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Riskante Träume

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21.04.2014
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Riskante Träume

Give it away schallt aus den Boxen und übertönt das Gemurmel im Raum. Der Lautsprecher hinten am Eingang scheppert, was mich schon lange nicht mehr stört. Den Qualm meiner Camel blase ich in Richtung Decke, beobachte, wie er flapp, flapp, flapp vom Ventilator verwirbelt wird. Während ich auf die Spitze meiner Zigarette puste und die Glut hell aufleuchtet, stelle ich mir vor, all der Mist hier drin ginge in Rauch auf.
Überschaubar ist es heute: acht, neun Gäste, ganz entspannt. Und Eva, aber Eva zähle ich nicht mit. Sie gehört ebenso zur Bar wie die Hocker zum Tresen oder die Moët-Flasche, die mir als Kerzenhalter dient und einen so dicken Wachsbauch hat, dass ich mich frage, wann das Ding endlich umfällt.
Der Typ, zwei Stühle weiter, geht mir auf die Nerven. Mit seinem lächerlichen Oberlippenbart, dünn wie ein Strich. Kaum hat er der ersten Halben einen Kurzen hinterhergejagt, legt er los, von wegen Scheißsystem und so. Ich kann das nicht mehr hören, immer dieselben Geschichten, über die da oben, treulose Fotzen oder Krebs. Früher hätte ich nachgefragt, mich am Geschwätz beteiligt. Heute nicht mehr. Heute mime ich höfliches Interesse oder ziehe den Stecker. Ganz professionell eben.
»Noch eins?«, frage ich und nehme das Glas vom Tresen.
Der Typ, dessen Litanei ich abwürge, nickt hölzern. »Ah, vielleicht doch lieber ein Radler, bitte.« Er reibt sich mit spitzen Fingern den Möchtegernbart.
»Klar«, sage ich und zapfe schon drauf los. Als ich den Sprudel eingieße, kommt Miriam durch die Tür. Das Bier läuft mir über die Hand, und ich schaue zu dem Typen, der sich noch immer den Strich von der Oberlippe zu reiben versucht. Eva daneben schmunzelt. Sie wirkt dabei so runzelig wie ein Ballon, der zu lange rumgelegen hat und dem langsam die Luft ausgeht. Das Gespritzte schiebe ich dem Mann vor den Latz. »So, Meister, das macht dann vierzehn-achtzig zusammen.« Ich trockne mir die Hände an der Schürze ab.
»Ach so, ja.« Er fummelt seinen Geldbeutel aus der Gesäßtasche, legt mir einen Zehner und einen Fünfer hin. »Stimmt so.« Und ich hoffe, er hat kapiert, dass das die letzte Runde für ihn ist.

Miriam ist ganz in Schwarz und hat eine Freundin im Schlepptau. Eine Hagere, die aussieht, als hätte sie ein Magengeschwür oder so – sie war schon öfter mit ihr hier.
Ich wische über das mit Brandflecken übersäte Holz des Tresens, dort, wo Miriam am liebsten sitzt, wenn frei ist.
»Na, ihr zwei, was darf’s sein?«, frage ich und kratze mich an einer meiner Koteletten.
»Zwei Gin Tonic«, sagt die mit dem Geschwür und ich unterdrücke die Frage, ob sie nicht eher einen Magenbitter trinken wolle.
»Zwei Gin Tonic, kommt sofort.« Ich mixe die Drinks und beobachte Miriam, wie sie der Freundin eine Hand auf den Oberschenkel legt, ihr was zuflüstert, und schon steht die erste Verwandlung im Gesicht der anderen geschrieben: Augen, die unerwartet leuchten können.

Miriam hat eine Gabe. Keine Ahnung, ob man das so sagen kann. Sie macht etwas mit Menschen, in denen was kaputt zu sein scheint. Wie eine Seelenchirurgin, ein Engel vielleicht, mit kurzen Haaren und eng beringten Ohren.
Natürlich schnappe ich hin und wieder Gesprächsfetzen auf, während sie sich ihren Patienten widmet: vom Freund verlassen, die Mutter gestorben. Ängste, enttäuschte Hoffnungen, ich kenne das nur zu gut. Der Unterschied: Lädt man seinen Müll bei mir ab, leuchtet bald gar nichts mehr. Meine Profession besteht darin, zu dimmen, bis es dunkel wird.
»So, bitte sehr. Lasst's euch schmecken«, sage ich und stelle die Drinks auf rote Papierservietten.

Der Bartmensch versucht, Eva anzumachen, ich mach's mir auf dem Hocker bequem, nehme einen Zug von der Kippe und lächele in mich hinein. Eva lässt den Typen abblitzen, wie erwartet, winkt nur ab und sagt kein Wort. Sie unterhält sich nicht gerne, hätte ich ihm gleich sagen können. Er kneift sich in die Nasenwurzel, trinkt aus und verabschiedet sich. Ich nicke nur und registriere, wie sich Evas Falten um den Mund herum kräuseln. Auch ich muss schmunzeln und stelle ihr ein Frischgezapftes hin.

Miriam und ihre Freundin sind die Letzten. Sogar Eva ist weg, es muss spät geworden sein.
»Und ihr macht die Stadt jetzt noch unsicherer, hm?«
Miriam lacht, ein Stückchen des rechten Schneidezahns fehlt, was ihr nur noch mehr Magie verleiht. »Wir schlendern wohl ins Rocky. Steff hier«, sie nickt Richtung Freundin, »will unbedingt noch tanzen gehen.«
»Und ein paar Typen aufreißen«, sagt Steff und formt die Lippen zu einem Kussmund.
Miriam sagt: »Mach du nur, ohne mich.« Und zu mir gewandt: »Ich muss wohl auf sie aufpassen.« Die Freundin knufft ihr die Schulter und ich ringe mir ein »Na dann, viel Spaß euch beiden« ab.

Nachdem ich abgeschlossen habe, gehe ich nach oben, zappe durchs Programm und schalte irgendwann aus. Der Kühlschrank brummt, ich drehe mich von links nach rechts – keine Ahnung, wie oft. Das Bett quietscht, die Decke klebt unangenehm an meinem verschwitzten Körper. Öffne ich die Augen, huschen Lichter vorbeifahrender Autos die Zimmerdecke entlang, als suchten sie etwas.
Ich frage mich, wie alt Miriam ist. Ende zwanzig, Anfang dreißig? Ich stehe auf, nehme mir die Camels vom Nachttisch und entriegele das Fenster. Sommerregenluft verhüllt den Gestank der Stadt. Irgendwo ein Martinshorn.
Ich stecke mir die Fluppe an. Zwei Schatten rennen mit über den Kopf gezogenen Jacken in den finsteren Hauseingang schräg gegenüber. Die Absätze klackern. Sie lachen und kaum sind sie im Trockenen, beginnt die Knutscherei. Ich sehe mir das eine Weile an, schnippe die aufgerauchte Kippe in die Nacht und lege mich wieder hin.

Es klingelt; dann wieder. Ich schalte die Lampe an und schaue zum Wecker auf dem leeren Bierkasten neben mir. Ein drittes Läuten. Ich schäle mich aus dem Bett und blicke durchs Fenster nach unten – es regnet noch immer. Eine dunkle Gestalt schaut zu mir hoch. Miriam? Ich stolpere nach unten und öffne die Tür.
Dicke Perlen tropfen von ihrem Haar, Make-up-Rinnsale durchschneiden das Gesicht.
»Hi«, sagt sie, dann ein Schluchzen.
»Was ...? Um Gottes willen, komm doch erst mal rein.« Ich lege ihr die Hand auf die Schulter, ziehe sie in den Gastraum und schließe die Tür. Der Geruch nach abgestandenem Rauch und schalem Bier liegt in der Luft.
»Entschuldige«, sagt sie und schwarze Teiche wachsen auf dem abgewetzten Dielenboden. Sie legt auf einmal die Arme um mich, ich erwidere es, erst zaghaft, bevor ich richtig zudrücke. Klitschnass und kalt wie ein Fisch ist sie. »Schon gut«, sage ich – sie bebt unter meinem Griff.
»Ich kam hier vorbei und ... Keine Ahnung«, sagt sie, »ich dachte, vielleicht kann ich kurz rein.«
»Klar«, sage ich. »Klar kannst du rein.«
»Ich hab nicht nachgedacht, weißt du, ich stand einfach hier und dachte ... du bist immer so nett und ...«
»Hey, alles okay. Ist okay.«
»Ich wusste einfach nicht wohin«, sagt sie.
»Weißt du was? Ich hole dir erst mal was Trockenes zum Anziehen und du trinkst einen Kaffee. Wie wäre das, hm?«
Ihr Kopf reibt an meiner Brust.
»Na, komm, geht auf's Haus.« Ich lockere den Griff und sie lächelt ein wenig.
Als ich mich von ihr abwende, sagt sie: »Ein Handtuch reicht schon. Und Schnaps wär mir lieber.«

Sommersprossen auf der Haut wie kleine Inseln auf einem See voll Milch. Ich betrachte die chinesischen Symbole, die sich Wirbel für Wirbel vom Nacken bis zum Steiß abzeichnen – eine geheimnisvolle Schrift, die mir etwas sagen möchte.
Ich wünschte, Miriam schliefe ewig weiter, wie Dornröschen, hundert Jahre. Meine Nase sucht nach Antworten in ihrem Haar, doch ich rieche nichts. Eine Hand findet meine. Miriam zieht mich enger zu sich ran, umklammert meinen Arm zwischen ihren Brüsten, als handele es sich um ihre Lieblingsdecke.
»Morgen«, flüstert sie.
»Morgen.«
Sie dreht sich zu mir und lächelt. Ich lächele zurück.
»Na?«, fragt sie.
»Na«, sage ich.
Wir küssen uns und sie spürt wohl meinen hart gewordenen Schwanz an ihrem Bauch. Wir lieben uns erneut, diesmal im Tageslicht und sie schließt nicht einmal die Augen – im Gegensatz zu mir. Dann schlafe ich ein.

»Ich hab Hunger«, sagt sie. »Hast du was da?«
Ich blinzele den Schlaf weg. »Hm?«
»Ob du was zu futtern hast?« Miriam hält den Kopf aufgestützt und tapst mir mit dem Finger auf die Nase.
»Scheiße, nein. Erdnüsse und Salzstängel, unten in der Bar.« Meine Zunge gleitet an den Zähnen entlang, ein säuerlicher Geschmack lässt mich das Gesicht verziehen.
»Gar nichts im Kühlschrank?«
»Vielleicht noch ein paar Eier und Milch.«
Miriam lacht. »Okay, Kochen ist wohl nicht dein Ding, oder?« Sie steht splitternackt auf und geht Richtung Küchenzeile. Ihre Brüste sehen aus wie bei einem kleinen Mädchen. Ich schäme mich, weil eine Menge ungewaschenes Geschirr rumsteht. Ich schäme mich für mein selbstgezimmertes Palettenbett, den Bierkasten als Nachttisch, den billigen Kleiderschrank und das muffige Miniaturbad, das sie gestern benutzt hat.
»Ich bin gelernter Koch!«
»Ehrlich?«
»Hab es sogar mal zum Chef de Cuisine gebracht.«
»Chef de Cuisine«, sagt sie.
»Ohne Witz!« Ich lache auf. »Hat mich zwanzig Jahre meines Lebens und meine Ehe gekostet.«
»Du warst verheiratet?« Miriam öffnet ein paar Schränke und kramt eine Pfanne hervor.
»Jepp. Hab' einen Sohn. Der hat aber schon lange die Schnauze von mir voll.«
»Wie alt?« Die Eier geben ein blubberndes Zischen ab, als sie in heißes Fett geschlagen werden. Ich stehe auf und greife nach meiner Hose.
»Michi ist siebzehn. Macht nächstes Jahr Abi.«
»Lässt sich das wieder kitten zwischen euch?«
»Vielleicht, keine Ahnung«, sage ich. »Hoffentlich.« Mein Hemd stinkt, ist mir lange nicht mehr aufgefallen, dass kalter Rauch so stinken kann. Ich hole mir ein neues aus dem Schrank, gehe ins Bad und finde Miriam kurz darauf am gedeckten Tisch sitzen, angezogen, vor einer dampfenden Pfanne voll Spiegelei, zwei Gläsern Milch und einem brennenden Teelicht, das sie – weiß der Geier wo – gefunden hat.
»Willst du heute über gestern reden?«, frage ich.
»Nein.«
»Und ... äh ... Steff? Ist mit ihr ...«
»Ihr geht’s gut.« Miriam hält den Teller vor den Mund und schiebt sich mit der Gabel die letzten Eikrümel hinein.
»Okay«, sage ich, »und das mit uns?«
»Was?«
»Na ja.«
»Ich gehe weg. Nächste Woche schon. Australien«, sagt sie.
»Australien?«
»Mein Onkel wohnt da. Hat Schafe, ’ne Farm.« Sie schmatzt geräuschvoll. »Ich will da mindestens ein Jahr bleiben. Vielleicht für immer«, sagt sie.
»Hey, das ... klingt gut, finde ich.« Ich versuche mich an einem Lächeln.
»Hast du was zum Schreiben?«
»Wie?«
»Na, Stift und Zettel.« Sie lacht.
»Klar, Moment«, sage ich und bringe ihr einen Block und einen Kugelschreiber. Sie beginnt zu zeichnen. Ich setze mich wieder und beobachte, wie sie gekonnt einen Strand mit Palme – eine Kokosnuss fällt hinab – das Meer und eine Sonne zeichnet, die eben hinter den Horizont flüchtet. Dann fügt sie eine Art Bude hinzu, zwei Barhocker davor, fette Boxen links und rechts, von denen Noten und zittrige Striche abgehen. Halb gefüllte Cocktailgläser stehen bald auf dem Tresen, und dahinter: ein Mann mit buschigen Koteletten, und, ja, jetzt erkenne ich es, eine Frau, mit kurzem Stoppelhaar und Ringen in den Ohren. Miriam dreht den Collegeblock um und schiebt ihn zu mir rüber. »Komm doch einfach mit?«

***

Es riecht noch nach Farbe, der neue Kühlschrank summt kaum hörbar vor sich hin, und nostalgische Werbeschilder – Coca Cola und Persil – schmücken ungewohnt die weiß gewordene Wand. Ich komme mir albern vor, voll Klischee, aber ja, gefällt mir trotzdem, ebenso die Nachttischchen mit Schublade, die Yuccapalme und das kleine Highboard im Shabbylook, auf dem die Glotze jetzt steht.
Die Postkarte pinne ich zu den anderen auf Kork, über dem Tisch. Jeden Monat kommt eine, immer ein Strandmotiv, immer ohne Text, aber manchmal mit einer hübschen Zeichnung drauf. Dann schaue ich auf das karierte Blatt ganz oben, auf das Miriam nicht nur einen Traum gezeichnet, sondern auch eine Nummer geschrieben hat, bevor sie gegangen ist. Eine Handynummer, die ich tausendmal gewählt habe, in Gedanken. Nur in Gedanken, alles andere wäre äußerst albern.

Der Umsatz passt heute, und ich bin froh, als die letzten Gäste zahlen möchten. Ein junges Paar – sie haben sich den ganzen Abend Botschaften zugeflüstert und bedeutungsschwere Blicke zugeworfen. Der Macker streckt mir einen Fuffi entgegen, gönnt mir großzügig Trinkgeld. Ich gebe raus und lege die Geldbörse nach hinten. »Tschö«, erwidere ich den Gruß der beiden, ohne mich umzusehen, und betrachte den weißen Sandstrand auf meiner Lieblingskarte, die seit Kurzem in der Bar hängt. Ich überlege, was gerade aus den Strandboxen wummert. So ein Café-del-Mar-Scheiß oder die Chilli Peppers. Ich hoffe auf Letzteres.
»Ein Mädchen?«
Ich zucke zusammen und schaue über die Schulter, habe Eva ganz vergessen. Irgendwie gehört sie echt zum Inventar. Eva hat selten nach etwas anderem als dem nächsten Drink gefragt.
»Ja«, sage ich.
»Und?«
»Was und?«
»Dein Mädchen?«
Ich lache kurz auf. »Sie will, dass ich nachkomme.«
»Karibik?«
»Australien.«
Eva nickt. »Australien ist scheiße.«
Wieder lache ich. »Bist du je da gewesen?«
»In einem anderen Leben.« Eva trinkt das halbe Glas in einem Zug aus. »Hat mir nichts als Ärger eingebracht.«
»So.« Ich sehe ihr in die grauen Augen und glaube, die Fältchen ringsum deuten ein Lächeln an.
»Na, was ist?«, frage ich. »Trinkst du noch einen, oder nicht?«
Sie sieht auf ihre Armbanduhr, dann wird die Tür geöffnet.
»Ich mache hier dicht«, rufe ich nach hinten.
»Schon gut«, sagt Eva, »ich gehe jetzt auch.«
»Nein«, sage ich, »du musst nicht ...«
»Doch, doch.«
Eva erhebt sich und geht zu dem Mann, der noch immer vorne an der Tür steht. Ich habe ihn nicht gleich erkannt, der lächerliche, dünne Bart ist weg. Der Typ legt den Arm um Eva und nickt mir zu.
Ich hebe die Hand zum Abschied.

 
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Lieber hell,

das ist eine berührende Persönlichkeitsstudie, die deine Geschichte da langsam entwickelt. Am Ende habe ich das Bild eines einsamen Menschen vor mir, der gefangen ist in einer Alltagswelt, die er verachtet, aus der er sich lösen möchte, sogar so etwas wie eine Veränderung versucht, aber letztendlich doch den Absprung verpassen wird.
Dabei bin ich mir nicht sicher, ob ich deine Geschichte so richtig interpretiere. Aber das waren meine Gedanken, nachdem ich sie zuende gelesen hatte.

Zu den Einzelheiten:

Give it away, tönt es aus den Boxen und legt sich wie ein löchriges Tuch über das Gemurmel im Raum.

Dieser Satz versperrte mir gleich am Anfang den Zugang zu deiner Geschichte. Gemurmel ist etwas eher Leises, die Boxen-Musik dagegen wohl eher laut und schrill. Da passt für mich dieses ‚löchrige Tuch’ nicht, es entsteht einfach kein Bild, das mir die Atmosphäre nahe bringt. Gleich danach bringst du noch einen anderen Aspekt: die verzerrte Wiedergabe. Das müsstest du vielleicht zusammenführen.

Den Rauch meiner Carmel puste ich in Richtung Decke, beobachte, wie er flapp, flapp, flapp vom Deckenventilator verwirbelt wird.

Ich würde das ‚flapp, flapp, flapp’ streichen. Das Verwirbeln reicht mMn.

Ich stelle mir vor, der Rauch wäre dichter, schwarz geworden von all dem Mist hier drin, der knisternd und zischend abfackelt.
Was soll hier ‚knisternd und zischend’ abfackeln: der Rauch oder der Mist. Rauch, der abfackelt, geht nicht. Und der Mist, der ‚abfackelt’. Auch das löst in mir keine unmittelbare Assoziation aus.

Das waren meine Stolpersteine am Anfang. Danach bin ich deinem Protagonisten gefolgt in seinen Betrachtungen über seine Gäste und die Bar. Vielleicht ein bisschen viel ‚Typ’ als Bezeichnung für ein und denselben Menschen:D, aber insgesamt ein gut gezeichnetes Bild dieser eher traurigen Kneipe.

Das Bier läuft mir über die Hand, und ich schaue zu dem Typen, der sich noch immer den Strich von der Oberlippe zu reiben versucht.
Schön, so wird Miriam gleich wichtig.

»Na, ihr zwei, was darf’s sein?«, frage ich und kraule mir die Kotlette.

Jetzt habe ich auch vom Protagonisten ein recht klares äußeres Bild.
Aber wie man eine Kotlette krault, kann ich mir trotzdem nicht vorstellen.

Miriam hat eine Gabe. Keine Ahnung, ob man das so sagen kann, was Besseres fällt mir nicht ein. Sie macht etwas mit Menschen, in denen was kaputt zu sein scheint. Wie eine Seelenchirurgin ist sie, ein Engel vielleicht, mit schwarzem Stoppelhaar und eng beringten Ohren.
Natürlich bekomme ich hin und wieder Gesprächsfetzen mit: vom Freund verlassen, die Mutter gestorben. Ängste, enttäuschte Hoffnungen; ich kenne das nur zu gut. Der Unterschied: Lädt man seinen Müll bei mir ab, leuchtet bald gar nichts mehr. Meine Profession besteht darin, zu dimmen, bis es dunkel wird.

Du charakterisierst hier deinen Protagonisten. Hier sehe ich Streichungspotential. Mein Vorschlag:

… enttäuschte Hoffnungen. Ich kenne das alles nur zu gut.
Ich bin anders: Lädt man seinen Müll bei mir ab, dimme ich, bis es dunkel wird.

das sie flugs ansetzt.
flugs ?

Lieber hell, nach anfänglichen kleinen sprachlichen Problemen mit deiner Geschichte hat sie mir immer besser gefallen und es ist ein Text, der nachwirkt, weil er so glaubhaft rüberkommt. Da ergibt sich für deinen Protagonisten für einen kurzen Moment die Chance, dem öden Leben einen neuen Inhalt zu geben, eine Wende in dem sich stets wiederholenden Alltag zu vollziehen. Aber es geht einfach nicht.
Ich habe mich gefragt, warum das so ist. Fehlt ihm der Mut – oder die Kraft? Die Antwort überlässt du deinem Leser. Aber du gibst ihm einiges mit auf den Weg, sich über das Leben deines Ich-Erzählers, aber auch über das eigene Leben Gedanken zu machen. Zwar ödet der gewohnte Alltag uns manchmal an, aber die Mischung aus Vertrautem und Stets-Wiederkehrendem lullt uns auch ein, sediert uns und macht uns so handlungs- und entscheidungsunfähig.

Ein kurzes Aufbäumen zwar, die Idee eines Neuanfangs, aber dann doch gleich die Relativierung:

Nur in Gedanken, alles andere wäre äußerst albern.

Und so bleibt am Ende nur
die Leere zurück
.

Ein Text, lieber Hell, der mir gut gefallen hat.

Liebe Grüße
barnhelm

 
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Den Rauch meiner Carmel puste ich in Richtung Decke, beobachte, wie er flapp, flapp, flapp vom Deckenventilator verwirbelt wird.
Camel - oder?

Lieber hell,

irre, das muss ich jetzt loswerden. Hab deine Geschichte gerade erst gelesen und hier:

Es riecht noch nach Farbe, der neue Kühlschrank summt kaum hörbar vor sich hin, und nostalgische Werbeschilder – Coca Cola und Persil – schmücken ungewohnt die weiß gewordenen Wand. Ich komme mir albern vor, voll Klischee, aber ja, gefällt mir trotzdem, ebenso die Nachttischchen mit Schublade, die Yuccapalme und das kleine Highboard im Shabbylook, auf dem die Glotze jetzt steht.
hab ich kurz gedacht, er ist tatsächlich gegangen.
Na gut, spätestens bei der Postkarte habe ich dann gemerkt, dass das nicht der Fall ist. Aber trotzdem habe ich so was Neues, was Frisches gespürt in den ersten Abschnitten. Eine Möglichkeit eben, eine Hoffnung, an die er sich halten kann.
Auch als Eva ihre Aversionen gegen Australien erwähnt, ist das noch nicht ein Killen der Hoffnung. Er beschreibt Eva jetzt sogar völlig anders, das ist viel liebevoller:
Ich sehe ihr in die grauen Augen und glaube, die Fältchen ringsum deuten ein Lächeln an.
Das sind jetzt Fältchen beim Lachen und nicht mehr Falten oder sonstiger runzliger Kram.

Der letzte Satz aber war dann wie ein Ko-Schlag. Äh, scheiße, dachte ich, wieso das denn jetzt, das passt doch gar nicht!!!!
Also gemeint hast du die Geschichte und den Ausschnitt aus dem Leben dieses Mannes sicherlich so wie barnhelm das interpretiert hat. Aber ich habe trotzdem Hoffnung gespürt. War halt so. Und eine Schwebe. So, als ob da noch nichts so ganz und völlig entscheiden ist. Dass da noch was sein kann mit ihm.
Wenn, ja wenn der letzte Satz nicht wäre - lies mal selbst ohne den Satz. Vorher- das ist nicht nur Tristesse, sondern da ist was in der Schwebe. Immerhin bringt er Eva mal zum Lächeln und dimmt die Leut nicht mehr nur runter. Aber mit dem letzten Satz ist dieses Dazwischen völlig weg. Ohne den Satz kann es je nachdem, wie man als Leser grad drauf ist, immer noch so oder so interpretieren, aber mit dem letzten Satz legst du dich völlig fest.

Ich weiß nicht, ich würd den letzten Satz streichen, der ist so den Leser an der Nas gepackt und gesagt: So soll das - kapierst du das jetzt endlich? Du kleines Leserlein? Nix mehr Schwebe.

Sprachlich rausklamüsern wollte ich dieses Mal nicht groß, bin zu faul.
Mir sind nur drei Sätze aufgefallen, die ich sprachlich wirklich gar nicht mochte:

Eva daneben schmunzelt runzelig und ich stelle dem Typen die Halbe hin.
Ich hätte eher die Art dieses Lächelns beschrieben, also diese Fältchen um den Mund.
Ich nicke nur und registriere, wie Evas Falten wandern.
Das find ich sprachlich echt ungeschickt.
Und der Kotelettensatz, den ich grad nicht finde. Mir gefällt das beschreibungsmäßig mit den buschigen Koteletten ja gut. Auch dass er sich dann so auf der Zeichnung erkennt. Aber " ... ich kraule mir die Kotelette" das klingt einfach komisch.

Hab ich sehr gerne gelesen, lieber hell.
Viele Grüße von Novak

 
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Hallo hell,

na du, hast du wieder eine Geschichte für mich geschrieben?
Sie spricht mich sehr an, die Thematik: Mutig sein und etwas Neues wagen, wenn das alte Leben schal geworden ist.

Give it away, tönt es aus den Boxen und legt sich wie ein löchriges Tuch über das Gemurmel im Raum.
Es wäre keine hell-KG, wenn nicht schon im Eingangs-Song die Aufforderung an den Prot enthalten wäre, etwas wegzugeben. Meine (Über-)Interpretation? Das ist doch kein Zufall?

Den Rauch meiner Carmel puste ich in Richtung Decke,
sollte das nicht Camel heißen?

… beobachte, wie er flapp, flapp, flapp vom Deckenventilator verwirbelt wird.
das flapp-Geräusch verursacht bei mir die Assoziation, dass etwas zerstückelt, zerhackt wird, nicht nur verwirbelt

Ich stelle mir vor, der Rauch wäre dichter, schwarz geworden von all dem Mist hier drin, der knisternd und zischend abfackelt.
Erst dachte ich, du meinst den Mist, der in der Bar geredet wird, aber du beziehst dich wohl aufs Mobiliar. Abfackeln wäre die Lösung des Problems ohne Eigenverantwortung :D, klar

… oder die Moët-Flasche, die mir als Kerzenhalter dient und mittlerweile einen so dicken Wachsbauch vor sich trägt, dass ich mich frage, wann das Ding endlich umkippt.
der Ausdruck gefällt mir nicht, die Flasche ist ja nicht in Bewegung

Ich kann das nicht mehr hören, immer dieselben Geschichten, über …
Das ist der häufigst gesprochene Satz all derer, die mit Menschen zu tun haben und die für das Zuhören kein Geld bekommen. Allerdings auch ein eindeutiges Signal dafür, dass es Zeit wird, den Job zu wechseln. :teach:

Früher hätte ich noch nachgefragt, mich am Geschwätz beteiligt. Heute nicht mehr.
Kann weg, das hat mir schon der Satz vorher verraten!

»Ach so, ja.« Der Typ fummelt seinen Geldbeutel aus der Gesäßtasche, legt mir einen Zehner und einen Fünfer hin, »Stimmt so«, und ich hoffe, dass er kapiert hat, dass das die letzte Runde für ihn sein soll.
Da passt was mit der Interpunktion nicht. Eine Möglichkeit:
Der Typ fummelt seinen Geldbeutel aus der Gesäßtasche, legt mir einen Zehner und einen Fünfer hin. »Stimmt so!« Und ich hoffe, dass er kapiert hat, dass das die letzte Runde für ihn sein soll.

Ich wische über das brandfleckverzierte Holz des Tresens, dort, wo Miriam am liebsten sitzt, wenn frei ist.
Das wollte ich dir schon letztlich sagen, dass ich mit dem „verziert“ so meine Probleme habe, hat mich in einem anderen Text von dir auch schon gestört, biete jetzt mal an: von Brandflecken übersät oder wische über die Brandflecken im Holz oder …

»Na, ihr zwei, was darf’s sein?«, frage ich und kraule mir die Kotlette.
bin nicht sicher, aber sollte es nicht besser Kotelette geschrieben werden?

»So, bitte sehr. Lasst's euch schmecken«, sage ich und stelle die Drinks auf rote Papierservietten.
Gut so, rote Servietten, ein Symbol für seine großen Gefühle für Miriam.

Ich nicke nur und registriere, wie Evas Falten wandern.
Wie muss ich mir wandernde Falten vorstellen? Nur so interessehalber. Bin nicht sicher, ob die Eva nicht zu oft und überdeutlich gefältelt daher kommt.

Miriam lacht, eine Stückchen des rechten Schneidezahns fehlt, was ihr nur noch mehr Magie verleiht.

Sommersprossen auf der Haut wie Blätter auf einem See voll Milch.
die Blätter wollen mir in diesem Bild nicht gefallen, irgendwie stimmt für mich die Relation nicht, bin wohl zu kleinlich

Sie beginnt zu zeichnen. Ich setze mich wieder und beobachte, wie sie gekonnt einen Strand mit Palme – eine Kokosnuss fällt hinab – das Meer und eine Sonne zeichnet, die eben hinter den Horizont flüchtet. Dann fügt sie eine Art Bude hinzu, zwei Barhocker davor, fette Boxen links und rechts, von denen Noten und zittrige Striche abgehen. Halb gefüllte Cocktailgläser stehen bald auf dem Tresen, und dahinter: ein Mann mit buschigen Kotletten, und, ja, jetzt erkenne ich es, eine Frau, mit kurzem Stoppelhaar und Ringen in den Ohren. Miriam dreht den Collegeblock um und schiebt ihn zu mir rüber. »Komm doch einfach mit?«
Eine originelle, liebevolle, deutliche Einladung. Sehr schöne Idee von dir, hell.

… ein Café-del-Mar-Scheiß oder die Chilli Peppers. Ich hoffe auf Letzteres.
Da sind sie wieder, die RHCP vom Beginn, ein deutlicher Hinweis für mich, dass der Prot langsam aus seiner Starre erwacht und auf seine Gefühle hören wird.

Ich hör jetzt auf mir der Erbsenzählerei, meckere nur noch einmal und zwar hier:

Und Leere bleibt zurück.
Das meinst du nicht? Das ist nicht nur mir so was von klar, also weg mit der redundanten Info.

Ach hell, die Geschichte muss man einfach mögen. Es sagt wohl viel über mich aus, wenn ich behaupte, dass ich sehr nah bei deinem Protagonisten bin.
Ich spüre seinen Überdruss am Job fast körperlich. Er will alles brennen sehen, um frei zu sein. Und doch wagt er es nicht, alles hinter sich zu lassen, die Frau zu begleiten, für die er schon lange etwas empfindet. Stattdessen verschanzt er sich hinter Ausreden (der Altersunterschied) und renoviert als Ersatzhandlung seine Bude. Na gut, wenigstens ein Minimum an Tapetenwechsel. Ich behaupte mal, mehr oder weniger ein symptomatisches Verhalten der Menschen heutzutage.
Er kann (noch) nicht aus seinem alten Leben ausbrechen, aber er erlaubt sich zu träumen. Ein erster Schritt. Aber warum der Titel „Riskante Träume“? Wo ist das Risiko? Weil die Gefahr besteht, dass er aufwacht und sie realisiert?
Da wünsche ich deinem Prot. schnelle und mutige Entscheidungen und viel Glück in Australien.

Ach ja, was mir auch gut gefällt, ist die Parallelgeschichte, die du so beiläufig erzählst. Sogar die Eva, runzelig, wortkarg, passionierte Trinkerin und der nervige, unsichere Gast finden sich als Paar, beweisen mehr Mut als der zögerliche Kneiper. Die beiden sind quasi dein Paradebeispiel dafür, wie unkompliziert es gehen kann, wenn man sich nicht selber im Wege steht. Und ich behaupte mal, dass ihm spätesten in diesem Moment ein Licht aufgeht, was das einzig Richtige für ihn ist.

Soweit ein erster Leseeindruck von mir zu dieser einfühlsamen Geschichte, die ein sehr interessantes Thema aufgreift.

Liebe Grüße von der Romantikerin peregrina

 
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Hola hell,

fabelhafte Geschichte – Respekt!
Ich habe die Kommentare der von mir überaus geschätzten Damen vor mir gelesen, aber wenn ich etwas zum Text sage, dann nicht, um andere Ansichten korrigieren zu wollen, sondern nur, damit Du erfährst, wie Deine Geschichte auf mich gewirkt hat.

Give it away, tönt es aus den Boxen und legt sich wie ein löchriges Tuch über das Gemurmel im Raum.
Find ich klasse. Ich hab’s gerne, wenn ich als Leser spüre, dass sich der Autor gründlich mit seinem Text beschäftigt hat. Dieses teilweise durchlässige Tuch ist sehr geeignet, die an- und abschwellenden Lautstärken darzustellen und wie sie durcheinander wabern.
Der Lautsprecher hinten am Eingang scheppert – ich nehme mir wieder mal vor, ihn auszutauschen.
Hat Zeit.
Den Rauch meiner Camel puste ich in Richtung Decke, beobachte, wie er flapp, flapp, flapp vom Deckenventilator verwirbelt wird
.
Ein Deckenventilator, der flapp macht, ist am Ende. Astrein. Da kann auch die ganze Bude in Rauch aufgehen. Weg damit. Müsste man nur eine Idee haben, wie es weiter geht.
Das sind nur die vier ersten Sätze, aber hier ist schon klar: So macht das Lesen Spaß. Da steckt viel Arbeit drin – alle Achtung!
Auch die erotische Szene hast Du sehr gut hingekriegt. Das können nur wenige.
Überhaupt hattest Du das rechte Augenmaß für Erzähltes und Angedeutetes.
Stark fand ich:
... lege die Geldbörse nach hinten. »Tschö«, erwidere ich den Gruß der beiden, ohne mich umzusehen, und betrachte den weißen Sandstrand auf meiner Lieblingskarte, ...
Hombre!
Jetzt hab ich Deinen Text schon mehrfach gelesen, nicht immer diszipliniert von Anfang bis Ende, auch mal hier, mal da – und immer zündet er! Lieber hell, das ist wirklich ein tolles Ding.
Ich weiß nicht, wie Du zu ‚Romantik’ stehst (vielleicht graut es Dich?), aber dieser tag wäre mMn ebenfalls angebracht.

Besten Dank für diesen Lesegenuss. Ich bin wirklich begeistert. Auch hat der Text etwas Reifes, das auf Mätzchen verzichten kann, und mehr liefert, als es den Anschein hat.

José

 
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Hallo barnhelm,


schön, dass du vorbeischaust!


barnhelm schrieb:
... das ist eine berührende Persönlichkeitsstudie, die deine Geschichte da langsam entwickelt. Am Ende habe ich das Bild eines einsamen Menschen vor mir, der gefangen ist in einer Alltagswelt, die er verachtet, aus der er sich lösen möchte, sogar so etwas wie eine Veränderung versucht, aber letztendlich doch den Absprung verpassen wird.
Dabei bin ich mir nicht sicher, ob ich deine Geschichte so richtig interpretiere. Aber das waren meine Gedanken, nachdem ich sie zuende gelesen hatte.
Ja, im Großen und Ganzen triffst du es. Allerdings hab' ich das Ende etwas abgemildert, so dass ein Funke Hoffnung verbleiben kann - wenn man das so lesen möchte.

Give it away, tönt es aus den Boxen und legt sich wie ein löchriges Tuch über das Gemurmel im Raum.
barnhelm schrieb:
Dieser Satz versperrte mir gleich am Anfang den Zugang zu deiner Geschichte. Gemurmel ist etwas eher Leises, die Boxen-Musik dagegen wohl eher laut und schrill. Da passt für mich dieses ‚löchrige Tuch’ nicht, es entsteht einfach kein Bild, das mir die Atmosphäre nahe bringt. Gleich danach bringst du noch einen anderen Aspekt: die verzerrte Wiedergabe. Das müsstest du vielleicht zusammenführen.
Ja, ich kann verstehen, dass man da kein Freund von ist. Ich hab' mir das auch lange überlegt, kam dann zu der Überzeugung: passt für mich. Aber der Hinweis ist berechtigt und gut, ich hab' ja selbst gezweifelt. Ich überdenke das noch mal.

Den Rauch meiner Carmel puste ich in Richtung Decke, beobachte, wie er flapp, flapp, flapp vom Deckenventilator verwirbelt wird.
barnhelm schrieb:
Ich würde das ‚flapp, flapp, flapp’ streichen. Das Verwirbeln reicht mMn.
Auch diesen Einwand kann ich nachvollziehen; ist riskant, ich weiß, so ein bisschen comicstyle, trotzdem, ich hab' das so eindringlich im Kopf, und ja, josefelipe deutet meine Intension schon richtig: der Ventilator ist ziemlich am Ende. Ich lasse das also erst mal so stehen.

Ich stelle mir vor, der Rauch wäre dichter, schwarz geworden von all dem Mist hier drin, der knisternd und zischend abfackelt.
barnhelm schrieb:
Was soll hier ‚knisternd und zischend’ abfackeln: der Rauch oder der Mist. Rauch, der abfackelt, geht nicht. Und der Mist, der ‚abfackelt’. Auch das löst in mir keine unmittelbare Assoziation aus.
Ist der Bezug nicht klar? Er stellt sich eben vor, die ganze Bude fackele ab - Bude, Inventar=Mist.
Ich gucke mir das aber noch mal an.

barnhelm schrieb:
Danach bin ich deinem Protagonisten gefolgt in seinen Betrachtungen über seine Gäste und die Bar. Vielleicht ein bisschen viel ‚Typ’ als Bezeichnung für ein und denselben Menschen, aber insgesamt ein gut gezeichnetes Bild dieser eher traurigen Kneipe.
Stimmt, bisschen viel Typ - ich hab' da etwas abgespeckt.
Freut mich, dass du ein gutes Bild von die Kneipe bekommen hast.

barnhelm schrieb:
… enttäuschte Hoffnungen. Ich kenne das alles nur zu gut.
Ich bin anders: Lädt man seinen Müll bei mir ab, dimme ich, bis es dunkel wird.
Hm, ja, wobei mir das Leuchten wichtig war und ist. Ich denke nochmals darüber nach, barnhelm.

das sie flugs ansetzt.
barnhelm schrieb:
flugs ?
:) Klingt scheiße, stimmt. Ist raus, danke.

barnhelm schrieb:
... es ist ein Text, der nachwirkt, weil er so glaubhaft rüberkommt ...
...
Die Antwort überlässt du deinem Leser. Aber du gibst ihm einiges mit auf den Weg, sich über das Leben deines Ich-Erzählers, aber auch über das eigene Leben Gedanken zu machen.
Um das mal rauszupicken: Mehr kann ich mir als Autor kaum wünschen. Ein Text wie ein Dominosteinchen, das etwas in Gang setzt.

barnhelm schrieb:
Ein Text, lieber Hell, der mir gut gefallen hat.

Liebe barnhelm, wie von dir erwartet, bist du mit deinen Adleraugen durch den Text, wofür ich dir sehr dankbar bin. Dass die Geschichte in dir nachwirkt, dass sie dir gut gefallen hat, finde ich großartig.
Vielen Dank für deinen Besuch, hab' mich wirklich sehr darüber gefreut!


Hey Novak!


Novak schrieb:
Camel - oder?
Danke, natürlich :).

irre, das muss ich jetzt loswerden. Hab deine Geschichte gerade erst gelesen und hier:
hell schrieb:
Es riecht noch nach Farbe, der neue Kühlschrank summt kaum hörbar vor sich hin ...
hab ich kurz gedacht, er ist tatsächlich gegangen.
Na gut, spätestens bei der Postkarte habe ich dann gemerkt, dass das nicht der Fall ist. Aber trotzdem habe ich so was Neues, was Frisches gespürt in den ersten Abschnitten. Eine Möglichkeit eben, eine Hoffnung, an die er sich halten kann.
Ja, was Neues, Frisches, diese Hoffnung - genau so wollte ich das auch.
Auch als Eva ihre Aversionen gegen Australien erwähnt, ist das noch nicht ein Killen der Hoffnung. Er beschreibt Eva jetzt sogar völlig anders, das ist viel liebevoller:
hell schrieb:
Ich sehe ihr in die grauen Augen und glaube, die Fältchen ringsum deuten ein Lächeln an.
Das sind jetzt Fältchen beim Lachen und nicht mehr Falten oder sonstiger runzliger Kram.
Genau, toll, dass das bei dir angekommen ist, toll, dass das funktioniert hat!

Novak schrieb:
Der letzte Satz aber war dann wie ein Ko-Schlag. Äh, scheiße, dachte ich, wieso das denn jetzt, das passt doch gar nicht!!!!
Nun zum letzten Satz. Kurzum: Er ist (wieder) draußen. Tatsächlich hab' ich ihn erst sehr spät angepappt, ursprünglich hatte ich den gar nicht drin. Vermutlich aus einer gewissen Stimmung heraus ... kurz vorm Einstellen ... Hm, keine Ahnung. Also ich finde schon, dass der passen kann, aber ich gebe dir alleine schon deswegen recht ...
Ich weiß nicht, ich würd den letzten Satz streichen, der ist so den Leser an der Nas gepackt und gesagt: So soll das - kapierst du das jetzt endlich? Du kleines Leserlein? Nix mehr Schwebe.
Also, hast mich überzeugt. Danke!


Was die Runzeligkeit, Falten und Koteletten anbelangt: Bin da auch nochmals darüber. Danke auch für diese Hinweise.


Novak schrieb:
Hab ich sehr gerne gelesen, lieber hell.
Und ich das; sehr, sehr gerne sogar.


Liebe Novak, ich glaube, jeder hier im Forum kann sich sehr darüber freuen, wenn du ihm einen Besuch abstattest. Ich schätze deine Kommentare sehr!
Vielen Dank für deine Gedanken zum Text. Großartig, dass er dir sehr gefallen konnte!


Wird fortgesetzt ...

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey peregrina,


freut mich sehr, dass du mit an Bord bist!


peregrina schrieb:
Sie spricht mich sehr an, die Thematik: Mutig sein und etwas Neues wagen, wenn das alte Leben schal geworden ist.
Das Thema finde ich spannend, ja. Ich könnte jetzt mehr dazu schreiben, verwurste das aber lieber noch in weiteren Geschichten (hoffentlich), wobei ich - ohne mich jetzt vergleichen zu wollen - bloß kein Coelho sein will :).

Give it away, tönt es aus den Boxen und legt sich wie ein löchriges Tuch über das Gemurmel im Raum.
peregrina schrieb:
Es wäre keine hell-KG, wenn nicht schon im Eingangs-Song die Aufforderung an den Prot enthalten wäre, etwas wegzugeben. Meine (Über-)Interpretation? Das ist doch kein Zufall?
Ganz beliebig ist der Song natürlich nicht.

Ich stelle mir vor, der Rauch wäre dichter, schwarz geworden von all dem Mist hier drin, der knisternd und zischend abfackelt.
peregrina schrieb:
Erst dachte ich, du meinst den Mist, der in der Bar geredet wird, aber du beziehst dich wohl aufs Mobiliar. Abfackeln wäre die Lösung des Problems ohne Eigenverantwortung , klar
Ja, Feuer kann reinigend sein :). In Gedanken.

… oder die Moët-Flasche, die mir als Kerzenhalter dient und mittlerweile einen so dicken Wachsbauch vor sich trägt, dass ich mich frage, wann das Ding endlich umkippt.
peregrina schrieb:
der Ausdruck gefällt mir nicht, die Flasche ist ja nicht in Bewegung
Hab's geändert, danke.

Ich kann das nicht mehr hören, immer dieselben Geschichten, über …
peregrina schrieb:
Das ist der häufigst gesprochene Satz all derer, die mit Menschen zu tun haben und die für das Zuhören kein Geld bekommen. Allerdings auch ein eindeutiges Signal dafür, dass es Zeit wird, den Job zu wechseln.
Vermutlich hast du recht. Zumindest lässt das auf eine Krise schließen, ja.

Früher hätte ich noch nachgefragt, mich am Geschwätz beteiligt. Heute nicht mehr.
peregrina schrieb:
Kann weg, das hat mir schon der Satz vorher verraten!
Stimmt schon. Ich lasse den aber vorerst noch drin; kann dir nicht mal genau erklären, weshalb. Schiebe ich auf mein Bauchgefühl, denke aber eingehender darüber nach.

hell schrieb:
»Ach so, ja.« Der Typ fummelt seinen Geldbeutel aus der Gesäßtasche, legt mir einen Zehner und einen Fünfer hin, »Stimmt so«, und ich hoffe, dass er kapiert hat, dass das die letzte Runde für ihn sein soll.
Da passt was mit der Interpunktion nicht. Eine Möglichkeit:
Der Typ fummelt seinen Geldbeutel aus der Gesäßtasche, legt mir einen Zehner und einen Fünfer hin. »Stimmt so!« Und ich hoffe, dass er kapiert hat, dass das die letzte Runde für ihn sein soll.
hell schrieb:
Ich wische über das brandfleckverzierte Holz des Tresens, dort, wo Miriam am liebsten sitzt, wenn frei ist.
Das wollte ich dir schon letztlich sagen, dass ich mit dem „verziert“ so meine Probleme habe, hat mich in einem anderen Text von dir auch schon gestört, biete jetzt mal an: von Brandflecken übersät oder wische über die Brandflecken im Holz oder …
Kauf ich beides, danke.

Na, ihr zwei, was darf’s sein?«, frage ich und kraule mir die Kotlette.
peregrina schrieb:
bin nicht sicher, aber sollte es nicht besser Kotelette geschrieben werden?
Danke. Kraulen ist auch ersetzt worden.

Ich nicke nur und registriere, wie Evas Falten wandern.
Wie muss ich mir wandernde Falten vorstellen? Nur so interessehalber. Bin nicht sicher, ob die Eva nicht zu oft und überdeutlich gefältelt daher kommt.
Hab's geändert. Was die Häufigkeit anbelangt ... Gucke ich mir nochmals an.

hell schrieb:
Miriam lacht, eine Stückchen des rechten Schneidezahns fehlt, was ihr nur noch mehr Magie verleiht.
hell schrieb:
Sommersprossen auf der Haut wie Blätter auf einem See voll Milch.
die Blätter wollen mir in diesem Bild nicht gefallen, irgendwie stimmt für mich die Relation nicht, bin wohl zu kleinlich
Geändert.
Was die Relation angeht. Vielleicht gefällt er dir auch nicht, da der Satz sich vom sonstigen Stil abhebt? Von der Sprache? War dann schon so gedacht, aber ja, auch darüber zerbreche ich mir mal weiter das Hirn.

Sie beginnt zu zeichnen. Ich setze mich wieder und beobachte, wie sie gekonnt einen Strand mit Palme – eine Kokosnuss fällt hinab – das Meer und eine Sonne zeichnet, die eben hinter den Horizont flüchtet. Dann fügt sie eine Art Bude hinzu, zwei Barhocker davor, fette Boxen links und rechts, von denen Noten und zittrige Striche abgehen. Halb gefüllte Cocktailgläser stehen bald auf dem Tresen, und dahinter: ein Mann mit buschigen Kotletten, und, ja, jetzt erkenne ich es, eine Frau, mit kurzem Stoppelhaar und Ringen in den Ohren. Miriam dreht den Collegeblock um und schiebt ihn zu mir rüber. »Komm doch einfach mit?«
peregriina schrieb:
Eine originelle, liebevolle, deutliche Einladung. Sehr schöne Idee von dir, hell.
Danke :shy:.

Und Leere bleibt zurück.
peregrina schrieb:
Das meinst du nicht? Das ist nicht nur mir so was von klar, also weg mit der redundanten Info.
Ja, ja, ich habe mich überzeugen lassen. Ist raus.

peregrina schrieb:
Ach hell, die Geschichte muss man einfach mögen.
...
Ach ja, was mir auch gut gefällt, ist die Parallelgeschichte, die du so beiläufig erzählst. Sogar die Eva, runzelig, wortkarg, passionierte Trinkerin und der nervige, unsichere Gast finden sich als Paar, beweisen mehr Mut als der zögerliche Kneiper.
...
Das freut mich sehr! Vor allem die Gedanken, die in dir - durch den Text - angestoßen wurden ... Ich hab' das barnhelm schon geschrieben. Mehr kann ich mir als Autor kaum wünschen.
Auch dass dir der "Nebenplot" gefällt, ja, hey, toll, danke!


Liebe peregrina, dein Komm hat mir nicht nur weitergeholfen, er hat mir vor allem ein Grinsen ins Gesicht gezaubert.
Vielen lieben Dank für deine Zeit und deine Gedanken zu meiner Geschichte!


Gruß


hell


Wird fortgesetzt ...


Hola josefelipe,


da heißt es immer, die ersten ein/ zwei Sätze sollen dazu verleiten, weiterzulesen.
Und du schreibst ...

... fabelhafte Geschichte – Respekt!
Tja, ist dir hier gelungen, José :).

Give it away, tönt es aus den Boxen und legt sich wie ein löchriges Tuch über das Gemurmel im Raum.
josefelipe schrieb:
Find ich klasse. Ich hab’s gerne, wenn ich als Leser spüre, dass sich der Autor gründlich mit seinem Text beschäftigt hat. Dieses teilweise durchlässige Tuch ist sehr geeignet, die an- und abschwellenden Lautstärken darzustellen und wie sie durcheinander wabern.
Ich sehe das ähnlich wie du, kann aber Vorbehalte schon auch verstehen. Trotzdem: Schön, dass wir uns hier einig sind.

Den Rauch meiner Camel puste ich in Richtung Decke, beobachte, wie er flapp, flapp, flapp vom Deckenventilator verwirbelt wird
josefelipe schrieb:
Ein Deckenventilator, der flapp macht, ist am Ende. Astrein. Da kann auch die ganze Bude in Rauch aufgehen. Weg damit. Müsste man nur eine Idee haben, wie es weiter geht.
Auch hier wieder: d'accord. Gewagt ist das aber schon, ich weiß.

josefelipe schrieb:
Das sind nur die vier ersten Sätze, aber hier ist schon klar: So macht das Lesen Spaß. Da steckt viel Arbeit drin – alle Achtung!
Danke.

josefelipe schrieb:
Auch die erotische Szene hast Du sehr gut hingekriegt. Das können nur wenige.
Überhaupt hattest Du das rechte Augenmaß für Erzähltes und Angedeutetes.
Wobei ich es mir durch die Andeutungen natürlich leicht gemacht habe :).
Nein, ich verstehe schon. Gerade die Balance zu halten, zwischen Auserzählen und Andeuten, halte ich für eine große Kunst. Schön, dass mir das hier bei dir gelungen zu sein scheint.

josefelipe schrieb:
Jetzt hab ich Deinen Text schon mehrfach gelesen ...
...
... immer zündet er! Lieber hell, das ist wirklich ein tolles Ding.
...
Besten Dank für diesen Lesegenuss. Ich bin wirklich begeistert. Auch hat der Text etwas Reifes, das auf Mätzchen verzichten kann, und mehr liefert, als es den Anschein hat.
Obiges muss ich jetzt einfach hervorheben :shy:.
Überhaupt, auch dass du den Text mehrfach gelesen hast ...
Ja, José, was kann ich dazu schreiben? Ein herzliches Dankeschön biete ich dir an, und große Freude darüber, dass dir meine Geschichte offenbar gefallen hat.


Lieber José, vielen lieben Dank für deinen Besuch, deine Zeit, deine Gedanken und für den üppigen Blumenstrauß sowieso.


Gruß


hell


PS: Nein, Romantik graut mich an sich nicht; na ja, höchstens ein bisschen :).

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber hell,

hell schrieb:
Ja, im Großen und Ganzen triffst du es. Allerdings hab' ich das Ende etwas abgemildert, so dass ein Funke Hoffnung verbleiben kann - wenn man das so lesen möchte.
Dieser offene Schluss ist natürlich auch eine akzeptable Möglichkeit.

Für mich beruhte der sehr kraftvolle Nachhall deiner Geschichte allerdings darauf, dass dein Protagonist durch das traurige Ende zu so etwas wie einer tragischen Gestalt wurde. Das hat mich emotional sehr berührt. Aber ich erkenne auch den Wert des offenen Schlusses. Was wäre unser Leben, wenn es nicht dieses Fünkchen Hoffnung gäbe.

Die Steine, über die ich am Anfang gestolpert bin, sind ja aus dem Weg geräumt worden. Da hatte ich wohl meinen begriffsstutzigen Tag erwischt.:D

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hallo @hell,

mit dem Anfang hatte ich meine Probleme, wenn sich Musik wie ein löchriges Tuch über das Gemurmel im Raum legt. Ich krieg da einfach kein Bild hin. Beim flapp, flapp, flapp vom Deckenventilator dagegen schon. Wenn auch anders, als José.

Der Typ, zwei Stühle weiter, geht mir auf die Nerven. Mit seinem lächerlichen Oberlippenbart, dünn wie ein Strich. Kaum hat er der ersten Halben einen Kurzen hinterhergejagt, legt er los, von wegen Scheiß-System und so. Ich kann das nicht mehr hören, immer dieselben Geschichten, über die da oben, treulose Fotzen oder Krebs. Früher hätte ich noch nachgefragt, mich am Geschwätz beteiligt. Heute nicht mehr. Heute mime ich höfliches Interesse oder ziehe den Stecker. Ganz professionell eben.

Das gefällt mir sehr gut als Charakterbeschreibung des Prot und deutet auch schon die beginnende Veränderung in seinem Leben an.

Eva daneben schmunzelt. Sie wirkt dabei so runzelig wie ein Ballon, der zu lange rumgelegen hat und dem langsam die Luft ausgeht.

Ganz schön derb, der Kerl

Der Unterschied: Lädt man seinen Müll bei mir ab, leuchtet bald gar nichts mehr. Meine Profession besteht darin, zu dimmen, bis es dunkel wird.

und gestresst

Dann geht es oben in seiner Wohnung weiter. Wie er gelangweilt durchs Programm zappt, sich von einer Seite auf die andere wälzt und an Miriam denkt. Sommerregenluft, Martinshorn und zwei Gestalten, die vor dem Regen flüchten und in einem Hauseingang knutschen. Ja, dieser Absatz zeigt mir wie einsam er ist.

Sommersprossen auf der Haut wie Blätter auf einem See voll Milch.

Sorry, aber die Blätter passen für mich nicht, da will kein Bild entstehen.

Miriam zieht mich enger zu sich ran, umklammert meinen Arm zwischen ihren Brüsten, als handele es sich um ihre Lieblingsdecke.

Hier aber schon. Die Hand als Lieblingsdecke – sehr schön.

Wir lieben uns erneut …

Oben redet er noch über treulose Fotzen, hier wird geliebt und nicht … du weißt schon, das F-Wort. Da ist schon eine Veränderung im Gang und mir gefällt das richtig gut, wie du die ganz langsam aufgebaut hast.

Ich schäme mich, weil eine Menge ungewaschenes Geschirr rumsteht. Ich schäme mich für mein selbstgezimmertes Palettenbett, den Bierkasten als Nachttisch, den billigen Kleiderschrank und das muffige Miniaturbad, das sie gestern benutzt hat.

Das meinte ich.

Ich setze mich wieder und beobachte, wie sie gekonnt einen Strand mit Palme – eine Kokosnuss fällt hinab – das Meer und eine Sonne zeichnet, die eben hinter den Horizont flüchtet. Dann fügt sie eine Art Bude hinzu, zwei Barhocker davor, fette Boxen links und rechts, von denen Noten und zittrige Striche abgehen. Halb gefüllte Cocktailgläser stehen bald auf dem Tresen, und dahinter: ein Mann mit buschigen Koteletten, und, ja, jetzt erkenne ich es, eine Frau, mit kurzem Stoppelhaar und Ringen in den Ohren. Miriam dreht den Collegeblock um und schiebt ihn zu mir rüber. »Komm doch einfach mit?«

Das ist so schön, hell und ich denke auch: Ja, geh doch einfach mit. Aber was wird dann aus Michi?

Es riecht noch nach Farbe, der neue Kühlschrank summt kaum hörbar vor sich hin, und nostalgische Werbeschilder – Coca Cola und Persil – schmücken ungewohnt die weiß gewordenen Wand. Ich komme mir albern vor, voll Klischee, aber ja, gefällt mir trotzdem, ebenso die Nachttischchen mit Schublade, die Yuccapalme und das kleine Highboard im Shabbylook, auf dem die Glotze jetzt steht.

Fantastisch, dieser Übergang. Ein Neuanfang findet statt.

Auch das mit Eva ist klasse. Eine Frau, über die er respektlos spricht, die zum Inventar gehört, selbst so jemand geht nicht alleine nach Hause – und der lächerliche Bart ihres Mackers ist auch weg. Veränderungen wohin man schaut.

Ich hebe die Hand zum Abschied.

Der alte Schluss, mit der Leere, die zurückbleibt, hat mir besser gefallen. Da konnte ich hoffen, dass sich für ihn noch alles zum Guten wendet. Jetzt verabschiedet er sich mit erhobener Hand aus der Geschichte. Ist mir fast ein bisschen zu einfach, zu nichtig für die ansonsten so gefühlsbeladene Geschichte.

Lieber Gruß
Tintenfass

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe barnhelm,


Für mich beruhte der sehr kraftvolle Nachhall deiner Geschichte allerdings darauf, dass dein Protagonist durch das traurige Ende zu so etwas wie einer tragischen Gestalt wurde. Das hat mich emotional sehr berührt. Aber ich erkenne auch den Wert des offenen Schlusses. Was wäre unser Leben, wenn es nicht dieses Fünkchen Hoffnung gäbe.
Kann ich verstehen. Für mich - habe ich oben schon irgendwo geschrieben - geht beides. Ich muss mich da entscheiden. Ist halt oft eine Entscheidungsfrage. Schon interessant, was nur ein Satz im Text zu ändern vermag.

Danke barnhelm, dass du nochmals reingeschaut hast!


Liebe Grüße retour


hell


Hey Tintenfass,


Tintenfass schrieb:
... mit dem Anfang hatte ich meine Probleme, wenn sich Musik wie ein löchriges Tuch über das Gemurmel im Raum legt.
Und damit stehst du ja auch nicht alleine, Tintenfass. Also ich bin hier und da noch mal mit dem Bügeleisen und dem Rotstift ans Werk.

Sommersprossen auf der Haut wie Blätter auf einem See voll Milch.
Tintenfass schrieb:
Sorry, aber die Blätter passen für mich nicht, da will kein Bild entstehen
Wieso denn Sorry :)? Nein, die Blätter sind raus, also, ersetzt worden. Vielleicht sollte ich den Satz auch ganz streichen. Hm. Wie hat josefelipe so schön geschrieben? Auf Mätzchen verzichten ... Ich denke noch darüber nach.


Wir lieben uns erneut …
Tintenfass schrieb:
Oben redet er noch über treulose Fotzen, hier wird geliebt und nicht … du weißt schon, das F-Wort. Da ist schon eine Veränderung im Gang und mir gefällt das richtig gut, wie du die ganz langsam aufgebaut hast.
Das sind so Dinge, die mich natürlich echt freuen. Toll, dass dir das aufgefallen ist, überhaupt, dass du auf so was achtest.

Ich setze mich wieder und beobachte, wie sie gekonnt einen Strand mit Palme – eine Kokosnuss fällt hinab – das Meer und eine Sonne zeichnet, die eben hinter den Horizont flüchtet. Dann fügt sie eine Art Bude hinzu, zwei Barhocker davor, fette Boxen links und rechts, von denen Noten und zittrige Striche abgehen. Halb gefüllte Cocktailgläser stehen bald auf dem Tresen, und dahinter: ein Mann mit buschigen Koteletten, und, ja, jetzt erkenne ich es, eine Frau, mit kurzem Stoppelhaar und Ringen in den Ohren. Miriam dreht den Collegeblock um und schiebt ihn zu mir rüber. »Komm doch einfach mit?«
Tintenfass schrieb:
Das ist so schön, hell und ich denke auch: Ja, geh doch einfach mit. Aber was wird dann aus Michi?
Danke :shy:.
Michi? Ja, keine Ahnung. Der macht bestimmt sein Ding, denke ich. Wie mein Prot damit klar kommt/ kommen würde? Ich frage ihn mal beizeiten.


Es riecht noch nach Farbe ...
Tintenfass schrieb:
Fantastisch, dieser Übergang. Ein Neuanfang findet statt.
:shy:

Auch das mit Eva ist klasse. Eine Frau, über die er respektlos spricht, die zum Inventar gehört, selbst so jemand geht nicht alleine nach Hause – und der lächerliche Bart ihres Mackers ist auch weg. Veränderungen wohin man schaut.
Freut mich, dass das so angekommen ist bei dir.

Tintenfass schrieb:
Der alte Schluss, mit der Leere, die zurückbleibt, hat mir besser gefallen. Da konnte ich hoffen, dass sich für ihn noch alles zum Guten wendet. Jetzt verabschiedet er sich mit erhobener Hand aus der Geschichte. Ist mir fast ein bisschen zu einfach, zu nichtig für die ansonsten so gefühlsbeladene Geschichte.
Hm, ja. Wie schon oben geschrieben, ich kann das verstehen. barnhelm und du fanden das alte Ende besser. Vielleicht muss ich das so akzeptieren, aber ja, natürlich zweifele ich erneut.
Ich zerbreche mir weiter den Kopf darüber. Mal sehen, was daraus wird ...


Liebe Tintenfass, herzlichsten Dank für deine Gedanken und überhaupt, für das Lob und die Kritik und die Denkanstöße und ..., ja, besten Dank einfach. Hat mich sehr gefreut, deinen Namen unter meinem Text lesen zu dürfen!


Gruß


hell

 

Liebe peregrina, dein Komm hat mir nicht nur weitergeholfen, er hat mir vor allem ein Grinsen ins Gesicht gezaubert.
Das ist ja interessant. Kann es sein, das ich besser nicht weiß, warum du lächelst?:D

Lieber hell,

ich hab mir jetzt mal den Luxus geleistet, deine KG mehrmals zu lesen, die Kommentare hab ich auch gestreift. Und ja, du hast ordentlich geglättet und den Einstieg gestrafft, eine gute Entscheidung.


Obwohl mir persönlich der bedeutsame erste Satz

Give it away, tönt es aus den Boxen und legt sich wie ein löchriges Tuch über das Gemurmel im Raum.
in seiner Urform gut gefallen hat, (für mich entstand die Situation, das löchrige Tuch legt sich über die Gespräche, so dass man sowohl Gesprächsfetzen als auch Musik wahrnimmt), ist die eingedampfte Version
Give it away, schallt es aus den Boxen und übertönt das Gemurmel im Raum.
um Längen besser. Ohne Zweifel, die akustischen Verhältnisse sind geklärt.


Sommersprossen auf der Haut wie Blätter auf einem See voll Milch.
Mein Kommentar lautete:
die Blätter wollen mir in diesem Bild nicht gefallen, irgendwie stimmt für mich die Relation nicht, bin wohl zu kleinlich
Da liegt wirklich die Betonung auf zu kleinlich.

Lieber hell,
das ist ein wunderschöner Vergleich, egal ob Blätter oder Inseln in der Milch schwimmen.
Diesen Satz nicht streichen, bitte!
Wir erfahren die Gedanken deines Prots in einem sehr intimen Moment, die seine romantische Ader zeigen. Ich denke, der Satz darf sich deshalb vom übrigen Text abheben, ohnehin hat der Ich-Erzähler in meinen Augen (fast) unbegrenzte Möglichkeiten sich zu outen. :lol:

Und da ja alle guten Dinge drei sein sollen, dann will ich noch mal auf dem letzten Satz rumreiten, an dem sich die Geister scheiden.

Und Leere bleibt zurück.
Ich hab den deshalb als überflüssig angesehen, weil sich mir die Leere im Leben deines Prots schon während des gesamten Textes erschlossen hat. Das war ja die Crux der KG, trotz Trostlosigkeit und Gefühle für Miriam bricht er nicht aus, wagt keinen Neuanfang. Ich bekam als eine Info, die ich schon lange hatte. Selbst wenn die vier Worte immer noch den Abschluss der KG bilden würden, bliebe für mich die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft der beiden. Da gab es genug Hinweise im Text.
Da sorgt wohl mein harmoniesüchtiges Herz dafür, dass ich aus einer anderen Perspektive auf das offene Ende schaue als die übrigen Kommentatoren.
Ist ja keine große Sache, wollte es dich nur noch schnell wissen lassen.

Ein romantisches Wochenende wünscht peregrina

 

Liebe peregrina,


... ich hab mir jetzt mal den Luxus geleistet, deine KG mehrmals zu lesen, die Kommentare hab ich auch gestreift. Und ja, du hast ordentlich geglättet und den Einstieg gestrafft, eine gute Entscheidung.
Erst mal: Danke für deinen erneuten Besuch, und hey, ich fühle mich echt geehrt, dass du meinen Text sogar mehrmals gelesen hast! Schön, dass dir die geglättete Version zu gefallen scheint.

Aber ja, so ganz leicht ist mir das nicht gefallen, gleich im ersten Satz den Rotstift einzusetzen - war 'ne klassische Kill-your-darlings-Entscheidung :).

... das ist ein wunderschöner Vergleich, egal ob Blätter oder Inseln in der Milch schwimmen.
Diesen Satz nicht streichen, bitte!
Wir erfahren die Gedanken deines Prots in einem sehr intimen Moment, die seine romantische Ader zeigen. Ich denke, der Satz darf sich deshalb vom übrigen Text abheben ...
:shy:
Einverstanden, der bleibt wohl drin.


hell schrieb:
Und Leere bleibt zurück.
Ich hab den deshalb als überflüssig angesehen, weil sich mir die Leere im Leben deines Prots schon während des gesamten Textes erschlossen hat. Das war ja die Crux der KG, trotz Trostlosigkeit und Gefühle für Miriam bricht er nicht aus, wagt keinen Neuanfang. Ich bekam als eine Info, die ich schon lange hatte. Selbst wenn die vier Worte immer noch den Abschluss der KG bilden würden, bliebe für mich die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft der beiden. Da gab es genug Hinweise im Text.
Ja, ich verstehe das und bin auch damit einverstanden. Ich glaube, beides geht; hab' mich aber jetzt erst mal in deinem Sinne entschieden.


Danke, liebe peregrina, dass du nochmals vorbeigeschaut hast. Freut mich sehr. Vor allem, dass du die Änderungen für gelungen hälst.


Das Wochenende war eher arbeitsreich, denn romantisch. Ich spare mir deinen Wunsch deshalb gerne für einen späteren Zeitpunkt auf :).
Dir einen guten Start in die Woche!


hell


PS:

Kann es sein, das ich besser nicht weiß, warum du lächelst?
Nein, doch, natürlich darfst du wissen, weshalb ich lächele :D.

 

Ich stelle mir vor, all der Mist hier drin ginge in Rauch auf, während ich auf die Spitze meiner Zigarette puste und die Glut hell aufleuchtet.

Alles schon gesagt, das ist gut. Aber nirgendwo wird so viel gequalmt wie unter den Wortkriegern und was die Markennamen so alles in der Werbewelt versprechen, will ich gar nicht erst wissen,

lieber hell,

aber hier gibt es mit Red Hot Chilli Peppers und dem Song geradezu einen historischen Anhaltspunkt, wann das südliche Land (terra australis) nicht gut wegkam - warum eigentlich, wäre Eva zu fragen.

Und da wären wir schon bei dem, was mir so - schon aufgrund der Namen, auch des verschwiegenen - so nach und nach vorschwebte: die Genesis - und die Phrase gibt mir dann den Rest

Sommersprossen auf der Haut wie kleine Inseln auf einem See voll Milch. Ich betrachte die chinesischen Schriftzeichen [die uns so fremd sind wie hebräische, aramäische oder sonstige semitische], die sich Wirbel für Wirbel vom Nacken bis zum Steiß abzeichnen – eine geheimnisvolle Schriftrolle, die mir etwas sagen möchte.

Adam (der "Mensch") hatte vor Eva (der "Mutter allen Lebenden") schon mit einer Frau zu tun, Lillith (die "Nächtliche", im Lande Sumer wohnte sie noch im Weltenbaum), die aber dem Manne gleichberechtigt war und - lange vor Eva, der benannten Rippe des Mannes - vertrieben wurde. Patriarchen mögen solche als widerborstig empfundenen Frauen nicht.

Nun ja, der Name Miriams ist so vieldeutig (von der "Geliebten" bis zur "Bitternis"), dass eigentlich nur noch die latinisierte Form der Mutter Gottes übrigbleibt und das ferne Australien einen utopischen Ort meinen kann.

Aber an so was Beklopptes wirstu sicherlich gar nicht erst gedacht haben, denn das Gott ein Menjoubärtchen je getragen hätte, wäre selbst mir zu abenteuerlich. Aber wer hätte zu seiner Zeit in Weimar im zerbrochenen Krug die Vertreibung aus dem Paradies erkannt? Das Publikum nicht.

Trivialeres, bevor ich das bisschen Sonnenschein hierorts für heute ausnutzen will, aber vorweg noch ein mir gefallen-d-es Bild

... die Moët-Flasche, die mir als Kerzenhalter dient und mittlerweile einen so dicken Wachsbauch hat, dass ich mich frage, wann das Ding endlich umkippt.

Kleine Flüchtigkeiten

Ich stehe auf, nehme mir die Camels vom Nacht[t]isch und entriegele das Fenster.
»Scheiße, nein. Erdnüsse[...] und Salzstängel, unten in der Bar.«
»Jepp. Hab' einen Sohn. Der hat aber schon lange die Schnauze von mir voll.[«]
»Wie alt?«

Hier
Eva hat selten nach etwas anderem als den nächsten Drink gefragt.
mein ich nun, dass der Dativ durchgehalten werden sollte "... dem nächsten ..."
Aber vorsicht, ich kann mich auch irren!

Gern gelesen vom

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Bas,


es fällt mir tatsächlich schwer, auf deinen Kommentar zu antworten. Ich hab' ihn natürlich sehr, sehr gerne gelesen.
Ich habe das schon weiter oben geschrieben, dass ich mir als Autor kaum mehr wünschen kann, als dass mein Text nachwirkt. Toll, dass das bei dir der Fall zu sein scheint.
Was den Schreibstil und alles andere anbelangt: Auch hier, wow!, so schön, was du schreibst :shy:.
Offenbar hat der Text bei dir einfach funktioniert - großartiges Gefühl für mich, das gebe ich gerne zu.

Dass der Text für eine Schreibwerkstatt zu ausgereift sein könnte, glaube ich allerdings weniger. Ich denke, ein Text ist erst fertig, wenn ein Autor beschließt, dass er fertig ist. Und das sagt dann nicht einmal unbedingt etwas über die Qualität aus :). Es gibt immer etwas, das man ändern könnte, was aus subjektiver Sicht (Leser- oder Autorenperspektive) verbesserungswürdig ist - und meist endet das eben erst dann, wenn der Autor entweder keine Lust mehr hat, sich lieber Neuem zuwendet, oder mit sich ins Reine kommt und auch hinter all den Gedankenspielchen einen Punkt setzt. Übrigens ist das bei den Profis wohl nicht anders, da kommt allerdings noch wirtschaftlicher Druck hinzu. Aber jeder Text profitiert wohl davon, von außen betrachtet zu werden, sei es durch Lektorat, Korrektorat oder durch die von mir sehr geschätzten Wortkrieger.

Klar, auch ich freue mich, dass meine Geschichte wieder weiter oben gelandet ist, um vielleicht mehr Leser zu angeln, aber noch mehr habe ich mich über deine Worte gefreut, Bas, die haben sehr gut getan.

Vielen lieben Dank!


Gruß


hell


Wird fortgesetzt ...


Hallo Friedrichard,


Ich stelle mir vor, all der Mist hier drin ginge in Rauch auf, während ich auf die Spitze meiner Zigarette puste und die Glut hell aufleuchtet.
Friedrichard schrieb:
Alles schon gesagt, das ist gut. Aber nirgendwo wird so viel gequalmt wie unter den Wortkriegern und was die Markennamen so alles in der Werbewelt versprechen, will ich gar nicht erst wissen ...
Ach, komm schon, ist noch nicht so lange her, da hat Gott und die Welt gequalmt und das auf Teufel komm raus :).
Bevor ich es vergesse: Danke für "das ist gut"!

Deine Assoziation zur Genesis gefällt mir außerordentlich, ist zudem sehr aufschluss-/ lehrreich, lieber Friedel.
Das sind sehr spannende Gedanken, die du da hast.

Eva hat selten nach etwas anderem als den nächsten Drink gefragt.
Friedrichard schrieb:
mein ich nun, dass der Dativ durchgehalten werden sollte "... dem nächsten ..."
Aber vorsicht, ich kann mich auch irren!
Ich vertraue dir da gerne voll und ganz.

Danke auch fürs Aufzeigen der Flüchtigkeiten, die sich allzu gerne in meine Texte einschmuggeln. Ich hab' sie jetzt hoffentlich größtenteils erwischt.

Friedel, lieben Dank fürs Lesen, für deine Zeit, Hilfe und die spannenden Gedanken zu meiner Geschichte.
Am meisten freut mich aber dein ...

Friedrichard schrieb:
Gern gelesen
... denn das schreibst du nicht unter jeden Text.


Gruß


hell

 
Zuletzt bearbeitet:

Give it away, schallt es aus den Boxen und übertönt das Gemurmel im Raum.
Mit diesem ersten Satz hab ich ein kleines syntaktisches (ein semantisches?) Problem, hell. Blöderweise kann ich dir nicht einmal genau erklären, was mich daran stört …
Egal, ich versuch‘s trotzdem:

"Give it away“ kann ich entweder als den Song-Titel lesen oder als Textzitat/Liedzeile/Refrain aus jenem Song.
Wenn ich es nun als den Songtitel verstehen soll, passt aber weder das Komma, noch das zusätzliche Satzsubjekt „es“ dazu: „Ein (ganz bestimmter) Song, tönt es aus den Boxen …“ Geht nicht.
Also muss ich’s wohl als die Wiedergabe von genau drei Wörtern des Liedtextes lesen. Aber stünden die dann nicht besser in Anführungszeichen?
Ich hab diesen Satz jetzt wirklich oft gelesen (auch in seiner ursprünglichen Form) und nach wie vor macht es mich halb verrückt, dass ich ihn zwar als (für mein Gefühl) nicht perfekt wahrnehme, aber gleichzeitig den (vermeintlichen?) Hund, der drin steckt, nicht benennen kann …
Würde er mir so besser gefallen?

Give it away schallt aus den Boxen und übertönt das Gemurmel im Raum.

Keine Ahnung. (Und keine Ahnung, ob du überhaupt verstehst, was ich meine … :Pfeif:)


Ich stelle mir vor, all der Mist hier drin ginge in Rauch auf, während ich auf die Spitze meiner Zigarette puste und die Glut hell aufleuchtet.

Den Temporalsatz würde ich an den Satzanfang stellen, weil er sich dann eindeutiger auf den Satzteil „Ich stelle mir vor“ bezieht:
Während ich auf die Spitze meiner Zigarette puste und die Glut hell aufleuchtet, stelle ich mir vor, all der Mist hier drin ginge in Rauch auf.
(Momentan klingt es nämlich eher so, als wäre auch das auf-die-Zigarette-Pusten usw. ein Teil seiner Vorstellung.)

Miriam ist ganz in Schwarz und hat eine Freundin im Schlepptau. Eine hagere, die aussieht, als …
Ich lese das eher als: „eine hagere Frau“, und nicht als: „eine hagere Freundin“. Deshalb besser substantivieren: Eine Hagere, …

Es riecht nach abgestandenem Rauch und schaler Biergeruch liegt in der Luft.
Würde ich vereinfachen:
Es riecht nach abgestandenem Rauch und schalem Bier.
Oder: Der Geruch nach abgestandenem Rauch und schalem Bier liegt in der Luft.

und schaue zum Wecker auf dem leeren Bierkasten neben mir, der mir als Nachttisch dient.
Der Relativsatz klingt mir viel zu erklärend. (Vor allem als Gedanke eines ich-Erzählers.) Und obendrein zu unnötig erklärend. Kein Leser käme wohl auf die Idee, dass eine Bierkiste neben dem Bett (auf der noch dazu ein Wecker steht) als … äh Sofa? Kleiderschrank? Schreibtisch? usw. dient.

»Ob du was zu Futtern hast?«
entweder: zu futtern oder: zum Futtern

»Scheiße, nein. Erdnüssen [Erdnüsse] und Salzstängel, unten in der Bar.«

Also abgesehen von diesen paar Peanuts hat mir die Geschichte wirklich sehr gut gefallen, hell. Ach was sag ich, eigentlich hat sie mich richtiggehend berührt. Also es hat mir beim Lesen nicht gerade die Härchen auf den Unterarmen aufgestellt. Aber beinahe. Du hast da nämlich eine wirklich ungemein glaubhafte Figur geschaffen, diesen weitgehend desillusionierten Typen, der zwar erkennt, dass er in Wahrheit am Leben vermutlich gescheitert ist, dass er schon längst in den Seilen hängt, der sich aber trotzdem noch wacker auf den Beinen hält. Es sich in seinem Schneckenhaus halbwegs erträglich eingerichtet hat und ... auf ein Wunder wartet? … Und dann, als er dem Wunder begegnet, kann er es nicht festhalten und lässt es vorübergehen. Schön traurig, bzw. traurig schön, bzw. sehr, sehr menschlich halt. Ein großartiger, ein beinahe klassischer Antiheld.

Ist genau die Art von Geschichten, die zu lesen ich liebe, wenn mich dieser typische Freitagnacht-Blues am Wickel hat, wenn ich übers Leben nachdenke und über versäumte Chancen und all das Zeug, wenn ich mir ein weiteres Bier aufmache und dann vielleicht noch eins ... in der tröstlichen Gewissheit, jederzeit meine Freundin anrufen zu können, um sie zu fragen, ob ich noch einen Sprung zu ihr rüber kommen könne.
Ja, deine Geschichte hat den Blues, hell. Wahrhaftig.


offshore

 

Hallo ernst offshore,


hell schrieb:
Give it away, schallt es aus den Boxen und übertönt das Gemurmel im Raum.
Mit diesem ersten Satz hab ich ein kleines syntaktisches (ein semantisches?) Problem, hell. Blöderweise kann ich dir nicht einmal genau erklären, was mich daran stört …
...
Also muss ich’s wohl als die Wiedergabe von genau drei Wörtern des Liedtextes lesen. Aber stünden die dann nicht besser in Anführungszeichen
Ich glaube, ich verstehe, was du meinst, ernst, und du hast es geschafft, dass ich mir jetzt auch den Kopf darüber zerbreche.
Ich dachte mir das so, wie du es im oben zitierten, letzten Satz erwähnst - als Wiedergabe von genau drei Wörtern. Anstelle der Anführungszeichen, habe ich die kursive Schreibweise gewählt. Hm. Weiß auch nicht genau, ob das so durchgeht. Ich überdenke das nochmal.

Ich stelle mir vor, all der Mist hier drin ginge in Rauch auf, während ich auf die Spitze meiner Zigarette puste und die Glut hell aufleuchtet.
ernst offshore schrieb:
Den Temporalsatz würde ich an den Satzanfang stellen, weil er sich dann eindeutiger auf den Satzteil „Ich stelle mir vor“ bezieht:
Während ich auf die Spitze meiner Zigarette puste und die Glut hell aufleuchtet, stelle ich mir vor, all der Mist hier drin ginge in Rauch auf.
Oh ja, hast recht, habe ich geändert.

Miriam ist ganz in Schwarz und hat eine Freundin im Schlepptau. Eine hagere, die aussieht, als …
ernst offshore schrieb:
Ich lese das eher als: „eine hagere Frau“, und nicht als: „eine hagere Freundin“. Deshalb besser substantivieren ...
Hast mich auch hier überzeugen können.

Es riecht nach abgestandenem Rauch und schaler Biergeruch liegt in der Luft.
... und schaue zum Wecker auf dem leeren Bierkasten neben mir, der mir als Nachttisch dient.
»Ob du was zu Futtern hast?«
»Scheiße, nein. Erdnüssen [Erdnüsse] und Salzstängel, unten in der Bar.«
Auch die weiteren Vorschläge kauf' ich, offshore, und die Verbesserungen nehme ich dankend an.

ernst offshore schrieb:
Also abgesehen von diesen paar Peanuts hat mir die Geschichte wirklich sehr gut gefallen, hell. Ach was sag ich, eigentlich hat sie mich richtiggehend berührt. Also es hat mir beim Lesen nicht gerade die Härchen auf den Unterarmen aufgestellt. Aber beinahe. Du hast da nämlich eine wirklich ungemein glaubhafte Figur geschaffen, diesen weitgehend desillusionierten Typen, der zwar erkennt, dass er in Wahrheit am Leben vermutlich gescheitert ist, dass er schon längst in den Seilen hängt, der sich aber trotzdem noch wacker auf den Beinen hält. Es sich in seinem Schneckenhaus halbwegs erträglich eingerichtet hat und ... auf ein Wunder wartet? … Und dann, als er dem Wunder begegnet, kann er es nicht festhalten und lässt es vorübergehen. Schön traurig, bzw. traurig schön, bzw. sehr, sehr menschlich halt. Ein großartiger, ein beinahe klassischer Antiheld.
Du hast offenbar genau den richtigen Draht zur Figur herstellen können und sie so erfasst, wie ich sie mir ausgedacht habe. Das freut mich ungemein! Ich musste den Absatz gleich mehrmals lesen, möchte ihn am liebsten einrahmen :D.

Ja, deine Geschichte hat den Blues, hell. Wahrhaftig.
Das ist das größte Kompliment, das man mir hätte machen können, ernst! Wirklich und wahrhaftig.


Du hast mir nicht nur sehr geholfen, dein Kommentar hat mich sehr bewegt. Es ist ein großartiges Gefühl, wenn es auch nur annähernd gelingt, durch das Medium (geschriebene) Sprache etwas zu transportieren, das schwer in Worte zu fassen ist; vor allem dann, wenn sich vieles davon zwischen den Zeilen versteckt.
Den Blues hört man ja auch nicht einfach so, den spürt man eher, tief in sich drin; oder eben auch nicht.


Danke für deinen Besuch, offshore!


hell


PS:

... in der tröstlichen Gewissheit, jederzeit meine Freundin anrufen zu können, um sie zu fragen, ob ich noch einen Sprung zu ihr rüber kommen könne.
Ja, gut so, gut dass das so ist. Freut mich für dich.

Wird fortgesetzt ...

 

Hej hell,

wie froh bin ich, doch noch an deine Geschichte herangekommen zu sein.

Und so gleite ich mit dir durch diese Spelunke und lasse mich auf alle deine Protagonisten ein, schätze die Wertigkeit, mit denen du sie bedenkst, wie den Mann mit dem Bärtchen und der runzligen Eva. Ich liebe die Atmosphäre und was sie mit mir macht. Und dabei ist es mir auch schnurzpiepegal, wie wenig ich die Handlung mag, das schmuddlige Setting und die gewöhnlichen Charaktere.

Ich habe noch nicht einmal Sympathien oder Antipathien entwickelt. Ich habe mich einfach durch deine Beschreibungen führen lassen. Obwohl: die Miriam ist mir nicht direkt ans Herz gewachsen.
Da kannst du aber was. ;)

Das soll jetzt alles nur schön für dich sein und sehr gerne folge ich dir wieder, egal wie gewöhnlich oder althergekommen die Handlung ist.

(Hätte er nicht auf seinen Beruf zurückgreifen können und aus seiner piefigen Eckkneipe ein kleines, feines Restaurant machen können? :shy:)

Vielen Dank für diesen verträumten Ausflug und freundlichster Gruß , Kanji

 

Naja, lieberhell,

über der/die Genesis hab ich natürlich die Folgen des Neue Testaments in dem mir schönsten Bild

... die Moët-Flasche, die mir als Kerzenhalter dient und mittlerweile einen so dicken Wachsbauch hat, dass ich mich frage, wann das Ding endlich umkippt.
vergessen - und das im Jubiläumsjahr der Reformation ... Ulfila, Hus und Luther und hell (nordisch Hölle) mögen mir verzeihn!

Schönen Spätapril vom

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey maria.meerhaba,


ich fange mal von hinten an ...

Das ist aber jetzt wirklich nur noch der persönliche Geschmack, der aus mir spricht, denn es gibt Leute, die haben an solchen Texten ihren Spaß, können es genießen und so, aber es ist eben nicht mein Ding und daher hoffe ich, dass du verstehst, wieso mir diese Geschichte nicht gefällt und warum mir nichts Konstruktives dazu einfallen will.
... und könnte eigentlich gleich wieder aufhören, denn über den persönlichen Geschmack lässt sich schwerlich streiten ;).
Nein, klar, ich finde das schade, dass dir die Geschichte nicht gefällt, aber es ist dann halt so, natürlich verstehe ich das.
Ich schätze dich als Autorin - ich mag deine Texte - und ich lese zuweilen auch interessiert deine Kommentare, die sich inhaltlich auch oft gleichen. Daraus kann man natürlich schließen, was du von Geschichten erwartest, um dich packen zu können. Insofern hätte ich mir gleich denken können, dass dieser Text nichts für dich sein würde.
Im Gegensatz zum rauen Seegang, zu hohen Wellen, faszinieren mich nun mal auch ruhigere Oberflächen, die sich leicht kräuseln, unter denen etwas zu passieren scheint, wo sich was anbahnt. Das bietet mir Projektionsfläche. Ähnlich geht es mir mit introvertierten Figuren. Sie werfen viel mehr Fragen auf. Die Stillen, auch die Distanzierten, Ausgebrannten, die Antihelden dieser Welt, die, da hast du ganz recht, in ihrem Inneren mehr verbergen müssen, als auf den ersten Blick erkennbar ist.
Irgendwann, irgendwo hast du, glaube ich, mal geschrieben, du möchtest Superhelden-Geschichten schreiben, mit Helden, Superkräften und so. Ich wollte hier einen Antihelden etablieren. Wir sind uns sicher darin einig, dass es ratsam wäre, jeweils passende Stilmittel zu verwenden. Dementsprechend habe ich das für meine Art Geschichte versucht.
Wenn du schreibst ...
Er ist so distanziert, protokollhaft, und fast schon kalt. Du spiegelst eine Figur wieder, die vielleicht so ist, also nicht viel redet, auf Distanz bleibt und so, aber in seinem Inneren muss ja mehr sein, also nur diese abartige Kälte.
... dann triffst du es eigentlich ganz gut. Für mich passt das eben zur Figur. Ein extrovertierter Stil, eine extrovertierte Figur, eine, die blank zieht, wäre eine andere Figur. Eine andere Art von Geschichte. Zumindest für mich.

... eine Frau taucht aus dem Nichts auf, wird gefickt, verschwindet wieder. Ja, ich fühle mich da auch an ein Klischee erinnert, wo eine Frau einfach aus dem Nichts einen Mann fickt und dann einen solchen Vorschlag macht.
Das sehe ich eben auch anders. So klischeehaft sehe ich das nicht ... Im Gegenteil.
Ich danke dir aber, dass du mich darauf aufmerksam machst und mich zwingst, kritisch darüber nachzudenken.

Ich mag es, wenn ich in eine Figur versetzt werde, mit ihr verschmelze, alles mitfühle, aber hier ist nicht viel, dass eine Nähe aufbaut oder dafür sorgt, dass ich mitfühle und das ist für mich ein No-Go, der mir diese Geschichte ziemlich unsympathisch gemacht hast.
Das mag für dich zutreffen, anderen hat es offenbar gereicht.


Liebe meryem, ich mag deine offene Art, ich mag es, dass du frei heraus schreibst, was du ablehnst, was du einforderst und so. Du kannst das auch gut benennen, ist schon konstruktiv alles. Aber wie oben schon erwähnt, ich hätte mir gleich denken können, dass das kein Text für dich ist. Ich kann damit leben.


Ich danke dir jedenfalls für deine Zeit und deine Gedanken, die du meiner Geschichte gewidmet hast. Du bringst mich zum Nachdenken über meine Intentionen und meinen Werkzeugkoffer. Das ist schon auch sehr hilfreich für mich.


Gruß


hell


Wird fortgesetzt ...

Hey Kanji,


... wie froh bin ich, doch noch an deine Geschichte herangekommen zu sein.
Das freut mich. Schön, dass du reinschaust.

Ich liebe die Atmosphäre und was sie mit mir macht. Und dabei ist es mir auch schnurzpiepegal, wie wenig ich die Handlung mag, das schmuddlige Setting und die gewöhnlichen Charaktere.
Das fasse ich einfach mal als Kompliment auf :).

Ich habe noch nicht einmal Sympathien oder Antipathien entwickelt. Ich habe mich einfach durch deine Beschreibungen führen lassen. Obwohl: die Miriam ist mir nicht direkt ans Herz gewachsen.
Da kannst du aber was.
Das finde ich interessant. Gefällt mir aber auch, dass du dich hast treiben lassen können.

Hätte er nicht auf seinen Beruf zurückgreifen können und aus seiner piefigen Eckkneipe ein kleines, feines Restaurant machen können?
:)
Ja, vielleicht beim nächsten mal, in der nächsten Geschichte. Ich werde dich im Hinterkopf behalten, Kanji ...
... und sehr gerne folge ich dir wieder, egal wie gewöhnlich oder althergekommen die Handlung ist.
... denn ich weiß ja jetzt, dass du mir wieder folgen wirst. Hey, das freut mich ungemein!


Vielen Dank für deinen Komm, liebe Kanji, schön, dass du dir die Zeit genommen hast - du weißt schon, fürs Lesen, deine Gedanken und so.
Hat mich sehr gefreut!


Gruß


hell

Friedrichard


Ich nehme das amüsiert zur Kenntnis, Friedel. Schön, wie dich das Reformationsjahr zu durchdringen scheint :D.


Gruß und guten Start in die Woche!


hell

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi hell,

ich hab den Text schon mal in einer früheren Fassung gelesen und jetzt wieder. Hatte den etwas anders in Erinnerung bzw. da hat sich wohl inzwischen was getan. Ist schon ziemlich rund, ich kann dir nur ein paar wenige Spitzfindigkeiten anbieten.

Sorry, falls ich was wiederhole. Hab den Thread nicht gelesen, das sag ich gleich.

Also, mir gefällt die Geschichte. Die kommt einfach so daher, so unprätentiös, biedert sich nicht an.

It is what it is ...

Während ich auf die Spitze meiner Zigarette puste und die Glut hell aufleuchtet, stelle ich mir vor, all der Mist hier drin ginge in Rauch auf.

Damit hast du mich gleich gekriegt.

Scheiß-System

Ich meine, das schreibt sich Scheißsystem. (Zusammengesetzte Substantive werden im Deutschen nur in Ausnahmefällen mit Bindestrich geschrieben, um sie lesbarer zu machen, z. B. bei der Kombination von englischen und deutschen Bestandteilen.)

Als ich den Sprudel eingieße, kommt Miriam durch die Tür. Das Bier läuft mir über die Hand, und

Schönes Bild.

Wie eine Seelenchirurgin ist sie, ein Engel vielleicht, mit schwarzem Stoppelhaar und eng beringten Ohren.

Hat sie so'ne Meckifrisur? So würd ich das vielleicht nennen wollen. Ich find das Wording mit dem Stoppelhaar irgendwie bemüht unschön. Mir ist schon klar, dass das hier keine Romantikschmonzette ist, beschädigter Schneidezahn und alles. Aber bei Stoppeln denke ich mehr an den Stoppelbart eines Mannes als an die Frisur einer Frau.

Die Freundin knufft ihr die Schulter und ich trotze mir ein »Na dann, viel Spaß euch beiden« ab.

Trotzen? Ich hätte wohl gesagt: und ich ringe mir ein "Na dann, viel Spaß euch beiden" ab.

Ich frage mich, wie alt Miriam ist. Bestimmt zehn, fünfzehn Jahre jünger.

Da hört einfach der Satz auf! Jünger als wer? Als Steff? Als der Erzähler? Würd es wehtun, zu ergänzen "als ich"?

Okay, subtiler wäre es evtl., ihn ihr Alter absolut schätzen zu lassen. Dreißig? Wenn der Prota einen siebzehnjährigen Sohn hat, ist er bestimmt über vierzig.

Strand-Boxen

Strandboxen, siehe oben.

Soweit meine Spitzfindigkeiten ...

Eva erhebt sich und geht zu dem Mann, der noch immer vorne an der Tür steht. Ich habe ihn nicht gleich erkannt, der lächerliche, dünne Bart ist weg. Der Typ legt den Arm um Eva und nickt mir zu.
Ich hebe die Hand zum Abschied.

Das ist ein interessanter Schluss!

Mein erster Gedanke: Die runzelige, schweigsame Eva. Wie verzweifelt ist die eigentlich? Dann: Die Menschenkenntnis des Protagonisten zerbröselt vor meinem inneren Auge.

Also, danke für die Geschichte! War gar nicht die Hölle. :D War gut!

LG, Anne

 

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