sich immer wieder vorstellt, wie es hätte sein können (das symbolisieren die Postkarten, die sie schickt, für mich), anstatt das Risiko einzugehen und den Traum zu leben und dann gegebenenfalls (wie Eva) daran zu scheitern und völlig desillusioniert zurückzubleiben. Ich versuche ja immer, die Dinge einfach zu probieren, weil ich glaube, dass man nur bereut, was man sich nicht getraut hat, aber ich kann durchaus verstehen, dass er Angst hat und lieber in seinem ruhigen und gewohnten Alltag bleibt. Der mag grau sein, aber er ist sicher.
Ich muss dich jetzt einfach zitieren: Das ist so toll, dich derart erreicht zu haben, dass mein Text dazu anstoßen konnte, dass du dir solche Gedanken gemacht hast.

Da schimmert für mich die Möglichkeit durch, dass er es sich doch noch einmal überlegt. Man weiß es nicht ...
Ja, man weiß es nicht, aber klar, die Sache mit Eva wird etwas mit ihm machen.

Jedenfalls, hell, das ist eine tolle Geschichte, die sprachlich ganz weit oben mitspielt, wie ich finde!
Wow, wie mich das freut, RinaWu.


Wie schön, fühlt sich wunderschön an, deinen Komm zu lesen.
Ganz herzlichen Dank fürs Kommentieren, für deine Zeit, deinen Glückwunsch und die vielen lieben Worte, die du geschrieben hast!


Gruß


hell

 

Hallo hell ,

Herzlichen, herzlichen Glückwunsch für die Empfehlung. Ohne sie wäre ich nicht auf diese Geschichte gestoßen.
Ich schreibe beim Lesen mit:

Lautsprecher hinten am Eingang scheppert
Ich weiß nicht. „Scheppert“ hört sich wie ein altes Wort an.
Und Eva, aber Eva zähle ich nicht mit.
Vielleicht hört es sich besser an, wenn du schreibst „ Und Eva. Aber Eva zähle ich nicht mit.“
Natürlich schnappe ich hin und wieder Gesprächsfetzen auf, während sie sich ihren Patienten widmet:
Witzig 

I

ch stecke mir die Fluppe an.
Ich frage mich, warum sie erst Camels sagt und dann Fluppe. Ähm, das ist mir irgendwie aufgefallen. Vielleicht kannst du etwas damit anfangen.
»Hi«, sagt sie, dann ein Schluchzen
.
Das ist ein toller Satz.
Wir küssen uns und sie spürt wohl meinen hart gewordenen Schwanz an ihrem Bauch
.
Ach soo, am Anfang dacht‘ ich, dass du eine Lesbengeschichte geschrieben hast. Keine Ahnung wieso, aber ich dachte, dein Prot ist eine Frau.
Lässt sich das wieder kitten zwischen euch?
Kitten? Meinst du kippen?

Eva erhebt sich und geht zu dem Mann, der noch immer vorne an der Tür steht. Ich habe ihn nicht gleich erkannt, der lächerliche, dünne Bart ist weg. Der Typ legt den Arm um Eva und nickt mir zu.
Witziger Plottwist.

Lieber hell,

Die Geschichte hat mir sehr gefallen. Die Empfehlung hast du voll verdient. Die Figuren verfügen über Tiefe, die Handlung ist nicht monoton und der Schluss rundet alles nochmal schön ab.

Liebe Grüße,
Alexei

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo alexei,


schön, dass du hergefunden hast.


Ich weiß nicht. „Scheppert“ hört sich wie ein altes Wort an
Huch. Echt? Also ich verwende das auch. Was das wohl über mich aussagt :D?

alexei schrieb:
Und Eva, aber Eva zähle ich nicht mit.
Vielleicht hört es sich besser an, wenn du schreibst „ Und Eva. Aber Eva zähle ich nicht mit.“
Ja, ich finde, es geht beides. Ich hebe immer die Stimme (in Gedanken) - auf dem "a".
Ich finde, Eva ist so schon sehr prominent gezeichnet. Durch den Punkt hebt sie sich noch mehr ab. Das will ich hier aber noch nicht.

Ich frage mich, warum sie erst Camels sagt und dann Fluppe. Ähm, das ist mir irgendwie aufgefallen. Vielleicht kannst du etwas damit anfangen.
Es tauchen noch "Kippe" und "Zigarrette" auf. Ach, ganz einfach erklärt: Wortwiederholung meiden, Satzrhythmus (manchmal klingt das Synonym einfach passender für mich), ...

Ach soo, am Anfang dacht‘ ich, dass du eine Lesbengeschichte geschrieben hast. Keine Ahnung wieso, aber ich dachte, dein Prot ist eine Frau.
Also ich hatte ganz klar einen Mann vor Augen. Von der Art her, den Koteletten und so. Interessant, was du da rausgelesen hast.

Kitten? Meinst du kippen?
Kitten, im Sinne von "kleben", "verbinden", "aneinander-/ zusammenfügen".

Die Geschichte hat mir sehr gefallen. Die Empfehlung hast du voll verdient. Die Figuren verfügen über Tiefe, die Handlung ist nicht monoton und der Schluss rundet alles nochmal schön ab.
Das freut mich, Alexei. Schön, dass du das so siehst.


Herzlichen Dank für deinen Besuch, deine Gedanken, Zeit und Co.
Hab' mich über deinen Besuch echt gefreut.


Gruß


hell

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo hell

Das ist ein guter Text, der m.E. zurecht empfohlen wurde. Mir gefällt sowohl der Inhalt als auch die Erzählweise. Zunächst aber mal ein wenig Kleinkram:

Give it away, schallt es aus den Boxen und übertönt das Gemurmel im Raum.

In meinen Augen löst die kursive Schreibweise das Problem, das ernst offshore mit diesem Satz hatte, nicht. Ich stolpere jedes Mal darüber. Korrekt klänge: «… schallt es aus den Boxen, was das Gemurmel im Raum übertönt.» Aber das ist natürlich zu sperrig für einen Anfang. Ach, ich weiss auch nicht, aber die Konstruktion will mir nicht gefallen. Der erste Teil des Satzes soll die drei WORTE des Refrains hervorheben (ansonsten würdest du nämlich auf das «es» verzichten.) Der zweite Teil des Satzes meint aber nicht die Worte, den Inhalt des Songs, sondern dessen TÖNE. Du wechselst also von der Semantik des Give it away zu dessen Phonetik. Keine Ahnung, ob das Sinn macht, was ich schreibe, aber der Satz klingt einfach falsch in meinen Ohren.

Den Qualm meiner Camel puste ich in Richtung Decke, beobachte, wie er flapp, flapp, flapp vom Ventilator verwirbelt wird.

Klasse!

Während ich auf die Spitze meiner Zigarette puste und die Glut hell aufleuchtet, stelle ich mir vor, all der Mist hier drin ginge in Rauch auf.

Ist jetzt etwas heikel, dir deinen Namen streichen zu wollen, aber dunkel aufleuchten macht keinen Sinn, das Adverb hat den Test also nicht bestanden.

Sie gehört ebenso zur Bar wie die Hocker zum Tresen oder die Moët-Flasche, die mir als Kerzenhalter dient und mittlerweile einen so dicken Wachsbauch hat, dass ich mich frage, wann das Ding endlich umfällt.

Nicht zwingend, aber doch Streichkandidaten, vor allem der hässliche Viermaster «mittlerweilen». Ansonsten ein sehr schöner langer Satz.

Früher hätte ich noch nachgefragt, mich am Geschwätz beteiligt.

Kann weg.

Der Typ, dessen Litanei ich abwürge, nickt beleidigt.

Wie geht das? Beleidigt nicken. Wenn du ein knappe Antwort darauf hast, schreibe sie in den Text.

»Klar«, sage ich und zapfe schon drauf los.

Kann m.E. weg.

Sie wirkt dabei so runzelig wie ein Ballon, der zu lange rumgelegen hat und dem langsam die Luft ausgeht.

Ja, schönes Bild. Das «Sie wirkt dabei so runzelig wie» finde ich allerdings etwas umständlich. «Sie sieht aus wie ein Ballon, der …», vielleicht? Auf alle Fälle würde ich das «runzelig» streichen und auf den Vergleich vertrauen, das ist ansonsten doppelt gemoppelt.

Und ich hoffe, dass er kapiert hat, dass das die letzte Runde für ihn sein soll.

«Ich hoffe, er hat kapiert, dass das die letzte Runde für ihn sein soll [ist].»

Eine Hagere, die aussieht, als habe sie ein Magengeschwür oder so – sie war schon öfter mit ihr hier.

hätte

und schon steht die erste Verwandlung im Gesicht der anderen geschrieben: Augen, die unerwartet leuchten können.

Hm. «Und schon wandelt sich das Gesicht der anderen: Augen, die unerwartet leuchten [können].»? Es ist ja nicht wichtig, dass noch weitere Wandlungen folgen werden, oder? Miriams magische Fähigkeiten werden auch so deutlich.

Sie macht etwas mit Menschen, in denen was kaputt zu sein scheint.

Konsequenter wäre: «… in denen was kaputt ist». Denn das ist es ja, was der Erzähler sagen möchte. Epistemologische Präzision scheint mir hier fehl am Platz zu sein.

Wie eine Seelenchirurgin, ein Engel vielleicht, mit kurzen Haaren und eng beringten Ohren.

Fast unmöglich, heute noch diesen Begriff zu verwenden, ohne dabei kitschig zu klingen. Aber okay. Gekauft. Vor allem, weil du davor einen Kontrast setzt (Seelenchirurgin).

Meine Profession besteht darin, zu dimmen, bis es dunkel wird.

Sehr schön!

Miriam lacht, ein Stückchen des rechten Schneidezahns fehlt, was ihr nur noch mehr Magie verleiht.

Das ist etwas bequem, finde ich. Wäre toll, wenn du die Magie zeigen könntest, z.B. in der Beschreibung des abgebrochenen Zahns. Nicht einfach, gebe ich zu. Aber schliesslich behauptest du ja, dass Unvollkommenheit attraktiv sein kann.

Mich trifft sie damit unangenehm, ich denke aber nicht weiter darüber nach.

Damit nimmst du dem Leser die Möglichkeit, sich Gedanken dazu zu machen. Muss nicht sein, das «ringe ich mir ab» zwei Zeilen später zeigt ja dann, wie er darauf reagiert.

Nachdem ich abgeschlossen habe, gehe ich nach oben, zappe durchs Programm und schalte irgendwann aus. Der Kühlschrank brummt, ich drehe mich von links nach rechts – keine Ahnung, wie oft. Das Bett quietscht, die Decke klebt unangenehm an meinem verschwitzten Körper. Öffne ich die Augen, huschen Lichter vorbeifahrender Autos die Zimmerdecke entlang, als suchten sie etwas.

Hier zeigst du vorbildlich, wie sich innere Zustände beschreiben lassen, ohne mentales Vokabular zu verwenden. Das funktioniert ganz automatisch, dass ich das Suchende der Autoscheinwerfer auf den Protagonisten übertrage.

Sommerregenluft verhüllt den Gestank der Stadt.

Ich komme mit dem verhüllen nicht ganz klar. Der Regen klärt doch die Luft.

Ich stecke mir die Fluppe an. Zwei Schatten rennen mit über den Kopf gezogenen Jacken in den finsteren Hauseingang schräg gegenüber. Die Absätze klackern. Sie lachen und kaum sind sie im Trockenen, beginnt die Knutscherei. Ich sehe mir das eine Weile an, schnippe die aufgerauchte Kippe in die Nacht und lege mich wieder hin.

Ich finde das atmosphärisch eine ganz starke Passage. Ist kein neues Bild, klar. Aber im Kontext der Geschichte, passend zum Gemütszustand des Protagonisten, funktioniert das sehr gut

Dicke Perlen tropfen von ihrem Haar hinunter, Make-up-Rinnsale durchschneiden das Gesicht.

Kann weg

Ich betrachte die chinesischen Schriftzeichen, die sich Wirbel für Wirbel vom Nacken bis zum Steiß abzeichnen – eine geheimnisvolle Schriftrolle, die mir etwas sagen möchte.

Sehr schön. Wie wäre es mit chinesischen «Zeichen» und einer geheimnisvollen «Schrift»? Das wäre etwas knapper, hätte keinen Doppler drin und es ist auch eher so, dass die Schrift zu uns spricht und nicht das Papier.

Der Sex danach ist sehr gut dosiert. Warm. Toll gemacht.

Ich schäme mich, weil eine Menge ungewaschenes Geschirr rumsteht. Ich schäme mich für mein selbstgezimmertes Palettenbett, den Bierkasten als Nachttisch, den billigen Kleiderschrank und das muffige Miniaturbad, das sie gestern benutzt hat.

Durch den Fokus auf diese Dinge hast du die explizite Nennung des Gefühls der Scham evtl. entbehrlich gemacht. Hat mich jetzt nicht gestört, gebe es aber dennoch zu bedenken. Ist halt etwas Silbertablett.

sie in heißes Fett geschlagen

Ein Leerschlag zuviel nach «Fett».

»Ich bin sogar gelernter Koch!«
»Ehrlich?«
»Hab es sogar mal zum Chef de Cuisine gebracht.«

Ich würde mindestens eines davon streichen.

. Sie beginnt zu zeichnen.

Ein Leerschlag zuviel nach «Sie».

Eine Handynummer, die ich tausendmal gewählt habe, in Gedanken. Nur in Gedanken, alles andere wäre äußerst albern.

Für mein Gefühl reicht «albern». Ansonsten eine tolle Passage. Hat mir sehr gut gefallen, da hast du mich mittlerweile voll im Text drin, nahe bei der Figur.

Gut, dass du dieser Passage noch eine Szene in der Bar hinzufügst. Ich weiss nicht, vielleicht könnte man sogar dieses «Sie will, dass ich nachkomme» weglassen, ganz im Hier und Jetzt enden, ohne die Frau, den Traum noch einmal zu thematisieren. Aber ansonsten ist das schon alles sauber gewichtet, das ist stimmig, wehmütig, ohne kitschig zu werden. Ein guter Text, den ich sehr gerne gelesen habe.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Peeperkorn,


es ist gut, dass es Greifer wie dich hier auf der Seite gibt, die sich - dank Adleraugen - treffsicher auf vermeintliche Beute stürzen :). Das ist unheimlich hilfreich.

Peeprkorn schrieb:
Give it away, schallt es aus den Boxen und übertönt das Gemurmel im Raum.
In meinen Augen löst die kursive Schreibweise das Problem, das @ernst offshore mit diesem Satz hatte, nicht.
Erst mal: Ja, Peeperkorn, das macht schon Sinn, was du schreibst, klar. ernst hat ja schon die Finger in die Wunde gelegt und mich dadurch um den Schlaf gebracht. Also, ich bin jetzt mal in Richtung offshores Vorschlag gewandert. Mal sehen, ob das so bleibt.

Während ich auf die Spitze meiner Zigarette puste und die Glut hell aufleuchtet, stelle ich mir vor, all der Mist hier drin ginge in Rauch auf.
Ist jetzt etwas heikel, dir deinen Namen streichen zu wollen, aber dunkel aufleuchten macht keinen Sinn, das Adverb hat den Test also nicht bestanden.
Heikel? Mann!, das geht gar nicht (musste echt lachen und fühle mich zugegebenermaßen ertappt). Ich habe nämlich vor, zukünftig jeden Text, den ich hier einstellen werde, mit meinem Namen zu schmücken :D.
Nein, du hast recht, das Adverb besteht die Gegenprobe nicht. Trotzdem möchte ich das Darling nicht killen. Ist es zu billig, wenn ich behaupte, der Ich-Erzähler erzählt hier und da eben ein wenig ungeschliffen? Auch wegen der Satzmelodie (in meinen Ohren). Ich belasse sie also erst mal in ... äh ... h-Moll.

Peeperkorn schrieb:
Sie gehört ebenso zur Bar wie die Hocker zum Tresen oder die Moët-Flasche, die mir als Kerzenhalter dient und mittlerweile einen so dicken Wachsbauch hat, dass ich mich frage, wann das Ding endlich umfällt.
Nicht zwingend, aber doch Streichkandidaten, vor allem der hässliche Viermaster «mittlerweilen». Ansonsten ein sehr schöner langer Satz.
Schiff versenkt. Danke.

Früher hätte ich noch nachgefragt, mich am Geschwätz beteiligt.
Hast mich überzeugt.

Peeperkorn schrieb:
Der Typ, dessen Litanei ich abwürge, nickt beleidigt.
Wie geht das? Beleidigt nicken. Wenn du ein knappe Antwort darauf hast, schreibe sie in den Text.
Kann weg.
Hm. Ich hab' es durch ein anderes Adjektiv ersetzt. Über die knappe Antwort denke ich noch nach.

Peeperkorn schrieb:
»Klar«, sage ich und zapfe schon drauf los.
Kann m.E. weg.
Lass ich vorerst (s.o: "Ist es zu billig, wenn ich behaupte, der Ich-Erzähler erzählt hier und da eben ein wenig ungeschliffen?.")

Ja, schönes Bild. Das «Sie wirkt dabei so runzelig wie» finde ich allerdings etwas umständlich. «Sie sieht aus wie ein Ballon, der …», vielleicht? Auf alle Fälle würde ich das «runzelig» streichen und auf den Vergleich vertrauen, das ist ansonsten doppelt gemoppelt.
Hm, ich bin mir noch nicht so sicher, ob das Bild wirklich funktioniert, wenn ich den Leser hier nicht in diese Richtung schubse. Ich überdenke das.

Peeperkorn schrieb:
Und ich hoffe, dass er kapiert hat, dass das die letzte Runde für ihn sein soll.
«Ich hoffe, er hat kapiert, dass das die letzte Runde für ihn sein soll [ist].
Kauf ich, merci.

Peeperkorn schrieb:
Eine Hagere, die aussieht, als habe sie ein Magengeschwür oder so – sie war schon öfter mit ihr hier.
hätte
Danke.

Hm. «Und schon wandelt sich das Gesicht der anderen: Augen, die unerwartet leuchten [können].»? Es ist ja nicht wichtig, dass noch weitere Wandlungen folgen werden, oder? Miriams magische Fähigkeiten werden auch so deutlich.
Ach, ich weiß nicht, der Erzähler möchte eben einen Prozess andeuten - also, dass die leuchtenden Augen das erste erkennbare Zeichen einer "Genesung" sind. Ich belasse das vorerst.

Peeperkorn schrieb:
Sie macht etwas mit Menschen, in denen was kaputt zu sein scheint.
Konsequenter wäre: «… in denen was kaputt ist». Denn das ist es ja, was der Erzähler sagen möchte. Epistemologische Präzision scheint mir hier fehl am Platz zu sein.
Episte...was? :) Muss ich erst mal googeln :). Okay, ja, verstehe, aber wegen der Perspektive und so ... Hm, ich denke, man könnte mir das auch andersherum ankreiden.

Peeperkorn schrieb:
Miriam lacht, ein Stückchen des rechten Schneidezahns fehlt, was ihr nur noch mehr Magie verleiht.
Das ist etwas bequem, finde ich. Wäre toll, wenn du die Magie zeigen könntest, z.B. in der Beschreibung des abgebrochenen Zahns. Nicht einfach, gebe ich zu. Aber schliesslich behauptest du ja, dass Unvollkommenheit attraktiv sein kann.
Und was man behauptet, sollte man beweisen können, ja. Ein Ich-Erzähler aber nicht immer, finde ich. Zudem: Den abgebrochenen Zahn näher zu beschreiben, finde ich echt nicht so einfach, um die Magie (des Unvollkommenen) zu zeigen. Ich mach's mir jetzt einfach mal bequem, behalte deinen Gedanken aber im Kopf und lass ihn dort mal vor sich hin gären.

Peeperkorn schrieb:
Mich trifft sie damit unangenehm, ich denke aber nicht weiter darüber nach.
Damit nimmst du dem Leser die Möglichkeit, sich Gedanken dazu zu machen. Muss nicht sein, das «ringe ich mir ab» zwei Zeilen später zeigt ja dann, wie er darauf reagiert.
Guter Punkt, danke, ist raus.

Peeperkorn schrieb:
Dicke Perlen tropfen von ihrem Haar hinunter, Make-up-Rinnsale durchschneiden das Gesicht.
Kann weg
Jepp.

Sehr schön. Wie wäre es mit chinesischen «Zeichen» und einer geheimnisvollen «Schrift»? Das wäre etwas knapper, hätte keinen Doppler drin und es ist auch eher so, dass die Schrift zu uns spricht und nicht das Papier.
Gute Idee, die klaue ich dir :).

Peeperkorn schrieb:
Eine Handynummer, die ich tausendmal gewählt habe, in Gedanken. Nur in Gedanken, alles andere wäre äußerst albern.
Für mein Gefühl reicht «albern». Ansonsten eine tolle Passage. Hat mir sehr gut gefallen, da hast du mich mittlerweile voll im Text drin, nahe bei der Figur.
Hm, hier wollte ich überzeichnen, aber ich überdenke auch das nochmals.
Schön, was du ansonsten schreibst, freut mich.

Gut, dass du dieser Passage noch eine Szene in der Bar hinzufügst. Ich weiss nicht, vielleicht könnte man sogar dieses «Sie will, dass ich nachkomme» weglassen, ganz im Hier und Jetzt enden, ohne die Frau, den Traum noch einmal zu thematisieren.
Das Hintertürchen möchte ich ihm gerne lassen. Mal sehen, ob ich sie ihm nicht doch irgendwann verschließen werde.


Das ganze andere Zeug, Leerzeichen und so, hab ich verbessert. Danke fürs aufmerksame Lesen.


Das ist ein guter Text, der m.E. zurecht empfohlen wurde. Mir gefällt sowohl der Inhalt als auch die Erzählweise.
...
Aber ansonsten ist das schon alles sauber gewichtet, das ist stimmig, wehmütig, ohne kitschig zu werden. Ein guter Text, den ich sehr gerne gelesen habe.
Das freut mich sehr, auch was du weiter oben lobend herausgestellt hast.


Peeperkorn, hast mir sehr geholfen. Ich weiß das unheimlich zu schätzen, dass du dir die Arbeit gemacht hast - all die Gedanken, Vorschläge, (Komplimente :)) ... Das kostet Zeit. Herzlichen Dank, dass du sie für meinen Text aufgebracht hast!


Gruß


hell

 

Hallo hell

Ist es zu billig, wenn ich behaupte, der Ich-Erzähler erzählt hier und da eben ein wenig ungeschliffen? Auch wegen der Satzmelodie (in meinen Ohren).

Nein, finde ich nicht. Ich denke, dass man da in jedem einzelnen Fall eine bewusste Entscheidung fällen sollte, wie du es ja getan hast. Ist schwierig eine Figur ungeschliffen, d.h. authentisch und dennoch einigermassen elegant reden zu lassen. Und mit der Satzmelodie hast du natürlich auch recht. Ich habe den Satz ein paar Mal laut gelesen, bevor ich meinen Einwand formuliert habe und fand eigentlich auch, dass "hell aufleuchtet" besser klingt. (Konnte dann aber die Finger doch nicht von der Tastatur lassen). Passt.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe hell,

lang ist her, dass ich deinen Text ausgedruckt und gelesen hab, der Ausdruck ist inzwischen - ich weiß nicht wo - und damit auch alles was sich mir angemerkt hab. Ich weiß nur noch, dass ich nach der Lektüre dachte, toller Text. Also, lese ich ihn jetzt nochmal und schreib diesmal direkt mit.

Während ich auf die Spitze meiner Zigarette puste und die Glut hell aufleuchtet, stelle ich mir vor, all der Mist hier drin ginge in Rauch auf.

Ich stelle mir vor, dies wäre der erste Satz, und ich wäre begeistert ;).

Kaum hat er der ersten Halben einen Kurzen hinterhergejagt, legt er los, von wegen Scheißsystem und so.

dem

Sie wirkt dabei so runzelig wie ein Ballon, der zu lange rumgelegen hat und dem langsam die Luft ausgeht.

Tolles Bild.

Eine Hagere, die aussieht, als hätte sie ein Magengeschwür oder so –

Das auch.

»Vielleicht, keine Ahnung«, sage ich. »Hoffentlich.« Mein Hemd stinkt, ist mir lange nicht mehr aufgefallen, dass kalter Rauch so stinken kann. Ich hole mir ein neues aus dem Schrank, gehe ins Bad und finde Miriam kurz darauf am gedeckten Tisch sitzen, angezogen, vor einer dampfenden Pfanne voll Spiegelei, zwei Gläsern Milch und einem brennenden Teelicht, das sie – weiß der Geier wo – gefunden hat.

Ich mag das, wie er da so Stück für Stück begreift, wie "armseelig" sein Dasein ist. Also, falsch, wie armseelig es auf andere wirken muss.

»Okay«, sage ich, »und das mit uns?«
»Was?«
»Na ja.«
»Ich gehe weg. Nächste Woche schon. Australien«, sagt sie.
»Australien?«
»Mein Onkel wohnt da. Hat Schafe, ’ne Farm.« Sie schmatzt geräuschvoll. »Ich will da mindestens ein Jahr bleiben. Vielleicht für immer«, sagt sie.

Sehr schöner Dialog!

Es riecht noch nach Farbe, der neue Kühlschrank summt kaum hörbar vor sich hin, und nostalgische Werbeschilder – Coca Cola und Persil – schmücken ungewohnt die weiß gewordene Wand. Ich komme mir albern vor, voll Klischee, aber ja, gefällt mir trotzdem, ebenso die Nachttischchen mit Schublade, die Yuccapalme und das kleine Highboard im Shabbylook, auf dem die Glotze jetzt steht.
Die Postkarte pinne ich zu den anderen auf Kork, über dem Tisch. Jeden Monat kommt eine, immer ein Strandmotiv, immer ohne Text, aber manchmal mit einer hübschen Zeichnung drauf. Dann schaue ich auf das karierte Blatt ganz oben, auf das Miriam nicht nur einen Traum gezeichnet, sondern auch eine Nummer geschrieben hat, bevor sie gegangen ist. Eine Handynummer, die ich tausendmal gewählt habe, in Gedanken. Nur in Gedanken, alles andere wäre äußerst albern.

Ja, sie hat definitiv eine Gabe. Und sie ist ziemlich konsequent im reparieren kaputter Menschen. Ich mag die Frau. Ich mag diesen Typen. Weil er irgendwie ehrlich ist. Er weiß, das Mädel ist zu jung, zu wild, es passt nicht wirklich zu seinem Leben. Aber die Hoffnung, die Farbe, das Träumen, das hat sie ihm geschenkt. Jedenfalls lese ich den Text so.

So ein Café-del-Mar-Scheiß oder die Chilli Peppers. Ich hoffe auf Letzteres.

Ich auch!

Eva erhebt sich und geht zu dem Mann, der noch immer vorne an der Tür steht. Ich habe ihn nicht gleich erkannt, der lächerliche, dünne Bart ist weg. Der Typ legt den Arm um Eva und nickt mir zu.
Ich hebe die Hand zum Abschied.

Sweet. Und clever irgendwie. Weil, da ist zwar kein Happy End, aber eben doch eines. Und irgendwie ja auch für deinen Prot. Er hat wieder einen Traum, das ist schön. Das ist vielleicht schöner, als wenn er Miriam hätte. Wer weiß, wie lange und so, aber diesen Traum, den nimmt ihm niemand. Deshalb ruft er auch nicht an. Es ist sein Licht am Ende des Tunnels.
Ach, die Geschichte ist einfach rundum schön. Sprachlich, menschlich, ich mag sie gern!

Beste Grüße, Fliege

 

Hey Fliege,


Ich weiß nur noch, dass ich nach der Lektüre dachte, toller Text.
Wow!, das fängt ja gut an :).

Nimm mir es mir bitte nicht krumm - mir käme eigentlich nie in den Sinn, ein Kommentar auf Ungereimtheiten abzuklopfen, aber hier bedarf es einer Korrektur:

Liebe[r] hell ...
:D

Fliege schrieb:
Während ich auf die Spitze meiner Zigarette puste und die Glut hell aufleuchtet, stelle ich mir vor, all der Mist hier drin ginge in Rauch auf.
Ich stelle mir vor, dies wäre der erste Satz, und ich wäre begeistert.
Ist er zwar nicht, freut mich trotzdem nicht minder ;).

Ach, Fliege, ich traue mich gar nicht, all die lobenden Worte - in Folge - hier rein zu kopieren; wüsste gar nicht, was ich darauf erwidern könnte. Außer: Danke!

Ja, sie hat definitiv eine Gabe. Und sie ist ziemlich konsequent im reparieren kaputter Menschen. Ich mag die Frau. Ich mag diesen Typen. Weil er irgendwie ehrlich ist. Er weiß, das Mädel ist zu jung, zu wild, es passt nicht wirklich zu seinem Leben. Aber die Hoffnung, die Farbe, das Träumen, dass hat sie ihm geschenkt. Jedenfalls lese ich den Text so.
Und ich finde es prima, dass du ihn so liest, denn wir liegen damit ja auch auf der selben Wellenlänge. Ich mag sie auch beide, und wenn hier auch des öfteren auf verpasste Chancen hingewiesen wurde, ist es doch auch so, dass er was hinzugewonnen hat, ja.

Sweet. Und clever irgendwie. Weil, da ist zwar kein Happy End, aber eben doch eines. Und irgendwie ja auch für deinen Prot. Er hat wieder einen Traum, das ist schön. Das ist vielleicht schöner, als wenn er Miriam hätte. Wer weiß, wie lange und so, aber diesen Traum, den nimmt ihm niemand. Deshalb ruft er auch nicht an. Es ist sein Licht am.
Auch schön, wie du das Ende liest. Und ja, das nimmt ihm niemand mehr, den Traum, dieses Was-wäre-Wenn, das bleibt - so droht keine Trennung, keine Scheidung, keine Scheiß-Erinnerungen, sondern so bleiben die schönen Erinnerungen konserviert, idealisiert natürlich auch, klar. Er hat was bekommen, was er für immer in sich bewahren kann, stimmt.

Ach, die Geschichte ist einfach rundum schön. Sprachlich, menschlich, ich mag sie gern!
(H)Ach ... Mir geht es mit deinem Komm ganz ähnlich.


Liebe Fliege, über deinen Besuch hab' ich mich ganz besonders gefreut! Dass dir meine Geschichte zudem noch zu gefallen scheint, finde ich einfach nur toll. Ehrlich. Ganz, ganz lieben Dank für all die schönen Worte und für deine Zeit und so. Du weißt schon :shy:.


Gruß


hell

 

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